Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 390 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Erzielung eines geräuschlosen Austrittes des verbrauchten
Dampfes bei Straſsenbahnlocomotiven durch Ueberhitzen desselben.
Um das mit Geräusch verbundene sichtbare Ausströmen des Abdampfes bei
Straſsenbahnlocomotiven zu vermeiden, schlägt Will.
Wilkinson in Wigan (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 22989 vom 1. April 1882) ein dem
gewöhnlichen ganz entgegengesetztes Verfahren ein. Anstatt den Abdampf nämlich zu
condensiren, überhitzt er ihn vielmehr in einem im Feuerraume des Kessels
eingebauten Ueberhitzer, bevor er ihn ausströmen läſst.
Ueber russischen basischen Stahl.
Auf den Alexandrovsky Stahlwerken bei Petersburg im Siemens-Martinofen nach dem
basischen Prozesse hergestelltes Stahlblech (12mm,7 dick, im ungeglühten bezieh. geglühten Zustande 40,9 bezieh 34,6k/qmm Festigkeit
bei 29 bezieh. 36,25 Proc. Bruchdehnung auf 203mm
Länge) enthielt nach S. Kern (Chemical News, 1883 Bd. 48 S. 2):
Kohlenstoff
0,10
Proc.
Mangan
0,43
Phosphor
0,02
Schwefel
0,02
Silicium
Spur
Kupfer
0
Betriebsergebnisse einiger Hochofenanlagen.
Im Siegener Bezirksvereine deutscher Ingenieure (Wochenschrift, 1883 S. 223) theilte F.
Behrend folgende Betriebsergebnisse mit.
Die Edgar Thomson Works in Amerika haben 2 Hochöfen mit
je 24m,4 Höhe, 6m Rast und 3m,5 Gestelldurchmesser;
jeder Ofen hat seinen eigenen Gichtaufzug. Vorhanden sind 6 Cowper'sche Apparate, 24 Dampfkessel und 6 stehende Gebläsemaschinen. Die
Windpressung an den Düsen ist 0k,7 auf 1qc (10 Pfund engl.), Preſsungsverlust nur 0k,035 (½ Pfd.); sowohl die Gieſshalle wie der Erz-
und Kokesplatz sind überdacht. Schon 3 Wochen nach der Inbetriebsetzung erzeugte
jeder Ofen arbeitstäglich 238t,5. Die verwendeten
Kokes sind ziemlich aschenhaltig. Das Ausbringen des Eisensteines beträgt 52 bis 54
Proc.; auf 1t Eisen werden 1232k Kokes verbraucht. Das ganze Anlagekapital
beträgt 4000000 M.
Der Holzkohlen-Hochofen von Elk-Rapids hat
ununterbrochen 702 Tage gegangen, erzeugte täglich 46t bei 59,6 Proc. Ausbringen des Eisensteines. Der Ofen ist 14m,32 hoch.
Der Isabella-Ofen in Pittsburg hat 22m,86 Höhe, 172t,2 tägliche Leistung, 50 Proc. Möllerausbringen, 1100k Kokesverbrauch, 735° Windtemperatur.
Der Vortragende gab ferner einige ausführliche Mittheilungen über die Selbstkosten von Roheisen (44 M. für die Tonne), Luppen
(95 M.) und Stabeisen (145 M.) in Ost-Pennsylvanien, in denen die Arbeitslöhne einen
ganz wesentlichen Bestandtheil ausmachen, und berichtete sodann über die Edge Moore Ironworks. Letztere betreiben 16 nach Ponsard's Regenerativsysteme construirte Puddelöfen,
welche mit rotirenden Herden versehen sind. Die gemischten Gase wirken unmittelbar
auf das eingeschmolzene Eisen, gehen dann zum Generator und von hier durch einen
kleinen Röhrenkessel, mit dessen Dampfe die Rotationsmaschine getrieben wird. Die
Luppen werden in hydraulischen Quetschen, welche aus zwei unteren und einer oberen
gerippten Walze bestehen, gepreſst und mittels Hydraulik bewegt. In 10 Stunden
werden 40t gepuddelt und zwar in letzter Zeit
schwere Stahlplatten. Die Walzen haben 0m,762
Durchmesser und 2m,44 Länge und werden durch
Hydraulik gestellt.
