Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 524 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber den Wettbetrieb deutschen Eisens mit englischem im
Schiffsbaue.
In der Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute vom 17. Juni d. J.
sprach Hugo Jacobi, Direktor der Gutehoffnungshütte in
Sterkrade, über Verwendung deutschen Eisens beim Schiffsbaue
im Wettbetriebe mit englischem. Aus diesem in Stahl
und Eisen, 1883 S. 386 bis 391 abgedruckten Vortrage ist folgender Auszug
entnommen.
Der Vortragende weist einleitend darauf hin, daſs sich in Deutschland der Bau der
Schiffe und besonders der Seeschiffe naturgemäſs dem englischen Schiffsbaue
angeschlossen habe und daſs zunächst Schiffe nach guten englischen Vorbildern unter
Leitung englischer Ingenieure und Vorarbeiter ausgeführt wurden. Unsere Walzwerke
standen noch nicht auf der Stufe, die nöthigen Bleche und besonders die gewählten Profile
liefern zu können, weshalb das Material von England bezogen wurde, von wo die
Schiffsbauer stets pünktlich bedient werden. Als Gründe, weshalb deutsches Material
nur in vereinzelten Fällen beim Schiffsbaue Verwendung findet, führt Redner folgende
auf: 1) Bedürfen zum Zwecke der Preisbestimmung des Materials für ein Schiffsgefäſs
die deutschen Werke einer genauen Aufstellung, um einen Preis aufgeben zu können,
während die englischen Werke hierzu im Stande sind, wenn ihnen Tonnengehalt und
Versicherungsklasse des Schiffes angegeben wird. 2) Ist der Preis des deutschen
Materials dem englischen gegenüber zu hoch. 3) Haben die deutschen Werke bei der
Erledigung der Aufträge nicht immer die nöthige Aufmerksamkeit auf die pünktliche
Ausführung gelegt, wie es nöthig und wie es in England der Fall ist.
Was den ersten Punkt anbelange, so könne bei gutem Willen auf beiden Seiten das
wünschenswerthe Verhältniſs eintreten und ein Durchschnittspreis aufgestellt werden, wenn das erforderliche Material
wenigstens in Blech und Winkel-Stabeisen getrennt würde. Das Verhältniſs der
Façonbleche zu den übrigen Blechen sei etwa gleich 10 Proc., wobei aber die nur
wenig conischen Plattengänge nicht zu den Façons gerechnet sind. Von dem übrig
bleibenden Gewichte seien wieder etwa 5 bis 10 Proc. Stabeisen gewöhnlicher
Abmessung. Eine feste Verhältniſszahl vom Tonnengehalte der Schiffe oder auch vom
Gesammt-eisengewichte anzugeben, sei nicht möglich, weil die Bauart der Schiffe zu
sehr in Frage komme. Es dürfte aber auch für die Walzwerke vollständig genügen, wenn
die Werfte das erforderliche Gesammtgewicht und den Bedarf an Blechen bezieh. des
übrigen Materials aufgebe. Um einen weiteren Anhalt zu bieten, machte der
Vortragende folgende besondere Angaben:
a) Ein Schiff von etwa 3000t Tragfähigkeit mit
Wasserballast-Tanks, aus Eisen mit Stahlwinkeln erbaut, classificirt nach dem Germanischen Lloyd, enthält an:
Gewöhnlichen Blechen
636000k
Façonnirten Blechen
57000
Winkelstahl
226500
Flach-, Halbrund-, Rundeisen
40000
Wulsteisen
23500
–––––––––––––––
Summe
983000k.
b) Ein Schiff von 850t Tragfähigkeit mit
Wasserballast-Tanks, classificirt nach dem Büreau Veritas, enthält an:
Gewöhnlichen Blechen
182000k
Façonnirten Blechen
18300
Winkeleisen
73300
Verschiedenem Stabeisen u.s.w.
9500
–––––––––––––––
Summe
283100k.
c) Ein Schiff von 1200t Tragfähigkeit,
Wasserballast-Tanks, classificirt nach dem Englischen
Lloyd, ganz in Stahl, enthält an:
Gewöhnlichen Blechen
275000k
Façonnirten Blechen
25000
Winkel
87000
Stabeisen, Halbrund-, Rundstahl u. dgl.
