Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 92 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Neuerung an Tretwerken für Nähmaschinen.
Textabbildung Bd. 249, S. 92
In recht einfacher und sinnreicher Weise vermeidet G.
Rothgießer in Bielefeld (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 22255 vom 21. Oktober 1882)
bei den Tretwerken der Nähmaschinen u. dgl. die todten Stellungen bei höchstem und
tiefstem Stande des Trittes. An diesem letzteren sind nämlich 2 Federn c und d derart angebracht,
daſs die Pleuelstange b, indem sie sich ihren Todtlagen
annähert, die eine oder andere der Federn spannt und dann von dieser über den todten
Punkt weggedrückt wird. Es ist aus der Figur leicht zu entnehmen, daſs dies bei der
gewählten Anordnung nur dann der Fall ist, wenn das Rad im Sinne des Pfeiles rotirt;
ein Wechsel der Bewegungsrichtung ist also nicht möglich. In allen Fällen, wo dieser
Umstand nicht in Betracht kommt, wird aber die Vorrichtung recht gute Dienste
leisten und das Treten erleichtern können. (Vgl. Fumée
1874 214 * 101.)
Einfluſs des Kaltziehens auf den Stahl.
In den Eisen- und Stahlwerken von Naylor und Comp. in
Boston werden nach G. H. Billings' amerikanischem
Patente Stahlstangen von 9,5 bis 75mm Durchmesser
und beliebigem Querschnitte wie gewöhnlicher Draht kalt durch ein Zieheisen gezogen,
um möglichst dichtes Material zu erhalten. In dem Engineering and Mining Journal, 1883 Bd. 35 S. 222 wird über einige
Festigkeitsuntersuchungen berichtet, welche mit derartig verdichtetem Stahl in dem
Watertown Arsenal von J. E.
Howard ausgeführt wurden.
Zunächst wurde ein Stück einer Stange von 51mm,6
Durchmesser unbearbeitet, so wie sie aus den Walzen gekommen war, auf Zugfestigkeit
untersucht. Die Länge zwischen den Zangen der Prüfungsmaschine betrug 1m,143. Auf der Stange wurden 8 Strecken von je
127mm abgetheilt, deren Verlängerungen einzeln
gemessen wurden. Die Elasticitätsgrenze zeigte sich bei 18k Belastung für 1qmm; der Bruch erfolgte bei 39k. Die
Dehnungen der 8 einzelnen Theile betrugen 17,4, 19,4, 20,6, 23,5, 34,6, 22,6, 22,6
und 21,2 Proc. In dem Theile, in welchem die Dehnung 34,6 Proc. ausmachte, erfolgte
natürlich der Bruch. Die Contraction des Bruchquerschnittes wurde zu 42,9 Proc.
ermittelt. Darauf wurde ein zweites etwas kürzeres Stück derselben Stange
untersucht, welches kalt durch ein Zieheisen gezogen und dadurch im Durchmesser um
2mm,4 schwächer geworden war. Es wurden auf
diesem Stücke nur 6 Strecken zu je 127mm
abgetheilt. Die Elasticitätsgrenze trat erst bei 43k und der Bruch bei 49k,5 Belastung ein.
Die absolute Festigkeit war also wesentlich erhöht. Die Dehnungen der 6 Strecken
aber betrugen nur 2, 2,2, 2,4, 2,6, 3,6 und 15,6 Proc. In der letzten Strecke, nicht
weit von der Einspannung, erfolgte der Bruch. Eine gröſsere Streckung fand also nur
in der Nähe des Bruchquerschnittes statt; im Uebrigen war dieselbe nur reichlich 0,1
so groſs als bei dem nicht kalt gezogenen Stücke. Die Contraction im
Bruchquerschnitte ergab sich zu 33,5 Proc. Die Bruchfläche war wie im ersten Falle
seidenartig (silky) und zeigte nahe der Mitte runde
Flecken von 2 bis 3mm Durchmesser mit glänzenden
Facetten. Ein drittes Stück endlich, dessen Durchmesser durch Kaltziehen um 5mm,64 vermindert war, riſs erst bei 57k,6. Eine merkliche Abweichung von der
Proportionalität zwischen Belastung und Dehnung war erst in der Nähe der Bruchgrenze
wahrzunehmen. Die Dehnungen in 5 abgetheilten Strecken zu je 127mm sind mit 0,8, 0,8, 0,6, 1, 1,2 Proc. angegeben;
sie waren also nur 1/20 so groſs als bei dem ersten Stücke. Die Contraction im
Bruchquerschnitte betrug 16,7 Proc. Die Bruchfläche hatte nur in der Mitte noch
seidenartiges, sonst aber ein feinkörniges Aussehen.
