Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 537 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ladevorrichtung für Locomotivtender.
J. B. Collin in Altoona, Pennsyl., Nordamerika, hat eine
Einrichtung angegeben, welcher zwar keine groſse Originalität zugesprochen werden
kann, die aber immerhin praktische Bedeutung hat und in Folge derselben auch schon
mehrfach zur Ausführung gekommen ist. Statt nämlich das Beladen der Locomotivtender
mit Kohle in der bisher üblichen Weise durch Menschenkraft mittels Körben o. dgl. zu
bewerkstelligen, benutzt Collin die Locomotive selbst
zu dieser Arbeit, indem er neben der Ladestelle einen Aufzug aufstellt, dessen Bühne
die mit Kohle gefüllten Kippwägen aufnimmt, und von der Locomotive mittels einer
Kette auf die erforderliche Höhe gezogen wird. Diese Kette läuft von der in der Höhe
des Aufzuggerüstes angebrachten Kettenscheibe über seitliche Rollen nach abwärts und
dann unterirdisch auf etwa 25m Länge bis in die
Mitte des Geleises, auf welches die Maschine fährt, um Kohle zu nehmen. Hier wird
die Kette über eine weitere Rolle nach aufwärts geführt und an den Zughaken des
Tenders oder der Maschine gehängt. Die Länge ist so bemessen, daſs die Maschine,
während sie von hier zum Ladegerüst zurückfährt, die Bühne mit den Kippwägen gerade
auf die erforderliche Höhe bringt, von welcher aus das Ausstürzen der Kohle erfolgen
kann.
R.
L. Weber's Schmiervorrichtung für Dampfcylinder.
Der unter Nr. 3929 vom 2. Mai 1878 patentirte Schmierapparat von Ch. Hoppe in Bockenheim, für welchen bereits zwei
Zusatzpatente (Nr. 5886 und 15922) genommen sind, erfuhr neuerdings von L.
Weber in Frankfurt a. M. eine
Verbesserung (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 18391 vom 10. September
1881). Das bisher ganz aus Glas gefertigte Oelgefäſs ist in ein
Metallgehäuse umgewandelt, welches mit 2 kreisrunden, mittels Bleifolie
abgedichteten Glasscheiben zur Beobachtung des Oelstandes verschlossen wird. Eine
von oben einzuschraubende Spindel mit kegelförmigem Ende regelt den Einfluſs des
Oeles in das in der Mitte angeordnete Zuführungsrohr. Ueber dieses Rohr ist ein
zweites an der Regulirspindel festgelöthetes geschoben, welches fast bis auf den
Boden des Gefäſses reicht. Bei eingetretener Leere im Cylinder steigt das Oel in dem
Räume zwischen beiden Röhren in die Höhe und wird durch die mittels der
Regulirspindel eingestellte Oeffnung in den Cylinder gesaugt.
Beweglicher Turbinenrechen.
Die in den Oberwassergräben von Turbinen- und anderen Wassermotorenanlagen
eingebauten Rechen, welche vom Wasser mitgeführte feste Körper vom Motor abzuhalten
den Zweck haben, werden von M. Bauer in
Paris und A. Lacroix in
Pontoise, Frankreich (* D. R. P. Kl. 88 Nr. 16791 vom 2. August
1881) nicht aus festen Stäben, sondern aus endlosen Ketten hergestellt,
welche mit entsprechendem Spielraum neben einander angeordnet sind und über zwei mit
Rillen versehene Trommeln laufen. Die obere Trommel wird vom Motor aus in Drehung
versetzt; die dadurch hervorgerufene Kettenbewegung hat zur Folge, daſs alles, was
sich an festen Körpern vor den Ketten aufstaut, durch rechenartige Querstäbe, welche
in passenden Höhenabständen immer zwischen je 2 bis 4 Ketten angebracht sind, aus
dem Wasser herausgezogen wird. Die untere Trommel kann sich mit ihren Lagern in
Schlitzen verschieben; sie dient als durch das Eigengewicht wirkende
Spannvorrichtung für die Ketten. – Die Anbringung dieser Trommel nahe der
Grabensohle bildet jedenfalls einen wunden Punkt der Construction.
Stevens und Major's hydraulischer Aufzug.
Bei den direkt wirkenden hydraulischen Aufzügen, welche von A. Smith und Stevens in Battersea bei London
nach der patentirten Construction von Stevens und C. G. Major ausgeführt werden, sind Kolben und Brücke
nicht durch Gegengewicht ausbalancirt, es müssen vielmehr deren Gewichte zugleich
mit der Nutzlast durch den Wasserdruck auf den Kolben überwunden werden; dagegen
bewirkt beim Niedergang des Aufzuges das sinkende Kolben- und Brückengewicht das
Zurückpressen eines entsprechenden Theiles des zum Heben verwendeten Druckwassers in
den Accumulator. Zu diesem Zwecke ist, wie Engineering,
1882 Bd. 34 * S. 107 mittheilt, der Cylinder des Aufzuges mit einem Cylinder A von gleichem Fassungsvermögen verbunden, dessen
Kolben sich wieder unmittelbar in den Plunger eines Cylinders B von kleinerem Durchmesser fortsetzt. Beim Niedergang
des Aufzuges wird dessen Druckwasser in den Cylinder A
gedrückt, welcher zugleich das Verdrängen einer kleineren Wassermenge aus dem
Cylinder B in den Accumulator bewirkt. Diese
Wassermenge entspricht natürlich nahezu derjenigen, welche man sich auf die
Bewältigung der todten Lasten des Aufzuges allein aufgewendet denken kann. Beim
Heben des Aufzuges sinken die mit einander gekuppelten Kolben in den Hilfscylindern
A und B vermöge ihres
Eigengewichtes, wobei ein Theil des aus dem ersteren verdrängten Wassers den
letzteren wieder anfüllt, während der Ueberschuſs abflieſst.