8300
Wulststahl
7000
–––––––––––––––
Summe
402300k.
Die Engländer übernehmen gewöhnlich die Lieferung des gesammten für ein Schiff
nöthigen Materials; dies müssen die deutschen Werke auch anstreben und diejenigen
Theile, welche sie nicht selbst anfertigen, von befreundeten Werken beziehen.
Den zweiten Punkt, den Preisunterschied zwischen
englischem und deutschem Materiale betreffend, so kosten in England Schiffsplatten
für die Tonne 6 bis 7,6 £, Winkel 6 £, Wulsteisen 8 bis 15 £,
oder frei Bremerhafen bezieh. Hamburg Schiffsbleche 135 M., Winkel 127 M.,
Wulsteisen 182 M., während die deutschen Preise 180, 140 bezieh. 185 M. sind. Einen
Hauptnachtheil des englischen Materials bildet die groſse Ungleichmäſsigkeit, welche
sich schon bei der Bearbeitung in Rissen u. dgl. zeigt. Habe doch selbst der Daily Telegraph bei dem Cimbria-Unfall ausgerufen:
„Wie können die Schiffe anders als untergehen, wenn das Eisen, aus dem sie
gebaut sind, nicht mehr als 6 £ die Tonne kostet?
Was für eine Qualität kann man für dieses Geld haben? Manche aus
Cleveland-Roheisen hergestellte Platten sind wie Glas. Ich habe sie beim
Hinfallen brechen sehen. Ich habe Winkelstäbe sich halbiren sehen, wie sie vom
Wagen gezogen wurden.“
Die Concurrenz habe dazu getrieben, die Schiffe möglichst billig herzustellen; dafür
aber sei jetzt die Ueberzeugung von dem Minderwerthe der englischen Schiffsbleche
auch so verbreitet, daſs man mit dem Ausdrucke „Schiffsblech“ von vorn herein
ein an Qualität geringes Blech zu bezeichnen pflege, selbst wenn es gar nicht zu
Schiffsbauzwecken verwendet werde. Die deutsche Classificationsgesellschaft des Germanischen Lloyd sei leider noch nicht mächtig genug,
um in der Richtung der Erhöhung der Ansprüche an das Material vorgehen zu können,
habe sich vielmehr den früher bestehenden Gesellschaften in Bezug auf
Prüfungsvorschriften anschlieſsen müssen. Das Büreau Veritas und der Germanische Lloyd gestatten
bereits für nachweislich bessere Qualität geringere Materialstärken. Daſs dies auch
der Englische Lloyd thue, sei um so Wünschenswerther,
als mindestens die Hälfte der deutschen Schiffe bei ihm classificirt werde.
Die geringe Dehnungsfähigkeit des Materials sei der Hauptgrund, warum bei
Zusammenstöſsen so groſse Lecke entstehen. Die getroffenen Platten springen wie
Glas, weshalb das entstehende Loch so groſs wie die getroffene Stelle werde. Wäre
das Eisen zähe, so würden Beulen entstehen, bei welchem die Risse weniger gefährlich
aufträten, so daſs sie wenigstens in manchen Fällen zu stopfen wären. Die deutsche
Kriegsmarine verwende nur deutsches Material und stehe sich sehr gut dabei. Als die
Panzercorvette Friedrich der Große im J. 1878 im
groſsen Belte auflief, zeigte die getroffene Stelle nicht ein Loch, sondern nur eine
groſse, etwa 3m lange und 75cm breite eingedrückte Beule und keine Spur von
Undichtigkeit bezieh. Leck.
Die zwangsweise Prüfung des Materials durch Versicherungsgesellschaften sei
nothwendig. Uebrigens sei Stahl entschieden das Schiffsbaumaterial der Zukunft, wie
denn schon jetzt Schiffe ganz aus weichem Stahle gemacht würden welche sich im
Preise nicht höher stellten als eiserne.
