Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 390 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Telephonanlage in Zürich.
V. Wietlisbach hat in der Zeitschrift für angewandte Elektricitätslehre, 1882. S. 339 eingehendere
Mittheilungen über die Telephonanlage in Zürich gemacht, denen nachfolgende Angaben
entnommen sind.
Die erste Centralstation in Zürich wurde im J. 1880 gebaut und für 200 Theilnehmer
eingerichtet; bis 400 wurden zur Noth in sie eingeführt, dann wurde eine zweite
Centralstation für 500 Theilnehmer im Süden der Stadt angelegt. Die Leitungen sind
oberirdisch geführt. Die Gestänge wurden anfänglich von Holz gemacht, neuerdings aus
Eisen; alle sind mit den Blitzableitern der Häuser verbunden bezieh. mit besonderen
Blitzableitern versehen. Als Leiter nahm man anfänglich 2mm Stahldraht, jetzt – namentlich über Plätze und
Straſsen hinweg – 1mm Phosphorbronzedraht, dessen
Festigkeit Verfasser zu 70 bis 90k für 1qmm fand und der bei seiner geringen Dicke und
Schwere leichteres Gestänge zuläſst und geringen Durchhang gestattet. Für ganz lange
Linien wird der ausgezeichnete 2mm
Bessemer-Stahldraht von Felten und Guilleaume mit
250k Festigkeit benutzt. Von den polizeilich
erlaubten Spannungen von 100m werden Ausnahmen bis
zu 200m gestattet. Zur Beseitigung des Singens der Drähte werden über alle Isolatoren
Kautschukringe gestülpt und dann der Bindedraht um diese Kautschukhülle gewickelt;
so wird zugleich die Isolation der Porzellanrollen-Isolatoren erhöht. Ueberdies ist
der Leitungsdraht zu beiden Seiten des Isolators mit einem einige Decimeter langen,
4mm dicken Bleidraht umwickelt und das
Gestänge gegen das Haus durch Kissen von Schlackenwolle, Seidenabfällen u. dgl. in
Bleiumhüllung getrennt. Die Centralstation hat einen Thurmaufbau von Holz mit
Zinkbeschlag, 4m hoch, 1m im Durchmesser, mit Glasdach; durch die Wände
werden die Drähte in Hartgummipfropfen eingeführt.
Fig. 1., Bd. 247, S. 390
Fig. 2., Bd. 247, S. 390
Die Umschalter der Centralstation enthalten je 50 Verticalschienen für 50 Leitungen
und 48 Horizontalschienen mit U-förmigen Ausbiegungen (vgl. Fig. 1) zwischen je 2 Verticalschienen, mit denen sie durch
zangenförmige, an einem Stiel aus Hartgummi sitzende Messingfedern (Fig. 2) verbunden werden können. Am unteren Ende des
Umschalters sind 50 Fallklappen in 2 Reihen angebracht. Je 5 horizontale Streifen
eines Umschalters sind mit je 5 horizontalen Streifen der anderen Umschalter
verbunden. Beide Centralstationen stehen ferner vorläufig durch 5 Drähte in
Verbindung, welche nach 5 unter sich verbundenen Horizontalschienen sämmtlicher 8
Umschalter geführt sind. Die Centralstation besitzt eine Bussole mit Taster und eine
Batterie aus 4 Elementen, um jeden Morgen sämmtliche Linien zu prüfen.
Die Einführung vom Isolator zum Zimmer des Theilnehmers vermittelt ein 1mm Kupferdraht, der mit Theer und Guttapercha
isolirt ist. Die Zimmerleitung bildet ein 1mm
dicker, mit Paraffin und Baumwolle isolirter Kupferdraht. Als Erdleitung wird die
Wasser- bezieh. Gasleitung benutzt und, wo dies nicht angeht, wird ein 1m,5 langer, 10 bis 20mm dicker, zugespitzter Eisenstab in die feuchte Erde eingerammt. Wo der
Draht nicht an die Wasserleitung angelöthet werden kann, legt man um dieselbe
zangenartige eiserne Klemmen.
