Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 424 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Wasserwage für Transmissionsanlagen u.s.w.
Die in Fig. 10 Taf. 28 dargestellte Wasserwage, welche nach dem Techniker, 1883 S. 344 angeblich von J. Macdonald erfunden wurde, während die Anordnung
längst bekannt und in Anwendung ist (vgl. 1861 161 74),
bestellt aus zwei vertikalen in einem Fuſse befestigten
Glasröhren und einem Schlauche, welcher, an seitlichen Stutzen der Füſse angeklemmt,
eine Verbindung zwischen beiden Röhren herstellt. Die letzteren sind von metallenen,
einen Spalt frei lassenden Schutzhülsen umgeben und mit feiner Theilung
versehen.
Wie leicht einzusehen, kann man mit Hilfe dieses Apparates leicht den
Höhenunterschied zweier Punkte (z.B. einer Wellenleitung) bestimmen, deren Lage die
Anwendung von Visirinstrumenten o. dgl. nicht gestattet, wenn es nur möglich ist,
den Verbindungsschlauch in irgend einer Weise von einem Punkte zum anderen zu
führen. Durch Einsatzstücke kann der Schlauch leicht verlängert werden. Die Röhren
sind oben durch drehbare Kappen N verschlossen, denen
beim Gebrauche des Apparates eine solche Stellung gegeben wird, daſs sie eine kleine
Bohrung G frei legen und die Luft durch diese Zutritt
in die Röhren hat.
Explosion eines Dampfkessels mit kupfernem Rauchrohre.
Nach einem Berichte von L. Luuyt in den Annales des Ponts et Chaussées, 1883 S. 232 explodirte
am 1. August 1882 auf dem Bahnhofe zu Cheylas der Kessel eines fahrbaren
Dampfkrahnes, wobei der Heizer leicht verbrannt und 10m weit fortgeschleudert wurde. Derselbe war jedoch nach kurzer Zeit wieder
hergestellt. Der vertikale Kessel, im J. 1878 von der Société du Creusot gebaut und am 31. Januar 1879 auf 9at geprüft, war mit innerer Feuerbüchse, Field'schen Röhren und einem centralen, Feuerbüchsdecke
und Kesseldecke verbindenden Rauchrohre versehen. Dieses letztere, dessen Bersten
die Explosion hervorrief, war ein gezogenes Kupferrohr von 200mm Durchmesser und hatte ursprünglich 7mm Wanddicke. Es riſs im Dampfraume auf einer
Länge von 200mm parallel zur Achse auf, wobei die
Ränder des Risses nach innen gebogen wurden.
Bei der Untersuchung zeigte sich, daſs die Wanddicke des Rohres bedeutend vermindert
war; an der Bruchstelle selbst betrug sie noch 2mm,4, derselben gegenüber noch 5mm und an
einer oberhalb des Kessels liegenden, also nicht dem Dampfdrücke ausgesetzten Stelle
nur noch 1mm. Wie anzunehmen ist, wurde diese
Verschwächung nur durch die Reibung der mit kräftigem Zuge durch das Rohr fegenden
Kohlen- und Aschentheilchen verursacht. Der Zug wurde durch den Abdampf der Maschine
hervorgerufen und die einseitige Abnutzung des Rohres erklärt sich daraus, daſs das
Abdampfrohr von der Seite oberhalb der Kesseldecke in das Rauchrohr mündete, ohne
daſs ein die Ablenkung nach oben bewirkendes Knie angeschlossen war. Der Kessel war
alle 14 Tage gereinigt und überhaupt sorgfältig behandelt worden. Nur das Rauchrohr,
an welches sich oben direkt ein eiserner Schornstein anschloſs, war nicht näher
untersucht worden, weil dasselbe nicht gut zugänglich war und man eine wesentliche
Abnutzung desselben nicht vermuthete. Das Rohr wurde in der Folge durch ein
Eisenrohr ersetzt; dasselbe soll auch nach und nach bei den zahlreichen gleich
gebauten Kesseln ausgeführt werden.
Es zeigte sich also in diesem Falle, daſs Kupfer, obgleich es seiner gröſseren
Feuerbeständigkeit wegen für ein derartiges Rauchrohr vor dem Eisen den Vorzug zu
verdienen scheint, doch hierzu (wenigstens bei scharfem Zuge) nicht geeignet ist,
weil es sich durch die mechanische Einwirkung der daran reibenden Körperchen
schneller abnutzt als Eisen.
