Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 451 |
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Miscellen.
Miscellen.
Zeyland's Neuerung an Abrichthobelmaschinen.
Bei Scheibenhobelmaschinen ist es ein Uebelstand, daſs Schruppen und Schlichten mit
denselben Messern vorgenommen werden muſs, wenn der Arbeitsgang ein Auswechseln
derselben verhindert oder ein zweimaliges Bearbeiten mit verschiedenen Messern
unthunlich ist. Die von J. Zeyland in
Posen (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 15698
vom 30. März 1881) angegebenen Neuerungen an Abrichthobelmaschinen haben
die Verwendung zweier Systeme von Messern in derselben Scheibe zum Zweck, welche
während des Ganges der Maschine beliebig verstellt und abwechselnd benutzt werden
können.
In der verticalen hohlen Welle, welche die Messerscheibe mit den Schruppmessern
trägt, liegt eine zweite Welle; dieselbe ist an ihrem unteren Ende mit einem
dreiarmigen Kreuz versehen, an welchem Schlichtmesser angebracht sind. Mittels eines am oberen
Ende befindlichen Supports kann nun diese innere Welle mit den Schlichtmessern
während des Betriebes beliebig gehoben oder gesenkt werden. Das dreiarmige
Messerkreuz ist so in einer Vertiefung der Messerscheibe geführt, daſs es nur auf-
und abbewegt werden kann. Bei der Bearbeitung des Holzes wird mit den Schruppmessern
vorgegangen; dann wird das Kreuz mit den Schlichtmessern so weit gesenkt, daſs diese
den letzten Span wegnehmen und glätten. Sonst steckt das Messerkreuz innerhalb der
Scheibe.
Mg.
Bahn's Fräsmaschine für kantig profilirte Hölzer.
In gleicher Absicht wie Weisse (1880 237 * 357) und Schuhmacher
(1881 241 * 174) hat E. Bahn in
Charlottenburg (* D. R. P. Kl. 38 Nr.
15974 vom 20. April 1881) eine Fräsmaschine zur gleichzeitigen
Bearbeitung mehrerer vielkantiger Hölzer nach gleichem Profil construirt. Die Hölzer
werden hier zwischen zwei verticalen endlosen Ketten eingespannt, so daſs ein
endloses Bett (vgl. 1874 212 * 23. 1878 230 * 220) entsteht, und mittels derselben vor einem
entsprechend profilirten Fräser vorbeigeführt. Die Verbindungsbolzen der Ketten sind
zu Spannfuttern ausgebildet, in denen die Enden der Hölzer eingespannt werden. Die
Ketten werden durch Zahräder an dem in festen Lagern rotirenden Fräser
vorbeigeführt, laufen aber hier an der Bearbeitungsstelle zwischen festen
Führungsschienen hindurch, um jedea Schwanken zu vermeiden und dem Fräser eine
sichere Angriffsfläche zu bieten. Das Umkanten der Hölzer geschieht selbstthätig,
nachdem der Fräser jedesmal eine Seite bearbeitet hat. Zu diesem Zwecke nimmt jeder
Verbindungsbolzen der Ketten nach auſsen zu je ein Zahnrad auf, welches an einer
bestimmten Stelle mit einer am Bett der Maschine befestigten Zahnknagge in Berührung
kommt und von dieser um einen Winkel gedreht wird, welcher der Zähnezahl der Räder
bezieh. der Seitenzahl der Hölzer entspricht.
Bahn gibt noch eine zweite Anordnung an. Auf einer
Drehbank, dessen Support die Fräse aufnimmt, wird eine Welle eingespannt, welche
zwei Scheiben mit radialen Schlitzen trägt (vgl. 1880 237
* 357). In diesen Schlitzen können die Spannfutter der zu bearbeitenden Hölzer hin-
und hergleiten. Jedes Spannfutter hat auſsen an beiden Enden ein Vierkant, mit
welchem es sich in eigenthümlich geschwungenen Curvennuthen je einer festgelagerten
Scheibe führt. Diese Nuthen führen die Hölzer vor dem Fräser gerade und sicher. Ein
selbstthätiges Umkanten der Hölzer erfolgt auch hier durch Zahnräder, welche gegen
eine feste Zahnknagge stoſsen.
Steinmayer's Siebspannvorrichtung mit Egalisirwalze.
