Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 423 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Hölzerne Schaufelräder als Nothbehelf beim Bruche der Schraube
eines Dampfers in See.
Der schottische Schraubendampfer Adanrigh, mit
Baumwollensamen von Ferdinandina an der Nordostküste Floridas (Nordamerika) nach
England befrachtet, erlitt einen Bruch seiner Schraubenflügel in 278km (150 Meilen) Entfernung von seinem
Ausgangshafen. Es wurden zunächst alle Segel gesetzt, aber in Folge des zu geringen
Windes ohne Erfolg. Der Capitän beschloſs deshalb, die Reise mit nothdürftig
gezimmerten Schaufelrädern fortzusetzen. In die Seiten des eisernen Schiffskörpers
wurden nahe über dem Vorderdecke Oeffnungen gebohrt als Lagerstellen für eines der
Rundhölzer, welches nun als Räderwelle dienen sollte. An jedem Ende derselben wurden
schwere Planken als Radschaufeln befestigt. Alsdann wurden die Donkey engine – d. i. die englische Bezeichnung der
Hilfsdampfpumpe – und die Dampfwinde mit diesem Wellbaume durch Zahnräder und Riemen
verbunden und konnte so das Schiff mit einer Geschwindigkeit von 2,5 bis 3km (1½ Knoten) fortbewegt werden und Philadelphia
als Nothhafen erreichen. (Nach Engineering, 1883 Bd. 36
S. 50.)
Frostsichere Wasserleitungsröhren.
O. Böttner in Blechhammer (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 23246
vom 4. Februar 1883) füttert die Wasserleitungsröhren, um sie vor dem Platzen beim
Gefrieren des in denselben stehenden Wassers zu schützen, mit Gummiröhren aus.
Dieselben sollen sich dicht gegen die Innenwandung des Rohres und der Bohrungen der
Hähne anlegen, so daſs sich das Wasser in denselben
bewegt und durch Zusammendrücken des Gummi in radialer Richtung ein genügender
Spielraum für die Ausdehnung des Wassers bleibt. Das Verhältniſs, in welchem die
Stärke des Gummischlauches und der freie Querschnitt des Leitungrohres zu einander
stehen müssen, ist durch praktische Versuche festzustellen. Für dünnere Rohre genügt
ein einfacher Gummischlauch; für dickere Rohre können zweckmäſsiger zwei in einander
geschobene Schläuche verwendet werden, so daſs sich zwischen beiden noch Luft
befindet. Derartige Rohre würden dem Zwecke besser entsprechen.
Ein ganz ähnliches Mittel ist schon früher von Vogdt und
R. Otto (vgl. 1880 235
466) vorgeschlagen worden; nur sollte hier das mit Luft gefüllte Gummirohr so in das
Wasserleitungsrohr gelegt werden, daſs das Wasser das Gummirohr umflieſst, also beim
Gefrieren hauptsächlich die im Gummirohre befindliche Luft zusammengedrückt
wird.
Ph. Tafel's Elevatorbecher.
Textabbildung Bd. 249, S. 424
Eine gewisse Verbesserung erzielt Ph. Tafel in Augsburg
(* D. R. P. Kl. 35 Nr. 21914 vom 26. August 1882) an Elevatorbechern dadurch, daſs
deren hintere Wand nach seiner Anordnung einen je nach der Beschaffenheit des zu
hebenden Materials mehr oder minder groſsen Winkel mit dem Gurte einschlieſst. Diese
scheinbar so geringfügige Aenderung hat dann eine gröſsere Abschüttweite der Becher
zur Folge und erlaubt daher das Hebewerk unter sonst gleichen Umständen steiler zu
stellen. Die nebenstehenden Figuren deuten an, in welcher Weise diese Anordnung
getroffen werden kann.
Lüftung des neuen Theaters in Genf.
