Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 87 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
Ueber die Abnutzung von Stahlschienen.
Nach Stahl und Eisen, 1884 S. 296 veröffentlichte der
Oberingenieur der französischen Westbahn Canesson vor
kurzem in der Revue générale des chemins de fer einige
bemerkenswerthe Ergebnisse über die Abnutzung der Stahlschienen.
Die untersuchten Schienen waren auf einer einfachen Geleislänge von 20884m auf der Strecke Paris-Bondy in den J. 1871 bis
1874 verlegt worden. Das Gewicht derselben betrug 36k auf Im, ihr mittleres Alter 10 Jahre, während welcher Zeit je nach ihrer
Lage 20 bis 56 Millionen Tonnen über dieselben befördert worden waren. Während die
Abnutzung der in freier Strecke liegenden Schienen fast unmerklich war, wurde an den
Haltestellen eine sehr starke Abnutzung nachgewiesen. So fand sich auf dem Bahnhofe
zu Noisy-le-Sec, wo im J. 1878 Auswechselungen nöthig wurden, eine Gesammtabnutzung
in der Höhe der Schienen von 23 bis 24mm, während
dieselbe auf der freien Strecke vor dem Bahnhofe, über welche das gleiche Gewicht
gerollt war, nur 2 bis 3mm betrug. Danach war die
Abnutzung auf freier Strecke nur ⅛ der auf dem Bahnhofe.
Die auf dem Bahnhofe von Noisy-le-Sec verlegten Schienen muſsten nach 6 Jahren, in
welchen sie eine Abnutzung von 15mm erlitten
hatten, ausgewechselt werden. Hiernach ergibt sich auf 1 Jahr berechnet eine
Abnutzung von 2mm,5 während auf freier Strecke
sich eine jährliche Abnutzung von 0mm,3
herausstellt. Die Abnutzung vertheilte sich gleichmäſsig über die ganze Länge der
Schiene und war, sobald sie einen Betrag von 4 bis 5mm erreicht hatte, mit einer Verbreiterung des Kopfes verbunden; welche
unter Umständen bei den um 15mm abgenutzten
Schienen 7mm erreichte, so daſs die ganze Breite
des Kopfes von 60 auf 67mm gewachsen war. Im
Ganzen muſsten 2133m, d. i. 5,11 Proc. aller auf
der betreffenden Strecke verlegten Schienen ausgewechselt werden. Auſserhalb der Stationen wurden
nur wegen zufälliger Unglücke oder wegen Fabrikationsfehlern Schienen
ausgewechselt.
Canesson folgert aus alledem, daſs Stahlschienen eine
rollende Last von 100 bis 200 Millionen Tonnen tragen können, ehe sie wegen
Abnutzung des Kopfes ausgewechselt werden müssen. Auf Bahnhöfen, Haltestellen, kurz
überall da, wo häufig die Bremsen zur Anwendung kommen, ist die Dauer der Schienen
erheblich geringer und beträgt oft nur 0,1 der erst angegebenen. Diese Strecken
bilden jedoch nur einen verhältniſsmäſsig kleinen Bestandtheil des ganzen
Netzes.
Schwedische Eisenerze.
P. v. Schwarze erörtert in Stahl
und Eisen, 1884 S. 307 die Frage, ob eine Einfuhr von Eisenstein von
Schweden nach Deutschland praktisch durchführbar sei. Danach sind die bedeutenden
Erzvorkommen von Grängesberg in den Provinzen Oerebro und Kopparberg und die
Erzberge der Provinz Norrbotten besonders wichtig. Grängesberger Erze hatten z.B.
folgende Zusammensetzung:
Kieselsäure
1,85
3,64
2,63
Thon
1,02
1,87
1,07
Eisenoxyd
70,88
77,44
65,61
Eisenoxydul
22,84
9,18
20,34
Kalk
1,94
4,10
6,11
Magnesia
0,65
1,14
0,65
Phosphorsäure
1,200
2,338
4,411
Schwefel
0,004
Spur
0,011
Manganoxydul
0,11
0,09
0,15
–––––––
––––––
–––––––
100,494
99,798
100,982
Schwarze hält eine gröſsere Einfuhr derselben nach
Oberschlesien und Mähren für günstig. Erze von Luossavaara haben z.B. folgende
Zusammensetzung:
Eisenoxyd und Eisenoxydul
97,65
Mangan
0,00
Thonerde
0,39
Magnesia
0,11
Kupfer
Spur
Arsenik
Spur
Phosphorsäure
0,05
Schwefel
0,00
Rückstände
1,60
Wasser
0,20
Titansäure
0,00
––––––
100,00
Gährich's Vorschub des Holzes für Gattersägen.