Eldred's Telephon.
Das Batterie-Telephon von H. H. Eldred in Paris (* D. R.
P. Kl. 21 Nr. 20629 vom 20. December 1881) enthält auf einer Unterlagsplatte aus
Bronze oder ähnlichem Metalle eine aus gepreſster Kohle hergestellte Platte mit
einer Anzahl Durchbohrungen, welche mit gepulverter Kohle ausgefüllt sind. Auf einem
die bronzene Unterlagsplatte umschlieſsenden Kautschukringe liegt ein Diaphragma und
auf diesem zunächst ein Kupferring, über diesem aber als schützender Abschluſs gegen
das Mundstück hin noch ein starkes Metallnetz. Zwei unter dem Metallnetze mündende
Schalllöcher erleichtern den Umlauf der Luft. Von den im Griffe des Gehäuses
zugeführten Stromleitern ist der eine mit dem Kupferringe und dem Diaphragma, der
andere mit der Unterlagsplatte verbunden.
Ein solches Telephon kann mit mehreren Kohlenplatten hergestellt werden und dann
werden die entsprechenden metallischen Theile mit je einer besonderen primären
Spirale verbunden, während die entsprechenden secundären Spiralen unter einander
verbunden sind und das eine Ende dieser secundären Leitung nach der Erde, das andere
nach der Leitung geführt wird.
Das unterseeische und unterirdische Telegraphennetz.
Ein Verzeichniſs der zur Zeit auf der ganzen Erde im Betriebe stehenden Unterseekabel (einschlieſslich der Kabel in
Meeresbuchten und den Fluſsmündungen, ausschlieſslich aber der Seen und Wasserläufe
im Inneren der Länder) hat das internationale Bureau der Telegraphenverwaltungen
nach amtlichen Quellen bearbeitet und als Beilage zum Journal télégraphique, 1883 Bd. 7 S. 113 mitgetheilt. Hiernach haben die
546 im Besitze von 21 Staatsverwaltungen befindlichen Seekabel eine Gesammtlänge von 13491km (7276,9 Seemeilen), während die Länge der in
ihnen enthaltenen Leitungsdrähte 17309km (9336,3
Seemeilen) beträgt; auſserdem besitzen 23 Privatgesellschaften 185 Kabel von 152401km (82204,4 Seemeilen)152419km (82214,4 Seemeilen) Gesammtlänge bei 160776km (86721,5
Seemeilen) Drahtlänge. Unter den Staaten besitzt Frankreich die ausgedehntesten
Kabel, nämlich 41 Kabel von 4318km (2329,3
Seemeilen) Länge und mit 4348km (2345,3 Seemeilen)
Draht, unter den Gesellschaften aber die Eastern Telegraph
Company, nämlich 49 Kabel von 31174km
(16814,9 Seemeilen) Länge und mit 31257km (16859,9
Seemeilen) Draht. Ein geographisch richtiges Bild lieſse sich nur durch Vereinigung
der Staats- und der Gesellschaftskabel gewinnen.
Dem gegenüber waren nach der von demselben Bureau herausgegebenen Statistique générale de la télégraphie am Ende des J.
1881 in folgenden 10 Ländern im Ganzen 7520km,9
unterirdische Kabel vorhanden, welche eine
Gesammtdrahtlänge von 69232km,6 besaſsen. Die
Kabel vertheilen sich folgendermaſsen auf die einzelnen Länder:
Länge
der Kabel
der Leitungsdrähte
Deutschland
5499,97km
37604,87km
Oesterreich-Ungarn
29,52
511,03
Belgien
11
232
Dänemark
3
79
Frankreich (einschlieſslich der
überseeischen Besitzungen)
850,97
11880,49
Groſsbritannien und Irland
771,19
17700,34
Niederland
95,80
591,50
Rumänien
11,38
56,12
Ruſsland
202,50
250,10
Schweiz
45,60
327,10
––––––––
–––––––––––––––
Summe
7520,93km
69232,55km.
Zur Verarbeitung basischer Schlacken.
