Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 431 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ventilator mit Dampfmaschine.
Von der Firma W. H. Allen und Comp. in Lambeth bei
London ist kürzlich für ein groſses Leichterfahrzeug ein Ventilator gebaut worden,
dessen Welle nach Engineering, 1881 Bd. 32 * S. 654 direct durch ein kleines verticales Maschinchen
angetrieben wird. Das Schaufelrad hat 1m,371
Durchmesser, ist aus 1mm,5 dickem Stahlblech
hergestellt und genau ausbalancirt. Die Luft strömt nur von einer Seite zu. Auf
jeder Seite des Rades ist, den Schaufeln möglichst nahe, ein besonderer
Dichtungsring von 1m,2 Durchmesser angebracht. Die
Schaufeln sind verzinnt, um das Rosten zu verhüten. – Der Cylinder der Dampfmaschine
hat 95mm Durchmesser und wird von vier Säulchen
getragen. Die Welle, 50mm dick, hat Lager von
250mm Länge, wie auch alle Zapfen ungewöhnlich
lang ausgeführt sind, um die Abnutzung auf groſse Flächen zu vertheilen. Mit
Ausnahme des Cylinders ist die ganze Maschine aus Stahl und Manganbronze
hergestellt. Bei 4at,2 Dampfspannung und 500
Umdrehungen in der Minute lieferte dieselbe in der Stunde 5520cbm Luft mit einer Pressung von 76mm Wassersäule.
Derartige gröſsere Ventilatoren werden jetzt vielfach auf Schiffen verwendet, theils
für den Zug der Kesselfeuerungen, theils zur Ventilation der Säle und (auf Schiffen,
die für Viehtransport bestimmt sind) besonders auch der Ställe.
Whg.
Neuerung an Montejus.
Der Gedanke, Montejus nicht unmittelbar zu füllen, sondern in das Druckgefäſs
einzelne Einsatzgefäſse zu stellen, welche die zu hebenden Flüssigkeiten enthalten,
wurde von A. L. G. Dehne in Halle a. S. (* D. R. P. Kl.
89 Nr. 16428 vom 16. Juli 1881) in folgender Weise zur Ausführung gebracht. In jedes
der Einsatzgefäſse wird ein bis zum Gefäſsboden reichendes Rohr oder ein Schlauch
getaucht, welcher mit einer Leitung auſserhalb des Montejus in Verbindung steht. Der
zwischen den Einsatzgefäſsen frei bleibende Raum des Druckgefäſses kann ebenfalls
mit zu hebender Flüssigkeit angefüllt werden. Die Trennung von Druckgefäſs und
Flüssigkeitsbehälter kann ähnliche Vortheile bieten, wie die Anwendung besonderer
Einsatzgefäſse bei Centrifugen. (Vgl. O. H. Krause 1881
242 * 276.)
Drehbank-Support zur Aufnahme mehrerer Werkzeuge.
Um wie bei den Revolver-Drehbänken (vgl. 1877 226 * 136)
auf leichte Weise mehrere Werkzeuge nach einander auf das eingespannte Werkstück
einwirken lassen zu können, haben H. und W. Sutcliffe in Halifax, England (* D. R. P. Kl. 49 Nr.
15968 vom 13. Mai 1881) einen Support construirt, welcher die Werkzeuge nicht, wie
der Revolverkopf, in einem Kreise, sondern neben einander in derselben Ebene
enthält. Derselbe wird in Schwalbenschwanznuthen quer vor dem Werkstück
vorbeigeführt und in der Stellung, in welcher jedes Werkzeug zur Wirkung gelangen
soll, durch eine Falle festgestellt. Die Werkzeuge selbst werden in Spindeln
befestigt, welche durch starke Spiralfedern in ihre äuſserste Stellung vom Werkstück
weg in den Support zurückgezogen sind; soll also ein gewisses Werkzeug zur Arbeit
gelangen, so wird der Support erst vorgezogen, bis der Fallriegel einschnappt, und
dann mittels einer Schraube die Spiralfeder zurückgedrückt, bis das Werkzeug zum Angriff gelangt. Es
gestaltet sich die Verstellung hier also viel umständlicher wie bei der
Revolverdrehbank.
Der patentirte Support ist hauptsächlich zur Herstellung von Dampf- und Wasserhähnen
bestimmt.
Mg.