Ueber die Festigkeit und Elasticität des Fichtenholzes.
Ueber die Festigkeit und Elasticität des Fichtenholzes hat F.
E. Kidder im physikalischen Laboratorium des technologischen Instituts zu
Boston ähnliche Versuche wie früher Thurston (vgl. 1882
244 281) angestellt. Die Versuchsstücke von etwa
101,6 × 3,81 × 3,81cm (40 × 1,5 × 1,5 Zoll engl.)
wurden an den Enden frei aufgelegt und in den Mitten transversal belastet. Die
Meſsvorrichtung gestattete Einsenkungen bis 0,0001 Zoll abzulesen.
Aus den Versuchsresultaten zieht Kidder folgende
Schlüsse für Stäbe kleiner Querschnitte: Bei einigermaſsen gut getrocknetem
Fichtenholz wird die Festigkeit durch Ausdörren in Trockenkammern nicht wesentlich
erhöht, die Elasticität überhaupt nicht. Die festesten Stücke zeigen auch die
gröſste Einsenkung vor dem Bruche. Eine Last von ½ bis ⅞ gewöhnlichen Bruchlast (für
kurze ruhende Beanspruchung) erzeugt bei dauernder Einwirkung eine Einsenkung,
welche während der ersten Stunden rasch, dann längere Zeit gleichmäſsig langsam und
erst unmittelbar vor dem Bruche wieder rasch zunimmt. Innerhalb einiger Tage bewirkt
eine Last von ½ der gewöhnlichen Bruchlast keine Verletzung. Dagegen bringt jede
Last, welche ½ der Maximaleinsenkung erzeugt, den Stab bei genügend langer
Einwirkung zum Bruche. Auch unter den günstigsten Umständen wird eine Last von ½ der
gewöhnlichen Bruchlast nicht unbeschränkt lange ausgehalten. Die Festigkeit ist am
kleinsten, wenn die Jahresringe etwa 45° mit den horizontalen Seiten des
Querschnittes einschlieſsen, Wie Prof. Thurston hält
auch Kidder den Sicherheitsmodul 5 für die äuſserste
Frenze des Zuläſsigen bei vollkommen ruhender Last. (Nach dem Journal of the Franklin Institute, 1882 Bd. 114 S. 261
bis 279.)
Anwendung des elektrischen Lichtes im
Eisenbahnbetriebe.
In der Oktobersitzung des Elektrotechnischen Vereins berichtete Telegrapheninspector
Christiani über den am 9. Oktober d. J. vom
Centralbahnhof in München abgelassenen Extrazug nach Starnberg, welcher der
Prüfungscommission der Elektricitäts-Ausstellung u.a. die Anwendung des elektrischen
Lichtes im Eisenbahnbetriebe vorführen sollte. Der Zug bestand aus einer mit der Sedlaczek'schen elektrischen Lampe (vgl. 1882 243 264) ausgerüsteten Locomotive, etwa 12 zum gröſsten
Theile mit Edison'schen Glühlichtern erleuchteten
Personenwagen und einem offenen Güterwagen, welcher den von Schuckert in Nürnberg construirten und zur Ausstellung gebrachten sogen.
Beleuchtungswagen mitführte. Die ebenfalls von Schuckert angefertigte Sedlaczek'sche
Locomotivlampe war an
der Vorderseite der Locomotive vor dem Rauchfang angebracht und wurde durch eine
Flachringmaschine gespeist, die in Verbindung mit einem dreicylindrigen Brotherhoood'schen Motor ihren Platz auf der Locomotive
hinter dem Rauchfang erhalten hatte. Für die Zwecke der Coupé-Erleuchtung diente
dagegen der eben erwähnte Schuckert'sche
Beleuchtungswagen, d.h. eine Locomobile nach dem System Abraham, welche eine Schuckert'sche
Dynamomaschine treibt. In jedem Coupé der elektrisch erleuchteten Waggons war an die
Stelle des Gaslichtes eine Edison'sche Glühlichtlampe
von 8 Normalkerzenstärke gebracht; die übrigen Wagen wurden vermuthlich, weil die
dynamoelektrische Maschine des Beleuchtungswagens für eine gröſsere Anzahl von
Lampen nicht ausreichte, mit Gas erleuchtet. Vielleicht mag auch die Beibehaltung
der Gasbeleuchtung in einzelnen Wagen zur besseren Vergleichung der verschiedenen
Beleuchtungsarten erfolgt sein.