Die Roheisen-Erzeugung der Vereinigten Staaten betrug im J. 1881 4144254t, d. s. 8 Proc. mehr als im J. 1880, darunter
21086t Spiegeleisen, welches in New-Jersey,
Pennsylvanien und Ohio erzeugt wird, in Pennsylvanien allein 16276t. Am 1. Juli 1882 sind im Betriebe gewesen: 151
Holzkohlenöfen, 164 Anthracitöfen, 119 Kokes-Hochöfen, auſser Betrieb 126, 72
bezieh. 109.
Die Leistungsfähigkeit der beiden Hochöfen der Société
anonyme des hauts fourneaux Luxembourgeois in Esch an der Alzette mit 480
und 540cbm Inhalt wird täglich auf 125t weiſses Puddeleisen und 80t Gieſsereiroheisen angegeben; vorhanden sind 5
Whitwell-Apparate, mit welchen der Wind auf 600°
Temperatur gebracht wird; das erblasene Eisen enthält:
Kohlenstoff
2,9
Proc.
Silicium
0,5
Schwefel
0,32
Phosphor
1,78
Mangan
0,40
Ueber Beheizung mit warmer Luft.
Prof. Cederblom in Stockholm entwickelt in den Ingeniörs-Föreningens Förhandlingar, 1882 * S. 32 und
daraus in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1883 S. 416 Regeln für Warmluftheizung, welche nach seiner
Ansicht allein für die Beheizung privater Wohnhäuser in Frage kommen könne, und
beschreibt darauf die Heizungs- und Lüftungsanlage seines Wohnhauses. Hierbei ist in
der Mitte des Kellergeschosses die Heizkammer angebracht, in welcher ein
zweitheiliger Ofen aufgestellt ist. Der vordere Theil desselben ist ausgemauert und
enthält die Feuerstelle; der hintere Theil ist aus guſseisernen, mit vielen
Strahlrippen versehenen Cylinderstücken zusammengesetzt, welche die eigentliche
Heizfläche bilden, indem die vom vorderen Theile kommenden Rauchgase oben in den
Ofen eintreten, langsam nach unten ziehen und durch eine in der Mitte angeordnete
Röhre von unten nach oben in den eisernen Schornstein gelangen. Die Heizkammer ist
in gewöhnlicher Art mit den einzelnen Räumen verbunden; der Luftwechsel erfolgt,
indem ein Theil der von den Zimmern nach der Heizkammer zurückgekehrten Luft durch
einen um den erwähnten Schornstein angeordneten Saugschlot abgesaugt und durch einen
Frischluftkanal Ersatz dafür geschafft wird. Von der Feuerstelle führt noch ein
zweites, mit Drosselklappe versehenes Rohr unmittelbar nach dem Schornsteine, so
daſs zur Erzielung energischer Lüftung bei geringerer Heizung die Rauchgase ganz
oder zum Theil sofort nach dem Kamine geführt und dort zu vermehrter Anwärmung des
Saugschlotes benutzt werden können.
Blackburn's tragbarer elektrischer Meſsapparat.
