Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 87 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Versuche mit Peilen, welche mittels Sandstrahl geschärft
sind.
Das Verfahren von A. Richardson, Feilen mittels
Sandstrahlgebläse zu schärfen, findet sich bereits in D. p.
J. 1879 231 * 25 (vgl. auch Wiebe's Skizzenbuch, 1880 Heft 4) beschrieben. Es ist
dazu ergänzend nachzutragen, daſs der Hauptwerth des Verfahrens nicht in der Anwendung desselben zum Schärfen alter gebrauchter Feilen beruht, sondern vor Allem darin,
daſs die frisch gehauenen Feilen durch Schleifen
mittels Sandgebläses vollendet werden. Aus einer abgenutzten, durch Ausbrechen von
Zähnen unbrauchbar gewordenen Feile läſst sich natürlich durch Schleifen allein kein
vollkommenes Werkzeug mehr machen, während neue Feilen, mit Sand abgeblasen, von
vorn herein gröſsere Widerstandsfähigkeit neben gröſserer Schärfe erhalten und dem
Ausbrechen von Zähnen weniger ausgesetzt sind, so daſs sie nach dem Stumpfwerden 1
bis 2, in einzelnen Fällen selbst 3 maliges Nachschleifen vertragen.
Um das Verhältniſs der Schärfe, sowie der Dauerhaftigkeit der mit Sandstrahlgebläse
geschärften zu der gewöhnlicher Feilen festzustellen, hat Tilghman, der Inhaber des Richardson'schen
Patentes, Versuche anstellen lassen, welche folgendes Ergebniſs lieferten. Es wurde
eine neue, 350mm lange, flache Bastardfeile auf
einer Seite (a) mit Sandstrahl geblasen, während die andere Seite (b) einfach
gehauen blieb; ferner kam noch eine gleich groſse, abgenutzte und durch Sandstrahl
wieder geschärfte Feile (c) zur Anwendung. Mit diesen Feilen wurden nun 3 gleich
groſse Stücke Kanonenmetall von gleicher Beschaffenheit bearbeitet, indem ein
geübter Schlosser auf jedem Stück der Reihe nach mit der zugehörigen Feile 50 Stöſse
ausführte und damit so lange fortfuhr, bis endlich eine der Feilen unbrauchbar
wurde. Dieselbe Arbeit wurde sodann noch auf Guſseisen, Schmiedeisen und Stahl
ausgeführt. Bei sämmtlichen Versuchen zeigte sich, daſs die neue ungeblasene Feile
zuerst den Dienst versagte. Die Zahl der Stöſse und das Gewicht der abgearbeiteten
Späne, sowie daraus das Verhältniſs der Schneidwirkung zeigt folgende Tabelle:
Material
Zahl derStöſse
Gewicht der Feilspäne in k
Verhältniſs d. Schneidwirk.
a
b
c
a
b
c
Rothguſs
28000
2,980
1,619
2,390
1,84
1
1,47
Guſseisen
8000
0,544
0,448
0,533
1,21
1
1,19
Schmiedeisen
4500
0,165
0,160
0,156
1,08
1
0,975
Stahl
12000
0,344
0,291
0,306
1,18
1
1,05
Während die gewöhnliche Feile durch den Versuch vollständig
abgenutzt war, zeigten sich die mit Sand geblasenen noch gebrauchsfähig, so daſs
also die gröſsere Dauerhaftigkeit der letzteren neben ihrer besseren Schneidwirkung
hiermit als erwiesen angenommen werden kann.
Zum Schluſs kann noch bemerkt werden, daſs Friedr. Krupp
in Essen dieses Verfahren in seine Werkstätten eingeführt hat.
Wenner's Vorrichtung zum Blankfräsen von
Fischbandknöpfen.
Gebrüder
Wenner in Schwelm, Westfalen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 21038 vom 18. Juni 1882) schlagen
folgende Vorrichtung zum Blankfräsen façonnirt vorgeschmiedeter Fischbandknöpfe o.
dgl. vor: Das Fischband wird in einem Spannkloben befestigt, so daſs um den
hervorragenden Kopf eine um einen feststehenden Zapfen drehbare Zange gelegt werden
kann, deren Schenkel an dieser Stelle zwei Fräsbacken besitzen. Läſst man nun den in
einer Drehbank eingesetzten Spannkloben umlaufen, so fräsen die Zangenbacken den
Knopf gleichzeitig an mehreren Stellen ab, wobei es dem Arbeiter überlassen bleibt,
den Knopf mehr oder weniger abzudrehen.
