Titel: | Kleinere Mittheilungen. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 297 |
Download: | XML |
Kleinere
Mittheilungen.
Kleinere Mittheilungen.
Ventilation für Actionsturbinen.
Die von Laudien und Speiser
(1880 238 433) herrührende Turbinenventilation., bei
welcher dem Laufrade am inneren Umfang Luft durch ein die Turbinenachse umhüllendes,
mit der Luft ober Wasser in Verbindung stehendes Rohr zugeführt wird, ist von Goetjes und
Schulze in Bautzen (* D. R. P. Kl. 88 Nr. 17601 vom 29. Oktober 1881) dahin
vereinfacht worden, daſs die hohle Turbinen welle, welche sich auf einen
Oberwasserzapfen stützt, selbst zur Luftzuführung dient. Die Welle ist zu diesem
Zweck sowohl unterhalb des Stützzapfens, als auch unterhalb des vom Leitraddeckel
getragenen Halslagers mit seitlichen Oeffnungen versehen. Die Luft, welche sich
unter dem Leitraddeckel ansammelt, tritt an dem gegen das Leitrad ausgebogenen,
inneren, oberen Rand des Laufrades und durch Einschnitte, welche dieser Rand
unmittelbar hinter den Schaufein erhält, in das Laufrad ein.
Elevatorkasten von W. Bartz in Hamersleben.
Textabbildung Bd. 246, S. 297 Um aus der Wäsche kommendes Fördergut, z.B. Rüben, Kohlen, Erze u. dgl.,
während des Hebens mittels Becherwerk möglichst von anhängendem Wasser zu befreien,
namentlich um zu verhindern, daſs das aus den Bodenöffnungen eines Kastens
abflieſsende Wasser in den nächsten darunter befindlichen Kasten gelange, sind an
den Böden der Kasten Leitbleche a angebracht, welche
das Wasser auf die Hebegurte leiten, während der Obertheil der Kasten mit
Fangblechen b versehen ist, welche das an der Gurte
niederflieſsende Wasser zur Seite oder durch Oeffnungen auf die Hinterfläche der
Gurte abführen. (* D. R. P. Kl. 35 Nr. 18811 vom 11. November 1881.)
Boyle's Schiffslüftung.
Wenn irgend wo, so ist auf den Schiffen mittels Saug- und Blasköpfe ein genügender
Luftwechsel hervorzubringen, da sie mit seltenen Ausnahmen fortwährend lebhaften
Luftströmungen ausgesetzt sind. Boyle benutzt dieselben
nach Iron, 1882 Bd. 20 * S. 1 und Engineering, 1882 Bd. 33 * S. 640 sowohl zum Einblasen
frischer, als auch zum Absaugen verdorbener Luft. Feststehende Blasköpfe sind mit
Röhren verbunden, welche unter den Fuſsböden der verschiedenen Schiffsräume liegen;
von ihnen steigen oben offene Röhren an den Wänden oder zwischen den Kojen empor und
lassen die frische Luft etwa 1m über dem Fuſsböden
ausströmen. An den Decken der Räume sind Oeffnungen vorhanden, welche mit
feststehenden Saugköpfen in Verbindung stehen und demnach die Ableitung gebrauchter
Luft vermitteln.
An der Einrichtung ist folgendes zu tadeln: Da auf dem Deck des Schiffes zu jeder
Zeit Mannschaften sich befinden, so dürften drehbare Saug- und Blasköpfe, wie sie
jetzt meistens gebräuchlich sind, sich mehr empfehlen als die Boyle'schen feststehenden, indem erstere weit
leistungsfähiger sind als letztere und die Bedienung der ersteren von der
Wachmannschaft nebenher besorgt wird. An heiſsen Tagen ist die Luftabsaugung an der
Decke vortheilhaft, nicht aber bei niedriger Temperatur im Freien. Es steht zu
befürchten, daſs die Absaugöffnungen während der kälteren Jahreszeit verstopft
gehalten werden, zumal die frische Luft keinerlei Vorwärmung erfährt.
Zur Kenntniſs alter Metall-Legirungen.
W. Flight (Journal of the Chemical Society, 1882 S. 134)
hat in einer alten baktrischen Münze erhebliche Mengen von Nickel nachgewiesen.
