Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 468 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Schraubenpropeller für Schiffe.
Textabbildung Bd. 251, S. 468
Entgegen den üblichen Formen der Propellerflügel sollen die von B. W.
Maugham und D. S. Waddy in
London (* D.
R. P. Kl. 65 Nr. 24555 vom 21. December 1882) angegebenen Flügel in ihren
Oberflächen aus zwei oder mehreren gegen einander geneigten Ebenen oder
entsprechenden gekrümmten Flächen zusammengesetzt werden, während in einem
Ausnahmefalle die Flügel aus zwei gelenkartig und verstellbar eingerichteten Theilen
gebildet werden sollen. Die Flügel schlieſsen demnach im Querschnitte einen stumpfen
Winkel ein. Um eine Umkehrung des Schiffslaufes ohne Umsteuerung der Schiffsmaschine
zu bewirken, werden die Propellerflügel gelenkig-zusammengefügt und jeder
Flügeltheil durch Hebel so mit dem Schiffsinneren verbunden, daſs durch Verstellung
der Hebel die Flügel im Wasser in entgegengesetztem Sinne wirken.
Hoher Kesseldruck an Bord oceanischer Dampfer.
Es ist bekannt, daſs die Dampfergesellschaften, deren Flotten die Oceane befahren,
den Tonnengehalt und die Maschinenleistung ihrer neu in Dienst gestellten Dampfer
dauernd zu steigern beflissen sind. Eine ähnliche und zwar ganz ungewöhnliche
Steigerung erfährt auch der Arbeitsdruck, mit welchem die Kessel jener Schiffe
belastet werden.
Während die meisten Hochseedampfer noch zu Ende der 60 er Jahre mit 2 bis 2at,5 Ueberdruck arbeiteten, kamen im darauf
folgenden Jahrzehnte 4 bis 6at zur Anwendung. Aber
auch diese Belastung ist in den letzten Jahren überholt worden. Man nähert sich an
Bord schnell einer Dampfspannung, welche bisher allein für die Binnenschiffe des
Mississippi bezeichnend war, wie das Beispiel des „Tamaulipas“ beweist.
Dieses Schiff ist der Erstling der Flotte einer neu begründeten Gesellschaft, der
Compania Mexicana Transatlantica, welche den
Personen- und Postdienst zwischen dem europäischen Festlande und Vera Cruz
einzuführen beabsichtigt. Der Tamaulipas, welcher kürzlich seine Probefahrt an der
gemessenen Meile auf dem Clydeflusse gemacht und dabei im Durchschnitte 30km (16,25 Knoten) Fahrt erzielt hat, wurde bei R. Napier and Sons in Glasgow gebaut und hat folgende
Hauptabmessungen: Länge 122m (400 Fuſs engl.),
Breite 13m,4 (44 Fuſs), Höhe 9m,9 (32,5 Fuſs) bei 4050 Tonnengehalt. Die
Maschinen sind, was als eine Ausnahme zu bezeichnen ist, nicht vom Compound-,
sondern vom Dreicylinder-Expansionstypus und indiciren 5000e. Die Kesselabtheilung hat 4 Doppelrundkessel aus Stahl, welche mit etwa 10at
(140 Pfund engl.) Ueberdruck arbeiten. (Nach dem Marine Engineer, Oktober 1883 S. 191 bez. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 S.
88.)
Kircheis' Riemen-Fallwerk mit Reibungsvorgelege.
Textabbildung Bd. 251, S. 468
Die Hebung des Hammers bei Fallwerken für Blechbearbeitung u. dgl. geschieht, indem
das am Hammer befestigte Seil in der Höhe über eine groſse Rolle gelegt ist und am
herabhängenden Ende einen Fuſsbügel oder Handgriff trägt, so daſs zwei Mann bei
nicht allzu groſsem Gewichte und beschränkter Hubhöhe zum Ziehen ausreichen (vgl.
Nellinger 1843 90 * 8).