Nach C. Pieper in Berlin (D. R. P. Kl. 16 Nr. 24130 vom
30. November 1882) werden die fein gepulverten Schlacken bei oxydirender Flamme
geröstet, dann mit stark verdünnter Salzsäure behandelt, so daſs nur die
Erdphosphate und die an Erden gebundene Kieselsäure in Lösung gehen. Aus der
erhaltenen Lösung wird dann die Phosphorsäure allein oder gemeinschaftlich mit der
Kieselsäure durch Kalkmilch ausgefällt. Die ungelöst bleibenden Eisen- und
Manganoxyde gehen wieder in den Hüttenbetrieb zurück.
Verfahren zur Herstellung fester, poröser Steinmassen.
Nach A. Frank in Charlottenburg (D. R. P. Kl. 80 Nr.
23350 vom 26. September 1882) wird Kieselsäure mit Blut, Leim, Zucker, Theer u. dgl.
und auſserdem mit einer Verbindung der Alkalien, alkalischen Erden und Magnesia
gemischt und gebrannt. Diese Verbindungen verhalten sich dann wie freie Alkalien,
indem ihre Säure durch die Kieselsäure ausgetrieben wird und die so entstandenen
Silicate die Masse verkitten. Als solche Verbindungen werden die Haloidsalze, die
Fluoride, die Carbonate, Nitrate, Borate, Sulfate, Phosphate und basischen Silicate
benutzt.
Verfahren zur Herstellung von Schwefelsäure.
Die gewöhnliche Schwefelsäure des Handels enthält bekanntlich 93 bis 96 Proc. sogen.
Monohydrat, H2SO4.
Ausnahmsweise wird durch weitere Verdampfung in Glas- oder Platingefäſsen hieraus
stärkere Saure von 97 oder höchstens 98 Proc. dargestellt; noch stärkere Säure läſst
sich auf diesem Wege nicht gewinnen, da das Monohydrat selbst schon bei mäſsiger
Erwärmung sich theilweise dissociirt und Säure von 98 bis 98,5 Proc.
zurückläſst.
Die Chemische Fabrik Griesheim in Frankfurt a. M. (D. R.
P. Kl. 12 Nr. 24402 vom 11. Januar 1883) hat nun gefunden, daſs man durch Abkühlung
von 98procentiger Säure sehr leicht auf fabrikmäſsigem Wege bei wenig unter 0° Monohydrat
auskrystallisiren lassen kann, daſs man dieses aber auch aus Säuren von 97 oder
sogar 96 Proc. ebenfalls noch durch mäſsige Abkühlung (etwa auf – 10°) erhalten
kann, wenn man die Erscheinung der Ueberschmelzung durch einige eingeworfene
Krystalle des Monohydrates mit oder ohne Umrühren aufhebt. Man stellt zunächst durch
Gefrierenlassen bei etwa – 10° einer 98procentigen Säure, welche durch Mischen von
gewöhnlicher mit rauchender Schwefelsäure gewonnen wurde, eine kleine Menge von
Monohydratkrystallen her. Die 96 bis 97procentige Schwefelsäure wird nun auf
mindestens 0° abgekühlt; dann wirft man einige Krystalle hinein und kühlt unter
Umrühren weiter, bis die Krystallbildung beendigt ist. Hierauf trennt man die
Mutterlauge von den Krystallen durch Abtropfen, Absaugen, Pressen, Ausschleudern u.
dgl., wobei die Temperatur nicht über 0° steigen soll.
Die Krystalle werden kaum ganz reines Monohydrat sein, da ihnen etwas Mutterlauge
anhängen wird. Will man ganz reines Monohydrat darstellen, so läſst man sie sich
verflüssigen, wobei man die latente Schmelzwärme zur Abkühlung von weiterer Säure
benutzen kann, kühlt wieder etwas unter 0° ab, trennt die entstehenden Krystalle von
der Mutterlauge und wiederholt dies nach Bedarf.
Zur Kenntniſs der Pyridinverbindungen.
Die Bildung von Pyridinabkömmlingen aus Acetessigäther
und Aldehydammoniak beruht nach A. Hantzsch darauf,
daſs neben der Vereinigung zweier Moleküle Acetessigäther unter Wasseraustritt
zugleich eine Abspaltung von Wasser zwischen diesen und dem Aldehydammoniak erfolgt.
