Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 93 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Neuerung an Klappenschützen für Turbinen.
Die von Rieter in Winterthur herrührende
Bewegungsvorrichtung für klappenförmige Turbinenschützen, welche aus einem Ring
besteht, in dessen entsprechend geformte Nuth die Warzen der auf den Achsen der
Leitraddeckklappen befestigten Stellkurbeln eingreifen, hat durch J. Heyn in Stettin (*D. R. P. Kl. 88 Nr. 16152 vom 19.
Januar 1881) eine anscheinend unbedeutende, jedoch nicht unwichtige Verbesserung
erfahren. Dieselbe besteht darin, daſs die Lagerzapfen der Klappen statt in
geschlossenen Auglagern in aufrecht stehenden länglichen Schlitzen liegen und daſs
die Nuth des Regulircylinders so erweitert ist, daſs durch dieselbe nur das Heben
der Klappen erzwungen wird, während der Schluſs der Klappen lediglich durch deren
Eigengewicht und durch den Wasserdruck hervorgerufen wird, sobald eine geeignete
Drehung des Regulircylinders dies zuläſst. Diese patentirten
Constructionseinzelheiten machen die Möglichkeit des Schlusses einer Klappe nicht
mehr wie früher von dem erfolgten Schluſs der vorhergehenden Klappe abhängig, d.h.,
wenn durch eingeschobene Holzstücke o. dgl. eine Klappe gehindert ist, sich
vollständig zu schlieſsen, so kann demungeachtet der Regulircylinder doch weiter
gedreht werden, um die nächstliegenden Klappen zum Schluſs bringen zu können.
Verfahren zur Herstellung von Verblendsteinen.
Textabbildung Bd. 245, S. 92
Zur Herstellung von Ziegeln, deren Grundmasse mit einer Schicht von feinerem oder
anders gefärbtem Thon bedeckt ist, wird nach Ant. Heber
in Chemnitz (*D. R. P. KL 80 Nr. 18227 vom 6. Oktober 1881) der Deckthon aus der
Röhre b durch einen seitlichen Schlitz c im Inneren des Mundstückes a einer Strangpresse zusammen mit der Grundmasse herausgepreſst. Dieser
Thon aus b bildet dann die Deckschicht d.
Flachkeil zur Dichtung von Rissen in Kesselwänden.
Fig. 1., Bd. 245, S. 93
Fig. 2., Bd. 245, S. 93
Fig. 3., Bd. 245, S. 93
Zur Abdichtung von Rissen in Kesselwänden, namentlich in Rohrplatten, wird von L. Knölke in Hannover (*D. R. P. Kl. 13 Nr. 8510 vom
10. August 1879) die Anwendung des nebenstehend in Fig.
1 und 2 abgebildeten Keiles empfohlen. Die
Flanken desselben sind derart verstärkt, daſs sie einen schlanken Kegel bilden. In
dem Abstande der Achsen dieser Kegel wird zu beiden Seiten des Risses ein Loch
gebohrt und der Steg zwischen den Löchern in einer der Keildicke entsprechenden
Breite ausgestemmt. Wird darauf der Keil fest eingetrieben (Fig. 3), so wird nicht nur der Riſs dicht geschlossen, sondern auch die
Festigkeit an der schadhaften Stelle in einem gewissen Grade wieder hergestellt.
Mandelschneidmaschine von L. Hussong in Stuttgart.
Textabbildung Bd. 245, S. 93
Die Mandelschneidmaschine von L. Hussong in Stuttgart
(*D. R. P. Kl. 25 Nr. 15 969 vom 3. April 1881) besteht aus einer feststehenden
Messerscheibe b, in deren vier rechteckige Ausschnitte
c die Messer d so
eingesetzt sind, daſs die Messerschneide die Oberfläche der Scheibe b um etwa 1mm
überragt. Dieser Messerscheibe werden die Mandeln durch ein aus vier schräg
gestellten, flachen Armen bestehendes Kreuz g
zugeführt, welches von einem Blechkranz h umschlossen
und sammt diesem mittels der Welle e in Drehung
versetzt wird. Die abgeschnittenen Mandelscheiben fallen in die unter die
Messerscheibe geschobene Lade a.
Elektrisches Licht für Kohlenbergwerke.
In Folge einer von Tyndall in der Society of Telegraph Engineers gegebenen Anregung, das
elektrische Licht zur Beleuchtung von Kohlengruben zu verwenden, sind im August v.
J. auf der „Earnock-Grube“ bei Glasgow gröſsere Versuche in dieser Richtung
gemacht worden. Die Ausführung derselben erfolgte durch D.
und G. Graham; man wählte dazu die Swan-Lampe.