Zum dritten Punkte sei zu bemerken, daſs englische Werke deshalb schneller liefern als deutsche, weil sie
Schiffsmaterial meist als Hauptartikel, manchmal auch als einzigen
Fabrikationsgegenstand fertigten, so daſs bei einlaufenden Bestellungen immer die
passenden Walzen einlägen. Je mehr die deutschen Walzwerke sich mit der Ausführung
von Schiffsmaterial befassen könnten, um so schneller würden sie zu liefern und sich
den Wünschen der Schiffbauer anzupassen in der Lage sein. Denn was die Qualität
betreffe, so sei Deutschland England völlig ebenbürtig. Deutsche Anker und Ketten
ständen den besten englischen mindestens gleich, was durch Versuche der deutschen
Kriegsmarine bewiesen sei, welche zur Folge hatten, daſs der Bedarf der deutschen
Marine nur noch im Inlande gedeckt wird. Die gewöhnliche Handelsqualität sei so
billig und schlecht, daſs es kaum gelingen dürfte, dieser Concurrenz zu begegnen,
wenn nicht Zwangsprüfung dieser Gegenstände in Deutschland eingeführt werde.
Einheimische Schmiedestücke, wie Achsen u. dgl. zu den Maschinen, Steven, Ruder
u.a., werden in Deutschland schon jetzt den englischen vorgezogen, weil das Material
besser und die Arbeit genauer ist.
Auch die deutschen Schiffsmaschinen haben die englischen in letzter Zeit zum Theile
verdrängt; leider drücken die Engländer mit minderwerthigen Maschinen die Preise.
Rheder wie Schiffsbauer sollten aber lieber einen etwas höheren Preis für das
wichtigste Inventarstück des Schiffes bewilligen und dafür dann auch etwas durchaus
Gutes verlangen.
Zur Geschichte und Statistik des Zinkes.
W. A. Frantz führt in der Berg-
und Hüttenmännischen Zeitung, 1883 S. 157 aus, daſs Zink im Alterthume nie
χασσιτερος sei; dagegen lasse sich nicht
bestreiten, daſs Zink auch dem χασσιτερος; beigemischt
gewesen sein kann, da die Alten die Scheidung und Reinigung der Metalle noch nicht
kannten und die Erze
verschmolzen, wie sie dieselben fanden oder zugeführt erhielten. Bekannt war das
metallische Zink im Alterthume, wenn auch nur als zufälliges Nebenproduct, als
Ofenbruch und zufälliges Destillat; das Metall wurde aber noch nicht mit einem
bestimmten Namen belegt. Das ψευδάργυρος des Strabo ist
unzweifelhaft Tropfzink. Das Wort „Zink“ für das
Metall ist erst seit dem 16. Jahrhunderte bekannt, wo es zuerst Paracelsus gebrauchte. Bis dahin nannte man nur die
Zinkerze „Zink,“ welche Bezeichnung bis in das 18. Jahrhundert beibehalten
wurde.
Nach einem am 8. Februar im Oesterreichischen Ingenieur- und
Architektenverein gehaltenen Vortrage von C. v.
Ernst (Beilage zur Oesterreichischen Zeitschrift
für Berg- und Hüttenwesen, 1883 S. 44) bezeichnete im J. 1420 der Erfurter
Mönch Valentinus den Ofenbruch seiner Formen wegen mit
Zinken und 100 Jahre später nennt Paracelsus ein aus
Kärnten kommendes Metall so, fügt aber bei, daſs es keine „Malleabilität“
besitze, auch sonst von anderen Metallen verschieden sei, daher er es als Bastard
der Metalle oder Halbmetall bezeichnet. Agricola
erkannte um 1550 in dem Zinkstuhle der Schmelzöfen zu Goslar wohl ein Metall,
welches er Zink oder „Conterfey“ nannte; doch wuſste er nicht, daſs es im
Galmei enthalten sei. Das erste Zink kam aus China und Ostindien nach Europa und
wurde Spiauter benannt, ein Name, der sich bis heute in
England für das Rohzink (Spelter) erhalten hat, während
die Bezeichnung „Zinc“ dort nur für das Walzzink
gebraucht wird. Durch fortgesetzte Versuche kam man endlich dazu, zuerst in England
Mitte des vorigen Jahrhunderts das Zink metallisch darzustellen; ein Harzer, Johann Ruberg, brachte das Geheimniſs der
Zinkdestillation auf den Continent und richtete 1798 zu Wesollo in Oberschlesien die
erste Zinkhütte ein. Um dieselbe Zeit erbaute Bergrath Dillinger zu Döllach in Kärnten eine Zinkhütte; 1805 bis 1809 erstand eine
neue Hütte zu Königshütte in Oberschlesien.
