Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 433 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Auslenkbarer Pferdebahnwagen.
Die Noell'sche Waggonfabrik in Würzburg hat auf der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg 1882 einen
Pferdebahnwagen ausgestellt, welcher das Ausweichen vor einem auf demselben Geleise
entgegen kommenden Wagen ohne Weiche und Nebengeleise ermöglicht. Der Wagen wird
nämlich auf dem Geleise durch ein vor den Vorderrädern herlaufendes und in die Spur
zwischen den Schienen eingreifendes fünftes Rad erhalten, während die vier
Haupträder des Wagens keine Spurkränze besitzen. Wird das Leitrad, welches in einem
auf der vorderen Radachse sitzenden Gabelhebel gelagert ist, vom Kutscher
ausgehoben, so kann der Wagen beliebig die Schienen verlassen und auf das Straſsenpflaster
ausweichen. Solche Wagen sollen in Hamburg und Lissabon zu erfolgreicher Anwendung
gelangt sein. Zwar wird das Ausweichen eine erhöhte Anstrengung der Bespannung mit
sich bringen; doch mag diese – als eine bloſs zeitweilige – immerhin zuläſsig
sein.
Riemenverbinder von Fr. zur Nedden und Teschendorf in
Berlin.
Textabbildung Bd. 245, S. 434
Der vorliegende Riemenverbinder (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 18399 vom 2. December 1881)
setzt gelochte Riemenenden voraus, bedingt also hierdurch eine Verschwächung der
Verbindungsstelle. Der platte Körper des Riemenverbinders läuft beiderseits in Haken
aus, welche in die entsprechenden Löcher der Riemenenden von oben oder von unten
eingehakt werden. Der Verbinder ist einfach zu handhaben und billig herzustellen.
(Vgl. die Riemenverbinder 1881 240 * 339.)
Selbstthätige Fernsprechvermittelungsstellen.
Zur Ausführung der von den Theilnehmern einer Fernsprechanlage gewünschten
Leitungsverbindungen muſs auf der Vermittelungsstelle stets ein Beamter anwesend
sein. In kleinen Orten, wo nur eine geringe Zahl Theilnehmer vorhanden ist, oder in
Fabrikanlagen mit einer beschränkten Zahl Fernsprechstellen wird der Betrieb
derselben durch die Unterhaltung eines besonderen Beamten nicht unwesentlich
vertheuert. Zur Ersparung von Betriebskosten hat man sich bemüht, Apparate
herzustellen, welche die erforderlichen Leitungsverbindungen selbstthätig ohne
Mitwirkung eines Beamten ausführen. Die vorjährige Pariser Ausstellung hat 3 solche
Apparate gebracht, welche nach der Lumière électrique,
1882 Bd. 6 * S. 272, 299 und 478 folgende Einrichtung besitzen: Gebrüder Connolly und Mac Tighe wollen mit ihrem
Apparate folgende Bedingungen erfüllen: 1) Im Ruhezustande liegen sämmtliche
Leitungen in der Vermittelungsstelle an Erde. 2) Die Verbindung von zwei beliebigen
Leitungen mit einander erfolgt unter Trennung von der Erde möglichst unmittelbar,
d.h. es bleiben nur die Elektromagnete eingeschaltet, welche zur späteren Aufhebung
der Verbindung nothwendig sind. 3) Zwei mit einander verbundene Leitungen können
durch eine dritte nicht gestört werden. – Leduc hat
seinem im November 1880 in Belgien patentirten Apparat eine minder umfängliche
Aufgabe gestellt, nämlich: 1) daſs die Centralstelle C
nach Belieben mit jedem Theilnehmer in einem Nebennetze N sprechen kann; 2) daſs jeder dieser Theilnehmer in N mit der Centralstelle C
sprechen kann und demnach mit allen an C
angeschlossenen Theilnehmern; 3) daſs je zwei beliebige Theilnehmer in N unter sich sprechen können. – Der Apparat von V. Bartelous in Brüssel (*D. R. P. Kl. 21 Nr. 15561 vom
17. August 1880) zeigt in seinen Theilen und der Gesammtanordnung einige
Aehnlichkeit mit dem Apparate von Leduc.
