Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 262 |
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Miscellen.
Miscellen.
Tovote's selbstthätige Schmierbüchse für dickflüssige
Oele.
Der Civilingenieur Fr. Tovote in Hannover hat eine
neuartige, sehr einfache Schmierbüchse für dickflüssige Oele angegeben, welche
dadurch charakterisirt ist, daſs der Verbrauch an Schmiermaterial durch einen mit
Schrotkörnern beschwerten hohlen Kolben genau regulirt werden kann und der Inhalt
der Oelbüchse durch eine am oberen Ende der Kolbenröhre sitzende Scheibe weithin
sichtbar markirt wird. Die Wochenschrift des Vereines
deutscher Ingenieure, 1882 S. 36 berichtet, daſs auf der Württembergischen Landesgewerbeausstellung in Stuttgart
1881 sämmtliche Transmissionen mit Tovote's
Schmierbüchsen versehen waren, wobei sich das Schmiermittel sehr bewährt habe; 46
Lager verschiedener Gröſse sind 144 Tage je 6 Stunden lang im Betriebe gewesen und
verbrauchten 12k consistentes Fett.
Textabbildung Bd. 243, S. 261
Neuerungen in der Gieſserei. (Patentklasse 31).
Theilbare Formen zum Gieſsen von Fluſseisenblöcken; von
Georg Webb in Johnstown, Penn., Nordamerika. Diese
äuſserlich cylindrische und mit Boden versehene Form für Fluſseisenblöcke von
quadratischem Querschnitt (* D. R. P. Nr. 13590 vom 13. Januar 1880) ist der Länge
nach durch 8 radiale Schnitte in 8 Theile getheilt, die durch starke Bügel und
Zwingen zusammen gehalten werden. Die Bügel sind drehbar an Arme befestigt, welche
auf eine vertical stehende und durch hydraulischen Druck zu hebende Kolbenstange
aufgekeilt sind. Vor dem Gieſsen wird letztere gehoben und mit der Form unter die
Gieſspfanne gedreht. Der Boden der Form wird von einer unter starkem Druck
gepreſsten und sodann getrockneten Dolomitplatte bedeckt. Nach dem Guſs wird eine
gleiche Platte auf die Metalloberfläche gelegt und die Form unter eine Presse
gedreht, durch welche das flüssige Metall unter directer Einwirkung eines
hydraulischen Kolbens einem hohen Druck ausgesetzt wird. Um letzteren nicht aufheben
zu müssen, wenn die Presse behufs Verwendung bei anderen Formen entfernt wird, legt
man zwischen den Preſskolben und die Metalloberfläche einen Preſsklotz, welcher,
nachdem der Preſskolben seinen tiefsten Stand erreicht hat, durch Bügel und Zwingen
fest mit dem Gestell bezieh. der Form verbunden wird.
Das Verfahren zur Herstellung hohlen Hartgusses von Ferd. Tellander in Stockholm (* D. R. P. Nr. 13630 vom
16. September 1880) bezieht sich auf hohle Guſseisentheile, deren innere Flächen der
Abnutzung ausgesetzt sind, z.B. Nabenbüchsen für Wagenräder. Das Modell wird dabei
wie gewöhnlich, jedoch ohne Kern, in Sand in einen Formkasten eingeformt und sodann
auf einen mit Wasser gefüllten Kasten gestellt, in dessen Deckel der zum Modell
gehörende Kern in Gestalt eines Metallbolzens eingesetzt ist. Fängt das eingegossene
Metall an zu erstarren, so zieht man einen den Bolzen haltenden Sperrriegel unter
demselben fort, so daſs er in den Wasserkasten fällt und die Luft ungehindert die
Nabenbohrung durchstreichen kann und letztere schnell abkühlt.
Die Dauer-Formen für Metallguſs von C. Schlaegel in Hoyerswerda, Reg.-Bez. Liegnitz (* D.