Die Entwickelung der belgischen Zinkindustrie behandelte
eingehend P. de Sinçay vor der Versammlung des Institute of Mechanical Engineers zu Lüttich (vgl. Iron, 1883 Bd. 22 S. 95). Die Concession zur Gewinnung
von Galmei in Moresnet wurde am 5. Juli 1535 vom Herzog von
Limburg vergeben. Am 7. December 1809 erhielt Dony ein Patent auf die Construction eines Zinkdestillirofens, welcher am
28. Januar 1810 bei Lüttich erbaut wurde. Im J. 1882 betrug die Production der
belgischen Zinkwerke:
Vieille-Montagne
35940t
Austro-Belge
8099
De Laminne
6255
G. Dumont et Frères
5500
Nouvelle-Montagne
5480
Bleiberg
4647
Ougrée
4144
Prayon
1500
–––––
71565t.
Die Gesammtproduction an Rohzink betrug in den J. 1860 bis
1882 in Tonnen:
Land
1860
1865
1870
1875
1880
1882
Deutschland, SchlesienRheinprovinz und
West- falenBelgien, Vieille-MontagneAndere Hütten
40354 859228925 9144
35430 16647 30592 13485
36518 18006 48112 14476
43123 25396 41618 18836
65437 27107 44690 26700
69846 35546 48861 35625
SpanienFrankreich
AsturiasCompagnie
1777–
1325–
3048–
3000 5311
4000 8591
5047 11423
Andere französ.
HüttenEnglandPolenOesterreich
– 6104 1500 1500
500 6523 3000 1000
500 16000 3625 1000
1500 15903 3000 1000
3000 22000 4463 3199
– 25581 4544 3199
97896
108502
135285
158687
209187
239672
Nach dem von Landsberg herausgegebenen Berichte des Vereins für die berg- und hüttenmännischen
Interessen im Aachener Industriebezirke für 1882 lieferte die Rheinprovinz
und Westfalen im J. 1882 jedoch 45354t Zink, so
daſs obige Angabe zu niedrig gegriffen ist. Amerika lieferte im J. 1882 etwa
35000t Zink.
Der Zinkverbrauch nimmt, namentlich in Deutschland, immer mehr zu. Von hier erzeugten
46000t Walzzink werden im Inlande ¾ verbraucht
für Baubedürfnisse, Hausgeräthe u. dgl.; auch die Verwendung des Rohzinkes zur
Galvanisirung hat zugenommen.
Ueber die Bestimmung der Schwungräder bei
Werkzeugmaschinen.
In den Comptes rendus, 1883 Bd. 96 S. 1769 findet sich
ein kurzer Auszug aus einer Abhandlung von X. Kretz
über die Bestimmung der Schwungräder für Werkzeugmaschinen unter folgender
Voraussetzung: Eine Maschine erhält ihre Bewegung von einer mit constanter
Geschwindigkeit umlaufenden Welle; der Widerstand erfährt während einer gegebenen
Zeit eine bekannte Zunahme und erreicht darauf wieder seine normale Gröſse. Indem
der Verfasser die elastischen Formänderungen der Maschinentheile berücksichtigt,
wodurch erst die Berechnung der Schwungräder für Werkzeugmaschinen, welche von einer
mit constanter Geschwindigkeit laufenden Transmission angetrieben werden, möglich
wird, gelangt derselbe schlieſslich zu folgender Formel für das Gewicht des
Schwungringes:
P=a^2\,\frac{E}{g}\
\frac{\Theta^2}{arc^2\,cos\,\left(1-\frac{\varepsilon^2}{2}\right)}
In diesem Ausdrucke bezeichnet: a
das Verhältniſs des Durchmessers der Riemenscheibe zu dem des Schwungrades; E die Relativverschiebung, welche unter der Belastung
von 1k der Angriffspunkt der Kraft gegen den des
Widerstandes erleidet; θ die Dauer der
Widerstandszunahme; ε das angenommene Verhältniſs der
Veränderlichkeit des Widerstandes zu der der Spannung.
