Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 45 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
Kühlvorrichtung für Condensationswasser.
Um in Fällen, wo wegen Wassermangel das Condensationswasser einer Dampfmaschine stets
von Neuem benutzt werden muſs, eine wirksame Abkühlung desselben eintreten zu
lassen, benutzen Boase und Miller nach Engineering, 1884 Bd. 37 * S. 393 eine Art
Schleudertrommel, welche über dem Kühlsumpfe aufgestellt ist und das von der
Maschine kommende Wasser in einem feinen Regen über eine Kreisfläche von etwa 6m Radius ausbreitet. Diese Schleudertrommel
besteht aus einem cylindrischen Korbe von Drahtgeflecht, welcher von der
Betriebsmaschine aus durch eine entsprechende Transmission mit 300 Umdrehungen in
der Minute angetrieben wird. Im Inneren dieses Korbes hängt, ohne an dessen
Drehungen theil zu nehmen, ein cylindrisches Blechgefäſs, in welches das
Condensationswasser zunächst eingeleitet wird und von dem aus es durch eine Menge
feiner Oeffnungen in den Wandungen des Gefäſses zu der Siebtrommel gelangt.
Ein solcher Apparat, bei welchem die Siebtrommel 914mm (3 Fuſs engl.) Durchmesser hat, kühlt in der Secunde 1cbm,363 (300 Gallonen) Condensationswasser von 35
bis 49° um 11 bis 17° ab. Dabei verbraucht derselbe aber auch 3 bis 4e indicirt. Der Hauptzweck einer solchen Anlage
ist der, den Kühlsumpf klein halten zu können, was bei theueren oder beschränkten
Bodenpreisen allerdings sehr ins Gewicht fällt.
Cambon's Anwendung conischer Tragrollen zur Verminderung der
Zapfenreibung.
Bekanntlich benutzt man zur Herabminderung der Zapfenreibung bei schwer belasteten
Maschinentheilen häufig das sehr einfache Mittel, daſs man die Zapfen anstatt in
feste Lagerschalen auf die Umfange von Tragrollen, sogen. Reibungsrollen, lagert und
so die gleitende Reibung in eine rollende verwandelt. Bei conachsialen Wellen,
welche im entgegengesetzten Sinne angetrieben werden, z.B. bei einer Schleudermühle
(Desintegrator), schlägt Cambon in Clichy (vgl. Bulletin d'Encouragement, 1883 Bd. 10 * S. 445) vor,
anstatt der sonst üblichen cylindrischen, conische
wagerechte Tragrollen zu benutzen, derart, daſs die Wellen mit conischen Anläufen
auf diametral gegenüber liegenden Stellen der Tragrollen aufliegen.
Verfahren zum Schneiden sehr steiler Gewinde und gerader
Riffelungen.
Sollen auf einer Drehbank sehr steile Schrauben geschnitten werden, so geht
schlieſslich die Hauptarbeitsbewegung auf den Meiſsel und Supportschlitten über und
ist das Schneiden der Gänge dann eigentlich mehr ein Hobeln. In diesem Falle muſs
durch Wechselräder bei dem üblichen Antriebe von der Spindel aus eine bedeutende
Uebersetzung ins Schnelle auf die Leitspindel erzielt werden und haben diese
Wechselräder dann die Hauptnutzarbeit zu übertragen. In Folge dessen wird aber der
Zahndruck so bedeutend, daſs die Räder sehr gefährdet sind. Dies zu vermeiden, wird
in Stahl und Eisen, 1884 S. 374 vorgeschlagen, in
diesem Falle lieber auf die Leitspindel selbst eine Riemenscheibe aufzusetzen und so
die Arbeit auf dem kürzesten Wege auf den Schlitten zu übertragen. Die Wechselräder
würden dann umgekehrt nur die geringe Nebenarbeit zum Drehen der Spindel und des
Werkstückes mit Uebersetzung ins Langsame zu übermitteln haben und nur eine ganz
geringe Anstrengung erfahren. Für den Fall, daſs eine Drehbank zu solcher Arbeit verwendet werden muſs,
ist dieser Vorschlag ganz beachtenswerth, noch mehr aber, wenn sogar gerade
Riffelungen auf der Bank hergestellt werden sollen.
Reibahle, deren Schneidkanten gebrochene Linien bilden.