Wird statt Aldehydammoniak Orthoamidophenol verwendet, so bildet sich unter Austritt
von 1 Mol. Wasser Anhydroorthoamidophenolacetessigäther. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 1948 u.
1952.)
Wird nach A. Ladenburg (daselbst S. 2057)
Aethylpyridinjodür auf 290° erhitzt, so entweicht Aethan unter Bildung von
Aethylpyridin.
Ueber Chinovin und Chinovasäure.
Bei der Gewinnung der Chinaalkaloide durch Alkoholextraction gehen auſser den Basen
und deren Salzen Chinovin-Chinin u. dgl. in die alkoholische Lösung. Wird aus dem
Filtrate der Alkohol abdestillirt, so treten nach dem Zusätze verdünnter
Mineralsäuren aus dem Rückstande nur die Basen als Salze in Wasser über, während
eine in Wasser unlösliche, braune, harzige Masse zurückbleibt. Diese wurde nun von
C. Liebermann und F. Giesel
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 926) mit Kalkmilch
erwärmt und das Filtrat mit Salzsäure gefällt. Der nunmehr entstehende ziemlich
hellgelbe Niederschlag wurde getrocknet und mit Alkohol behandelt. Ein kleiner Theil
Chinovasäure bleibt hierbei als weiſses Pulver ungelöst, während die Hauptmenge mit
brauner Farbe in Lösung geht. Verdünnt man letztere bis fast zur beginnenden Fällung
mit Wasser, so scheiden sich nach längerem Stehen kleine, nur wenig gefärbte
Krystalle von Chinovin ab. Ein einmaliges Umkrystallisiren derselben aus verdünntem
Alkohole genügt meist, es frei von Chinovasäure in Form kleiner, glitzernder,
weiſser Schüppchen zu erhalten. Die Ausbeute an reinem Materiale beträgt etwa 26
Procent vom Rohproducte, da mittels des amorphen Hauptproductes ein groſser Theil
krystallisirbaren Chinovins in Lösung bleibt. Von der Anwesenheit groſser Mengen des
letzteren in den Mutterlaugen überzeugt man sich leicht dadurch, daſs kochende
Salzsäure aus ihnen noch viel Chinovasäure abspaltet, auf welche man daher die
Mutterlaugen zweckmäſsig verarbeitet.
In dieser Weise lieſs sich jedoch bei einem harzigen Rohmateriale, bei welchem statt
der Chinchonarinden sogen. Cuprearinden benutzt wurden, kein Chinovin gewinnen. Die
Lösung wurde dann mit der nöthigen Menge concentrirten Ammoniaks in der Wärme
versetzt, worauf nach kurzer Zeit die ganze Masse zu einem Krystallbreie gestand;
derselbe wurde durch Abpressen von der Mutterlauge getrennt, das Ammoniak mit
Essigsäure fortgenommen, in Alkohol gelöst und nochmals mit Ammoniak zur
Krystallisation gebracht. Nachdem die Substanz von neuem durch Essigsäure in
Freiheit gesetzt war,
krystallisirte sie aus der alkoholischen, bis zur beginnenden Trübung mit Wasser
versetzten Lösung in feinen, weiſsen Nadeln. Die weitere Untersuchung ergab, daſs
die aus den Cuprearinden erhaltene Substanz zwar in der Zusammensetzung und der
Spaltung zu Chinovasäure mit dem früheren Chinovin übereinstimmt, aber nicht damit
identisch, sondern isomer ist. Es wurde daher das aus den Cuprearinden gewonnene
Chinovin als β-Chinovin von der aus den Chinchonarinden
stammenden α-Verbindung unterschieden.
Das α-Chinovin bildet ein weiſses, sehr lockeres, leicht
verstäubendes krystallinisches Pulver, ist in kaltem Wasser ganz, in heiſsem fast
unlöslich, löst sich aber in den kalten wässerigen Lösungen der Alkalien, des
Ammoniaks, in Kalkmilch und Barytwasser auf. In Benzol, Chloroform und absolutem
Aether ist es sehr schwer löslich. Leichter löst es sich in verdünntem Alkohol und
wird durch geeigneten Wasserzusatz daraus in glitzernden Schüppchen gefällt. Aus
stärkerem Alkohol krystallisirt es in rosettenförmig gruppirten, klaren, sehr
kleinen Nädelchen. Sehr leicht löslich ist es in 98procentigem Alkohol, namentlich
bei gelindem Erwärmen. Beim Verdunsten des Alkoholes über Schwefelsäure trocknet das
Ganze zu einer gummiartigen Masse ohne Abscheidung von Krystallen ein. Die Lösungen
des α-Chinovin drehen nach rechts, der Versuch ergab
α = + 56,6. Fehling'sche Lösung reducirt es nicht.