Reinigung der Achslager und Schmierkissen von
Eisenbahnwagen.
Bisher werden in den Eisenbahn-Reparaturwerkstätten die Achslager der hochgenommenen
Wagen durch Abbrennen von altem Oel und Staub gereinigt. Es zeigen sich hierbei
verschiedene Uebelstände: Viele Achslager springen hauptsächlich im Winter durch zu
schnelle Abkühlung, die Federn der Schmierdeckel werden durch Ausglühen verdorben
und das Abbrennfeuer erzeugt einen starken, übelriechenden Qualm, der bei
ungünstiger Windrichtung in die Werkstätten eindringt oder auch Beschwerden der
Nachbarschaft verursacht.
Diese Uebelstände sind nun nach Mittheilung von Eisenbahn-Maschinenmeister R. Garbe in Berlin (Glaser's Annalen, 1881 Bd. 9 * S. 175) durch ein
seit etwa 1½ Jahren in verschiedenen Werkstätten der kgl. Eisenbahn-Direction
erprobtes Verfahren, nämlich durch Auslaugen der
Achslager, beseitigt. Dieselben werden mittels Haken in eiserne Gefäſse
gehängt, so daſs sie mit der Unterkante etwa 100mm
vom Gefäſsboden abstehen. Das Gefäſs wird zur Hälfte mit kaltem Wasser gefüllt und
auf 1cbm Inhalt mit einem Zusatz von 5k Soda versehen. Mittels eines in das Gefäſs
eingeleiteten Rohres von etwa 25mm lichtem
Durchmesser wird directer Dampf eingeführt und das Wasser kochend mit starkem
Wellenschlag erhalten. Ein Absperrventil dient zur Regulirung des einzuführenden
Dampfes. Nachdem die Lager etwa 2 Stunden gekocht haben, werden dieselben aus dem
Behälter herausgenommen und zeigen sich von Oel und Staubtheilen befreit. Jeden Tag
wird der Zusatz von 5k Soda erneuert. Das aus den
Achslagern ausgekochte Oel und Fett wird abgeschöpft, in besonderen Behältern
gesammelt und an Seifenfabriken verkauft. Jeden 4. Tag wird das Auskochgefäſs
gereinigt, indem das Wasser abgelassen und der auf dem Boden angesammelte Rückstand
entfernt wird. Dieses Verfahren stellt sich um fast ⅓ billiger wie das frühere.
Die Schmierkissen werden ähnlich behandelt und können sehr häufig noch benutzt
werden.
Zu bemerken ist noch, daſs andere Zusätze als Soda, z.B. Kalk, womit auch Proben
angestellt wurden, keine guten Dienste geleistet haben.
Holländer mit senkrechtem Stoffumlauf.
Wie die Papierzeitung, 1882 * S. 144 mittheilt, hat es
sich nachträglich herausgestellt, daſs auf den kürzlich in England patentirten, * S.
199 d. Bd. beschriebenen Holländer von W. Umpherston
bereits im J. 1870 an den Papierfabrikanten Wrigley ein
englisches Patent verliehen war, welcher die Sache nach längeren Versuchen fallen
lieſs.
Deckenputzmasse von H. Kahls in Chemnitz.
H. Kahls in Chemnitz (D. R. P. Kl. 37 Nr. 16724 vom 28.
Mai 1881) verwendet hierzu ein Gemisch von 35 Th. Sägespäne, 35 Th. Schlackensand,
10 Th. Gyps, 10 Th. Leim und 10 Th. Schlämmkreide.
Phosphorbronze für Telegraphendraht.
Ueber das Leitungsvermögen und das Gewicht ihres Phosphorbronzedrahtes hat die Fabrik
von Lazare Weiller in Angoulème eine Tabelle
ausgegeben, welcher die Elektrotechnische Zeitschrift,
1882 S. 83 folgende Angaben entnimmt, deren Bestätigung durch unabhängige Messungen
aber noch abzuwarten bleibt:
Durchmesser
Widerstandauf 1km
Gewicht
0,8mm
98,317 S-E.
4,241k
1,0
62,915
6,625
1,3
37,229
11,202
1,5
27,966
14,914
1,8
19,419
21,476
2,0
15,728
25,514
2,5
10,065
41,429
3,0
6,989
59,658.
