Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 483 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Neuerung an Rowan's Dampfwagen.
Die Construction des Rowan'schen Dampfwagens, welcher
auf 2 zweiachsigen Drehschemeln ruht, von denen der vordere als Motor dient, ist
neuerdings von W. R. Rowan in
Hamburg (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 19751
vom 21. April 1882) dahin abgeändert worden, daſs die Kuppelstangen
abgeschafft werden sollen. Zu diesem Zweck wirkt von den beiden – innenliegenden –
Cylindern der eine auf die Auskröpfung der vorderen, der zweite auf die der hinteren
Achse, während die Steuerungsexcenter beider Cylinder auf einer und derselben Achse
aufgekeilt sind. Die praktische Durchführung dieser Erfindung ist unmöglich, da
trotz der gemeinschaftlichen Steuerung kein Hinderniſs besteht, daſs unter dem
Einfluſs wechselnder Reibungsverhältnisse und Curven die Stellung der Kurbeln beider
Treibachsen nach beiden Seiten hin bedeutend vom rechten Winkel abweicht, wodurch
dann selbstverständlich für die lose, nicht mit Excentern versehene Achse eine ganz
falsche Dampfvertheilung entsteht.
Die Webb'sche ungekuppelte Eilzugmaschine (vgl. * S. 352
d. Bd.), welche gleichfalls die Kuppelstangen entbehrlich machen will, erreicht dies
thatsächlich mit 3 oder 4 Cylindern, wobei aber selbstverständlich jede Treibachse
ihre besondere Steuerung hat.
M-M.
Schmieren von Förderwagen mit geschlossenen Radbüchsen bezieh.
von Fabriktransmissionen.
Auf der kgl. Steinkohlengrube Friedrichsthal bei Saarbrücken wird, wie Baumann in der Zeitschrift für
Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1881 * S. 65 mittheilt, zum Schmieren
geschlossener Radbüchsen mit bestem Erfolge dickflüssige Wagenschmiere angewendet,
welche im kalten Zustande die Consistenz von Schmierseife hat. Während dieselbe
früher mittels einer Handspritze in die Radbüchsen eingeführt wurde, bedient man
sich jetzt hierzu einer Luftdruckvorrichtung, welche aus einem etwa 180k Schmiermaterial fassenden Behälter in Verbindung
mit einem durch eine Luftpumpe zu speisenden Windkessel besteht. Der Behälter wird
durch einen Schlauch mit einer Füllschraube der Radbüchse verbunden und deren
Füllung dann durch Oeffnen des Schlauchabsperrhahnes veranlaſst. Damit die Radbüchsen
bequem zugänglich seien, wird der Wagen in einen Wipper gefahren und aufgekippt.
Nach dem Schmieren wird der Wagen auf einer unmittelbar neben dem Wipper
untergebrachten Wage tarirt. Zum Schmieren und Tariren jedes Wagens sind etwa 5
Minuten erforderlich. Mit etwa 150k
Schmiermaterial werden monatlich durchschnittlich 500 Förderwagen geschmiert; die
Wagen laufen durchschnittlich 4 Wochen, bis die Schmierung wiederholt werden muſs.
Nur neue Wagen müssen, bis sie eingelaufen sind, öfter geschmiert werden. Der
Luftdruck im Windkessel wird auf 2at gebracht und
alle 3 Wochen erneuert; ein schlechteres Schmiermaterial erfordert einen etwas
höheren Luftdruck und ein öfteres Schmieren.
Im Anschluſs hieran sei erwähnt, daſs Th. Reisen in
Augsburg (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 18771
vom 1. December 1881) für Central Schmierung von
Fabriktransmissionen mit dickflüssiger Schmiere statt des Luftdruckes
belastete Kolben benutzt. In einem von zwei neben einander stehenden, mit dem
Schmierfett gefüllten Preſscylinder wird mittels Schraube ein Kolben niedergedrückt
und dadurch der belastete Kolben des zweiten Cylinders gehoben. Von hier aus führen
Rohrleitungen an sämmtliche Schmierstellen, deren Anschluſs mit Glasröhrchen
erfolgt, so daſs die Wirkung der Einrichtung stets beobachtet werden kann.
Fonck und Wasem's Förderung auf schiefer Ebene.
Die bei Aufzügen häufig angewendete Einrichtung, das Heben einer Last durch das
Uebergewicht mit Wasser gefüllter Behälter zu bewirken, die sich in ihrer tiefsten
Stellung von selbst entleeren und dann leichter sind als die Fördergefäſse für die
Nutzlast, welche in Folge dessen wieder nieder gehen können, ist von Fonck in Andernach und J. Wasem
in Weiſsenthurm (* D. R. P. Kl. 81 Nr.