β-Chinovin ist im Allgemeinen der vorbesprochenen sehr
ähnlich. Es ist aber in absolutem Aether und in Essigäther nicht löslich, wohl aber
in absolutem Alkohol. Die Lösung findet unter Erwärmung statt; nach einiger Zeit
beginnt dann, selbst wenn die Verdunstung des Alkoholes ausgeschlossen ist, eine
freiwillige Ausscheidung von Krystallen. Man erhält diese Alkoholverbindung am
schönsten, wenn man eine Lösung von β-Chinovin in etwa
ihrem 25 fachen Gewichte absoluten Alkoholes langsam in einem tiefen Gefäſse über
Schwefelsäure verdunsten läſst. Die Verbindung scheidet sich in groſsen
glasglänzenden, anscheinend rhombischen Prismen ab, welche aber, aus der Flüssigkeit
genommen, sofort verwittern und porzellanartig undurchsichtig werden. β-Chinovin, mit concentrirter Schwefelsäure auf dem
Uhrglase angerieben, gibt eine gelbe Lösung, welche an der Luft schön kirschroth
wird; α-Chinovin zeigt diese Reaction weit schwächer.
Eine 2,7 procentige Lösung in absolutem Alkohol ergab ein specifisches
Drehungsvermögen α = + 27,9 oder gerade die Hälfte vom
Drehungsvermögen der α-Verbindung.
Die von Hlasiwetz zuerst beobachtete Spaltung in
Chinovasäure und Zucker zeigt sowohl α- wie β-Chinovin.
Die Chinovasäure wird in einfacher Weise so dargestellt,
daſs man das braune harzige Rohmaterial auf Chinovasäure verarbeitet, indem man das
in Alkohol gelöste Harz mehrere Stunden auf dem Wasserbade mit viel concentrirter
Salzsäure erhitzt. Die dann ausgeschiedene schlammige Chinovasäure ist trotz der
stark gefärbten Mutterlauge weiſs. Sie wurde mit Alkohol, in welchem sie unlöslich
ist, gewaschen und dann in diesem unter Beihilfe von Ammoniak gelöst. Kocht man nun
das Ammoniak fort oder setzt in der Wärme Salzsäure zu, so fällt die Chinovasäure
als sandiges, rein weiſses und gut filtrirbares Pulver aus. Die Ausbeute aus dem
Rohmateriale beträgt etwa 60 Procent des Rohproductes. Beide Chinovine ergeben
identische Spaltungsproducte. Die aus der Spaltung der Glykoside erhaltenen Mengen
Chinovasäure machen folgende Spaltungsgleichung wahrscheinlich: C38H62O11 = C32H48O6 + C6H12O4 + H2O.
Verfahren zur Herstellung von Pyrogallussäure.
Nach H. Tauchert in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 23347
vom 29. August 1882) wird Phlobaphen durch Erhitzen mit einer alkalischen Lösung von
Salpeter auf 130° in Pyrogallussäure übergeführt.
Verfahren zur Darstellung von Salicylsäure und alkylirten
Phenolen aus Phenylkohlensäureestern.
Mengt man nach W. Hentschel in Dresden (D. R. P. Kl. 12
Nr. 24151 vom 3. Januar 1883) Diphenylcarbonat mit einer äquivalenten Menge Alkali
als geschmolzenes Natriumhydrat oder Natriumalkoholat bezieh. Natriumhydrat und
Alkohol und erhitzt in einer indifferenten Atmosphäre auf 200°, so destillirt Phenol bezieh. Phenetol
ab, während aus dem in Wasser gelösten Rückstande die Salicylsäure sich auf Zusatz
von Salzsäure abscheidet. Die Umsetzungen verlaufen nach folgenden Gleichungen:
CO(OC6H5)2 + C2H5ONa = C6H4.COONa.OH + C6H5.O.C2H5.
