Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 333 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Roheisen-Erzeugung und Kohlengewinnung in Deutschland im J.
1882/3.
Nach den statistischen Mittheilungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustriellen wurden im Deutschen Reiche (mit Einschluſs Luxemburgs) im
December 1883 292129t Roheisen dargestellt. Die
Jahreserzeugung belief:
Im J. 1883 auf
2045396t
Puddelroheisen
122180
Spiegeleisen
495920
Bessemer-Roheisen
369685
Thomas-Roheisen
347607
Gieſserei-Roheisen
–––––––
Im Ganzen auf
3380788t
Roheisen
Dagegen im J. 1882 auf
3170957t
Roheisen.
Diese letztere Ziffer (vgl. auch 1883 247 398) ist ohne Einrechnung von Bruch- und Wascheisen zu nehmen.
Letzteres ergab nach der amtlichen Statistik im J. 1882 16835t. Die Gesammt-Roheisen-Erzeugung des J. 1882 ist
amtlich auf 3380806t festgestellt, im Werthe von
195 708409 M., so daſs die Tonne mit 57,89 M. bewerthet erscheint. Die Zahl der
producirenden Werke betrug 137, der Arbeiter 23015, der vorhandenen bezieh.
betriebenen Hochöfen 316 bezieh. 261. An Steinkohlen wurden im J. 1882 gefördert
52118595t im Werthe von 267859377 M.,
Braunkohlen 13259616t im Werthe von 36155570 M.
Der Werth der Tonne stellt sich also auf 5,18 bezieh. 2,72 M. Die Zahl der Arbeiter
betrug 195958 bezieh. 25546. (Vgl. Stahl und Eisen,
1884 S. 119 u. 124.)
Zur Unterscheidung von Stahl und Eisen in kleinen
Stücken.
Der frische Bruch ist in der Regel ein Kennzeichen für die Klassificirung des
Probestückes; sein Ansehen bietet aber keine genügende Sicherheit, sobald gutes
Feinkorneisen oder sehr weicher Stahl vorliegt. Um auch in solchen Fällen die
Unterscheidung bequem und sicher durchzuführen, hat Walrand in der Société des Ingenieurs civils
in Paris, Sitzungsberichte 1883 S. 531 das einfache Mittel angegeben, den Bruch des
erhitzten und zur blauen Farbe nachgelassenen Probestückes zu betrachten. Bei diesem
Verfahren sollen alle Zweifel über die Natur des fraglichen Stückes ausgeschlossen
sein.
Der Versuch kann folgendermaſsen ausgeführt werden:
Der ungefähr 25 bis 30cm lange Probestab wird etwa
4 bis 5cm von seinen Enden leicht eingeritzt; das
eine Ende erhitzt man dann langsam und gleichmäſsig bis zur dunkeln Rothglut (325
bis 400°) und kühlt es in Wasser ab. Während des Abkühlens muſs das noch warme Stück
öfters mit einer Feile untersucht werden, bis die bloſsgelegte, metallisch glänzende
Fläche dunkel gelb, besser blau angelaufen erscheint; jetzt wird rasch und
vollkommen abgekühlt.
Die Bruchflächen der nun an beiden Enden an der Einritzstelle abgeschlagenen
Probestücke dienen zum Vergleichen. Gewöhnliches, kalt
gebrochenes Schmiedeisen erscheint sehnig oder körnig; ist es aber in
obiger Weise behandelt worden, so zeigt es sich im Bruche matt, zerrissen und von
kurzer Seime. Harter und mäßig harter Stahl ist
feinkörnig; nach dem Erhitzen und Nachlassen hat er einen glänzenden, ganz oder
theilweise glatten Bruch. Schwedisches Eisen hat nur
Spuren von Sehne, unterscheidet sich sonst nicht von weichem Stahl; im angelassenen
Zustande wird die Sehne deutlich und das glatte Aussehen verschwindet, während es
bei gleichartig behandeltem weichem Stahle um so mehr hervortritt.
Thonet's Verfahren zur Nachahmung der Textur von
Hölzern.
Das von Gebrüder Thonet in Wien (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 24046 vom 14.