Indische Münzen (I)
enthielten vorwiegend Silber, eine alte indische Buddhafigur (II) Silber und Kupfer,
eine Nadel (III) aus Arica, Peru, Silber:
I
II
III
Silber
89,1
57,7
82,2
Kupfer
4,3
37,3
16,1
Gold
1,2
0,5
0,4
Chlorsilber
1,3
4,1
1,2
Graphit
–
0,4
0,1
Eisen
–
–
–
Eine egyptische Bronzefigur enthielt 68,4 Proc. Kupfer, 4,7 Proc. Eisen, 22 Proc.
Blei, 0,8 Proc. Nickel, 1,5 Proc. Arsenik, 0,6 Proc. Antimon. Eine Bronze aus
Bolivia bestand aus 93,2 Proc. Kupfer, 6,5 Proc. Zinn und 0,3 Proc. Eisen. Bronze
aus Cypern (I), eine römisch-britische (II), eine griechische (III) und eine
römische (IV) hatten folgende Zusammensetzung:
I
II
III
IV
Kupfer
88,8
78,3
81,7
87,15
Zinn
8,5
10,0
10,9
10,72
Blei
1,5
9,0
5,2
2,00
Eisen
0,5
0,7
0,1
–
Kobalt
0,3
–
1,2
–
Eine hebräische Münze enthielt 97,7 Proc. Silber, 0,7 Proc. Gold und 0,6 Proc.
Kupfer.
Zur Kenntniſs des Cementes.
Untersucht man nach H. Le Chatelier (Comptes rendus,
1882 Bd. 94 S. 867) unter dem Polarisationsmikroskop Dünnschliffe von gebranntem
Portlandcement, so läſst sich zunächst ein auf das polarisirte Licht nicht
einwirkendes Calciumaluminat unterscheiden und zwar, wie synthetische Versuche
bestätigen, das Tricalciumaluminat Al2O3.3CaO. Ein nur schwach auf das polarisirte Licht
wirkendes Calciumsilicat, ein Kalkperidot, Ca2SiO4, scheint der wesentlichste, wenn nicht der einzig
wirksame Bestandtheil der Cemente zu sein; Portlandcemente bestehen zuweilen fast
nur aus diesem Kalkperidot. Ein stark braun gefärbter, auf das polarisirte Licht
wirkender, am leichtesten schmelzbarer Bestandtheil der Cemente bildet ein
Ferroaluminat 2(AlFe)2O3.3CaO. Einige wenige auf das polarisirte Licht stark wirkende Krystalle
scheinen Magnesiaverbindungen zu sein.
Von den bei der Erhärtung des Cementes unter Einfluſs des Wassers gebildeten
Verbindungen tritt namentlich ein in hexagonalen Tafeln, entsprechend denen des
Kalkhydrates, H2CaO2, vom Kalkperidot verschiedener Bestandtheil auf. dessen Zusammensetzung noch
nicht festgestellt werden konnte. Durch Einwirkung des Wassers auf
Tricalciumaluminat bilden sich ferner lange, nach allen Richtungen hin sich
verfilzende Nadeln, welche namentlich in den rasch erhärtenden Cementen in groſser
Menge auftreten; an trockner Luft verlieren sie Wasser und ziehen sich zusammen. Von
dem Tricalciumaluminat lösen sich 0g,3 in 1l Wasser; salziges Wasser löst mehr aber unter
theilweiser Zersetzung.
Das oft beobachtete Zerfallen des gebrannten Cementes erklärt sich aus dem Verhalten
des Kalkperidotes. Wird dieser bis zum Erweichen erhitzt (Schmelztemperatur des
weichen Eisens) und langsam abgekühltakgekühlt, so bildet er eine etwas durchscheinende Masse, welche bald krystallinisch
wird und dann in ein feines Pulver zerfällt. Bei Anwendung weniger hoher
Temperaturen tritt dieses Zerfallen nicht ein.
E. Landrin (Daselbst S. 1054) glaubt, daſs bei der
Erhärtung der Cemente namentlich die Calciumaluminate Al2O3.2CaO und Al2O3.CaO betheiligt sind.
Ueber unterjodigsauren Kalk.
Nach G. Lunge und R. Schock
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1883) gibt Jod mit
Kalkhydrat und Wasser bei gewöhnlicher Temperatur neben Jodcalcium und jodsaurem
Calcium eine beträchtliche Menge einer farblosen, schwach riechenden, bleichenden
Verbindung, welche jedenfalls ihrer völligen Analogie mit Chlorkalk und der nur
darauf stimmenden Resultate der Analyse zufolge als „Jodkalk“ angesehen
werden muſs und welcher die Formel CaOJ2 oder
Ca(OJ)2 + CaJ2
zukommt. Sie verändert sich bei Lichtabschluſs nur langsam, schneller allerdings im
Sonnenlicht und beim Erhitzen, wird aber doch durch vielstündiges Kochen nur zur
Hälfte zerstört.