Textabbildung Bd. 253, S. 46
Reibahlen mit geraden oder schraubenförmig aufsteigenden Schneidkanten geben bei
nicht ganz vorsichtigem Arbeiten oft Veranlassung zur Bildung unebener Stellen in
der Richtung der Schneidkanten; es bilden sich in dem einen Falle zur Lochachse
parallele, im anderen Falle spiralförmig verlaufende Unebenheiten, welche der
Reibahle eine unerwünschte Führung bieten. Diese Uebelstände sollen durch die
Reibahlen von Georg Meier in Pforzheim (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 25793 vom 21. Juli 1883) mit mehrfach
gebrochenen Schneidkanten vermieden werden. Sollten nun auch bei Beginn der Arbeit
durch die nach einer Richtung geneigten Schneidkanten Unebenheiten in gewöhnlicher
Art gebildet sein, so werden dieselben durch die später wirkenden entgegengesetzt
gekrümmten Kanten wieder ausgeglichen und wird so ein schön rundes Loch entstehen
können. Auf weitere Länge hin können die Schneidkanten gerade sein, da die
Hauptarbeit von dem ersten Theile der Reibahle zu verrichten ist.
Sellon's elektrischer Heizapparat.
J. S. Sellon in London hat sich in England (unter Nr.
4961 vom 17. Oktober 1883) einen elektrischen Heizapparat patentiren lassen, bei
welchem innerhalb eines mit einem Eintrittsrohre für die kalte Luft und einem
Austrittsrohre für die erhitzte Luft versehenen Kastens eine durchlöcherte Platte
aus Thon, Graphit o. dgl. angeordnet ist. In den Löchern der Platte sind Drahtrollen
oder andere Widerstände untergebracht, welche ein elektrischer Strom durchläuft und
dadurch heiſs macht. (Nach Engineering, 1884 Bd. 37 *
S. 516.)
Ueber Elektrolyse mit Wechselströmen.
Nach umfassenden Versuchen von E. Drechsel (Journal für
praktische Chemie, 1884 Bd. 29 S. 229) finden unter dem Einflüsse von
abwechselnder Oxydation und Reduction, bewirkt durch Elektrolyse mit Wechselströmen,
sowohl synthetische, als auch analytische Prozesse statt. Erstere führen zu der
Bildung von γ-Diphenol- und gepaarten Schwefelsäuren,
insbesondere Phenolätherschwefelsäure, letztere dagegen zur Entstehung einer ganzen
Reihe verschiedener Säuren. Die Bildung des γ-Diphenols
läſst sich durch folgende Gleichung ausdrücken: 2C6H5.OH + O = HO.C6H4.C6H4.OH + H2O. Die Phenolätherschwefelsäure entsteht dagegen
durch Oxydation mit nachfolgender Reduction.
Bei der Bildung Schwefelsäure nicht enthaltender Producte wird das Phenol zunächst zu
Hydrochinon und Brenzcatechin (Resorcin konnte nicht aufgefunden werden) oxydirt,
von denen das erstere anscheinend kaum weiter verändert wird (ein kleiner Theil geht
vielleicht in Chinon über), während das letztere durch Aufnahme von Wasserstoff und
Sauerstoff in Säuren der Ameisensäure- und der Oxalsäurereihe übergeht. Hierauf
deutet wenigstens der Umstand, daſs die Reactionsflüssigkeit zwar viel Hydrochinon,
aber nur wenig Brenzcatechin enthält. Die wirklich nachgewiesenen ein- und
zweibasischen Säuren bilden eine Reihe mit regelmäſsig abnehmendem
Kohlenstoffgehalte; demnach muſs eine stufenweise Verbrennung in der Art
stattgefunden haben, daſs immer ein Atom Kohlenstoff aus dem Molekül herausgenommen
und zu Kohlensäure verbrannt worden ist, unter gleichzeitiger Bildung der Säure mit
dem nächst niederen Kohlenstoffgehalte. Es ist bemerkenswerth, daſs diese Stoffe
theils überhaupt noch nicht direkt aus Phenol erhalten sind, theils nur durch
kräftige Reagentien bei höherer Temperatur.