Wie das Génie civil, 1882 Bd. 2 * S. 507 mittheilt, wird
die Lüftung des neuen Theaters in Genf durch 5 Schraubengebläse bewirkt, welche
durch Wasserdruckmaschinen getrieben werden und für jeden der 1300 Zuschauer zugfrei
stündlich etwa 20cbm frische Luft liefern;
hierdurch wird bewirkt, daſs im Winter die Temperatur des obersten Ranges diejenige
des Parkets höchstens um 3° übertrifft, während im Sommer bei 25° im Freien die
Thermometer des Parkets 20 bis 21°, diejenigen der höchsten Gallerie 24 bis 270
zeigen. Die Ventilatoren saugen frische Luft durch Kellerfenster-Oeffnungen in 2
Kammern, in welchen während des Sommers mittels künstlichen Regens eine Reinigung
und Kühlung der Luft vorgenommen wird; letztere bewegt sich von diesen Räumen nach 3
Feuerluft-Heizkammern, welche so eingerichtet sind, daſs durch einfache
Klappenstellung die ankommende Luft entweder vollständig, oder nur theilweise mit
den Oefen in Berührung gebracht, oder gänzlich unerwärmt gelassen wird. Von der
einen Heizkammer steigt die Luft durch senkrechte Kanäle nach der
Zuschauerraumdecke, in deren Gesimsen sie austritt und dann in den Zuschauerraum
herunterfällt. Aus der zweiten Heizkammer strömt die Luft nach 2 Kammern, von
welchen die untere zur Mischung der Luft, die obere zum Ausgleich der Spannungen
dient. Die Decke dieser oberen Kammer ist gleichzeitig der Fuſsboden des Parkets und
strömt die Luft durch diesen unter die Sitze. Ein Theil der Luft aus der zweiten
Heizkammer streicht nach dem hohlen Boden der ersten Gallerie und tritt aus der
Brüstung der letzteren in den Zuschauerraum. Die Luft der dritten Heizkammer dient
zur Heizung und Lüftung der Gänge und sonstigen Vorräume. Die Absaugung der Luft
geschieht theils durch Schraubengebläse nach unten, theils durch den Auftrieb zweier
Saugschornsteine und eines über dem Kronleuchter liegenden Schlotes nach oben–, die
zahlreichen Absaugeöffnungen befinden sich theils dicht über den Fuſsboden des
Parkets und der Gallerie, theils dicht unter den Gallerien, endlich über dem
Kronleuchter. Die Anlage soll befriedigende Resultate ergeben.
Blyth's Meſsinstrument für elektrische Ströme.
Nach Engineering, 1883 Bd. 36 *S. 96 wird in einem von
J. Blyth in Glasgow (Englisches Patent *Nr. 5669
vom 29. November 1882) angegebenen Instrumente zum Messen oder Anzeigen elektrischer
Ströme in dem inneren Hohlräume eines aufrecht stehenden, mit Wasserwage
ausgerüsteten Solenoides eine dünnwandige Röhre aus weichem Eisen aufgehängt, die
mit ihrem unteren Ende ein Stück in das Solenoid eintaucht, mit ihrem oberen aber an
dem unteren Ende einer Spiralfeder befestigt ist; letztere ist wieder mit ihrem
oberen Ende mittels Regulirschraube an einer Röhre befestigt, welche im Inneren
einer etwas weiteren, am Solenoidgehäuse festsitzenden zweiten Röhre sich auf und
nieder bewegen kann und dabei ihre Bewegung mittels einer durch einen Schlitz der
weiteren Röhre hindurchgreifenden Zahnstange auf ein Getriebe überträgt, das mit
seiner Achse an der auſseren Röhre gelagert ist. An der äuſseren Röhre ist eine Skala
angebracht und, während kein Strom das Solenoid durchläuft, werden die innere Röhre
sowohl, wie der Kern auf ihrem Nullpunkte eingestellt. Dann wird der zu messende
Strom durch das Solenoid gesendet und mittels des erwähnten Getriebes der Kern
wieder auf Null gebracht und die jetzige Stellung der inneren Röhre an der Skala
abgelesen. – Bei einer Abänderung des Instrumentes liegt ein Stück Eisen oder ein
Magnet nahe über dem Solenoide und trägt auf seiner Achse einen über einem
getheilten Halbkreise spielenden Zeiger.