Bei den gebräuchlichen Siebspannvorrichtungen werden die für die Papierfabrikation
bestimmten Siebe von Hand mittels einer kleinen Walze von fehlerhaften, also
erhabenen oder zu dicken Stellen befreit; dies ist durchaus nothwendig, da diese
Ungleichheiten die Hauptursache des schnellen Schadhaftwerdens der Siebe sind; doch
ist die bisherige Methode nicht nur sehr zeitraubend, sondern vor allen Dingen
ungenau, da immer Unebenheiten im Draht oder beim Weben entstandene Fehler übersehen
werden. C.
Steinmayer in Reutlingen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 15748 vom 12. März 1881) will diesen
Uebelstanden durch die Verwendung einer dritten Walze, Egalisirwalze, begegnen. Das
Sieb wird wie üblich über zwei Walzen gespannt, deren eine lest hegt, während die
andere beweglich ist und. das Anspannen des Siebes besorgt. Gegen die feste Walze
drückt die Egalisirwalze. Wird durch Rotation dieser festen Walze nun das Sieb
bewegt, so müssen sämmtliche Stellen desselben zwischen ihr und der Egalisirwalze
hindurch, werden also ausgeglichen Hat das Sieb die Walzen mehrere Male passirt, so
müssen sämmtliche Unebenheiten verschwunden sein.
Hyatt's Herstellung von Röhren.
Von T.
Hyatt in London (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 15832 vom 8. April 1881) ist folgendes
Verfahren zur Herstellung von Röhren, Cisternen u. dgl. angegeben worden. Die Röhren werden aus
cylindrischen Stücken gewellten Metallbleches hergestellt, welche an Ort und Stelle
der Verwendung durch Nietung vereinigt und innen und auſsen mit einer Schicht von
Cement o. dgl. bekleidet sind. Da nach gewöhnlichem Muster gewelltes Metallblech das
aufgetragene Material nicht zu halten vermag, so wird die Wellung in Form
schwalbenschwanzförmiger Nuthen gebildet, in welchem sich der Cement festsetzen
kann. Die Kanten in den Wellungen sind etwas abgerundet, damit einerseits beim
Falzen keine Brüche entstehen, andererseits der Cement keine scharfen, leicht
brechenden Kanten erhält. Zur gröſseren Widerstandsfähigkeit können die
Metallcylinder vor dem Auftragen der äuſseren Cementschicht mit Verstärkungsreifen
umgeben werden, oder man kann Drahtgeflechte in den Körper der äuſseren Bekleidung
einlegen. Die Wellungen in dem Blech können parallel zur Achse der Röhren oder
concentrisch um diese herumlaufen.
Mg.
Schweiſsmittel.
Um Metallflächen verschiedener Natur zusammen zu schweiſsen, z.B. Stahl an Eisen,
empfiehlt J. J. Lafitte in Bordeaux (Oesterreichisches
Patent Kl. 48 vom 6. August 1880) ein Gemisch von 50 Th. Borax, 30 Th.
Eisenfeilspänen, 10 Th. Salmiak und 10 Th. Copaivabalsam. Um dieses Gemisch passend
zwischen die zu schweiſsenden glühenden Flächen zu bringen, wird es, in feines
Metallgewebe, Metallplatten, Papier o. dgl. gehüllt, zwischen die weiſsglühenden
Schweiſsflächen gebracht und dann wird gehämmert. Das Hartlöthen von Kupfer an
Eisenblech geschieht in derselben Weise.
Reunert's Härtung von Gewehrläufen.
Um den etwas schwerfälligen Apparat beim Härten gewöhnlicher Gewehrläufe (vgl. 1881
241 404) zu vermeiden, schlägt W.
Reunert in Annen, Westfalen (* D. R. P. Zusatz Kl. 49 Nr. 16115 vom 23. Februar 1881)
folgendes Verfahren vor. Der Gewehrlauf wird in ein gewöhnliches Gasrohr gesteckt,
welches ihm nur geringen Spielraum läſst, an einem Ende aber so weit verengt ist, um
ein Herausfallen des Laufes zu verhindern. Eine Anzahl solcher in Röhren gesteckter
Läufe wird in einem Flammofen zur Rothglut erhitzt. Alsdann wird etwas Härtepulver
hineingegeben und darauf jeder Lauf mit dem darum sitzenden Rohre aus dem Ofen
genommen und in senkrechter Stellung unter einen Wasserschlauch gebracht, um das
Härtewasser unter einem Drucke von 0,5 bis 0at,75
hindurch zu lassen. Dies geschieht unter fortwährender Umdrehung des Rohres bis zur
Erkaltung des Gewehrlaufes, wobei die senkrechte Stellung stets beibehalten wird.