J. Cramer's Ausbreitapparat für Bänder, Litzen u. dgl.
Für Bänder, Litzen u. dgl. hat Jul. Cramer in
Barmen (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 19985
vom 6. Mai 1882) einen Ausbreitapparat angegeben, in welchem als wirksame
Theile ein Paar elastische Scheiben B angebracht sind,
zwischen welche am Rand unter genügender Pressung eine doppelkegelförmige oder
andersartig gestaltete Walze A einzutreten sucht. Wird
nun das Band o. dgl. zwischen die Walzen A und B eingeführt, so wird dasselbe erfaſst und allmählich
immer stärker in der Breite ausgezogen. Der Grad der Ausbreitung wird durch die
Stellung der zwei Scheiben B unter einander und durch
den Druck zwischen den Scheiben A und B leicht geregelt.
Textabbildung Bd. 248, S. 87
Die Camphausen-Schächte der kgl. Steinkohlengrube
Dudweiler-Jägersfreude bei Saarbrücken.
Der Aufschwung, welchen der Saarbrücker Bergbau seit den 1870er Jahren genommen,
machte die Erschlieſsung weiterer Tiefbauanlagen in jener Gegend nothwendig. Von den
3 in Aussicht genommenen Gruben bei Dudweiler, Sulzbach und Altenbach ist die Anlage
der Camphausen-Schächte bei Dudweiler heute in ihrer
Gesammteinrichtung als vollendet zu betrachten. Folgende Mittheilungen über diese
Grube sind der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1883 Bd. 31 * S. 1 entnommen.
Es sind 3 kreisrunde Schächte in Abständen von je 30m auf 596m,56, 569m bezieh. 386m
abgeteuft. Die Tagesanlagen sind zunächst nur für den Betrieb des ersten Schachtes
eingerichtet. Die Maschine für diesen Schacht ist auf eine Förderhöhe von 700m berechnet und soll mit Rundseilen aus
Guſsstahldraht gleichzeitig 6 Förderwagen zu je 500k Kohleninhalt mit 10m Geschwindigkeit
in der Sekunde heben. Zur Ausgleichung des Seilübergewichtes, welches im ungünstigen
Fall 7000k beträgt, ist ein eigener Nebenschacht
eingebaut, in welchem sich das Gegengewicht bewegt. Dasselbe wird von einem alten
Dampfkessel gebildet und durch eingelegte Guſsstücke regulirt. Die Maschine ist so
stark gebaut, daſs sie im Nothfalle auch das Seilgewicht ohne jede Ausgleichung zu
bewältigen vermag; sie besitzt 2 Dampfcylinder von je 1m,2 Durchmesser und 2m Kolbenhub mit
einer Nutzleistung von 1000e; ihre Entfernung vom
Schachte beträgt 44m und der Durchmesser des
Seilkorbes ist so groſs bemessen (8m), daſs für
die groſste Förderteufe nur 28 Seilwindungen erforderlich sind. Die Umsteuerung der
schweren Maschine erfolgt durch einen besonderen mit einem Dampf- und hydraulischen
Arretirungscylinder versehenen Dampfsteuerapparat. Das Seilscheibengerüst aus 6
Gitterbalken bestehend, welches völlig frei steht, ist bis Mitte Seilscheibe 20m hoch und durchweg aus Schmiedeisen. Für die
Versorgung der Anlage mit Dampf sind 19 Kessel vorgesehen, von denen bis jetzt 9
Stück eingebaut wurden. Dieselben sind Feuerrohrkessel von 7m Länge und je 53qm,79 Heizfläche. Zur Ventilation der Schächte dient ein Guibal'scher Ventilator (vgl. 1878 228 * 31) von 10m
Flügeldurchmesser und
3m Flügelbreite. Eine Luftcompressionsmaschine
mit nassen Compressoren (Humboldt'sche Construction),
anfangs zum Betrieb der Bohrmaschinen benutzt, dient jetzt dazu, zwei unterirdische
Lufthaspel zum Betriebe einfallender Strecken mit gepreſster Luft zu versorgen.