Die Sedlaczek'sche Locomotivlampe erhält ihre
Brauchbarkeit für die Locomotivbeleuchtung durch die Abwesenheit jedes Räderwerkes,
welches, wie die Erfahrung gezeigt, unter den Erschütterungen der Locomotive bald
seine Dienste versagt. Die Construction einer Lampe ohne Räderwerk war jedoch nicht
die einzige Schwierigkeit, welche überwunden werden muſste, ehe man das elektrische
Licht für die Locomotivlampen verwertheil konnte; es muſste auch ein dauernd
wirkender Motor angebracht werden, welcher die dynamo-elektrische Maschine selbst
dann in Bewegung erhält, wenn die Locomotive stillsteht. Auch in der Verbindung des
Motors mit der Dynamomaschine muſsten alle Transmissionen vermieden werden, wenn man
Störungen des Betriebes fernhalten wollte. Diesen verschiedenen Erfordernissen hat
Schuckert durch Anwendung eines Brotherhood'schen Motors genügt, dessen Schwungradachse
er mit der Rotationsachse seiner Flachringmaschine combinirte. Bei dem Probezuge
machte diese gemeinsame Achse etwa 700 bis 800 Umdrehungen in der Minute, mit einem
Verbrauche von etwa 3e; die erzielte Lichtstärke
der Locomotivlampe reichte hin, um den Bahnkörper auf mindestens 500m hell zu beleuchten, und wurde von den Stöſsen
der Maschine in keiner Weise beeinträchtigt. Die vortrefflichen Eigenschaften der
Sedlaczek'schen Lampen traten namentlich auf dem
Bahnhofe zu Starnberg deutlich hervor, als die von dem Zug abgelöste Maschine mit
voller Geschwindigkeit mehrere Probefahrten ausführte, auch die Ufer des Sees und
einige malerische Häusergruppen von Starnberg elektrisch beleuchtete. Das
Sicherheitsgefühl des reisenden Publikums würde durch Einführung der Locomotivlampe
in den Eisenbahnbetrieb entschieden erhöht werden; ob auch die Sicherheit in
gleichem Maſse wachsen würde, ist eine Frage, deren Beantwortung der Erfahrung
überlassen bleiben muſs.
Die zur Speisung der Edison'schen Lampen dienende Schuckert'sche Dynamomaschine wurde sammt ihrem Motor
in einem Güterwagen mitgeführt. Die Lampen nahmen nur während der Hinfahrt von
München nach Starnberg in ihrer Lichtstärke etwas ab; im Uebrigen konnte man ihre
Leuchtwirkung als gleichmäſsig und ausreichend bezeichnen, wenn sie auch hinter der
Wirkung des Gaslichtes merklich zurückblieb. Im praktischen Eisenbahnbetriebe,
namentlich auf groſsen Strecken mit durchgehenden Wagen, welche, auf
Zwischenstationen abgehängt und in andere Zugverbindungen eingefügt werden, dürfte
nur ein solches Beleuchtungssystem Aussicht auf dauernde Verwendung haben, welches.,
ohne besondere Beleuchtungswagen zu erfordern, die einzelnen Waggons unabhängig von
einander erleuchtet. Soll dieser Zweck mittels Dynamomaschinen erreicht werden, so
liegt eine Schwierigkeit in der Beschaffung der bewegenden Kraft. Auf der
Staatsbahnstrecke Frankfurt a. M.-Bebra und neuerdings auch in England hat man
versucht, diese Kraft direkt von den rollenden Achsen der Wagen durch Transmissionen
zu entnehmen und während der Haltezeiten den nöthigen Strom durch Accumulatoren
liefern zu lassen; doch erscheint dies nicht nur zu theuer zu sein, sondern auch für
die erforderlichen Vorrichtungen in jedem Wagen zu viel Raum zu beanspruchen; auch
wäre die Lichtstärke während der Fahrt abhängig von der bekanntlich sehr
veränderlichen Fahrgeschwindigkeit des Eisenbahnzuges. Die beste theoretische Lösung dürfte hiernach bis jetzt in der
ausschlieſslichen Anwendung von Accumulatoren liegen.
Englischer Cement.
Die Herstellung von Portlandcement in der wöchentlich 120t Cement liefernden Fabrik in Folkestone wird im Engineer, 1882 Bd. 54 S. 98 kurz besprochen. Eine im April 1882 gezogene
Schlammprobe hatte bei 100° getrocknet folgende Zusammensetzung:
Unlöslich in
Salzsäure:
Kieselsäure
14,956
Eisenoxyd
1,943
Thonerde
5,167
Kalk
0,173
Wasser und Organisch
1,203
––––––
23,442
Löslich in
Salzsäure:
Kieselsäure
0,230
Eisenoxyd
0,493
Thonerde
0,230
Calciumcarbonat
75,357
Magnesia
0,201
Schwefelsäure
0,057
Kali
0,070
Natron
0,127
––––––
76,765
–––––––
100,207.