Im Engineer, 1883 Bd. 55 * S. 264 ist ein von Blackburn entworfener und von Clark, Muirhead und Comp. in London ausgeführter tragbarer Meſsapparat für
Elektrotechniker, besonders für Beleuchtungsanlagen, beschrieben, welcher aus einer
kleinen Batterie aus zwei hinter einander geschalteten Chlorsilber-Elementen, einem
astatischen Galvanometer, einem Stöpsel-Rheostate und einem eigenthümlichen
Kurbel-Rheostate besteht, die nach Art der Wheatstone'schen Brücke unter einander verbunden und sämmtlich in einem
kleinen Kästchen untergebracht sind. In dem Kurbel-Rheostate sind eine Anzahl von
Widerstandsrollen im Kreise angebracht und auch die zwischen je 2 Rollen
befindlichen Contacte liegen im Kreise, so daſs zwei an einem drehbaren Teller
angebrachte Contactstücke mit irgend zweien (stets um 2 Rollen von einander
entfernten) jener Contacte in der zur Bildung der beiden Brückenzweige eben
wünschenswerthen Weise in Berührung gesetzt werden können; mit den Contactstücken
verbunden sind die Enden eines um den Rand des Tellers gelegten Platindrahtes,
dessen Widerstand dem von 2 Rollen gleicht; ein mit dem einen Batteriepole
verbundener Contact läſst sich auf dem Drahte verschieben; die beiden freien Enden
der äuſsersten Rollen des Kurbelrheostates sind mit den beiden Eckpunkten der
Galvanometerdiagonale der Brücke verbunden. Mit diesem Meſsapparate sollen sich
Widerstände zwischen 0,005 und 2000 Ohm mit ausreichender Genauigkeit messen
lassen.
Ueber den Einfluſs der Beleuchtung auf die Luft in
Theatern.
M. v. Pettenkofer hat im kgl. Residenztheater zu München
vergleichende Versuche über den Kohlensäuregehalt und
die Temperatur der Luft bei Gas- und elektrischer Beleuchtung ausgeführt.
Der Kohlensäuregehalt betrug bei leerem Hause zu Anfang des Versuches 4 Zehntausendstel, dann
bei:
Im Parket
1. Rang
2. Rang
Gasbeleuchtung
nach
½ Stunde
5
11
14
„
„
1 Stunde
6
10
20
Elektrische Beleuchtung nach 1 Stunde
5
5
6
Bei besetztem Hause stieg die Kohlensäure auf 23 bei
Gasbeleuchtung und auf 18 : 10000 bei elektrischer Beleuchtung.
Die Temperaturbestimmungen im Theater ergaben folgende Resultate:
Gasbeleuchtung.
1. Versuch 2. Mai 1883. LeeresHaus.
Temperatur im Freien11,8°
2. Versuch 6. Mai 1883. VollesHaus.
Temperatur im Freien11,5°.
Parket
1. Rang
3. Rang
Parket
1. Rang
3. Rang
MinimumMaximum
15,216,5
16,219,4
16,225,4
16,022,2
16,823,6
21,629,0
Differenz
1,3
3,2
9,2
6,2
6,8
7,4
Elektrische Beleuchtung.
3. Versuch 29. Mai 1883. LeeresHaus.
Temperatur im Freien17,6°.
4. Versuch 10. Juni 1883. VollesHaus.
Temperatur im Freien15°.
Parket
1. Rang
3. Rang
Parket
1. Rang
3. Rang
MinimumMaximum
16,616,9
17,218,0
17,618,5
17,619,6
18,021,2
18,823,0
Differenz
0,3
0,8
0,9
2,0
3,2
4,2
Pettenkofer bemerkt dazu in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 1883 Nr. 177, daſs die elektrische
Beleuchtung allerdings an und für sich nicht im Stande ist, die Ventilation des
Theaters entbehrlich zu machen, daſs sie aber eine geringere Lüftung desselben
fordert als die Gasbeleuchtung, bei welcher die Ventilation nicht nur gegen die
Luftverderbniſs durch Menschen, sondern auch gegen die Hitze und die
Verbrennungsproducte der Flamme gerichtet werden muſs, während sie es bei
elektrischer Beleuchtung nur mit dem Athem und der Hautausdünstung der Menschen und
deren Folgen zu thun hat. (Vgl. F. Fischer 1883 248 375. 249 * 374.)