Vortheilhafter sind Fallwerke mit Riementrieb, wobei die sich drehende Rolle oben am
Hammerständer beim Anziehen des Seiles, Bandes oder Riemens, an welchem der
Hammerklotz hängt, letzteren mit hochnimmt (vgl. Vaughan 1858 147 * 255). Auch eine solche
Einrichtung besteht schon lange, daſs die Rolle zum Mitnehmen des Bandes mit dem
Hammer durch eine mittels Hebel angedrückte Triebscheibe in Drehung kommt, sonst
aber still steht (vgl. Gouéry und Guérin 1861 160 * 5). Zur
letzten Gruppe gehört auch das von E. Kircheis zu Aue
in Sachsen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 23559 vom 12. December 1882) angegebene Fallwerk,
werk, bei welchem
mit dem Anziehen des Handgriffes a am Riemen die
Reibungskuppelung geschlossen und die Rolle R in
Drehung gesetzt wird. Letztere wird nämlich durch Lagerung in zwei Armen mit
Gegengewicht g für gewöhnlich in der Schwebe erhalten,
so daſs die Drehung der Reibungsrolle r auf der
Antriebswelle nicht weitergeleitet wird. Zieht man aber bei a an, so wird die Rolle R entgegen der
Gewichtswirkung g auf die Triebscheibe r gedrückt, also bei der Drehung mitgenommen, wobei
durch die auf der Rolle R entstehende Reibung auch das
Band mit dem Hammer H in Bewegung gesetzt wird. Sowie
der Zug bei a aufhört, geht die Rolle R hoch, schwebt also und der Hammer kann der
Schwerkraft folgend frei niederfallen.
Egger's elektrischer Meldeapparat für
Temperaturerhöhungen.
Die Ueberwachung der Temperatur in Trockenräumen u. dgl. erleichtert der
selbstthätige elektrische Melder von B. Egger in Wien,
welcher, von dessen Feuermelder (1882 245 410) wesentlich
abweichend, wie andere verwandte Apparate (vgl. S. 165 d. Bd.) eine Art
Luftthermoskop enthält, das bei steigender Temperatur die Schlieſsung eines
elektrischen Stromes veranlaſst. In jedem der zu überwachenden Räume werden je nach
der Ausdehnung desselben ein oder mehrere Thermoskope an der Wand und nahe der Decke
angebracht. Von jedem Räume führt ein isolirter Draht in das Wachzimmer, wo sich
auch der dazu gehörige Wecker und die Batterie befinden. Ein gemeinsamer
Rückleitungsdraht verbindet auſserdem sämmtliche Thermoskope mit dem einen Pole der
Batterie. Das Thermoskop besteht aus einem dünnwandigen cylindrischen, oben und
unten abgerundeten Glasgefäſse; ein eingeschmolzenes Thermometerrohr, beiderseits
offen, reicht bis nahe an den Boden des ersteren; im Boden ist ein Platindraht
eingeschmolzen und mit der Batterie verbunden. Der untere etwas verjüngte Theil des
Thermoskopes ist mit Quecksilber gefüllt, wodurch die im Glasgefäſse enthaltene Luft
dicht von der umgebenden Atmosphäre abgeschlossen wird. Von oben herab reicht ein
Platindraht in das Thermometerrohr herein, welcher, mit einem Schlitten in
Verbindung, längs einer Gradskala verschoben werden kann.
Dehnt sich in Folge von Temperaturerhöhung der eingeschlossene Luftkörper aus, so
muſs das Quecksilber in der Röhre steigen und, sobald es den Platindraht erreicht,
Batterieschluſs herstellen. Die Höhen, welche das Quecksilber im Rohre bei den
verschiedenen Temperaturen der Auſsenluft erreicht, sind durch Versuche bestimmt und
auf der Skala verzeichnet.
