Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 432 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Explosion eines offenen Gefäſses; von P. Böhme.
Am 23. Oktober 1882 fand auf dem Eisenhütten- und Emaillirwerk Neusalz a. Oder eine
Explosion eines offenen Gefäſses statt, welche durch ihre Eigenthümlichkeit das
Interesse weiterer Kreise erregen dürfte.
Auf genanntem Werk wird zu gewissen Zwecken granulirtes Guſseisen, sogen.
Eisenschrot, verwendet, dessen Herstellung in der bekannten Weise geschieht, daſs
flüssiges Eisen in einem schwachen Strahl über einen nassen, schnell bewegten
Ruthenbesen in ein Gefäſs mit kaltem Wasser gegossen und dadurch in kleine Körner
zertheilt wird. Als Wassergefäſs diente ein groſser, frei stehender, guſseiserner
Waschkessel von 85cm oberen Durchmesser, 52cm,5 Tiefe, mit einem oberen Rand von 5cm Breite; der Kessel war nach unten etwas conisch
verengt, hatte einen gewölbten Boden und besaſs eine Eisenstärke von 7mm; der Wasserinhalt betrug 250l. Zur Auflage der etwa 25k flüssiges Eisen haltenden Gieſskelle diente ein
starker Holzbock, welcher gegen den Kessel durch eine 3cm starke Brettwand geschützt war.
Am gedachten Tage gofs der die Kelle führende Arbeiter bei Beginn des Granulirens aus
Versehen eine zu groſse Menge Eisen, wodurch eine plötzliche Dampfentwickelung
entstand, welche einen Theil des Wassers emporwarf, den Arbeiter erschreckte und ihn
veranlaſste, die Kelle fallen zu lassen, wodurch der gesammte Inhalt von etwa 20k flüssigem Eisen auf einmal in das Kühlwasser
fiel. Die Folge davon war eine augenblickliche rapide Dampfentwickelung, welche
unter einer sehr heftigen Detonation den Kessel völlig zertrümmerte, die Bretter der
Schutzwand sowie den Holzbock zerriſs und den Arbeiter 2m,5 zurückschleuderte, wobei ihm der rechte Unterschenkel zerschmettert
wurde. Der Verunglückte lag auf dem Rücken, den Kopf nach dem Kessel gewendet, mit
beiden Beinen in einer eisernen Schiebekarre, war also emporgehoben und um sich
selbst gedreht worden.
Von der Heftigkeit der Explosion zeugt auch der Umstand, daſs nur wenige Stücke des
Kessels an ihrem früheren Standort gefunden wurden, daſs aber ein Stück in eine 4m entfernte Mauer eines Gebäudes 6cm tief eindrang, daſs mehrere Stücke in eine Thür
dieses Gebäudes sich tief einbohrten bezieh. groſse Holzsplitter herausrissen und
daſs verschiedene Stücke auf einem Dache vorgefunden wurden, welches 15m entfernt und 6m hoch ist.
Merkwürdig ist auſserdem, daſs die Wirkung der Explosion fast nur nach einer Seite
erfolgte; denn der dem Verunglückten gegenüber stehende Arbeiter, welcher den Besen
zu handhaben hatte, erlitt nur eine geringe Contusion am Fuſs und wurde sonst nur
von dem emporgeschleuderten Wasser überschüttet. Es dürfte diese Einseitigkeit
dadurch hervorgerufen sein, daſs der Inhalt der Kelle sich nur an einer Seite des
Kessels entleerte und dort die energische Entwicklung hervorrief. Vielleicht ist
sogar durch die bedeutende Masse flüssigen Eisens eine Zersetzung des Wassers erfolgt und
die Wirkung war eine Folge von entzündetem Knallgas; die heftige Detonation scheint
sogar hierauf hinzudeuten.
Jedenfalls liegt hier ein Beweis dafür vor, daſs unter ungünstigen Verhältnissen auch
offene Gefäſse explodiren und damit Unheil anrichten können. Es ist der Zweck dieser
Zeilen, darauf aufmerksam zu machen und zur Vorsicht zu mahnen.