R. P. Nr. 14002 vom 26. October 1880) bestehen aus Thon, Braunkohle und Chamotte,
welche Materialien fein gepulvert in trockenem Zustande in verschiedenen
Verhältnissen, je nach Festigkeit (mehr Thon), Porosität (mehr Braunkohle) oder
Härte (mehr Chamotte) mit einander gemengt und mit Wasser zu einem steifen Brei
angemacht werden. Letzterer wird in die über die Modellplatten gestellten Formkasten
eingeknetet und an der Luft so lange getrocknet, bis sich die Kasten in Folge des
Schwindens der Masse abziehen lassen. Sodann werden die Formflächen polirt und,
nachdem sie 3 bis 4mal mit einer Wasserglaslösung bestrichen worden, in einer Muffel
gebrannt. Beim Gieſsen werden 2 Formhälften zwischen 2 Brettern zusammengehalten.
Will man die Formkasten beibehalten, so sind nach dem Brennen die Fugen zwischen
jenen und der Formmasse mit Gyps auszugieſsen. Soll bei einfacheren
Guſsgegenständen, z.B. Roststäben, ohne Modell gearbeitet werden, so meiſselt man
die Guſs form in die getrocknete oder gebrannte Masse ein und polirt dann die
Formflächen.
Bei Herstellung der Form in die gebrannte Masse braucht man ein Schwindmaſs natürlich
nicht zu berücksichtigen. Für hohle Gegenstände, z B. Potterieguſs, macht man den
Kern am besten aus Sand, da sonst beim Erkalten und Schwinden des Eisenmantels
dieser über einem Massekern aufplatzen würde. Runde symmetrische Formen lassen sich
auf der Drehbank herstellen.
Die von Peter Koerver in Kohlscheid bei Aachen (* D. R.
P. Nr. 14772 vom 12. December 1880) angegebene Guſsform zur
Herstellung von Stiefelabsatzeisen besteht aus zwei Ober- und Unterkasten
bildenden Metallplatten, in welchen die Formen der Absatzeisen und die Einguſskanäle
ausgearbeitet sind. Um nun beim Gieſsen auch die Löcher herzustellen, mittels
welcher die Eisen durch Stifte am Stiefelabsatz befestigt werden, sind in der
Oberplatte als Kerne dienende stählerne Bolzen derart drehbar angebracht, daſs
gleich nach dem Guſs
alle Bolzen gleichzeitig hin- und her gedreht werden können, um ein leichtes Ablösen
der in die Form hineinreichenden Bolzenenden von dem Eisen zu bewirken. Die Bolzen
besitzen zu diesem Behufe auſsen vierkantige Köpfe, auf welche kleine Hebel gesteckt
sind, die alle an eine gemeinsame Schubstange angreifen. Durch Hin- und Herschieben
der letzteren wird die Drehung der Bolzen bewirkt. Formen und Kerne werden vor dem
Guſs behufs leichterer Lösung von den Absatzeisen mit Rüböl bestrichen.
Das Eisenhüttenwerk „Marienhütte“ bei Kotzenau,
vormals Schlittgen und Haase (* D. R. P. Nr. 15489 vom
5. December 1880) lieſs sich keine eigentliche Formmaschine, sondern einen Formtisch für Geschirrguſs patentiren, welcher ein
ruhiges und sicheres Abheben der von Hand voll gestampften Formkasten von der
Modellplatte bezweckt. Für Ober- und Unterkasten ist je ein Tisch nothwendig. Bei
Herstellung der gewöhnlichen eisernen Töpfe liegt auf dem einen Tisch die
Modellplatte mit den der Auſsenfläche des Geschirres entsprechenden Modellen. Der
Formkasten wird auf einen mit der Modellplatte in einer Ebene liegenden und letztere
umgebenden Rahmen gestellt, welcher durch innerhalb des Tischgestelles liegende
Zahnräder und Schraubenspindel gehoben und gesenkt werden kann. Ist der Formkasten
voll gestampft, so wird er durch Drehen der Schraubenspindel mit dem Rahmen von der
feststehenden Modellplatte abgehoben. Der Formtisch für die Kerne besitzt ebenfalls
eine feste Modellplatte mit den Kernformen; um hier jedoch ein Hängenbleiben der
Sandkerne in letzteren zu verhindern, besitzen die Kernformen lose eingelegte Böden,
welche durch Stützen, die mit dem den Formkasten tragenden Rahmen fest verbunden
sind, beim Abheben des Kastens von der Modellplatte mit gehoben werden.