Februar 1883) patentirte Verfahren besteht darin, daſs durch Ueberwalzen
mittels unrunder Messerscheiben, welche gegen einander unregelmäſsig versetzt sind,
die Textur ringförmiger Hölzer, wie Eiche, Esche, Ulme, Palisander, Mahagoni u.s.w.,
nachgeahmt wird, da sich auf dem Holze dem unregelmäſsigen Umfange der Scheiben
entsprechend unregelmäſsige Eindrücke einprägen.
Ueber Gewichtsunterschiede beim Transporte von
Rohzucker.
Entgegen der vielfach ausgesprochenen Behauptung, warm in Säcke verpackter Zucker
verliere beim Transporte an Gewicht, zeigt H.
Bodenbender in der Deutschen Zuckerindustrie,
1883 S. 1259, daſs bei 40° verpackter Zucker anfangs etwa 0,1 Procent an Gewicht
verliert, dann aber etwa 0,2 Proc. wieder zunimmt. Bei 30° verpackter Zucker zeigt
selbst diese vorübergehende Gewichtsabnahme durch Verdunstung nicht. Beim
Aufbewahren in warmen Räumen muſs der Zucker an Gewicht verlieren, bringt man ihn
aber dann in Räume mit minderer Temperatur, so nimmt er Wasser auf und vermehrt
dadurch sein Gewicht. Soviel ist zweifellos, daſs beim Transporte auf weite
Entfernungen Zucker, der nicht unter abnormen Verhältnissen (heiſs) verpackt wurde
und bei nicht gerade sehr bewegter Luft von hoher Temperatur eine Gewichtsabnahme
durch Wasserverdunstung nicht wohl erleidet. Für kurze Strecken kann allerdings eine
Differenz durch Gewichtsabnahme nachweisbar sein, welche aber später
verschwindet.
Lösch- und Rettungseinrichtungen für Gebäude; von G. Stumpf in
Berlin.
Die Erfahrungen der letzten Zeit haben es erwiesen, daſs nur in den seltensten Fällen
gröſsere, in Theatern oder sonstigen öffentlichen Gebäuden angesammelte
Menschenmengen Besonnenheit genug bewahren, um die betreffenden Räumlichkeiten in
Ruhe zu verlassen, wenn Feuersgefahr o. dgl. dies erfordern sollte. Entstehen aber,
namentlich auf Treppen, Stockungen, so ist es meistens unmöglich, Hilfe zu bringen,
da ein Ankämpfen gegen den Menschenstrom und ein Vordringen bis zum Orte des
Unfalles zur Unmöglichkeit wird.
Um nun der Rettungsmannschaft zu ermöglichen, an jeden Punkt
einer Treppe gelangen zu können, ohne dem Gedränge entgegen arbeiten zu
müssen, will G. Stumpf in Berlin (* D. R. P. Kl. 61 Nr.
22598 vom 19. Januar 1882) zwischen je 2 Treppen einen Fahrschacht mit Ausgängen
nach jedem Treppenabsatze hin anlegen. Ein Aufzug soll alsdann Rettungs- und
Löschmannschaft in diesem Schachte nach jedem gefährdeten Punkte befördern, so daſs
unmittelbar Hilfe gebracht werden kann. Der Schacht soll bis über das Dach hinaus
geführt und sollen in demselben auch Wasserleitungsröhren untergebracht werden, um
das Löschungswerk vom Dache aus wirksam in Angriff nehmen zu können.
Die Beleuchtung der Treppe sowohl, als auch des
Fahrstuhlschachtes geschieht durch Gaslaternen, welche in der Wand des letzteren
angebracht sind, denen von auſserhalb frische Luft zugeführt wird und deren
Verbrennungsgase ebenfalls nach auſsen abgeführt werden. Fenster in der
Schachtwandung ermöglichen es der mit dem Aufzuge auffahrenden Rettungsmannschaft,
sofort zu erkennen, wo ihr Einschreiten nöthig wird.