Wegen der geringen Dehnbarkeit wird solcher kalt gezogene Stahl wohl nur eine
beschränkte Anwendung finden können.
Herstellung von Stahl- und Eisenelektromagneten.
Nach dem Electrician, 1883 Bd. 10 S. 339 äuſsern sich
Ayrton und Perry über
ein ihnen unter Nr. 3036 vom 27. Juni 1882 in England ertheiltes Patent auf die Herstellung von
Elektromagneten aus Stahl und Eisen folgendermaſsen: Der erste Theil unserer
Erfindung besteht im Gebrauche einer Vereinigung von Stahl und Schmiedeisen in den
inducirenden Magneten einer dynamo-elektrischen Maschine. Stahl und Eisen können in
der Weise vereint werden, daſs eine Stahlröhre einen Schmiedeisenkern einschlieſst,
oder umgekehrt, oder daſs abwechselnd Stahl- und Eisenröhren in einander
eingeschlossen sind, oder daſs abwechselnd Platten von Stahl und Eisen oder eine
andere Zusammensetzung dieser Art angewendet wird. Wir finden, daſs eine
Dynamomaschine mit derartigen Magneten sich bis zu einem gewissen Grade verhält wie
eine Zusammensetzung einer Magneto- und einer Dynamomaschine, Wir sind im Stande,
entweder constante elektromotorische Kraft oder constanten Strom zu erhalten, so
daſs wir, ob wir nun Glühlampen oder Motoren in parallelen Stromkreisen oder Lampen
oder Motoren in Reihen betreiben, immer eine groſse Zunahme in der Stetigkeit haben,
so daſs ein Motor oder eine Lampe unabhängig wird von den übrigen.
Massenherstellung von Glühlichtlampen.
Im Engineer, 1883 Bd. 55 * S. 398 wird eine Fabrik zur
Massenherstellung elektrischer Glühlichtlampen beschrieben, welche von den
Elektrikern F. Wright und M. W.
Machie in London für die Hammond Electric Light and
Power Supply Company eingerichtet worden ist. Die ganze Anlage vertheilt
sich auf 4 Geschosse, welche einen Gesammtflächenraum von ungefähr 445qm besitzen. Im Kellergeschosse ist eine 8e-Kesseldampfmaschine von Marshall and Sons mit Woolf'scher Expansion
aufgestellt, weiche bei 180 Umdrehungen der Schwungradwelle 2 Wechselstrommaschinen
von Ferranti (vgl. 1883 247
* 450) bezieh. Siemens betreibt, letztere mit 600 Volt
Klemmenspannung. Die Elektromagnete beider Maschinen werden durch 2 Siemens'sche Gleichstrommaschinen erregt. Die
Ferranti-Maschine dient zur Beleuchtung des Gebäudes und zum Erhitzen der
Kohlenfäden bei der Evacuirung der Lampen, sowie zu etwaigen Versuchen, während der
Strom der Siemens-Maschine zum Niederschlagen von Kohle
in den Poren der Glühfaden benutzt wird.
Das Erdgeschoſs enthält ein Magazin und die Glasbläserwerkstätte. Diese letztere ist
mit 12 Glasblasmaschinen, Construction von F. Wright und M. W. Mackie
(* D. R. P. Kl. 32 Nr. 22093 vom 1. September 1882, vgl. 1883 247 * 449) ausgestattet. Dieselben werden von Knaben von 14 bis 16 Jahren
bedient, welche die verschiedenen Arbeiten vom Blasen der Kugeln an bis zum
Einschmelzen der Kohlenfäden besorgen.
