Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 517 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Verwerthung der Stickstoffverbindungen aus
Schwefelsäurefabriken; von G. Wachtel in Moskau.
Obwohl die Ersparniſs an Salpeter in der Schwefelsäurefabrikation jetzt schon sehr
bedeutend ist, so entweichen doch mit den Austrittsgasen aus dem Gay-Lussac-Thurme
noch etwa 50 Procent des Gesammtsalpeterverlustes. Zur Gewinnung dieser
Stickstoffverbindungen kann man die Austrittsgase mittels Körting'schen Gebläses durch eine Retorte aus Guſseisen oder Thon saugen,
welche mit Eisendrehspänen gefüllt und bis zur Rothglut erhitzt ist. Die
Sauerstoffverbindungen des Stickstoffes werden dadurch in Ammoniak verwandelt,
welches durch Schwefelsäure oder Salzsäure absorbirt werden kann.
Dieses Verfahren eignet sich besonders für solche Schwefelsäurefabriken, welche noch
ohne Gay-Lussac-Thurm arbeiten.
Ueber Dampfkesselexplosionen.
Nach der Zusammenstellung der Dampfkesselexplosionen im Deutschen Reiche während des
J. 1880 explodirten 3 Einflammrohrkessel, 8 Zweiflammrohrkessel, 4 Walzenkessel mit
Siederöhren, 2 engrohrige Siederohrkessel und 1 Locomobilkessel. Dadurch wurden 10
Personen getödtet, 19 verwundet. Als Ursache der Explosionen werden in 2 Fällen
Kesselsteinbildungen (vgl. 1876 220 172), in 2
Blechschwächung (vgl. 1878 230 38) und in 6 Fällen
Wassermangel, sonst aber mangelhafte Construction oder schlechte Wartung angegeben.
(Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen,
1882 * S. 30.)
Obé hat vor der Société de
l'Industrie minérale in St. Etienne mehrere beobachtete Beispiele von sehr
starken Siedeverzügen in Dampfkesseln besprochen, welche bei Verwendung von
luftfreiem Wasser eintreten (vgl. 1874 213 300). So hatte
man auf den Gruben zu Hordingham (Pas de Calais) wegen einer Ausbesserung die
Maschine mehrfach anhalten müssen, wenn der Dampfdruck die normale Höhe erlangt
hatte und der Kessel genügend mit Wasser versehen war. Man bemerkte mehrfach, daſs
bei längerem Anhalten der Druck nur langsam stieg. Einmal war diese Erscheinung bei
einem mit 2 Siedern versehenen Kessel so auffällig, daſs der Ingenieur Obé gerufen wurde. Der Stillstand hatte lange gedauert
und trotz eines längere Zeit unterhaltenen lebhaften Feuers blieb der Druck auf den
3at stehen, welche der Dampf am Ende der
Ruhepausen gezeigt hatte. Nachdem alle Apparate untersucht worden waren, um die
Ursache dieses Standes der Dinge ausfindig zu machen, blickte Obé nach dem Manometer, welches, wie es schien, seine
Schuldigkeit nicht thun wollte. Plötzlich aber fing dessen Zeiger an, sich rasch zu drehen und eine immer
stärker werdende Spannung anzuzeigen. In demselben Augenblicke lieſs sich im Kessel
ein dumpfes Geräusch hören, wobei Mauerwerk und Boden zitterten und die Ventilt
lieſsen Fluthen von Dampf und Wasser entweichen. Es fand also eine Explosion im
Inneren des Kessels statt, welcher derselbe glücklich widerstand. – V. Pierre bestätigt in der Wochenschrift des österreichischen Ingenieuervereins, 1882 S. 139, daſs
ein ruhiges Sieden von Flüssigkeiten wesentlich durch geringe Mengen entwickelter
Gase bedingt wird. Wenn aber die Speisung eines Dampfkessels stati mit frischem
Wasser mit ausgekochtem oder dem durch Condensation von Retourdampf entstandenen und
daher nur wenig absorbirte Luft enthaltenden] Wasser erfolgt, kann bei länger
fortgesetztem Sieden die Erscheinung des explosiven Siedens eintreten und, da in
diesem Falle eine groſse Menge Dampf in äuſserst kurzer Zeit entwickelt wird, eine
Gefahr für die Kesselwände durch die stoſsweise Vermehrung der Dampfspannung
hervorgebracht werden.
Bremsversuche mit einer Erdölkraftmaschine.
