Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 470 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Zahnradbahn von Königswinter nach dem Drachenfels.
Diese am 17. Juli dem öffentlichen Verkehre übergebene Bahn zieht sich von
Königswinter aus am nordwestlichen Hange des Drachenfelses hinauf und mündet auf der
Höhe des Plateau an der östlichen Seite desselben links von dem nach dem Drachenfelse
führenden Fahrwege. Nur in dem unteren Theile ist die Bahn vom Rheine aus sichtbar;
der obere Theil führt durch die bewaldete Kuppe.
Der Bau begann am 8. November 1882 mit den Erdarbeiten an dem 240m langen, 7m,7
tiefen Einschnitte bei Station 5. Die Einschnittmassen bestanden meist aus Thon,
welcher Umstand bei der fast stets nassen Witterung den Arbeiten viele
Schwierigkeiten bereitete, zumal der Transport in Gefällen bis 1: 4 geschehen
muſste. Die Maurerarbeiten an einzelnen Bauwerken begannen Ende November 1882, an
den gröſseren Bauwerken im März d. J. Das fiscalische Terrain, welches die Bahn im
oberen Theile durchschneidet, wurde Anfang Januar überwiesen und konnten die
Arbeiten hier erst von diesem Zeitpunkte ab beginnen.
Die Länge der Bahn beträgt 1520m, die
Gesammtsteigung 225m, so daſs sich eine mittlere
Steigung von 1 : 6,75 ergibt. Die Steigungen wechseln zwischen 1 : 10 bis 1 : 5. Auf
Bahnhof Königswinter liegen die Geleise in den Schuppen und auf der Schiebebühne
horizontal, auf dem oberen Endpunkte in Steigungen von 1 : 8 und 1 : 12. Der Bau der
Bahn bot viele Schwierigkeiten. Es wurden ausgeführt: 25000cbm Erdarbeiten, hierunter 7000cbm Fels, 4500cbm Mörtelmauerwerk, 1500cbm
Trockenmauerwerk. Besondere Schwierigkeiten verursachte die Anlage an den beiden
Endpunkten.
Das Planum für den oberen Endpunkt muſste durch Anlage eines Viaductes. (6 Oeffnuugen
von je 5m,5 Länge) an dem steilen 1 : 1
abfallenden Felsabhang e geschaffen werden; die Pfeiler
sind bis zu 6m Tiefe auf festem Felse fundirt;
gegen den nach dem Drachenfelse führenden Fahrweg ist das Bahnterrain durch eine 6 :
1 geneigte Futtermauer, welche eine gröſste Höhe von etwa 15m hat, abgeschlossen. Es sind zwei schiefe
Wegeüberführungen von 4m Lichtweite, eine
Wegeunterführung von 30m Länge und 1m,25 Lichtweite unter dem 8m hohen Damme bei Station 4,20 und ein Viaduct von
57m Länge, dessen einzelne Oeffnungen 5m,5 Lichtweite haben, und etwa 6m hohe Futter- und Stützmauern zur Schaffung des
Planums für Bahnhof Königswinter hergestellt worden. Die Ausführung geschah in
hammerrechtem Bruchsteinmauerwerke unter Verwendung von Kalkmörtel mit Cementzusatz.
Anfangs Juni war das Planum so weit fertig gestellt, daſs mit Auftragen der Packlage
begonnen werden konnte.
An dem oberen Endpunkte sind zwei durch eine Zahnstangenweiche mit einander
verbundene Hauptgeleise angelegt. Auf Bahnhof Königswinter sind die beiden
Hauptgeleise gleichfalls durch eine Weiche, die Nebengeleise mit diesen und den
Geleisen im Schuppen durch eine Schiebebühne in Verbindung gesetzt. Die unteren
Geleise wurden auf eine Länge von etwa 200m vor
Ankunft der ersten Maschine verlegt und nach Eintreffen der letzteren am 15. Juni
mit dem weiteren Verlegen der Geleise begonnen, wobei die Maschine die unten
lagernden Materialien zu Berge schaffte. Am 30. Juni war der obere Endpunkt
erreicht.
