Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 202 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Selbstschlieſsender Halm von W. Reichel und C. Holste in
Hamburg.
Der beistellend abgebildete Hahn (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 18357 vom 15. Oktober 1881)
soll sich selbstthätig schlieſsen, ohne in der Leitung einen Schlag zu verursachen.
Zu diesem Zweck ist unterhalb des eigentlichen Absperrventiles b ein kleinerer Ventilkegel a angebracht, welcher auf der Ventilstange auf- und abgleiten kann. Beim
Oeffnen des Hahnes wird durch den Stellring unterhalb des Ventilchens a letzteres beim Heben des Ventiles b ebenfalls von seinem Sitz entfernt, gelangt aber beim
Niedergang von b früher als dieses auf seinen Sitz. Da
nun dieses Nebenventil a auf seinem mit Rinnen
versehenen Sitz nicht dicht schlieſst und da der Führungskanal für die Ventilstange
weit genug ist, um auch hier Wasser durchlaufen zu lassen, so entsteht nur eine
Drosselung und in Folge dessen eine allmähliche Stauung des Wasserstromes.
Textabbildung Bd. 246, S. 201
Schraubensicherung für Scherenbolzen.
Die von Herm. Kemmler in Ebingen, Württemberg (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 18393 vom 12.
Oktober 1881) angegebene Sicherung soll die Lockerung der Scherenbolzen
beim Gebrauch verhüten. Die eigentliche Mutter a
besitzt an der einen Stirnfläche eine Anzahl kleiner Löcher, in welche zwei auf der
Scheibe b angebrachte Zapfen eingreifen. Die Scheibe
b ist auf dem vierkantigen Ende des Bolzens durch
die Kopfschraube c festgehalten. Solange die Schraube
c sich nicht löst, wird die Verbindung von Bolzen
und Mutter gesichert sein.
Textabbildung Bd. 246, S. 201
Hebung sandförmiger und anderer körniger Stoffe mittels
Luftstromes.
Der schon von Schäffer, Renhaye a. A. (vgl. 1881 240 * 394. 1878 229 * 132)
verwirklichte Gedanke, leichte körnige Substanzen mit Hilfe eines durch
Pressungerzeugten Luftstromes zu fordern, wurde neuerdings von L.
Kölsche in Haardt. Westfalen (* D. R. P. Kl. 35 Nr. 18394 vom 16. Oktober 1881) in
veränderter Form zur Ausführung gebracht. Die Einrichtung besteht aus einem zur
Förderung dienenden Rohre, durch welches mit Hilfe eines Gebläses ein starker
Luftstrom in achsialer Richtung geblasen wird. Unmittelbar vor der Düsenmündung wird
die zu fördernde Masse unter Mitwirkung eines einfachen Rührwerkes aus einem über
dem Rohre sitzenden Behälter eingeführt. Um ein sicheres Fallen der Masse in das
Rohr zu erzielen, ist der Behälter mit der Windleitung in Verbindung gesetzt, so
daſs über der Masse derselbe Druck herrscht wie in der Rohrleitung. Der Kasten ist
ferner behufs ununterbrochenen Betriebes in zwei luftdicht abgeschlossene, durch
Deckel zugängliche Abtheilungen getrennt und die Zuführung des Fördergutes erfolgt
in der Weise, daſs man die eine Kammer bei abgeschlossener Windleitung füllt,
während sich die andere entleert.
Maschine zum Auftragen von Klebstoff u. dgl. auf Papier in
Bogen.
Heinr.
Pitzler in Birkesdorf bei Düren (*
D. R. P. Kl. 55 Nr. 18567 vom 16. November 1881) hat
für den im Titel angegebenen Zweck eine Maschine construirt, deren wesentlichste
Theile nachstehend skizzirt sind.
Textabbildung Bd. 246, S. 202 Das Auftragen des Klebstoffes oder einer anderen Flüssigkeit (z.B. Wasser
zum Anfeuchten des Papieres) geschieht durch die beiden endlosen Filztücher f und f1. Das obere Filztuch f erhält den Klebstoff von der Zinkwalze k, welche sich dem Filztuch entgegen bewegt und den an
ihr haftenden Klebstoff aus dem Behälter auf dasselbe aufträgt. Zwischen den beiden
Preſswalzen w werden die etwa in der aufgetragenen
Masse befindlichen Knoten zerdrückt. Mittels des verstellbaren Abstreichers a kann man die Menge des vom Filztuch mitgenommenen
Klebstoffes regeln. Von hier geht das obere Filztuch über die Leitwalzen e und l, die Regulirwalze
r dann zwischen die beiden eisernen, mit Kupfer
überzogenen Preſswalzen m und m1, endlich weiter um die Spannwalze s und die Leitwalze e1 zur Zinkwalze k,
welche wieder neuen Klebstoff aufträgt, zurück.