An Apparaten erhält jeder Theilnehmer einen Blake-Geber
(1881 241 236), ein Bell-Telephon und einen Inductionswecker, nebst einem selbstthätigen
Hebelumschalter, an welchen man das Telephon aufhängt, so lange es nicht zum Hören
gebraucht wird. Bezüglich der Schaltung, die weiter nichts Besonderes bietet,
verweisen wir auf die Quelle. Erwähnt sei aber, daſs, wenn 2 Theilnehmer in dieselbe
Linie eingeschaltet werden, der näher an der Centralstation liegende Theilnehmer
einen kleinen Umschalter erhält, mittels dessen er die von dem ferner gelegenen Ort
kommende Leitung isolirt, so lange er selbst mit der Centralstation bezieh. über
diese hinaus verkehrt.
In den Centralstationen versehen von 7 bis 9 Uhr Abends Mädchen, in der Nacht je 1
Mann den Dienst. Dabei reicht selbst während des regsten Verkehres eine
Telephonistin für 100 Theilnehmer aus. Für die 500 Theilnehmer sind 8 Telephonistinnen und 2
Telephonisten angestellt. Die Zahl der täglichen Verbindungen beträgt etwa 1200; sie
ist in stetem Steigen begriffen.
In den verkehrsreichsten Gegenden der Stadt sind 12 öffentliche Sprechstationen
errichtet, welche Jedermann gegen Bezahlung von 16 Pf. für ¼ Stunde verwenden darf.
Die Benutzung derselben nimmt immer zu, ist aber noch schwach (etwa 1,5 Verbindungen
für Station und Tag).
Den Verkehr der Theilnehmer mit dem Telegraphenamte vermitteln 2 Stationen, von denen
die eine aufzugebende Telegramme empfängt, die andere angekommene an die Theilnehmer
übermittelt; die Zahl dieser sogen. Phonogramme betrug im letzten Jahre bei
durchschnittlich 300 Theilnehmern 8914.
Bei Nacht werden die Drähte des Telephonnetzes dazu benutzt, um
Sicherheitseinrichtungen gegen Einbruch in Verbindung mit der Centralstation zu
setzen; dazu werden Kassaschränke, Fenster, Thüren mit Contactvorrichtungen
versehen. Dieselben werden gewöhnlich mit Ruhestrom betrieben, damit sie nicht durch
Zerschneiden des Leitungsdrahtes unwirksam gemacht werden können. Beim Theilnehmer
befindet sich gewöhnlich eine Localbatterie mit Relais; nur bei kleinen
Einrichtungen werden die Contacte unmittelbar an die Linie angeschlossen. Beim
Fallen der Klappe in der Centralstation benachrichtigt diese rasch den nächsten
Polizeiposten, oder verfährt sonst nach gegebener Vorschrift. Oft hat auch der
Theilnehmer eine elektrische Klingel mit Relais und Localbatterie in seiner
Wohnung.
Die Centralstation besorgt ferner das Wecken der Theilnehmer zu beliebiger
Nachtstunde mittels einer im Schlafzimmer aufgestellten elektrischen Klingel, welche
mit Hilfe eines Umschalters eingeschaltet wird.
Ein versuchsweise eingerichteter Commissionsdienst hat keine Bedeutung erlangt,
scheint also kein Bedürfniſs zu sein.
Die Verwaltungs- und Polizeibehörden der Stadt benutzen ungefähr 40 Stationen zu
dienstlichen Zwecken.
Die Theilnehmer haben 80, 120, 160 und 200 M. zu zahlen, je nach Ausdehnung und
Wichtigkeit des Gebrauches der Einrichtung; der Durchschnittspreis ist 108 M. Von
entfernteren Theilnehmern wird ein Zuschlag von 4 M. für 1km erhoben. Die geringen Kosten und die Abstufung
derselben veranlaſsten jedenfalls hauptsächlich die rasche Ausdehnung des Netzes;
auf 160 Einwohner kommt 1 Station. In nächster Zeit sollen alle Ortschaften, die in
unmittelbarem geschäftlichem Verkehr mit Zürich stehen, in das Netz einbezogen
werden. So sollen in Winterthur, Wädensweil, Thalweit u.s.w. kleinere
Centralstationen errichtet und mit Zürich verbunden werden.
