Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 285 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Rettig's Rudergabel für Wettrennboote.
Um bei möglichster Festigkeit und Sicherheit der üblichen Auslieger an Rennbooten
beide thunlichst leicht halten zu können, setzt W. A. Rettig in
Berlin (* D.
R. P. Kl. 65 Nr. 24553 vom 3. November 1882) die Auslieger aus Stäben und
Drähten wie ein Gitterträger zusammen. Die Ausleger sind in Form annähernd
gleichseitiger Dreiecke gedacht, welche rechts und links abwechselnd versetzt sind,
so daſs durch Einschalten je einer Stützstrebe an den Stoſsstellen für die einander
gegenüber liegenden Ausleger ein starres System geschaffen wird, welches die
Einwirkung der Kräfte auf das Boot selbst verhindert; letzteres wird demnach nicht
auf Zusammendrücken der Bordwände durch die Ruderbewegungen beansprucht. Die Stelle
des Doppelbodens vertritt ein Gleitschemel für die Füſse.
Auerbach's mittels Schraubenspindeln verstellbare Klemmklauen
für Stauchmaschinen.
Um ein Arbeitstück beliebigen Profils auf der Stauch- bezieh. Schweiſsmaschine fest
einspannen und leicht lösen zu können, verstellt P. Auerbach in
Saalfeld, Thüringen (* D. R. P. Kl.
49 Nr. 24212 vom 17. März 1883) die gezahnten Klemmbacken mittels
Schraubenspindeln 5 letztere sind mit den Klemmbacken drehbar verbunden, während
ihre Muttern um einen Zapfen drehbar angeordnet sind, welcher in dem üblichen
beweglichen Stauchmaschinenschlitten eingesetzt wird.
Th. Hansen's Herstellung eines elastischen Verpackungsstoffes
aus Papier.
In derselben Weise, wie dies von R. H. Thompson (1882
246 * 153) angegeben ist, will Th.
Hansen in Kopenhagen (* D. R. P. Kl. 54 Nr. 24416 vom 23.
Februar 1883) elastisches Verpackungsmaterial für Flaschen, Glas- und
Porzellanwaaren o. dgl. herstellen, indem eine Lage glatten Papieres mit einer
zweiten aus gewelltem Papiere zusammengeklebt wird. Thompson bestreicht die glatte Bahn mit Kleister, Hansen das gewellte Papier, um es auf das andere zu befestigen.
Werden die Wellen im Papiere gröſser hergestellt und nach dem Zusammenkleben mit der
glatten Bahn leicht niedergewalzt, so soll der Stoff eine passende elastische
Unterlage für Fuſsbodendecken, Teppiche u. dgl. abgeben, indem der Staub sich in den
Papierfalten ansammeln kann, aus denen er sich nicht leicht wieder erhebt.
Thomas und Kummer's Mikrophon mit compensirten Pendeln.
Der einfache Pendelcontact des Berlinerischen Mikrophons
ist später durch zwei oder mehr hinter einander angeordnete, gleich lange Pendel
ersetzt worden, um einen mehrfachen Contact zu erzielen und dadurch die Intensität
der Stromschwankungen zu erhöhen. Diese letztere Anordnung hat aber in Folge der
gleichen Schwingungsdauer der einzelnen Pendel doch keine wesentliche Verstärkung
der Stromschwankungen zur Folge. A. Thomas in
Königstein und O. Kummer in Dresden (* D. R. P. Kl.
21 Nr. 23821 vom 19. November 1882) gehen daher bei ihrem Mikrophon mit
compensirten Pendeln von demselben Gedanken aus, welcher Lüdtge's Mikrophon (D. R. P. Nr. 8328, vgl. 1879 232 231. 1883 248 204) zu Grunde liegt; während
aber Lüdtge die Kohlencontacte, welche mit der Membran
schwingen, durch elastische Bänder verbindet, damit die Schwingungsdauer des
hinteren Contacttheiles eine andere wird als die des direkt an der Membran
befestigten, werden hier mehrere (etwa 3) Pendel benutzt, welche, weil verschieden
lang, auch verschiedene Schwingungsdauer und Schwingungslänge haben. Auf diese Weise
ergeben sich gewissermaſsen Schwingungsinterferenzen, durch welche allerdings eine
wesentliche Variation in der Innigkeit der Berührung ihrer Contactstücke
hervorgebracht werden mag. Bei der einen Anordnung werden 3 hinter einander liegende
Contactpendel durch eine Feder mit isolirendem Knopfe gegen einander und gegen die
Membran gedrückt. An Stelle derselben lassen sich auch 3 Paar neben einander
anwenden, von denen nicht nur je zwei verschiedene Länge haben, sondern auch die 3
Paare unter sich verschieden lang sind.
