Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 526 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Wirkungsgrad der Wassersäulen-Propeller.
Ueber den Wirkungsgrad der Wassersäulenpropeller in Vergleich zu jenem der
Schiffsschraube theilte S. W. Barnaby in der Institution of Civil Engineers und hiernach im Engineering, 1884 Bd. 37 S. 195 die Ergebnisse
verschiedener Versuche mit, welche auf Veranlassung der englischen Admiralität
veranstaltet wurden. Bei den Schraubenbooten ist der Wirkungsgrad der Maschine 0,77;
jener der Schraube 0,65, also der Gesammtwirkungsgrad 0,5. Bei den Booten mit
Wassersäulenbetrieb dagegen ist der Wirkungsgrad der Maschine 0,77, jener der Pumpe
0,46, der des Strahles 0,71, also der Gesammtwirkungsgrad 0,254. Obzwar also die
Wirkung des Strahles an und für sich etwas gröſser ist als jene der Schraube, so
arbeitet doch im Ganzen genommen ein Schraubenboot fast noch einmal so vortheilhaft
als ein Boot mit Wassersäulenpropeller. Dieses ungünstige Ergebniſs ist lediglich
auf Rechnung des geringen Nutzeffectes der Pumpe zu setzen. Sollte der
Wassersäulenpropeller dem Schraubenpropeller in ökonomischer Beziehung erfolgreich
Concurrenz machen können, so müſste die Pumpe ohne Verluste arbeiten. Zu bemerken
ist noch, daſs der Wirkungsgrad des Strahles von 0,71 erst von Thornycroft im J. 1882 durch eine besondere Anordnung
der Saugrohre erreicht wurde, während derselbe bei älteren Propellern nach Ruthven'schem Systeme erheblich kleiner war, so zwar,
daſs nach Versuchen mit solchen sich der Gesammtwirkungsgrad nur zu 0,18 und 0,214
ergab.
Leistung der Holländer.
Nach dem Paper-Trade Review gilt es in England als
Regel, daſs 1cbm Raum im Ganzholländer 48k (bezieh. 1 Cubikfuſs engl. 3 Pfund) trockenes
Papier liefert. Bei Berechnung des Inhaltes des Holländers wird von dem Räume
zwischen der Mittelwand und der Auſsenwand, worin die Walze läuft, für Kropf und
Walze die Hälfte abgezogen. Hiernach ergeben sich für folgende Holländergröſsen die
daneben stehenden Cubikinhaltszahlen:
Länge
Breite
Tiefe
Inhalt an trockenem Papier
3,0m
1,5m
0,60m
100k
3,6
1,8
0,60
150
4,2
2,1
0,60
200
4,8
2,4
0,60
250
5,4
2,7
0,75
375
6,0
3,0
0,75
475
Diese Zahlen gelten sowohl für Lumpen, wie für Espartostoff; doch erhöht sich die
Ausbeute an Papier entsprechend den zugesetzten mineralischen Füllstoffen; dieselben
sind von der Papierzeitung, 1884 S. 773 in metrisches
System umgerechnet unverändert mitgetheilt, können jedoch nach dieser Quelle nur
annähernd richtig sein, da wenig derartige Erfahrungen bisher gesammelt sind.
Neuerung an Briefumschlägen.
Nach der Papierzeitung, 1884 S. 777 fertigt die Pumpten Manufacturing Company in Hartford, Conn.,
Briefumschläge, mit einer neuen Art der Gummirung versehen. Es werden nämlich auf
die übliche Gummirung etwa 200 eng an einander gereihte, runde, erhabene
Gummitüpfelchen gebracht. Es soll hierdurch ein rascheres Haftenbleiben beim
Zukleben, ein festerer Verschluſs und Erleichterung des Anfeuchtens erzielt werden.