Ueber die Wirkung Erdöl haltiger Luft.
Nach Versuchen von Poincaré (Journal de Pharmacie et de Chimie, 1883 Bd. 7 S. 290) starben in einer
Luft, wie sie viel mit Erdöl beschäftigte Personen einathmen, Meerschweinchen nach 1
bis 2 Jahren, Hunde und Kaninchen litten nur an Schlafsucht und Appetitlosigkeit. In
Erdöldestillationen beschäftigte Arbeiter beklagten sich nur über Eingenommenheit
des Kopfes und Reizung der Nasenschleimhaut. Trotzdem erscheint es empfehlenswerth,
überall, wo Erdöl zur Heizung und Beleuchtung gebraucht wird, seine Ausdünstung
durch gut schlieſsende Behälter möglichst zu vermindern, Räume, in denen Erdöl
gelagert oder verarbeitet wird, aber gut zu lüften.
Zur Zusammensetzung der Ziegenbutter.
Nach dem Archiv der Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 362 fand
C. Jehn in 3 Proben Ziegenbutter 86,8 bis 87,5
Proc. in Wasser unlösliche Fettsäuren. (Vgl. Hehner
1877 225 404. 226 103.)
Die Ansteckungsfähigkeit der Milch perlsüchtiger Kühe.
Nach Versuchen von F. May (Archiv für Hygiene, 1883 *S. 121) ist die Gefahr einer Uebertragung der
Tuberculose durch Milch perlsüchtiger Kühe zwar nicht so groſs, wie vielfach
angenommen wird; sie ist jedoch zweifellos vorhanden. Durch Kochen der Milch wird
das Gift aber sicher zerstört, so daſs gekochte Milch ohne Sorge zum allgemeinen
Genüsse empfohlen werden kann.
Der Nachweis von Tuberkelbacillen in der Milch perlsüchtiger Kühe gelang keineswegs
immer, in einem Falle selbst dann nicht, wenn sich die Milch doch als
ansteckungsfähig erwies, wohl weil eine zu geringe Anzahl von Bacillen vorhanden
war.
Ueber Paraguaythee.
A. W. Sellin empfiehlt im Archiv
für Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 292 den Paraguaythee als ein sehr
wohlschmeckendes, weit gesunderes und viel billigeres Genuſsmittel als den
chinesischen Thee.
Ilex paraguayensis wächst in den Hochlandswäldern des
südlichen Brasiliens, der argentinischen Missiones und Paraguays. Der immergrüne
Baum erreicht eine erhebliche Höhe und Stärke und gleicht an Gestalt und Wuchs dem
Orangenbaume. Seine ovalen Blätter mit stark vortretenden Rippen haben metallischen
Glanz. Früher von den Jesuiten kultivirt, stammt jetzt der sämmtliche Thee des
Handels aus den Theewäldern (portugiesisch Herraes,
spanisch Yerbales). Die beste Zeit des Einsammelns ist
April, Mai und Juni. Um diese Zeit ziehen die Theemacher (portugiesisch Herreiros) in die Wälder, brechen die Zweige von den
Bäumen, ziehen diese durch ein Feuer, worauf die Blätter und feinsten Zweige
abgestreift und in ihrem halbtrockenen Zustande auf Hürden gebracht werden. Hier
beginnt nun eine 3- bis 4tägige Trocknung über einem sorgfältig überwachten Feuer,
welches weder zu viel Flamme, noch zu viel Rauch erzeugen darf. Darauf wird der
Platz unter den aus Flechtwerk bestehenden Hürden sorgfältig gereinigt und der Thee
durch letztere hindurch auf den Boden getrieben, wo er mit einem schwertartigen
Holze zerkleinert wird, um in diesem Zustande verpackt und in den Handel gebracht zu
werden. Zum Versand wählt man als Umhüllung entweder Rohrkörbe, oder Rindshäute,
welche 50 bis 100k fassen. Neuerdings hat man zum
Zerkleinern des Thees besondere Mühlen (Engenhos)
errichtet; eine solche mit Dampfbetrieb besteht in Porto Alegre, welche den Thee
auch in handlicherer Verpackung zu 0k,25 Gewicht
liefert.