Im Empfänger enden die von den einzelnen Thermoskopen kommenden Drähte in schmale
Metallfedern, welche in einer Reihe neben einander auf einer um einen excentrischen
Zapfen drehbaren Messingstange aufliegen. Die Messingstange ist durch den Wecker
mit. dem zweiten Batteriepole verbunden. Sobald eines der Thermoskope zwischen
seiner Zuleitung und der Rückleitung elektrischen Schluſs herstellt, ertönt der
Wecker. Um zu bestimmen, in welchem Räume die Temperatur die normale Höhe
überschritten hat, dreht man die Messingstange mit ihrem Griffe so, daſs die
Contactfedern auſser Berührung mit ihr gebracht werden und der Wecker zu läuten
aufhören muſs. Ein schlitten-artig verschiebbarer Zeiger, dessen federnde
metallische Verlängerung nicht breiter ist als eine Contactfeder, wird nun längs der
Federn hingeführt und kann so jede einzeln mit der Führungsschiene bezieh. der
Batterie elektrisch verbinden; sobald der Schlitten jene Feder trifft, deren
zugehöriges Thermoskop Schluſs herstellt, beginnt der Wecker neuerdings zu läuten.
(Nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
1884 * S. 36.)
Chardin's tragbare Batterie.
Der französische Elektriker Chardin hat nach dem Electrician, 1883 Bd. 10 * S. 536 eine besonders für
medicinische Zwecke bestimmte Batterie construirt, bei welcher in einem Kästchen,
dessen Deckel und Vorderwand sich öffnen laſst, an einer mittels Handrad und
Schraube sich hebenden und senkenden Platte die Zinke und Kohlen zweier Elemente
befestigt sind, so daſs sie sich unmittelbar neben den beiden Seitenwänden des
Kästchens befinden. In dem Kastchen haben aber in der Länge desselben auſser den
beiden die doppelchromsaure Lösung enthaltenden Zellen noch zwei niedrigere
Ebonitzellen Platz, welche für gewöhnlich in der Mitte des Kästchens stehen. Soll
aber die Batterie auſser Thätigkeit gesetzt werden, so wird die Platte so hoch
gehoben, daſs die Zinke und Kohlen vollständig aus den Zellen heraus kommen; dann
vertauscht man die Zellen mit den Ebonitzellen und senkt die Platte wieder; dadurch
treten diese Zinke und die Kohlenplatten in die Ebonitzellen, die Zellen mit der
Flüssigkeit aber werden durch zwei an der Platte angebrachte Gummikissen dicht
verschlossen. Jedes Element besteht aus 3 Zink- und 4 Kohlenplatten, welche hinter
einander geschaltet sind.
Verfahren zum schnellen Austrocknen von Neubauten und zum
Desinficiren von Wohnräumen.
Zum Trocknen werden hauptsächlich 3 Methoden angewendet: 1) Einwirkung bewegter Luft,
welche stets erneuert wird, 2) Erwärmung und 3) Berührung der zu trocknenden
Gegenstände mit verdünnter Luft (vgl. Ligny 1876 222 342). St. v. Kosinski in
Berlin (* D.
R. P. Kl. 82 Nr. 18815 vom 29. November 1881) hat nun einen Apparat
angegeben, welcher die Wirkungen dieser 3 Methoden vereinigt. Auſserhalb des zu
trocknenden Raumes wird ein Gebläse in Betrieb gesetzt, um von auſsen Luft
anzusaugen und sie durch einen fahrbaren Erhitzungsapparat zu treiben, welcher in
dem betreffenden Räume aufgestellt wird und ähnlich einem Locomobilkessel angeordnet
ist. Die Luft umspült die von den Feuergasen durchzogenen, mit Rippen versehenen
Röhren des Kessels und erhitzt sich bis auf 350°; die Rauchgase werden durch ein
Rohr nach dem nächsten Schornsteine oder dem Zimmerofen oder auch ins Freie
geleitet. Durch ein am Kessel mit drehbarer Gelenkverbindung angebrachtes,
verlängerbares Strahlrohr wird die hoch erhitzte Luft gegen die zu trocknende Wand
oder gegen einen beliebigen Gegenstand geleitet; während des Verfahrens ist der
betreffende Raum nach auſsen möglichst dicht abzuschlieſsen. Die durch ihre
Erwärmung stark verdünnte Luft saugt begierig Feuchtigkeit auf und sinkt zu Boden.