Folkestoner Cement hatte im März 1880 (I) und im September
1881 (II), sowie solcher aus den Werken an der Themse 1881 (III) folgende
Zusammensetzung:
I
II
III
Unlöslich
1,260
2,566
2,894
Kieselsäure
20,990
18,917
21,307
Thonerde
8,869
8,763
6,593
Eisenoxyd
4,998
4,412
5,386
Kalk
61,350
62,472
61,459
Magnesia
0,669
0,841
0,449
Schwefelsäure
0,886
0,929
1,422
Kali
0,978
1,100
0,437
Natron
–
–
0,429
––––––
––––––
––––––
100,000
100,000
100,376.
Verfahren, Cement und Kalk gegen Witterungseinflüsse
widerstandsfähig zu machen.
Nach E. Puscher (Kunst und Gewerbe, 1882 S. 157) werden
die Cementsachen 24 Stunden lang in eine kalte Lösung von 1 Th. Eisenvitriol in 3
Th. Wasser gelegt, dann an der Luft getrocknet. Die dadurch entstandene
Eisenoxydhydratverbindung macht nicht nur die Cemente dichter und härter, sondern
auch widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. Die Cementmasse nimmt dabei ohne
Formveränderung 10 Proc. an Gewicht zu.
Cementverputze sichert man gegen Witterungseinflüsse durch wiederholte Anstriche mit
erwähnter Eisenvitriollösung. Zeigt sich beim vierten Anstrich keine dunkle,
grünlich-schwarze Färbung des Cementverputzes mehr, so ist das ein Zeichen, daſs die
Oberfläche mit der Eisenverbindung gesättigt ist. Nach dem Trocknen hat sich der
Cementbewurf mit einer ockerfarbigen, nicht mehr mit Wasser abwaschbaren Schicht
überzogen, auf welcher sich Wasserfarben haltbar zeigen. Ein 2 maliger Anstrich mit
5 procentigem Seifenwasser genügt, um solche Cementverputze wasserdicht und nach dem
Trocknen und Reiben mit einem Tuch oder einer Bürste glänzend wie Oelanstrich zu
machen. Völlig widerstandsfähig werden die mit Eisenvitriol behandelten
Cementgegenstände, wenn man sie erwärmt in eine heiſse Mischung von gleichen Theilen
Paraffin und Erdöl taucht.
Auch für Anstriche auf altem und neuem Kalkbewurf ist die Eisenvitriollösung
empfehlenswerth, da sie auch auf diesen abwaschbare und wasserdichte Ueberzüge
erzeugt.
Ueber die Gewinnung von Pozzolana.
L. Demarchi und O. Fodera
besprechen im Engineering and Mining Journal, 1882 Bd.
34 S. 45 das Vorkommen und die Gewinnung von Pozzolana bei Rom und Neapel. Pozzolana
aus der Nähe von San Paolo hat folgende Zusammensetzung:
Kieselsäure
47,66
Thonerde
14,33
Magnesia
3,86
Eisenoxyd
10,33
Kalk
7,66
Wasser
7,03
Alkalien und flüchtige Stoffe
4,13
Sand
5,00
––––––
100,00.
Je nach der beabsichtigten Verwendung werden 15 bis 45 Proc.
Kalk zugesetzt; zur Herstellung eines guten hydraulischen Cementes ist z.B. ein
Zusatz von 18 Proc. Kalk erforderlich. (Vgl. S. 390 d. Bd.)
Ueber die Nitrification der Cellulose.
Vieille (Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 132) hat
Baumwolle bei 11° mit der 100 bis 150 fachen Gewichtsmenge Salpetersäure
verschiedener Concentration behandelt. Das Ende der Nitrification wurde mit einer
Lösung von Jod in Jodkalium bestimmt, welche die nicht angegriffene Baumwolle
schwarz oder grünlich färbt:
Dichte derSalpeter-säure
ZusammensetzungnachAequivalent
EntwickeltesStickstoffoxyd
1,5021,497
NO5 + 1,45HO–
202,1cc197,9
Das Nitroproduct sieht aus wie Baum- wolle, ist völlig löslich in
Essig- säure, sehr wenig in Aetheralkohol.
1,4961,4921,490
NO5 + 1,68HO–NO5 + 1,87HO
194,4187,3183,7
Völlig löslich in Essigäther und in Aetheralkohol.
1,4881,483
NO5 + 2,07HONO5 + 2,13HO
165,7164,6
(Das Nitroproduct sieht noch aus wie Baumwolle, bildet mit
Essigäther u. Aetheralkohol gelatinöse Massen.
1,4761,4721,469
NO5 + 2,27HO–NO5 + 2,50HO
141,1139,8140,0139,7
Die Baumwolle löst sich in der Säure, die klebrige Lösg. ist durch
Wasser fällbar. Das so erhaltene Product schwillt in
Essigsäure an, ohne sich zu lösen; Aetheralkohol wirkt nicht.
1,4631,4601,455
–NO5 +2,76HO–
128,6122,7115,9
Das leicht zerreibliche Nitroproduct wird durch Essigäther und
Aether- alkohol nicht angegriffen.
1,4421,430
––
––
Die Nitrification ist sehr unvoll- ständig.