Es ist auch wahrscheinlich, daſs dieser Zweck erreicht ist, insbesondere auch bei
Benutzung von Anfeuchtapparaten eine gleichmäſsigere Benetzung erzielt und
gänzliches Abwischen des Klebstoffes an einzelnen Stellen verhindert wird.
Kupolofen von F. A. Herbertz in Köln.
Statt in die Düsen des Kupolofens Gebläseluft unter Druck einzuführen, bringt F. A.
Herbertz in Köln (* D. R. P. Kl. 18 Nr. 26777 vom 31. Juli 1883) unter dem
Schachte des Ofens ein Dampfstrahlgebläse an und saugt
dadurch Luft durch die Düsen in den Ofen hinein. Zur Erzeugung des Dampfes dient ein
senkrecht stehender Röhrenkessel, welcher direkt auf den Ofenschacht gesetzt wird
und durch dessen Röhren die Gichtgase streichen. In dem Mantel des Schachtes
befindet sich die Begichtungsöffnung.
Vorkommen von Eisen in Mexiko.
Während früher in Mexiko die Metallindustrie sich fast auschlieſslich auf die
Ausbeutung der Silberminen beschränkte, beginnt man neuerdings den reichen Schätzen
des Landes auch an unedlen Metallen Aufmerksamkeit zu schenken. Insbesondere scheint
die Provinz Durango alle Vorbedingungen zur Entwickelung einer bedeutenden Kupfer-
und Eisenerzeugung zu bieten. So befindet sich dort z.B. der sogen. Cerro de Mercado, der Eisenberg, welcher bei einer
Länge von ungefähr 1100m, einer Breite von etwa
335m und einer durchschnittlichen Höhe von
195m eine zu Tage liegende Erzmasse von rund
200 Mill. Tonnen bildet. Das unter dem Berge befindliche Erz soll ferner mehr Eisen
enthalten, als seit 350 Jahren in England gewonnen wurde. Dabei sind die Erze sehr
reichhaltig; die Analyse von 27 von verschiedenen Stellen des Berges entnommenen
Proben ergab einen Durchschnittsgehalt an:
Eisenoxyduloxyd
2,071
Eisenoxydul
77,571
Manganoxydul
0,113
Titansäure
0,710
Kalk
5,050
Magnesia
6,364
Schwefelsäure
0,212
Phosphorsäure
3,041
Glühverlust
1,984
Kieselsäure
7,760
Andere Bestandtheile
1,124
––––––
100,000.
Das aus diesem Erze erzeugte Roheisen enthielt 0,771
Proc. Silicium und 0,428
Proc. Phosphor; das Stabeisen hatte 0,105 Proc.
Silicium und 0,193 Proc. Phosphor. Die groſse, an den Berg anstoſsende Hochebene ist
mit Bäumen bewachsen, welche eine sehr gute dichte Holzkohle von hohem Heizeffekte
liefern; diese Holzkohle kommt selbst bei den heutigen Darstellungs- und
Transportverhältnissen den Werken in Durango billiger zu stehen, als
nordamerikanische Eisenwerke ihre Kohle erhalten können. Auch liegen in nicht
groſser Entfernung von Durango bedeutende Kohlenfelder. Der Lohn für gewöhnliche
Tagelöhner beträgt 1,60 bis 2,10 M., während geschickte Arbeiter 4,20 M. verdienen.
(Nach Stahl und Eisen, 1884 S. 296.)
Verfahren zur Verarbeitung von Schlacken.
A.