Die vorzüglichen Erfolge der Gasmaschinen haben den Wunsch hervorgerufen, einen so
bequemen Motor auch dort anwenden zu können, wo eine Leuchtgasleitung nicht
vorhanden ist. Es lag nun sehr nahe, das fehlende Leuchtgas durch Erdöl zu ersetzen,
indem man dasselbe in fein zerstäubtem Zustande mit Luft mischt und so ein ähnliches
Explosionsgemenge herstellt wie das aus Gas und Luft gebildete und zum Betriebe der
Gasmaschinen bestimmte. Solche Erdölmaschinen sind u.a. von J. Hock (1874 212 * 73. 198) und von Brayton (1876 221 * 195.
1878 230 * 378) construirt; dieselben haben aber eine
gröſsere praktische Bedeutung nicht erlangt. Neuerdings hat die Hannoversche Maschinenbau-Actiengesellschaft in
Hannover diesen Gedanken wieder aufgenommen und versucht, ihre Gasmaschine mit Erdöl
zu betreiben. Es ist wohl noch nicht an der Zeit, ein abschlieſsendes Urtheil über
diesen Motor zu fällen; einige Bremsversuche, welche R.
Schöttler ausführte und in der Wochenschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1882 *S. 302 mittheilte, verdienen indeſs
ihres interessanten Ergebnisses wegen weitere Verbreitung. Die Maschine ist wie der
Gasmotor von Wittig und Hees in Hannover (*D. R. P. Kl.
46 Nr. 6776 vom 13. Februar 1879) eingerichtet; das Erdöl flieſst aus einem
geschlossenen Behälter derselben durch eine Rohrleitung zu, in welcher ein Sperr-
und zwei Rückschlagventile liegen, und mischt sich mit der vom Pumpencylinder
ausgesaugten Luft; das Explosionsgemenge wird in diesem zunächst zusammengeführt,
dann in den Arbeitscylinder übergedrückt und hier entzündet – kurz, es verhält sich
ganz ähnlich wie ein Gasgemisch.
Der 4e-Motor, welchen Schöttler untersuchte, hatte folgende Abmessungen:
Durchmesser
des
Arbeitscylinders
200mm,
Kolbenquerschnitt
0,0314qm
„
„
Pumpcylinders
165
„
0,0214
Gemeinschaftlicher Hub
360
und ergab folgende Resultate:
I)
Hebellänge 1m,520.
III)
Hebellänge 1m,520.
Belastung 16k,3.
Belastung 10k,3.
Mittlere Umdrehungsz. 130,2 (mittl.
Mittlere Umdrehungszahl 110,3.
Kolbengeschwindigkeit 1m,562).
Anzahl der in der Minute durch-
Gebremste Leistung 4e,50.
schnittlich ausgefallenen Explo-
Stündlicher Erdölverbrauch 4l,920
sionen 3,2.
(für 1e und Stunde 1l,093).
Gebremste Leistung 2e,41.
II)
Hebellänge 1m,520.
Stündlicher Erdölverbrauch 3l,462.
Belastung 19k,3.
(für 1e und Stunde 1l,436).
Mittlere Umdrehungsz. 111,7 (mittl.
IV)
Leergang.
Kolbengeschwindigkeit 1m,340).
Mittlere Umdrehungszahl 113,3.
Anzahl der in der Minute durch-
Stündlicher Erdölverbrauch 2l,846.
schnittlich ausgefallenen Explo-
sionen 3,7.
Gebremste Leistung 4e,58.
Stündlicher Erdölverbrauch 4l,492
(für 1e und Stunde 0l,981);
Die Dauer dieser Versuche war., nachdem sich die Maschine warm gelaufen hatte, je 30
Minuten; der erste Versuch wurde mit ungereinigter Maschine vorgenommen. In den
Zahlen über den Erdölverbrauch ist derjenige für die Zündflamme nicht inbegriffen;
diese wird aus einem besonderen Behälter gespeist und bedarf so wenig Brennstoff,
daſs dessen Menge nicht in Betracht kommt.
Das verwendete Erdöl (richtiger Petroleumäther oder Benzin) hat die Dichtigkeit von
0,675 und destillirt bei 45 bis 110°; es wurde der Preis desselben zu 30 Pf. für
1k, also etwa 20 Pf. für 1l angegeben. Ist diese Zahl richtig, so stellt
sich der Betrieb nicht viel theurer als der einer Gasmaschine, da für le stündlich
obigen Versuchen gemäſs 1l, für Gasmaschinen aber
1cbm Gas anzunehmen ist.