Zur Bestimmung des Schmelzpunktes der Fette.
Nach Kratschmer (Zeitschrift für analytische Chemie,
1882 S. 399) wird das zu untersuchende Fett in ein enges, unten zugeschmolzenes
Glasröhrchen gebracht, nach dem Erstarren ein Quecksilbertröpfchen aufgesetzt und
hierauf auch das andere Ende des Röhrchens zugeschmolzen. In dem Augenblick, in
welchem das starre Säulchen in der Röhre flüssig wird, sinkt der Quecksilbertropfen.
An einem dicht neben dem Röhrchen angebrachten Thermometer wird die Temperatur, bei
welcher die Verflüssigung eintrat, abgelesen.
Bestimmung von Arsen in Kupfer.
Nach H. A. Sexton (Chemical News, 1882 Bd. 45 S. 255)
ist die Trennung kleiner Mengen Arsen von Kupfer nicht durch Schwefelwasserstoff in
alkalischer Lösung ausführbar. Die Fällung des Arseniks als Bleiarseniat. Zersetzung
desselben durch Oxalsäure und darauf folgende Fällung des Arsens durch
Schwefelwasserstoff gibt zu niedrige Resultate. Noch ungenauer ist die Fällung als
basisches Eisenarseniat in ammoniakalischer Lösung.
Nach Sexton wird der Lösung des Kupfers in Salpetersäure
etwas salpetersaures Eisen hinzugefügt, die Lösung mit Natron nahezu neutralisirt
und ein Ueberschuſs von essigsaurem Natrium hinzugegeben. Die Flüssigkeit wird zum
Sieden erhitzt, der Niederschlag rasch filtrirt, ausgewaschen, in Salzsäure gelöst,
mit Ammoniak übersättigt, Schwefelwasserstoff eingeleitet und vom Schwefel eisen ab
filtrirt. Das Filtrat wird angesäuert, das ausgeschiedene Schwefelarsen und
Schwefelantimon mit rauchender Salpetersäure und Salzsäure gelöst und dann das Arsen
als arsensaures Ammonmagnesium gelallt. Im Filtrat kann das Antimon bestimmt
werden.
Es ist noch zu berücksichtigen, daſs man etwa doppelt so viel Eisen anwenden muſs,
als Arsenik in Lösung ist. Beim Zusatz des essigsauren Natriums geht die blaſsblaue
Farbe der genügend neutralisirten Lösung in eine dunkelgrüne über. Das Becherglas
muſs vom Feuer entfernt werden, sobald das Sieden der Flüssigkeit beginnt, da sonst
basisches Kupferacetat mit niederfällt, welches Veranlassung gibt, daſs mit dem
Kupfer haltigen Schwefeleisen Arsen niedergerissen wird.
J. Pattisson (Daselbst S. 167) löst je nach dem
erwarteten Arsengehalte 100 bis 400g Kupfer in
Salpetersäure, versetzt die abgekühlte Lösung mit Aetznatron, bis ein bleibender,
fein vertheilter Niederschlag entsteht und setzt dann unter Umrühren eine sehr
verdünnte Natronlauge hinzu, welche die doppelte Menge des voraussichtlich
vorhandenen Arsens an Soda enthält. Man sammelt den Niederschlag, wäscht aus, löst
in Salzsäure, übersättigt mit Ammoniak und fällt als arsensaures Ammonmagnesium. Ist
Phosphor zugegen. so löst man diesen Niederschlag in Salzsaure, lallt das Arsen mit
Schwefelwasserstoff und dann die Phosphorsäure mit Magnesiamischung.
Enthält das Kupfer erhebliche Mengen Eisen, so Löst man den mit Natron erhaltenen
Kupferniederschlag in Salzsäure, versetzt mit Ammoniak und Schwefelammonium, Laſst
etwa 1 Stunde lang bei fast 100° stehen, filtrirt die Schwefelmetalle ab, säuert das
Filtrat mit Salzsäure an, oxydirt das ausgeschiedene Schwefelarsen mit rauchender
Salpetersäure und fallt mit Magnesiamischung.
Verfahren zur Darstellung von Bariumaluminat und
Alkalialuminat.
Nach A.