Die Nitrification mit einer Säure von 1,5 sp. G. erfordert nur 2 bis 3 Stunden, die
mit Säure von 1,483 sp. G. dagegen 120 Stunden. Dabei behält die Baumwolle ihr
ursprüngliches Ansehen; mit einer Säure von 1,47 sp. G. schwillt sie aber an, löst
sich, die dicke, durchsichtige Flüssigkeit gibt in Wasser gegossen einen weiſsen
Niederschlag. Säure von 1,469 gibt innerhalb 5 Minuten 134cc,7, in ½ Stunde 140cc,5 Stickoxyd, so daſs also die Grenze der Nitrification schnell erreicht
ist. Bei Anwendung einer Säure von 1,450 sp. G. ist die Lösung der Baumwolle nicht
mehr mit Wasser fällbar.
Das letzte Nitroproduct, welches man mit Salpetersäure (von 1,45 sp. G.) bei 11°
erhalten kann, ist die einfach nitrirte Cellulose, welche 108cc Stickstoffoxyd entwickeln muſs. Die obere
Grenze der Nitrification erreicht man mit einem Gemisch von Schwefelsäure und
Salpetersäure. Die damit unter Entwickelung von 210 bis 212cc Stickoxyd erhaltene Schieſsbaumwolle ist
löslich in Essigäther, unlöslich in Aetheralkohol. Das Product entspricht der Formel
C48H29(NO4)11O40 oder C24H29(NO2)11O20, wobei 215cc,6 Stickstoff entwickelt werden.
Zur Untersuchung des käuflichen Kupfers.
Nach J. Löwe (Zeitschrift für analytische Chemie, 1882
S. 516) löst man die 15 bis 18g schwere
Kupferprobe in reiner Salpetersäure von 1,2 sp. G. Der etwaige unlösliche Rückstand
von Gold, Antimonoxyd, Zinnoxyd, Kieselsäure, Bleisulfat u. dgl. wird in bekannter
Weise untersucht; die abfiltrirte Lösung versetzt man mit 2 bis 3 Tropfen Salzsäure
und bestimmt das nach längerem Stehen abgeschiedene Chlorsilber. Im Filtrate wird
durch salpetersaures Barium die Schwefelsäure gefällt. Die von dem Bariumsulfat
abfiltrirte Lösung verdampft man mit Schwefelsäure, löst im Wasser und zieht den aus
schwefelsaurem Blei und Barium bestehenden Niederschlag nach dem Wägen mit
unterschweflig-saurem Natrium aus; der Gewichtsunterschied vor und nach dieser
Behandlung gibt die Menge des Bleisulfates.
Die Kupferlösung wird nun mit überschüssigem Ammon versetzt, die ausgeschiedenen
Hydrate von Eisen, Wismuth und Mangan werden in bekannter Weise getrennt, die
ammonikalische Kupferlösung wird mit Magnesiamischung versetzt zur Fällung von
Arsensäure und Phosphorsäure. Zur Prüfung auf Zink, Nickel und Kobalt säuert man die
ammoniakalische Kupferlösung mit Salzsäure an, fallt das Kupfer mit
Schwefelwasserstoff, dann die genannten Metalle mit Schwefelammonium.
Die Bestimmung des Kupferoxyduls durch Schmelzen des Kupfers im Wasserstoffstrome
bietet des hohen Schmelzpunktes des Metalles wegen erhebliche Schwierigkeiten, ist
überdies nicht zuverlässig, da auch die übrigen im Kupfer vorhandenen Metalle mit
dem so gefundenen Sauerstoffe verbunden gewesen sein können.
Ueber fadenziehende Milch.
Als fadenziehende, schleimige, lange Milch oder auch als Fadenmilch bezeichnet man
einen Milchfehler, welcher sich dadurch auszeichnet, daſs sonst normal erscheinende
Milch nach einigem Stehen eine schleimige Beschaffenheit annimmt und sich jetzt in
lange Fäden ausspinnen läſst.
A. Schmidt (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1882
Bd. 27 S. 91) hat nun als Ursache dieser Milch Veränderung kleine, runde, stark
lichtbrechende Organismen von 0mm,001 Durchmesser
nachgewiesen, welche bei Anwendung der stärksten Vergröſserung
Bewegungserscheinungen erkennen lassen. Sie linden sich als vereinzelte Mikrokokken
ungemein häufig, aber auch in Form von Rosenkranzketten, welche nicht selten aus 15
und mehr einzelnen Gliedern zusammengesetzt sind. Weit seltener werden
Zooglöacolonien der Kügelchen angetroffen.
Bringt man einen Tropfen fadenziehender Milch zu frischer Milch und läſst die
Flüssigkeit in einem Becherglase bei Zimmerwärme ruhig stehen, so fällt es zunächst
auf, daſs sich entweder nur eine sehr winzige, oder auch gar keine Rahmschicht
absetzt. Prüft man dann die Consistenz dieser Milch von Zeit zu Zeit mittels eines
Glasstabes, so wird man nach etwa 18 bis 24stündigem Stehenlassen wahrnehmen, daſs
sich die geimpfte Flüssigkeit in mehr oder weniger deutliche Fäden ausziehen läſst.