Frank in Charlottenburg (D. R. P. Kl. 18 Nr. 27106 vom 16. September 1883) empfiehlt
zur Aufschlieſsung von Schwefel und Phosphor haltigen Schlacken die Verwendung von
Chlormagnesium. Die flüssige Schlacke läſst man in eine Chlormagnesiumlösung von
etwa 1,06 sp. G. laufen und zerrührt dieselbe zu Schlackenmehl. Dabei zersetzen sich
die in der Schlacke enthaltenen Sulfide und Sulfüre unter Bildung von
Schwefelwasserstoff; desgleichen setzt sich der in basischer Schlacke enthaltene
ungebundene Kalk mit Chlormagnesium zu Magnesia und Chlorcalcium um und bewirkt so
indirekt eine Concentration und leichtere Löslichkeit von in der Schlacke
enthaltenen Phosphaten, da für je 28 Th. Calciumoxyd 20 Th. Magnesiumoxyd äquivalent
eintreten, welches letztere zum Theile noch durch Schlämmen und Absetzen entfernt
werden kann. Auſserdem wird durch nachheriges Erhitzen des Schlackenmehles mit dem
noch anhaftenden oder auch mit noch zuzusetzendem Chlormagnesium in oxydirender
Flamme eine theilweise höhere Oxydation der in der Schlacke enthaltenen, ihrer
direkten Anwendung als Dungmittel nachtheiligen Oxydule von Eisen o. dgl.
bewirkt.
Anstatt die feuerflüssige Schlacke direkt in Chlormagnesiumlösung einlaufen zu
lassen, könnte man natürlich auch die bereits erstarrte und fein zertheilte Schlacke
mit Chlormagnesiumlösung unter Anwendung von höherem Dampfdrucke behandeln, um die
in der Schlacke enthaltenen Schwefelverbindungen zu zerlegen und den ungebundenen
Kalk durch Umwandlung in Chlorcalcium in Lösung zu bringen. In entsprechender Weise
kann man auch andere Phosphate, namentlich solche, welche nicht an Phosphorsäure
gebundenen, durch Glühen zu kausticirenden Kalk enthalten, z.B. Phosphorsäure
haltigen Mergel, nach dem Glühen mit Chlormagnesium behandeln.
Die so behandelten Schlacken und Phosphate können direkt als Dungmittel verwendet
werden. Vortheilhafter wird aber das Phosphorsäure haltige Material mit
Chlormagnesiumlösung unter Zusatz von Chlorammonium und Salzsäure derart behandelt,
daſs auf 1 Aeq. dreibasisch phosphorsauren Kalk ungefähr 1 Aeq. Salzsäure sowie 2
Aeq. Chlormagnesium und 1 Aeq. Chlorammonium kommt. Die Salzsäure löst den
phosphorsauren Kalk und gibt ihn wieder an das vorhandene Chlormagnesium und
Ammoniaksalz zur Doppelzersetzung derart ab, daſs sich Chlorcalcium und
phosphorsaure Ammoniakmagnesia in der Lösung bilden; letztere wird nach Beendigung
der Umsetzung durch Abstumpfung der freien Säure mit kohlensaurem Kalk oder Magnesia
und schlieſslichem Zusätze von Aetzalkalien oder ätzalkalischen Erden
ausgefällt.
An Stelle des Chlormagnesiums und Chlorammons kann man auch schwefelsaure Magnesia
und schwefelsaures Ammoniak neben freier Salzsäure in den vorher angegebenen
Verhältnissen derart benutzen, daſs auf 1 Aeq. dreibasisch phosphorsauren Kalk 2
Aeq. schwefelsaure Magnesia und 1 Aeq. schwefelsaures Ammoniak nebst etwas mehr als
1 Aeq. Salzsäure verwendet werden. Die betreffenden schwefelsauren Salze setzt man
entweder direkt zu, oder auch in der Art, daſs man sie theilweise als
Chlorverbindungen den betreffenden Basen unter gleichzeitigem Zusätze einer diesem
Theile äquivalenten Menge freier Schwefelsäure beifügt, um so die für Aufschlieſsung
und Lösung selbst des dreibasisch phosphorsauren Kalkes erforderliche Menge freier
Salzsäure in der Lösung zu bilden. Das entstandene Ammonium-Magnesiumphosphat wird
durch die freie Salzsäure in Lösung gehalten, der Kalk scheidet sich gröſstentheils
als Gyps aus.