St.
Rieger's Brennholzsäge.
Zum Zersägen von Holzscheiten in kürzere Stücke zu Heizungszwecken hat H. Rieger in Aalen, Württemberg (* D. R. P. Kl. 38 Nr.
14477 vom 3. December 1880) eine Maschine construirt, welche für Handbetrieb
eingerichtet ist. Der Schnitt wird mittels eines leichten Gatterrahmens von zwei
oder drei je nach der Holzlänge einstellbaren Sägen ausgeführt, welcher in einem
guſseisernen Gestell vertical auf und ab bewegt wird. Die zu kürzenden Holzscheite
werden von einem Support aufgenommen, welcher durch eine Leitspindel mit dem
Schaltwerk der Säge verbunden ist und hierdurch seine Vorwärts- und
Rückwärtsbewegung erhält. Der Gatterrahmen wird durch eine gekröpfte Welle bewegt,
deren Drehung mittels eines Kurbelgetriebes geschieht. Zum Zweck des leichten Ganges
ist auf die Welle, welche auch ein groſses Schwungrad trägt, eine Radübersetzung von
der Handkurbel aus eingeschaltet. Die ganze Maschine ist auf einem fahrbaren
Holzgestell aufgebaut, um leicht bewegt zu werden. Je nach der Zahl der Sägen kann
die Maschine eine beträchtliche Leistung aufweisen, da die Zuschiebung des Holzes in
der Minute 20cm beträgt.
Mg.
Deutgen's Apparat zum Richten von Spiralfedern.
Die gebräuchlichen Apparate zum Richten von Sprungfedern, deren Durchmesser an den
Enden bekanntlich gröſser sind als in der Mitte, bestehen aus zwei Platten, welche
auf einem Dorn gegen einander verschoben werden und die um letzteren gewickelte
Feder einfach zusammenpreſsen und auf das gewünschte Maſs bringen. Hierbei werden
die einzelnen Gänge der Spirale meist derart zusammengedrückt, daſs sie alle in eine
Ebene zu liegen kommen und sich kreuzen, in Folge dessen häufig schiefe Federn
entstehen. E. Deutgen in Düren (* D. R. P. Kl. 49 Nr.
14685 vom 7. November 1880) vervollkommnet diesen Apparat in folgender Weise: Die
Scheiben sind nicht glatt, sondern jede derselben ist auf der inneren Seite so
ausgespart, daſs in der Mitte je ein Kegel stehen bleibt, dessen Achse der Dorn ist.
Bei der Pressung der Spiralfedern bilden nun die beiden Kegel der Platten den Kern
der Spirale, wodurch diese vollständig central ausgerichtet werden muſs und keine
Fehler entstehen können.
Mg.
Sedlaczek und Wikulill's elektrische Locomotiv- und
Schiffslampe.
Die in D. p. J. 1880 236 251
schon erwähnte, von S. Schuckert in Nürnberg
ausgeführte, an H. Sedlaczek und F. Wikulill patentirte elektrische Lampe mit
hydrostatischer Regulirung hat sich bei vielen Versuchen, welche namentlich auf der
Kronprinz Rudolfbahn (vgl. Wochenschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1881 * S. 279) sowie
am 1. und 7. December 1881 zwischen Paris und Dammartin (vgl. Revue industrielle, 1881 * S. 503) ausgeführt worden
sind, als Locomotivlampe gut bewährt, da sie als solche trotz der heftigen Stöſse
und Erschütterungen ohne Störung fortbrennt. Die communicirenden Röhren derselben,
worin sich die dicht schlieſsenden Kolben hin und her bewegen, werden mit Oel,
Glycerin o. dgl. gefüllt. Anstatt mittels eines vom Strom durchlaufenen
Elektromagnetes kann die Regulirung des Lichtbogens unmittelbar von der Maschine
bewirkt werden. Dazu wird der Regulirkolben im Hahne der Lampe durch einen kleinen
Centrifugalregulator bewegt. Beim Anlassen der Maschine zieht letzterer den Kolben
heraus, schlieſst dadurch erst die Durchgangsöffnung gegen die den positiven
Kohlenträger enthaltende engere Röhre, senkt dann bei fernerem Herausziehen zufolge
des Nachziehens der Flüssigkeit aus der weiteren, den Kolben mit der negativen Kohle
enthaltenden Röhre diese Kohle und läſst so den Lichtbogen entstehen. Durch
Abbrennen der Kohlen wächst die Umlaufsgeschwindigkeit in der Maschine, der
Regulirkolben wird noch weiter herausgezogen und endlich durch eine zweite Oeffnung
in ihm die Communication zwischen beiden Röhren wieder hergestellt und ein Theil der
Flüssigkeit dringt aus der positiven Röhre in die negative; die Kohlen rücken
dadurch gegen einander, die Maschine läuft langsamer, der Centrifugalregulator
schiebt den Regulirkolben wieder hinein und schlieſst die Durchgangsöffnung
wieder.