Tedesco in Mügeln (D. R. P. Kl. 75 Nr. 19767 vom 31. Januar 1882) wird fein
gepulverter Schwerspath mit Thonerdehydrat, Bauxit oder anderen Thonerde haltigen
Mineralien unter Zusatz von Kohle. Theer u. dgl. gemischt und bei starker
Rothglut geröstet. Die durch Ausziehen der geglühten Masse mit Wasser erhaltene
Lösung von Bariumaluminat wird mittels Kaliumsulfat oder Natriumsulfat zersetzt,
wodurch Alkalialuminat gebildet wird, während schwefelsaurer Baryt ausfällt. Die von
schwefelsaurem Baryt getrennte Lösung kann nun in bekannter Weise entweder auf
festes Aluminat, oder auf Thonerdehydrat und auf das betreffende Alkalicarbonat
verarbeitet werden, während der schwefelsaure Baryt wieder zur Darstellung des
Bariumaluminates verwendet wird.
Zur Herstellung von Zinkweiſs und Bleiweiſs.
Nach dein Verfahren von Schnabel (1881 240 149) wird der Blei, Silber, Kupfer u. dgl.
enthaltende Zinkstaub in bleiernen Gefäſsen mit einer concentrirten Lösung von
kohlensaurem Ammonium in Ammoniakwasser digerirt. Die dadurch erhaltene
ammoniakalische Zinklösung wird, nachdem das ebenfalls theilweise aufgelöste Kupfer
durch Zink ausgefällt worden, destillirt und das erzeugte Zinkcarbonat durch Glühen
in Zinkoxyd übergeführt. Die in den bleiernen Gefäſsen zurückbleibenden Silber und
Blei haltigen Oxyde werden behufs Gewinnung des Silbers beim Treibprozeſs
zugeschlagen.
Um nun aus denselben auch das Blei zu entfernen und als Bleiweiſs zu gewinnen, werden
nach Kosmann in Beuthen, Oberschlesien
(D. R. P. Kl. 40 Nr. 16570 vom 31. März 1881) die
ausgewaschenen Rückstände getrocknet und zur Zerstörung der etwa gebildeten
Carbonate geglüht. Sie werden dann mit einer warmen Lösung von essigsaurem Blei
behandelt, bis alles Bleioxyd gelöst ist, worauf man aus der erhaltenen Lösung von
basisch essigsaurem Blei durch Einleiten von Kohlensäure Bleiweiſs fällt.
Zur Herstellung von Jodoform.
Nach R. Rother liefert reinster Alkohol nur ⅛ des
verwendeten Jodes an Jodoform, Aceton haltiger Holzgeist bis zu ⅓ der theoretischen
Ausbeute, da Alkohol auſser der allein Jodoform bildenden Methylgruppe noch einen
auf Kosten des Jodes sich zu Ameisensäure oxydirenden Rest enthält. Aceton gebraucht
für die gleiche Reaction entsprechend weniger Jod. Leitet man dagegen langsam Chlor
durch die Flüssigkeit, oder fügt man allmählich eine Lösung von 2 Th. Brom und 1 Th.
Bromkalium in 16 Th. Wasser hinzu, so wird fast alles Jod in Jodoform übergeführt.
In entsprechender Weise kann auch unterchlorigsaures Natrium verwendet werden. (Pharmacist, Februar 1882 durch das Journal of the Society of Chemical Industry, 1882 S.
199.)
Ueber Methylanthrachinon.
Bei einer technischen Verarbeitung des Anthracens zu Anthrachinon werden gegenwärtig
groſse Mengen eines als Methylanthrachinon angesehenen Nebenproductes gewonnen. E. Börnstein (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1882 S. 1820) hat dieses aus einem zerreiblichen, hellgelben,
krystallinischen Pulver bestehende Product untersucht. Dasselbe löst sich in etwa
25. Th. siedendem Alkohol, krystallisirt beim Erkalten gröſstentheils aus, zeigt
dann den Schmelzpunkt 177 bis 178° und geht mit Zinkstaub und Natronlauge erwärmt
unter Rothfärbung der Flüssigkeit vollständig in Lösung, enthält also keinen
Kohlenwasserstoff mehr beigemengt. Nach häufigen Krystallisationen aus Alkohol
bildet das ganz reine Chinon feine verfilzte Nadeln von hell goldgelber Farbe und
dem Schmelzpunkt 175 bis 176°. Die Analyse des 6 mal aus Alkohol krystallisirten
Productes bestätigte die Zusammensetzung nach der Formel C15H10O2
und wurde durch Untersuchung verschiedener Abkömmlinge desselben festgestellt, daſs
es in der That Methylanthrachinon ist.