Feuersichere Masse.
Nach A.
Arnhardt in München (D. R. P. Kl. 39 Nr. 26862 vom 3. November 1883) wird
gemahlenes Stroh mit Wasser befeuchtet, mit Wasserglas versetzt und geknetet, bis
die Mischung breiartig geworden ist. Diesen breiartigen Teig läſst man 10 Stunden
stehen, bis er so fest geworden ist, daſs man denselben noch leicht in Formen
verarbeiten kann. Die Formen werden mit Rüböl eingestrichen und die Masse
hineingepreſst. Die gepreſsten Stücke kommen dann in einen Trockenraum, wo sie bei
30° getrocknet werden.
Elektrische Maſseinheiten und Lichteinheit.
In Betreff der elektrischen Maſseinheiten hat die erste Commission der Elektrischen
Conferenz, welche im April und Mai wieder in Paris getagt hat (vgl. 1882 243 74), folgende Beschlüsse gefaſst:
1) Das gesetzliche Ohm (Ohm legal) ist der Widerstand
einer Quecksilbersäule von 1qmm Querschnitt und
106cm Länge bei der Schmelztemperatur des
Eises.
2) Die Conferenz wünscht, daſs die französische Regierung diesen Beschluſs den
verschiedenen Staaten mittheilen und dessen internationale Annahme empfehlen
möge.
3) Die Conferenz empfiehlt die Anfertigung von Urnormalmaſsen aus Quecksilber nach
diesem Beschlüsse und im Zusammenhange damit die Anwendung von nach denselben
hergestellten und eben für den Gebrauch bestimmten (secundären) Widerstandskästen
aus starren Legirungen, welche oft unter einander und mit den Urmaſsen verglichen
werden sollen.
4) Das Ampère ist der Strom, dessen absolutes Maſs = 10–1 in elektromagnetischen Einheiten des Centimeter-Gramm-Secundensystemes
ist.
5) Das Volt ist die elektromotorische Kraft, welche den Strom von 1 Ampère in einem
Leiter von 1 gesetzlichem Ohm Widerstand zu erhalten vermag.
Im Anschlüsse hieran hat die dritte Commission der Conferenz beschlossen, daſs die
Einheit für jedes einfache Licht die Lichtmenge der nämlichen Art sein soll, welche
in normaler Richtung von 1qc Oberfläche
geschmolzenen Platins bei der Temperatur der Erstarrung sein soll. Die Einheit des
weiſsen Lichtes ist die Lichtmenge, welche von derselben Lichtquelle normal
ausgestrahlt wird.
Gleichzeitig hat sich die Conferenz für die Fortsetzung und Verallgemeinerung der
Erdstrombeobachtungen ausgesprochen.
Schädlichkeit farbiger oder matter Fenstergläser.
Mit der zunehmenden Mode, die Wohnungen in „echt deutscher Renaissance“
auszustatten, mehrt sich auch die Anwendung bunter Glasfenster und Butzenscheiben.
Es ist nicht zu leugnen, daſs es Eindruck macht, wenn wir ein Zimmer betreten,
welches durch solche Fenster von der Auſsenwelt abgeschlossen erscheint und unserer
Phantasie das Zurückdenken in „unserer Väter Zeiten“ erleichtert wird- aber
wir begehen damit groſse hygienische Fehler: nicht nur, daſs das bunte Farbenspiel
unsere Augen belästigt und eine groſse Menge wohlthätigen Lichtes von den gefärbten
Gläsern absorbirt wird – bei den Butzenscheiben tritt auch noch ungleichmäſsige
Zerstreuung und Concentration hinzu, welche geradezu gefährlich für unsere Sehkraft
werden können –, sondern tue durch die Verbleiung bedingten zahlreichen Ecken und
Winkel bieten ferner dem Staube und Schwitzwasser willkommene Ansammelungspunkte,
welche, wie eigehende Untersuchungen erwiesen haben, bedenkliche Zuchtstätten
unserer Gesundheit höchst gefährlicher Pilzkolonien werden können. Derartige bunte
Fenster sollten deshalb nur in Vorsälen, Treppenhäusern u. dgl., nie aber in
eigentlichen Wohnräumen zur Anwendung kommen; für die Fenster der letzteren st
unbedingt nur möglichst glattes helles Glas zu wählen, auch die Anwendung
horizontaler Sprossen thunlichst zu vermeiden. Aus ähnlichen Gründen ist auch
geatztes Glas, an dessen rauher Oberfläche gleichfalls gesundheitsschädliche
Ansammlungen stattfinden können, für Thürfüllungen oder Oberlichte nicht empfehlenswerth und hier nur
Milch- oder Beinglas anzuwenden. (Nach dem Bayerischen
Industrie- und Gewerbeblatt, 1884 S. 142.)