Auf das untere endlose Filztuch f1 wird auf dieselbe Weise, wie oben angegeben, durch die
Zinkwalze k1 im
Behälter Klebstoff aufgetragen u.s.w.
Die Bogen werden rechts zwischen die beiden mit Klebstoff bestrichenen Filztücher
eingeschoben; diese führen die Bogen durch die Preſswalzen m, m1 und geben auf diesem Wege schon
einen Theil des anhaftenden Klebstoffes an die Bogen ab. Durch den verstellbaren
Druck von der Walze m auf m1 kann man nach Bedarf die Klebstoffmenge
regeln: auch wird durch diesen sanften Druck der Klebstoff ganz gleichmäſsig über
die Bogen vertheilt.
Links werden die auf beiden Seiten mit Klebstoff versehenen Bogen von dem Filztuche
weggenommen. Gleich hinter der Maschine steht ein Tisch, auf welchem die
angestrichenen Bogen mit trockenen oder auch unter einander eingelegt und
zusammengeklebt werden können.
Quecksilberproduction.
Nach J. B. Randol's Mittheilung im Engineering and Mining Journal. 1882 Bd. 33 S. 133
betrug die Quecksilberproduction Californiens i. J. 1881 (vgl. 1880 238 234):
New-AlmadenSulphur BankGreat WesternNapa
ConsolidatedGuadalupeNew-IdriaReddingtonGreat
EasternCloverdaleVerschiedene Hütten
Gesammt
oder
2606011152 6241 5552 5228 2775 2194 1065 208 376–––––605812111t,5
Flaschen zu je 34k,69.
Ausgeführt wurden von San Francisco aus 45799 Flaschen.
Spanien lieferte im gleichen Jahre 50353 Flaschen (zu je 34k,5) oder 1737t.
Die Gesammtproduction von Quecksilber in Californien betrug in den J. 1850 bis 1880
41539t und lieferte hiervon New-Almaden allein
24662t.
Nach M. V. Lipold (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen. 1882 S. 84) hat das Quecksilberwerk Idria in Kram in den J.
1830 bis 1880 8212t,2 Quecksilber erzeugt. Idria
hat jedoch in den letzten Jahren die Quecksilbererzeugung wesentlich erhöht; sie
betrug in den 14 Jahren 1867 bis 1880 5613t,3,
d.h. jährlich 358t und ist in den letzten 30
Jahren von 140 auf 419t gestiegen.
Ueber das Verzinnen von Geweben und Papier.
Nach einer Angabe in Chemist's Journal. 1882 S. 368 soll
man auf das zu verzinnende Leinen- und Baumwollgewebe mit Eiweiſslösung verriebenes
gepulvertes Zink mittels Pinsel aufstreichen. Nun wird getrocknet, das Zink durch
Behandlung mit Dampf auf der Faser befestigt, worauf man diese in eine Lösung von
Zinnchlorid eintaucht. Hat sich das Zinn auf der Faser niedergeschlagen. so wird das
Gewebe oder Papier mit Wasser gewaschen, getrocknet und gepreſst.
Säurebeständiger Kitt von H. Flemming in Kalk.
Ein für manche Verhältnisse sehr geeigneter Kitt, welcher gegen Chlorgas und
Säuredämpfe widerstandsfähig ist, wird erhalten, wenn man die Rückstände der
Glycerindestillation, welche in dickflüssiger Form in den Handel kommen, mit
gesiebtem, trockenem Thon zu einer plastischen Masse vermengt. Es sind dabei etwa 3
G.-Th. Thon auf 1 G.-Th. Glycerinrückstand erforderlich. Bei einem Versuch blieb der
Kitt unter stundenlanger direkter Einwirkung von trockenem Chlorgas ganz unverändert
und verlor auch seine plastischen Eigenschaften nicht. Der Glyceringehalt des
Gemenges verhindert ein Austrocknen bei der Temperatur, welche
Chlorentwickelungsapparate und Salzsäurecondensationen gewöhnlich haben.
Nicht anwendbar ist der Kitt da, wo er atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt ist,
weil durch die Niederschläge das Glycerin ausgezogen wird. Man bereite ihn stets
frisch, da er beim Lagern aus der Luft Feuchtigkeit anzieht.
Explosionen im Laboratorium.