Zur Ermöglichung des direkten ruckweisen Vorschubes für den Blockwagen an Gattersägen
ohne Benutzung von Klinkwerken o. dgl. hat H. Gährich
im Hüttenwerke Vietz an der Ostbahn (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 25180 vom 25. Mai 1883)
auf die Kurbelscheibe des Gatters eine Reibungsscheibe gesetzt, deren Kern oder
Einlage b, aus gepreſster Pappe, Gummi oder Holz
bestehend, zwischen den beiden auf der Welle mittels Keil festgehaltenen Schrauben
aus Eisen verschraubt ist. Diese Reibungsscheibe b ist
nur auf dem halben Umfange nach einem Kreisbogen gekrümmt, auf der anderen Hälfte
dhf aber abgeflacht, so daſs die den
Vorschubmechanismus treibende Scheibe k nur von dem
vortretenden Theile der Reibungsscheibe b mitgenommen
wird, dann oben stillsteht, somit der Holzstamm während dieser Zeit nicht
vorgeschoben wird.
Textabbildung Bd. 253, S. 88
Olte's elektrischer Weichen-Controlapparat.
Bei dem von Gilbert Olte in Apeldoorn in Holland (* D.
R. P. Kl. 20 Nr. 24246 vom 9. August 1882) angegebenen elektrischen Controlapparate
für die Stellung der Eisenbahn-Weichenzungen bewirkt die zugehörige, gewöhnlich in
einem zwischen den beiden Schienen aufzustellenden guſseisernen Kästchen
untergebrachte Contactvorrichtung die Stromschlieſsung nur während der Umstellung
der Weiche; die Contacttheile werden von beiden Weichenzungen aus bewegt, jedoch
unter beständiger Verbindung der Zungen mit den durch sie bewegten Contacttheilen.
Mit jeder Weichenzunge ist nämlich eine durch das Kästchen hindurchreichende und in
dessen Stirnwänden geführte Eisenstange verbunden und es ist in ein Loch jeder
Stange innerhalb des Kastens ein gegen die Stange isolirter Contactknopf eingesetzt,
welcher bei jeder Umstellung der Weiche auf einer isolirten Metallgleitschiene hin-
oder herbewegt wird. Jede Gleitschiene besteht aber aus einem längeren und einem
kürzeren Theile. Die beiden kürzeren Theile a1 und a2 der Gleitschienen sind isolirt und liegen, wie
nebenbei dargestellt, von den längeren Theilen b1 und b2 aus nach entgegengesetzten Seiten, jeder also
gegenüber dem einen Ende des zur anderen Schiene gehörigen längeren Theiles.
Textabbildung Bd. 253, S. 89
Von den längeren Theilen ist der eine mit der Erde, der andere
mit der nach dem Signalkästchen führenden Leitung verbunden; die Signalleitung ist
daher geschlossen, wenn und so lange die beiden unter sich durch einen übersponnenen
Draht verbundenen Contactknöpfe gleichzeitig mit den beiden längeren Theilen der
Gleitschienen in Berührung sind, gegen welche sie durch Spiralfedern gedrückt
werden. Während dagegen die Weiche sich in einer ihrer beiden Stellungen befindet,
ruht der eine oder der andere Contactknopf auf dem kurzen Theile der einen oder der
anderen Schiene und die Leitung ist unterbrochen. Bei jeder Umstellung bewegen sich
eine Zeit lang die Contactknöpfe beide zugleich auf den längeren Theilen b1 und b2 ihrer Gleitschienen
und nur während dieser Zeit ist Strom in der Leitung; denn am Ende der Bewegung
kommt der andere Contact auf den kürzeren Theil seiner Gleitschiene und die Leitung
ist wieder stromlos.