Ein mit den genannten Einrichtungen verwandter, hier anzuschlieſsender Apparat ist an
G. Westinghouse in Pittsburg, Nordamerika (*D. R.
P. Kl. 21 Nr. 15276 vom 31. Juli 1880) patentirt worden. Mittels desselben sollen
beim telephonischen Verkehr mehrerer Stationen, deren Entfernung von einander
geringer ist als die jeder einzelnen von der Central Station, die langen Leitungen
von letzterer nach jeder einzelnen Station erspart werden. Der Apparat wird zwischen
einer solchen Gruppe von Stationen und der Central Station möglichst nahe an
ersterer eingeschaltet, so daſs nur eine lange Leitung nach der Centralstation
erforderlich ist. Er enthält eine Reihe neben einander stehender Elektromagnete. Von
jedem Theilnehmer der Gruppe wird ein Leitungsdraht durch je einen der
Elektromagnete geführt. Sendet ein Theilnehmer einen Strom durch seinen
Elektromagnet, so zieht derselbe seinen Anker an und hakt so eine Fallscheibe aus,
welche die Einschaltung nach der Centralstation hin veranlaſst, zugleich aber auch
mit einem an ihr befindlichen Arme in einem ihr entsprechenden schiefen Einschnitt
einer vor der Fallscheibenreihe liegenden wagrechten Stange eintritt und die Stange
so weit nach rechts verschiebt, daſs die Arme aller anderen Stangen nun nicht mehr ihren
Einschnitten, sondern der vollen Kante der Stange gegenüber liegen, die Fallscheiben
also nicht vollständig fallen können. Die Centralstation kann sich auch mit jedem
Theilnehmer in der Gruppe verbinden; dies geschieht durch eine entsprechende Anzahl
elektrischer Ströme, welche mittels des Ankerhebels eines Elektromagnetes und eines
von einem Triebwerke getriebenen Steigrades eine Welle schrittweise in Umdrehung
versetzen, worauf für jede Fallscheibe eine Scheibe mit Contactstift befindlich ist,
welcher bei einer gewissen Stellung der Scheibe eine Contactfeder berührt. Jede
dieser Scheiben löst bei vollendetem Umlaufe der Welle ihre Fallscheibe wieder ein.
Auch wenn sich die Centralstation mit einem der Theilnehmer verbindet, wird die
wagrechte Stange nach rechts verschoben und dadurch das Dazwischentreten eines
anderen Theilnehmers ausgeschlossen. Soll endlich jeder Theilnehmer in einer Gruppe
sich selbst ohne Vermittelung der Centralstation mit jedem anderen Theilnehmer in
seiner Gruppe verbinden können, so muſs auch er die erwähnte Welle mittels des
Elektromagnetes um die nöthige Anzahl Schritte drehen können.
Herstellung reiner Kohle für elektrische Beleuchtung.
Die Herstellung reiner, von Aschentheilen freier Kohle kann geschehen durch
Behandlung der fein zertheilten Kohle mit trockenem Chlorgas bei heller
Rothglühhitze, wobei nach Jacquelain (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 873) Kieselsäure,
Thonerde, Magnesia, sowie die Alkalien und Metalloxyde als Chloride verflüchtigt
werden, während der in der Kohle vorhandene Wasserstoff als Salzsäure entweicht.
Erleichtert wird das Verfahren bei Verarbeitung gröſserer Mengen dadurch, daſs man
das trockene Chlor auf die in dünne prismatische Stücke zerschnittene Retortenkohle
30 Stunden lang einwirken läſst und dabei die Temperatur auf helle Weiſsglut
steigert. Um dann die dadurch porös gewordene Kohle wieder dicht, leitungsfähig und
schwer verbrennlich zu machen, leitet man über die glühenden Kohlenstücke langsam
die Dämpfe von schwerem Theeröl, wodurch innerhalb der Kohle eine Abscheidung von
Kohlenstoff stattfindet.
Werden die Kohlenstäbchen mit schmelzendem Natron behandelt, so werden Kieselsäure
und Thonerde als Natriumsilicat und Natriumaluminat gelöst und durch nachfolgendes
Waschen mit heiſsem destillirtem Wasser entfernt. Eisenoxyd und die übrigen
Aschenbestandtheile werden dann durch Behandeln mit Salzsäure und nachfolgendem
Waschen mit reinem Wasser ausgezogen.
Als einfachste Reinigung empfiehlt Jacquelain die
Retortenkohle 2 bis 4 Tage lang bei gewöhnlicher Temperatur in verdünnte
Fluorwasserstoffsäure zu legen, dann gut auszuwaschen und bei hoher Temperatur in
feuerfesten Röhren einige Stunden hindurch langsam Theeröldämpfe darüber zu
leiten.
Ueber den Aschengehalt des Zuckerrohres.
W. Knop hat den Aschengehalt eines von Pilzmycelium
durchsetzten Zuckerrohres aus Pernambuco untersucht. Das Rohr enthielt 80 Proc.
Wasser; 100 Th. Trockensubstanz ergaben:
Kieselsäure
0,81 Th.