Verfasser gibt dann zum Schluſs noch einen Wink, wie die Inductionswirkung einander
parallel laufender Drähte auf einander durch Vergröſserung der in sie
eingeschalteten Instrumente vermindert werden könne.
E–e.
Kosten des elektrischen Lichtes.
Im Engineering, 1883 Bd. 35 S. 57 sind die Kosten einer
elektrischen Beleuchtungsanlage von 200 Swan-Lampen zu
je 18 Kerzenstärken mitgetheilt, welche O. E. Coope auf
seinem Landsitze Berechurch Hall, etwa 5km von
Colchester, einrichten lieſs, unter Gegenüberstellung der Anlagekosten für
Gasbeleuchtung:
Elektrisches Licht
4 Dynamomaschinen
8100 M.
Maschine, Kessel, Riemen
6006
Transmission
500
Maschinen-Fundirung
800
Dampf- und Dynamo-Maschinenhaus
3000
220 Swan-Lampen
1100
Rohre, Kabel, Umschalter u. dgl.
1524
Aufstellung, Legen der Drähte u. dgl.
1800
Leuchter, Lüster u. dgl.
5378
Aufbrechen und Wiederherstellen der Wände, Fuſsböden
u.a.
1200
–––––––
29408 M.
Gas
Maschine, Gebäude, Aufstellung
14800 M.
Hauptgasrohr zum Haus
1500
Röhrenlegen im Haus
4000
Aufbrechen und Wiederherstellen
1000
Leuchter, Lüster u. dgl.
5378
––––––––
26678 M.
Die Kosten der Gasanlage, einschlieſsl. unvorhergesehener Auslagen, können also etwa
gleich den Kosten der Anlage für elektrisches Licht genommen werden.
Bei 1150 Brennstunden jährlich für jede Lampe gibt Coope
die Betriebskosten, wie folgt:
Kohlen, 20 M. für 1t
770 M.
Maschinenwärter (30 M. die Woche)
1560
Erneuerung von 153 Lampen (zu 5 M
765
Amortisation der Maschinen (10 Proc.)
1480
„ „ Leitung (5 Proc.)
80
–––––––
4655 M.
Dazu Kapitalzinsen (5 Proc.)
1470
–––––––
6125 M.,
d.h. 2,7 Pf. für die Brennstunde und Lampe. Coope schätzt die Betriebskosten auf 8000 M., was etwa
21 Pf. für 1cbm gleichkommen wird, bei der
Annahme, daſs 0cbm,17 Gras in der Stunde ein 18
Kerzen gleiches Licht geben würden.
Die Lumière éléctrique bringt die Anlage und
Betriebskosten des Alliser Theaters in Habana auf Cuba.
Daselbst sind 193 Edison-Lampen, nämlich 182 zu 1 und
11 zu 2 Carcel (9,5 bezieh. 19 Kerzen); dieselben haben 342 Gasbrenner ersetzt,
deren groſse Zahl sich durch die geringe Güte des Gases erklärt. Die Temperatur ist
jetzt 7,8° niedriger als bei der Gasbeleuchtung. Auſserdem sind etliche 20 Lampen zu
19 Kerzen im Maschinenräume, welcher 2 Edison-Maschinen
Nr. 2 enthält, jede für 60 Lampen zu 19 Kerzen, und zwei 14e-Dampfmaschinen; er ist etwa 40m vom Theater entfernt und wird von 6½ Uhr bis
Mitternacht erleuchtet. Die Lampen sind in 2 getrennte Stromkreise mit je einer
Maschine vertheilt, damit bei einem Unfall an der einen Maschine das Haus nicht in
Dunkel liegt. Die Zuleitungsdrähte über die Straſse liegen etwa 10m hoch und sind 5mm,5 dick; sie schlieſsen sich im Hause an dünnere an. 8monatliche
Erfahrung hat die Dauer jeder Lampe über 800 BrennstundenAuch bei der Bahnhofsbeleuchtung in Straſsburg (vgl. S. 265 d. Bd.) hat sich
bis jetzt eine 800 Brennstunden etwas übersteigende mittlere Dauer der
Lampen herausgestellt. ergeben. Die Anlage kostet 16000 M., die
täglich aufzuwendenden Kosten betragen 43,60 M.; die Jahreskosten bestehen in:
Amortisation (10 Proc.)