Häufig findet sich ein Mate im Handel, der wegen seines bitteren rauchigen
Geschmackes kaum genieſsbar ist; dies ist aber nicht eine Eigentümlichkeit mancher
Varietäten der Pflanze, sondern liegt nur an der Nachlässigkeit bei der Herstellung,
kann also durch Zurückweisen solcher Waare leicht vermieden werden.
Ein Baum liefert alle 3 Jahre 35k; der Werth der
Gesammtproduction ist für Paraguay und Brasilien im J. 1880 auf 1300000 Mark zu
veranschlagen. Verbrauchsländer sind gegenwärtig das südliche Brasilien, Paraguay,
Uruguay, Argentinien, Chile und im beschränkten Maſse Bolivia und Peru.
Die Südamerikaner genieſsen den Mate in der Weise, daſs sie etwas davon in eine hohle
Kalebasse (Cuya) geben, in diese eine goldene, silberne
oder blecherne mit einer siebartigen Kugel versehene Saugröhre, die sogen. Bomba, einführen und, nachdem die „Cuya“ mit
kochendem Wasser gefüllt und etwas Zucker hinzugefügt ist, den graugelben Aufguſs
aufsaugen. Die Deutschen in Brasilien genieſsen ihn in gewöhnlicher Weise aus einer
Schale. (Vgl. Rammelsberg 1861 160 399.)
Ueber Carvol.
A. Beyer (Archiv der
Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 283) hat aus Kümmelöl, Krauseminzöl und Dillöl
die Schwefelwasserstoffverbindung des Carvols, (C10H14)2SH2 dargestellt, indem die Oele mit ¼
Vol. Weingeist verdünnt, mit Schwefelwasserstoff gesättigt und mit einer nicht allzu
kleinen Menge wässerigen Ammoniaks versetzt wurden. Man braucht etwa 15 bis 20g Ammoniakflüssigkeit von 0,96 sp. G. auf 400g Oel, um die ganze Menge der Verbindung zum
Auskrystallisiren zu bringen. Die Ausbeute betrug von Dillöl 40 Proc., von der bei
223° siedenden Fraction des Kümmelöles 88 Proc., von deutschem Krauseminzöle (200
bis 205° Siedepunkt) 30 und (215 bis 230° Siedepunkt) 50 Proc. Es verdient hier
erwähnt zu werden, daſs deutsches Krauseminzöl mehr Carvol enthält als das
amerikanische Spearmintöl. Wie Flückiger fand, gab von
Schimmel und Comp. dargestelltes rohes deutsches
Krauseminzöl, welches bei 50mm Rohrlänge einen
Ablenkungswinkel von –21,4° zeigte, eine Ausbeute von 56 Proc., während das
amerikanische Spearmintöl, welches bei 50mm eine
Ablenkung von –18,2° zeigte, nur 35,5 Proc. lieferte.
Die specifische Drehung (α)D betrug für das Schwefelwasserstoffcarvol des Kümmelöles + 5,53, des
Dillöles + 5,44 und des Krauseminzöles –5,55; der Schmelzpunkt war für alle
187°.
Aus den Schwefelwasserstoffverbindungen wurden die Carvole hergestellt, indem man 3 Th. Krystalle in einer kalten Lösung von
1 Th. Kalihydrat und 20 Th. Alkohol löste, 3 bis 4 Stunden kalt stehen lieſs und das
Carvol durch Zusatz der 10 fachen Menge des Alkohols an kaltem Wasser ausschied. Die
Ausbeute betrug so nur 60 bis 70 Proc. Durch Eindampfen der Mutterlauge lieſs sich
kein Carvol weiter gewinnen. Diese Drehung (a)D beträgt für Kümmelcarvol +62,07, Dillcarvol +62,32
und für Krauseminzcarvol –62,46; alle haben 0,959 sp. G. und sieden bei 224°.