Cance's Bogenlampe.
Bei der Bogenlampe von A. Cance, mittels welcher die Société Anonyme de Construction Mécanique et d'Appareils
Électriques (Système Cance) in Paris während der Wiener Elektrischen
Ausstellung den Pavillon der französischen Telegraphen-Verwaltung und die denselben
umgebende Galerie beleuchtet hatte, wird die Entfernung der beiden Kohlen durch eine
Schraube ohne Ende regulirt. Der Strom durchläuft die Kohlen träger und zwei
Solenoide und hebt durch seine Wirkung die Kerne in den Solenoiden so hoch, daſs
durch sie eine Sperrung in das die Schraube in Umdrehung versetzende Schraubenrad
eingelegt wird. Wenn aber durch das Abbrennen der Kohlen der Widerstand zu groſs
wird, so senken sich die Kerne, lassen das Schraubenrad frei und dieses nähert
mittels der Schraube die Kohlen einander. Dieser Regulirungsmechanismus liegt
gewöhnlich oberhalb der Kohlen, kann aber auch unter denselben angebracht werden.
Die Cance-Lampen wurden von Gramme-Maschinen gespeist und waren parallel geschaltet.
Die Potentialdifferenz am Umschalter beträgt 75 bis 80 Volt, die an den Klemmen der
Lampe 43 bis 44 Volt; der Widerstand der Leitung einschlieſslich Rheostat kalt 3,25,
warm 3,70 Ohm; die Stromstärke in jedem Stromzweige 6,5 bis 7,5 Ampere; die
Lichtstärke 40 bis 45 Carcel.
Brunot's elektrisches Objectiv für Photographen.
Die sich wegen ihrer Zweckmäſsigkeit im Gebrauche bei der Augenblicksphotographie
ausbreitenden Bromgelatine-Platten fordern bei ihrer groſsen Lichtempfindlichkeit
besondere Einrichtungen, um die Zeit der Einwirkung auf den Bruchtheil einer Secunde
zu beschränken. Im Scientific American Supplement, 1883
* S. 6557 ist ein dazu bestimmter, sehr zweckmäſsiger Verschluſsapparat von Brunot beschrieben, welcher aus einer rechteckigen
Kapsel besteht, die in ihrer Vorderfläche das Objectiv trägt, an ihrer Rückfläche
dagegen eine Kupferhülse., um dicht auf ein Kupferrohr an der Dunkelkammer
aufgeschoben werden zu können. Im Inneren der Kapsel, die mehr oder weniger stark
gegen die Vertikale
geneigt werden und dadurch die Zeit der Exponirung gröſser oder kleiner machen kann,
befindet sich ein beweglicher Schirm mit einem weichen Eisenanker an seiner oberen
Seite und mit einer rechteckigen Oeffnung in seiner Mitte. Der Oeffnung läſst sich
mittels zweier Gleitstücke, die mit Schrauben befestigt werden, eine der jeweiligen
Lichtstärke angemessene Gröſse geben. Ein Elektromagnet mit polarisirtem Kern wirkt
für gewöhnlich anziehend auf den weichen Anker am Schirme; wird aber aus einer
kleinen Taschenbatterie, deren Füllung aus mit doppelchromsaurem Kali getränktem
Asbeste besteht, beim Niederdrücken eines Knopfes ein Strom in biegsamen
Zuleitungsdrähten durch den Elektromagnet geschickt, so wird der magnetisirte Kern
des Elektromagnetes unmagnetisch, der Schirm fällt daher durch Federwirkung oder
durch sein Eigengewicht herab und die Exponirung dauert so lange, als die Oeffnung
im Schirme vor dem Objective vorübergeht, etwa 1/15 bis 1/12 Secunde. Mit diesem Objective konnte
man einen mit 24km Geschwindigkeit fahrenden Zug
scharf photographiren. Nach der Benutzung wird die Kapsel einfach um 180° gedreht,
wodurch der Anker wieder an den Elektromagnet gebracht wird. Eine Schraube an der
Seite gestattet den Schirm während der Einstellung mit der Oeffnung dem Objective
gegenüber gestellt zu halten. Ein Vorzug ist es, daſs die Kapsel völlig luftdicht
schlieſst und keinerlei Anordnung zum Festhalten des Schirmes enthält, weshalb beim
Loslassen keine Stöſse auftreten und die Bilder mit gröſser er Schärfe erzeugt
werden.