Die Bahn hat 1m Spurweite. Der Oberbau besteht aus
eisernen Querschwellen (Bergisch-Märkisches Profil) mit Im Entfernung von einander,
welche in der Mitte die Zahnstange, seitwärts die Stahlschienen und die eisernen
Längsschwellen tragen. In Entfernungen von 50 bis 100m sind Anker eingemauert zum Festhalten des Oberbaues. Die Stahlschienen
wiegen auf Im 25k, die Zahnstange 50k. Die Höhe der Zahnstange beträgt 120mm, die Länge der Zähne 120mm und die Zahntheilungen 100mm.
An Betriebsmaterialien sind 3 Locomotiven, 6 Personenwagen und 1 Güterwagen
beschafft. Die Locomotiven sind Tenderlocomitiven mit zwei Laufachsen: die Kessel
sind liegend mit einer Neigung von 1:13 nach vorn angeordnet. Die Construction der
Maschinen ist im Wesentlichen die bekannte. Das Zahntriebrad aus Tiegelguſsstahl hat
einen Theilkreisdurchmesser von 1050mm und 33
Zähne mit 100mm Theilung. Das Gewicht der leeren
Maschine beträgt 15t,5; im Dienste wiegt dieselbe
18,5 bis 19t. Dieselbe ist im Stande, einen Zug
von 2 Wagen mit je 45 Personen mit einer Geschwindigkeit von 3m in der Sekunda zu Berge zu führen, so daſs mit
jedem Zuge 90 Personen befördert werden können. Die Personenwagen wiegen etwa 4t; sie sind an den Kopfenden durch Glaswände
geschlossen, an den beiden Langseiten oberhalb der Thüren dagegen ganz offen. Jeder Wagen hat auf
der vorderen Laufachse eine Zahnradbremse, welche sich bei den vorgenommenen Proben
als äuſserst wirksam zeigte, so daſs jeder einzelne Wagen an jeder Stelle der Bahn
leicht festgestellt werden kann. Die Anordnung der Züge ist die bei anderen
Bergbahnen übliche: die Maschine befindet sich stets thalabwärts vom Zuge und die
einzelnen Fahrzeuge werden nicht mit einander verkuppelt.
Die sämmtlichen Betriebsmaterialien, sowie auch die Zahnstangen, die Zahnstangen
weichen, die Schiebebühne, die Wasserleitungstheile, die eiserne Wartehalle u.s.w.
sind von der Maschinenfabrik Eßlingen in Württemberg
geliefert. Die Pläne für Maschinen und Wagen, sowie für die Zahnstangen und
Zahnstangenweichen sind im Wesentlichen von Hrn. Riggenbach, dem Miterbauer der ersten Rigibahn, angefertigt. Die
Gesammtkosten der Bahn werden einschlieſslich Grunderwerb etwa 600000 M.
betragen.
Die Drachenfelsbahn ist die erste Zahnradbahn für Personenbeförderung in Deutschland.
Dieselbe bietet in landschaftlicher und technischer Hinsicht so viel Interessantes,
daſs, deren Besichtigung nur empfohlen werden kann. (Wochenschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1883 S. 285.)
F. Asthöwer's Riemenbetrieb für Walzenstraſsen.
Die gewöhnliche Art des Betriebes einer Walzenstraſse bietet manche
Unbequemlichkeiten, welchen auch durch den sich immer mehr einführenden Antrieb
mittels eines Hauptriemens nicht abgeholfen werden kann. Hierzu gehört, daſs die
ganze verwickelte Einrichtung der Bewegungsübertragung, durch Kamm walzen,
Kuppelspindeln und Muffen, es doch nicht möglich macht, die einzelnen Walzenpaare
entsprechend der Streckung des Arbeitstückes mit verschiedenen Geschwindigkeiten
umlaufen zu lassen. Sodann aber ist es auch ungünstig, daſs der erhebliche
Kraftbedarf einer ganzen Walzenstraſse durch einen
Riemen übertragen wird. Um diesen Mängeln abzuhelfen, schlagen F. Asthöwer und Comp. in Annen (* D. R. P. Kl. 47 Nr.