Gleichzeitig ist ihre Reaction ausgesprochen sauer geworden. Je länger nun die Milch
stehen bleibt, desto zähflüssiger wird sie und nach Ablauf von etwa 48 Stunden
besitzt sie eine derartige Beschaffenheit, daſs man nunmehr das Becherglas umwenden
kann, ohne daſs auch nur ein Tropfen Flüssigkeit verloren ginge. Es ist
bemerkenswerth, daſs bei dieser Gährung weder Mannit, noch Kohlensäure nachgewiesen
werden kann.
Bei der mikroskopischen Untersuchung findet man in dieser dicken Flüssigkeit das
Caseïn in Form kleiner runder Scheibchen ausgeschieden, welche man ganz zwanglos zu
den Sphärokrystallen zählen kann. Durch ihre Färbung auf Zusatz von Jod, ihr
geringeres Lichtbrechungsvermögen, sowie durch ihr Beisammenliegen in Nestern
unterscheiden sich diese Scheibchen sehr leicht von den kleinsten Milchkügelchen und
vermöge ihrer Beimengung erhält die Milch bei der schleimigen Gährung einen hohen
Grad von Zähflüssigkeit. Beim längeren Stehen geht die Fadenmilch in Fäulniſs
über.
Die günstigste Temperatur für diese Schleimgährung ist 30 bis 40°, bei 60° wird das
Ferment vernichtet. 0,1 Proc. Borsäure sind wirkungslos, durch 0,5 bis 1 Proc. wird
das Ferment in seiner Entwicklung gehemmt, aber nicht getödtet.
Gelangt, was ja beim Auftreten des Milchfehlers leicht festzustellen ist, das Ferment
erst auſserhalb des Euters in die Milch hinein und spielen bei dieser Ansteckung die
Milchgeräthe eine hervorragende Rolle, so dürfte die Tilgung durch eine gründliche
Behandlung der Geräthe und des Aufrahmungsraumes mit möglichst heiſsem Wasser sehr
einfach zu bewirken sein. Sollte indessen das Ferment mit der Milch dem Euter
entströmen, so würde auſserdem noch eine Erwärmung der Milch auf 65° angezeigt sein,
ehe dieselbe der technischen Verwerthung überwiesen wird.
Ueber die Bestimmung des Fuselöles im Branntwein.
Die Eigenschaft des käuflichen Fuselöles, mit Anilin und Salzsäure eine rothe Färbung
zu entwickeln, hat A. Jorisson (vgl. Wagner's Jahresbericht,
1881 S. 822) zur Nachweisung des Fuselöles im Branntwein verwendet. K. Förster hat nun aber nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882
S. 230 u. 322 gefunden, daſs diese Reaction nicht dem Fuselöl als solchen, sondern
dem darin als Verunreinigung vorkommenden Furfurol zukommt. Dieses Furfurol ist kein
Product des eigentlichen Gährungsprocesses. Bei der Destillation der vergohrenen
Maischflüssigkeiten wirken freie Säuren, noch unvergohrener Zucker und andere
Kohlenhydrate bei hoher Temperatur auf einander ein. Während ein kleiner Theil des
hierbei gebildeten Furfurols schon mit den Dämpfen des Aethylalkoholes fortgerissen
wird und im Rohspiritus wiederzufinden ist, sammelt sich die Hauptmenge in den
schwerer flüchtigen Alkoholen an, namentlich im Fuselöl, weil der Siedepunkt
desselben dem des Furfuroles sehr nahe kommt.
Es wurden ferner verschiedene Biere und echte Weine mit Chloroform ausgeschüttelt und
die Auszüge auf Furfurolgehalt geprüft. Die Schärfe der Reaction wird hierbei
allerdings wesentlich durch den anhängenden gelben Farbstoff beeinträchtigt, welcher
auch bei sehr vorsichtiger Arbeit nicht zu entfernen ist. Gleichwohl war beim
Versetzen der anfangs hellgelben Probeflüssigkeiten mit Anilin und Salzsäure eine
sehr deutliche Tönung derselben ins Rothe nicht zu verkennen, weshalb wohl die
Annahme berechtigt ist, daſs auch diese Getränke Furfurol, wenn auch nur in ganz
geringen Mengen enthalten. Im Biere ist die Gegenwart desselben schon wegen des
langen Kochens der sauren Bierwürze vorauszusetzen; im Weine würde sich eine
Erklärung in der langen Lagerung desselben finden lassen.
M. A. Jorissen (Daselbst S. 574) bemerkt dagegen, daſs
wenn auch die genannte Reaction nicht dem Amylalkohole und dessen Homologen zukomme,
so könne man damit doch erkennen, ob der aus Getreide, Rüben u. dgl. gewonnene
Alkohol hinlänglich rectificirt worden sei, da ein gut schmeckender Alkohol mit dem
Reagenz keine Färbung gebe.