Brenzcatechin, Hydrochinon und ähnliche Verbindungen sind ausgezeichnet durch die
Schnelligkeit, mit welcher sie sich in alkalischer Lösung unter Sauerstoffabsorption
bräunen; in der alkalischen Schmelze dagegen findet diese Zersetzung nicht oder doch nur in geringem
Umfange statt, wahrscheinlich in Folge der Anwesenheit von Wasserstoff in statu
nascendi. Während die dem Phenole noch am nächsten stehenden Oxydationsproducte (die
isomeren C6H6O2 und C6H6O3) farblos
erscheinen, sind die aus diesen entstehenden gefärbt: Chinon z.B. gelb und die
Verbindungen desselben mit Phenol, den Di- und Trioxybenzolen gelb- bis braunroth.
Da nun durch Einwirkung von Oxydationsmitteln, wie z.B. Chromsäure, sofort solche
gefärbte Substanzen aus Phenol gebildet werden (z.B. Phenochinon), so müssen wir
hieraus schlieſsen, daſs bei der Elektrolyse mit Wechselströmen oder dem Schmelzen
mit Alkalien die Di- und Trioxybenzole nur darum der weiteren Verbrennung theilweise
entgehen, weil sie durch den Wasserstoff in statu nascendi geschützt werden; daſs
dagegen die reducirenden Substanzen, welche aus anderen Oxydationsmitteln während
der Reaction entstehen, wie Chromoxyd aus Chromsäure, Manganoxydul aus
Uebermangansäure, wegen ihrer nur geringen reducirenden Wirkung nicht im Stande
sind, einen derartigen Schutz auszuüben.
Verfahren zur Reinigung von Niederschlägen.
Wird nach K. Zulkowsky (Berichte der österreichischen
chemischen Gesellschaft, 1884 S. 6) ein filtrirter Malz- oder Hefenauszug
in eine Schüttelflasche oder in ein Proberöhrchen mit ungefähr ¼ bis ⅓ Raumtheilen
Aether versetzt und kräftig geschüttelt, so scheidet sich das Ferment nach kurzer
Ruhe als eine Froschlaich artige Masse in der obenauf schwimmenden Aetherschicht ab.
Die Abscheidung des Fermentes unter diesen Verhältnissen ist nur dann erklärlich,
wenn man annimmt, daſs sich dasselbe nicht in löslicher Form in der Flüssigkeit
befindet, sondern daſs Diastase und Invertin protoplasmatische Stoffe darstellen. Daraus
erklärt sich auch, warum ganz klare Malzauszüge sich so auſserordentlich schwierig
filtriren lassen.
Diese Behandlung mit Aether erleichtert das Auswaschen von gefällter Thonerde, Eisenhydrat, Magnesiumhydrat und ähnlichen
Niederschlägen ungemein.
Baumwollsamenkuchen als Futtermittel.
Aus Versuchen und Beobachtungen von M. Siewert
(Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1884 Bd. 30 S. 145) ergibt sich,
daſs die Baumwollsamen aus 64,2 Proc. Oel haltigem Kern und 35,8 Proc. schwarzen
Hülsen bestehen; letztere enthalten 44,6 Proc. Rohfaser, der Kern (I) und die
ungeschälten englischen Baumwollsamenkuchen (II):
I
II
Rohfaser
1,90
19,96
Wasser
7,90
11,30
Asche
5,00
6,20
Protein
29,40
21,87
Fett
37,84
4,90
Kohlehydrate
17,96
35,77
––––––
––––––
100,00
100,00.
Fütterungsversuche mit den englischen Baumwollsamenkuchen ergaben bei Milchkühen eine
Verminderung des Milchertrages; der Zuckergehalt
der Milch war erhöht, die übrigen festen Bestandtheile aber ebenfalls herabgegangen.
Die Hülsen gehen völlig unverdaut wieder ab, sie ziehen sogar aufgelöste
Nahrungssubstanz an und führen sie dem Dünger zu.
Süſsholz im Biere.
In Memmingen wurde ein Bierbrauer zu 2 Monaten Gefängniſs und 400 M. Geldstrafe
verurtheilt, weil er grobes Süſsholzpulver der Würze beim Hopfenkochen zugesetzt
hatte. Nach Hans Vogel (Repertorium, 1884 S. 49) kann
dieser Zusatz lediglich den Zweck haben, die Klärung der Würze zu begünstigen. Als
Surrogat für Malz oder Hopfen kann Süſsholz keineswegs angesehen werden, sondern nur
als wirkliches oder eingebildetes Verbesserungsmittel. Ein sicherer Nachweis eines
solchen Zusatzes ist noch nicht bekannt; vielleicht gelingt es in einem solchen
Biere Glycyrrhicin aufzufinden.