22629 vom 22. März 1882) vor, jede einzelne Walze durch einen besonderen Riemen
anzutreiben. Es werden daher parallel zur Walzenstraſse zwei Transmissionswellen
gelegt, welche mit gleicher, aber entgegengesetzter Geschwindigkeit umgetrieben
werden. Von der einen Welle aus werden alsdann die Oberwalzen, von der anderen die
Unterwalzen durch offene Riemen bezieh. Seile in Bewegung- versetzt. Offenbar
erleiden aber diese Riemen oder Seile bei dem verhältniſsmäſsig geringen
Trägheitsmomente einer Walze und den stoſsweise auftretenden groſsen Widerständen so
plötzlich wechselnde Anspannungen, daſs, ganz abgesehen von dem rascheren
Verschleiſse derselben durch Gleiten, ein öfteres Abspringen der Riemen von den
Scheiben unvermeidlich sein dürfte. Etwas herabgezogen erscheint dieser Uebelstand
bei einer zweiten Anordnung, bei welcher jedes Walzenpaar durch Kammwalzen gekuppelt
ist und nur durch einen Riemen angetrieben wird.
Das Wasserwerk in Flensburg.
Das neu erbaute Flensburger Wasserwerk, welches durch Quellenzufluſs gespeist wird,
hat, wie Engineering, 1882 Bd. 34 *S. 393 und 493
berichtet, 2 gekuppelte liegende Condensationsdampfmaschinen von je 30e ind., mit selbstthätig veränderlicher
Expansionssteuerung. Die doppeltwirkenden, hinter den Cylindern liegenden Pumpen
werden durch die verlängerten Kolbenstangen angetrieben; die horizontal vor den
Kurbeln angebrachten Luftpumpen erhalten ihre Bewegung vom Kreuzkopfe der Maschinen
aus. Zum regelmäſsigen Betriebe dienen 2 Einflammrohrkessel mit Galloway-Röhren;
auſserdem ist ein Kessel zur Aushilfe vorhanden. Die Hauptzahlen sind:
Durchmesser
der
Dampfcylinder
540mm
„
„
Pumpencylinder
250mm
Hub beider
630mm
Heizfläche eines Kessels
26qm
Rostfläche
0qm,84
Dampfdruck
4at,5
Gesammte Förderhöhe bis zum Hochbehälter
58m
Stündlich geförderte Wassermenge
95cbm
Minutliche Umdrehungszahl der Maschinen
27 bis 28.
Holzkocher mit kupfernem Futter.
Die bisher in der Papierfabrikation meistens verwendeten schmiedeisernen Holzkocher
werden durch die beim Dämpfen entstehende Ameisensäure sehr stark angegriffen und
sind oft in einem Jahre schon völlig zerstört. Nicht viel besser halten sich
guſseiserne Kocher, welche zudem zu höchst gefährlichen Explosionen geneigt sind.
Kupferne Kocher bewähren sich vorzüglich und werden nur wenig angegriffen; ihrer
allgemeineren Einführung steht indeſs der auſserordentlich hohe Preis entgegen. G. Schumann in Zeitz baut daher nach der Papierzeitung, 1883 *S. 1132 jetzt Schmiedeisenkocher,
welche mit einem kupfernen Futter versehen sind. Durch eine einfache Vorkehrung ist
jede entstehende Undichtigkeit des Kupferfutters sofort zu erkennen. Bei diesen
Kochern wird eine 3jährige Dauer verbürgt, während ein Schmiedeisenkocher höchstens
12 bis 15 Monate betriebsfähig bleibt; auſserdem besitzt das Kupferfutter nach
erfolgter Abnutzung immer noch seinen Metallwerth.
Kabel mit unverbrennlicher Schutzhülle für Theater.
Bei der groſsartigen elektrischen Beleuchtungsanlage im Eden-Theater in Paris, welche
u.a. 24 Siemens'sche Differentiallampen und auf der
Bühne 48 Jablochkoff-Kerzen enthält, die von 5 Paar Siemens-Maschinen (Erreger und Wechselstrommaschinen)
gespeist werden, hat die Aufsichtsbehörde verlangt, daſs die als Leitung benutzten
Kabel nicht nur eine isolirende, sondern auch eine unverbrennliche Hülle erhielten.