Ueber die Gewinnung von Feldspate.
Nach Becker (Thonindustriezeitung, 1883 S. 451) wird in
Böhmen und Bayern nur wenig Feldspath gewonnen, so daſs er nicht einmal den Bedarf
der dortigen Porzellanfabriken deckt. Der bei Frankenstein in Schlesien gewonnene
Späth ist hierfür unbrauchbar. Das Hauptproductionsland für guten Feldspath ist
Norwegen, wo bei Moſs, Christiania und Bergen, namentlich bei Arendal ergiebige
Brüche sich befinden. Schwedischer Feldspath wird fast nur in den der Gesellschaft
Rörstrand gehörenden Gruben gewonnen. Röthlicher
(I) und weiſser Rörstrand-Spath (II), grauer norwegischer Feldspath (III), sowie von
J. Aron untersuchter heller (IV) und dunkler
norwegischer Späth (V) hatten folgende Zusammensetzung:
I
II
III
IV
V
Kieselsäure
64,57
61,55
63,25
65,12
65,54
Thonerde
19,73
23,80
19,96
18,00
18,31
KalkMagnesia
0,18–
3,98
0,55 0,21
–Spur
–Spur
Kali
12,26
0,38
14,32
12,89
12,53
Natron
3,06
9,67
1,36
3,00
3,17
Eisenoxyd
0,20
–
0,35
0,78
0,74
Ueber die Verwendung der Malzkeime in der
Preſshefenfabrikation.
Wie L. Hayduck in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1883 S. 981 berichtet, können Malzkeime
in Folge ihres hohen Gehaltes an Amidstickstoff vortheilhafte Verwendung in der
Hefenfabrikation finden.
100g Malzkeime wurden z.B. ungefähr ½ Stunde lang
mit Wasser gekocht, in dem Filtrate 100g Zucker
aufgelöst und die Flüssigkeit zu 1l aufgefüllt.
Hierzu wurden 10g Preſshefe (Wassergehalt 78,35
Proc.) gegeben und die Mischung bei 17,50 zur Gährung angestellt. Der
Stickstoffgehalt der Versuchsflüssigkeit betrug vor der Gährung 0,0947, nach der
Gährung 0,0474 Proc. Von dem in Lösung befindlichen Stickstoffe wurden demnach von
der Hefe 50,0 Proc. assimilirt. Das Gewicht der Hefe betrug nach der Gährung 39g,7, also das Gewicht der neu gebildeten Hefe
29g,7 (Wassergehalt 79,7 Proc).
Die Verwendung der Malzkeime in der Preſshefenfabrikation wird sich am einfachsten in
der Weise ausführen lassen, daſs zu der concentrirten, im Gährbottiche befindlichen
Maische die Abkochung von Malzkeimen in solcher Menge zugesetzt wird, bis der
gewünschte Verdünnungsgrad der Maische erreicht ist. Eine vorhergehende Trennung der
Flüssigkeit von den ausgekochten Malzkeimen wird jedoch nicht umgangen werden können, weil die
faserigen und leichten Malzkeime eine Decke bilden und leicht den Hefenauftrieb
hindern können.
Verfahren zur Herstellung von Hopfenextract.
Nach W. G.