Der Preis ab Avricourt beträgt für 1k Draht bei 0,8
und 0mm,9 Durchmesser 4 M., bei 1,0 bis 1mm,2 3,60 M., bei 1,3 bis 1mm,9 3,40 M. und von 2,0 bis 3mm,0 blos 3,20 M.
In L'Electricien, 1882 Bd. 2 S. 311 leitet L. Weiller aus der Mathiessen'schen Formel
k=a-c\,t+c\,t^2 für die Abhängigkeit der Leitungsfähigkeit
k von der Temperatur t
in bekannter Weise die Temperatur t_0=\frac{b}{2\,c}, bei welcher
das Minimum der Leitungsfähigkeit k_0=a-\frac{b^2}{4\,c}
auftritt, ab und deutet darauf hin, daſs t0 eine ziemlich hohe Temperatur sei und k0 sehr nahe an a liege. Ueberdies wird zugefügt, daſs von jetzt ab die
für jedes Land zu liefernde Phosphorbronze eine Beschaffenheit erhalten werde, daſs
der mittlere Werth ihrer Leitungsfähigkeit bei der mittleren Temperatur eben dieses
Landes auftrete.
Tripolith.
Zur Herstellung eines Ersatzmittels für Cement und Gyps
will B. v. Schenk in Heidelberg (D. R. P. Kl. 80 Nr.
13613 vom 7. Juli 1880) 3 Th. des in untern Schichten der Gypssteinbrüche lagernden
Gypssteins mit 1 Th. kieselsaurer Thonerde zusammen mahlen und 9 Th. dieses Pulvers
mit 1 Th. Hochofenkoke innig mischen. Statt Hochofenkoke kann man auch Gaskoke
nehmen; doch muſs man dann auf 10 Th. Koke 6 Th. Glühspan oder Hammerschlag
zusetzen. Die Mischung wird langsam auf 120° erhitzt und nach beendeter Trocknung
auf 260°, worauf man dieselbe durch ein Cylindersieb von 4mm Maschenweite gehen läſst, um sie rasch auf 25°
abzukühlen.
Diese Masse, Tripolith genannt, soll wie Gyps zur
Herstellung plastischer Gegenstände, zu Verbandzwecken, wobei sie doppelt so fest
sein soll als Gyps, sowie auch zum Verputz verwendet werden.
Nach den Analysen von Treumann (Pharmaceutische Zeitschrift
für Ruſsland, 1881 S. 414) und Petersen (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 2363) besteht der im Handel
vorkommende Tripolith aus:
Treumann
Petersen
Kieselsäure (Sand)
1,16
1,40
Kieselsäure, löslich
–
1,35
Schwefelsaurer Kalk
74,98
74,90
Schwefelsaure Magnesia
0,11
–
Kohlensaurer Kalk
0,44
4,61
Kohlensaure Magnesia
1,84
4,15
Eisenoxyd, einschl. etwas Eisen
0,55
0,54
Thonerde, Kali, Natron
Spuren
Spuren
Kohle
11,60
11,44
Wasser
3,00
2,86
–––––––––––––––––––
99,68
101,25.
Petersen bemerkt noch, daſs im schwefelsauren Kalk eine
kleine Menge einer anderen Schwefelcalciumverbindung einbegriffen ist (0,40 Proc.
Schwefel waren nicht als Schwefelsäure vorhanden) und daſs die gefundene Magnesia
als kohlensaure einbezogen wurde; im frisch gebrannten Material ist sie wohl
theilweise kaustisch vorhanden.
Nach Vorstehendem ist Tripolith entgegen der Patentschrift nichts Anderes, als ein
durch etwas Kalk- und Magnesiacarbonat und Sand verunreinigter Gypsstein, welcher
mit etwa 0,1 seines Gewichtes Kohle oder Koke mäſsig gebrannt worden ist. Seine
Eigenschaften stimmen auch im Wesentlichen mit denen des gebrannten Gypses überein;
für Wasser ist er nicht undurchdringlicher wie Gyps und seine gerühmte rasche
Erhärtung je nach der Behandlungsweise und verwendeten Wassermenge wechselnd. Den
Vortheil rascheren Erstarrens gewährt das mit Wasser angerührte Tripolithpulver nur,
wenn das Wasser in einem bestimmten Verhältniſs zugegeben worden; nimmt man etwas
reichlich Wasser, so kann die Erhärtung eines mit dem Brei angelegten Verbandes
Stunden lang dauern; nimmt man dagegen weniger Wasser, so erstarrt die Masse vor
Beendigung des Verbandes.
