Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 231 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber die Fabrikation des Weiſsbleches.
Wie Fr. Stoll jr. aus Stuttgart in einem Vortrage vor
dem Vereine zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Berlin (vgl. Sitzungsberichte, 1883 S. 230) näher ausführte, können je nach
Art und Beschaffenheit des verwendeten Eisenmaterials die Weiſsbleche unterschieden
werden: als Holzkohlenbleche, gepuddelte Eisenbleche, Kokebleche und
Stahlbleche.
Zur Zeit werden noch auf einigen Werken Bleche aus mit Holzkohlen gefrischtem Eisen
hergestellt, z.B. in Husten und Rasselstein. Zu gepuddelten Weiſsblechen guter und
bester Qualität muſs natürlich auch nur ausgezeichnetes Roheisen verwendet werden.
Stahlbleche werden aus recht zähen Stahlsorten verschiedener Erzeugung hergestellt.
Das sogen. Holzkohleneisen wird durch Frischen mit Holzkohlen aus Roheisen und
Schrot sehr dicht und fest erhalten. Daher läſst sich das aus demselben dargestellte
Blech etwas schwerer bearbeiten, ist dafür aber auch haltbarer als das aus weicheren
Eisensorten erzeugte. Zu den Kokeblechen werden gewöhnlich nur gepuddelte Eisen
Sorten verwendet, da eine bessere Qualität für solche Bleche meistens nicht verlangt
wird.
Die Verarbeitung des Eisens zu Blech geschieht auf die nachfolgend beschriebene
Weise. Die aus dem Puddelofen oder dem Frischfeuer kommenden Luppen werden unter
2000 bis 2500k schweren Dampfhämmern gezängt, in
dünne Stäbe ausgewalzt, zerschnitten und packetirt. Die Packete werden alsdann in
Schweiſsofen stark erhitzt, gründlich durchgeschmiedet, von Neuem im Schweiſsofen
erhitzt und mittels Kaliberwalzen zu Stäben ausgestreckt, welche dann in den
einzelnen Blechgröſsen entsprechende Stücke, sogen. Platinen oder Blech eisen,
zerschnitten werden. Die Platinen werden hierauf mittels Hartwalzen zu Blechen
ausgewalzt und diese durch Maschinenscheren auf die genauen, im Handel üblichen
Formate beschnitten. Zur Entfernung der Oxydschicht müssen die Bleche nun gebeizt
werden, was je nach Umständen durch Salzsäure oder Schwefelsäure geschehen kann.
Durch die vorangehende Behandlung ist das Material aber so hart und spröde geworden,
daſs, bevor zu der nächsten Arbeit, dem Glätten und Poliren, geschritten wird, ein
Ausglühen der Bleche erforderlich ist. Dieses geschieht in dicht verschlossenen
Kästen bezieh. Muffeln, in denen die Bleche dicht auf einander gelegt werden. Diese
Muffeln werden auf Wagen in einen Wärmofen gebracht und 10 bis 15 Stunden in
demselben belassen. Das Glätten und Poliren erfolgt durch stark belastete polirte
Hartguſswalzen, durch welche die gebeizten und geglühten Bleche hindurchgezogen
werden.
Behufs Erlangung der zur Annahme des Zinnes erforderlichen rein metallischen
Oberfläche müssen nun die Bleche wiederholt in ziemlich stark verdünnter
Schwefelsäure oder Salzsäure gebeizt und darauf jede Tafel einzeln auf ihrer ganzen
Oberfläche mit scharfem Sande abgescheuert werden, worauf die Bleche zum Verzinnen
fertig sind und in die betreffende Werkstätte gelangen.
Die Vorrichtung zum Verzinnen, der Zinnherd, besteht aus
fünf hinter einander in gleicher Höhe liegenden Kesseln, welche mit unterliegender
Feuerung versehen sind und der Reihe nach als Fettkessel, Verzinnkessel,
Bürstkessel, Feinzinn- oder Passirkessel, Fettkessel oder auch Walzenkessel
bezeichnet werden.