Klärung des Bieres auf Lagerfässern.
Um die beim Abziehen des Bieres aus den Lagerfässern zuweilen auftretenden
Uebelstände zu vermeiden, lassen H. Kunheim in Berlin
und W.
Raydt in Hannover (D. R. P. Kl. 6 Nr. 27384 vom 30. October 1883) durch
Entlastung flüssiger Kohlensäure erhaltenes Kohlensäuregas auf die Oberfläche des im
geschlossenen Lagerfasse befindlichen Bieres wirken. Unter dem gleichmäſsigen,
leicht zu regulirenden Ueberdrucke dieser Kohlensäure setzt sich das Geläger
innerhalb längerer oder kürzerer Zeit vollkommen ab. Je nach der Gröſse der Fässer
und der Art des Bieres muſs dieses Stehenlassen unter dem Ueberdrucke der
Kohlensäure bis zu einigen Tagen ausgedehnt werden. Nach beendigter Klärung wird das
Bier unter dem künstlichen Ueberdrucke in die Transportfässer gefüllt, wobei ein
Verlust von Kohlensäure möglichst vermieden wird, eine Trübung des Bieres nicht
entsteht und das in die Transportfässer gelangte Bier klar und so reich an
Kohlensäure ist, daſs eine Nachgährung in diesen Fässern überflüssig erscheint.
Zur Anwendung von Abel's Erdölprüfer in tropischen
Klimaten.
Zwischen den in England und den in Indien nach Abel's
Methode ausgeführten Erdölproben zeigen sich nach F.
Abel und B. Kidwood (Chemical News, 1884 Bd. 49 S. 196) bei den gleichen Oelen oft Unterschiede von 3 bis 4° C. (6 bis 7° F.). Bei den
indischen Proben ist die Entzündungstemperatur immer zu niedrig. Dadurch, daſs das
Oel längere Zeit auf höherer Temperatur gehalten wird, werden die leichtflüchtigen
Bestandtheile durch das Oel weniger fest in Lösung gehalten und entweichen
theilweise schon bei niederer Temperatur.
Die Verfasser erhielten bei folgenden Abänderungen des alten Verfahrens
übereinstimmende Resultate: 1) Entfernung der Dämpfe aus dem bedeckten Probirgefäſse
mit Hilfe eines Aspirators. 2) Entfernung der Dämpfe durch Blasen über die
Oberfläche des Oeles im offenen Probirgefäſse. 3) Anwendung des Probeflämmchens bei einer bedeutend niederem Temperatur
(56° bei einer Entflammungstemperatur von 73°), als durch das Gesetz vorgeschrieben
ist. – Insbesondere der letzte Weg wird als vollkommen zuverlässig empfohlen. (Vgl.
1882 245 * 165).
Verfahren zur Werthbestimmung käuflicher Potaschen.