Prof. Vogt (Deutsche medicinische Wochenschrift, 1881
Nr. 15), welcher vergleichende Versuche mit Tripolith und Gyps angestellt hat, hält
danach ersteren nicht für geeignet, in allen Fällen den Gyps bei Verbänden zu
ersetzen. Derselbe hebt als Nachtheil des Tripolith auch die unangenehme Schmutzerei
hervor, welche durch das graublaue Pulver verursacht wird, vor welcher man Hände und
Fingernägel einigermaſsen nur durch vorheriges sorgfältiges Einölen schützen
kann.
Herstellung von Pyoxylin haltigen Massen.
Um die Nitrocellulose schwerer entzündbar zu machen, versetzt C. F. Claus in London (D. R. P. Kl. 39 Nr. 17026 vom 26. August 1881)
derartige Gemische mit 10 bis 50 Proc. Zinkoxyd mit Chlorzink, Bleioxyd mit
Chlorblei oder Magnesia mit Chlormagnesium.
Verfahren, Metalle u.a. zu emailliren und zu verkitten.
Nach E. J. Erichsen in Kopenhagen (D. R. P. Kl. 48 Nr.
16364 vom 5. Juni 1881) wird die zu emaillirende Fläche gereinigt, mit Wasserglas
und dann mit einem Gemisch von Wasserglas und Asbest, welchem auch Kalk oder Gyps
zugesetzt sein kann, überzogen, schlieſslich stark erhitzt. – Um einen Dampfkessel mit dieser Mischung zu überziehen, umgibt
man denselben mit einem hölzernen Mantel und stampft den etwa 5cm weit gelassenen Zwischenraum mit Asbest und
Wasserglas aus. Auch innen soll der mit verdünnter Schwefelsäure gereinigte Kessel
mit dem Gemisch überkleidet werden. – Dieselbe Mischung kann auch als Kitt
angewendet werden.
Verfahren zum Uebertragen verschiedenfarbiger Bilder auf
unedle, mit Feueremail gedeckte Metalle.
Die mit widerstandsfähigen, schmelzbaren Farben hergestellten Bilder werden nach P. C. Turck Wwe. in Lüdenscheid (D. R. P. Kl. 48 Nr.
16491 vom 2. April 1881) mit der Farbenseite auf den glasirten Gegenstand geklebt,
dieser in kaltes Wasser gelegt, bis sich das Papier abgelöst hat, während das Bild
auf dem Email haftet. Nun wird der Gegenstand abgespült, an der Luft getrocknet und
das Bild in einer Muffel eingebrannt.
Zur Gewinnung von Kautschuk.
Nach Gehe's Handelsbericht,
September 1881 sind auf Veranlassung von C. R. Markham
die vorzüglichsten Kautschuk liefernden Bäume jetzt auch auf Ceylon, bei Calcutta,
Madras und Burma angepflanzt, z.B. Ficus elastica aus
Indien, Castilloa elastica und Castilloa Markhammiana (Artocarpeae) aus dem äquatorialen Amerika, welche
den Ulé-Kautschuk liefern, Siphonia elastica vom
Amazonenstrom, welche Para-Kautschuk liefert, und Manihot
Glaziovii, ebenfalls vom Amazonenstrom, die den Ceara-Kautschuk gibt. Die
letztere Pflanze wurde erst bei dieser Gelegenheit von Cross, welcher mit der Herbeischaffung des Materials aus Südamerika
betraut war, entdeckt. Die Bäume werden erst im Alter von 25 Jahren angeschnitten
und wird diese Operation nur alle 3 bis 4 Jahre wiederholt.
Nach ferneren Mittheilungen im Botanischen Centralblatt,
1881 Nr. 45 wird viel Kautschuk von ausgezeichneter Güte, welcher seiner Farbe wegen
auch Caucho blanco genannt wird, gegenwärtig in
Columbien von Excoecaria gigantea gewonnen. Ferner soll
sich nach Angabe des englischen Viceconsuls in Paraiba die Kautschukgewinnung aus
Hancornia speciosa sehr lohnen; eine ähnliche
Mittheilung wird aus der Provinz Rio grande do Norte gemacht.