18728 vom 8. November 1881) auch auf Förderungen auf schiefer Bahn
übertragen worden (vgl. 1881 241 * 269). Das Seil b, an welchem der Förderwagen a hängt, ist über eine Rolle geführt und andererseits mit dem Zugwagen e – einem auf Rädern sitzenden Wasserbehälter –
verbunden. Der Zugwagen läuft auf einem besonderen Geleise, welches innerhalb des
Geleises für den Förderwagen liegt; bei Kreuzungen geht der letztere über den
Zugwagen hinweg. Als Fangvorrichtung dienen drehbare Bügel k, welche zur Verbindung der Wagen mit den Seilenden dienen; sie fallen
bei etwa eintretendem Seilbruch nieder und legen sich dann gegen innerhalb des
Geleises angebrachte Stifte p.
Textabbildung Bd. 246, S. 484
Maschine zum Auswalzen der zum Ueberziehen von elektrischen
Leitungsdrähten dienenden Bleiröhren.
Für diese Arbeit ist Alamagey und Oriol in St. Chamond, Frankreich (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 19466
vom 1. März 1882) eine Maschine patentirt, welche in folgender Weise
wirkt. Die zu umhüllenden Drähte werden an einem Kolben befestigt, welcher in ein Bleirohr
getrieben wird., dessen lichter Durchmesser etwa doppelt so groſs ist als der des zu
umgebenden Kabels. Das Rohr wird gestreckt auf eine horizontale Bank gelegt. Jeder
Draht ist auf eine Scheibe aufgewickelt und diese Scheiben sind auf einem kleinen
Wagen gelagert, welcher auf einer Bahn läuft; letztere ist in der Mitte zwischen den
Schienen des Bahngeleises mit Rollen versehen, welche zur Unterstützung des
Bleirohres dienen. Am vorderen Ende des Wagens ist ein Mundstück befestigt, das die
von den Spulen kommenden Drähte vereinigt und dieselben in das Bleirohr leitet.
Dieses passirt nun ein Walzwerk, welches aus mehreren Walzenpaaren besteht, die
abwechselnd horizontal und vertical liegen und unmittelbar auf einander folgen, so
daſs das Auswalzen in einem Zug geschieht. Die Kaliber der Walzen werden nach rechts
hin immer kleiner, bis sie schlieſslich dem Durchmesser des Kabels entsprechen. Das
Bleirohr verlängert sich bei diesem Walzen und sein Querschnitt wird abwechselnd
elliptisch und kreisförmig, wobei jeder Kreis einen Durchmesser gleich der kleinen
Achse der unmittelbar vorhergehenden Ellipse erhält.
Während das Rohr durch das Walzwerk gezogen wird, wickeln sich die Drähte von ihren
Scheiben ab, entsprechend der Verlängerung des Rohres, während der Wagen dem Rohr
folgt. Die Drähte erhalten keine Streckung, denn sie kommen erst beim letzten
Walzenpaar mit dem Bleirohr in Berührung. Die Walzen werden durch Zahnräder
getrieben, deren Zähnezahl so bemessen ist, daſs die Geschwindigkeit entsprechend
der Verlängerung des Rohres zunimmt, so daſs das Rohr beim Durchgang durch das
Walzwerk nicht krumm wird.
Das fertige Kabel wird auf eine Trommel gewickelt, so daſs man in einem 100m langen Arbeitsraum Kabelenden von 200m und mehr anfertigen kann. Bei diesem Verfahren
wird das Bleirohr ausgewalzt, ohne daſs die inneren Drähte berührt werden,
ausgenommen an dem letzten Walzenpaar.* welches das Anpressen des Rohres auf die
Drahteinlage besorgt. Man hat demnach nicht zu befürchten, daſs die Drähte irgendwie
verletzt werden, oder ihre Lage verändert wird.
Jedes horizontale Walzenpaar könnte auch durch ein Zieheisen ersetzt werden, welches
den elliptischen Querschnitt des Rohres in einen runden überführt, so daſs demnach
bei der Fabrikation des Kabels Walzen und Ziehen vereinigt würde.
Verfahren zum Verpacken von Hopfen.
Der von H.