Heizung und Ventilation des kaiserlichen Winterpalastes in
Petersburg.
Für die kaiserlichen Zimmer dieses Palastes wurde mit groſsen Kosten eine
Warmwasserheizung eingerichtet, welche sich gut bewährt haben soll. Wie in Oppermann's Nouvelles Annales, 1883 Bd. 8 * S. 5
mitgetheilt wird, sind im Keller des Palastes 2 mit Holz gefeuerte Kessel
untergebracht. Von diesen führen 2 Guſsröhren das erhitzte Wasser nach 24
Caloriferen, welche in einem Corridor aufgestellt sind. Jeder dieser Heizkörper
besteht aus 4 mit einander verbundenen Röhren mit Hippen. Diese Heizschlange steht
in einer gemauerten Kammer und trägt einen Zinktrog, welcher 200l Wasser enthält; eine besondere Warmwasserleitung
führt in Schlangenform durch diese Tröge und führt somit eine genügende
Wasserverdunstung herbei. Das Warmwasser geht nun von den Kesseln durch alle
Heizschlangen und erwärmt dabei die die letzteren umgebende, von auſsen zugeführte
Luft, welche darauf den zu heizenden Räumen zugeleitet wird. Besondere Sorgfalt ist
darauf gelegt, daſs die Heizkammern stets vollkommen sauber gehalten werden, um die
durch dieselben streichende heizende und ventilirende Luft immer rein einzuführen;
es sind zu diesem Zwecke die Kammern mit glasirten Fayenceziegeln ausgekleidet.
Mittels Thermometer und Hygrometer wird stets die Temperatur und der
Feuchtigkeitsgrad der Luft in den Caloriferen und Zimmern beobachtet und die
entsprechende Regulirung an den Warmwasser- und Luftleitungen mit aller Sorgfalt
vorgenommen. Die Luftabsaugung geschieht durch Saugkamine, welche nahe der Decke
münden und Lockfeuer mittels Gasflammen enthalten.
Deprez' elektrischer Hammer.
Dem an Siemens und Halske in Berlin 1879 patentirten
elektrischen Hammer (vgl. 1880 238 91) sehr ähnlich ist
ein neuerdings von M. Deprez in Paris angegebener
elektrischer Fallhammer. Die Kraft wird auch hier direkt zur Hebung benutzt, ohne
erst in rotirende Bewegung umgesetzt zu werden. Der Hammer besteht nach Electricien, 1882 Bd. 3 * S. 454 aus einem
cylindrischen Block von weichem Schmiedeisen mit stählerner Hammerfläche und bewegt
sich in einem Hohlcylinder auf und nieder; letzterer ist aus einer Anzahl flacher
Drahtspulen zusammengesetzt, deren Enden so mit einander verbunden sind, daſs sie
eine einzige ununterbrochene, aber nicht geschlossene Leitung bilden. Die
Verbindungsenden dieser Spulen sind wie bei dem Gramme-Ring in einem Kreise
angeordnet. Verbindet man den ersten und den letzten Contact mit den Enden einer
elektrischen Leitung, so geht der Strom durch alle Spulen der Reihe nach; verbindet
man sie aber z.B. mit dem 7. und 19., so geht der Strom nur durch die dazwischen
liegenden Spulen. Zur Verbindung einer Spulenreihe mit der Stromquelle dienen zwei
radiale Contactarme oder Bürsten, welche auf die gewünschten Contacte unabhängig von
einander eingestellt werden. Wird nun ein elektrischer Strom durch eine Spulenreihe
geleitet, so zieht dieselbe den auf dem Ambos ruhenden Hammer zu sich herauf und
hält ihn, bis der Strom wieder unterbrochen wird, worauf er auf den Ambos
herabfällt. Jeder Oeffnung und Schlieſsung eines Contactes entspricht also ein
Hammerschlag; es läſst sich nach kurzer Uebung mit dem elektrischen Hammer ebenso
gut arbeiten als mit dem Dampfhammer. Beim Schlieſsen des Contactes fliegt der
Hammer zuerst über seine Ruhelage hinaus und man hat daher eine gröſsere Fallhöhe,
wenn man in diesem Augenblicke den Contact unterbricht.