Der Heizapparat wirkt auch durch Wärmestrahlung und die ihn umgebende Luft steigt in
die Höhe; hierdurch entsteht unter dem Apparate eine Luftverdünnung, welche das
Ansaugen der niedergesunkenen, mit Wasser gesättigten Luft bewirkt; die letztere
wird durch zahlreiche Oeffnungen des Aschenkastens in letzteren eindringen und mit
den Feuerungsgasen durch den Schornstein abgeführt werden. Es findet somit durch
diesen Vorgang ein schnelles Austrocknen von feuchten Räumen statt.
Der beschriebene Apparat kann auch dazu benutzt werden, frisch geputzte Wandflächen
auf chemischem Wege von dem Hydratwasser zu befreien, indem Kohlensäure aus der
Feuerung oder dem Rauchabzugsrohre gegen die Wände geleitet wird; ferner kann der
Apparat zum Austrocknen alter Gebäude, zur schnellen Erwärmung groſser Räume, zum
Aufthauen eingefrorener verdeckt liegender Wasser- und Gasröhren, zur Vernichtung
des Hausschwammes, zur Erzielung eines haltbaren Putzes der von Mauerfraſs
angegriffenen Wände, zur leichten Herstellung eines Asphaltüberzuges auf
getrockneten und erhitzten Wänden, zur schnellen Entfernung von dumpfigem Geruch,
Dunst und angesammelter Feuchtigkeit in Räumen, welche von vielen Personen besucht
waren, und zur Desinfection von Räumen und Wänden verwendet werden; im letzteren
Falle kommt die hohe Temperatur der gegen die Wände geleiteten Luft zur Wirkung. Der
Apparat kann auch in festliegender Form angewendet werden und gibt die Patentschrift
hierfür die betreffende Einrichtung an, welche unterhalb eines Raumes eingebaut
wird, um letzteren dann als Desinfectionskammer oder Trockenraum benutzen zu können.
Die hauptsächlichste Anwendung des Kosinski'schen
Apparates betrifft jedoch das schnelle Austrocknen von Neubauten und ergaben hierfür
Versuche, welche seitens des Polizeipräsidiums in Berlin angestellt wurden,
befriedigende Resultate.
K. H.
Zur Beurtheilung von Feuerungsanlagen.
Ch. Lauth bespricht im Bulletin
de la Société d'Encouragement, 1883 Bd. 10 S. 120 und 166 die Gewinnung von
Vollfeuerblau auf Sèvres-Porzellan durch Auftragen einer gemahlenen Fritte aus 15
Th. Kobaltoxyd, und 85 Th. Pegmatit mit Terpentinöl und Dicköl, Trocknen und Glühen
im Porzellanofen. Gelingt der Brand, so haben die Gegenstände eine sehr schöne,
sammetartige, blaue Glasur. Zuweilen aber ist die Glasur auf den mit Runzeln oder
Blasen versehenen Gegenständen rauh, das Blau ist trüb. Dieser Fehler läſs sich
nicht ausbessern, auch wenn man den Gegenstand abschleift und nochmals glasirt.
Lauth hat nun gefunden, daſs dieser Fehler nur dann
auftritt, wenn beim Schmelzen der Glasur reducirende Gase darauf einwirken. Er
glaubt die Bildung von Alkalimetallen annehmen zu sollen, durch deren Verflüchtigung
die Blasen entstehen. Jedenfalls hat sich gezeigt, daſs das Blau an allen den
Stellen in dem Porzellanofen schön wird, an denen die Flamme rasch wechselt, wo also
eine völlige Verbrennung stattfindet.