1600 M.
Zinsen (10 Proc.)
1600
Lampenerneuerung (533 zu 2,80 M.)
1492
Tageskosten
15913,60
––––––––––
20605,60 M.
d.h. bei 445300 Carcelstunden auf jede 4,6 Pf., während die
Havana Gas-Compagnie 5 Pf. für die Carcelstunde berechnet hatte. Die Anlage kostete
80 M. auf 1 Lampe.
Angaben über einige der zahlreichen elektrisch beleuchteten Spinnereien in Amerika finden sich im Engineering, 1883 Bd. 35 S. 85; sie betreffen theils Bogen-, theils
Glühlichter. Noch eingehender über derartige Anlagen und deren Kosten hat sich C. J. H. Woodbury am 25. Oktober 1882 in einem Vortrage
vor der New England Cotton Manufacturer's Association
ausgelassen, welcher im Journal of the Franklin
Institute, 1883 Bd. 115 S. 1 abgedruckt ist.
E-e.
C. D. Rogers' Schrauben mit Stahlkern.
Um Schrauben groſse Festigkeit zu geben, dabei aber zu vermeiden, daſs der verwendete
Stahl beim Gewindeschneiden zu groſsen Widerstand bietet, wird von C. D.
Rogers in Providence, Nordamerika (*
D. R. P. Kl. 49 Nr. 20017 vom 2. April 1882)
vorgeschlagen, einen Stahlkern mit einem Eisenmantel zu umgeben. Bei Herstellung
solcher Schrauben wird aus Eisenstäben a und einem
Stahlstabe b ein Packet gebildet, welches bei
Schweiſshitze zu einer cylindrischen Stange ausgewalzt wird. Wie nebenstehende Figur
zeigt, liefert der Stahlkern b für die ausgestauchten
Schraubenköpfe das Material, wodurch die eingeschnittenen Schlitze besonders
dauerhaft ausfallen. – Stahlschrauben aus einem Stück geben selten gutes
fehlerfreies Gewinde, wie es hier erzielt wird; doch erscheint die Herstellung
dieser Schrauben theuer.
Textabbildung Bd. 247, S. 393
Roheisen-Erzeugung in Deutschland.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustrieller wurden im Deutschen Reich (mit Einschluſs Luxemburgs) im Dezember
1882 283758t Roheisen dargestellt. Die
Jahreserzeugung belief sich:
Im J. 1882
auf
1980976t
Puddelroheisen
157714
Spiegeleisen
733665
Bessemer-Roheisen
298602
Gieſserei-Roheisen
–––––––––––
Im Ganzen
auf
3170957t
Roheisen
Dagegegen im J. 1881
auf
2914009
„
1880
2729038
„
1879
2226587
„
Neuerungen in der Fabrikation von Wachstuch.
Nach J.
Schmitz in Bonn a. Rh. (D. R. P. Kl. 8 Nr. 19341 vom 5. März 1882) sieht man
zunächst von der Herstellung irgend eines Grundes – wie beim alten Verfahren,
welches nur die Herstellung einer harten Oberfläche zur Aufnahme des Musters
bezweckt, – vollständig ab und druckt vielmehr direkt auf das rohe Gewebe, welches
als Grundlage des Wachstuches dient. Zum Bedrucken bedient man sich Farben, welche
aus Leinöl, Bleiweiſs und beliebigen Eisen haltigen Erden zusammengesetzt sind,
welche Farben mittels gravirter Tafeln aus Kupfer oder Holz aufgetragen werden.