Das zur Controlirung der Weichenstellung bestimmte Signalkästchen kann für eine
gröſsere Anzahl von (zusammengehörigen) Weichen zugleich dienen und hat dann für
jede Weiche ein kleineres und über diesem ein gröſseres Fenster, innerhalb des
Kästchens aber einen aufrecht stehenden Elektromagnet. Der zweiarmige Ankerhebel
trägt auf dem zweiten kürzeren Arme zur Ausgleichung ein verstellbares Gegengewicht
und wird von dem Elektromagnete, wenn ein Strom denselben durchläuft, um seine
wagerechte Achse so gedreht, daſs ein an seinem Ende sitzendes rothes Täfelchen über
ein festliegendes weiſses geschoben, durch das untere Fenster sichtbar wird und ein
Läutewerk ertönt, derselbe zugleich aber auch mittels einer Schubstange auf ein
6zähniges Sperrrad wirkt, letzteres um einen Zahn dreht und damit auch einen auf
seiner Achse sitzenden Kupfercylinder, dessen Mantelfläche ringsum in 6 Felder
abwechselnd von rother und von weiſser Farbe getheilt ist. Beim Aufhören des Stromes
reiſst das Uebergewicht den Anker wieder ab, das rothe Tafelchen senkt sich wieder
und es zeigt sich im unteren Fenster wieder das weiſse Täfelchen.
Während jeder Umstellung wird also das rothe Täfelchen vorübergehend durch das untere
Fensterchen sichtbar; bleibt es länger sichtbar, so ist auf eine ungenaue Stellung
der Weiche zu schlieſsen. Nach dem Verschwinden des rothen Täfelchens gibt die Farbe
des eben durch das obere Fenster sichtbaren Feldes des Cylinders, dessen
unbeabsichtigte Drehung eine federnde Sperrklinke verhindert, dauernd Aufschluſs
darüber, in welcher Stellung sich die Weiche zur Zeit befindet, sobald man nur
weiſs, welche Farbe zur Anfangsstellung der Weiche gehört. Aehnlich wie meist bei
den Zeigertelegraphen ist jedoch jedes Zeichen des Prismas von den vorhergegangenen
abhängig, also nur richtig, wenn das Prisma vorher bei jeder Umstellung der Weiche
richtig um einen Schritt gedreht worden ist und nicht (etwa z.B. durch
atmosphärische Strömlingen) einmal um einen Schritt sich gedreht hat, ohne daſs
gleichzeitig eine Umstellung der Weiche stattgefunden hat. Deshalb wird eine
wiederholte Prüfung der
Uebereinstimmung des Prismas mit der Weichenstellung sich empfehlen.
Papier aus Sulfitstoff.
Aus reinem Sulfitstoff hergestellte Packpapiere sollen mit der Zeit auf dem Lager
nachlassen, weil darin gebliebene schwefligsaure Verbindungen schädlich wirken. Es
wird nun in der Papierzeitung, 1884 S. 938 empfohlen,
dieses Sulfit durch Zusatz von Chlorkalklösung zu zerstören.
Selbstthätige atmosphärische Aufziehvorrichtung für
Uhren.
Nachdem schon früher die Längenveränderungen metallener Stäbe in Folge der
Temperaturschwankungen für das selbstthätige Aufziehen von Uhren dienstbar gemacht
worden sind (vgl. Silberberg 1883 250 * 348), benutzt neuerdings R. v. Loessl
in Wien nach der Wochenschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architectenvereins, 1884 * S. 121 zu diesem Zwecke die
Volumenänderungen einer eingeschlossenen Luftmenge.
Der Aufziehapparat besteht demnach im Wesentlichen aus einem je nach Bedarf gröſseren
oder kleineren gasdichten Behälter, in welchem die erforderliche Luftmenge
eingeschlossen ist, und einem mit diesem Behälter in Verbindung stehenden, aus einer
gröſseren Anzahl gewellter federnder Scheiben blasbalgartig zusammengesetztem
Gefäſse, welches durch die Volumenänderungen der Luft seine Gestalt ändert und
dessen Bewegung mittels eines entsprechenden Zwischenmechanismus zum Wiederaufziehen
des Uhrwerkes verwendet wird, ganz in ähnlicher Weise wie dies bei Silberberg der Fall ist. Selbstverständlich kann das
Uhrwerk Feder- oder Gewichtsantrieb haben; es muſs nur so eingerichtet sein, daſs es
während des Aufziehens nicht stehen bleibt.