E–e.
Telephonischer Musikgenuſs.
Wie schon in Paris 1881 während der Ausstellung für Elektricität die Vorstellungen
der groſsen Oper in zwei Räumen des Ausstellungsgebäudes genossen werden konnten, so
ist kürzlich auch in LondonAuch in Berlin sind seit einiger Zeit ähnliche Versuche gemacht
worden. von der United Telephone Company
das Comedy Theatre telephonisch mit einem Zimmer in dem
0km,8 entfernten Bristol Hotel, Burlington Gardens, verbunden worden, worin am 20. December
1881 einigen Personen die Oper Mascotte zu hören
Gelegenheit geboten wurde. Zwei Blake'sche Mikrophone (1881 241 236) waren etwa 3m über der Bühne an
den die Vorhangslager tragenden Holzsäulen befestigt; von jedem lief ein Draht nach
dem Hotel; den Strom lieferte eine Batterie von 4 kleinen Leclanché-Elementen, die
mit im Mikrophongehäuse untergebracht waren. Im Hotel waren 7 Sätze zu je 8
Telephonen aufgestellt; jeder Hörer bekam zwei Telephone, von denen das eine mit dem
links von der Bühne, das andere mit dem rechts von ihr aufgestellten Mikrophon
verbunden war. Der Erfolg war auch hier ein vollkommen befriedigender. Doch war eine
gewisse Unbestimmtheit zu spüren, welche den Hörer oft das Telephon fester aus Ohr
zu drücken geneigt machte, um deutlicher zu hören. Auch störten die Geräusche im
Zimmer etwas, selbst die Bewegung der biegsamen Leitungschnuren an den Telephonen.
Einzelne Instrumente, z.B. die Messinginstrumente und das Violoncello in den
tieferen Tönen, erregten ein gewisses Schnarren, namentlich wenn sie mit anderen
Instrumenten zugleich gespielt wurden. Durch die oben erwähnte, auch hier benutzte
Schaltungsweise der Telephone wird gewissermaſsen das stereoskopische Sehen aufs
Hören übertragen, in so fern die beiden Ohren sich ein Urtheil über den Standpunkt
des Singenden, bezieh. den Aufstellungsort der einzelnen Instrumente zu bilden
vermögen. (Nach Engineering, 1881 Bd. 32 S. 633.)
Befahren elektrischer Eisenbahnen mit mehreren Wagen.
Auf der elektrischen Eisenbahn in Lichterfelde (vgl. 1881 241 * 368), auf welcher der für dieselbe ursprünglich gebaute eine Wagen
seither fahrplanmäſsig lief, wurde am 4. Januar d. J. der bisher noch unterbliebene
interessante Versuch gemacht, mit zwei Wagen gleichzeitig
zufahren. Der auf der Pariser Ausstellung 1881 von Siemens und Halske ausgestellte elektrische Wagen, der jenem ersten in
Allem vollkommen gleich ist, wurde zu diesem Zwecke mitbenutzt und es ergab sich in
Bestätigung des theoretisch Anzunehmenden, daſs bei Parallelschaltung der
dynamo-elektrischen Maschinen dem Betriebe zweier Fahrzeuge auf denselben Schienen
durchaus keine Schwierigkeiten entgegenstehen, wenn nur ähnlich passende
Verhältnisse in Betreff der Leitungstätigkeit obwalten, wie diese in Lichterfelde
vorlagen. Beim Aufwande einer der doppelten Leistung genau entsprechenden
Maschinenkraft und Erregung des hierdurch bedingten Stromes liefen beide Wagen mit
jeder nur wünschenswerthen Gleichmäſsigkeit hinter und gegen einander, zusammen oder
einzeln, ohne daſs ein Unterschied in der Bewegung wahrgenommen werden konnte,
welcher durch verschiedene zwischen den Fahrzeugen liegende Entfernungen verursacht
worden wäre.