Das Verhalten der Maschine während der Versuche war besser, als Verfasser es bei dem
Betriebe desselben Systemes mit Gas je beobachtet hat, namentlich in Bezug auf die
Regelmäſsigkeit des Ganges. Wie sich dies auf die Dauer machen wird, bleibt
abzuwarten. Jedenfalls wird man die Erdölmaschine öfter als eine Gasmaschine zu
reinigen haben; doch wird behauptet, daſs solche Reinigung leichter sei als bei
dieser, weil der Erdölruſs sich nicht festbrenne, sondern locker bleibe. Schmier-
und Kühlwasserbedarf sind dem Anscheine nach nicht wesentlich anders als bei der
Gasmaschine; jedoch ist dies ziffermäſsig noch nicht festgestellt worden.
Im Ganzen scheint also nach dem Gesagten der Erdölmotor lebensfähig zu sein. Wird er
auch die Gasmaschine nirgends verdrängen, so gibt es doch eine Menge Fälle, wo man
einen Motor, welcher stets betriebsfertig ist, einer Heiſsluftmaschine vorziehen
wird, auch wenn er etwas theurer arbeitet als diese. Andererseits kann nicht
geläugnet werden, daſs die mit der Aufbewahrung gröſserer Mengen leichten Erdöles
verbundene Feuersgefahr die Anwendung manchenorts beschränken dürfte; die Füllung
des Behälters an der Maschine ist nicht gefährlicher als die Füllung einer
beliebigen Erdöllampe mit ebenso leichtem Brennstoffe; beim Betriebe selbst kann
aber von Feuersgefahr keine Rede sein.
Aus den beim 2. Versuch aufgenommenen Diagrammen fand sich als nutzbare
Mittelspannung durchschnittlich im Arbeitscylinder 2at,538, im Pumpencylinder 0at,720.
Demgemäſs war also die indicirte Leistung (mit Rücksicht auf die ausgebliebenen
Explosionen):
im Arbeitscylinder
= (25380 × 0,0314 × 0,360 × 108) : 4500
=
6,883e
im Pumpencylinder
= (7200 × 0,0214 × 0,360 × 111,7) : 4500
=
1,377
––––––
Differenz
5,506e.
Von diesen wurden 4e,58 an
der Bremse nachgewiesen; also waren 0e,93 für die
Ueberwindung der Reibungswiderstände in der Maschine erforderlich. Der Arbeitsbedarf
für den Leergang kann davon nicht wesentlich verschieden sein; derselbe hätte also
nur etwa, da die Tourenzahl so ziemlich die gleiche war, stündlich (4492 × 0,93) :
5,51 = 0l,815 Erdöl verbrauchen dürfen; er
erforderte aber 21,846. Deshalb ist als gewiſs anzusehen, daſs eine Menge Erdöl beim
Leergange unverbrannt durch die Maschine geht. Daſs dies, wenn auch in geringerem
Grade, auch bei belastetem Gange der Fall, ist wegen des Verhältnisses zwischen den
Bedarfzahlen der drei Versuche II bis IV wahrscheinlich; genau läſst sich dieser
Umstand, der übrigens bei den älteren Erdölmaschinen auch auftrat, nur durch
Rauchgasanalysen nachweisen.
Kesselblech-Biegemaschine.
Nach bekannten Vorgängen ist von der Maschinenfabrik Scriven
und Comp. in Leeds zum Biegen der groſsen, für Schiffskessel zu
verwendenden Bleche eine vertikale Biegemaschine von ungemein groſsen und schweren
Verhältnissen construirt worden. Es werden hier die bekannten 3 Walzen benutzt,
deren eine gegen die beiden anderen einstellbar ist, um das Maſs der Biegung zu
bestimmen. Die beiden in festen Lagern laufenden Walzen werden im vorliegenden Falle
an beiden Enden mittels Stirnräder umgetrieben. (Nach dem Engineer, 1881 Bd. 52 * S. 135.)
Lagerschmiervorrichtung für dickflüssige Schmiere; von H.
Reisert in Köln.
Textabbildung Bd. 245, S. 520
Den Schmiervorrichtungen, bei welchen das Fett nach Maſsgabe des Verbrauches durch
einen selbstwirkenden Kolben in die Schmierkanäle nachgepreſst wird (vgl. Tovote 1882 243 * 261), hat
H. Reisert in Köln (*D. R. P. Kl. 47 Zusatz Nr.
18402 vom 6. August 1881) eine neue Form gegeben, indem er, wie aus der Figur
ersichtlich ist, den Kolben an dem Schmierrohr befestigt und einen Glascylinder über
den Kolben schiebt, welcher mit seinem Eigengewicht auf das zwischen Kolben und
Cylinderboden befindliche Fett drückt. Beim Füllen preist man das dickflüssige Fett
mittels einer Spritze in das oben offene Schmierrohr (Kolbenrohr), von wo es durch
seitliche Oeffnungen oberhalb des Kolbens in den Cylinder dringt und diesen hebt.