H. Hülse's Wagenkasten für Grubenwagen.
Textabbildung Bd. 249, S. 527
Der Wagenkasten besteht im Wesentlichen aus zwei schmiedeisernen, die beiden
Stirnwände umfassende Rahmen, welche aus ungleichschenkeligen Winkeleisen mit nach
innen aufgenieteten Z-Eisen gebildet werden, so daſs an
den Kanten des Wagenkastens, wie aus beistehender Figur im Horizontalschnitte zu
ersehen ist, Nuthen entstehen, in welche die Bretter für die Seitenwände von oben
eingeschoben werden. Die Bodenbretter werden von der Seite eingeführt, wozu unten an
den beiden Seitenrahmen Schlitze ausgespart sind. Das Herausfallen der Bodenbretter
wird durch das unterste Seitenbrett, welches die Schlitze zudeckt, verhindert. Zur
Sicherung vor Herausspringen bezieh. Herausfallen der Seitenbretter ist oben an den
beiden Seitenrahmen ein Rahmen aus Winkeleisen angeschraubt, welcher zugleich den
oberen Rand der Wände vor Beschädigung schützt. Nach Abnahme dieses Rahmens können
schadhaft gewordene Bretter in der möglichst einfachen Weise ausgewechselt werden.
(Aus der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1883 S. 414.)
Löthung geschweiſster Eisenrohre.
G. Else in Cöthen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 22135 vom 28.
Juni 1882) gibt folgendes Verfahren zum Zusammenlöthen geschweiſster Eisenrohre,
z.B. eines Stutzens und Hauptrohres an, ohne daſs diese Theile durch Draht oder
Verschraubung vorher mit einander zu verbinden sind: Der anzulöthende Stutzen wird
zunächst an dem einzupassenden Ende ausgezackt, diese Zacken dann aber glühend
gemacht und unter dem Hammer wieder so weit gestreckt, daſs das Rohr seinen früheren
Umfang erhält. Das Hauptrohr erhält an der Stelle, wo der Stutzen eingelöthet werden
soll, einen Schlitz, welcher kürzer als der Durchmesser des Stutzens ist. Das
geschlitzte Rohr wird dann auch geglüht und der Schlitz mit einem spitzen Prelleisen
auf den dem Stutzen entsprechenden Querschnitt ausgezogen. Der Stutzen wird nun
eingesetzt und dessen verjüngter Rand aus einander gebogen, so daſs er fest im Hauptrohre
sitzt. Behufs Löthung beider Rohre wird ein Thonkranz um den Stutzen gelegt und
getrocknet; dann wird Schlagloth und Borax trocken an die Löthstelle gebracht und
die Löthung im Löthfeuer bewirkt.
Zur Löthung zweier Enden eines geschweiſsten Eisenrohres wird das eine Ende verjüngt,
das andere aufgetrieben. Das zu verjüngende Ende wird erst ausgeschlitzt und erhitzt
unter dem Hammer gestreckt.
Ueber die Vertheilung von Giften im menschlichen
Organismus.
Zur Nachweisung von Phenol empfiehlt C. Bischof in den Berichten der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 1337 die von Landolt vorgeschlagene Destillation der zu
untersuchenden Massen und Fällung des mit den Wasserdämpfen übergegangenen Phenoles
mit Bromwasser als Tribromphenol. Aus den frischen Leichentheilen eines nach dem
Verschlucken von etwa 1g,5 Phenol nach 15 Minuten
verstorbenen Mannes wurden folgende Mengen des Giftes gefunden:
Aus
242g
Mageninhalt und Dünndarminhalt
0,1711g Phenol
112
Blut
0,0259
1480
Leber
0,637
322
Niere
0,201
508
blutfreien Herzmuskel
0,1866
1445
Gehirn
0,314
420
Gesäſsmuskel
Spuren
12,5
Urin (Gesammtmenge)
0,0014
Chlorsaures Kalium wird in Mischungen mit feuchten
organischen Stoffen, namentlich auch mit Blut leicht reducirt, so daſs unschwer
Fälle möglich sind, wo der chemische Beweis bei ausgesprochenen selbst schnell
verlaufenden Vergiftungsfällen mit Kaliumchlorat nicht mehr zu führen ist.