Das Gelingen dieses Versuches läſst ohne Weiteres ebenso günstige Ergebnisse für eine
gleichzeitige Bewegung mehrerer Wagen nicht nur erwarten, sondern bestimmt annehmen,
und es gewinnt hierdurch das neue Verkehrsmittel wiederum wesentlich an Boden, da
bislang noch vielfach Zweifel gerade an der Möglichkeit des vortheilhaften
gleichzeitigen Betriebes mehrerer Elektromotoren in einem Kreise laut geworden sind
und hierdurch die allgemeinere Benutzung des elektrischen Betriebes in vielen Fällen
in Frage gestellt schien. (Nach der Elektrotechnischen
Zeitschrift, 1882 S. 41.)
Production und Verbrauch von Baumwolle.
In ihrem Jahresbericht über den Baumwollenhandel des Erntejahres 1880/81 schätzen Ellison und Comp. in Liverpool den Gesammtverbrauch der
Baumwolle in Groſsbritannien während der 12 Monate bis zum 31. September 1881 auf
3572000 Ballen von je 181k,36 (400 Pfund engl.)
gegen 3550000 Ballen i. J. 1879/80 und 2843000 Ballen i. J. 1878/79. Bezüglich des
Verbrauches auf dem Continent wird derselbe i. J. 1879/80 auf 2750000 und i. J.
1880/81 auf 2956000 Ballen geschätzt. Folgende Ziffern ergeben die Zunahme der Zahl
der Spindeln während des Jahres 1880/81:
1880
1881
Zunahme
Europäischer Continent
20805000
21245000
440000
Groſsbritannien
39750000
40100000
350000
Vereinigte Staaten
11500000
11875000
375000.
Rostschutzmittel für guſseiserne Gegenstände.
Nach J. Shedlock in Uxbridge bei London (D. R. P. Kl. 48
Nr. 16353 vom 31. März 1881) werden die guſseisernen Gegenstände mit verdünnter
Salzsäure behandelt, dann in einem luftdicht verschlossenen Gefäſs mit Wasser oder
Dampf gewaschen. Man läſst nun eine Lösung von Kautschuk in einem flüchtigen
Lösungsmittel in den Apparat treten, die überschüssige Lösung wieder abflieſsen und
verdunstet das Lösungsmittel durch Erwärmen der überzogenen Gegenstände.
Verfahren zur Herstellung einer Zinnlösung zur galvanischen
Verzinnung von Metallen.
A. Cox in Bristol (D. R. P. Kl. 48 Nr. 16258 vom 16.
Juni 1881) fällt eine concentrirte Lösung von Chlorzinn des Handels mit
phosphorsaurem Natrium, löst den abgewaschenen Niederschlag in Natronlauge, versetzt
die Lösung mit 5 Proc. Ammoniakflüssigkeit und verdünnt mit Wasser. Die Flüssigkeit
soll namentlich zum galvanischen Verzinnen von Blei dienen.
Zusammensetzung der unterharzer Bleischlackenkugeln.
In Wolfenbüttel aufgefundene, von Herzog Julius von
Braunschweig (1528 bis 1589) auf der Sophienhütte bei Goslar in guſseiserne
Formen gegossene und gepreſste Schlackenkugeln haben ein specifisches Gewicht von
4,223 bei 22°. Nach Pufahl (vgl. Wedding: Beiträge zur Geschichte des Eisenhüttenwesens)
haben dieselben folgende Zusammensetzung:
SiO2
8,22
FeO
39,28
(theilweise als Fe3O4)
BaO
11,67
MnO
3,73
CaO
3,50
MgO
1,14
K2O
0,60
Na2O
0,59
Al2O3
7,10
ZnS
22,34
CuS
1,36
PbS
0,70
FeS
0,28
As und Sb
Spur
––––––
100,51.
