Titel: | Herstellung von Knochenleim. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 435 |
Herstellung von Knochenleim.
R. Hagen und F. Seltsam in
Forchheim (D. R. P. Kl. 22 Nr. 16222 vom 18. Januar 1881) verwenden zur Herstellung
von Knochenleim ungewaschene, bis zur Stecknadelkopfgröſse zerkleinerte Knochen oder
entsprechende. Abfälle der Knochenschrotfabrikation. Durch diese Zerkleinerung soll
einerseits die Einwirkung des Wassers auf das Leim bildende Gewebe beschleunigt,
andererseits gleichzeitig ein Filter geschaffen werden, so daſs die Leimlösung klar
abläuft. Die zerkleinerten Knochen werden mit einer Lösung von Oxalsäure oder einer
anderen organischen Säure benetzt, auf Haufen geschaufelt und der freiwilligen
Erwärmung überlassen. Dann werden sie in einen mit Wasserbrause und sehr feinem
Siebboden sowie feiner Siebdampfbrause versehenen, cylindrisch gebauten Leimdämpfer
gefüllt und bei offenem oberem Mannloch mittels der Dampf brause eine Zeit lang, je
nach Beschaffenheit und Alter des Materials, angedämpft. Sind auf diese Weise die
noch vorhandenen ammoniakalischen Verbindungen zerstört und ausgetrieben, so wird
der Dämpfer geschlossen und mit Dampf ein Druck von 2 bis 3at gegeben. Nach einiger Zeit wird der Druck durch
Oeffnen des Dampfhahnes aufgehoben und in Zwischenräumen so viel kochendes Wasser
durch die Brause eingepumpt als zur Lösung des vollständig durch Dampf und
Macerationsmittel in Gallerte umgewandelten Knochengewebes nöthig ist. Der Dämpfer
mit seinem ganzen Inhalt bleibt nun eine Stunde unter einem Luftdruck von 1at ruhig stehen, worauf die concentrirte
Leimlösung von 25 bis 30 Proc. Trockengehalt unter allmählich verstärktem Luftdruck
in eine mit einem kupfernen Schlangenkochrohr versehene Holzpfanne abgedrückt wird
und hier, je nach Belieben, in kurzer Frist weiter concentrirt werden kann, falls
dies nicht bei der schon erlangten Concentration unnöthig ist. Zum Schluſs wird der
Dämpfer und sein Inhalt mittels der Brause mit etwas kochendem Wasser nachgespült,
um den noch etwa anhängenden Rest von Leim ebenfalls zu gewinnen. Die dunkelgelbe,
aber ganz klare Leimlösung, welche rasch gelatinirt, wird vor dem Ausgieſsen in
üblicher Weise bis zur blaſsgelben Wein färbe entfärbt. Das ganze Verfahren soll nur
5 bis 6 Stunden in Anspruch nehmen und 12 bis 20 Proc. Leim liefern.
Zur Wiedergewinnung der Salzsäure bei der
Knochenleimfabrikation will die Société
Coignet in Paris (D. R. P. Kl. 22 Nr. 16506 vom 7. April 1881) bei der
Behandlung der Knochen mit Salzsäure so viel Schwefelsäure zusetzen, daſs in der
Lösung Phosphorsäure oder saures phosphorsaures Calcium neben Salzsäure enthalten
ist, welche dann durch Kochen ausgetrieben und passend verdichtet wird. – Das
Verfahren wird nur in wenigen Fällen vortheilhaft sein.