Die Maschinenanlage befindet sich etwa 274m von der
Grube entfernt und besteht in einer 12e-Dampfmaschine von Shanks in Arbroath, die mit
einem sehr empfindlichen Regulator versehen ist und vom Schwungrade aus mittels
Riemen eine Zwischenwelle betreibt, von welcher die Bewegung auf die
Gramme-Maschine, Modell A, übertragen wird. Die beiden
Hauptleitungsdrähte der Dynamomaschine sind aufwärts durch das Dach geführt und hier
mit zwei bloſsen Kupferdrähten von 9mm,5
Durchmesser verbunden. Diese werden auf Holzstangen nach der Schachtmündung geführt
und sind an den Unterstützungspunkten durch gewöhnliche Porzellanköpfe mit
vulkanisirtem Gummi isolirt. Die Leitung im Schacht selbst, etwa 324m bis zum Schachttiefsten, besteht aus 19
Kupferdrähten von 0mm,71 Dicke, welche durch
Guttapercha isolirt, mit getheertem Band umwickelt und in eine galvanisirte, etwa
13mm weite Eisenröhre eingeschlossen sind.
Dieses Kabel wird auch in den Betriebsstrecken gebraucht, wo es theilweise durch
hölzerne Stöcke getragen wird, theilweise unter der Oberfläche liegt. Die Zahl der
gegenwärtig angewendeten Lampen beträgt 16 feststehende und 6 tragbare, welche auf
ungefähr 3km Drahtlänge, die Rückleitung
eingerechnet, vertheilt sind. Die festen Lampen hängen an der Decke der
Arbeitsstrecken und sind in starke Glaskugeln eingeschlossen, welche mit convexen
Reflectoren von versilbertem Kupferblech ausgestattet sind. Die tragbaren Lampen sind an lange, biegsame
Kabel angeschlossen, so daſs man im Stande ist, dieselben unmittelbar an den
Arbeitsorten zu benutzen. Diese Lampen können beliebig angehängt werden und sind in
starke, durch Drahtgeflecht geschützte Glaslaternen eingeschlossen. Die Umschalter
und Contacttaster sind ganz so construirt, wie es für eine Grube mit schlagenden
Wettern nöthig ist; sie sind vollständig luftdicht gemacht, um jedes Ueberschlagen
eines Funkens in der Grubenluft zu verhindern. Jede der Lampen ist mit einem
luftdichten Quecksilbercontact versehen, um den Strom ein- und auszuschalten. Diese
Anordnung wurde auch zu dem Zweck getroffen, um, falls eine Lampe erlischt oder aus
dem Stromkreise ausscheidet, einen gleich groſsen Widerstand einzuschalten.
Elektrische Straſsenbeleuchtung in New-York.
Ueber die Anlagen für die Einführung der elektrischen Beleuchtung in New-York nach
Edison's System bringt das Scientific American, 1882 Bd. 46 *S. 281 einige Mittheilungen: Der für
diese groſse Anwendung des elektrischen Lichtes bestimmte Bezirk New-Yorks hat
ungefähr 2589840qm Ausdehnung, ist im Osten vom
East River, im Süden von Wall-Street, im Westen von Nassau-Street, im Norden von
Spruce-Street, Ferry-Street und Peck Slip begrenzt; die Centralstation befindet sich
Nr. 255 und 257 Pearl-Street, von welchen Gebäuden zunächst nur das letztere nahezu
vollständig fertig ist. Die Dampfkessel nebst Zubehör sind eingebracht, zwei
Rauchfänge, jeder 1m,52 im Durchmesser und 24m,38 hoch, sind errichtet, auch die Pumpen
vollendet; dagegen sind die Hebevorrichtungen und Ventilationseinrichtungen noch im
Rückstande. An Maschinen wird die Station 6 Dampfmaschinen, 6 Dynamomaschinen, sowie
die Widerstände und Regulatoren enthalten. Die von der Southwark Foundry and Machinery Company in Philadelphia gelieferten
Dampfmaschinen haben jede 200e. Die
Dynamomaschinen werden von den Edison Machine Works in
New-York angefertigt und sind nahezu vollendet; jede derselben wiegt 30480k. Das Gesammtgewicht der inneren Einrichtung und
der elektrischen Apparate im Hause Nr. 257 Pearl-Street wird etwa 226800k betragen und ist so vertheilt, daſs im Mittel
977k Belastung auf je 1qm der Construction kommen. Die Dampfkessel werden
bei vollem Betriebe täglich etwa 5080k Kohlen und
52cbm,25 Wasser verbrauchen. Am 1. März d. J.
waren 12010m unterirdische Leitungen gelegt, wozu
im März weitere 4845m kamen, so daſs
durchschnittlich 242m in einem Arbeitstage verlegt
wurden. Es verblieben noch etwa 5486m zu legen,
auſser den Verbindungen an Straſsenkreuzungen. Für die häusliche Beleuchtung waren
946 Plätze bereits im Februar angeschlossen und die Drähte gelegt. Die Zahl der bis
jetzt vorgesehenen Lampen beträgt 7916 nach Modell A,
jede 16 Kerzen stark, und 6395 nach Modell B zu je 8
Kerzen.