Die Reihenfolge der verschiedenen Arbeiten an diesen Kesseln ist meistens folgende:
Die gebeizten und gescheuerten Blechtafeln werden im ersten Kessel allseitig gut mit
Fett (gewöhnlich reinem Talge, auch wohl Palmöl) – überzogen und so in den
Verzinnkessel gebracht und durch entsprechendes Bewegen in diesem auf der ganzen
Oberfläche gleichmäſsig verzinnt. Aus diesem Kessel kommen die Bleche in den
gleichfalls Zinn enthaltenden Bürstkessel. Hier wird jede Tafel einzeln
herausgenommen, mit einer Wergbürste überfahren, um die anhaftenden gröberen Theile
zu entfernen, dann zunächst in den Feinzinn- oder Passirkessel eingetaucht und
schlieſslich in den letzten mit heiſsem Fette angefüllten Kessel auf einen Rost
gestellt oder mittels Walzen durch den Kessel herab und hinauf geführt. Die aus
diesem Kessel herausgenommenen Tafeln werden zum Abkühlen auf einen Rost gestellt
und sind nun fertig verzinnt, des anhaftenden Fettes wegen jedoch noch ziemlich
unansehnlich. Die Bleche werden daher zur Entfernung dieses Fettes durch 3 bis 4
groſse Kästen gezogen, welche mit gelöschtem Kalk, Sägemehl, Kleien oder Mehl
angefüllt sind; letzteres ist am vortheilhaftesten, da das Putzen mit Mehl am besten
vor sich geht und dieses Mehl, nachdem es mit Fett gesättigt ist, noch als
Viehfutter verwendbar ist.
Hat das Blech diese Kästen verlassen, so kommt es zur Entfernung des anhaftenden
Staubes auf die Polirbank. Dies ist ein mit Wolltuch oder Schaffell überzogener Tisch, auf welchem
jede Blechtafel mit einem aus Wolle oder Schaffell gefertigten Wischer abgerieben
wird und hierauf den reinen schönen Zinnglanz zeigt.
Die Bleche werden nun sortirt, indem dieselben auf beiden Seiten genau besichtigt und
je nach der Beschaffenheit als Prima-Bleche (Brillantbleche 1. Auswahl), W Bleche
(Brillantbleche 2. Auswahl), WW Bleche (Brillantbleche Ausschuſs) bezeichnet werden.
Die hierbei als fehlerhaft befundenen Tafeln gelangen in die Verzinnereiwerkstätte
zurück, während die brauchbaren in mit Holzreifen versehenen Kisten verpackt werden,
welchen dann die entsprechenden, übrigens ohne Zugrundelegung irgend eines Prinzipes
gewählten Sortenbezeichnungen eingebrannt werden.
Es sind auch wohl Versuche angestellt worden, bei der Fabrikation des Weiſsbleches
das Fett durch Chlorzinn zu ersetzen; doch haben sich die auf diesem Wege
hergestellten Bleche den nach dem alten Verfahren erzeugten gegenüber als
minderwerthig herausgestellt, da sie weit mehr zum Rosten geneigt waren. Es wird
daher heute kaum noch Weiſsblech unter Benutzung von Chlorzinn hergestellt, wohl
aber bedienen sich einzelne Geschirrfabriken dieses Verfahrens.
Ein Vortrag über die englische Weiſsblechfabrikation im Besonderen ist auch vor
einiger Zeit von E. Trubshaw im Iron and Steel Institute abgehalten worden und im Stahl und Eisen, 1883 S. 473 wiedergegeben.
Goetjes und Schulze's Pappentrockenapparat.
Bei dem von Goetjes und Schulze in Bautzen (* D. R. P.