Als Kleesalz kommt jetzt fast nur das vierfach Oxalsäure
Kalium in dem Handel vor, welches durch Behandeln mit absolutem Alkohol vollständig
in freie Oxalsäure und unlöslich hinterbleibendes Kaliumbioxalat gespalten wird. Man
findet somit bei dem Extractionsverfahren mit Alkohol, auch wenn sogenanntes
Kleesalz als Mittel zur Vergiftung diente, freie Oxalsäure im Alkohol und darf nicht
ohne Weiteres, wenn in Alkohol lösliche Oxalsäure gefunden ist, auf Vergiftung durch
Oxalsäure selbst schlieſsen.
Bei Vergiftungen mit Cyankalium und Blausäure hat die Untersuchung der Muskeln nur
untergeordnete Bedeutung. Dagegen hat sich ergeben, daſs bei akuter
Blausäurevergiftung Cyanwasserstoff in den Urin nicht übergeht. Abgesehen von der
Untersuchung des Magens und Darminhaltes trifft man den gröſsten Gehalt an
Cyanwasserstoff im Blute an. Der Blutgehalt der Organe dürfte im Wesentlichen auch
für den Gehalt an Blausäure maſsgebend sein. Der Herzmuskel, von Blut befreit,
unterscheidet sich bemerkenswerth von den übrigen Körpermuskeln durch seine
Fähigkeit, Cyanwasserstoff in sich aufzunehmen.
Verfahren zum Conserviren von Fleisch.
Nach M. Closset in Lüttich (D. R. P. Kl. 53 Nr. 23317
vom 12. November 1882) wird das zu conservirende Fleisch in eine Büchse gethan,
welche dann völlig mit einer antiseptischen Flüssigkeit, z.B. Alkohol, Weinessig u.
dgl., gefüllt und geschlossen wird. Die Büchse wird unter Wasser, indem der Hals
derselben nach unten gerichtet ist, geöffnet und die betreffende Flüssigkeit durch
ein Gas verdrängt, in welchem vorher alle Gährungskeime getödtet sind, z.B. durch
Luft, welche durch heiſse, mit Holzkohle, Eisen- oder Kupferspäne gefüllte Röhren
geleitet ist. Die jetzt nur noch mit dem zu conservirenden Fleische und mit vor
Fäulniſs schützendem Gase gefüllte Büchse wird sodann verschlossen.
Verfahren zum Pöckeln von Schweinefleisch.
Nach J. Loos in Paris (D. R. P. Kl. 53 Nr. Nr. 23305 vom
13. December 1882) wird das Schweinefleisch einige Stunden der Einwirkung eines mit
Salzsäure angesäuerten und auf 80 bis 96° erhitzten Salzbades ausgesetzt, dann
mehrere Tage lang in 60 bis 70° warmer Luft getrocknet.
Ueber die Zusammensetzung griechischer Chromerze.
Nach Analysen von H. Christomanos (Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1883 S. 59) haben
die Chromerze aus den wichtigsten griechischen Gruben folgende Zusammensetzung:
Tsiangli
Olymp
Wattonda
Phthiotis
Chromoxyd
41,20
36,25
43,80
54,42
45,10
Eisenoxydul
21,97
27,52
31,55
24,88
14,59
Thonerde
21,09
24,52
23,84
8,85
22,22
Magnesia
11,90
5,76
0,77
9,92
11,64
Kalk
0,88
1,71
–
–
–
Kieselsäure
2,56
3,70
–
4,41
6,40
–––––
–––––
–––––
–––––––
––––––
99,60
99,46
99,96
101,48
99,95.
Der Arsengehalt des Glases als Fehlerquelle bei der
Nachweisung von Arsen.