Nach dem Engineering, 1883 Bd. 35 * S. 589 entschied
man sich zur Anwendung von Asbest. Da aber der Asbest zwar unverbrennlich, im
feuchten Zustande aber ein schlechter Isolator ist, so gab man dem Kabel auſser der
Guttapercha- oder Kautschukumhüllung und auſser der Asbesthülle noch eine äuſsere
Bewickelung aus einem mit Kieselsäure getränkten Stoffe.
A. de Puydt's elektrische Bogenlampe.
Die in verschiedenen Fabriken in der Umgebung von Lüttich und Charleroi schon seit
einiger Zeit befriedigend brennende Lampe von A. de
Puydt, Ingenieur im Hause Jaspar in Lüttich,
enthält nach der Revue industrielle, 1883 *S. 241 ein
Räderwerk, welches durch das Gewicht des oberen Kohlenträgers in Gang gesetzt wird.
Das erste Rad des Räderwerkes ist nämlich auf eine im Gestelle fest liegende Achse
aufgesteckt, auf welcher zwei Getriebe von ungleichem Halbmesser sitzen, in welche
die Zahnstangen an den beiden Kohlenträgern eingreifen; die beiden Halbmesser sind
so bemessen, daſs das Licht stets an derselben Stelle brennt. Die anderen Räder sind
sämmtlich in einer schräg liegenden Schere gelagert, welche sich um jene im Gestelle
fest liegende Achse drehen kann und von dem Anker eines von dem die Lampe
durchlaufenden Strome durchströmten Elektromagnetes mit dickdrähtiger Bewickelung um
einen gewissen Winkel gedreht wird und so anfänglich die Spitzen der beiden
Kohlenstäbe in die rechte Entfernung von einander bringt. Ein zweiter Elektromagnet
in einem Zweigstromkreise mit Bewickelung aus dünnem Drahte hält dann diese
Entfernung aufrecht, indem er mittels seines Ankers die Sperrung vor den Stiften auf
dem letzten Rade des Räderwerkes wegzieht, sobald die Differenz der Stromstärken
eine gewisse Gröſse überschritten hat. Der Anker dieses zweiten Elektromagnetes
sowie die Sperrung sitzen auf der ersten Achse des Räderwerkes, so daſs bei
langsamer Drehung der Auslösung diese Achse die Sperrung sogleich wieder in die
sperrende Lage zurückführt. Auf diese Weise können sich die Kohlen nur um sehr
kleine Wege auf einmal einander nähern, thun dies aber in sehr rascher Folge.
Ueber eine eigenthümliche Augenentzündung bei
Bergarbeitern.
Beim Niederbringen eines Schachtes zur Ausbeutung eines Braunkohlenlagers in
Groſsstädteln bei Leipzig trat bei den Arbeitern, welche in gröſserer Tiefe als
10m thätig waren, eine heftige Augenentzündung
auf. F. Hofmann
(Archiv für Hygiene, 1883 S. 41) stellte nun durch sorgfältige Untersuchung
fest, daſs die Luft im Schachte nicht die Veranlassung hierzu sein konnte.