Phosphorsäure
0,07
Schwefelsäure
0,08
Chlor
0,29
Kali
0,86
Natron
Spur
Kalk
0,06
Magnesia
0,16
Eisen- und Manganoxyd
Spur
––––––
2,33 Th.
Auch dieses Zuckerrohr enthielt demnach nur wenig Asche (vgl. 1879 234 252), welche durch ihren auffallend hohen Gehalt an
Magnesia und Chlor ausgezeichnet ist. Ob diese eigentümliche Beschaffenheit der
Aschebestandtheile das Umsichgreifen der Pilzkrankheit begünstigt hat, kann erst
dann festgestellt werden, wenn noch mehr Aschenanalysen von gesundem Zuckerrohr
vorliegen. (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 447.)
Löslichkeit der Kohlensäure im Wasser unter hohem
Druck.
Nach Versuchen von S. Wroblewski (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 1355) wächst bei der
Lösung der Kohlensäure im Wasser der Sättigungscoefficient bei gleicher Temperatur
weniger schnell als der Druck, während er bei gleichem Druck mit abnehmender
Temperatur zunimmt, wie folgende Tabelle zeigt:
Druck
Sättigungscoefficient
1at
bei 0° =
1,797,
bei 12,43° =
1,086
5
8,65
5,15
10
16,03
9,65
15
21,95
13,63
20
26,65
17,11
25
30,55
20,31
30
33,74
23,25
Zur Bestimmung von Chlor, Brom und Jod.
Nach weiteren Mittheilungen über das Verhalten der Chloride, Bromide und Jodide gegen
Hyperoxyde in Gegenwart von Essigsäure (vgl. 1880 236 88)
bemerkt G. Vortmann in den Monatsheften für Chemie, 1882 S. 510, daſs es bei Bestimmung des Chlores
neben wenig Brom genügt, das Gemenge mit Bleihyperoxyd und 2 bis 3procentiger
Essigsäure 2 bis 3 mal auf dem Wasserbade einzudampfen. Soll Chlor neben wenig Jod
bestimmt werden, so verdampft man mit Bleihyperoxyd und verdünnter Essigsäure; bei
gröſseren Jodmengen ist Manganhyperoxyd vorzuziehen. Dampft man ein Gemenge von
Bromid und Jodid mit Manganhyperoxyd und verdünnter Essigsäure mehrmals auf dem
Wasserbade ein, so bleibt nur das Bromid zurück. Zur Bestimmung des Chlores neben
Jod und Brom kocht man entweder mit Bleihyperoxyd und verdünnter Essigsäure, wobei
Jodide und Bromide gleichzeitig zerlegt werden, oder man verjagt erst das Jod durch
Eindampfen mit Manganhyperoxyd und Essigsäure und dann das Brom durch Wiederholung
derselben Operation nach Zusatz von Bleihyperoxyd.
Ueber die Absorption flüchtiger Stoffe.
Die Thatsache, daſs Chlorwasserstoff haltige Luft nach dem Durchleiten durch Ammoniak
mit Salmiaknebeln erfüllt ist, erklärt Th. Schlösing in
den Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 1187 dahin, daſs
staubförmige, in Gasen schwebende feste und flüssige Stoffe zu wenig Beweglichkeit
haben, um beim Hindurchleiten der Flüssigkeit in Berührung zu kommen und von dieser
festgehalten zu werden, daſs diese Beweglichkeit aber durch Vergasung der Stoffe
erreicht wird. Leitet man dementsprechend Schwefelsäure haltige Luft über Kochsalz
bei gewöhnlicher Temperatur, so enthält die entweichende Salzsäure stets
Schwefelsäure; erhitzt man dagegen das Chlornatrium auf 350°, so daſs die
Schwefelsäure dampfförmig wurde, so wird die Schwefelsäure völlig vom Salze
zurückgehalten.
Wird Salzsäure haltige Luft durch eine senkrechte Colonne geleitet, in welcher
ununterbrochen Wasser herunterrieselt, so wird die Säure nur unvollständig
absorbirt, die Lösung ist aber eine vollständige, wenn die Temperatur auf 100°
gebracht wird.
Wird staubförmiges kohlensaures Ammonium enthaltende Luft durch einen mit
Schwefelsäure berieselten kleinen Kokesthurm geleitet, so wird das Alkali nur dann
völlig von der Saure zurückgehalten, wenn die Temperatur auf 100° erhöht wurde. Schlösing empfiehlt daher derartige Absorptionen nicht
unter Abkühlung, sondern unter Temperaturerhöhung auszuführen.