Der erste Aufdruck erfolgt direkt auf das rohe Gewebe unter Anwendung eines starken
Druckes, so daſs die Farben innig in das Innere des Gewebes eindringen. Dieser erste
Aufdruck ergibt die Zeichnung und das Muster so, wie das Fabrikat es wirklich
erhalten soll. Nach Beendigung desselben wird das Fabrikat bei 70° Temperatur 48
Stunden lang getrocknet. Hierauf entfernt man etwaige Rauhheiten mittels eines
geeigneten Stahlwerkzeuges oder aber durch Abschleifen mit Bimsstein, wobei man
vorsichtig darauf achtet, daſs das bereits aufgedruckte Muster weder in der
Zeichnung, noch in den Farben verändert wird.
Nach dieser Behandlung des Gewebes erhält dasselbe einen zweiten dem vorhergehenden
gleichen Aufdruck, mit dem einzigen Unterschied, daſs die Farben dicker sind. Das so
zum 2. Mal bedruckte Gewebe wird wieder bei 70° getrocknet. Die durch die Wärme
erzeugte Ausdehnung der Farben beider Schichten hat zur Folge, daſs sich dieselben
aufs innigste verbinden und eine einzige Schicht bilden, welche in das Innere des
rohen Gewebes hineinreicht. Nach völliger Trocknung dieser beiden Schichten wird das
Gewebe mit einem harten Firniſs überzogen. Die Rückseite des Wachstuches wird mit
einer gleichmäſsigen Schicht Eisenminium oder mit einer Eisen haltigen Farbe
bedeckt, um das Fabrikat gegen die Feuchtigkeit des Bodens zu schützen.
Man könnte bei Herstellung des Wachstuches auch nur einen einzigen Aufdruck anwenden,
welcher in Oel- oder Wasserfarben hergestellt werden kann und der, wenn auch noch so
schwach, direkt auf das rohe Gewebe oder auf bereits auf das Gewebe aufgetragene
Schichten gebracht wird.
Zur Herstellung von geäderten oder dekorirten Wachstüchern in Holz-, Marmor- u.
dergl. Imitation, welche speciell mittels einer gravirten Walze hergestellt werden, trägt Schmitz die Imitation bezieh. Malerei direkt auf das
rohe Gewebe auf, ohne dasselbe vorher irgendwie zu behandeln. Die Farben sind Oel-
oder Wasserfarben. Der Aufdruck auf das rohe Gewebe erfolgt mittels gravirter Holz-
oder Metallwalzen, welche so lang sind, wie das Gewebe breit ist und entweder derart
wie die Druckwalzen bei Herstellung von Buntpapier gelagert sind, oder aber über das
ausgebreitete Gewebe hinweggeführt werden, wobei man einen so groſsen Druck ausübt,
daſs die Farbe bis in das Innere des Gewebes eindringt. Dasselbe Resultat erzielt
man auch bei Anwendung gravirter Platten, welche, mit Farben versehen, unter Druck
auf das Gewebe gepreſst werden. Nach dem ersten Aufdruck erfolgt eine leichte
Grundirung, jedoch so, daſs die zu erzielende Tönung nicht verloren geht; dann folgt
ein zweiter dem ersten in Zeichnung und Farben gleicher Aufdruck. Zuletzt wird nach
dem Trocknen abgeschliffen und das Ganze mit Firniſs überzogen.
Vereinigung von Gewebe mit Pergamentpapier.
Nach G.
Sachsenröder in Bremen (D. R. P. Kl. 54 Nr. 20842 vom 2. März 1882) wird das Gewebe
auf das aus dem Pergamentirbade tretende Papier geleitet, geht mit ihm durch
Druckwalzen und dann in das Wasserbad.
Ueber Milchkühlung.
Auf Grund längerer Versuche spricht sich D. Gäbel in der
Milchzeitung, 1882 S. 177 dahin aus, daſs die
Benutzung des Lawrence'schen Milchkühlers (vgl. 1876
222 * 489) für die Ausrahmung der Milch nicht
vortheilhaft und daſs es viel besser sei, das etwa zur Verfügung stehende Kühlwasser
direkt unter den Satten zu verwenden. In den Swartz'schen Gefäſsen die Milch nur mittels Wasser ohne Zuhilfenahme von Eis
zu kühlen, dürfte wenig zweckentsprechend sein, es sei denn, daſs besonders
reichlich und sehr kaltes Wasser zur Verfügung stände. Aber auch selbst unter diesen
Verhältnissen dürften weniger hohe Gefäſse bessere Dienste thun, als es die Swartz'schen in gewöhnlicher Gröſse vermögen. Immerhin
wird der Kühlung der Milch noch viel zu wenig Beachtung geschenkt und liegt hierin
eine Hauptursache für die so vielfach auftretenden Butterfehler und schlechten
Käse.