In neuerer Zeit wird der Handelswerth der Potaschen nicht mehr auf Grund des
alkalimetrisch ermittelten Gesammtgehaltes an kohlensaurem Alkali bestimmt, sondern
es wird lediglich der Gehalt an kohlensaurem Kalium der Werthbestimmung zu Grunde
gelegt, weil Potasche, namentlich Schlempepotasche, oft erhebliche Mengen von
kohlensaurem Natrium enthält. W. F. Gintl (Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft,
1883 S. 123) ging nun bei der Aufstellung eines vereinfachten
Untersuchungsverfahrens von der Erwägung aus, daſs der absolute Gehalt einer
Potasche an Kaliumoxyd bezieh. Kalium durch die gleichzeitige Gegenwart von Natron
im überwiegend gröſsten Maſse beeinfluſst werde und daſs, mit alleiniger Ausnahme
der Schwefelsäure, die Gegenwart anderer Säuren, namentlich der Phosphorsäure, der
Kieselsäure, welche überdies in den Potaschen stets nur eine untergeordnete Rolle
spielen, dann des Chlores einen verhältniſsmäſsig nur geringen Einfluſs auf die Höhe
des Procentgehaltes an Kali in einer Potasche nehmen. Von diesen Salzen entsprechen
dem Chlorkalium 63,05, dem phosphorsauren Kalium 67,03, dem kieselsauren Kalium
61,08 Procent an Kali, während dem reinen kohlensauren Kalium 68,12 Proc.
entsprechen. Nur die Schwefelsäure bedingt eine erheblichere Abweichung, sofern der
Procentgehalt des schwefelsauren Kaliums an Kali 54,07 Proc. beträgt. Daraus folgt,
daſs die Gegenwart von Chlorkalium, phosphorsaurem Kalium und kieselsaurem Kalium,
wenn, was in der Regel der Fall, der Gehalt einer Potasche an diesen Salzen die Höhe
von 10 Proc. nicht wesentlich überschreitet, den Procentgehalt derselben an Kali nur
in der ersten Decimalstelle zu beeinflussen vermag und daſs sohin eine Beeinfluſsung dieser
Ziffer in den ganzen Procenten lediglich durch die Gegenwart von erheblicheren, an
10 Proc. sich nähernden Mengen von schwefelsaurem Kalium bedingt werden kann. Da nun
andererseits der Einfluſs, welchen die Gegenwart von kohlensaurem Natron auf die
Höhe des Procentgehaltes einer Potasche an Kali nimmt, ein weitaus erheblicherer
ist, so ist in der Differenz des in einer zu untersuchenden Potasche sich findenden
Procentgehaltes an Kali gegen den Kaligehalt des reinen kohlensauren Kaliums ein
Anhaltspunkt zur Berechnung der vorhandenen Natronmenge gegeben, wenn zugleich die
Menge der gleichzeitig vorhandenen Schwefelsäure in Rechnung gesetzt wird.
Angenommen, es seien nur die Carbonate von Kalium und Natrium zugegen, so ergibt
sich die Zahl 0,859 als Faktor, welcher, mit der Differenz des Kaligehaltes einer
solchen Mischung gegen den von reinem Kaliumcarbonate multiplicirt, direkt die
Procente an vorhandenem Natron ergibt. Die allgemeine Formel für derartige
Rechnungen wird, wenn mit x der gesuchte Procentgehalt
an Natriumoxyd, mit n der in dem Gemenge vorhandene
Procentgehalt an Kaliumoxyd bezeichnet wird, lauten müssen: x(68,12 – n)0,859, worin der Werth 68,12 den
Procentgehalt des reinen kohlensauren Kaliums an Kaliumoxyd bedeutet.