Herstellung eines säurebeständigen Ueberzuges in eisernen, zur
Destillation von Schwefelsäure bestimmten Gefäſsen.
Nach W. Wolters in Kalk bei Köln (D. R. P. Kl. 12 Nr.
15639 vom 11. November 1880) kann man durch Erhitzen eines Gemenges von
pyroschwefelsauren Alkalien mit concentrirter Schwefelsäure in eisernen Gefäſsen
einen Ueberzug von Schwefeleisen herstellen, welcher bei der Destillation von
Schwefelsäure säurebeständig ist, wenn das saure schwefelsaure Natrium bei der
Destillation in den Gefäſsen verbleibt.
Zur Herstellung gepreſster Ornamente aus Holz.
Nach O. Christ in Jeſsnitz-Anhalt (D. R. P. Kl. 38 Nr.
16612 vom 3. Mai 1881) werden die Hirnholzflächen mit einer Lösung von Leim in
Wasser und Firniſs getränkt, bei 40 bis 60° getrocknet und dann warm gepreſst.
Ueber Zuckerrüben-Düngungsversuche.
Die auf dem Versuchsfelde des landwirtschaftlichen Institutes der Universität
Göttingen von Drechsler ausgeführten Düngungsversuche
haben ergeben, daſs die Qualität der Rüben durch die verschiedenen Düngungen nicht
beeinfluſst wird. Die Höhe der gewonnenen Erträge ist kein richtiger Ausdruck für
die Düngerwirkung, weil äuſsere Wachsthumstörungen die Wirkung des Düngers nicht nur
beeinträchtigt, sondern völlig ausgeglichen haben. Dieser Nachweis ist aber nur
dadurch erbracht, daſs durch die Methode der Versuchsanstellung die Fehlerquellen
aufgedeckt und ihr Einfluſs auf die gewonnene Ernte erkannt werden konnte;
andernfalls würden die Versuchsresultate zu ganz unrichtigen Schlüssen verleitet
haben. Es ist nach diesen Untersuchungen nicht schwer, für die zahllosen
Widersprüche in den Resultaten der bisherigen Zuckerrüben-Düngungsversuche eine
Erklärung zu finden. Es ist somit ein wenig erfreuliches Ergebniſs, welches die
Kritik dieser Düngungsversuche liefert; wenn Versuche, wie diese, welche mit der
peinlichsten Sorgfalt angestellt sind, Resultate geben, aus denen sich nichts
bezüglich der Düngerwirkung schlieſsen läſst, so drängt sich die Frage auf: was sind
denn nun die Versuche werth, bei denen mit weniger Sorgfalt verfahren ist? Drechsler will zwar nicht antworten: Nichts! Wohl aber
kennt er viele Versuche, deren Unwerth sich sehr leicht nachweisen läſst, aber
keinen Versuch, dessen Werth sich aus dem Versuche selbst nachweisen lieſse. So lange dies aber nicht
möglich ist, haben auch diejenigen Versuche, deren Resultate an sich möglicherweise
vollkommen richtig sind, für Wissenschaft und Praxis nur einen sehr geringen
Werth.
Um aber diesen Nachweis bei jedem Versuche zu erbringen, ist namentlich bei
Kartoffeln und Zuckerrüben folgendes zu beachten: 1) Jeder Versuch erfordert die
Einrichtung von mindestens 3 Parallelparcellen, also eine mindestens 3 malige
Wiederholung jeder Düngung; ungedüngte Parcellen wenn möglich mindestens vier. – 2)
Die Lage der Parcellen ist so zu wählen, daſs an den Verschiedenheiten im Boden alle
Parcellen möglichst gleichmäſsig betheiligt sind, was am leichtesten erreicht wird,
wenn die Parcellen lang und schmal sind. – 3) Der Flächeninhalt einer Parcelle darf
nicht zu groſs sein, um die erforderlichen genauen Ermittelungen nicht unnöthig zu
erschweren und die Fehlerquelle, welche in der Boden Verschiedenheit liegt,
möglichst zu beschränken; in der Regel wird man über 100qm nicht gehen dürfen. – 4) Die Anzahl der durch einen Versuch zu
prüfenden Düngemittel ist möglichst zu beschränken. – 5) Die Ertragsfähigkeit des
Bodens ist durch Vorversuche und nähere Untersuchung, so weit möglich, zu ermitteln.