Die Herstellung der Lampen erfolgt stets paarweise, indem ein 230mm langes und 19mm,5 starkes Glasrohr auf der Maschine zunächst in der Mitte ausgezogen
wird. Aus den in ihrer ursprünglichen Stärke verbliebenen Endtheilen werden dann auf
derselben Maschine die Kugeln geblasen und diese darauf in der Mitte des dünnen
Verbindungsrohres von einander gebrochen. Ein Knabe kann so 250 bis 300 Kugeln in
einer Tagesschicht herstellen. Ein anderer Arbeiter schmelzt je 2 Platinelektroden
in Glaspfropfen ein, welche, nachdem auf die weiter unten beschriebene Weise die
Kohlenbügel in den Elektroden befestigt sind, in die weitere Oeffnung der Kugeln
eingeschmolzen werden, während der ausgezogene Rohransatz zum Evacuiren dient.
Die Herstellung der Kohlenfäden geschieht in einem der
oberen Räume. Fast jede zähe Pflanzenfaser kann dazu dienen, da durch ein besonderes
Arbeitsverfahren den Kohlenfäden eine gröſsere Dichte und ein fast metallischer
Glanz ertheilt wird. Das augenblicklich benutzte Rohmaterial scheint eine Art Gras
zu sein, das dem groben und harten Grase nicht unähnlich ist, welches oft am
Seestrande wächst. Ein Stück von diesem Grase wird von einem Knaben um ein
Metallmodel in die gewünschte Schraubenform gebogen. Die Faden werden dann noch auf
den Modeln gelinde erhitzt, so daſs ihre Elasticität vernichtet wird und dieselben
ihre Gestalt beibehalten. Alsdann werden die Kohlenfäden in einem Schmelztiegel in
Graphitpulver verpackt, bei starker Glühhitze verkohlt und darauf an den
Platinelektroden befestigt. Diese letztere Arbeit wird als Fabrikationsgeheimniſs
betrachtet und meist in der Weise ausgeführt, daſs man die Platindrähte an den Enden
mit einer kleinen Spirale versieht, in welche die Kohlenfädenenden eingeführt und mit einem Kitte von geheim
gehaltener Zusammensetzung befestigt werden. Die so zugerichteten Kohlenfäden werden
alsdann mit einer besonderen Flüssigkeit behandelt, wodurch Kohle in ihren Poren
niedergeschlagen wird und ein dichter, elastischer und wie Metall glänzender
Kohlenfaden erhalten werden soll.
Nun wird durch Vergleichung des Lichtes mit anderen mit den Kohlenfäden in denselben
Stromkreis geschalteten Lampen abgeschätzt, ob der Widerstand der richtige ist, und
dies mittels der Wheatstone'schen Brücke geprüft. Ist
dies geschehen, so werden die fertigen Kohlenfäden in den Glasbläserraum
zurückgebracht und auf Maschinen mit den die Platinelektroden umhüllenden
Glasknöpfen in die weiteren Oeffnungen der Kugeln eingesteckt und verschmolzen. Die
Lampen sind nun bis auf das Evacuiren fertig, welche Arbeit in einem besonderen
Räume mit Hilfe von Quecksilber-Luftpumpen vorgenommen wird. Im Prinzipe gleichen
diese den bekannten Geißler'schen Pumpen, sind aber von
Wright und Mackie mit
vollständig selbstthätiger Steuerung versehen. Da die Pumpen auſserdem von der
Transmission betrieben werden, so genügen 2 Arbeiter, um dieselben zu bedienen und
die fertig ausgepumpten Lampen zuzuschmelzen. Jede Pumpe evacuirt 12 Lampen und die
erreichte Verdünnung soll 1 bis 1½ Millionstel einer Atmosphäre betragen.
Die auf die beschriebene Weise hergestellten Lampen sollen eine bemerkenswerthe Dauer
und Widerstandsfähigkeit gegen starke Ströme besitzen, wie Versuche mit Lampen nach
Wright und Mackie
dargethan haben, bei denen allerdings der Kohlenfaden aus den Blattstielen der
Cocospalme hergestellt worden war.
Leistung der Gordon'schen Wechselstrommaschine.
Ueber die Leistung der von J. Gordon construirten
Wechselstrommaschine (vgl. 1883 247 * 286) berichtet Engineering, 1883 Bd. 35 S. 218.