Die senkrechte Stellung, die Drehung, die Fassung des Gewehrlaufes durch das Rohr,
sowie die groſse Geschwindigkeit des Wasserstrahles, hervorgerufen durch den Druck,
unter welchem er austritt, verhindern das Krummziehen des Laufes.
Verfahren zum stellenweisen Nachlassen gehärteten Stahldrahtes
für Kratzenhäkchen.
Die Krempelhäkchen sollen an der Spitze härter sein wie am Kopfe. Dies wird durch
Nachlassen des gehärteten Stahldrahtes, aus welchen die Kratzenhäkchen angefertigt
werden, in bestimmten Abständen erreicht. Das von H. Heusch in
Aachen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 14853
vom 24. December 1880) angegebene Verfahren besteht darin, daſs der
Stahldraht vor seinem Eintritt in die Schnittmaschine über eine oder mehrere Flammen
oder über stark erhitzte Stäbe ruckweise hingeführt wird.
Mg.
Verfahren zum Härten von Feilen u. anderen
Stahlwerkzeugen.
Höfer und
Schmidt in Hagen i. W. (D. R. P. Kl. 48 Nr. 15783 vom 4. Januar 1881) bestreichen
die Feilen und andere Werkzeuge mit einem durch Kochen von Leim, Salz und Hefe
hergestellten und durch Zusatz von Holzkohle und Graphit verdickten Brei. Nach dem Bestreichen wird
erforderlichen Falles noch ein grob gepulvertes Gemisch von Horn, Holzkohle und Salz
darauf geworfen, so daſs sich eine feste Rinde bildet, welche die Feile gegen das
Versetzen des Hiebes schützt und derselben während des Glühens Kohlenstoff zuführt.
Zum Anlassen werden die Werkzeuge in ein Bleibad gebracht, welches mit einem Gemisch
von Potasche, Soda und Weinstein bedeckt wird, um die Oxydation des geschmolzenen
Bleies an der Oberfläche zu verhindern. In diesem Metallbade bleiben die Feilen etwa
5 bis 8 Minuten je nach der Dicke und werden dann schnell in Kühlwasser
abgelöscht.
Amerikanische Baumwollernte im J. 1879.
Nach dem eben ausgegebenen officiellen Bericht von E. W.
Hilgard stellt sich die Baumwollproduction der Vereinigten Staaten für das
J. 1879 folgendermaſsen. Es lieferten in den Staaten:
Mississippi
2093330
Acker
955808
Ballen
Georgia
2617138
814441
Texas
2173732
803642
Alabama
2330086
699654
Arkansas
1042976
608256
South Carolina
1364249
522544
Louisiana
864787
508569
North Carolina
893153
389598
Tennessee
722569
330644
Florida
245595
54997
Missouri
32711
19733
Indian Territory
35000
17000
Virginia
24900
11000
Kentucky
2667
1367
Die durchschnittliche Production in Pfund für 1 Acker ergab sich zu:
Flocke
und
Samen
MississipiGeorgiaTexasAlabamaArkansasSouth
CarolinaLouisianaNorth
CarolinaTennesseeFloridaMissouriIndian
TerritoryVirginiaKentucky
651444528429831546837621651318861693654729
Brutto-Baumwollernte
= 217= 148= 176= 143= 277= 182= 279=
207= 217= 106= 287= 231= 218= 243
434296352286554364558414434212574462436486
1 Pfund = 0k,454 und 1 Acker =
4046qm,7.
Gelber Salpeter.
Der gelbe Salpeter, gewöhnlich Caliche azufrado genannt,
findet sich in den Salpeterlagern von Atacama und Tarapaca. Er ist schwefelgelb bis
röthlichgelb gefärbt und hat nach Domeyko (Annales des
Mines, 1881 Bd. 19 S. 325) folgende Zusammensetzung:
Chromsaures Natrium
0,90
Jodsaures Natrium
4,95
Salpetersaures Natrium
42,80
Salpetersaures Kalium
12,81
Schwefelsaures Kalium
4,59
Chlornatrium
16,63
Chlorlithium
0,12.
Ueber den Gehalt der Fette an freien Fettsäuren.
F. Hofmann fand im frischen Menschenfett freie
Fettsäuren, aber in so geringen Mengen, daſs 100g
Fett nur 1 bis 87mg Kalihydrat neutralisirten.