Brockie's elektrische Lampe.
Brockie verwerthet in seiner neuen Bogenlampe (vgl. 1880
236 253) die von ihm gemachte Beobachtung, daſs der
Widerstand eines Lichtbogens sehr constant ist, wenn seine Länge in einem passenden
Verhältniſs zu den Maſsen und der Beschaffenheit der Kohlenstäbe und zur Stromstärke steht, daſs der
Widerstand dagegen, sowie diese Länge nur um ein weniges überschritten ist, sehr
veränderlich wird. Gerade diese Veränderlichkeit des Widerstandes nun benutzt Brockie nach dem Telegraphic
Journal, 1882 Bd. 11 * S. 406 zur Regulirung der Entfernung der
Kohlenstäbe, indem er durch sie den Anker oder Kern eines in einer Nebenschlieſsung
zum Lichtbogen liegenden Elektromagnetes in Schwingungen versetzen läſst, die sich
auf ein mit dem Anker oder Kern in geeigneter Weise verbundenes Echappement
übertragen, das nun das letzte Rad eines kleinen Räderwerkes in schrittweise
Umdrehung kommen läſst; so lange also jene Schwingungen dauern, senkt sich der obere
Kohlenhalter, da er eben durch sein Gewicht das Räderwerk treibt. Sind die Kohlen
einander neuerdings so nahe gekommen, daſs der Lichtbogen wieder stabil wird und
sein Widerstand constant, so hören die Schwingungen auf und die Kohlen stehen still.
Anfänglich wird der Lichtbogen durch einen zweiten Elektromagnet erzeugt, welcher
den unteren Kohlenträger zum Niedergehen veranlaſst.
E–e.
Verwerthung der Batterierückstände.
Das Archiv für Post und Telegraphie, 1883 S. 56 bringt
nebenstehende Tabelle über die Verwerthung der Batterierückstände in der deutschen
Reichs-Telegraphenverwaltung. Die Rückstände werden vertragsmäſsig dem
Meistbietenden überlassen. Derselbe Abnehmer übernimmt jetzt meist jahrelang die
Rückstände zu feststehenden Preisen, ohne irgend welche Gewährleistung der
Verwaltung in Betreff des Metallgehaltes. Es hat sich nämlich im Laufe der Jahre
ergeben, daſs das Verhältniſs zwischen den aus den Rückständen zu gewinnenden Mengen
von Kupfer bezieh. Zink nur in ziemlich engen Grenzen schwankt. Die Ablieferung der
Rückstände erfolgt in der Regel jährlich 2mal; zuvor werden die Rückstände durch
Auswaschen in reinem Fluſs- oder Regenwasser möglichst von den beigemischten Salzen
befreit.
Zur Kenntniſs der Mineralwasser.
Ein bei Srinye-Lipoiz im Saivser Comitate vorkommendes Mineralwasser, welches seit
einiger Zeit unter dem Namen „Salvator“ in den Handel kommt, zeichnet sich
nach M. Ballo (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1882 S. 3003) dadurch aus, daſs es die Kohlensäure sehr
langsam verliert. Da eingetauchtes Magnesium Wasserstoff
Jahr
Zahl
der
Durchschnitts-preis v. 100 Stück
Mithin kosten dieunbrauchbar
ge-wordenen
Kosten des ver-brauchten
Kupfer-vitriols
Erlös für Batterie-rückstände
unter-haltenenEle-mente
unbrauchbar ge-wordenen
Zinkringen
Bleiblechen
Bleiplatten
Zink-ringe
Blei-bleche
Blei-platten
Zink-ringe
Blei-bleche
Blei-platten
1878/79
109170
62033
9569
539
28,62
15
28,75
17754
1435
155
35464
8755
1879/80
115208
71508
6648
1027
24,25
15
31,55
17341
997
324
37100
12230
1880/81
122176
79953
7395
1463
32,88
15
31,50
26289
1109
461
44150
12082
1881/82
127166
78937
7292
910
24,40
15
32,50
19261
1094
296
43770
13670
Zusammen
292431
30904
3939
80645
4635
1236
160484
46737
Gesammtausgabe
247000 M.
Hierzu treten 7816 M. als Erlös für unbrauchbar gewordene
Zinkringe, welche bei Herstellung neuer Zinkringe nicht verwendet sind, so daſs im
Ganzen 54553 M. oder 22 Procent der Gesammtausgabe für Batteriematerialien
wiedergewonnen wurden.
entwickelt, so nimmt Ballo an,
daſs die Kohlensäure in wässeriger Lösung nicht als Anhydrid (CO2), sondern als Säurehydrat (H2CO3) vorhanden
ist.