Schramm in Hersbruck bei Nürnberg (*
D. R. P. Kl. 6 Nr. 19731 vom 22. Februar 1882)
verwendete eiserne Preſsmantel ist rund und kann hinten geöffnet werden. Der am
äuſseren Umfange mit Nuth versehene Holzdeckel wird auf das Preſsfundament gelegt,
der Preſsmantel geschlossen und der Hopfen hineingepreſst. Dann wird der obere
Holzdeckel aufgelegt und nochmals gepreſst, indem der Preſsstempel mit Druck auf dem
Holzdeckel stehen bleibt. Nun wird der Preſsmantel geöffnet und der oben und unten
offene Hopfensack, welcher vorher über den Preſsstempel gestülpt worden war, über
den fertigen, nackten, in Cylinderform gepreſsten Hopfen gezogen und zwar so, daſs
er den oberen sowie den unteren Holzdeckel um einige Centimeter überragt. Das Tuch
wird dann mit Draht auf die Holzscheiben so angezogen und gebunden, daſs der Draht
in die Nuth eingreift und das Tuch fest hineinzwängt.
Elektrischer Widerstand von Flüssigkeiten.
In Edison's Laboratorium sind von Fr. Jehl lange Reihen von Versuchen über die
Widerstände verschiedener Flüssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen angestellt
worden. Engineering, 1882 Bd. 33 S. 475 veröffentlicht
die Zahlenreihen für Zinkchlorid, schwefelsaures und essigsaures Zink. Aus diesen
Tabellen ergibt sich, daſs man die Zahlenreihe für Zinkchlorid, sp. G. 1,075, durch
die Formel r=\frac{23,11-0,116\,t}{21,6+t} darstellen kann, deren
graphische Darstellung eine gleichseitige Hyperbel ist. Diese Formel gibt für:
Fehler
Fehler
t = 6
r = 0,812
– 0,003
t = 26
r = 0,422
+ 0,012
7
780
– 5
27
411
+ 11
8
749
– 1
28
400
+ 20
9
721
+ 1
29
390
+ 20
10
694
+ 4
30
380
+ 30
11
669
– 0,001
31
371
+ 31
12
646
– 4
32
362
+ 0,032
Maximalfehler
13
624
– 6
33
353
+ 0,020
14
604
– 6
34
347
+ 11
15
584
– 6
35
336
+ 16
16
565
– 5
36
328
+ 8
17
547
– 3
37
321
+ 1
18
531
– 9
38
313
+ 3
19
515
– 15
39
308
– 2
20
499
– 1
40
301
+ 1
21
485
+ 0,005
41
295
– 5
22
471
+ 1
42
288
– 2
23
458
+ 8
43
282
+ 2
24
445
+ 5
44
276
– 0,004
25
433
+ 13
45
269
Weniger gut paſst für die Zahlenreihe Zinkacetat von 1,085 sp.
G. die Formel: r=\frac{62,3+0,7\,t}{15+t} ebenfalls eine
gleichseitige Hyperbel.
Ueber das Krystallinischwerden der Metalle.
Wenn gewalztes Zink auf 150 bis 170° erwärmt wird, so
erleidet es nach S. Kalischer (Carl's Repertorium, 1882 S. 193) eine Reihe bleibender
Aenderungen, ohne daſs das äuſsere Ansehen unmittelbar geändert würde. Es verliert
seinen hellen Klang und wird fast ganz klanglos wie Blei; es läſst sich leichter
biegen, bricht aber auch leichter und gibt beim Biegen ein Geräusch, welches völlig
dem „Schreien“ des Zinnes gleicht. Alle diese Aenderungen sind die Folge
davon, daſs das Zink seine Molecularstructur ändert, daſs es krystallinisch wird.
Diese Krystallisation läſst sich leicht sichtbar machen, wenn man den Zinkstreifen,
nachdem er erwärmt worden, in eine Lösung von Kupfervitriol taucht. Das
augenblicklich darauf niedergeschlagene Kupfer zeigt deutliche Krystallisation. Auch
auf dem Bruche erscheint das gewalzte und dann erhitzte Zink deutlich
krystallinisch. Um diese Veränderung zu vermeiden, dürfte es sich empfehlen, bei der
Herstellung von Zinkblech die Temperatur nicht über 130° zu steigern.