Nach dem Füllen wird das Rohr durch einen Pfropfen verschlossen.
Herstellung von braunem und weiſsem Holzstoff.
Während brauner Holzstoff aus gedämpftem Holz unter Anwendung von Schleifapparaten
mit verhältniſsmäſsig groſsem Kraftaufwand hergestellt wird, verfahren Ed. Rasch in Hudiksvall, Schweden, und Ernst Kirchner in Aschaffenburg (D. R. P. Kl. 55 Nr.
18447 vom 26. August 1881) in folgender Weise: Nach dem wie früher stattfindenden
Dämpfen der Holzklötze werden letztere auf einer Holzhackmaschine in saubohnengroſse
Stückchen zerkleinert, dann auf Kollergängen
zerquetscht oder vorzerfasert und schlieſslich auf einem Centrifugalholländer fertig
zerfasert.
Das so erhaltene Fabrikat soll für Pappen und grobe Packpapiersorten direkt
verwendbar sein; für bessere Sorten kann man dasselbe auf bekannten Apparaten
sortiren.
Als Vortheile dieses Verfahrens werden angegeben, daſs an Betriebskraft gespart und
die Faser des Holzes länger, aufgeschlossener und geschmeidiger erhalten wird als
bei den älteren Verfahren, wo das Schleifen die hauptsächlichste mechanische
Operation ist.
Das gleiche Verfahren soll auch zur Herstellung von weißem Stoff direkt aus Holz verwendbar sein. (Vgl. D. R. P. Kl. 55 Zusatz
Nr. 19192 vom 13. Januar 1882.)
Herstellung der Eisenbahnwagenräder aus Papier.
In den Werkstätten der Allen Paper Car Wheel Company in
Pullman, III., Nordamerika, benutzt man zur Herstellung der Papierräder nach dem Scientific American, 1882 Bd. 46 S. 218 gewöhnliche
Strohpappe, welche auf Maschinen zu runden Scheiben mit einem Loch zum Durchstecken
der Achse geschnitten werden. Diese Scheiben sind im Durchmesser ein wenig gröſser,
als für Räder von 660, 838 bezieh. 1067mm (26, 33
bezieh. 42 Zoll engl.) erforderlich ist. Je 3 dieser Scheiben werden mit
Mehlkleister, den man mit Handbürsten aufträgt, zusammengeklebt; dann bildet man aus
diesen dicken Scheiben Stöſse von 915 bis 1220mm
(3 bis 4 Fuſs) Höhe und bringt sie 3 Stunden lang in einer hydraulischen Presse
unter 650t Druck. Dadurch werden die 3 Blätter zu
einer einzigen soliden Scheibe vereinigt, welche in einem auf etwa 50° erwärmten
Raum langsam, etwa 2 Wochen lang, getrocknet wird. Um diese Scheiben noch weiter zu
verdichten, preſst man sie von neuem, klebt dann mehrere zusammen, preist und
trocknet wie vorher und setzt dies so lange fort, bis die erforderliche Dicke
erreicht ist. Die fertigen Scheiben haben je nach dem Durchmesser eine Dicke von 100
bis 125mm (4 bis 5 Zoll). 117 Blätter gehören zur
Scheibe eines Rades von 838mm und 100 Blätter zur
Scheibe eines Rades von 660mm Durchmesser.
Die nächste Arbeit ist das Abdrehen der Scheiben auf einen Durchmesser, der etwas
gröſser ist als die lichte Weite des Radreifens. Hierauf erhalten die Scheiben auf beiden Seiten einen
Anstrich; dann folgt das Einpressen in den Radreifen mit einer hydraulischen Presse
bei einem Druck von 210k/qc, wodurch Reifen und Scheiben fest mit einander
vereinigt werden. Nach dem Einziehen der Nabe und dem Vorschrauben der kräftig
gehaltenen eisernen Seitenplatten ist das Rad fertig. Ein 1067mm-Rad wiegt etwa 515k, welches Gewicht sich folgendermaſsen vertheilt: Papier 82k, Reifen 250k,
Nabe 90k, Bolzen 25k und Seitenplatten 68k. Die Reifen sind
aus dem besten Krupp'schen Stahl.