Um den Raum im Treppenhause vortheilhaft auszunutzen, sollen in demselben zwei Treppen angebracht werden, welche parallel über
einander fortlaufen, sonst aber in keiner Verbindung stehen. Diese Anlage ist
ausführbar, da stets nur ein Rang oder eine Gallerie auf eine Treppe ausmünden soll,
mithin die Absatzhöhe der letzteren von der Stockwerkshöhe des Gebäudes ganz
unabhängig ist. Auch sollen die Treppen von oben nach unten beständig an Breite
zunehmen, um die Wahrscheinlichkeit einer Stauung bei Menschengedränge möglichst zu
verringern. Es wird vorgeschlagen, den ganzen Bau des Treppenhauses mit Fahrschacht
und Treppe von Eisen herzustellen und die Treppenstufen, um ein sicheres Auftreten
zu ermöglichen und Geräusch zu vermeiden, mit Blei anstatt Holz zu belegen.
Ein anderer Vorschlag bezieht sich auf eine bessere Versorgung der Theater
u. dgl. mit Druckwasser zu Löschzwecken. Wird das Wasser von
einer städtischen Leitung entnommen, so ist die Zuführung meistens nicht weit genug
angelegt, um nicht bei starker Wasserentnahme beträchtliche Druckverluste
herbeizuführen, welche durch die vielen bei der Hauswasserleitung erforderlichen
Krümmer u. dgl. noch erheblich vergröſsert werden. Ist dagegen im Gebäude selbst ein
Wassersammelbehälter aufgestellt, so ist zwar Wasser reichlich vorhanden, welches
jedoch in den oberen Räumlichkeiten unter zu geringem Drucke steht, um zu
Löschzwecken wirksam verwendet werden zu können. Von Stumpf wird dagegen empfohlen, in feuersicheren Räumlichkeiten des
Gebäudes passend vertheilt eine Anzahl völlig geschlossener Behälter aufzustellen,
welche mit der städtischen Wasserleitung durch mit dicht schlieſsenden
Rückschlagventilen versehenen Zuleitungsröhren verbunden sind. Das zuströmende
Wasser wird alsdann die in den betreffenden Behältern enthaltene Luft bis auf das
Maximum des in der städtischen Leitung je vorkommenden Druckes zusammenpressen und,
vollkommene Dichtigkeit der Behälter vorausgesetzt, unter diesem Maximaldrucke
verharren. In der Nähe des Bodens führen dann aus diesen Behältern Röhren ab, welche
das Wasser nach den verschiedenen Hydranten leiten.
Um auch Gefäſse in höheren Stockwerken mit Druckwasser unter der in der Tiefe
erreichbaren Pressung zu versorgen, wird eine Einrichtung vorgeschlagen, welche auf
das Prinzip des Heronsbrunnens zurückkommt.
Selbstverständlich wird der hohe Anfangsdruck des Wassers bei zunehmender Entleerung
der Behälter bald nachlassen, indeſs wird man dadurch, daſs man sofort eine groſse
Wassermasse unter hohem Drucke zur Verfügung hat, in den meisten Fällen das weitere
Umsichgreifen des Feuers verhüten können.
Elektrische Eisenbahn in Chicago.