Aehnlich niedrige Werthe erhielt v. Rechenberg (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 2216) für andere thierische
Fette und zwar für Rindfett 1mg, für Schweinfett
8mg Kali.
Für die Pflanzenfette liegen bis jetzt noch keine directen Bestimmungen der freien
Fettsäuren vor; dagegen haben J. König und v. d. Becke auf Grund von Glycerinbestimmungen
geschlossen, daſs die Pflanzenfette zum groſsen Theile aus freien Fettsäuren
bestehen. König, Kiesow und Aronheim fanden in einer Reihe von Pflanzenfetten nur 1,3 bis 6,5 Proc.
Glycerin und v. d. Becke (1880 237 305) blos 4,6 bis 6,4 Proc. Glycerin, während zur Neutralisation der
in Frage kommenden fetten Säuren 8 bis 10 Proc. Glycerin erforderlich sind.
v. Rechenberg hat nun verschiedene Oelsamen auf ihren
Gehalt an freien Fettsäuren untersucht; in folgender Zusammenstellung bezeichnen die
Zahlen die Milligramm Kali, welche 100g der Fette
neutralisirten:
Samen
Diesjährig
Vor-jährig
5 bis7 jähr.
Ueber10 jähr.
1
2
3
Rübsen, Brassica
rapa
133
74
36
87
205
–
Raps, Brassica
napus
2137
138
32
87
542
–
Leindotter, Camelina
sativa
2070
–
324
313
676
–
Lein, Linum
usitatissimum
–
445
53
167
425
–
Oelrettig, Raphanus sativus
chin.
–
–
142
–
–
2580
Mohn, Papaver somniferum
blauerweiſser
––
––
743913
557–
––
2060–
Die Versuchsreihen 1 und 2 betreffen unreifen Samen, Reihe 3
gelbreifen Samen; doch hatte der Mohn auf dem Felde bereits einige Keime getrieben.
Mit dem Reifen der Samen nimmt somit der Säuregehalt ab, um während des
Keimungsprocesses von Neuem anzusteigen.
Zur Untersuchung des Türkischrothöles.
Zur Bestimmung des Fettsäuregehaltes bringt L. Brühl
(Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 47) 50g des zu untersuchenden Oeles in einen
Meſscylinder, schüttelt zur Zersetzung der sulforicinusölsauren Alkalien mit 20g verdünnter Schwefelsäure (1 : 10) und zieht die
Sulforicinusölsäure mit 30cc Aether aus. Brühl fand so in 50g
Türkischrothöl 30g,9, entsprechend 61,9 Proc.
Sulforicinusölsäure von 0,9261 sp. G., während das des Türkischrothöles 0,998
betrug. Die nach dem Verdampfen des Aethers in obiger Weise erhaltene
Sulforicinusölsäure enthält so geringe Mengen freier Schwefelsäure, daſs dadurch die
praktische Brauchbarkeit dieser Untersuchung wohl nicht beeinträchtigt wird.
Herstellung chlorsaurer Salze.
Wird das Einwirkungsproduct von Chlor auf Kalkmilch wie gewöhnlich mit Chlorkalium
zersetzt, so bleibt bei dem Auskrystallisiren des chlorsauren Kaliums ein Theil
desselben in der Chlorcalcium haltigen Mutterlauge als nicht gewinnbar zurück und
geht mit derselben verloren. Zur Verringerung dieses Verlustes kann man nach A. R.
Pechiney und Comp. in Salindres
(D. R. P. Kl. 12 Nr. 15493 vom 10. März 1881) vor der
Zersetzung mit Chlorkalium den gröſsten Theil des Chlorcalciums in folgender Weise
abscheiden. Die Lösung wird bis zur Krystallisation des Chlorcalciums (48° B.)
eingedampft, das beim Erkalten auf 10° ausgeschiedene Chlorcalcium durch
Ausschleudern getrennt, worauf die Lösung auf 1 Mol. chlorsaures Calcium nur noch 1
bis 2 Mol. Chlorcalcium enthält. Oder man setzt Kalk zu der Lösung, so daſs auf 1
Mol. Chlorcalcium 3 Mol. Kalk kommen. Es bilden sich besonders bei Anwendung von
Wärme basische Chlorüre, von denen man die Lösung trennt. Mit Vortheil wendet man beide Verfahren
nach einander an. Die basischen Chlorüre, welche ziemlich viel Calciumchlorat
enthalten, werden durch warmes Wasser zersetzt, die Lösung von Chlorcalcium und
Calciumchlorat wird nach der Trennung von dem Kalk bis zur Krystallisation des
Chlorcalciums eingedampft. Aus diesen so angereicherten Lösungen von Calciumchlorat
lassen sich durch Zusatz von Chlorkalium erheblich gröſsere Mengen Kaliumchlorat
erhalten als sonst beim früheren Verfahren. Zur Herstellung von Natriumchlorat setzt
man Natriumsulfat zu und scheidet den dann noch in Lösung befindlichen Kalk durch
Zusatz von Soda ab. Beim Eindampfen der Lösung setzt sich erst Chlornatrium ab, das
durch Auswaschen von anhaftendem Chlorat befreit wird.