Wie L. Pfaundler in den Annalen
der Physik, 1882 Bd. 17 S. 175 berichtet, wurde eine mit flüssiger
Kohlensäure zu ⅔ gefüllte zugeschmolzene Glasröhre einige Centimeter tief in ein
unter – 100° gebrachtes Bad von Kohlensäure und Aether eingetaucht, um
krystallisirte Kohlensäure zu erhalten. Es bildeten sich alsbald schöne,
wasserhelle, stark lichtbrechende Krystalle, welche den eingetauchten Röhrentheil
vollständig ausfüllten, während darüber noch eine Schicht flüssiger Kohlensäure
stehen blieb. Als hierauf die Röhre am oberen Ende frei in der Luft gehalten wurde,
explodirte dieselbe nach einigen Minuten plötzlich ohne weiteren Anlaſs mit heftigem
Knalle. Entweder ist nun das Glas bei dieser Temperatur so spröde geworden, daſs es
den Dampfdruck des noch flüssigen Antheiles der Kohlensäure und die Einwirkung der
Lufttemperatur nicht mehr vertrug, oder die feste Kohlensäure zersprengt das
Glasrohr durch ihre thermische Ausdehnung.
Ein groſses Glockengasometer aus Zinkblech, welches ausschlieſslich zur Aufbewahrung
von Sauerstoffgas gebraucht wurde, blieb, mit einer kleinen Menge dieses Gases
gefüllt, ½ Jahr lang ungebraucht stehen. Als nachher das ausströmende Gas mittels
glimmenden Holzspans geprüft wurde, explodirte dasselbe unter Zertrümmerung des
Apparates. Da eine Einführung von Wasserstoff oder Leuchtgas von auſsen
ausgeschlossen war, so bleibt nach Pfaundler nur die
Erklärung übrig, daſs das Sperrwasser nach und nach aus der Luft des Laboratoriums
saure Dämpfe absorbirt und dann das Zink unter Entwickelung von Wasserstoff
angegriffen habe. Die Zinkoberfläche zeigte sich in der That etwas corrodirt. Es
dürfte sich daher in ähnlichen Fällen empfehlen, die Zinkoberfläche durch einen
Lacküberzug zu schützen.
Ueber die Löslichkeit von Glas in Reagentien.
R. Cowper (Chemical News, 1882 Bd. 45 S. 104) hat in
Röhren aus böhmischem Glase verschiedene Flüssigkeiten 6 Tage lang auf 100° erhitzt.
100cc derselben hatten dann gelöst: Wasser 8
bis 10mg, Schwefelwasserstoffwasser 9 bis 12mg Ammoniak 8mg,
verdünnte Ammoniakflüssigkeit 26 bis 43mg,
Schwefelammoniumlösung bis 52mg.
Zur Prüfung der Mineralfette.
Um Mineralfette oder Vaseline auf ihren Gehalt an Säuren zu prüfen, rührt man nach
W. Lenz (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 678)
die Probe mit Aether an, verdünnt mit absolutem Alkohol und titrirt mit
Zehntel-Natronlauge und Rosolsäure als Indicator. 100g Vaseline enthielten selbst 243mg
Natron entsprechende Säuren. Weitere Versuche ergaben, daſs dieser hohe Säuregehalt
wesentlich freie Sulfonsäuren waren, während sich Schwefelsäure und Sulfate nur in
Spuren nachweisen lieſsen.
Ueber die drastische Wirkung einiger Futterstoffe.
Bekanntlich werden einige Futterstoffe von Thieren zwar gern gefressen, aber nur
schwer verdaut. F. Sestini (Landwirthschaftliche
Versuchsstationen, 1882 Bd. 27 S. 117) hat nun je 50g verschiedener Futterstoffe mit 500cc Alkohol von 85 Proc. 2 Stunden lang bei 70°
behandelt und die Hälfte der alkoholischen Lösung zur Trockne verdampft:
In Alkohollöslich
Darinharzige Stoffe
Luzerne
14,80 Proc.
2,10 Proc.
Maulbeerblätter
(M. alba)
21,50
2,00
„
(M. multicaulis)
21,00
2,10
Wicke
10,90
0,90
Wiesenheu Nr. 1
6,20
0,25
Wiesenheu Nr. 2
5,55
0,20
Um zu prüfen, ob die in Alkohol löslichen Substanzen harzig sind, wurde eine Portion
der alkoholischen Lösung mit 4 Th. Wasser behandelt, nachher erwärmt, um den Alkohol
zu vertreiben. So wurden die Harze unlöslich. Man sammelte die Niederschläge über
einige doppelte gewogene Faltenfilter, wusch aus und trocknete. Die oben angegebenen
geringen Mengen harziger Stoffe lassen darauf schlieſsen, daſs die hitzigen
Eigenschaften einiger Futterstoffe nicht von den nachgewiesenen Harzstoffen
herrühren, sondern vielfache Ursachen haben müssen.