CO(OC6H5)2 + NaOH = C6H4.COONa.OH + C6H5OH.
Zur Herstellung des Diphenylcarbonates leitet man in eine wässerige Lösung von
Phenolnatrium Chlorkohlenoxyd, wodurch das Diphenylcarbonat, mit wenig Phenol
verunreinigt, ausfällt. Es wird mit verdünnter Natronlauge gewaschen, mit Wasser
ausgelaugt und gewaschen; nach dem Erkalten wird das überstehende Wasser abgegossen
und das Diphenylcarbonat destillirt.
Statt des Diphenylcarbonates können indeſs auch andere Phenylkohlensäure-Alkylester
zur Darstellung der Salicylsäure benutzt werden; dieselben geben beim Destilliren
mit Phenolnatrium in indifferenter Atmosphäre alkylirte Phenole und salicylsaures
Natrium; die folgende Gleichung versinnlicht diese Umlagerung für den
Phenylkohlensäure-Aethylester:
CO(OC6H5)2 + C6H5ONa = C6H4.COONa.OH + C6H5OC2H5.
Zur Bildung von Salicylsäure.
Bei seinen Versuchen über die Einwirkung von Kohlenoxyd auf Alkoholate in Gegenwart
von Salzen, deren Säuren verschiedenen Reihen angehören, fand M. Schroeder (Liebig's Annalen, 1883 Bd. 221 S. 40),
daſs entsprechend der Formel C6H5ONa + Na2CO3 + CO = C6H4.ONa.CO2Na +
NaCHO2 salicylsaures Natrium gebildet wird, wenn
man über ein Gemenge von Natriumphenylat und Natriumcarbonat bei 200° Kohlenoxyd
leitet.
Verfahren zur Herstellung von künstlichem Indigo.
Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen (D.
R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 23785 vom 13. Januar 1883, vgl. 1883 248 341) will das von Gevekoht in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882
S. 2084 beschriebene Orthonitroacetophenon in der 5fachen Menge Eisessig lösen und
die einem Molekül entsprechende Menge Brom zufügen. Beim Eingieſsen der Lösung in
Wasser scheidet sich das Monobromnitroacetophenon als gelbes, nach einiger Zeit
krystallinisch erstarrendes Oel aus. Dieses wird in Alkohol gelöst und mit einem
Ueberschusse von Schwefelammonium einige Stunden in der Kälte stehen gelassen. Beim
Verdampfen der Lösung scheidet sich ein dunkler, flockiger Niederschlag ab, welcher
beim Behandeln mit Alkohol Indigoblau zurückläſst.
Wendet man bei der Bromirung des Orthonitroacetophenons zwei Mol. Brom an, so
entsteht das ebenfalls gut krystallisirende Dibromorthonitroacetophenon, welches
unter den oben angegebenen Bedingungen ebenfallls in Indigoblau umgewandelt werden
kann.
Die den Bromverbindungen entsprechenden Chlorsubstitutionsproducte entstehen beim
Einleiten von Chlor in die essigsaure Lösung des Orthonitroacetophenons und liefern
bei der gleichen Behandlung mit Schwefelammonium ebenfalls Indigoblau.
Kupferphosphat-Grün.
Eine grüne Farbe kann, wie Camille Koechlin im Bulletin de Mulhouse, 1883 Märzsitzung des Comité de Chimie angibt, in folgender Weise auf dem
Gewebe erzeugt werden. Man bereitet sich eine Auflösung von 3l Wasser, 1l
Ammoniak, 400g krystallisirtem Kupferacetat und
800g Natriumphosphat. Sollte die Lösung nicht
vollständig sein, so fügt man mehr Ammoniak zu.
Man klotzt mit dem Rouleau oder mit dem Foulard; im letzteren Falle muſs das Bad mit
seinem Volumen Wasser verdünnt werden. Man trocknet, lüftet einige Stunden, wäscht
und seift bei 60°. Natriumphosphit gibt einen dem durch Phosphat hervorgebrachten
ähnelnden Farbenton; unterphosphorigsaures Natrium einen grüneren Ton, ebenso
arsenigsaures.