Kabath's elektrischer Accumulator.
Bei Herstellung seines elektrischen Accumulators strebte N.
de Kabath in Paris, groſses Ansammlungsvermögen bei geringem Gewichte der
Batterie zu erreichen. Er stellte nach Engineering,
1882 Bd. 34 * S. 199 seine Zelle aus Bleibändern von 0mm,1 Dicke und 1cm Breite her; die eine
Hälfte derselben wird gleich in der gewünschten Länge von 36cm zugeschnitten, die andere Hälfte von
ursprünglich 56cm Länge durch Rollen zwischen
cannelirten Walzen auf 36cm gebracht. 180 bis 190
dieser flachen und gewellten Bänder werden abwechselnd über einander gelegt und das
Ganze in eine dünne Bleischeide gefügt, welche an den Längsseiten offen ist und nur
oben und unten die Bänder umfaſst. Diese Scheide von 38cm Länge, 9cm Tiefe und 1cm Breite hat sammt den Bändern 1k Gewicht. An das eine schmale Ende wird ein
Bleistreifen angesetzt. Reihen von kleinen Löchern in der Scheide gestatten in der
fertigen Batterie der Flüssigkeit, ungehindert herum zu strömen. 6 solcher
vertikaler Zellen in einem Glasgefäſse bilden die „Laboratoriumsbatterie“ von
6k Gewicht, 12 Zellen von 35k Gewicht die gröſsere, sogen.
„industrielle“ Batterie. Neuerdings wählte Kabath eine dauerhaftere Form: Hölzerne Tröge, innen mit Ebonit gefüttert,
nehmen die Zellen auf, die entweder durch einen isolirenden Anstrich vom Holz
getrennt sind und deren flache Enden zwischen Ebonitstreifen emporgehen, oder die
besser paarweise in gerippte Glasplatten eingesetzt sind, wobei dann die
Endbleistreifen jedes Paares an entgegengesetzten Enden angebracht sind und nach
Belieben zusammengefaſst werden können. Auch diese Batterie wird zu 6k und zu 25k im
Preise von 24 M. und 60 M. hergestellt, doch auch in einer noch gröſseren Form.
Diese Anordnung erlaubt, wie erwähnt, beliebige Verbindungen und ermöglicht,
einzelne schadhafte Zellen mit Leichtigkeit herauszunehmen.
Die Vorbereitung des Accumulators geschieht wie bei dem ursprünglichen Planté'schen Accumulator, nicht nach Faure's Methode (vgl. 1882 244 201), wo bekanntlich von vorn herein abwechselnde Schichten von Blei
und Mennige über einander lagern. Soll die Batterie vorbereitet und später geladen
werden, so füllt man den Trog mit destillirtem Wasser unter Zusatz von 0,1 reiner
Schwefelsäure und sendet einen Strom durch die Batterie, dessen Richtung man
manchmal ändert, um eine vollkommene Oxydation aller Theile des Bleies zu erreichen.
Dies dauert länger als das Vorbereiten der Faure'schen
Batterie, ist aber sicherer und gleichmäſsiger. Es gibt leider kein besonderes
Merkmal für das Ende der Operation. Als Elektricitätsquelle werden gewöhnlich Gramme'sche selbsterregende Dynamomaschinen verwendet,
welche mit 800 Umläufen in der Minute von Gasmaschinen getrieben werden. Jede Gramme-Maschine kann 30 Accumulatoren in 3 Gruppen zu
je 10 laden. Liegt dabei die Batterie mit den erregenden Elektromagneten in einem Stromkreise, so darf die elektromotorische Kraft
des ladenden Stromes nicht unter ein gewisses Minimum sinken, da sonst die Richtung
des Stromes umgekehrt werden könnte, die Accumulatoren sich in den Stromerzeuger
entladen und ernstliche Störungen in Leitern und Maschinen verursachen könnten. Um
dies zu verhüten, bringt Kabath einen einfachen
selbstthätigen Stromunterbrecher an, welcher den Stromkreis unterbricht, sobald der
von der Maschine gelieferte Strom zu schwach wird. Werden dagegen die Batterie und
die erregenden Elektromagnete in parallele Stromkreise gelegt, so wird in den der
letzteren ein Rheostat und mittels derselben so viel Widerstand eingeschaltet, daſs
eine nachtheilige Erhitzung in der Maschine nicht eintritt. Eine Umkehrung der
Stromrichtung kann in diesem Falle nicht eintreten, da der Entladungsstrom in den
erregenden Elektromagneten dieselbe Richtung hat wie der Maschinenstrom.