Seit dies festgestellt ist, hat Lauth die Untersuchung der Ofengase während aller Brände
vorgeschrieben. Bei einem 35 Stunden dauernden Brande ergab der Durchschnitt der
Analysen für die letzten 12 Stunden:
Kohlensäure
12,5 Proc.
Sauerstoff
8,5
Kohlenoxyd
0
der Rest von 79 Proc. kann als reiner Stickstoff angesehen
werden; der Ofeninhalt war vorzüglich. Bei einem anderen, 37 Stunden 40 Minuten
währenden Brande ergaben die Analysen der letzten 12 Stunden im Durchschnitte:
Kohlensäure
13,5 Proc.
14 Proc.
Sauerstoff
6,5
6
Kohlenoxyd
0
0
Lauth meint, der Rest von 80
Proc. entspreche nicht dem Stickstoff-Verhältnisse der atmosphärischen Luft, er
müsse daher noch 4,6 unverbrannte Kohlenstoffverbindungen enthalten. Der Ofeninhalt
war schlecht.
Diese letztere Ausführung ist nicht richtig. Beim Brennen von Kohlen kann, wegen des
durch den Wasserstoff verbrauchten Sauerstoffes, die Summe von Kohlensäure und
Sauerstoff niemals 21 Proc. betragen, falls nicht aus anderen Quellen stammende
Kohlensäure zutritt. Bei Steinkohle ist 1,1 Kohlensäure + Sauerstoff etwa 20,5.
(Vgl. Ferd. Fischer: Taschenbuch für
Feuerungstechniker, S. 30. Daselbst muſs es Z. 9 v. o. heiſsen
\frac{10^k}{9}+o oder einfacher 1,1k
+ o statt \frac{9^k}{10}+o.)
F.
Verfahren zum Emailliren von Glas- und Thonwaaren.
Nach J.
Feix in Albrechtsdorf, Böhmen (D. R. P. Kl. 48 Nr. 22718 vom 13. December 1882) wird der
aus Glas, Porzellan o. dgl. bestehende Gegenstand zunächst mit einer die
Elektricität leitenden Schicht überzogen, indem man denselben z. B mit Lösungen von
Platinchlorid oder Silbernitrat bestreicht und diese einbrennt, dann mit Emailmasse
in gewünschter Weise verziert, das Email einbrennt und schlieſslich elektrolytisch
mit dem Metalle überzieht. Der galvanische Ueberzug läſst natürlich das Email frei
und befestigt dasselbe dadurch, daſs es etwas über die Umrisse desselben
hinauswächst. Durch Vergolden, Versilbern, Färben, Poliren, Platiniren u.s.w. können
sodann auf den Metallflächen des Gegenstandes die verschiedensten Wirkungen
hervorgerufen werden.
Herstellung von Milchliqueur.
Nach H.
Gerhartz in Köln (D. R. P. Kl. 6 Nr. 25357 vom 20. April
1883) versetzt man zur Gewinnung eines Liqueurs gekochte Milch mit der
gleichen Menge Spiritus, wodurch das Caseïn coagulirt, filtrirt, mischt Zimmetöl,
Nelkenöl, Zucker und gebrannten Zucker hinzu und filtrirt noch einmal.
Zur Untersuchung der Gerbstoffextracte.
Zur Bestimmung des Gerbstoffgehaltes von Gerbmitteln ist nach F. Simand (Der Gerber, 1883 S. 211) das verbesserte Löwenthal'sche Verfahren (vgl. 1882 246 * 41. 133), für alle praktischen Zwecke wenigstens,
allen anderen vorzuziehen. Bei Untersuchung von Gerbstoffextracten ergab sich nun,
daſs die mit heiſsem Wasser hergestellte Lösung derselben einen höheren
Gerbstoffgehalt ergab, als wenn bei gewöhnlicher Temperatur gelöst war:
Extract von
In kaltemWasser ge-löst,
Proc.Gerbstoff
In heiſsemWasser ge-löst,
Proc.Gerbstoff
Differenz für100 Th. Ex-tract
Entsprichtauf 100 Th.Gerbstoff
ge-rechnet
Anmerkung
Quebrachoholzfest
70,09
73,08
2,99
4,09
Der käufliche Extract,vor der Analyse
ge-trocknet.