Die Existenz des Kohlensäurehydrates läſst die Kohlensäure haltigen Mineralwasser und
Getränke in einem anderen Lichte wie bisher erscheinen. Man war bisher gewohnt,
darin eine Verbindung, das Kohlensäureanhydrid, anzunehmen, welchem höchstens
schwach saure Eigenschaften zugeschrieben wurden. Nun ist aber thatsächlich darin
ein Säurehydrat enthalten, welches selbst gewisse Metalle unter
Wasserstoffentwickelung aufzulösen vermag und welchem demnach gar nicht so
unbedeutende saure Eigenschaften zukommen.
Die Menge des in einem Mineralwasser vorkommenden Kohlensäurehydrates hängt nicht
allein von den Druck- und Temperaturverhältnissen ab, sondern auch von der Menge der
gleichzeitig vorhandenen kohlensauren Alkalien. So wie die Schwefelsäure pyro- und
überschwefelsaure Salze bildet, ebenso kann in solchen Mineralwassern, wie z.B. dem
Salvatorwasser, das Vorhandensein solcher überkohlensaurer Salze angenommen werden,
welche als schwieriger dissociirbar, die Kohlensäure nur langsam abgeben.
Verfahren zur Herstellung von Strontiumoxyd.
Um aus Cölestin Strontiumoxyd zu gewinnen, will J. Lohsse in
Gruna (D. R. P. Kl. 75 Nr. 21156 vom
16. Mai 1882) rohes Bariumoxyd mit gemahlenem Cölestin innig mischen,
glühen und den Rückstand auslaugen.
Ersatzmittel für natürlichen Asphaltstein.
Nach C. Brasche und L. Mitgau in
Braunschweig (D. R. P. Kl. 80 Nr.
20885 vom 16. April 1882) wird durch Trocknen oder Brennen mehr oder
weniger entwässerter Rohgyps in Stücken mit Mineralöl gesättigt, dann wie
natürlicher Asphaltstein behandelt.
Verwerthung von Hochofenschlacke zu Steinen.
J. Bergmann in Hattingen a. d. Ruhr (*D. R. P. Kl. 80
Nr. 20309 vom 4. April 1882) will Steinkohlenasche u. dgl. wiederholt mit
Natronlauge auskochen, bis er eine concentrirte Wasserglaslösung erhält. Die
Aschenrückstände werden nun mit der Wasserglaslösung und Wasser zu einem dünnen Brei
angerührt, dieser wird mit Gyps oder kohlensaurem Kalk gemischt und über die in
Formen eingefüllten Schlacken gegossen, um auf diese Weise feste Steine zu
erhalten.
Zur Gewinnung von Ammoniaksoda.
Zur Ausscheidung von Natriumbicarbonat aus der Lauge, welche beim einmaligen
Behandeln einer Chlornatriumlösung mit Ammoniak und Kohlensäure entsteht und aus der
sich beim weiteren Einleiten von Kohlensäure kein Natriumbicarbonat mehr
ausscheidet, versetzen H. Schüchtermann in Dortmund und
E.
Koche in Rothenfelde (D. R. P. Kl. 75 Nr. 21590 vom 14. Juli 1882) die Lauge
wiederholt mit Aetznatron oder Ammoniak und leiten Kohlensäure hindurch.
Verfahren zur Herstellung dichromsaurer Salze.
J.