Versuche im Conservatoire des Arts et Metiers ergaben,
daſs ein Accumulator von 35k Gewicht 619500 (? Red.) Coulomb oder rund 500000 Coulomb lieferte; dies
ergibt bei 16 Ampère für die Sekunde 500000 : 16 oder fast 9 Stunden
Entladungsdauer.
Es muſs erwähnt werden, daſs in diesen Berechnungen die Widerstände in den Leitern
auſser Acht gelassen sind; in der Praxis würden diese Widerstände die Zahl der neben
einander geschalteten Accumulatoren nicht beeinflussen, aber eine gröſsere Zahl von
Zellen in jedem Accumulator erfordern.
Eine groſse Beleuchtungsanlage mit dieser Sekundärbatterie ist nach Engineering, 1883 Bd. 35 * S. 82 in St. Denis von Kabath für die Compagnie
d'éclairage électrique ausgeführt worden. Die Compagnie des Forges et Chantiers daselbst, welche vorwiegend
Eisenbahnwagen baut, beleuchtet ihre weiten Räume zur Verminderung der Feuersgefahr
elektrisch. Die 60e-Maschine läſst 12e für Beleuchtung verfügbar. Damit können nicht
mehr als 10 Weston'sche Bogenlampen durch eine Weston'sche Maschine gespeist werden. Die Weston-Maschine wird daher täglich 4 Stunden benutzt,
um 80 Kabath'sche Accumulatoren, in zwei parallel
geschalteten Reihen zu je 40, zu laden, die dann – etwa 3 Stunden lang – den Strom
für 30 Maxim'sche Glühlampen liefern, welche in den
Trocken- und Lackierräumen vertheilt sind. Die Bürsten der Weston-Maschine lassen sich zwar behufs Schwächung des Stromes leicht
verstellen; doch muſste er beim Laden der Sekundärbatterie mit Leichtigkeit noch
weiter geschwächt werden können und es war ein Umschalter nöthig, der den Strom den
Lampen oder der Batterie zuführen kann. Zu ersterem Zwecke wurde ein
Eisendrahtwiderstand in den Ladungsstromkreis gelegt. Ein selbstthätiger
Stromunterbrecher in demselben Stromkreise verhütet die Entladung der Batterie, wenn
die elektromotorische Kraft derselben gröſser wird als die der Maschine. In den
Stromkreis der Glühlampen ist noch ein Widerstand eingeschaltet, welcher nach und
nach verkleinert wird, wie die Batterie schwächer wird; so wird durch Reguliren mit
der Hand die Stromstärke für die Glühlichtlampen constant erhalten. Die 10
Bogenlampen beleuchten die Sägerei; sie hängen etwa 6m hoch. Die Maxim'schen Lampen in dem
Lackirsaale sind beweglich gemacht, indem in geeigneter Höhe 4 Paar parallele
Kupferdrähte gespannt sind, worauf ⊤-förmige Kupferstücke gleiten, die durch
isolirte Drähte mit den Klemmschrauben der Lampen verbunden sind, so daſs letztere
an jeden beliebigen Punkt getragen werden können. Die Maxim-Lampen kosten jede 8 M. und dauern etwa 1000 Stunden. Die ganze
Anlage kostete 14400 M. Die Weston-Lampen geben 1000,
die Maxim-Lampen 90 Carcel Lichtstärke; das Gas zu
gleicher Lichtmenge würde nach Pariser Preisen 14,75 M. stündlich kosten.