Zur Herstellung von Seife.
Zur Herstellung neutraler Kernseife bringt J. Weineck in Grafendorf, Niederösterreich (D. R. P.
Kl. 23 Nr. 16350 vom 20. März 1881) das Fett in einem cylindrischen Gefäſse, welches
in einem anderen Gefäſse mit Wasser steht, zum Schmelzen und mischt mit 20 Proc.
Seifenlösung zur Emulsion. Die Verseifung der mit Aetzlauge versetzten Masse erfolgt
nun rasch. Die Unterlauge enthält nur Aetznatron und Glycerin.
Kernschwimmseife erhält man nach A. Osterberg-Gräter in Stuttgart (D. R. P. Kl. 23 Nr. 16480 vom 12. April
1881) durch Kochen von 210k Cocosöl, 15k gebleichtem Palmöl, 25k Harz, 50k
Olivenöl und 60k Talg mit anfänglich schwacher,
nach und nach stärkerer Lauge von 40° B., dem Gewicht von 180k entsprechend. Sobald sich der Leim gebildet,
werden 200k
Semen psyllii (Flohsamen) der Masse beigemischt und so
lange gekocht, bis sich die Seife als fertiger Teig vom Kessel ablöst. Die Masse
wird hierauf beliebig parfümirt und kurz vor dem Ausgieſsen derselben fein
gepulvertes doppelt kohlensaures Natron zugesetzt. Die frei werdende Kohlensäure
durchdringt die Seife und veranlaſst die Bildung von Hohlräumen, wodurch das
specifische Gewicht der Seife verringert wird, so daſs sie auf dem Wasser
schwimmt.
Herstellung von Knochenleim.
R. Hagen und F. Seltsam in
Forchheim (D. R. P. Kl. 22 Nr. 16222 vom 18. Januar 1881) verwenden zur Herstellung
von Knochenleim ungewaschene, bis zur Stecknadelkopfgröſse zerkleinerte Knochen oder
entsprechende. Abfälle der Knochenschrotfabrikation. Durch diese Zerkleinerung soll
einerseits die Einwirkung des Wassers auf das Leim bildende Gewebe beschleunigt,
andererseits gleichzeitig ein Filter geschaffen werden, so daſs die Leimlösung klar
abläuft. Die zerkleinerten Knochen werden mit einer Lösung von Oxalsäure oder einer
anderen organischen Säure benetzt, auf Haufen geschaufelt und der freiwilligen
Erwärmung überlassen. Dann werden sie in einen mit Wasserbrause und sehr feinem
Siebboden sowie feiner Siebdampfbrause versehenen, cylindrisch gebauten Leimdämpfer
gefüllt und bei offenem oberem Mannloch mittels der Dampf brause eine Zeit lang, je
nach Beschaffenheit und Alter des Materials, angedämpft. Sind auf diese Weise die
noch vorhandenen ammoniakalischen Verbindungen zerstört und ausgetrieben, so wird
der Dämpfer geschlossen und mit Dampf ein Druck von 2 bis 3at gegeben. Nach einiger Zeit wird der Druck durch
Oeffnen des Dampfhahnes aufgehoben und in Zwischenräumen so viel kochendes Wasser
durch die Brause eingepumpt als zur Lösung des vollständig durch Dampf und
Macerationsmittel in Gallerte umgewandelten Knochengewebes nöthig ist. Der Dämpfer
mit seinem ganzen Inhalt bleibt nun eine Stunde unter einem Luftdruck von 1at ruhig stehen, worauf die concentrirte
Leimlösung von 25 bis 30 Proc. Trockengehalt unter allmählich verstärktem Luftdruck
in eine mit einem kupfernen Schlangenkochrohr versehene Holzpfanne abgedrückt wird
und hier, je nach Belieben, in kurzer Frist weiter concentrirt werden kann, falls
dies nicht bei der schon erlangten Concentration unnöthig ist. Zum Schluſs wird der
Dämpfer und sein Inhalt mittels der Brause mit etwas kochendem Wasser nachgespült,
um den noch etwa anhängenden Rest von Leim ebenfalls zu gewinnen. Die dunkelgelbe,
aber ganz klare Leimlösung, welche rasch gelatinirt, wird vor dem Ausgieſsen in
üblicher Weise bis zur blaſsgelben Wein färbe entfärbt. Das ganze Verfahren soll nur
5 bis 6 Stunden in Anspruch nehmen und 12 bis 20 Proc. Leim liefern.