Zur Werthbestimmung der Hausenblase.
F. Prollius (Pharmaceutische
Centralhalle, 1883 * S. 335) hat von verschiedenen Sorten Hausenblase den
Gehalt an Asche und Wasser, sowie die Menge des beim Kochen in Wasser unlöslichen
Rückstandes bestimmt. Zur Beurtheilung der Fähigkeit, mit Wasser zu gelatiniren,
wurde 1 Th. Hausenblase mit 90 Th. Wasser gelöst, filtrirt und im Viscosimeter (1876
219 * 163) geprüft:
Asche
Wasser
In Wasserunlöslich
Auslauf-zeit derLösung
Proc.
Proc.
Proc.
Sekunden
Astrachan von Schmidt und
Dihlmannin Stuttgart
0,2
16,0
2,8
507
Astrachan einer Sammlung
0,37
18,0
0,7
485
Sehr schön irisirende russische. Tü- binger
Sammlung
1,2
17,0
1,0
500
Russische in Klammerform von Gehe in Dresden
0,8
19,0
3,0
491
In Blättern, russische Saliausky von Gehe
0,5
19,0
0,4
480
In Fäden, sogen. Hamburger Fäden
0,4
17,0
1,3
477
Hamburger Störblase
1,3
19,0
2,3
470
Andere Sorte Hamburger Störblase (als selten
bezeichnet)
0,13
19,0
5,2
Gewalzte Nordische Fischblase
3,2
1,5
10,8
467
Isländische Blase
0,6
17,0
21,6
463
Indische Hausenblase
0,78
18,0
8,6
437
Unbekannte gelbe Sorte in Herzform und sehr dick,
vermuthlich ein anderes Organ eines Fisches
2,3
17,0
15,6
360
Weitere Anhaltspunkte zur Erkennung echter Hausenblase liefert
das Mikroskop; nach dem Aufweichen in Wasser erkennt man bei 20facher Vergröſserung
den büschelig pinseligen Bau der Fibrillen.
Zur Kenntniſs der Roggenkörner.
Bei genauer Betrachtung der im Allgemeinen graubräunlich gefärbten Roggenfrucht
ergibt sich nach E. Egger (Archiv für Hygiene, 1883 S. 143), daſs Farbenabstufungen von gelb bis zu
tiefbraun vorhanden sind und an dem Korne sich zuweilen eine blaugrüne Färbung
bemerkbar macht. Fertigt man von den Stellen, welche diese blaugrüne Färbung zeigen,
Schnitte und bringt diese unter das Mikroskop, so beobachtet man, daſs einzelne der
Kleberzellen stark blau gefärbt sind. Die Blaufärbung erscheint deutlicher, wenn man
die Schnitte statt in Wasser in Glycerin legt. Durch verdünnte Salzsäure und
Schwefelsäure wird die blaue Farbe in roth übergeführt; durch Zusatz von verdünnter
Kalilauge geht sie in gelb über. Läſst man nunmehr wieder Salzsäure oder
Schwefelsäure im Ueberschusse zutreten, so wird die rothe Farbe wieder hergestellt.
Zerreibt man in einer Schale eine Anzahl Körner, welche diese Färbung zeigen und
übergieſst die nach dem Absieben des Mehles zurückbleibende Kleie in einem
Reagircylinder mit Salzsäure haltigem Alkohole, so wird dieser bald rosaroth
gefärbt. (Vgl. A. Vogl 1881 239 86.)