Pontius in Elberfeld (D. R. P. Kl. 75 Nr. 21 589 vom 30. Juni 1882) laugt die
durch Aufschlieſsen des Chromeisensteines mit Kalk und Potasche erhaltene Schmelze
mit Mutterlauge vorangegangener Operationen aus, welche soviel Kaliumcarbonat
enthält, daſs das in der Schmelze enthaltene Calciumchromat in Kaliumsalz
übergeführt wird. Diese Lauge wird in geschlossenen Eisengefäſsen mit Kohlensäure
unter einem Druck von mehreren Atmosphären behandelt, wodurch Kaliumbichromat und
Kaliumbicarbonat entsteht: 2K2CrO4 + 2CO2 + H2O = K2Cr2O7 + 2HKCO3.
Das schwer lösliche Bichromat fällt aus und wird von der Mutterlauge getrennt, welche
wieder zum Auslaugen neuer Chromeisensteinschmelzen dient. Man kann die Schmelze
auch mit Wasser in geschlossenen Rührkesseln unter Einpressen von Kohlensäure und in
der Wärme auslaugen. Das gebildete neutrale Kaliumchromat, geht hierbei in das Bichromat über, unter
gleichzeitiger Bildung von Kaliumcarbonat, während das neutrale Calciumchromat
ebenfalls in das Bichromat übergeht, sich aber in statu nascendi mit dem gebildeten
Kaliumcarbonat in Calciumcarbonat und Kaliumbichromat umsetzt, welches man passend
aus der Lauge gewinnt.
Auf entsprechende Weise stellt man aus der durch Aufschlieſsen des Chromeisensteines
mit Soda und Kalk erhaltenen Schmelze das Natriumbichromat her. Ebenso läſst sich
das Calciumbichromat darstellen, welches dann wieder durch Kalium- oder
Natriumsulfat in Alkalibichromat übergeführt werden kann. Das Magnesiumbichromat
gewinnt man aus dem Calciumbichromat durch Zusatz der entsprechenden Mengen Magnesia
oder Magnesiumcarbonat und Behandeln des Gemisches mit Kohlensäure.
Ueber das Volumengewicht der Schwefelsäure.
G. Lunge und P. Naef (Chemische
Industrie, 1883 S. 37) geben folgende Tabelle der Volumengewichte der
höchst concentrirten Schwefelsäuren für die Temperatur von 15°, reducirt auf Wasser
von 4° und luftleeren Raum. Die mit † versehenen Zahlen sind direkt beobachtet, die
übrigen durch Interpolation gefunden:
Proc.H2SO4
Reine Säure
Handelssäure von Uetikon
Spec. Gew.
Spec. Gew.
Baumé
90
1,8185
1,8202
65,1°
†90,20
1,8195
–
–
†90,29
–
1,8219
–
91
1,8241
1,8254
65,4°
†91,48
1,8271
–
–
92
1,8294
1,8306
65,6°
†92,83
1,8334
–
–
93
1,8339
1,8346
65,8°
94
1,8372
1,8374
65,9°
†94,09
–
1,8375
–
†94,84
1,8387
–
–
95
1,8390
1,8397
66,0°
†95,26
–
1,8404
66,0°
†95,97
1,8406
–
–
96
1,8406
–
–
97
1,8410
–
–
†97,70
1,8413
–
–
97,75
–
1,8468Säure von Griesheim, durch direktes
Eindampfen im Groſsen dargestellt.
66,2°
98
1,8412
–
–
†98,39
1,8406Dargestellt durch Mischen von gewöhnlicher starker Säure mit Anhydrid
haltiger.
–
–
†98,66
1,8409Dargestellt durch direktes Eindampfen von gewöhnlicher starker
Säure.
–
–
99
1,8403
–
–
†99,47
1,8395
–
†100,00
1,8384
–
–
Das bereits mehrfach (1882 243 418. 246 279) erwähnte Taschenbuch für die Soda-,
Potasche- und Ammoniakfabrikation von G. Lunge
ist jetzt erschienen. Es enthält nicht nur die zuverlässigsten Angaben über das
specifische Gewicht von Schwefelsäure, Salzsäure, Alkalilösungen u. dgl., sondern
auch alle sonstigen Angaben, welche für die Ausführung von Untersuchungen auf diesen
Gebieten von Werth sind. Das Ganze zeichnet sich durch Uebersichtlichkeit und
Vollständigkeit aus.
F.
Schwindelseifen.