Ueber die in D. p. J. 1883 250 552 schon erwähnte elektrische Eisenbahn, welche als die erste in
Amerika für Personentransport bestimmte von der Electric
Railway Company of the United States aus Anlaſs der Eisenbahn-Ausstellung
in Chicago innerhalb 2 Wochen gebaut wurde, ist nach Engineering, 1883 Bd. 36 * S. 169 noch
Folgendes nachzutragen: Da wegen der Kürze der Zeit besondere Maschinen nicht gebaut
werden konnten, wurden 2 Weston'sche
Nebenschluſs-Maschinen für 100 Glühlichter genommen mit 75 Volt elektromotorischer
Kraft bei 1100 Umdrehungen. Die Bahn bestand aus 3 Schienen; die unter sich leitend
verbundenen Auſsenschienen mit 0m,9 Spurweite
führten den Strom von dem einen Pole den Rädern, die auf ihren beiden Seitenflächen
von 2 Bürsten aus Phosphorbronzedraht berührte Flachschiene in der Mitte von dem
anderen Pole zu. Die in sich zurücklaufende Bahn hatte Curven von 17m Radius an beiden Enden; sie befand sich auf der
Galerie des Hauptausstellungsgebäudes und war im Ganzen 473m lang. Unter die 3 Schienen war zur Verkleinerung
des Leitungswiderstandes je ein Kupfer- bezieh. Eisendraht gelegt. Die
Dynamomaschine auf der Locomotive trieb durch 2 Riemen zwei lose auf die Achse der
Triebräder aufgesteckte Riemenscheiben, in welche von der Mitte des Wagens her
mittels eines Hebels je ein durch Nuth und Feder mit der Achse der Scheiben und
Räder verbundener Reibungskegel hineingeschoben wurde, wenn die Räder mit umlaufen
sollten. Die Umkehrung des Stromes und der Bewegungsrichtung bewirkte ein anderer
Hebel durch Umdrehung eines auf seiner Achse sitzenden Rades, welches mit 2 Rädern
auf den Achsen der Bürstenhalter in Eingriff stand und so das eine oder das andere
Paar Bürstenhalter in Thätigkeit oder beide auſser Thätigkeit setzen konnte.
Innerhalb der 13 Tage ihres Bestehens war die Bahn 118 ¾ Stunden in Betrieb, wobei
ein Weg von 718km zurückgelegt und bei 1588
Fahrten 28805 Personen befördert wurden. Die mittlere Geschwindigkeit bei 750
Umdrehungen betrug 13km in der Stunde.
Ferranti-Thomson's Wechselstrommaschine für
Gleichstrom.
Da für die Ferranti-Thomson'sche Wechselstrommaschine
(vgl. 1883 247 * 450) eine Erregungsmaschine mit sehr
kleinem innerem Widerstände nöthig war und solche Maschinen mit kleinem Widerstände
nur für galvanoplastische Zwecke gebaut werden, so hat sich nach Engineering, 1883 Bd. 36 *
S. 258 die Ferranti-Company in London entschlossen, als
Erreger eine mit Commutator versehene
Ferranti-Thomson'sche Wechselstrommaschine zu benutzen.
Die Armatur derselben besteht aus einem 5 strahligen Sterne aus 2mm dicken und 38mm breiten Kupferbande. Der Commutator hat insofern eine von der
gewöhnlichen Einrichtung abweichende Form, als die mit den beiden Enden der Armatur
verbundenen Contactflächen nicht auf der Mantelfläche, sondern an der Stirnfläche
desselben angebracht sind und sich über festliegende, den Strom aufnehmende
Contactstücke hinwegbewegen, welche die sonst gebräuchlichen Bürsten ersetzen. Die
Maschine soll mit 300 bis 400 Umdrehungen in der Minute laufen und dabei einen Strom
von 800 Ampere bei einer elektromotorischen Kraft von 10 Volt geben.
Eine Ferranti-Thomson'sche Maschine für 500 Glühlampen,
welche vorwiegend zur Schiffsbeleuchtung bestimmt ist,
und eine solche für 1000 Lampen sind im Engineer, 1883
Bd. 56 * S. 34 ausführlich beschrieben. In letzterer ist die (8 strahlige) Armatur
ganz wie bei der Maschine für 2500 Lichter; sie soll aber mit nur 300 Umdrehungen in
der Minute laufen.
Nachweis von Kohlenwasserstoffen in den Fetten.