Kl. 82 Nr. 23185 vom 17. Januar 1883) angegebenen Pappentrockenapparat werden die
einzelnen Tafeln zwischen zwei dicht auf einander liegenden endlosen Metallsieben,
welche durch zahlreiche Leitrollen unterstützt werden, durch eine lange, mit Dampf
geheizte Kammer hindurchgeführt. Diese Metallsiebe verhindern ein Verziehen oder
Windschiefwerden der Papptafeln während des Trocknens, so daſs dieselben eben aus
der Trockenkammer herauskommen. Die Drahtsiebe sind über auſserhalb der Heizkammer
befindliche Walzen gelegt, doch so, daſs auch die rückkehrenden Siebtheile durch die
Heizkammer ziehen. Die Heizschlangen liegen direkt über und unter den Siebbahnen,
zwischen welchen die Papptafeln eingepreſst sind, so daſs diese wirksam erwärmt
werden. Die entstehenden Wasserdämpfe werden durch mehrere nahe am Boden in die
Trockenkammer einmündende Röhren abgeführt.
G. Beringer's Mittel gegen das Tönen der
Telephonleitungen.
Wie überall anderwärts, hat auch in München während des Baues der dort
herzustellenden Telephonleitungen das Tönen, Summen oder Surren der über und längs
der Häuser geführten Leitungsdrähte sehr häufig Anlaſs zu Klagen seitens der
Hausbewohner gegeben. Wenn auch mit dem einen oder dem anderen der bekannten Mittel
dagegen, welche ohne Kosten und Mühe zu scheuen angewendet wurden, eine merkliche
Minderung dieses Uebelstandes erreicht wurde, eine gänzliche Beseitigung des Tönens
war doch nicht zu ermöglichen und selbst alle Vorkehrungen, welche einigermaſsen
genügten, hielten nicht für eine längere Dauer aus. Die angewendeten Mittel werden
entweder durch Witterung und Temperatur in ihrer dämpfenden Eigenschaft beeinfluſst,
oder es tritt allmählich bei fest anliegenden Dämpfern eine Veränderung in den
Schwingungen des Drahtes ein, wodurch neuerdings wieder ein Tönen bemerkbar
wird.
Telegraphen-Inspektor Georg Beringer, welcher mit der
Ausführung der Telephonanlage in München betraut ist, hat seit einigen Jahren bei
Telegraphenleitungen, welche an Gebäuden vorbeiführen und die Bewohner durch Tönen
belästigten, diesen Miſsstand durch eine einfache lockere Umwickelung des
Leitungsdrahtes mittels dünnen Drahtes auf eine entsprechende Ausdehnung längs der
Gebäude vollständig beseitigt. Auch bei der Telephonanlage in München wurde dieses
Mittel an den Leitungsabzweigungen zu den Sprechstellen mit Erfolg angewendet.
Eine solche Vorkehrung ist jedoch bei vielen zusammengeführten Telephonleitungen,
namentlich mit groſsen Spannweiten, nicht so leicht ausführbar, weshalb Beringer unter Beachtung des bewährten Abhilſsmittels
eine geeignete Construction desselben behufs gänzlicher Beseitigung des Tönens der
Drähte angegeben hat, von welcher in München bereits der ausgiebigste Gebrauch
gemacht worden ist. Dabei wird folgendermaſsen verfahren: Ein je nach der Länge der
Spannweite der Leitungen 1 bis 4m langes Stück
4mm,5 starken Eisendrahtes wird an seinem
einen Ende zu einer zwei Umdrehungen haltenden Spirale (sogen. Oese) gebogen und an
dieser ein längeres Stück 1,5 bis 2mm starken
Eisendrahtes befestigt. Der Eisendraht wird mit seiner am Ende befindlichen Oese an
den Leitungsdraht eingehängt und dann werden beide Drahtstücke unter stetem sehr
lockeren Umwickeln des dünnen Drahtes um die Leitung und den starken Draht längs
dieser allmählich so weit vom Isolator hinausgeschoben, bis die Enden der zwei
Drahtstücke an der Isolirglocke angekommen sind, an welcher schlieſslich beide
befestigt werden. Wird diese Vorrichtung zu beiden Seiten der Isolirglocke bei
sämmtlichen Leitungen angebracht, so macht sie das Tönen derselben unmöglich. Will
man das Tönen lediglich an bestimmten Stützpunkten verhindern, so empfiehlt es sich
immerhin, das Verfahren auch bei den beiden benachbarten Leitungsträgern
anzuwenden.