Ueber die Elektrizität der Flamme.
Nach Versuchen von J. Elster und H. Geitel wird durch den Verbrennungsprozeſs an sich innerhalb der Flamme
freie Elektrizität nicht erzeugt, sondern es haben die Flammengase und die die
Flamme unmittelbar umhüllende Luftschicht die Eigenschaft, in Berührung mit Metallen
oder Flüssigkeiten dieselben ähnlich wie ein Elektrolyt zu erregen. Zu dieser
elektrolytischen Erregung kommt noch eine durch den Glühzustand der Elektroden
bedingte thermoelektrische hinzu. Die Gröſse und Art der elektrischen Erregung ist
unabhängig von der Gröſse der Flamme, abhängig von der Natur und
Oberflächenbeschaffenheit der Elektroden, von der Natur des brennenden Gases und dem
Glühzustande der Elektroden. (Annalen der Physik, 1882
Bd. 16 S. 193.)
Herstellung basischer Ofenfutter.
Nach den erloschenen österreichischen Patenten vom 9. und 13. Juli 1880 (Kl. 18)
empfehlen Th. Kutscha, G. Oelwein und P. v. Mertens in Teschen für basische Ofenfutter den in
Dilln bei Schemnitz in Ungarn vorkommenden Agalmatolith, welcher folgende
Zusammensetzung hat:
Kieselsäure
30,40
Thonerde
52,68
Eisenoxyd
0,80
Manganoxydul
0,30
Kalk
0,89
Magnesia
0,39
Alkalien
1,50
Schwefelsäure
0,80
Wasser
11,88
–––––
99,64.
Mischt man 2 Th. gebrannten Agalmatolith mit 1 Th. rohem und feuchtet die Masse mit
Wasser an, so lassen sich aus derselben Ziegel und Feren durch Pressen erzeugen,
welche nach dem Brennen bei Weiſsglühhitze hart und klingend werden, kaum schwinden
und sich mit einem aus Agalmatolith und Wasser angemachten Mörtel zu sehr festem
Mauerwerk verbinden lassen. Mit Wasser gemischt, soll dieses Mineral auch eine gute
Stampfmasse für zur Entphosphorung bestimmte Bessemerretorten u. dgl. geben. – Es
scheint dabei übersehen zu sein, daſs dieselbe ihres hohen Kieselsäuregehaltes wegen
doch wohl kaum als Ersatz für basische Ausfütterungen bezeichnet werden kann.
Die Patentinhaber machen ferner den Vorschlag, bei der Herstellung basischer Futter
Kalk oder Dolomit mit einem Fluſsmittel in solcher Menge zu mischen, daſs das
Gemenge nach 12stündigem Brennen in Weiſsglühhitze eine gesinterte Masse bildet,
welche gepulvert mit entsprechenden Bindemitteln verarbeitet wird. Zur Herstellung
dieser basischen Chamottemasse wird ein Dolomit von der Zusammensetzung:
Kieselsäure
0,7
Proc.
Thonerde
0,5
Eisenoxyd
0,6
Kalk
31,5
Magnesia
20,0
Kohlensäure
46,7
mit 12 Procent eines Talkes von der Zusammensetzung:
Kieselsäure
62,0
Proc.
Magnesia
31,0
Eisenoxydul
2,0
Wasser
5,0
im fein gepulverten Zustande gemischt, die Mischung mit Wasser
angeknetet und Ziegel daraus gestrichen. Diese Ziegel werden nach dem Trocknen durch
12 Stunden bei Weiſsglut gebrannt und müssen dann eine durch und durch gesinterte,
aber nicht geschmolzene Masse darstellen, welche im gepulverten Zustande die
basische Chamotte bildet. Diese wird nun mit 5 bis 8 Proc. Theer, 3 bis 5 Proc. Pech
oder 5 bis 10 Proc. Harz gemengt und heiſs in erwärmte Formen gepreſst, dann bei
hoher Temperatur gebrannt.