Nach Versuchen von W. Fresenius (Zeitschrift für analytische Chemie, 1883 S. 397) enthält das im Handel
vorkommende Glas jetzt fast immer Arsen; böhmische Glasröhren z.B. enthielten 0,2
Proc. Arsen. Dieser Arsengehalt der Glasapparate ist bei der Prüfung auf Arsen
jedenfalls zu berücksichtigen, wenn man nicht Gefahr laufen will, unter Umständen
die gröſsten Irrthümer zu begehen. Zunächst muſs schon bei den vorbereitenden
Arbeiten darauf Rücksicht genommen werden, daſs beim Erhitzen alkalischer
Flüssigkeiten in Glasgefäſsen Arsen aus dem Glase gelöst werden kann; bei sauren
Flüssigkeiten ist dies kaum zu befürchten.
Bei der Nachweisung des Arsens durch Reduction kann der Arsengehalt des Glases bei
dem Verfahren nach Marsh einen wirklichen Irrthum kaum
veranlassen. Die hierbei mehrfach beobachtete Bräunung des Glases wird dadurch
unangenehm, daſs sie in dem vorher farblosen Glase dunkle Stellen hervorbringt,
welche zwar der Geübte, schon ihrer Lage wegen, nicht mit einem Arsenspiegel
verwechseln wird, welche aber doch bei der Erkennung schwacher Anflüge störend sein
können. Nach Fresenius ist diese Braunfärbung nicht dem
Bleigehalte des Glases, sondern dem Arsen zuzuschreiben.
Besonders ist der Arsengehalt des Glases bei der Reductionsmethode nach Fresenius und Babo zu
berücksichtigen. Obgleich bei der Dauer und Stärke der Erhitzung, welche zum
Nachweise von Arsen in einer mit der Reductionsmischung gemengten Substanz unter
allen Umständen genügt, auch bei direkter Berührung der Cyankalium-Sodamischung mit
dem Glase aus diesem noch kein Spiegel entsteht, so ist es doch unbedingt
unstatthaft, sich bei einem gültigen Versuche darauf zu verlassen, daſs man diese
Grenze einhält. Man muſs, wenn man, wie bis jetzt allgemein üblich, die Mischung
direkt auf die Glaswandung legt, immer befürchten, daſs man, wenn kein ganz
arsenfreies Glas vorliegt, sich irrt und zwar unter Umständen sehr stark. Namentlich
wird man sich um so sicherer irren, je gewissenhafter man, um ja nichts zu
übersehen, das Erhitzen längere Zeit fortsetzt. So lange man kein arsenfreies Glas
hat, muſs man die Substanz in einem Porzellanschiffchen in ein Rohr aus von Arsen
möglichst freiem Glase einführen. Man wird dann, wenn man das Schiffchen nicht zu
voll nimmt, vorsichtig austrocknet und nicht über alles Maſs stark erhitzt, völlig
zuverlässige Resultate erhalten.
Zur Bestimmung von Arsen in Erzen und Hüttenproducten.
Nach Pearce (Engineering and
Mining Journal, 1883 Bd. 35 S. 256) schmilzt man die fein gepulverte Probe
mit der 6 bis 10 fachen Menge eines Gemisches aus gleichen Theilen Soda und Salpeter
5 Minuten lang, löst die Schmelze in Wasser, säuert das Filtrat mit Salpetersäure an
und erhitzt zum Sieden. Nach dem Abkühlen wird mit Ammoniak neutralisirt, von der
etwa ausgeschiedenen Thonerde abfiltrirt und die Flüssigkeit mit Silbernitrat
versetzt. In dem gefällten arsensauren Silber, Ag3AsO4, bestimmt man das Silber durch Abtreiben und berechnet
daraus das vorhandene Arsen, oder man löst den Niederschlag in verdünnter
Salpetersäure und titrirt das Silber mit Rhodanammonium. Es ist zu berücksichtigen,
daſs sich Phosphor und Molybdän ähnlich verhalten und daher diese Bestimmung stören,
Antimon aber als unlösliches Natriumantimoniat beim Lösen der Schmelze
zurückbleibt.
Gelbes und rothes Bleioxyd.
Nach Versuchen von A. Geuther (Liebig's Annalen, 1883 Bd. 219 S. 56) wird jedes rothe Bleioxyd, sogen.