– 6) Der Gang der Witterung während der Vegetationszeit, namentlich die Regenmenge,
ist in ihrem Einfluſs auf die Versuchspflanzen zu beobachten. – 7) Bei der Saat,
während der Vegetation und bei der Ernte sind alle diejenigen Beobachtungen und
Ermittelungen anzustellen und alle diejenigen Vorsichtsmaſsregeln in Anwendung zu
bringen, welche erforderlich sind, um die Gröſse des Einflusses, welchen die
vorkommenden Fehlerquellen auf den Ertrag haben, feststellen und soweit möglich
ausgleichen zu können.
Solche Fehlerquellen sind bei Kartoffeln: Verschiedene
Gröſse der Saatknollen, der höhere Ertrag der äuſseren Reihen, fehlende Horste,
anhaftende Erde, kranke Knollen und verschiedene Gröſse der Ernteknollen. Bei Zuckerrüben: a) Ueberschüssige Rüben: Das Verziehen der
an Ort und Stelle aus Kernen gezogenen Rüben hat mit groſser Sorgfalt zu geschehen
und ist ein Versuch, bei welchem die Kerne gedrillt sind, von vorn herein werthlos.
b) Der höhere Ertrag der Auſsenreihen, welche daher bei der Ernte unberücksichtigt
bleiben müssen; auch dürfen zwischen den einzelnen Versuchsflächen keine Wege
liegen. c) Fehlstellen: Da der Einfluſs auf den Ertrag ein verschiedener ist je nach
der Zeit ihres Entstehens, so ist die Anzahl der Fehlstellen im Laufe des Sommers
festzustellen, bevor die Rüben sich schlieſsen; vor der Ernte ist ihre Anzahl von
Neuem festzustellen, nicht durch Zählen der geernteten Rüben. d) Anhaftende Erde:
Die Ernte jeder Parcelle ist für sich sorgfältig zu reinigen, am besten durch
Waschen. e) Unentwickelte Rüben: Alle diejenigen Rüben, welche zweifellos durch
äuſsere Wachsthumstörungen erheblich in der Entwicklung zurückgehalten sind, sind
auszusondern und nach Zahl und Gewicht für sich zu bestimmen. f) Verschiedene Gröſse
der normalen Rüben: Bei genauen Versuchen sind auch die groſsen Rüben (etwa über
1k schwer) auszusondern und nach Zahl und
Gewicht für sich zu bestimmen. g) Die Unsicherheit der Durchschnittsprobe: Behufs
der Untersuchung des Zuckergehaltes genügt nicht die Verwendung einer kleinen Probe:
es ist vielmehr nach Aussonderung der kleinen Rüben wenn möglich die Hälfte der
Ernte jeder Parcelle, jede Rübe von oben nach unten halbirt, zu zerreiben und die
Durchschnittsprobe von dem gut durchmischten Brei zu nehmen; muſs eine
Durchschnittsprobe genommen werden, so hat dies genau im Verhältniſs zur Zahl und
Gröſse der vorhandenen Rüben zu geschehen. (Nach dem Journal
für Landwirtschaft, 1881 S. 63.)
Apparat, um Personen in den Stand zu setzen, in verdorbener
Luft zu verbleiben.
Nach H. A. Fleuſs in London (D. R. P. Kl. 61 Nr. 16343
vom 14. Januar 1881) wird die ausgeathmete Luft durch eine biegsame, mit einem vom
Munde weg sich öffnenden Ventile versehene Röhre in ein Gefäſs geführt, dessen
Abtheilungen mit schwammartigem, von Aetzkali bedecktem Kautschuk gefüllt sind, so
daſs die Luft hier von der Kohlensäure befreit wird. Von hier aus wird die Luft durch eine
Rückkehrröhre, in welcher ein nach dem Munde zu sich öffnendes Ventil angebracht
ist, in die das Gesicht von der umgebenden Luft abschlieſsende Maske zurückgeführt,
nachdem ihr die erforderliche, durch Ventil zu regulirende Menge Sauerstoff aus
einem dieses Gas in verdichtetem Zustande enthaltenden Cylinder beigemischt ist. Um
die Athmung zu erleichtern, ist in die Rückkehrröhre ein luftdichter biegsamer Sack
eingeschaltet, welcher als Luftbehälter dient, sich beim Einathmen zusammenzieht,
unter dem Druck der ausgeathmeten Luft sich aufbläht und mit der zum Athmen
geeigneten Luft sich anfüllt.