Ueber die beim Kühlen der Milch entstehenden Verluste
hat W. Fleischmann (Daselbst S. 753) Versuche
ausgeführt, welche ergaben, daſs der Volumenverlust nicht mehr als 1,26 Proc., der
Gewichtsverlust bis 1 Proc. betrug, wenn man den Verlust durch etwaiges Verspritzen
oder Vergieſsen nicht berücksichtigt.
Nach den Kühlversuchen von W.
Schmöger (Daselbst S. 817) gab ein Röhrenkühler von C. Kuhne bessere Resultate als der Kühler von Lawrence (vgl. 1881 240 224).
Zur Untersuchung des Senfs.
Nach A. R. Leeds und E.
Everhart (Zeitschrift für analytische Chemie,
1882 S. 389) wird eine Probe des zu untersuchenden Senfs bei 105° getrocknet und
vorsichtig in ein Faltenfilter gebracht, welches man dann in einen Trichter mit
geraden Wänden bringt. Die Trichterröhre setzt man mittels gut schlieſsenden Korkes
auf ein theilweise mit Aether gefülltes, gewogenes Kölbchen, während man den
Trichter andererseits mit einem aufsteigenden Kühler verbindet und den Aether
gelinde erwärmt. Wenn alles Oel aus dem Senf ausgezogen ist, nimmt man den Apparat
aus einander, destillirt den Aether ab, trocknet die Flasche nebst Inhalt bei 100°
und wägt. Die Gewichtszunahme gibt die Menge des Oeles an. Aus der von Oel befreiten
Senfprobe entfernt man den anhängenden Aether durch Verdunsten, fügt dann an den
Apparat statt des mit Aether beschickten Kölbchens ein eine Mischung von gleichen
Theilen Wasser und Alkohol enthaltendes Kölbchen und setzt nun den
Extractionsapparat neuerdings in Thätigkeit. Der verdünnte Alkohol löst sowohl das
rhodanwasserstoffsaure Sinapin, als auch das myronsaure Kali; das Myrosin dagegen
coagulirt er und läſst es nebst der Cellulose ungelöst. Nachdem alles
rhodanwasserstoffsaure Sinapin und myronsaure Kali entfernt ist, spült man den
Inhalt des Kölbchens in eine gewogene Platinschale, verdampft, trocknet bei 105° und
wägt. Hierauf glüht man
und wägt wieder. Aus dem zurückbleibenden schwefelsauren Kali berechnet man das
myronsaure Kali und findet dann das rhodanwasserstoffsaure Sinapin aus der
Differenz. Nach dem Ausziehen mit Alkohol enthält das Filter nur noch Myrosin und
Cellulose nebst wenig Farbstoff. Man entfernt den Alkohol durch freiwillige
Verdunstung und behandelt den Filterinhalt mit einer ½procentigen Sodalösung. Die
das Myrosin enthaltende Lösung wird durch ein gewogenes Filter decandirt und der
Rückstand noch einmal der gleichen Behandlung unterworfen. Die auf den Filtern
zurückbleibende Lösung wird getrocknet, gewogen, dann geglüht und die Asche gewogen,
um sie in Abzug zu bringen. Die das Myrosin enthaltende Lösung neutralisirt man
annähernd mit verdünnter Salzsäure, fügt etwa 50cc
der Ritthausen'schen Kupfervitriollösung zu,
neutralisirt dann genau mit verdünnter Natronlauge und läſst den schweren grünen
Niederschlag, welchen die Kupfer-Myrosinverbindung bildet, sich absetzen. Derselbe
wird dann auf einem gewogenen Filter gesammelt, bei 110° getrocknet und gewogen.