Die erregende Dynamomaschine wird durch einen kleinen 5e-Dampfmotor getrieben und liefert einen Strom von 25 Ampère. Die groſse
Dampfmaschine, welche die Wechselstrommaschine treibt, lieferte am Versuchstage (17.
Januar d. J.) nach Ausweis der Richards'schen
Indicatordiagramme 170e indicirt, so daſs der
Gesammtbedarf an mechanischer Arbeitskraft sich auf 175e (engl.) belief. Die elektromotorische Kraft des erzeugten Stromes betrug
103 Volt. Es brannten 1400 Swan-Lampen von je 30 Ohm
Widerstand in 2 Stromkreisen, in welchen immer je 2 Lampen hinter einander
geschaltet waren. Der Gesammtwiderstand der Lampen betrag hiernach = ½ (2 × 30) :
350 = 0,085 Ohm. Hierzu kommt der Widerstand der Leitung mit 0,006 und der innere
Widerstand der Maschine mit 0,0075, so daſs der Gesammtwiderstand = 0,0985 oder rund
0,1 Ohm anzunehmen ist. Dieser gibt bei einer elektromotorischen Kraft von 103 Volt
einen Strom von 103 : 0,1 = 1030 Ampère. In dem Photometerraume zeigten die Lampen
eine Leuchtkraft von 22 bis 23 Kerzen; mithin wurden im Ganzen 1400 × 25 = 31500
Kerzen für 175e ind., d.h. etwa 180 Kerzen für je
1e erhalten.
Die erzeugte elektrische Arbeit war hiernach E2 : W = (103 × 103) :
0,1 = 106090 Volt-Ampère; also erhält man aus je 1e indicirt (106090 : 175) = 606 Volt-Ampère. Da schlieſslich 1 elektrische
Pferdestärke (engl.) = 746 Volt-Ampère, so ist der Nutzeffekt = 606 : 746 = 0,816.
Diese Zahl gibt das Verhältniſs zwischen der durch die Wechselstrommaschine
erzeugten elektrischen und der im Cylinder der Dampfmaschine indicirten mechanischen
Arbeit. Würde man die von der Dampfmaschine auf die Wechselstrommaschine wirklich
übertragene Arbeit in Rücksicht ziehen, so müſste sich der Nutzeffekt etwa 10 Proc.
höher stellen.
Elektrischer Wassergeschwindigkeitsmesser.
Breguet hat kürzlich einen einfachen elektrischen
Apparat zum Messen der Geschwindigkeit flieſsender Gewässer construirt. Nach dem Génie civil, 1883 Bd. 3 * S. 198 ist auf die vertikale
Achse eines Schaufelrädchens mit ausgehöhlten Schaufeln ein Hufeisenmagnet
aufgesteckt, welcher sich in der unteren Abtheilung einer Messingbüchse befindet; in
horizontaler Lage und um eine horizontale Achse beweglich ist in der völlig
geschlossenen, mit Ebonit gefütterten, oberen Abtheilung ein zweiter Hufeisenmagnet
angebracht, welcher bei jeder Umdrehung einmal von dem unteren Hufeisen angezogen
wird und zwar dann, wenn unter seinen Polen die entgegengesetzten des letzteren
hinweggehen; bei jeder solchen Anziehung aber schlieſst der obere Magnet, indem er
mit einer über seinem hinteren Fortsatze angebrachten Contactfeder in Berührung
tritt, einen elektrischen Strom nach dem über Wasser befindlichen Zählwerke.
Dieselbe Bewegung, welche das dem Zählwerke beigegebene Chronometer auslöst,
schlieſst auch im Zählwerke den Stromkreis, der zwischen Büchse und Zählwerk durch
ein zweidrähtiges Kabel gebildet wird. Dieses findet eine Befestigung an dem Ringe,
mittels dessen und zweier an ihm befestigter, in zwei Oesen endigender Leinen der
ganze Apparat an einem Seile in dem Fluſs eingehängt wird, wobei ein vom Ringe
ausgehender Arm das Schaufelrädchen mit Contactbüchse trägt, während ein in
entgegengesetzter Richtung am Ringe angebrachter und mit verstellbarem
Ausgleichungsgewicht versehener zweiter Arm ein 4flügeliges Steuer trägt, dessen
Flügel übers Kreuz gestellt sind. Dieser von persönlichen Beobachtungsfehlern
thunlichst freie Meſsapparat läſst sich bei unbedeutenden Umänderungen auch als Log
benutzen.