Verfahren zum Vertilgen der Motten in Eisenbahnwagen.
Das Verfahren des Sattlermeisters Wachholz der
Haupt-Eisenbahnwerkstatt in Frankfurt a. O. beruht auf der Beobachtung, daſs die
Motten o. dgl. bei einer Temperatur von etwa 63° getödtet werden.
Der von Motten heimgesuchte Wagen wird in der Nähe einer Gasleitung so aufgestellt,
daſs Gas mittels Schlauchverbindungen leicht hineingeleitet werden kann, oder es
wird das Gas des Wagens selbst benutzt. Die Einrichtung der Coupes wird so
umgestellt, daſs die Rücklehnen der Sitze von den Wänden um etwa 100mm abgerückt und die Sitzkissen in horizontaler
Lage über dieselben so gelegt werden, daſs die Gurten nach unten zu liegen kommen,
damit die Hitze besser in die Kissen eindringen kann. Auſserdem werden dieselben
noch mit Decken behängt, so daſs die Hitze hauptsächlich auf die untere Hälfte der
Wagen beschränkt wird. Die Fenster und Thürfugen werden gut verstopft, so daſs die
freie Luft von dem Wageninnern möglichst abgeschlossen bleibt. Am Boden jeder
Wagenabtheilung werden je 2 Gaslampen mit starken Heizbrennern aufgestellt, deren
Gaszuführung mittels Schläuche durch den Boden bewirkt wird. In sämmtlichen
Abtheilungen werden diese Lampen zu gleicher Zeit angezündet, damit die Erwärmung
der Einrichtung gleichmäſsig vor sich geht und die Motten sich nicht aus wärmeren in
kältere Wagenräume flüchten können. Die Räumlichkeiten werden nunmehr bis zu einer
Temperatur von 63° erwärmt, welche etwa nach einer 6 stündigen Beheizung erzielt
wird. Diese Temperatur wird 4 Stunden lang beibehalten, dann werden alle Lampen
gelöscht, die Thüren des Wagens jedoch erst nach weiteren 12 Stunden geöffnet. Es
sind dann, wie zahlreiche Versuche lehrten, welche Eisenbahn-Maschinenmeister R. Garbe in Berlin ausführte, alle Motten, Eier u. dgl.
getödtet.
Die Kosten dieser Desinficirung eines Coupé stellen sich auf etwa 10 M.; dagegen
betragen die Ausgaben für jedes Coupé nach dem bisher angewendeten Verfahren, die
Motten durch Auseinandernehmen der Sitze und Rücklehnen, Dämpfen der Roſshaare und
Neupolstern zu vertreiben, etwa 60 M. Das Wachholz'sche
Verfahren kann also seiner Billigkeit, sowie des geringen Zeitaufwandes wegen
allgemein empfohlen werden. (Nach Glaser's Annalen, 1881 Bd. 9 * S. 176.)
Verfahren zum Appretiren von Geweben.
Nach H. R. P. Hosemann in Berlin (D. R. P. Kl. 8 Nr.
16110 vom 5. November 1880) sollen die Gewebe in eine Lösung von Seiden- oder
Wollfasern oder auch Federflaum in Aetznatron getaucht, dann durch verdünnte
Schwefelsäure gezogen und schlieſslich sorgfältig gewaschen werden, worauf man sie
auch bleichen und färben kann.
Schütz und Juel in Würzen (D. R. P. Kl. 8 Nr. 16365 vom
10. Juni 1881) wollen mit Kautschuk oder anderen Klebstoffen gemischtes Metallpulver
auf Unterstoff von Baumwolle auftragen, dann trocknen und satiniren.