Zur Wiedergewinnung der Salzsäure bei der
Knochenleimfabrikation will die Société
Coignet in Paris (D. R. P. Kl. 22 Nr. 16506 vom 7. April 1881) bei der
Behandlung der Knochen mit Salzsäure so viel Schwefelsäure zusetzen, daſs in der
Lösung Phosphorsäure oder saures phosphorsaures Calcium neben Salzsäure enthalten
ist, welche dann durch Kochen ausgetrieben und passend verdichtet wird. – Das
Verfahren wird nur in wenigen Fällen vortheilhaft sein.
Herstellung von Schwefelwasserstoff.
Nach A. Lidoff (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 23)
erhitzt man in einem 250cc fassenden Kolben mit am
Halse angesetzter Gasableitungsröhre Schwefel auf 350 bis 400° und läſst dann in der
Minute 3 bis 5 Tropfen Oleonaphta einfallen. Die Entwicklung von Schwefelwasserstoff
geht dann rasch und regelmäſsig von statten.
Salicylsäure gegen das gelbe Fieber.
W. White betrachtet mit der Mehrzahl der amerikanischen
Aerzte das gelbe Fieber als eine endemische gährungsähnliche Krankheit, welche sehr
wahrscheinlich durch mikroskopische Organismen hervorgerufen wird. Sie wird erzeugt
durch längere Zeit andauernde hohe Temperatur, groſse Feuchtigkeit der Luft und die
Gegenwart organischer, in Zersetzung begriffener Massen. White empfiehlt nun nach dem Archiv der
Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 72 im Glasgow Medical
Journal Salicylsäure als vorbeugendes und verhütendes Mittel. Er theilte
dieses einem Schiffscapitän mit, welcher nach Brasilien segelte und 3 Wochen lang im
Hafen von Rio de Janeiro blieb. Dort herrschte gerade das gelbe Fieber, so daſs
unter den auf der Rhede liegenden 150 Schiffen es keines gab, das nicht fast täglich
2 bis 4 von der tödtlichen Krankheit Ergriffene hatte. Der Capitän gab jedem seiner
Mannschaft täglich 0g,324 Salicylsäure in der
gewöhnlichen Menge citronensaurer Limonade und erlangte hierdurch die besten
Resultate. Ein anderes Schiff, welches White's
Vorschriften befolgte, konnte in der Zeit, als eine Epidemie des gelben Fiebers
herrschte, 7 Wochen lang einem ganz mit Kranken belegten Hospital gegenüber
verweilen, ohne daſs ein einziger seiner Matrosen von der Krankheit ergriffen wurde.
Diese kleinen Gaben von 0,19 bis 0g,65
Salicylsäure werden gern genommen, da sie den Geschmack der Limonade nicht
ändern.
Zur Kenntniſs des Aconitins.
In Winschoten wurde dadurch eine tödtliche Vergiftung mit Aconitin veranlaſst, daſs
der Apotheker statt des vom Arzt gemeinten salpetersauren Aconitins von Friedländer in Berlin das von Petit verabreicht hatte. Nach den Versuchen von P.
C. Plugge (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 33) wirkt nun das
salpetersaure Aconitin von Petit 8 mal so stark giftig
als das von Merck und 170mal so stark als das von Friedländer, so daſs keineswegs alles, was unter dem
Namen deutsches Aconitin im Handel vorkommt, auf eine
Linie gestellt werden darf. Das Aconitin von Petit und
das von Merck sind heftige Herzgifte, bei dem von Friedländer treten mehr die Lähmungserscheinungen
hervor.
Durch die Untersuchungen von Wright und Luff hat sich erwiesen, daſs in den Knollen des Aconitum Napellus auſser Aconitin (C33H43NO12) noch zwei andere Stoffe enthalten sind, das
unwirksame bittere Picraconitin (C31H45NO10) und ein
dritter noch nicht näher untersuchter Stoff. In Folge der mehr oder weniger
sorgfältigen Bereitung, des verschiedenartigen Wachsbodens der Knollen u.s.w. können
also die im Handel unter demselben Namen vorkommenden Präparate Mischungen sein,
welche des giftigen Aconitins mehr oder weniger enthalten.