Hierauf äschert man ein und wägt die Asche. Das Gesammtgewicht des Niederschlages,
nach Abzug der Asche, ist gleich dem vorhandenen Myrosin. Von Thurber und Comp. in New-York hergestelltes Mehl von
braunem Senf ergab auf diesem Wege:
Feuchtigkeit
6,78
6,90
6,82
Myronsaures Kali
0,61
0,61
0,72
Rhodanwasserstoffsaures Sinapin
10,97
11,19
11,21
Myrosin
28,45
28,70
28,30
Oel
29,22
29,21
29,19
Cellulose (aus der Differenz)
20,24
19,55
20,06
Asche
3,73
3,84
3,70
––––––
––––––
––––––
100,00
100,00
100,00.
In derselben Probe Senf wurde durch eine Verbrennung der Gesammtstickstoff zu 5,337
Proc. und durch Schmelzen mit kohlensaurem Natronkali und Salpeter und Bestimmung
der Schwefelsäure die Gesammtmenge des Schwefels zu 1,489 Proc. bestimmt. Berechnet
man aus obigen Analysen die im myronsauren Kali rhodanwasserstoffsauren Sinapin und
Myrosin enthaltenen Mengen Stickstoff und Schwefel, so erhält man 5,342 bezieh. 1,50
Proc. Bei Untersuchung von mit Stärke oder Mehl verfälschtem Senf kann man nach dem
Ausziehen des Oeles mit Aether und des rhodanwasserstoffsauren Sinapins und
myronsauren Kalis mit Alkohol den Rückstand mit Malzaufguſs oder mit verdünnten
Säuren unter Druck behandeln, um die Stärke in Glykose überzuführen, welche dann in
gewöhnlicher Weise bestimmt wird.
E. Herbst (Badische
Gewerbezeitung, 1882 S. 351) warnt vor einem Tafelsenf von Louit Frères et Comp. in Bordeaux, weil die die
üblichen Glastönnchen schlieſsende Stanniolkapsel 89,8 Proc. Blei enthält, so daſs
sich unter derselben erhebliche Mengen Bleizucker bilden.
Ueber den Oxalsäuregehalt der Kartoffeln.
In einer Brennerei wurde eine Incrustation beobachtet, welche sich in der zur Kühlung
der süſsen Maische benutzten Schlempe angesetzt hatte. Dieser Röhrenbelag bestand
nach M. Siewert (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1882 Bd. 27 S. 263), auſser
unwesentlichen Mengen von Stickstoff haltiger organischer Substanz, phosphorsaurem
Calcium und Spuren von Alkalien, lediglich aus krystallisirtem phosphorsaurem
Calcium.
Weitere Versuche zeigten nun, daſs 1l süſse Maische
0g,134, 1l
gare Maische 0g,155 und 1l Schlempe 0g,196 Oxalsäure enthielt. Da nun bei der Schlempefütterung auf 1 Rindvieh
täglich 30 bis 40l Schlempe gerechnet werden, so
gelangen mit derselben 6 bis 8g in den Organismus.
Die Oxalsäure befindet sich allerdings zum gröſsten Theil in Form des Kalksalzes in
der Schlempe, so daſs es fraglich ist, ob dieselbe innerhalb des Organismus unter
dem Einflüsse der sauren Magensäfte löslich werden und schädliche Einflüsse auf den
Organismus ausüben kann.
Die verwendeten Kartoffeln enthielten 0,017 Proc, eine andere Sorte Kartoffeln sogar
0,0572 Proc. Oxalsäure. Gerste enthielt keine Oxalsäure; Malz ergab 0,0015 Proc. und
Malzkeime lieferten 0,064 Proc. Oxalsäure.
In so fern als in den Brauereien das von den Keimen befreite Malz verwendet wird und
dieses nur etwa 1/11 Oxalsäure enthält als die in der Brennerei benutzte Kartoffel, kann es
nicht auffallen, daſs der Absatz auf den Kühlschiffen der Brauereien gering und
auſserdem arm an Kalkoxalat ist. Da aber in den Brennereien meist Grünmalz
verarbeitet wird, so stammt ein Theil der in den Maischen und in der Schlempe
gefundenen Oxalsäure auch aus diesem Material her.