Diese Blaufärbung in den Kleberzellen scheint weit verbreitet und nicht an eine
Roggensorte einer bestimmten Gegend gebunden zu sein. Ob nun diese Blaufärbung als
eine Zwischenstufe der Braunfärbung der Körner anzusehen ist, müssen weitere
Versuche zeigen.
Zur maſsanalytischen Bestimmung des Ammoniaks.
Nach Versuchen von H. Beckurts (Pharmaceutische Centralhalle, 1883 S. 333) färbt sich das farblose Phenolphtaleïn zwar durch den geringsten Ueberschuſs
eines flüchtigen Alkalis purpurroth; bei der Verwendung von Ammoniak ist dieser
Uebergang von farblos in roth und umgekehrt aber kein plötzlicher, so daſs man bei
der Titration ammoniakalischer Flüssigkeiten im Zweifel bleibt, wann die Sättigung
mit einer Säure vollständig ist. Versetzt man Ammoniakflüssigkeit mit
Phenolphtaleïn, so wird bei der Neutralisation mit einer Säure die anfangs
purpurroth gefärbte Flüssigkeit, je näher man dem Neutralisationspunkte kommt,
allmählich immer heller, so daſs man die Färbung schlieſslich kaum noch wahrnehmen
kann. Ist die letzte sichtbare Färbung verschwunden, dann hat aber die
ammoniakalische Flüssigkeit die alkalische Reaction, wie durch Lackmus papier
deutlich nachweisbar, noch nicht verloren und umgekehrt ist bei der Titration einer
Säure mit Ammoniak die Sättigung längst erfolgt, auch durch Lackmus nachzuweisen,
wenn eine kaum sichtbare Rothfärbung solche erst anzeigt. Für ammoniakalische
Flüssigkeiten ist daher Phenolphtaleïn nicht als Indicator zu verwenden.
Phenacetolin ist dagegen nicht nur bei der Titration von
Alkalien und alkalischen Erden neben deren Carbonaten verwendbar (vgl. Lunge 1882 246 280), sondern
auch ein scharfes Reagens auf Ammoniak.
Eine neue Bildungsweise des Anthracens.
Erwärmt man nach O. Henzold (Journal für praktische Chemie, 1883 Bd. 27 S. 518) ein Gemisch von
Benzyläthyläther und Phosphorsäureanhydrid, so bildet sich Anthracen.
Ueber Cinchocerotin.
Unter dem Namen Cinchocerotin hatte Kerner im J. 1859
und 1862 auf den Weltausstellungen in Paris und London einen von ihm aufgefundenen
Bestandtheil der Chinarinden vorgeführt. Zur Herstellung desselben wurde flache
südamerikanische Calisayarinde mit Kalkmilch getrocknet, mit Alkohol ausgekocht und
abgekühlt. Die Abkühlung erfolgte in kupfernen Röhren, durch welche die Auflösung
langsam geführt wurde. Nach 6 bis 9 Monaten waren dieselben mit dem rohen
Cinchocerotin inkrustirt.
Nach Untersuchungen von A. Helms (Archiv der Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 279) ist das rohe
Cinchocerotin eine braune Masse, bestehend aus einer in Alkohol schwer löslichen,
weiſsgelben Substanz und einer in Alkohol leicht löslichen Verbindung, das
Cinchocerotin, welches weiſse, sehr leichte krystallinische Schuppen bildet. Das
Cinchocerotin schmilzt bei 130°, löst sich leicht in Aether, Chloroform und Alkohol,
löst sich nicht beim Kochen mit Wasser, Salzsäure, verdünnter Schwefelsäure und
Eisessig. Beim Kochen mit einer Lösung von kohlensaurem Natrium oder mit Natronlauge
wird es nicht angegriffen. Die Zusammensetzung desselben entspricht der Formel C27H43O2.
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Berichtigung. Auf Tafel 17 d. Bd. soll die Aufschrift zu
Fig. 1 bis 6 lauten:
Guhrauer's
Formmaschine zum Formen geriffelter Speisewalzen für Walzstühle.