Das eingangs genannte Werk beschäftigt gegenwärtig 80 Arbeiter und liefert 24 bis 26
Räder im Tag. Ein 838mm-Rad mit Papierscheibe
kostet etwa 340 M., ein eisernes Rad etwa 64 M. Die Mehrkosten sollen durch die viel
längere Dauer der Papierräder wieder aufgewogen werden. Achsen mit eisernen Rädern
sollen im Maximum nur 160000km, Achsen mit
Papierrädern 650000km und mehr durchlaufen können,
welche groſse Leistung eine Folge der Elasticität der Papierscheibe ist.
Eisenfänger für Papierstoff-Leitungen.
Wenngleich beim Sortiren der Lumpen mit aller Sorgfalt Knöpfe, Haken und Oesen u.s.w.
entfernt werden, läſst es sich doch nicht vermeiden, daſs trotzdem einige in die
Holländer kommen und auch später im Papier oft als kleine Eisentheilchen, oft als
Rostflecke wieder erscheinen.
Um diese Uebelstände zu beseitigen, schlägt K. M.
Burnett in Turner's Falls, Mass. (Nordamerikanisches Patent Nr. 258710,
vgl. Papierzeitung, 1882 S. 936) vor, den fertigen
Stoff, bevor er zur Papiermaschine oder zum Knotenfänger gelangt, durch einen
Eisenfänger gehen zu lassen, in welchem alle Stahl- und Eisentheilchen unter
Zuhilfenahme von Magneten festgehalten werden können. Der Erfinder benutzt zu diesem
Zwecke einen flachen breiten Kasten, durch welchen der Stoff mit nicht zu groſser
Geschwindigkeit flieſst. Quer zur Richtung des Durchflusses sind hinter einander
eine Reihe von Stäben angebracht und über jeden dieser Stäbe sind gewöhnliche
Hufeisenmagnete gehängt–, letztere reichen mit den Spitzen bis beinahe auf den Boden
des Kastens und sind so dicht gestellt, daſs vorbei gleitende Eisentheilchen mit
Sicherheit vom nächsten Magneten angezogen werden. Der Kasten ist auſserdem noch mit
einem rauhen Boden versehen oder hat hier eine Anzahl Querleisten, um etwaige andere
schwere Körper auch zurückzuhalten. Die Magneten sind von Zeit zu Zeit
herauszunehmen und zu reinigen.
Die Einrichtung beruht also im Wesentlichen auf gleichen Gedanken, wie G. Schaeffer's Apparat zum Auslesen von Eisentheilen
aus Getreide (vgl. 1880 237 106), ferner wie die Apparate
zum Sondern von Eisenspänen von Messing u. dgl., endlich wie die magnetischen
Aufbereitungsapparate u.s.w.
Zur Frage der allgemeineren Anwendung der elektrischen
Glühlichtbeleuchtung.
Das Journal für Gasbeleuchtung, 1882 S. 469 behandelt
die Frage der allgemeineren Einführung der elektrischen Glühlichtbeleuchtung, welche
jetzt im Vordergrunde steht. Es wird zunächst ausgesprochen, daſs die Bogenlampen
dadurch, daſs sie das Bedürfniſs nach „mehr Licht“ neuerdings geweckt haben,
den Gasanstalten nicht nur keinen Schaden, sondern Vortheil gebracht hätten. In
Betrieb befände sich die Glühlichtbeleuchtung, auſser in einzelnen Etablissements
(darunter namentlich im Savoy-Theater, vgl. 1882 244 *
204) seit kurzem am Holborn Viaduct in London, wo eine von der Edison Company auf eigne Rechnung ausgeführte Anlage
etwa 1000 Glühlichtlampen, theils auf der Straſse, theils in den Häusern versorgt.
Geheimniſs schwebe noch immer über der KostenfrageEdison berechnet die New-Yorker
Beleuchtungsanlage (vgl. S. 94 d. Bd.) folgendermaſsen: „In dem zu
versorgenden Distrikt brennen 16000 Gasflammen; von 93 Procent der
Gasconsumenten haben wir die Zusicherung, daſs sie auf unser
elektrisches Licht übergehen, wenn wir dasselbe so billig liefern wie
Gas. Wir haben deshalb von sämmtlichen Gasrechnungen Abschrift genommen.
Der Preis des Gases beträgt 2 Doll. 25 Cent, für 1000 Cubikfuſs engl.
(34 Pf. für 1cbm). Wir werden das
elektrische Licht nach dem Gaspreis von 1½ Doll. für 1000 Cubikfuſs
(22,5 Pf. für 1cbm) berechnen. Die
Anlagekosten der elektrischen Beleuchtung, auf 1000 Cubikfuſs Gas
berechnet, betragen 3¾ Doll. (0,56 M. für 1cbm), während die gleichen Kosten der Gasanlage 5¾ Doll. (0,87
M. auf 1cbm) betragen. Die
Herstellungskosten für 1000 Cubikfuſs Gas betragen in New-York 90 Cent.