Eine Firma in Neu-Isenburg hat seit einiger Zeit eine stark gefüllte Cocosseife von 300 bis 1200 Proc. Ausbeute in den
Handel gebracht, welche bis auf einen geringen Rückstand zusammentrocknet, in der
Kälte aber fingerlange Ausschläge bekommt.
Unter der Bezeichnung „Sinclair's Cold Water Soap“ wird seit Kurzem von England aus eine
Seife zu 80 M. für 100k nach Deutschland
eingeführt. Jedes 454g (1 Pfund engl.) schwere
Stück ist in einen Umschlag gewickelt, auf welchen gedruckt ist: „In kaltem
Wasser ohne Arbeit vollständig zu waschen; die Seife ist die reinste und
concentrirteste der Welt; 1k Sinclair-Seife
leistet dieselben Dienste als 3k gewöhnliche
Seife“ u.s.f. Eine von L. Borchert untersuchte
Probe dieser englischen Seife war aus etwa 70 Th. Talg, 30 Th. gebleichtem Palmöl
und 25 Th. Harz gesotten, dann mit 3 bis 5 Proc. venetianischem Terpentin versetzt.
Nach 2 Tagen sind dann noch etwa 8 Proc. Wasserglas zugesetzt.
Nach anderen Angaben enthielt diese englische Seife statt Wasserglas 1 Proc. Talk, so
daſs sie jedenfalls weniger gut, aber theurer ist als gewöhnliche deutsche
Harzkernseife.
Ein süddeutscher Fabrikant bringt unter der Bezeichnung „Teigseife“ ein ähnliches, in Pergamentpapier gepacktes Product in
den Handel. Dasselbe ist nach L. Borchert eine mit
reichlich 20 Proc. Wasserglas, etwas Ammoniakflüssigkeit und Terpentinöl versetzte
Harzkernseife.
Als Army blue mottled Soap wird von England aus eine
sogen. Soldatenseife in den Handel gebracht, welche nach Borchert eine nach Eschweger Art aus Kernöl und Cocosöl gesottene, mit
Ultramarin gefärbte und stark durch Laugen gefüllte Seife ist. (Nach dem Seifenfabrikant, 1882 S. 5 bis 171.)
Verfahren zur Herstellung von Buchdruckerschwärze.
Gebrüder
Schmidt in Bockenheim (D. R. P. Kl. 22 Nr. 21408 vom 20. Juni 1882) machen den
Vorschlag, zur Herstellung von Druckerschwärze und Stempelfarbe statt Kienruſs
Mangansuperoxyd zu verwenden, damit die mit dieser Schwärze bedruckte Maculatur
wieder zur Herstellung von weiſsem Papier verwendet werden kann.
Verfahren zur Herstellung wetterbeständiger
Wandgemälde.
Nach A.
Keim in München (D. R. P. Kl. 22 Nr. 19210 vom 6. December 1881) wird zunächst der aus
gelöschtem Kalk, Sand und Wasser hergestellte Untergrund nach dem Trocknen mit
rauhem Sandstein abgerieben und dann mit Kaliwasserglas getränkt. Der eigentliche
Malgrund wird mit einem Gemisch aus 4 Th. Quarzsand, 3,5 Th. Marmorsand, 0,5 Th.
Infusorienerde, 1 Th. Aetzkalk und der erforderlichen Menge destillirten Wassers
hergestellt. Nach dem Austrocknen wird dieser Malgrund mit
Kieselfluorwasserstoffsäure getränkt, worauf die mit entsprechenden Zusätzen zur
Beförderung der Silicatbildung versehenen Farben, welche vorher zur Verhütung des
Nachdunkelns mit Alkalien behandelt wurden, aufgetragen werden. Das fertige Bild
wird mit einer heiſsen Lösung von Kaliwasserglas bespritzt, getrocknet, mit einer
Lösung von Ammoniumcarbonat behandelt und schlieſslich abgewaschen.
Nach einem Gutachten der Kgl. bayerischen Akademie der bildenden Künste in München
zeichnen sich die so hergestellten Wandgemälde durch groſse Widerstandsfähigkeit
gegen atmosphärische Einflüsse aus. Auch vom künstlerischen Standpunkte aus wird das
Verfahren als vorzüglich bezeichnet.