Nach L. Marquardt (Daselbst S. 1370 u. 1661) verdünnt
man zur quantitativen Prüfung auf Fuselöl 30 bis 40g Branntwein mit Wasser auf 12 bis 15 Proc. schüttelt diese Flüssigkeit
mit etwa 15cc gereinigtem Chloralchloroform aus,
schüttelt die abgetrennte Chloroformschicht noch einmal mit dem gleichen Volumen
Wasser und läſst sie nach Abscheidung von dem Wasser bei gewöhnlicher Temperatur
verdunsten, bis der Chloroformgeruch eben verschwunden ist. Den Rückstand übergieſst
man mit wenig Wasser, fügt 1 bis 2 Tropfen Schwefelsäure hinzu und dann allmählich
so viel einer Lösung von Kaliumhypermanganat, daſs die Mischung nach 24 Stunden noch roth ist. Man läſst
sie in einem verkorkten Reagensglase ruhig stehen. Bald bemerkt man den Geruch nach
Valeraldehyd, welcher später valeriansaurem Amyläther Platz macht, bis nach etwa 24
Stunden reiner Valeriansäuregeruch übrig bleibt, welchen man dann durch Wärme noch
mehr hervortreten lassen kann.
Zur quantitativen Bestimmung schüttelt man etwa 150cc Branntwein nach dem Verdünnen mit der gleichen Menge Wasser mit je
50cc reinem Choralchloroform 3 mal aus. Die
vereinigten 150cc Chloroform werden hierauf mit
der gleichen Menge Wasser 3 mal gut durchgeschüttelt, worauf man das dadurch von
Alkohol befreite Chloroform mit einer Lösung von 5g Kaliumchromat in 30g Wasser und mit
2g Schwefelsäure 6 Stunden lang im Wasserbade
bei 85° unter öfterem Umschütteln erhitzt. Nun wird bis auf etwa 20cc abdestillirt, der Rückstand mit etwa 80cc Wasser versetzt und nochmals bis auf etwa 5cc abdestillirt. Das Destillat wird mit
kohlensaurem Barium am Rückfluſskühler etwa ½ Stunde lang digerirt, dann der
Chloroform abdestillirt, die Lösung auf 5cc
abgedampft, filtrirt und zur Trockne verdunstet. Im Rück stände wird Chlor und
Barium bestimmt. Nach Abzug des vorhandenen Chlorbariums erhält man aus dem
Barytgehalt des Trockenrückstandes den Gehalt des Branntweins an Fuselöl, wenn man
für 1 Aeq. Baryt 2 Mol. Amylalkohol rechnet.
Zur Werthbestimmung des Zuckerrübensamens.
Wie M. Märcker in der Neuen
Zeitschrift für Rübenzucker, 1882 Bd. 9 S. 229 berichtet, ergaben sich bei
der Untersuchung des Zuckerrübensamens folgende Grenzwerthe: Wassergehalt 9,2 bis
20,5 Proc. Anzahl der Knäule in 1k Samen 289 bis
1459, Zahl der Keime für 1k Samen 30272 bis
115765, Keimfähigkeit 66 bis 272 Proc.
Ein höherer Feuchtigkeitsgehalt als etwa 13 Proc. beeinträchtigt die Haltbarkeit des
Samens und macht ihn zur Schimmelbildung geneigt. Bei den Keimungsversuchen ergab
sich merkwürdiger Weise, daſs der Rübensamen mit der höchsten Keimfähigkeit von 272
Proc. welcher auſserordentlich groſskörnig war, nur 39269 Keime für 1k gab. Wenn nun auch zunächst in Frage kommt, eine
wie groſse Anzahl Keime 1k Rübensamen bringt, so
ist doch auch zu berücksichtigen, daſs die wenigeren Keime aus groſskörnigem Samen
kräftiger sind als aus den mehr Keime liefernden kleinkörnigen.
Ueber Dioxyanthracen.
G. Schüler (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft. 1882 S. 1807) hat die eine der beiden technischen
Anthrachinondisulfosäuren und zwar die sogen. α-Säure, welche beim Schmelzen mit
Kali Flavopurpurin gibt, untersucht. Das α-anthrachinondisulfosaure Natron aus der
Fabrik von Gebrüder Neuhaus in Erberfeld war in
Pastenform und mit monosulfosaurem Salz und Natriumsulfat verunreinigt. Es wurden
nun 500g Paste, 320g Zinkstaub und 1200g 10 procentiges
Ammoniak erhitzt, bis die dunkelrothe, stark schäumende Masse eine gelbe bis
braungelbe Farbe annahm. Nun wurde mit wenig Wasser bis zur Vergasung des Ammoniaks
gekocht und filtrirt. Beim Erkalten fällt das monosulfosaure Natron wiegen seiner
Schwerlöslichkeit fast rein heraus, beim weiteren Eindampfen scheidet sich das
anthracendisulfosaure Natron aus und wird durch Umkrystallisiren gereinigt.
Das so erhaltene flaranthracendisulfosaure Natron, C14H8(SO3Na)2 bildet
gelblichgraue, in Wasser leicht lösliche Krystalle und zeigt in verdünnter Lösung
intensiv blauviolette Fluorescenz.