Goldglätte, wenn es bis nahe zum Schmelzpunkte erhitzt wird, in gelbes Bleioxyd oder
sogen. Silberglätte verwandelt. Ebenso liefern diejenigen Bleisalze, welche bei
dieser Temperatur ihre Säure völlig verlieren, wie die Carbonate und Nitrate, unter
diesen Umständen gelbes Oxyd. Das so erhaltene gelbe Oxyd erstarrt nur nach dem
Schmelzen und raschem Abkühlen blätterig krystallinisch. Schmilzt man Bleihydrat mit
Kaliumhydrat, so bildet sich beim raschen Abkühlen gelbes krystallinisches Oxyd. Auf
nassem Wege erhält man das krystallinische gelbe Oxyd, wenn man eine siedende
Bleisalzlösung in eine bei 1050 siedende Alkalilauge (1 Th. Natron auf 5 Th. Wasser)
oder in heiſse Kalkmilch einflieſsen läſst. Sehr schöne, groſse, durchsichtige
Krystallblätter von starkem Glänze und rein gelber Farbe erhält man, wenn zu einer
Lösung von 7 Th. käuflichem Kalihydrate in 14 Th. Wasser, welche im Silbertiegel bis
zu ihrem Siedepunkte (etwa 110°) erhitzt worden ist, 1 Th. fein gepulvertes
Bleihydrat gegeben wird und man bei dieser Temperatur die Mischung so lange erhält,
bis fast alles Bleioxyd in Lösung gegangen ist, darauf aber langsam abkühlen läſst.
Sobald der Tiegelinhalt bis auf etwa 75° erkaltet ist, beginnt die Krystallisation.
Nach dem Erkalten gieſst man die Lauge ab und wäscht mit Wasser die geringe Menge
des gebildeten feinpulverigen rothen Oxydes fort.
Erwärmt man Bleihydrat, so beginnt bei 110° unter Rothfärbung die Oxydbildung; nach
längerem Erhitzen auf 150° im bedeckten Tiegel ist sie vollendet. Die Farbe des
feinpulverigen Productes ist gelbroth. Bleicarbonat verwandelt sich erst bei höherer
Temperatur in rothes Oxyd. In blätterigen granatrothen Krystallen erhält man das
rothe Oxyd, wenn man 1 Th. Bleihydrat in 5 Th. schmelzendem Kalihydrate auflöst und
dann im bedeckten Tiegel langsam erkalten läſst. Beim Kochen von Bleihydrat in einer
bei 130° siedenden Lösung von 3 Th. Natronhydrat und 4 Th. Wasser erhält man
krystallinisches rothes Hydrat.
Das gelbe Bleioxyd hat ein specifisches Gewicht von 9,28 bis 9,36, das rothe von 8,74
bis 9,126. Das gelbe Bleioxyd krystallisirt rhombisch, das rothe tetragonal. Ferner
ergab sich, daſs das gelbe Bleioxyd durch Druck und
Reibung, also durch bloſs mechanische Kräfte, bei gewöhnlicher Temperatur in das rothe Bleioxyd verwandelt wird. Dagegen wird das rothe
Bleioxyd zu gelbem Bleioxyd, wenn dasselbe bis nahe zum Schmelzpunkte des Oxydes
erhitzt bezieh. geschmolzen wird.
Kann beim Schmelzen von Bleioxyd mit Kali der atmosphärische Sauerstoff zutreten, so
wird eine Verbindung des Bleisuperoxydes mit Kali gebildet, welche sich dem rothen Bleioxyde
beimengt. Ja, läſst man genügend lange die Schmelze mit Luft in Berührung und
auſserdem noch recht langsam erkalten, so erhält man keine Krystalle von rothem
Oxyde mehr, sondern statt deren hell tombackbraune sechsseitige Täfelchen von Bleisuperoxyd-Kali.
––––––––––
Berichtigung. In dem Berichte „Prüfung der Fette“ von Zulkowsky ist zu lesen S. 467 Z. 7 v. u. und S. 468 Z. 4 v. o. „Molekül“ statt „Aequivalent“.