(13 Pf. für 1cbm).“;
weniger die Billigkeit, als die sonstigen Vorzüge der elektrischen Beleuchtung
würden gerühmt.
Es wird dann auf die Aeuſserungen der Sachverständigen vor der Commission des
englischen Parlamentes, welche die nöthigen Erhebungen für die Electric Lighting Bill zu machen hat, näher eingegangen
und auf die Abweichungen derselben von einander hingewiesen und es heiſst am
Schlüsse: „Faſst man die Ergebnisse der Verhandlungen kurz zusammen, so bestätigt
sich, daſs der Kostenpreis der Incandescenzbeleuchtung die eigentliche
Schwierigkeit ist, welche ihrer Einführung im Wege steht. Im kleinen Maſsstab,
wie sie bis jetzt an einzelnen Orten zur Anwendung gekommen, kann sie mit der
Gasbeleuchtung nicht concurriren; sie würde in dieser Weise eine
Luxusbeleuchtung bleiben, welche man sich nur aus besonderen Gründen oder aus
Liebhaberei erlauben dürfte. Nun sucht man die Selbstkosten dadurch zu
vermeiden, daſs man CentralanlagenSo hält C. W. Siemens in einem stark
bevölkerten Stadttheile eine englische Viertelquadratmeile (65ha) für einen passenden
Versorgungsdistrikt. Er rechnet auf diesem Flächenraume 1500 Häuser,
12000 Einwohner, für jedes etwa 20 Incandescenzlampen zu 15 Kerzen
Leuchtkraft, im Ganzen 25000 bis 30000 Incandescenzlampen und etwa 70
Bogenlampen. Die erforderliche motorische Kraft wird auf 1e für 10 Lampen, mithin auf 2500 bis
3000e für eine Centralstation, die
Kosten werden für die ganze Einrichtung eingeschlossen der
Leitungsdrähte bis an die Häuser auf rund 2 Mill. Mark veranschlagt. Dr.
J. Hopkinson nimmt eine englische
Quadratmeile (259ha) für einen
Versorgungsbezirk an, rechnet dafür 50000 Lampen und veranschlagt die
Kosten auf 4 Mill. M. R. E. Crompton legt
ebenfalls eine englische Quadratmeile mit 50000 Lampen zu Grunde, nimmt
aber die Leuchtkraft einer Lampe zu 16 bis 20 Kerzen an und verlangt
Maschinen von 12000e effectiv. Er
stellt zweierlei Kostenanschläge für die Anlage auf, je nachdem mit
stärkerer (3920000 M.) oder schwächerer (4162000 M.) Spannung in den
Leitungen gearbeitet werden soll, im letzteren Fall mit Drähten von
doppelter Stärke. – E. H. Johnson, Agent
Edison's glaubt, daſs es den Londoner
Verhältnissen entsprechen werde, auf eine Quadratmeile 33000 Lampen zu
je 10 Kerzen Leuchtkraft zu rechnen, und veranschlagt die Anlagekosten
auf rund 2 Mill. Mark. für gröſsere Bezirke anstrebt, bei
denen aber ein Maximum zu versorgender Lampen auf einem minimalen Flächenraum
vorausgesetzt wird. Man verlangt ausnehmend günstige Verhältnisse. Während eine
Gasanstalt eine ganze Stadt beleuchten und ihre Anlagen auf eine Menge Straſsen
ausdehnen muſs, in denen sich kein lohnender Verbrauch vorfindet, wollen die
elektrischen Unternehmer sich auf die allerrentabelsten Stadttheile beschränken.
Während die Gasanstalten verpflichtet sind, Jedem, der es verlangt, Gas zu
liefern, wollen die elektrischen Unternehmer sich nur die besten Consumenten
aussuchen; während die Gasanstalten in Bezug auf Quantität, Qualität, Druck u.