Der Procentgehalt an Kohlensäure wächst für jedes Procent Natriumcarbonat, welches an
Stelle des kohlensauren Kaliums eintritt, um 0,0958 Proc. oder für jedes Procent
Natriumoxyd um 0,1637, erfährt somit eine Abweichung im positiven Sinne, während die
Gegenwart von fremden Säuren eine Abnahme des Procentgehaltes an Kohlensäure, also
eine Abweichung im negativen Sinne bedingt und zwar in dem Verhältnisse ihrer Menge
und ihrer Aequivalenz. Es wird sonach, wenn es möglich ist, das Maſs der negativen
Abweichung auch nur annäherungsweise zu ermitteln, in diesem ein Anhaltspunkt zur
Bewerthung des von fremden Säuren in Anspruch genommenen Gehaltes an Kali und daher
eine Berichtigung der Ziffer für das in Rechnung zu setzende Kali zu gewinnen sein.
Diese annäherungsweise Ermittelung kann nun keine Schwierigkeiten bieten, wenn man
aus der mit Hilfe des Faktors 0,859 auf Grund der Kalibestimmung berechneten
Näherungsziffer für Natron die durch die Gegenwart desselben bedingte Erhöhung des
Kohlensäuregehaltes über den Procentgehalt eines reinen kohlensauren Kaliums an
Kohlensäure berechnet, diese Ziffer zu 31,88, d. i. dem Procentgehalte an
Kohlensäure im reinen kohlensauren Kalium, zuaddirt und von dieser Summe die
wirklich in dem Gemenge gefundene Kohlensäure abzieht. Man erhält so eine Differenz,
welche ein Nährungswerth für die den vorhandenen fremden Säuren entsprechende
Kohlensäuremenge ist. Für gewöhnlich kann man als Mittelwerth der Aequivalenz der
fremden Säuren, ausgedrückt in Kaliprocenten, 61,30 setzen. Der Unterschied der
Procentwerthe eines reinen kohlensauren Kaliums gegen die der berechneten Kalimenge
entsprechende Summe der genannten vier Säuren, welche sich zu 6,82 ergibt, muſs zu
dem Kohlensäuregehalte des reinen kohlensauren Kaliums in demselben Verhältnisse
stehen, wie die den vorhandenen fremden Säuren entsprechende Kohlensäure zu der
Kalimenge, welche hätte mehr gefunden werden müssen, wenn statt der Kaliumsalze
dieser Säuren kohlensaures Kalium zugegen gewesen wäre. Hieraus ergibt sich 6,82 :
31,88 = 0,2139 als die Verhältniſszahl, mit welcher die berechnete
Kohlensäuredifferenz multiplicirt eine Zahl gibt, die, von der gefundenen
Kaliumoxyddifferenz abgezogen, nunmehr diese Ziffer so weit berichtigt, daſs sie
nun, mit dem Faktor 0,859 multiplicirt, einen der Wahrheit sehr nahe kommenden Werth
für das vorhandene Natron liefert.
Bei der Ausführung des Versuches wägt man die zu untersuchende Potasche ab, bringt
sie in einen Kohlensäurebestimmungsapparat und ermittelt möglichst genau, durch
Zersetzen mit Salzsäure und womöglich durch direkte Wägung, den Kohlensäuregehalt.
In der entsprechenden Lösung oder einem Theile derselben bestimmt man sodann direkt
mit Platinchlorid das Kalium in bekannter Weise.
Eine Potasche ergab z.B. 54,42 Proc. Kaliumoxyd und 29,25 Proc. Kohlensäure die
Kaliumoxyddifferenz (68,12 – 54,42) = 13,7 Proc. Diese Ziffer, mit dem Faktor 0,859
multiplicirt, gibt als Näherungswerth für Natron = 11,768 Proc. Hierfür der Zuwachs
an Kohlensäure berechnet = 11,768 × 0,1637 = 1,925, welche zu der Differenz der gefundenen
Kohlensäure 29,25 gegen den Kohlensäuregehalt von reinem Kaliumcarbonat (= 31,88)
addirt den Werth 4,55 als Ausdruck für die den vorhandenen fremden Säuren
entsprechende Menge an Kohlensäure gibt. Dieser, mit dem Faktor 0,2139 multiplicirt,
gibt 0,973 als Maſs des Kaliumgehaltes, welcher hätte mehr gefunden werden müssen,
wenn alles Kali als kohlensaures Salz vorhanden gewesen wäre.