Zur Herstellung von anthrolsulfosaurem Natron, C14H8.OH.SO3Na wird anthracendisulfosaures Natron mit der 3 bis
4 fachen Menge Kali so lange geschmolzen, bis die dickflüssige Schmelze dünnflüssig
geworden ist. Die rothbraune Masse wird nach dem Erkalten mit Salzsäure zersetzt,
die grüngrauen Flocken werden abfiltrirt, mit wenig kaltem Wasser ausgewaschen und
auf Porzellan getrocknet. Zur Entfernung von entstandenem Dioxyanthracen schüttelt
man das Product mit kaltem Alkohol und erhält so das anthrolsulfosaure Natron als
gelbes Pulver, welches durch Umkrystallisiren aus Wasser schön krystallinisch wird.
In heiſsem Wasser ist es
leicht, in kaltem schwer löslich mit gelbgrüner Fluorescenz; in saurer Lösung
fluorescirt es bläulich. Mit Salzen des Bariums, Magnesiums, Calciums, Thaliums,
Bleies, Kupfers und Eisens gibt es schwer lösliche Niederschläge.
Um Flavol oder Dioxyanthracen, C14H8(OH)2, zu erhalten, schmilzt man das
anthracendisulfosaure Natron mit der 4 bis 5 fachen Menge Kali bei möglichst hoher
Temperatur so lange, bis die Schwärzung der Masse und ein eigenthümlicher
Theergeruch die beginnende Zersetzung anzeigen. Das Reactionsproduct wird mit
Salzsäure zersetzt und mit Wasser ausgekocht, um das noch vorhandene
anthrolsulfosaure Natron zu entfernen. Die durch Säuren hervorgebrachte Fällung
liefert nach mehrmaligem Umkrystallisiren aus Alkohol ein hellgelbes
krystallinisches Pulver, dessen Lösungen in Alkohol und Aether stark blau
fluoresciren. In Alkalien löst es sich mit gelber Farbe und sehr schöner grüner
Fluorescenz, welche der des Fluoresceïns kaum nachsteht, beim Stehen der alkalischen
Lösung an der Luft aber verschwindet.
Sowohl das Flavol, als die Anthrolsulfosäure zeigen ihren Phenolcharakter auch darin,
daſs sie mit Diazokörpern unter Bildung von Azofarbstoffen reagiren, und zwar
liefert die Flavanthrolsulfosäure, in Folge der Anwesenheit der Sulfogruppe, mit
Diazoxylollösung einen wasserlöslichen Farbstoff, während das Flavol sulfurirte
Diazoverbindungen verlangt, um wasserlösliche Farbstoffe zu geben. (Vgl. Liebermann S. 488 d. Bd.)
Zur Geschichte der Modellplatten; von Hermann Fischer.
Meine S. 8 d. Bd. ausgesprochene Vermuthung, daſs die Einführung der Modellplatten
dem Verdienste des Hrn. Bergrath Jahn, früherem Leiter
der „Rothe Hütte“, zuzuschreiben sei, stützte sich auf die Nachricht einiger
mir befreundeter Ingenieure, welche im Anfange der 40er Jahre in dem bezeichneten
Werke praktisch lernten. Ich erhielt nun in Folge jener Veröffentlichung mehrere
Zuschriften, welche theils meine Vermuthung bestätigten, theils ihr entgegentraten.
Von den letzteren erwähne ich ein Schreiben des Hrn. Dr. Sackur in Berlin, welcher sich als früherer Direktor der Mägdesprunger Werke bezeichnet, und vor Allem
Nachrichten von Hrn. Bergrath a. D. Jahn. Von ersterem
wird die Erfindung der Modellplatte für den Obermeister Rose in Mägdesprung, welcher sie „in den 40er Jahren“ zuerst für
Schuhstiftformerei, dann aber allgemein für die bekannten allerliebsten Sachen,
welche die Mägdesprunger Kunstgieſserei liefert, verwendet habe.
Wegen der verhältniſsmäſsig geringen Entfernung der „Rothe Hütte“ von
Mägdesprung lag die Möglichkeit vor, daſs die Modellplatten fast gleichzeitig in
ersterem und letzterem Werke zur Einführung gelangten.
Hr. Bergrath Jahn hat nun die Güte gehabt,
Nachforschungen in den Akten der „Rothe Hütte“
zu veranlassen, über welche derselbe folgendes schreibt: „Nach den vorgenommenen
Ermittelungen hat die Anwendung der Ihnen s. Z. zugestellten Modellplatten in
Rothe Hütte im J. 1827 bei Anfertigung von Unteröfen stattgefunden, welche in dieser
Zeit in sehr bedeutenden Mengen geliefert werden muſsten. Der damalige Leiter
des Werkes war der sehr verdienstvolle, im J. 1838 verstorbene Oberfaktor Frankenfeld, welchem sehr tüchtige Modellarbeiter
und Former und der gleichfalls längst verstorbene Tischlermeister Just Heyder und Formermeister Ludwig Flentje zur Seite standen. Diesen Personen
gebührt das Verdienst der Einführung der Modellplatten-Formerei, welche in
dieser Zeit, so weit mir bekannt, auf keinem Werke in Anwendung stand.“
Mit dieser Nachricht fällt, die Vermuthung des Hrn. Dr. Sackur und die Behauptung einiger anderer Herren – denen ich mich übrigens
für ihre freundlichen Mittheilungen zu Dank verpflichtet fühle –, welche die
fragliche Erfindung an andere Orte, aber in die vierziger Jahre verlegen.