E–e.
Kapeller's Maximum- und Minimumthermometer.
Die meisten bisher gebräuchlichen Maximum- und Minimumthermometer sind umständlich,
nicht gut transportfähig, oder wie das Six-Casella'sche
Thermometer theuer. Heinr. Kapeller in
Wien (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 21082 vom
22. April 1882) hat das letztere Instrument unter Beibehaltung des
ursprünglichen Prinzipes wesentlich umgestaltet und vereinfacht. Dasselbe ist ein
gewöhnliches Weingeist-Thermometer mit geradem Rohre, welches wie am unteren, so
auch am oberen Ende eine Erweiterung besitzt; letztere füllt sich etwa bis zur
Hälfte mit Weingeist. Der Weingeistfaden ist ungefähr in der Mitte durch einen
kurzen Quecksilberpfropfen unterbrochen; indem dieser bei eintretender
Temperaturänderung mit dem Weingeist nach oben oder unten wandert, schiebt er zwei
über und unter dem Quecksilberpfropfen in das Thermometerrohr eingelassene und darin
durch federnde Glasfäden mit Reibung bewegliche Marken vor sich her; dieselben
werden von kleinen, in Glasröhrchen eingeschmolzenen Stahlkörpern gebildet.
Es ist klar, daſs jede Marke nur so lange verschoben wird, als das Quecksilber sie
berührt, die obere also, so lange die Temperatur steigt, die untere umgekehrt, und
es bleibt die Marke in ihrer zuletzt innegehabten Stellung zurück. Sollen die Marken
für eine neue Beobachtung wieder eingestellt werden, so zieht man sie mit Hilfe
eines Magnetes gegen den Quecksilberfaden. Zum Ablesen der Temperaturen dienen zwei gewöhnliche Skalen
von übereinstimmender und gleichgerichteter Theilung, welche nur um die Länge des
Quecksilberfadens versetzt zu sein braucht.
Apparat zum Trocknen von Buntpapier und Tapeten.
Bei Trocknen des von der Kolorirmaschine kommenden gefärbten Papieres auf
dampfgeheizten Cylindern ist man der Gefahr ausgesetzt, daſs in Folge der zu starken
Erhitzung des Papieres die Farbe oder vielmehr der Leim, mit welchem dieselbe fixirt
wurde, blasig wird. Um diesem Uebelstande zu entgehen, führt Leonh.
Biermans in Turnhout, Belgien (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 19849 vom 16. November 1881) das Papier
an der geheizten Fläche in einem bestimmten Abstand vorüber, so daſs eine zwischen
Heizfläche und Papier vorhandene Luftschicht die Wärme überträgt.
Den Heizkörper bildet ein flaches Rohr von rechteckigem Querschnitt, aus Eisen oder
Kupfer hergestellt, von der Breite des zu trocknenden Papieres und einer Länge,
welche sich nach dem zur Verfügung stehenden Raum und der Art des Papieres richtet.
Für Papier, welches sehr schwierig zu trocknen ist, sollen 40m erforderlich sein. Dieses mit Dampf geheizte
Rohr bildet den Boden eines oben offenen hölzernen Kastens, welcher, auf einer
groſsen Zahl von Ständern ruhend, einen langen horizontalen Tisch darstellt. Das
Papier wird durch entsprechend angeordnete Walzen über das Heizrohr weggezogen,
wobei eine Reihe von Stäben den gewünschten Abstand sichern. Gleichzeitig wird
mittels Ventilatoren über die nach oben gekehrte feuchte Papierseite Luft geblasen,
um die Verdunstung zu beschleunigen. Nachdem das Papier die ganze Länge des Tisches
durchlaufen hat, gelangt es, um einen geheizten Cylinder herum, auf die untere Seite
des Heizrohres und bewegt sich, immer in der Nähe desselben bleibend, wieder an
seinen Ausgangspunkt zurück.