Zur Bestimmung von Mineralölen, Paraffin u. dgl. in Handelsfetten werden nach F. Nitsche (Seifenfabrikant, 1883 S. 565) 10g des zu untersuchenden Fettes mit 7g Natronlauge von 380 B. und 30g 90 bis 96 procentigern Alkohole im Wasserbade
bis zum beginnenden Sieden des Alkoholes erwärmt und nun langsam 40g Glycerin von 280 B. hinzugefügt. Zu der
Seifenlösung, welche bei Gegenwart irgend bedeutenderer Mengen von
Kohlenwasserstoffen stets trübe ist, werden 10cc
rückstandfreies Benzin zugesetzt und kräftig durchgeschüttelt. Das Benzin nimmt die
Kohlenwasserstoffe auf und trennt sich von der Seifenlösung leicht und vollständig,
da letztere in Folge des Glycerinzusatzes auch bei gewöhnlicher Temperatur nicht
mehr erstarrt. Beim Verdunsten der Benzinlösung bleibt das Mineralöl zurück. – Zur
quantitativen Bestimmung ist es genauer, 10g des
Fettes zu verseifen, die Fettsäure abzuscheiden, zu titriren und die Menge des
verbrauchten Alkalis mit jener zu vergleichen, welche die aus der mit Benzin
gewaschenen Glycerinseife durch Zersetzen mit Schwefelsäure und Kochen erhaltene
Fettsäure verlangt.
Diese Probe ist auch anwendbar, um Stearinkerzen und Kerzenmaterial auf das
Vorhandensein von Paraffin, Ceresin, Mineralwachs u. dgl. zu prüfen, und hat
dieselbe den Vortheil, derartige Zusätze beim Abdampfen des Benzins unverändert
zurückzulassen, so daſs dieselben auf ihre physikalischen und chemischen
Eigenschaften untersucht werden können. Die in Extractions-Knochenfetten des Handels
vorhandenen schweren Oele können nach dieser Methode ihrer Menge und Beschaffenheit
nach erkannt werden.
Ueber die Bestimmung des Alkoholes im Biere.
Nach der halymetrischen Methode beruht die quantitative Bestimmung der wesentlichen
Bestandtheile des Bieres: Alkohol, Extract, Kohlensäure und Wasser hauptsächlich auf
der Eigenschaft des Kochsalzes, sich bei jeder Temperatur zwischen 0° und 100° in
einer gleich groſsen Menge reinen Wassers aufzulösen. Zur Bestimmung der Kohlensäure soll eine abgewogene Menge Bier mit dem
hinzugeschütteten Kochsalze ¼ Stunde lang geschwenkt werden; die bei nachheriger
Wägung sich ergebende Gewichtsdifferenz zeigt den Kohlensäuregehalt des Bieres an.
Da die Berechnung des Alkoholes und der übrigen Bestandtheile von dieser
Kohlensäurebestimmung beeinfluſst wird, so hat Kleinert
nach der Zeitschrift für analytische Chemie, 1883 S.
505 entsprechende Versuche ausgeführt, welche zeigen, daſs die verschiedenen
Biersorten auch sehr verschieden lange Zeit des Schütteins erfordern. Berücksichtigt
man ferner, daſs ein und dieselbe Biersorte, mit Kochsalz geschüttelt, in derselben
Zeit keineswegs immer den gleichen Verlust erleidet, daſs die zu ermittelnden
Zahlenwerthe auch von der Beschaffenheit des zum Schütteln verwendeten Kochsalzes,
von seinem Korne und Trockenheitszustande abhängig sind und welche Schwierigkeiten
das Ablesen der ungelösten Salzmenge im Halymeter zuweilen bereitet, so wird man
sich der Ansicht kaum verschlieſsen können, daſs die halymetrische Methode, so
sinnreich sie auf den ersten Blick erscheint, dennoch derjenigen Zuverlässigkeit ermangelt, welche man
von analytischen Methoden im Allgemeinen fordert; sie hat einen mehr historischen,
als praktischen Werth.
Wirkungen der unterchlorigsauren und Chlorsäuren Salze in der
Färberei.
J. Persoz, Direktor der Seidenconditionirungsanstalt in
Paris, gibt im Bulletin de la Société chimique de
Paris, 1883 S. 620 einige Einzelheiten, welche als Ergänzung zu dem H. Schmier sehen Referate über Witz's Oxydation der Cellulose (1883 250 271)
dienen können. Um Gewebe aus Fasern verschiedenen Ursprunges in Eisenoxyd zu beizen,
bedienen sich einige Lappenfärber abwechselnder Bäder von Eisennitrosulfat und
warmer Chlorkalklösung. Die letztere kann unmöglich den Zweck haben, das Eisensalz
höher zu oxydiren, da dieses schon vollständig im Sesquioxydzustande vorhanden ist.