Ueber die Bestandtheile des Lärchenschwammes.
Nach Versuchen von E. Jahns (Archiv der Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 260) kann man den Lärchenschwamm
durch heiſsen Alkohol 16 bis 18 Proc. Agarizinsäure,
C16H30O5.H2O, entziehen,
eine 2basische 3atomige Säure, welche bei 1380 schmilzt. (Die zuerst von Fleury mit diesem Namen bezeichnete Säure ist identisch
mit dem Laricin von Martins, im Wesentlichen auch mit
dem Agaricin von Schoonbroodt, wohl auch mit dem
Pseudowachse von Trommsdorff. Sie bildet einen Theil
des weiſsen, in Chloroform unlöslichen Harzes von Masing.) Ferner 3 bis 5 Procent eines indifferenten, wie es scheint,
alkoholartigen Körpers, der in Nadeln krystallisirt, bei 271 bis 272° schmilzt und
sublimirbar ist. Er bildet einen Theil des weiſsen, in Chloroform unlöslichen Harzes
von Masing. Auſserdem löst Alkohol 25 bis 30 Procent
eines bitterschmeckenden, abführend wirkenden Harzgemenges.
Zur Darstellung von Rhodanammonium.
J. Schulze (Journal für
praktische Chemie, 1883 Bd. 27 S. 518) empfiehlt die schon von Millon vorgeschlagene Herstellung von Rhodanammonium
durch Einwirkung von Ammoniak auf Schwefelkohlenstoff in alkoholischer Lösung.
600g 95procentiger Alkohol, 800g Ammoniakflüssigkeit von 0,912 sp. G. und 350g Schwefelkohlenstoff liefern 280g trockenes Rhodanammonium.
Zur Kenntniſs des Azobenzols.
Trägt man nach J. V. Janovsky (Monatshefte für Chemie, 1883 S. 276) 100g Azobenzolparasulfosäure in 500 bis 550g Salpetersäure von 1,4 sp. G. ein, erwärmt die Masse bis zur völligen
Lösung auf 115° und läſst dann erkalten, so scheidet sich die schwerlösliche
Nitrosäure C12H8.NO2.N2.SO3H in glänzenden Nadeln ab, die gleich
zusammengesetzte Metasäure bleibt in der Mutterlauge.
Während nun die Metasäure zerflieſslich ist, schwer krystallisirt und stark gefärbte
Lösungen gibt, krystallisirt die zweite Nitrosäure in schönen Nadeln, welche sich
lange trocken halten und mit Wasser orangegelb, aber nicht intensiv gefärbte
Lösungen geben. Aus verdünnter Salpetersäure, welche selbst verdünnte wässerige
Lösungen der Nitrosäure fällt, krystallisirt dieselbe in rhombischen, der
Sulfanilsäure ähnlichen Blättern, welche lebhaft polarisiren, aus Wasser aber in
langen Nadeln, welche orangegelb sind und einen Brillantglanz besitzen. Beim
Behandeln mit Zinnchlorür und Salzsäure geht sie in die Amidoazobenzolparasulfosäure
über, welche blaſs gelbe Krystalle bildet, deren Kaliumsalz der Formel C12H8.NH2.N2.SO3K entspricht.
Die Formel C6H4.NH2.N2.C6H4.SO3H fällt nun mit jener zusammen, welche für die
Sulfosäure des Echtgelb (Anilingelb) angenommen wird.
Das letztere wird aus Sulfanilsäure durch Diazotirung und Condensirung mit Anilin
erzeugt; die Säuren sind jedoch durchaus verschieden.