Valonea, fest
68,59
70,44
1,85
2,62
Selbst erzeugt, vor derAnalyse
getrocket.
Eichenholz
15,09
15,47
0,38
2,45
18° B. selbst erzeugt.
FichtenEichenrindenKastanienholzSumach
13,7223,7222,6810,75
14,3124,3723,5213,38
0,590,650,842,63
4,13 2,67 3,5719,66
32° B.32° B.31° B.34° B.
KäuflicherExtract.
Der Grund dieses Verhaltens kann nur darin gesucht werden, daſs zur Herstellung der
Extracte die Gerbemittel mit heiſsem Wasser ausgezogen werden. Je verdünnter diese
Lösung ist, um so weniger scheidet sich beim Erkalten als unlöslich aus, je
concentrirter, um so mehr. Da nun aber die in kaltem Wasser schwer oder nicht
löslichen Stoffe besonders dunkle Brühen geben, so sollte darauf gehalten werden,
bei der Herstellung der Extracte möglichst concentrirte Auszüge zu gewinnen. Ferner
sollte bei Untersuchungen von Gerbstoffextracten stets angegeben werden, ob
dieselben kalt oder warm aufgelöst sind.
Ueber einen blauen Farbstoff aus Pyrrol.
Behandelt man Pyrrol mit einer wässerigen Isatinlösung, unter Zusatz von verdünnter
Schwefelsäure, so entsteht nach V. Meyer ein blauer Farbstoff. Um nun aber die mögliche Einwirkung
verdünnter Mineralsäuren auf Pyrrol zu vermeiden, lösten G.
L. Ciamician und P. Silber (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1884 S. 142) 2 Th. Isatin in 50 Th. Eisessig in
der Wärme und gaben zu der siedenden Lösung 1 Th. Pyrrol hinzu. Die Flüssigkeit
färbte sich sofort dunkelblau und wurde in viel Wasser gegossen. Um den gebildeten
Farbstoff aus dieser Lösung abzuscheiden, wird dieselbe nahezu mit kohlensaurem
Natrium neutralisirt und der sich als feines Pulver abscheidende dunkelblaue
Niederschlag abfiltrirt, wiederholt mit Wasser ausgewaschen und getrocknet. Zur
weiteren Reinigung wurde derselbe in siedendem Eisessig gelöst und die Lösung so
weit vorsichtig abgedunstet, bis sich der Farbstoff abzuscheiden begann. Man erhält
so nach dem Trocknen ein schwarzes, beim Reiben metallglänzendes Pulver, welches nun
aus siedendem Alkohle umkrystallisirt wurde. Es ist in diesem Lösungsmittel sehr
schwer löslich, wobei eine geringe Menge eines sowohl in Alkohol, als in Eisessig
unlöslichen schwarzen Pulvers zurückbleibt. Die alkoholische Lösung, entsprechend
eingeengt, läſst beim Erkalten ein feines dunkelblaues Pulver fallen, welches unter
dem Mikroskope krystallinische Struktur erkennen läſst.
Der so erhaltene Farbstoff ist in Eisessig, Phenol, siedendem Alkohole und
concentrirter Schwefelsäure löslich, die schwefelsaure Lösung wird jedoch nach
einigen Stunden miſsfarbig und setzt ein schwarzes Pulver ab; in Aether ist derselbe
unlöslich. Die essigsaure Lösung wird von Zinkstaub entfärbt. Die Bildung dieses
Farbstoffes findet anscheinend nach der Gleichung C16H10N2O4 + 2C4H5N – H2O
= C24H18N4O3 statt.