Herstellung von Silicium haltigem Kupfer.
L.
Weiller in Angoulême (D. R. P. Kl. 40 Nr. 20667 vom 19. April 1882) will in
geschmolzenes Kupfer oder Bronze Stoffe einführen, welche durch ihre Einwirkung auf
einander Natrium erzeugen können, damit dieses Silicium reducirt, welches sich mit
dem Kupfer verbindet. Man erhitzt zu diesem Zweck ein Gemisch von 450 Th.
Kieselfluorkalium, 600 Th. gestoſsenem Glas, 250 Th. Chlornatrium, 75 Th.
kohlensaurem Natron, 60 Th. kohlensaurem Kalk, 500 Th. trockenem Chlorcalcium in
einem Graphittiegel bis zu einer Temperatur, welche etwas unterhalb derjenigen
liegt, bei welcher die genannten Stoffe auf einander einwirken. Bringt man nun das
Gemisch so vorbereitet in das Kupfer- oder Bronzebad, so wirken die Stoffe in Folge
der höheren Temperatur auf einander ein und es entsteht Silicium haltiges Kupfer
bezieh. Bronze. Beide sollen namentlich zur Herstellung elektrischer Leitungsdrähte dienen.
Darstellung von Sprengpapier.
Ungeleimtes Papier wird nach F. J. Petry in
Wien (D. R. P. Kl. 78 Nr. 21160 vom
20. Juni 1882) mit einem heiſsen Gemenge von 17 G.-Th. gelbem
Blutlaugensalz, gelöst in 1500 Th. Wasser, 17 Th. Lindenkohle, 35 Th. raffinirtem
Kalisalpeter, 70 Th. Kaliumchlorat und 10 Th. mit 50 Th. Wasser angerührter
Weizenstärke bestrichen, getrocknet und geglättet. In Streifen geschnitten, wird es
zu Patronen gerollt und verwendet.
Neuerungen in der Herstellung von Photographien.
Um Licht und Schatten auf den exponirten Gegenständen
nach Belieben wechseln zu können, ohne an den
Ateliereinrichtungen etwas ändern zu müssen, befindet sich nach W.
Kurtz in New-York (D. R. P. Kl. 57 Nr. 20821 vom 30. Juli 1882) der zu
exponirende Gegenstand und die Camera obscura auf einer um einen Zapfen drehbaren
Scheibe, so daſs bei einer Drehung der letzteren die Camera obscura und der
exponirte Gegenstand in derselben Lage zu einander bleiben.
Um bei Bereitung photographischer Emulsionen die
ungelösten, pulverförmigen Silbersalze zu entfernen, werden nach J.
Plener in London (D. R. P. Nr. 20733 vom 3. Mai 1882) die auf gewöhnliche Weise
hergestellten Emulsionen in ein kegelförmiges, im Inneren versilbertes Metallgefäſs
gebracht, welches mit einer Geschwindigkeit von etwa 4000 Umdrehungen in der Minute
rotirt. Nachdem in Folge der Centrifugalkraft die ungelösten Silbersalze an der
Peripherie sich abgesetzt haben, wird die Lösung mittels eines Hebers entfernt. Der
Rückstand wird mit warmem Wasser ausgewaschen.
Die Abtönungsvignetten von J. B.
Feilner in Bremen (D.
R. P. Nr. 20740 vom 16. Mai 1882) werden hergestellt durch Photographien
von Papierschablonen, welche, auf Glasplatten aufgeklebt, in der Gröſse und im
Verhältniſs gleichweit auf einander folgen. Das Photographiren geschieht, indem
diese Glasplatten, in bestimmter Reihenfolge mit matten Glasscheiben abwechselnd, in
einem gegen seitliches Licht abgeschlossenen Kasten vor der Linse eines
Porträtobjectivs angeordnet sind. Vignetten mit Wolkenzeichnung werden erhalten,
indem eine mit Lack überzogene Platte, auf welcher die Wolkenzeichnung durch Radiren
hergestellt ist, zwischen die genannten Glasplatten eingeschoben wird.