Ueber die Beständigkeit von Hypobromitlösungen und ihre
Anwendung zur Titration von Oelen.
Die Einwirkung von Natron auf Brom geht wie A. H. Allen
im Journal of the Society of Chemical Industry, 1884 S.
65) berichtet, zuerst nach folgender Gleichung vor sich: 2NaOH + Br2 = NaBrO + NaBr + H2O. Nach einiger Zeit, besonders beim Erwärmen,
tritt folgende Zersetzung ein: 3NaBrO + 3NaBr = NaBrO3 + 5NaBr. In Folge dieser Reaction wurden die Hypobromitlösungen bis
jetzt immer als unbeständig bezeichnet. Es ergibt sich
jedoch aus zahlreichen Versuchen, daſs die Lösungen, wenn sie eine genügende Menge
freies Natriumhydrat enthalten, sich bei langem
Aufbewahren und selbst beim Kochen nur wenig verändern. Die Beständigkeit der
Hypobromitlösungen ist bei den Bestimmungen von Oelen oder Fetten in alkalischer Lösung von Wichtigkeit. Bei Bestimmungen in
salzsaurer Lösung ist sie gleichgültig, da immer das gesammte Brom frei wird:
3NaBrO + 3NaBr + 6HCl = 6NaCl + 6Br +
3H2O und
NaBrO3 + 5NaBr + 6HCl = 6NaCl +
6Br + 3H2O.
Verfasser findet die merkwürdige bis jetzt unerklärte Thatsache, daſs bei allen
Versuchen der durch Analyse gefundene Bromgehalt der Lösungen höher war als das aus der wirklich angewendeten Menge
Brom berechnete:
I
II
III
Angewendetes Brom
12,432
12,929
12,44
Durch Titration gefunden
12,98
13,18
12,86.
Zur Gewinnung von Jod.
Bei der früher in Antofagasta üblichen Behandlung der Caliche-Mutterlaugen mit
Natriumbisulfit wurden nur etwa 70 Procent des vorhandenen Jodes gewonnen (vgl. 1879
231 375). Loive und Weissflog (Génie civil, 1883/4 Bd. 4 S. 96) reduciren
nun das in den Laugen neben Chlornatrium und salpetersaurem Natrium vorhandene
jodsaure Natrium zunächst mit Schwefelcalcium und fällen das Jodnatrium mit
Kupfersulfat und Natriumsulfit.
Zur Herstellung des Schwefelcalciums wird schwefelsaures Calcium mit Kohle in einem
Drehofen geglüht. Das gebildete Schwefelcalcium zerfällt beim Kochen mit Wasser
bezieh. der Lauge nach den Gleichungen: 2CaS + 2H2O
= H2CaO2 + H2CaS2 und H2CaS2 = H2S + CaS. Der gesammte Schwefel wird also in
Schwefelwasserstoff übergeführt und dieses reducirt das jodsaure Natrium: NaJO3 + 3H2S = NaJ +
3H2O + 3S. Nach vollendeter Reduction versetzt
man die Lauge mit schwefelsaurem Kupfer und schwefligsaurem Natrium: 2NaJ + 2CuSO4 + Na2SO3 + H2O = Cu2J2 + 2NaHSO4 + Na2SO4. Das ausgeschiedene Kupferjodür wird gewaschen und
getrocknet.
Pyrotartrylfluoresceïn.
Nach E. Hjelt (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1884 S. 1280) erhält man durch Erhitzen von 5 Th.
Brenzweinsäure, 9 Th. Resorcin und 18 Th. Schwefelsäure auf 1500 leicht das
Fluoresceïn der Brenzweinsäure. Wird die Schmelze mit verdünnter Salzsäure
ausgezogen und das Fitrat mit Ammoniak neutralisirt, so fällt der Farbstoff als
braunrothes Pulver C17H16O6 aus. Es ist schwer löslich in Wasser,
leicht in verdünnten Säuren. Die alkalischen Lösungen sind im concentrirten Zustande
roth, beim Verdünnen tritt die schöne gelb grüne Fluorescenz hervor. Die Lösung des
Farbstoffes in Ammoniak gibt mit Kupfersulfat einen braunen Niederschlag, welcher
aus einem basischen Kupfersalze besteht.
Werden die salzsauren Lösungen des Farbstoffes mit Bromwasser versetzt, so entsteht
ein rother flockiger Niederschlag, das Pyrotartryleosin, B17H12Br4O6.