dgl. genauen Vorschriften und einer strengen Controle unterworfen sind, wollen
die elektrischen Unternehmer Etwas liefern, das man mit Sicherheit bis jetzt
weder messen, noch controliren, noch berechnen kann. Kurz, sie möchten sich die
Rechte der Gasanstalten erwerben, ohne die Verpflichtungen und Lasten derselben
auf sich zu nehmen. Wir wollen sehen, ob und wie weit ihnen dies in England
gelingen wird; es würde uns jedenfalls sehr wundern, wenn das englische
Parlament darauf eingehen sollte, eine Bill in diesem Sinne zu erlassen. Für
unsere deutschen Verhältnisse aber dürften sich nur in sehr wenigen Prallen die
Bedingungen gegeben finden, welche die Herren selbst für ihre sogen. Concurrenz
verlangen. Stadtbezirke, in welchen man auf 200 elektrische Lampen auf 1ha Flächenraum rechnen kann, wird es sehr
wenige geben und die deutschen Gasanstalten dürfen daher ohne Zweifel ruhig der
weiteren Entwickelung der Dinge entgegensehen. Die Incandescenzbeleuchtung hat
ihre Berechtigung und wird sie geltend machen. Ja sie würde es auch dann thun,
wenn die Tagespresse sich nicht in so übertriebener Weise des neuen Lichtes
annähme und wenn die Börse nicht so eifrig bemüht wäre, durch künstliches
Herabdrücken der Curse der Gasactien Geschäfte zu machen. Aber eine eigentliche
Concurrenz, eine Schädigung der Interessen der Gasindustrie ist nach dem
gegenwärtigen Stande der Dinge nicht zu befürchten.“
Kleister zum Aufkleben von Etiquetten.
Nach E. Campe lösen sich mit Stärkekleister aufgeklebte
Etiquetten auf Weinflaschen u. dgl. leicht ab. In Frankreich verwendet man hierzu
mit bestem Erfolg in Essig gelösten Leim, welcher mit etwas Mehl verdickt wird. (Oesterreichischer Liqueurfabrikant, 1882 S. 86.)
Zusammensetzung vulkanischer Aschen.
L. Ricciardi (Comptes
rendus, 1882 Bd. 94 S. 587 u. 1321) hat die vulkanischen Aschen untersucht,
welche am 23. Januar 1882 vom Aetna und am 25. Februar 1882 vom Vesuv ausgeworfen
wurden:
Vesuv
Aetna
Kieselsäure
47,84
37,82
Schwefelsäure (SO3)
0,17
20,57
Phosphorsäure (P2O5)
1,83
Spur
Chlor
1,32
1,02
Thonerde
18,67
9,79
Eisenoxydul
5,07
14,05
Eisenoxyd
4,38
–
Kalk
9,42
11,98
Magnesia
3,77
3,64
KaliNatron
5,64 2,04
0,95
–––––
–––––
100,15
99,82.
Die Aetna-Asche enthielt auſserdem noch Spuren von Titan und
Chrom.
Englisches Methylenchlorid.
Nach Richardson ist das Methylenchlorid dem Chloroform
vorzuziehen, eine Angabe, welche zwar von anderen Aerzten nicht bestätigt wurde,
aber doch die mehrfache Verwendung des Methylenchlorides veranlaſst hat M. C. Traub (Pharmaceutische
Centralhalle, 1882 S. 401) untersuchte nun ein derartiges englisches
Präparat von Robbinson und Comp. in London, welches als
Bichloride of Methylene, CH2Cl2, in den Handel
gebracht wird. Es ergab sich, daſs das Robbinson'sche
Methylenchlorid mit einem Präparate der Formel CH2Cl2 nichts als den Namen gemein hat, daſs
es als nichts anderes zu betrachten ist, denn als Chloroform, welches durch
Alkoholzusatz auf ein dem Methylenchlorid nahekommendes specifisches Gewicht
gebracht wurde.
Zur Prüfung von Wismuthnitrat.
Von den Prüfungen des officinellen Wismuthsubnitrates, welche die Pharmocopöe
vorschreibt, wird vielfach diejenige durch Auskochen mit Essigsäure, Ausfällen
dieser Lösung mit Schwefelwasserstoffwasser und Verdunsten der nun Wismuth freien
Flüssigkeit nicht ausgeführt. Die Probe erfordert ziemlich viel
Schwefelwasserstoffwasser, das Verdunsten nimmt Zeit in Anspruch und in den feisten
Fällen hat man schlieſslich nur eine zu vernachlässigende Spur eines Rückstandes,
welcher bisher als Kalk und Magnesia angesehen wurde. W.
Lenz (Archi der Pharmacie, 1882 Bd. 220 577)
fand nun aber auf diese Weise einen mehrere Procent der Gesammtmenge betragenden
Rückstand, welcher nur aus Kali bestand. Er erinnert daran, wie früher die
Fabrikanten von officinellem Wismuthnitrat die Ausbeute durch vorsichtige
Nachfällung mit Ammon zu vermehren suchten. Ammon verrath sich nun leicht, wenn es
nicht sorgfältig ausgewaschen ist, und wahrscheinlich wendet man jetzt an Stelle
desselben das erst bei umständlicherer Prüfung zu findende Kali an.