Nach ferneren Mittheilungen werden Cadmium- und Zinnblech bei etwa 200° krystallinisch. Eisenblech und Kupferblech
sind ebenfalls krystallinisch, Stahlblech nicht. Von 4
Messingsorten:
Nummer
I
II
III
IV
Kupfer
66
62,5
60
56,8
Zink
34
37,5
40
43,2
waren die Bleche von Probe I und II unzweifelhaft
krystallinisch, die von Probe III zeigten Spuren von Krystallisation, die von Nr. IV
wurden auch durch Erwärmen nicht krystallinisch. Tombakbleche, von denen 3 die Zusammensetzung:
I
II
III
Kupfer
73,74
80,38
90,09
Zink
25,96
19,29
9,91
Zinn
0,30
0,33
–
hatten waren sämmtlich krystallinisch. An Bronzeblechen, bestehend aus
I
II
Kupfer
90
88,23
Zink
5
8,82
Zinn
5
2,95
konnte keine Krystallisation wahrgenommen werden. Gewalztes
Blei ist krystallinisch, gewalztes feines Silber und Gold nicht. Drähte verhalten
sich ähnlich.
Auf Grund dieser Beobachtungen und Versuche glaubt Kalischer, daſs der krystallinische der natürliche Zustand der meisten
Metalle ist, der ihnen durch mechanische Einwirkung – den einen leicht, den anderen
schwer, einigen vielleicht gar nicht – genommen werden kann und in welchen viele von
ihnen unter Einfluſs der Wärme wieder übergeführt werden können. Aus der unter
diesem Einfluſs erfolgenden Annahme der kristallinischen Structur der Drähte einiger
Metalle erklärt sich mindestens zum Theil die gröſsere elektrische Leitungsfähigkeit
derselben, die sie durch Erwärmen und Glühen erlangen.
Zur näheren Kenntniſs der Holzsubstanz.
Der herrschenden Ansicht zu Folge enthalten die verholzten Zellen neben Cellulose
eine an Kohlenstoff verhältniſsmäſsig reichere Substanz, das Lignin oder die
Holzsubstanz, welche den chemischen und physikalischen Charakter der verholzten
Gewebe bestimmt und deren Anwesenheit die Reactionen der Cellulose gegenüber
Jodlösung und Schwefelsäure, ferner gegenüber Chlorzinkjod und Kupferoxydammoniak
deckt, so daſs die Blaufärbung der Cellulose durch die genannten Jodpräparate und
die Auflösung dieses Kohlenhydrates in Kupferoxydammoniak erst nach Entfernung des
Lignins gelingt.
Nach Versuchen von M. Singer (Monatshefte für Chemie,
1882 S. 395) kann man durch Behandeln von Holz mit kochendem Wasser mehrere Stoffe
ausziehen und durch eine verschieden lange Dauer dieses Verfahrens von einander
trennen. Bemerkenswerth ist zunächst ein durch die charakteristischen
Holzstoffreactionen (schwefelsaures Anilin, Phloroglucin, Indol, Pyrol u. dgl. mit
den entsprechenden Säuren) und einen aus dem eingedampften Extracte sich
entwickelnden Vanillingeruch gekennzeichneter Stoff, welcher nach 1 ½ monatlicher,
täglich 10 stündiger Einwirkung des kochenden Wassers auf das Holz noch nicht so
weit aus demselben entfernt wurde, daſs eine bedeutende Verminderung der durch ihn
verursachten Holzstoffreactionen weder im Extracte, noch im rückständigen Holze
merklich war. Nun lehrte die Untersuchung, daſs reines Vanillin, mit den
Holzstoffreagentien zusammengebracht, die für die Verholzung charakteristischen
Färbungen erzeugt, daſs es weiters ebenso wie der in den verholzten Geweben
enthaltene Stoff von heiſsem Wasser, Natronlauge und Alkohol leicht gelöst und durch
Erhitzung bei derselben Temperatur wie jener zerstört werde. Diese Uebereinstimmung
lieſs erkennen, daſs der fragliche Stoff mit dem Vanillin identisch, dieses somit im
Pflanzenreiche sehr verbreitet ist.
Eine mit dem Gemenge von chlorsaurem Kalium. Phenol und Salzsäure sich bald mehr,
bald weniger himmelblau färbende Verbindung, welche nach etwa 18tägigem Kochen weder
im Extracte, noch im Holze nachgewiesen werden konnte, ist wahrscheinlich Coniferin.
Eine aus dem wässerigen Auszuge durch Alkohol gefällte Gummiart ist amorph, leicht
löslich im Wasser und durch das reichliche Auftreten im Fichtenholze verschieden von
Holzgummi Thomson's (vgl. 1879 233 413). Die chemische Natur eines von Salzsäure gelb gefärbten, schon
nach wenigen Tagen ausziehbaren Stoffes ist noch nicht aufgeklärt. Danach scheint
dasjenige, was man jetzt Lignin nennt, ein Gemisch verschiedener chemischer
Verbindungen zu sein.