Nach dem an Ed. Godard in Paris (D. R. P. Nr. 20599 vom 17. Mai 1882) patentirten System der Glasmalerei werden die Glasplatten in
gewünschter Gröſse ausgeschnitten, gut gereinigt und mit einer lichtempfindlichen
Schicht, welche aus einer Lösung von 5g Dextrin
oder Traubenzucker in 100g Wasser mit einem Zusatz
von chromsaurem Ammoniak besteht, überzogen. Nach dem Trocknen derselben legt man
die Platten in einem Copirrahmen auf die betreffenden Zeichnungen und exponirt sie
dem Licht. Nach genügender Belichtung wird die fein gepulverte und trockne Glasfarbe
in einem dunklen Zimmer aufgestrichen, hierauf werden die Glasscheiben in einem
Bade, bestehend aus 1000g Methylalkohol und 30 bis
40g Salpetersäure, gewaschen, wobei nur die
gefärbten Partien stehen bleiben. Darauf wird die Farbe in gewöhnlicher Weise
eingebrannt.
Herstellung von Schwefelnatrium aus Sodarückständen.
Der Verein
chemischer Fabriken in Mannheim
(D. R. P. Kl. 75 Nr. 20947 vom 24. März 1882)
behandelt frische Sodarückstände mit der dem Schwefelcalcium äquivalenten Menge
Sulfat und wenig Wasser unter einem Dampfdruck von 5at. Das gebildete Schwefelnatrium wird durch Auslaugen von dem Gyps
getrennt.
Verfahren zur Herstellung salpetriger Dämpfe.
Nach G.
Prim in Mons (D.
R. P. Kl. 12 Nr. 20722 vom 15. März 1882) läſst man in einen Behälter
gepreſste feuchte Luft eintreten, um sie hier in der Weise der Einwirkung der
Elektricität auszusetzen, daſs zwischen zwei Leitungsdrähten eines Rühmkorff'schen Inductors Funken überschlagen, während
ein zweites Paar Drähte in zwei parallele Condensatorplatten endigen, zwischen
welchen eine dunkle Entladung stattfindet. Durch ein am Boden des Behälters
befindliches Ventil, welches zur Aufrechthaltung des Druckes eine geeignete
Belastung erhält, entweichen die salpetrigen Dämpfe nebst dem überschüssigen
Stickstoff nach den Absorptionsapparaten.
Ueber Saccharin und Saccharinsäure.
Zur Herstellung von Saccharin wird nach H. Kiliani (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S.
2953) eine kalte Lösung von 1k invertirtem
Rohrzucker in 91 Wasser mit 100g Kalkhydrat
versetzt und in einer verschlossenen Flasche unter öfterem Umschütteln stehen
gelassen. Nach etwa 14 Tagen gibt man zu der jetzt klaren rothgelben Lösung noch
400g Kalkhydrat, worauf sich nach wiederholtem
Umschütteln nach und nach ein Theil der Zersetzungsproducte als schwer lösliches,
voluminöses, basisches Kalksalz abscheidet. Sobald eine Probe der über dem
Niederschlage stehenden klaren Flüssigkeit alkalische Kupferlösung nur mehr schwach
reducirt, was nach 1 bis 2 Monaten der Fall ist. wird die ganze Lösung filtrirt, mit
Kohlensäure gesättigt, der Rest des Kalkes durch Oxalsäure genau ausgefällt und das Filtrat
nicht ganz bis zum Syrup eingedampft. Beim Erkalten bezieh. mehrtägigen Stehen der
concentrirten Lösung bildet sich dann eine reichliche Krystallisation von Saccharin,
von welchem die Mutterlauge durch Abtropfenlassen ziemlich vollständig getrennt
werden kann. Das ausgeschiedene Saccharin wird aus kochendem Wasser umkrystallisirt;
1k Rohrzucker gab so 100g reines Saccharin.