Betriebsergebnisse eines O. Springer'schen
Doppel-Puddelofens.
Unter Bezugnahme auf die früher gebrachte Beschreibung des O.
Springer'schen Doppelpuddelofens mit Regenerativfeuerung (vgl. 1883 247 * 329) sind im Folgenden nach Stahl und Eisen, 1883 S. 586 die mit einem solchen Ofen auf dem Eisenwerke
von Gebrüder Röchling in Völklingen bis jetzt erzielten
Betriebsergebnisse mitgetheilt.
Es wurden auf dieser Hütte während 8 Schichten von je 12 Stunden in den beiden Oefen
verarbeitet 220 Beschickungen von je 300k
Roheisen; es kamen demnach im Mittel für jede Schicht 133¾ Beschickungen auf jeden
Ofen; dabei war der durchschnittliche Abgang 3,98 Proc. und der Kohlenverbrauch 56,9
Proc. Es verarbeitete also ein Ofen in der Schicht 4125k Roheisen zu 3960k Luppeneisen mit
einem durchschnittlichen Verbrauche von 2253k
Kohlen. Das verarbeitete Roheisen stammte von den Hütten Maizières und Novéant bei Metz und war
ausschlieſslich aus Minette-Erz mit Schweiſsschlacken erblasen und höchstens von der
Güte des gewöhnlichen Luxemburger Affinageeisens, zum Theile weit geringwerthiger.
Die verwendeten Kohlen waren sehr mager und schieferig und lieferten dem Volumen
nach 50 bis 70 Proc. Asche und Schlacke.
Das erzeugte Schmiedeisen ist von vorzüglicher Beschaffenheit und besonders rein.
Zerreiſsversuche mit Rundeisen von 25mm
Durchmesser hatten folgendes Ergebniſs: Bruchfestigkeit bei 3 Proben 37,58, 38,46
bezieh. 37,65k/qmm, Dehnung 24,2 bezieh. 25,6 Proc. Verdünnung 36,6, 43 bezieh. 43,1 Proc. Es
konnten aus demselben daher auch mit bestem Erfolge Hufstäbe, Nieteisen, Bandeisen,
Schwarz- und Weiſsblech, überhaupt Handelseisen aller Art hergestellt werden.
Bei dem geringwerthigen Roheisen und der schlechten Kohle, welche hier verwendet
wurden, ist dies – namentlich auch mit Rücksicht auf den sehr geringen Abbrand –
allerdings ein vorzüglicher Erfolg, in Folge dessen eine gröſsere Anlage auf dem
genannten Werke gebaut wird. Sollten die Ergebnisse bei Fabrikation im Groſsen
ebenso glänzende sein, so würde der Springer'sche Ofen
auf den Puddelwerken eine weitgehende Umwälzung veranlassen.
Gewinnung reiner Silicate aus der Hochofenschlacke.
Nach H. D. Elbers (Techniker, 1883 S. 328) wird fein
vertheilte Hochofenschlacke, z.B. Schlackenwolle, bei Rothglut einem Luftstrome
ausgesetzt, damit sie ihren Schwefelgehalt als Schwefligsäure entweichen läſst. Die
geröstete Masse wird geschlämmt, die gröberen Theile werden gepulvert und nochmals
geröstet, oder man läſst sie an der Luft verwittern.
Die so gewonnenen Silicate sollen zur Herstellung von Glasuren für Thonwaaren und
Metalle mit Kaolin, Feldspath o. dgl. zusammengeschmolzen werden. Mit Cement oder Kalk gemischt,
sollen sie zur Herstellung von Kunstgegenständen, Relieſs u. dgl. verwendet
werden.
Zur Werthbestimmung südlicher Weine.
Nach A. Audoynaud (Comptes rendus, 1883 Bd. 97 S. 122)
versetzt man 5cc des zu untersuchenden Weines mit
10cc einer kalt gesättigten Lösung von
Bariumhydrat. Der erhaltene Niederschlag gibt beim Waschen mit heiſsem Wasser ein
gelbliches Filtrat, welches durch Einleiten von Kohlensäure von Baryt befreit wird.