Herstellung von Paranitrobenzaldehyd.
Nach A.
Baeyer in München (D. R. P. Kl. 12 Nr. 15743 vom 20. Februar 1881) wird
Paranitrobenzaldehyd durch Behandlung der Paranitrozimmtsäure mittels der bekannten
Oxydationsmittel erhalten. Empfehlenswerth ist, die Paranitrozimmtsäure oder die
entsprechende Menge eines Aethers desselben in 10 bis 20 G.-Th. concentrirter
Schwefelsäure zu lösen und allmählich Salpeter oder Salpetersäure zuzusetzen. Nach
Beendigung der Reaction wird der Aldehyd durch Wasser gefällt und in bekannter Weise
gereinigt.
Zur Reinigung des Naphtalins.
Bekanntlich röthet sich selbst sehr rein weiſses Naphtalin nach einiger Zeit an der
Luft und erst mehrfache Krystallisationen, Auswaschungen, Destillationen u. dgl.
vermögen die Neigung zu dieser Färbung zu beseitigen. Nun verlangen aber die
Fabrikanten von Naphtol ein möglichst chemisch reines Naphtalin, welches dauernd
weiſs bleibt. G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1755) ging nun von
der Annahme aus, daſs die Röthung des Naphtalins von einer Spur Phenol herrühre und
daſs dessen Röthung auf einem Oxydationsprocesse beruhe, vielleicht auf einer
Bildung von Aurin: 2C6H6O + C7H8O
+ 3O = C19H14O3 + 3H2O. Durch
vorgängige Oxydation würden sich daher diejenigen Verbindungen sofort bilden, welche
sonst allmählich das Phenol oder Naphtalin röthen und dann durch Destillation
zurückgehalten werden können. Lunge empfiehlt dem
entsprechend folgendes Reinigungsverfahren.
Das Rohnaphtalin wird meist aus den Oelen gewonnen, welche nach der Behandlung des
„Mittelöles“ mit Natronlauge (zur Gewinnung von Phenol) zurückbleiben; es
scheint daher angezeigt, gleich mit der Einwirkung von Säure zu beginnen. Hätte man
dagegen direct aus den Theerölen auskrystallisirtes Naphtalin vor sich, so wäre eine
vorgängige Behandlung mit Alkalien am Platze. Man schmilzt das Rohnaphtalin und
setzt eine gewisse Menge Schwefelsäure zu. Im Groſsen wird dazu jedenfalls 5 bis 10
Procent 66°-Säure vom Gewichte des Naphtalins ausreichen; von 60°-Säure wird
natürlich etwas mehr gebraucht. Wenn das flüssige Naphtalin und die Säure gut mit
einander verrührt sind, setzt man allmählich 5 Procent vom Gewichte des Naphtalins
fein geriebenen Braunstein oder noch besser regenerirtes Mangandioxyd (getrockneten
Weldonschlamm) zu und erhitzt auf dem Wasserbade 15 bis 20 Minuten, bis keine
weitere Einwirkung mehr eintritt. Man läſst nun erkalten, schmilzt den
Naphtalinkuchen mehrmals mit Wasser, zuletzt mit Zusatz von etwas Natronlauge und
wieder mit reinem Wasser. Im Groſsen brauchte man nicht das Erstarren des Naphtalins
abzuwarten, sondern könnte die Säuren und Waschwässer immer durch Ablassen mit
Hähnen von dem flüssigen Naphtalin trennen und gleich weiter arbeiten. Eine
wiederholte Behandlung mit Säure oder eine solche mit starker Natronlauge erwies
sich als völlig unnöthig. Daſs man statt Braunstein andere Oxydationsmittel wird
anwenden können, ist ganz selbstredend; weitere Versuche hierüber erschienen
unnöthig, da ein billigeres Reagens kaum aufgefunden werden wird; selbst ein
Luftstrom dürfte nicht billiger, dabei aber weniger wirksam sein und würde jedenfalls viel
Naphtalin mit fortführen. Der schlieſslich gewonnene Kuchen wird nun destillirt,
wobei weitaus die Hauptmasse ganz constant innerhalb 1 bis 2 Temperaturgraden
übergeht und als Reinnaphtalin aufgefangen wird.