Ueber den Kohlensäuregehalt des Bieres.
Kohlensäure reiches, stark moussirendes und Schaum haltendes Bier erhält man nach Th. Langer (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei,
1882 S. 4) nur bei Verwendung einer an Maltose reichen Würze mit genügenden Mengen
von Peptonen und einer guten, kräftigen Hefe, von welcher ein entsprechender Theil
mit in das Lagerfaſs kommt. Erforderlich sind ferner ein nicht zu hoher
Vergährungsgrad, möglichst tiefe Kellertemperatur, mäſsiges Spunden, vorsichtiges
Abziehen und Spundvollmachen der Fässer bei Verwendung möglichst dicht und gut
Schlieſsender Spunde, ferner die Verhütung höherer Temperatur beim Biertransporte vom Lagerkeller
weg, kühle Lagerung des Bieres beim Wirthe, rasches Verzapfen des Bieres mittels
Holzpipe und Verwendung gut aufgefrischter Trinkgläser. So theilen sich Brauer und
Wirth in die zu lösende Aufgabe; der eine sorgt für die Erzeugung, Absorption und
Conservirung der Kohlensäure im Biere und der Wirth behandelt das Bier beim Liegen,
Anzapfen und Ausschenken unter möglichster Schonung des Gasgehaltes (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1881 S. 792).
Die Volumengewichte von concentrirten Sodalösungen.
G. Lunge (Chemische Industrie, 1882 S. 320) hat die
specifischen Gewichte der Sodalösungen bei 30° festgestellt, weil diese Temperatur
der gröſsen Löslichkeit (34°) für praktische Zwecke nahe genug steht, während die
bisher bekannten Tabellen nur für Lösung bei gewöhnlicher Temperatur galten:
Vol.-Gew. bei 30°
Twaddell'sAräometer
Procent Na2CO3
Differenz
Na2CO3 im Liter
1,310
62°
28,13
–
368,5g
1,300
60
27,30
0,83
354,9
1,290
58
26,46
0,84
341,3
1,280
56
25,62
0,84
327,9
1,270
54
24,78
0,84
314,7
1,260
52
23,93
0,85
301,5
1,250
50
23,08
0,85
288,5
1,240
48
22,21
0,87
275,4
1,230
46
21,33
0,88
262,3
1,220
44
20,47
0,86
249,7
1,210
42
19,61
0,86
237,3
1,200
40
18,76
0,85
225,1
1,190
38
17,90
0,86
214,0
1,180
36
17,04
0,86
201,1
1,170
34
16,18
0,86
189,3
1,160
32
15,32
0,86
177,7
1,150
30
14,47
0,85
166,4
1,140
28
13,62
0,85
155,3
Ueber Azoanthrolfarbstoffe.
C. Liebermann (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1882 S. 510) hat den Azophenol- und Azonaphtolfarbstoffen
entsprechende Anthrolazofarbstoffe hergestellt, indem er in der üblichen Weise
Lösungen der diazotirten Basen (Anilin, Toluidin, Xylidin u.s.w.) oder ihrer
Sulfosäuren (Sulfonilsäure, Naphtylaminsulfosäuren, Amidoazobenzolsulfosäuren) mit
alkalischen Lösungen von Anthrol, C14H9.OH, zusammenbrachte. Die Reactionen verlaufen
überall genau wie in der Naphtolreihe unter Bildung unlöslicher Farbstoffe, wenn man
von den Basen, wasser- oder alkohollöslicher Farbstoffe, wenn man von den
Sulfosäuren der Basen ausgeht. Namentlich die in letzterer Art gebildeten, sowie die
durch nachträgliche Sulfonirung der unlöslichen entstandenen Azofarbstoffe färben
Wolle und Seide direkt und meist recht schön an. Die Farbentöne sind denen der
entsprechenden Naphtolfarben im Allgemeinen sehr ähnlich, und liegen meist zwischen
blutroth und einem schönen Rothbraun.
Das Anthrol bildet nur das Glied einer Gruppe von Anthracenabkömmlingen, welche man
nun mit Diazoverbindungen paaren kann. So liefern z.B. isomere Dioxyanthracene
entsprechende Azofarbstoffe (vgl. Schüler S. 544 d.
Bd.).