Man bestimmt dann, wieviel einer 0,001-Normalpermanganatlösung zur Oxydation des
Filtrates erforderlich ist. Entsprechende Versuche ergaben folgende Resultate:
Alkoholgehalt
Permanganat
Stark farbiger Wein von Jacquez
10,6 Proc
4,6cc
Guter Wein von Sables
9,1
2,5
Guter, wenig farbiger Wein von Aramons
8,1
1,6
Sehr guter Wein von Coucy
8,8
3,3
Rosinenwein
6,2
0,6
Concentrirter wässeriger Malvenauszug
–
2,6
Billige, mit Farbstoffen versetzte Rosinenweine
7,17,19,1
1,00,81,2
Audoynaud hält Weine, welche bei diesem Verfahren
weniger als 1cc,5 Permanganatlösung gebrauchen,
für verdächtig.
Zur Gefährlichkeit Chlor haltigen Salpeters bei der
Pulverfabrikation; von Oscar Guttmann.
Ein mit salpetersaurem Natrium hergestelltes Pulvergemenge wurde mit kochendem Wasser
behandelt, nach dem Erkalten das überschüssige Wasser (richtiger Mutterlauge)
ausgepreſst und über einer Spiritusflamme abgedampft. Der Rückstand in der
Porzellanschale, welcher bloſs aus Salpeter bestehen sollte, wurde von der Flamme
herabgenommen und etwa 10 Minuten lang erkalten gelassen. Als nach dieser Zeit mit
einem kleinen Glasstabe versucht wurde, den Rückstand von der Schalenwandung
abzulösen, verpuffte der gesammte Inhalt mit groſser Schnelligkeit, wobei der
Verbrennungsrückstand umhergeschleudert wurde.
Der Natronsalpeter war im Handel gekaufte krystallisirte Waare, zeigte mit
salpetersaurem Silber starke Trübung und enthielt ungefähr 3 Proc.
Chlorverbindungen. Die übrigen Bestandtheile des Pulvers waren chemisch rein. Es
kann daher die Explosion nur der erfolgten Bildung von Chlorstickstoff zugeschrieben
und vor Verwendung Chlor haltigen Salpeters nicht genug gewarnt werden.
Ueber die Bestimmung von Gold und Kupfer.
Nach E. D. Peters in New-York (Engineering and Mining Journal, 1883 Bd. 35 S. 30) ist für Gold- und
Silbererze, namentlich für Aufbereitungsabgänge und andere wenig Gold enthaltende
Erze, besonders die Tiegelprobe mit Glätte und Soda zu empfehlen.
Zur Bestimmung des Kupfers in Schlacken, Steinen u. dgl. wird die Parkes'sche Cyankaliumprobe empfohlen, bei welcher die
ammoniakalische Kupferlösung mit einer Cyankaliumlösung mit bekanntem Wirkungswerthe
bis zur Entfärbung versetzt wird. Wenn kein Zink oder gröſsere Mengen von Arsen,
Antimon, Nickel oder Kobalt vorhanden sind, so soll diese Probe für gewöhnliche
Betriebszwecke hinreichend genau sein. Zur Bestimmung des gebildeten Kupfersulfates
und Oxydes beim Rösten von Erzen und Steinen soll dieses Verfahren geradezu
unentbehrlich sein, weil es wenig Zeit erfordert.
Herstellung von Propyljodid.
Chancel (Bulletin de la Société chimique, 1883 Bd. 39 S.
648) bringt 127g Jod, 60g Propylalkohol und 10g rothen Phosphor in eine Literflasche, verbindet sofort mit einem
Rückfluſskühler und erwärmt nach der gleich beginnenden lebhaften Reaction noch 1 Stunde
lang. Das erhaltene Product wird mit Wasser versetzt, das abgeschiedene Propyljodid
mit Sodalösung, dann mit Wasser gewaschen, mit Chlorcalcium getrocknet und
rectificirt. Man erhält 150g Propyljodid, welches
bei 102° siedet.
Zur Nachweisung von Cyan und Ferrocyan neben Chlor.