Als Bindemittel können ferner verwendet werden: gebrannter und gelöschter Dolomit
oder aber 5 bis 15 Proc. thierisches Blut.
H. Bollinger in Mailand (Englisches Patent Nr. 5355 vom
21. December 1880) empfiehlt als feuerfestes, basisches Material ein Gemenge von
Asbest, Chrysolith und Chlormagnesiumlösung.
Ueber die Bestimmung des Silbers in Bleierzen.
Versetzt man, wie J. Krutwig in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882
S. 1264 angibt, eine alkalische Bleilösung tropfenweise mit salpetersaurem Silber,
so entsteht ein gelber Niederschlag, dessen Zusammensetzung der Formel Ag2PbO2.2H2O entspricht, so daſs sich die Zersetzungsgleichung
K2PbO2
+ 2AgNO3 = Ag2PbO2 + 2KNO3 (oder KO, PbO + AgO, NO5 = AgO, PbO + KO, NO5) ergibt, und die gelbe Verbindung als
Silberplumbit oder bleiigsaures Silber bezeichnet werden kann.
Zur quantitativen Bestimmung des Silbers in Bleierzen wird nun das durch
Aufschlieſsung mit Borax, Weinstein und Soda erhaltene Blei in Salpetersäure aufgelöst. Man fügt zu
dieser Lösung einen Ueberschuſs von Natronlauge, läſst absitzen, decantirt die
überstehende Flüssigkeit, filtrirt den gelbbraunen Niederschlag und wäscht ihn mit
heiſsem Wasser aus. Der Niederschlag wird alsdann in Salpetersäure aufgelöst und das
Silber als Chlorsilber gefällt. Man wäscht das Chlorsilber mit heiſsem Wasser aus,
um es von Bleichlorid vollständig zu befreien. Das Silber kann als Chlorsilber
gewogen werden, oder man löst es in Ammoniak auf und bestimmt es elektrolytisch
(vgl. Krutwig 1882 244
87).
Ueber die im Samarskit vorkommenden Erdmetalle.
H. E. Roscoe zeigt, daſs ein Gemisch der Formate von Terbium und Yttrium sich
wie das angebliche ameisensaure Philippium von Delafontaine (vgl. 1878 230 283) verhält, daſs
somit das Element Philippium nicht besteht. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S.
1274.)
Die Kohlehydrate des Fucus amylaceus.
Die im Handel vorkommende Alge enthält nach den Untersuchungen von H. G. Greenish in 100 Theilen:
Feuchtigkeit
15,07
Asche
10,24
In kaltem Wasser löslich (Schleim u. dgl.)
2,70
In Alkohol löslich
0,10
Metarabin
1,32
Sonstige in verdünntem Natron lösliche Substanzen
3,12
Paramylan
6,52
Durch kochendes Wasser gelöst (Gelose u. dgl.)
36,71
Holzgummi
3,17
Cellulose
10,17
Eiweiſsartige Substanzen
7,48
Sonstiges
3,40.
Die gallertbildende Substanz ist nicht mit dem Lichenin,
sondern anscheinend mit der Gelose Payen's identisch;
sie besteht nicht aus Pararabin und gibt bei längerer Einwirkung von Mineralsäuren
Arabinose. Besonders bemerkenswerth ist noch, daſs die früher überall angenommenen
Pectinstoffe nicht bestehen, sondern Kohlehydrate sind. (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 321.)
Ueber schwedischen Hopfen.
Nach den umfassenden Untersuchungen von R. Braungart
bildet die Gegend von Stockholm die Grenze des rentablen Hopfenbaues, wenn auch
derselbe dort weit schwieriger ist als in südlicher gelegenen Ländern. Es dürfte
sich hier namentlich empfehlen, gewöhnliche Schenkbierhopfen zu bauen, während
feinere Lagerbierhopfen vorläufig wenig Aussicht haben. (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1882 Bd. 28 * S. 1.)
Zur Untersuchung der atmosphärischen Luft.
Um den Kohlensäuregehalt der atmosphärischen Luft zu bestimmen, wird nach H. Heine die Druckerhöhung gemessen, welche einerseits
in einer Mischung aus Kohlensäure und Luft von bekannter Zusammensetzung,
andererseits in der zu untersuchenden trockenen Luft dadurch eintritt, daſs dieselbe
einer bei allen Versuchen gleichbleibenden Strahlung ausgesetzt wird. Heine glaubt, daſs auch der Wassergehalt der Luft in
entsprechender Weise bestimmt werden kann, wenn erst die Absorptionsverhältnisse des
Wasserdampfes festgestellt sind. (Annalen der Physik,
1882 Bd. 16 * S. 441.)