Es ist nun die Kaliumoxyddifferenz d. i. 13,7 – 0,973 = 12,727 die berichtigte Ziffer
und diese mit 0,859 multiplicirt gibt nun 10,93 Proc. Natron. Die vollständige
Analyse derselben Potasche ergab dagegen:
Wasser
0,528
Unlösliches
0,080
Schwefelsäure
0,829
Kieselsäure
0,487
Chlor
2,028
Phosphorsäure
1,373
Kohlensäure
29,243
Kali
54,428
Natron
11,258,
somit eine befriedigende Uebereinstimmung. Aus den so
erhaltenen Resultaten erhält man die Menge des kohlensauren Kaliums und Natriums,
wenn man die der Kohlensäuredifferenz entsprechende Kalimenge von dem Gesammtgehalte
an Kali abzieht und den Rest als Carbonat berechnet, während das Natron direkt als
Carbonat berechnet wird, wobei natürlich die Phosphorsäure als an Kalium gebunden
gedacht werden muſs, was bei der Werthbemessung der käuflichen Potaschen üblich ist.
(Vgl. Hager S. 86 d. Bd.)
Ueber die Einwirkung von Nitraten auf Alkalisulfide.
Nach den Untersuchungen von G. Lunge und Smith (vgl. 1884 251 319)
verursacht die Einwirkung der eisernen Gefäſse, in denen bei der Darstellung von
kaustischer Soda die Oxydation der Sulfide mit Salpeter vorgenommen wird, eine
bedeutende Ammoniakbildung. Dieses Resultat veranlaſste E.
W. Parnell (Journal of the Society of Chemical
Industry, 1884 S. 138) zu neuen Versuchen. Es zeigte sich, daſs bei einem
ganz geringen Gehalte der zu oxydirenden Lösung an Eisensulfür die Ammoniakbildung
bedeutend gesteigert wird. Das Eisensulfür wird bei dieser Reaction jedenfalls
abwechselnd durch den Salpeter zu Eisenoxyd oxydirt und dann durch das Natriumsulfid
wieder zu Sulfür reducirt. Durch Zusatz von etwas Eisensulfat, kann die
Ammoniakbildung bis auf 90 Proc. gesteigert werden. Auch Eisenoxydul allein reducirt
Salpeter: 16Fe2O + 2KNO3 + 4H2O = 8Fe2O3 + 2NH3
+ 2KOH.
Parnell faſst seine Schlüsse aus diesen und seinen
früheren Versuchen folgendermaſsen zusammen: 1) Die Oxydation von Natriumsulfid
durch Salpeter in kochender Lösung beginnt nicht unter 188° C. (370° F.). 2) Die
Oxydation geht ohne Bildung von Ammoniak vor sich. 3) Eisensulfür, Eisenoxydul,
Zinksulfid und ohne Zweifel einige andere Metallsulfide werden durch Salpeter
oxydirt unter Bildung von Ammoniak. 4) Metallisches Eisen übt beim Kochen in
alkalischer Lösung nur eine geringe Reduction von Salpeter zu Ammoniak aus.
Verfahren zur Herstellung von Farbholzextracten.
Nach C. D.
Ekman in Bergvik, Schweden (D. R. P. Kl. 22 Nr. 25832 vom 20. Mai 1883) werden die
zerkleinerten Farbhölzer in einem Kessel unter Druck mit einer Lösung von
Natriumbisulfit oder dem Sulfite eines anderen Alkalis oder Erdalkalis erhitzt. Wird
Blauholz bei 2at
behandelt, so wird ein sehr reines Violettblau gewonnen; wird sodann bei 6at erhitzt, so erhält man ein ins Bräunliche
ziehendes Blau.