Forster in Streatham Common, England
(D. R. P. Kl. 6 Nr. 24921 vom 23. Januar 1883) soll
der Hopfen zunächst mit Dampf destillirt werden, zur Gewinnung des ätherischen
Oeles; dann wird er mit Schwefelkohlenstoff ausgezogen, der nach dem Abdestilliren
desselben zurückbleidende Auszug mit Natronlauge neutralisirt und im Vacuum
verdunstet. Um aus diesem das Lupulin und die Harze enthaltenden Rückstande das
Lupulin zu gewinnen, wird derselbe mit Alkohol ausgezogen, dieser abfiltrirt, der
dabei bleibende Rückstand in Aether gelöst und aus der Lösung mit Kali- oder
Natronlauge das Lupulin in Form des entsprechenden Alkalisalzes ausgeschüttelt und
zum Extract concentrirt. Nach der Behandlung mit Schwefelkohlenstoff wird der Hopfen
mittels Dampf von demselben vollständig wieder befreit und mit kochendem Wasser das
Tannin, der klärende Bestandtheil, ausgezogen, um ebenfalls im Vacuum zum Syrup
eingedampft zu werden.
Beim Brauen mit diesen Präparaten wird das Tannin und das das Lupulin und die Harze
enthaltende Extract der Bierwürze sogleich vor dem Kochen hinzugesetzt, wobei nur
eine geringe Menge ungelöst bleibt und das Tannin daher Gelegenheit findet, mit den
Stickstoff haltigen Substanzen der Würze vollkommener als bei Verwendung von Hopfen
in Wechselwirkung zu treten; das Hopfenöl dagegen wird, weil es beim Kochen sich
theilweise verflüchtigen würde, erst vor der Gährung hinzugefügt.
Verfahren zum Bleichen von Flachs und Hanfgespinnsten.
Nach A. Delabove in Paris (Oesterreichisches Patent Kl.
8 vom 2. Januar 1882) unterwirft man die Gespinnste oder Gewebe zuerst einer Reihe
von auf einander folgenden Beuchungen in alkalischen Flüssigkeiten, wodurch
dieselben von den anhaftenden Pectinsubstanzen und den von der früheren Behandlung
herrührenden fremden Stoffen befreit werden, und führt sie hierauf gleichzeitig
durch eine Lösung von Chlorkalk und eine mit Thonerdehydrat gesättigte Lösung von
schwefelsaurer Thonerde. Durch die gleichzeitige Gegenwart dieser beiden Substanzen
soll eine Reaction entstehen, bei welcher ozonisirter Sauerstoff frei wird, welcher
eine gröſsere entfärbendere Wirkung als Chlorkalk und auſserdem noch den Vortheil
haben soll, auf die Fasern weit weniger zerstörend einzuwirken wie eine
entsprechende Menge Chlorkalk.
Um ein vollkommenes Weiſs zu erhalten, muſs man die Gespinnste und Gewebe, welche der
ersten entfärbenden Behandlung unterworfen wurden, in einer Seifenlösung, welcher
Ammoniak zugesetzt ist, nachbeuchen und eine zweite entfärbende Behandlung, welche
der ersten gleich ist, folgen lassen.
Zur Frage der Brechweinsteinverfälschungen.
Daſs der Zinkvitriol bezieh. das Zinkacetat in manchen Fällen der Tanninbefestigung
den Brechweinstein vortheilhaft ersetzen kann, wurde von H.
Schmid in der Chemiker-Zeitung, 1882 S. 949
angegeben. Leider ist seither diese Thatsache dazu ausgenutzt worden, eigentlichen
Brechweinstein betrügerischer Weise mit schwefelsaurem Zinke zu beladen; derartige
Producte, im Handel als „Brechweinstein in Pulver“, „Brechweinstein
Ersatz“ (vgl. S. 48 d. Bd.), „Antimonbeize“ bezeichnet, enthielten
nach der Chemiker-Zeitung, 1884 S. 23 bis zu 33 und
selbst 59 Proc. Zinkvitriol. Auf Grund der analytischen Ergebnisse und des
Kaufpreises dieser Präparate berechnet sich bei dem zuletzt angegebenen der Preis
des Procentes Antimonoxyd, welches allein im Brechweinsteine werthbestimmend ist, zu
12,24 M., während er sich für 99 bis 100 procentigen Brechweinstein, also für
technisch reine Waare, auf 7,00 M. stellt.