Schwammblei zur Herstellung von Bleiweiſs und
Bleizucker.
P. Rey in Romans, Frankreich (Oesterreichisches Patent
Kl. 12 vom 15. September 1880) schmilzt das Blei und läſst es ins Wasser fallen, so
daſs sich eine schwammige Masse bildet. Zur Herstellung von Bleiweiſs stellt man nun
eine Anzahl Fässer über einander, Welche auf einem 5cm über dem Faſsboden befestigten Gitterwerk eine 30cm dicke Schicht Schwammblei enthalten. Der Boden
selbst ist mit Löchern versehen, in denen Röhrchen stecken, welche der Luft freien
Zutritt gestatten, aber keine Flüssigkeit ablassen. Man läſst den Essig oder die mit
Kohlensäure gefällte Lösung von essigsaurem Blei zur Bildung der basischen
Verbindung von Faſs zu Faſs über die Schwammbleischichten rieseln, bis der Zweck
erreicht ist. Für die Herstellung von Bleiweiſs soll die Gesammthöhe der Bleischicht
etwa 2m, für Bleizucker 1m,2 betragen.
Zur Herstellung von Anstrichen. (Patentklasse 22).
Die flüssige Wichse von J. A.
Scholz in München (D.
R. P. Nr. 14956 vom 21. December 1880) besteht aus 50 Th. Asphalt, 50 Th.
Erdöl, 6 Th. Leinölfirniſs, 14 Th. Fischthran und 13 Th. Spiritus.
Zur Herstellung von Tanninschwarz werden nach Th. H. Cobley und W. G.
Gard in Dunstable (D. R. P. Zusatz Nr. 14952 vom 5. December 1880, vgl.
1881 240 243) Lederabfälle mit Eisenchlorid gekocht. Der
getrocknete Rückstand soll zur Herstellung von Buchdruckerschwärze oder – mit Oel,
Melasse u. dgl. gemischt – als Stiefelwichse gebraucht werden.
Einen satinirfähigen Anstrich für Pappe und Papier
erhält man nach A. Bauer in
Salzuffeln (D. R. P. Nr. 14964 vom
13. Januar 1881) durch Mischen von 100l
siedendem Wasser, 50g Ultramarin, 1k,5 unterschwefligsaurem Natrium, 150k Gyps (Annalin) und 120l eines aus 10k
Weizenstärke bereiteten Kleisters. Glycerinzusatz macht die Masse weicher, Stearin
oder Wachs ertheilen ihr einen schöneren Glanz.
Nach H. R.
P. Hosemann in Berlin (* D. R. P. Nr. 15251 vom 1. Februar 1881) werden zur
Herstellung eines guten Leimpräparates 50k Chlorcalciumlösung von
30 bis 32° B., 25k Kartoffelstärke und 25l Wasser angerührt, mit 5k einer Lösung von Colophonium in Alkalilauge
gemischt und auf 62 bis 75° erwärmt. Man setzt dann 4k eines Gemenges von 60 Th. Weinstein, 127,5 Th. Schwefelsäure von 10° B.
und 10,5 Th. Thonerdesulfatlösung von 9° B. mit 40l Wasser, schlieſslich 1k
Chlorzinklösung (10° B.) in 5l Wasser und 200g Phenol mit 30g
Nitrobenzol in 4 bis 5k Wasser hinzu.
Die Masse ist als Ersatz für Schlichtleim in der Weberei, für die Leim- und
Gummimassen bei der Tapeten- und Buntpapierfabrikation, für die Steifungsmittel bei
der Filzfabrikation, für die Verdickungsmittel im Zeugdruck und als Klebmittel
verwendbar. Bei Benutzung der Mischung für vegetabilische Fasern läſst man das
Colophonium weg, ebenso zur Verwendung als Appreturleim. Um dem Schlicht- und
Appreturleim bleichende Eigenschaften zu ertheilen, läſst man Colophonium,
Weinstein-Thonerde und Chlorzink weg und setzt 0,5 bis 1k übermangansaures Kali zu, oder man setzt unter Belassung von Chlorzink 4
bis 8k zweifach schwefligsaures Natron hinzu.