Die Schichtenfolgen des Bodens, wie sie bei der Abteufung des Schachtes
aufgeschlossen wurden, waren folgende:
Erdschichten und Beschaffenheit
Teufe
Mächtigkeit
Ackererde
0,00m
0,28m
Grober Sand
0,28
3,37
Sandiger Lehm
3,65
2,05
Feiner Sand
5,70
1,30
Grober Kies
7,00
1,23
Eisenschüssiger Sand und Kies
8,23
2,59
Blaugrüner Schwimmsand
10,82
6,78
Sandiger, blauer Thon
17,60
0,86
Thon und Sand
18,46
20,93
Sand mit zerriebener Braunkohle
39,39
1,61
Braunkohle
41,00
12,00
Mit dem Tieferwerden des Schachtes strömte das Grundwasser
reichlich aus dem Kiese zu und führte zugleich den lockeren Schwimmsand durch die
Fugen und Ritzen der Schachtzimmerung. Im Mikroskope betrachtet, stellt der
Schwimmsand sehr kleine scharfkantige Stückchen dar, zum Theil mit sehr
unregelmäſsigen spitzen oder zackigen Bruchenden. Bei dem stundenlangen Aufenthalte
in der Tiefe des Schachtes ist es unvermeidlich, daſs Spritzwasser mit diesem Sande
sowohl direkt in die Augen gelangt, als auch bei dem steten Regen von der Stirne des
Arbeiters herab in das Auge flieſst. Jede Bewegung des Augapfels und der Augenlider
rollt nun den scharfkantigen Sand zwischen Conjunctiva und Cornea. Die andauernde
mechanische Reizung ruft dann sehr bald einen Entzündungszustand hervor und macht
den Betroffenen völlig arbeitsunfähig. Da ein Abdämmen des Wassers nicht ausführbar
war, so wurden die in der Tiefe arbeitenden Personen mit sehr dichten,
breitkrämpigen Hüten versehen, welche Augen und Stirn vor herabträufelndem Wasser so
vollkommen schützten, daſs Augenerkrankungen nur noch selten erfolgten.
Da das Spritzwasser aus der Schicht des Triebsandes in 1l 8g,39 Sand enthielt und die
Wasserpumpen stündlich 80cbm Wasser förderten, so
höhlte das eindringende Grundwasser täglich hinter der Schachtzimmerung ein Loch
aus, welches 16000k Triebsand entsprach, so daſs
der Schacht in Folge mächtiger Erdstürze aufgegeben werden muſste.
Verwendung von Antimon beim Verzinken von Eisen.
Um beim Verzinken von Eisen- und Stahlblechen eine glatte, silberweiſs glänzende
Oberfläche zu erhalten, soll man nach J. Heidler und
J. Rosser in Rothan, Böhmen (D. R. P. Kl. 7 Nr.
23277 vom 2. December 1882) dem Metallbade 0,005 bis 1 Proc. metallisches Antimon
zusetzen.
Zur Untersuchung von Mandelöl.
E. Hanausek zeigt in den Mittheilungen aus dem Laboratorium für Waarenkunde an der Wiener
Handelsakademie, 1883 S. 46 ebenfalls, daſs die Vorschrift der neuen
deutschen Pharmacopöe zur Prüfung des Mandelöles zu falschen Schlüssen führt (vgl.
Hager 1883 248 524). Es
wurden nun an demselben Tage durch kaltes Pressen Oele hergestellt aus bitteren
sicilianischen Mandeln vom J. 1881 (I), aus süſsen sicilianischen Mandeln vom J.
1882 (II), aus kleinen, wilden, bitteren Candiamandeln (III) und aus süſsen
Barimandeln (IV). Die Oele hatten ein specifisches Gewicht von 0,9180 (I und II),
0,9185 (III) und 0,9182 (IV). Bei Prüfung mit rauchender Salpetersäure von 1,4 sp.
G. war die Farbe des Gemenges:
Unmittelbar nach dem Schütteln
Nach 2 Stunden
Bei Probe
I:II:III:IV:
Gelblich weiſs mit einem Stiche ins RöthlicheWeiſslich mit gelber
TönungGelblich mit dunklerer Tönung als bei Nr. IWeiſslich, heller
als bei Nr. II
Flüssigkeit klar undfarblos.Salbige Masse
wie nachdem Schütteln gefärbt.
1 Th. eines Gemenges von gleichen Theilen rauchender Schwefelsäure, concentrirter
Schwefelsäure und Wasser mit 5 Th. Oel wurde bei:
Probe I:
Zuerst gelblich, dann röthlich.
II:
Anfänglich blaſsgelb, dann röthlich.
III:
Zuerst gelblich röthlich, dann rasch roth.
IV:
Anfangs gelblich roth, dann blaſsröthlich.