Darstellung blauer und violetter Farbstoffe.
Eine neue Darstellung von Indophenol von L. Casella
und Comp. in Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 20850 vom 31. Mai 1882) beruht
auf der Eigenthümlichkeit des α-Dibromnaphtols, in
Gegenwart von Bromwasserstoff entziehenden Mitteln – wie Alkalien, aromatischen
Aminen oder Phenolen – Brom zu verlieren und wie Bromüre der Fettreihe zu
Condensationen Veranlassung zu geben. Die Bichlorverbindung verhält sich
entsprechend.
Erwärmt man α-Dibromnaphtol auf dem Wasserbade mit einer
wässerigen Lösung von Dimethylparaphenylendiamin unter Zusatz von kohlensaurem oder
kaustischem Natron, so daſs die Flüssigkeit alkalisch bleibt, so bildet sich ein
blauer Niederschlag von Indophenol. Aus der abfiltrirten, Leukoindophenol
enthaltenden Flüssigkeit kann durch Einleiten von atmosphärischer Luft oder Zusatz
von Oxydationsmitteln noch mehr Indophenol gefällt werden.
Um das in der früher (S. 173 d. Bd.) angegebenen Weise hergestellte Indophenol von
den darin enthaltenden geringen Mengen des von Meldola
durch Einwirkung von Nitrosodimethylanilin auf α-Naphtol in essigsaurer Lösung erhaltenen Farbstoffes zu befreien, behandelt
man rohes Indophenol mit 1procentiger Schwefelsäure, so lange dieselbe sich noch
roth färbt. Indophenol bleibt nach dem Aussüſsen mit Wasser als unlöslicher, rein
blauer Rückstand, während die sauren rothen Waschwasser den Meldola'schen Farbstoff als Sulfat enthalten. Das so erhaltene reine
Indophenol ist in Alkohol mit rein blauer Farbe löslich; durch Säuren wird es nicht
zersetzt, sondern geht mit denselben unbeständige, salzartige Verbindungen ein,
welche schon von viel Wasser, leichter von Alkalien in freies Indophenol und freie
Säure gespalten werden. In Alkohol oder angesäuertem Wasser lösen sich diese
Verbindungen mit rein gelber Farbe; den wässerigsauren Lösungen entziehen schon
Lösungsmittel, wie z.B. Aether, freies Indophenol.
Sämmtliche Verfahren der Indophenolbildung wurden – auſser auf α-Naphtol und Phenol einerseits und
Dimethylparaphenylendiamin andererseits – noch angewendet auf die Phenole:
Orthokresol, Parakresol, Resorcin, Orcin, β-Naphtol und
die Diamine: Paraphenylendiamin, Monäthylparaphenylendiamin,
Diäthylparaphenylendiamin (symmetrisch), Dimethylparaphenylendiamin, Mono- und
Diisobutylparaphenylendiamin, Mono- und Diamylparaphenylendiamin,
Paratoluylendiamin, Xylendiamin und Diäthylparaphenylendiamin (symmetrisch), ohne
daſs die erhaltenen Farbstoffe an Schönheit, Ausgiebigkeit oder Billigkeit die
typischen Producte übertreffen. Die von braun durch roth und violett wechselnde
Färbung wird mehr durch die Wahl des Phenoles als die des Diamins beeinfluſst.
Wasserdichter Anstrich für Steine u. dgl.
Zur Herstellung wasserdichter Anstriche für Steine, Verputz u. dgl. schmilzt man nach
G. Gehring in Landshut (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr.
20725 vom 26. März 1882, vgl. S. 96 d. Bd.) gleiche Theile palmitinsaure Thonerde
und Colophonium zusammen, oder man mischt palmitinsaure Thonerde und Wachs und löst
diese Mischungen in Aetznatronlauge und Wasser. Es entsteht eine seifenähnliche
Lösung, mit welcher man die Mauern u. dgl. bestreicht. Nach dem Trocknen des
Anstriches wird derselbe mit einer schwachen Lösung von schwefelsaurer Thonerde in
Wasser abgespült und hierdurch unlöslich gemacht.