Ueber Wasserversorgungsanlagen.
K. Zenger behauptet in den Mittheilungen des Architekten- und Ingenieurvereins im Königreiche Böhmen,
1882 S. 53, daſs die Metalle von Wasserstoff, Kohlenwasserstoff, Ammoniak,
Schwefelwasserstoff und allen Verbindungen dieser Art ebenso durchdrungen werden wie
z.B. die Drainageröhren vom Wasser. Auch wenn es gelingen würde, die in das
verdorbene Erdreich gelegten Röhren in ihrer Zusammenfügung vollkommen zu
verschlieſsen, so würden die angeführten Gase dennoch durchdringen, so durchgänglich
sind Eisen, Stahl und selbst Platin, das Eisen besonders noch für das Kohlenoxyd.
Daraus sei nun klar zu ersehen, daſs Wasser, welches durch Röhren geleitet wird, die
unmittelbar in ein schlechtes Erdreich gelegt werden, alle diese Gase enthalten wird
und dann um so mehr, wenn ein Rohr springt.
Hierbei ist offenbar übersehen, daſs diese Diffusion von Gasen durch Metalle nur bei
höheren Temperaturen stattfindet (vgl. 1880 235 443), für gewöhnliche Temperaturen selbst unter
günstigen Bedingungen aber mindestens sehr zweifelhaft ist. In den eisernen
Leitungsröhren städtischer Wasserversorgungen herrscht aber ein so starker
Ueberdruck nach auſsen, daſs ein Eindringen von Gasen aus dem umgebenden Erdreiche
in diese Röhren nicht wohl möglich erscheint.
F.
Ueber den Gerbstoffgehalt von Extracten.
F. Simand macht im Gerber,
1883 S. 126 darauf aufmerksam, daſs die bei käuflichen Gerbmittelextracten
angegebenen Baumé-Grade keineswegs Gerbstoffprocenten entsprechen. Käufliches
Kastanienholzextract von 1,256 sp. G. oder 30° B. enthielt z.B. 22 Proc. Gerbstoff,
Fichtenrindenextract von gleicher Dichte aber nur 12 Proc.
Es ist zu bemerken, daſs ein Extract, welches viel Grade zeigt, dabei aber wenig
Gerbstoff enthält, bedenklicher ist, als eines, das bei der gleichen Dichte, aus
demselben Materiale bereitet, mehr gerbende Stoffe enthält, da ersteres eine
gröſsere Menge die Gerbung störende Unreinigkeiten gelöst hat: je reiner und klarer
löslich ein Extract ist, desto näher liegen im Allgemeinen die Zahlen, welche
Gerbstoffprocent und Baumé-Grade anzeigen.
Maſsanalytische Bestimmung von Wolframsäure.
Nach O. v. d. Pfordten (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 508) wird Wolframsäure durch
Zink in saurer Lösung zu WoO2 reducirt. Zur
maſsanalytischen Bestimmung der Wolframsäure wird die Lösung des Salzes in wenig
Wasser, welche nur 0g,1 WoO3 enthalten darf, auf dem Wasserbade erwärmt und mit
70 bis 80cc einer 27procentigen Salzsäure, dann
mit 14 bis 15g Zink in Stangenform versetzt. Die
anfängliche Erwärmung verhindert eine Abscheidung von Wolframsäure in fester Form;
eine spätere Erwärmung der Lösung ist unnöthig. Hat dieselbe die rothe Farbe
angenommen, so kühlt man das Kölbchen völlig ab und spült den Inhalt desselben rasch
und vorsichtig unter Umrühren in eine Porzellanschale, in welche man überschüssiges
Permanganat, 40cc Manganosulfatlösung und 70 bis 100cc verdünnte Schwefelsäure, jedoch sonst kein
Wasser gebracht hatte. Erst nach dem Ausspülen des Kölbchens verdünnt man auf etwa
1l, läſst überschüssige Ferrosulfatlösung
einflieſsen und titrirt mit Permanganat bis zum Eintritte der rosa Färbung. – Die
Methode hat den Nachtheil, daſs sich nur sehr kleine Mengen Wolframsäure auf diese
Weise reduciren lassen, wodurch die procentischen Fehler leicht groſs werden; man
kann jedoch durch Verdünnung einer gröſseren Salzmenge auf bestimmtes Volumen und
Abziehen einer Anzahl Cubikcentimeter leicht der gestellten Bedingung genügen, 1cc Permanganat mit 0mg,0273 Sauerstoff entspricht 3mg,96
WoO3.