Cyansilber erscheint nach C. L. Bloxam (Chemical News,
1883 Bd. 48 S. 49 und 73) unter dem Mikroskope amorph, bildet aber nach dem
Befeuchten mit Ammoniakflüssigkeit und langsamen Verdunsten nadelförmige Krystalle,
Chlorsilber unter gleichen Verhältnissen dagegen sehr kleine Oktaeder. Würden die
Silberniederschläge mit Salpetersäure von 1,2 sp. G. gekocht, so löst sich das
Cyansilber, scheidet sich aber aus dem Filtrate beim Abkühlen wieder aus.
Ferrocyansilber gibt mit Ammoniak Cyansilber.
Ueber Oxyazoverbindungen.
Bei der Untersuchung von Benzolazoresorcin, C6H5.N2.C6H3(OH)2, erhielten R. Meyer
und H. Kreis (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1883 S. 1329) auch das Ammoniumsalz desselben. Löst man den
Farbstoff in wenig heiſsem, wässerigem Ammoniak, so fällt das Salz beim Erkalten in
fast schwarzen, grünlich schillernden Schuppen oder Blättern aus, welche aber schon
durch bloſses Liegen an der Luft Ammoniak verlieren und allmählich die rothe Farbe
der freien Säure annehmen. Das in der Kälte schwer lösliche und aus heiſsem
wässerigem Ammoniak sehr schön krystallisirende Salz eignet sich recht wohl zur
Reinigung des Benzolazoresorcins. Man erhält die freie Säure durch Zersetzung der
Ammoniumverbindung mittels Salzsäure als schön rothes Pulver vom Schmelzpunkte
165°.
Es wurden 10g o- oder p-Nitrophenol in 200cc verdünnter Kalilauge gelöst, darauf unter guter
Kühlung allmählich 13g,5 p-Diazobenzolsulfosäure
eingetragen. In beiden Fällen färbte sich die Flüssigkeit intensiv rothbraun; nach
½stündigem Stehen wurde mit Essigsäure angesäuert. Die Flüssigkeit, welche das
o-Nitrophenol enthielt, erstarrte alsbald zu einem Krystallbreie, indem sich
offenbar das saure Kaliumsalz des bereits von Grieß
beschriebenen p-Sulfobenzol-Azo-o-Nitrophenols, C6H4.SO3K.N2.C6H3NO2.OH,
ausscheidet. Die Verbindung wurde durch Umkrystallisiren aus heiſsem Wasser in
dunkel gelbrothen, glänzenden Blättchen erhalten. Die mittels p-Nitrophenol
erhaltene Lösung gab dagegen, obwohl sie eine kräftige Färbung angenommen hatte, mit
Essigsäure keine Fällung. Als sie aber mit einem groſsen Ueberschusse von absolutem
Alkohole versetzt wurde, schied sie einen starken, gelbbraunen Niederschlag aus.
Auch das Filtrat von dem aus o-Nitrophenol erhaltenen Azofarbstoffe gab mit Alkohol
eine ganz ähnliche, aber mehr rothbraune Fällung.
Die so dargestellten Kaliumsalze von Farbstoffsäuren lösen sich in Wasser
auſserordentlich leicht mit roth- bis gelbbrauner Farbe; in Alkohol, Aether,
Chloroform, Benzol sind sie unlöslich. Die wässerigen Lösungen werden durch
Metallsalze nicht gefällt; Wolle und Seide werden dadurch gefärbt. Leider gelang es
nicht, die Farbstoffe zu reinigen. Indessen macht es die Bildungsweise derselben
wahrscheinlich, daſs sie in die Klasse der Diazoverbindungen gehören.
Zur Kenntniſs der Naphtolverbindungen.
Werden nach E. Friedländer (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1883 S. 2075) α- und β-Naphtol in Gegenwart von Chlorcalcium mit Anilin, o-
oder p-Toluidin auf 230 bis 280° erhitzt, so entstehen secundäre Amine in
reichlicher Menge. Ohne Chlorcalcium ist die Ausbeute nur etwa halb so groſs.