Abscheidung von Eisen aus Salzlösungen.
Um aus den Lösungen von Alaun, Alkalien u. dgl. das Eisen abzuscheiden, wird dasselbe
nach C Semper und C.
Fahlberg in Philadelphia (D. R. P. Kl. 75 Nr. 19218 vom 11. Januar 1882) in
Oxyd übergeführt und durch Zusatz von Bleisuperoxyd als Ferriplumbat gefällt. Der
erhaltene Niederschlag wird mit Salpetersäure behandelt, welche das Eisenoxyd löst
und so das Bleisuperoxyd wieder herstellt.
Verfahren zur Gewinnung von Thonerde.
Nach J. Webster in Solihull, England (D. R. P. Kl. 75
Nr. 18721 vom 19. Juli 1881) wird Alaun oder Thonerdesulfat mit Steinkohlenpech
gemischt und auf 200 bis 260° erhitzt, bis alles Krystallwasser entweicht. Die Masse
wird nun mit Salzsäure befeuchtet und in Haufen gebracht. Entwickelt sich kein
Schwefelwasserstoff mehr, so wird dieselbe mit Holzkohlenpulver vermischt und mit
einer kleinen Menge Wasser zu Kugeln geformt. Diese werden allmählich bei einer von
40 bis zu 150° steigenden Temperatur getrocknet und dann bis zur schwachen Rothglut
in Retorten erhitzt, während ein Strom von etwa 2 Vol. Luft und 1 Vol. Dampf darüber
getrieben wird. Es entweichen Schwefligsäure und Kohlensäure; mitgerissenes
Kaliumsulfat, Eisensulfat und Thonerde werden in einem Kühlapparat abgeschieden. Die
geglühte Masse wird gemahlen, mit Wasser ausgelaugt, die Lösung zur Ausscheidung von
Kaliumsulfat eingedampft. Die zurückbleibende Thonerde soll sich namentlich zur
Herstellung von wasserfreiem Aluminiumchlorid und Aluminiummetall eignen.
Gewinnung von Speisefett und Leim aus
Schlachthausabfällen.
Nach A. J. Huët in Paris (D. R. P. Kl. 23 Nr. 19011 vom
13. Januar 1882) werden Schlachthausfette oder Rohtalg in gewöhnlicher Weise
zerkleinert und 24 Stunden lang in eine Chloraluminiumlösung von 10° B. gelegt.
Fettabfälle aus Schlächtereien und Abdeckereien werden gut gewaschen, getrocknet,
zerkleinert, 24 Stunden lang in Chloraluminiumlösung gelegt und dann zur Entfernung
der wässerigen Lösung kalt gepreſst. Der Brei wird nunmehr mit gehacktem Stroh
vermengt, auf einer geneigten Platte ausgebreitet, welche mit Dampf auf 100° erwärmt
wird, und mit einer gleichen Platte bedeckt. Durch die vereinigte Wirkung von Wärme
und Druck geht das Fett ab, und zwar zunächst ein reiner Talg, welcher für die
Kunstbutterfabrikation geeignet ist; dann aber flieſst ein Gemenge von Talg und
Leimlösung ab. Die zurückbleibende Masse wird nun warm gepreſst oder geschleudert,
um weitere Mengen von Talg und Leimlösung zu erhalten, während die Rückstände zu
Viehfutter verwendet werden sollen.
Nach A. J. Huet (D. R. P. Kl. 22 Nr. 19211 vom 14.
December 1881) werden ferner die zur Fabrikation von Leim und Gelatine verwendeten
Abfälle 24 Stunden lang mit einer Chloraluminiumlösung von 2,5 bis 5° B. behandelt,
dann bis zu ihrer Verwendung in Haufen aufbewahrt. Beim Sieden der so behandelten
Rohstoffe sammelt sich das gesammte Fett an der Oberfläche, während bei der
gebräuchlichen Behandlung mit Kalkmilch 5 bis 7 Proc. Fett verloren gehen.
Dunaj's Schwellenbohrer.
Die Construction und Verwendungsart dieses vom Abtheilungsingenieur der
Rechte-Oder-Ufer-Eisenbahn Dunaj angegebenen Werkzeuges
ist nach dem Organ für die Fortschritte des
Eisenbahnwesens, 1882 S. 145 in Fig. 20
Taf. 33 dargestellt. Auch ungeübte Arbeiter bohren damit schnell, leicht und sicher.
Die Befestigung des Werkzeuges an dem Schienenkopf und die Art der Handhabung gehen
deutlich aus der Skizze hervor.