Eine Mischung von rauchender Salpetersäure mit jeder der 4 Oelproben (1 : 5) gab in
den Schichtungen keinen merklichen Unterschied. 3 Tropfen concentrirter
Schwefelsäure (sp. G. = 1,8) mit 20 Tropfen Oel wurden bei:
Probe I:
Gelb, gelbgrün und schlieſslich bräunlich.
II:
Gelb, grüngelb, olivengrün.
III:
Gelb, grüngelb, dunkel braun.
IV:
Gelb, grüngelb, olivengrün (heller als Nr. II).
Es sind demnach alle 4 Oelproben aus Mandeln (Semen Amygdali dulce und Semen
Amygdali amarum) gepreſst; trotz alledem sind die Prüfungsresultate bei der
Probe Nr. I weniger gut und bei Nr. III aber zweifelhaft gewesen. Namentlich gab die
Prüfungsvorschrift der Pharmacopöe ein Resultat, welches auf Aprikosenkernöl
hinwies.
Ueber die Vulpinsäure.
Während die genauer bekannten, von Stickstoff freien organischen Farbstoffe
Phenolabkömmlinge sind, zeigt A. Spiegel in Liebig's Annalen, 1883 Bd. 219 S. 1, daſs die in der
Form von Oxalsäure, Kohlensäure und Methyalkohol austretenden Kohlenstoffatome im
Molekül der Vulpinsäure die Träger des Sauerstoffes sind und daſs ihre
eigenthümliche Gruppirung das Gefärbtsein der Vulpinsäure bedingt.
Zur Herstellung der Vulpinsäure, C18H11O5.CH3, wird 1 Th. der Flechte Cetraria vulpina mit 20 Th. einer lauwarmen, 2 Th. Kalk enthaltenden
Kalkmilch ausgezogen, nach 6stündigem Stehen die Flüssigkeit abgegossen und der
Rückstand nochmals mit der halben Menge Kalkmilch behandelt. Sollten die erhaltenen
Auszüge auf Zusatz von Kalkmilch eine Fällung ergeben, so wird nachträglich eine
genügende Menge Kalk zugefügt, um alles Gummi auszufällen. Die vereinigten Auszüge
klären sich, wenn sie sich selbst überlassen bleiben, durch Absitzen. Es können
alsdann aus der decantirten Flüssigkeit die gelöste Vulpinsäure und Pulvinsäure
durch Salzsäure, oder auch ihre Calciumsalze durch Aussalzen mit Kochsalz gefällt
werden. Man löst den Niederschlag in kalter Kalkmilch und fällt aus der filtrirten
Lösung durch Säuren ein aus Pulvinsäure, wenig Vulpinsäure und etwas Harz
bestehendes Gemenge, dessen Trennung man durch Umkrystallisiren aus heiſsem Alkohol
bewerkstelligt. Die Vulpinsäure fällt in Folge ihrer Schwerlöslichkeit zuerst und
zwar in Form von gelben Krystallblättchen nieder, während die Pulvinsäure aus den
eingeengten Mutterlaugen mit Krystallalkohol in dicken Prismen oder Tafeln
anschieſst und durch wiederholte Krystallisationen aus Alkohol von Harz gänzlich
befreit werden kann.
Die Pulvinsäure, C18H12O5, wird auſserdem durch Kochen von
Vulpinsäure mit Kalkmilch, Filtriren, Ansäuern des Filtrates mit Salzsäure und
Umkrystallisiren in orangefarbigen Krystallen erhalten. Die verschiedenen
Abkömmlinge derselben werden von Spiegel eingehend
beschrieben.
Es ist noch zu bemerken, daſs die Cetraria vulpina aus
Skandinavien bis 12 Proc. Vulpinsäure enthält, während eine Flechte aus Pontresina
im Engadin nur 1,5 Proc. Ausbeute gab. Die Flechte wächst in Alpenlandschaften und
ist ziemlich häufig im Kjölengebirge Norwegens und in den Arvenbeständen der
Bündtner und Walliser Alpen. In Südtirol soll sie zum Gelbfärben Verwendung finden.