Selen in der rohen Salzsäure.
Technische Salzsäure kann oft zu bestimmten Zwecken nicht gebraucht werden, z.B. in
Oelraffinerien, Drahtwerken, Bleichereien u. dgl., vermeintlich wegen zu groſsem
Gehalte an Eisen oder Arsen. G. E. Davis berichtet im
Journal of the Society of Chemical Industry, 1883
S. 157, daſs die Salzsäure oft mit ziemlichen Mengen Selen verunreinigt und daſs
deren Unbrauchbarkeit für bestimmte Zwecke hauptsächlich dieser Beimengung
zuzuschreiben ist.
Platinirtes Magnesium als Reductionsmittel.
Platinirtes Magnesium verspricht nach M. Ballo (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S.
694) ein gutes Reductionsmitel zu werden. Als Verfasser zu einigen Cubikcentimeter
Wasser Nitrobenzol und dann so viel Alkohol hinzufügte, bis Lösung erfolgte,
erzeugte Magnesium auf Zusatz eines Tropfen Platinchlorid schwache Gasentwickelung.
Die von Magnesiumhydrat und überschüssigem Magnesium abfiltrirte Flüssigkeit
enthielt Anilin. Die Reduction war vollständig. Behufs Nachweises von Nitrobenzol
dürfte diese Art Reduction vortheilhafter sein als jene mittels Metallen und Säuren,
indem die Base sofort im freien Zustande gewonnen wird.
Verfahren zur Darstellung von Acetamid.
Nach J. Schulze (Journal für
praktische Chemie, 1883 Bd. 27 S. 512) erhält man durch 3 bis 4 Tage langes
Erhitzen von 1 Mol. Rhodanammonium mit 2,5 Mol. Eisessig über 90 Procent der
theoretischen Ausbeute an Acetamid. Die Umsetzung vollzieht sich nach der Gleichung:
CNSNH4 + 2HC2H3O2 =
2C2H3ONH2 + COS + H2O.
Verfahren, Knochen und Elfenbein dauernd weiſs zu
machen.
Wie man durch Einlegen von Knochen oder Elfenbein in eine concentrirte Lösung von
Kupferoxydammoniak und nachfolgendem Abspülen mit Wasser künstlichen Türkis erhält,
so empfiehlt C. Puscher in Kunst und Gewerbe, 1883 S. 187 Knochen und Elfenbein dadurch eine dauernd
weiſse Farbe zu ertheilen, daſs man sie in eine ammoniakalische Zinklösung legt,
welche mit etwas Kupfervitriol versetzt ist. Zur Herstellung dieser Lösung
übergieſst man 25g reines Zinkweiſs mit 40cc Wasser und fügt dann nach und nach 50g concentrirte Salzsäure hinzu, dann 150cc heiſses Wasser und unter Umrühren noch so viel
Ammoniak, bis das anfangs niederfallende Zinkhydrat sich fast ganz wieder aufgelöst
hat. Ueberschuſs ist zu vermeiden. Schlieſslich setzt man etwas Kupfervitriollösung
hinzu, um den gelblichen Ton der mit der Flüssigkeit behandelten Knochen in einen
bläulich weiſsen zu verwandeln.
Durch Lichteinwirkung gelb gewordene Knochenfabrikate, einige Tage lang in diese
Lösung gelegt und dann mit Wasser gewaschen, werden dadurch dauernd weiſs gefärbt
und erhalten beim Poliren einen sehr schönen Glanz.