Einestheils wirkt sie als Fällungsmittel des Eisenhydroxydes, anderentheils aber
gerade in der von Witz angegebenen Weise durch das
Chlor oder die unterchlorige Säure, welche das Aufsaugungsvermögen der Faser
gegenüber beizenden Metalloxyden verstärkt. Das Eisenoxyd fixirt sich also im
vorliegenden Falle vollständiger, wie durch Abscheidung mittels eines Alkalis oder
Alkalicarbonates.
Schon J. Persoz (der Vater) schlug zum Beizen in
Eisenoxyd von Gemischen pflanzlicher und thierischer Fasern, welche bekanntlich
nicht mit der gleichen Verwandtschaft zu den Metalloxyden begabt sind, ein ähnliches
Verfahren vor. Man löst äquivalente Mengen von Kaliumchlorat und Ferrosulfat in der
Kälte auf, vereinigt die Lösungen und führt in das verdünnte Bad die Gewebe ein,
indem man allmählich erwärmt. Das im ersten Augenblicke durch doppelte Umsetzung
gebildete Ferrochlorat zersetzt sich und schlägt Ferrihydroxyd auf der Faser nieder.
Diese Beizung wird wiederum begünstigt durch die Chloroxydationsproducte, welche
hierbei frei werden und die Fasern in bekannter Art angreifen. Beizt man z.B. auf
diese Weise ein gemischtes Gewebe, dessen Einschlag aus Seide, Wolle, Ziegenhaar,
Baumwolle, Flachs u. dgl. bestehen kann, so erhält man beim nachherigen Färben in
Blauholz gleichmäſsige Färbungen.
J. Persoz (Sohn) fand, daſs sich jene Reaction nicht nur
auf Textilfasern, so u.a. auf Cellulose, sondern auch auf andere Kohlenhydrate
behufs Beizung in Anwendung bringen läſst und zeigt folgendes Verfahren an, um z.B.
Kartoffel- oder Getreidestärke in Eisenoxyd zu mordanciren und in Berlinerblau zu
färben. Man löst auf der einen Seite 5 Th. chlorsaures Kali und 7 Th. Eisenvitriol
gesondert in kaltem oder lauwarmem Wasser auf. Auf der anderen Seite zerreibt man 15
Th. Kartoffelstärke mit Wasser und vereinigt die verschiedenen Flüssigkeiten in
einer Schale, indem man auf 400 Th. verdünnt. Diese Verhältnisse geben Mittelblau.
Man erwärmt langsam auf 55° unter fortwährendem Umrühren. Erscheint die Stärke
genügend gefärbt, so läſst man erkalten, absetzen und wäscht durch Dekantation. Man
färbt die gebeizte Stärke in einem sehr verdünnten Bade von gelbem Blutlaugensalze,
welches auf 2 Th. des letzteren 1 Th. concentrirte Schwefelsäure enthält und leicht
erwärmt wird. Ist die Sättigung vollständig, so wäscht man wiederum durch
Dekantation. Die mikroskopische Prüfung zeigt, daſs die Stärke regelmäſsig gefärbt
ist und ihre charakteristische Structur unverändert bewahrt hat. Getreidestärke
liefert dasselbe Ergebniſs, aber etwas weniger kräftig. Es ist wahrscheinlich, daſs
die Salze des Aluminiums, Chroms u.s.w. sich beim Beizen unter angegebenen
Bedingungen ähnlich verhalten würden und daſs man die damit mordancirte
Kartoffelstärke durch Blauholz, Alizarin, adstringirende Farbstoffe in verschiedene
Nuancen färben könnte. Referent erinnert daran, daſs es seiner Zeit im Schwünge war,
den gewöhnlichen Beizen eine gewisse Menge chlorsaures Kali zuzusetzen, welches ihre
Befestigung auf der Faser beförderte. Man ist seither hiervon abgekommen, da sich
diese Mischungen weniger gut conservirten und zu verfrühtem Absatze von unlöslichem
Metalloxyde in der Farbe Anlaſs gaben.
S.