Während nach Scheibler (vgl. 1882 245 191) freie Saccharinsäure nicht existenzfähig sein, sondern sofort in
ihr Anhydrid, das Saccharin, übergehen soll, sobald man sie aus ihren Salzen frei zu
machen sucht, zeigt Kiliani, daſs im Gegentheil das
Saccharin leicht theilweise in Saccharinsäure übergeht, wenn man eine wässerige
Lösung des Saccharins eindampft, oder kurze Zeit zum Kochen erhitzt, oder aber
einige Tage stehen läſst. Zersetzt man saccharinsauren Kalk bei gewöhnlicher
Temperatur mit der äquivalenten Menge Oxalsäure, so wird die Saccharinsäure frei,
welche bei gewöhnlicher Temperatur nur langsam, rascher – aber auch nicht
vollständig – beim Erhitzen in das Anhydrid übergeht.
Die Angabe von L. Cuisinier (Sucrerie indigène, Bd. 19 S. 337), daſs die Glycosen als Aether artige
Verbindungen des Saccharins mit einem noch nicht isolirten, alkoholische
Kupferlösung stark reducirenden Alkohol zu betrachten seien, welche durch Alkalien
wie durch Säuren zerlegt bezieh. verseift würden in Saccharin und den betreffenden
Alkohol, ist nach Kiliani's Versuchen nicht
richtig.
Verfahren zur Darstellung von Benzaldehyd.
Nach H.
Schmidt in Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 20909 vom 22. März 1882) wird ein
Gemisch von Benzylchlorid und Benzalchlorid mit Wasser und Mangandioxyd am
Rückfluſskühler gekocht: 2C6H5.CH2Cl + C6H5.CHCl2 + 2MnO2 = 3C6H5.CHO + 2MnCl2 + H2O.
Farbendruck in beliebiger Anzahl Farben in einer
Operation.
Um Farbendrucke auf Geweben, Fransen, Kautschuk, Leder oder Papier in einer
beliebigen Anzahl Farben und mittels einer einzigen Operation herzustellen, mischen
W. G. White und F.
Anderson in Paris (Oesterreichisches Patent Kl. 8 vom 31. Juli 1880) die
Farben mit einer Fettmasse aus 22 Th. Talg, 12,5 Th. Paraffin oder Wachs, 5 Th.
Nelkenöl, 25 Th. venetianischem Terpentin, 5 Th. Leinöl und 3 Th. Eiweiſs, welche
vor ihrer Verwendung etwa 1 Stunde gekocht war. Die so erhaltene Paste wird in
Stücke von gleichförmiger Dicke geschnitten, auf welche man mittels Pauspapier die
Umrisse der gewünschten Zeichnung überträgt und diese dann ausschneidet.
Angenommen, man wollte auf blauem Grunde eine Rosette mit dunkelgrauem Mittelkern und
lichtgrauem Umfange herstellen, so nimmt man zuerst einen dunkelgrauen Farbblock und
schneidet denselben dem Umriſs des Rosettenkernes entsprechend aus. Dieses den Kern
der Rosette bildende Stück wird nun in einen Rahmen gebracht und mit lichtgrauer
Paste umgeben. Es wird nun diese letztere, nachdem der Rahmen entfernt ist, in die
gewünschte Rosettenform geschnitten und wieder in einen Rahmen gebracht, welcher
sodann mit der den Untergrund bildenden blauen Paste ausgefüllt wird. Die zu
bedruckenden Stoffe werden mit Terpentinöl getränkt und auf die in der Presse
liegenden Farbblöcke gebracht. Die bedruckten Stoffe bringt man in eine
Trockenkammer.
Sollen solche Abdrücke auf Kautschuk hergestellt werden, so muſs die Farbpaste 10
Proc. Wachs mehr enthalten und noch mit 5 Th. Siccativ versetzt werden. Die Abdrücke
werden durch eine Lösung von 50g; Gummilack in
1l Methylalkohol fixirt.