Die Volumenänderungen der eingeschlossenen Luft werden bedingt sowohl durch die
Barometerschwankungen, als auch in noch höherem Maſse durch die
Temperaturänderungen. Bei einem Zusammentreffen beider Momente könnte nun unter
Umständen die eingeschlossene Luft eine verhältniſsmäſsig sehr hohe Spannung
annehmen, wodurch nicht nur die Behälterwandungen übermäſsig stark gemacht werden
müſsten, sondern auch das bis zur Grenze seiner Bewegung ausgedehnt federnde Gefäſs
kleineren Temperaturschwankungen nur im geringeren Maſse Folge leisten würde. Aus
diesem Grunde ist die Anordnung eines Druckregulators nothwendig, eines
Luftventiles, welches durch den Deckel des federnden Gefäſses bei dessen äuſsersten
Stellungen geöffnet wird und einen Ausgleich der Spannungen der eingeschlossenen
Luft ermöglicht. Hierdurch wird nicht nur das Eintreten einer zu groſsen
Formänderung des federnden Gefäſses verhindert, sondern auch bewirkt, daſs derselbe
Apparat an Orten sehr verschiedenen mittleren Barometerstandes gleich gut arbeitet
und bei der Construction auf den Aufstellungsort nicht Bedacht zu nehmen ist.
Auf der internationalen elektrischen Ausstellung zu Wien 1883 war eine solche Uhr vor
dem Südthore aufgestellt und blieb auch nach der Ausstellung dort stehen; dieselbe
hat während der Dauer von 8 Monaten durchaus keiner Nachhilfe bedurft und wurde
insbesondere ihr Betriebsgewicht durch den oben beschriebenen Aufzugsapparat stets
auf derselben Höhe erhalten, welche es bei der Ingangsetzung einnahm. Diese sogen,
autodynamische Uhr zeigt daher, daſs es recht gut
möglich ist, wenn schon das Aufziehen durch Menschenhand erspart werden soll, auch
aller anderen Betriebskräfte, welche künstlich erzeugt und herzugeleitet werden
müssen, wie z.B. Preſsluft, Druckwasser und Elektricität, zu entbehren. Auch
unterliegt es keinem Zweifel, daſs auf dieselbe Weise wie Uhren auch andere
Apparate, z.B. Registrirvorrichtungen mannigfaltigster Art, betrieben werden
können.
Ueber die Anzucht des Weinstockes aus Samen.
Nach umfaſsenden Versuchen von F. Nobbe (Landwirthschaftliche
Versuchsstationen, 1884 Bd. 30 S. 229) sind die Samen des Weinstockes in
der Regel nur in geringem Procentsatze keimfähig und ist auſserdem ihre
Keimungsenergie sehr schwach. Während Kleearten, Getreide u. dgl. bereits in 2 bis
Tagen die gröſste Anzahl der überhaupt
keimfähigen Samen im Keimbette zu entwickeln pflegen, wurde dieses bei den
Weinbeeren, wie bei den Samen vieler Bäume und Sträucher, erst nach Verlauf mehrerer
Wochen und selbst Monate erreicht. Die Samen hochedler Weinsorten scheinen ein
schwächeres Keimungsvermögen zu besitzen als diejenigen gemeinerer Sorten. Frisch
den Beeren entnommene, gut gereifte Traubenkerne keimten am besten, dagegen hatten
an der Luft stark getrocknete Weinbeersamen an ihrer an sich geringen Keimkraft
Einbuſse erlitten. Auch Nachreife der Samen in den Beeren bis zum rosinenartigen
Eintrocknen der letzteren übte eher einen nachtheiligen Einfluſs auf die
Lebenskraft. Temperaturerhöhung des Keimbettes über 18° bis 20° hinaus (bis zu 25
und 30°) war ohne förderlichen Erfolg. Eine schwache Gährung der Samen in den
Trestern (2 bis 3 Tage lang) übte einen günstigen Einfluſs auf die Keimung der unmittelbar darauf ausgesäeten Traubenkerne eine 6 Tage
lang andauernde Einwirkung dieser Vorgänge zerstörte die Keimkraft der Kerne
vollständig.
Die Schwefelverbindungen des Natriums.
H. Böttger (Liebig's Annalen, 1884 Bd. 223 S. 335)
sättigt zur Herstellung von Natriummonosulfid eine
alkoholische Lösung von Natriumhydrat mit Schwefelwasserstoff und setzt dann unter
Luftabschluſs die gleiche Menge alkoholische Natronlauge hinzu. Die durch
Umkrystallisiren erhaltenen Krystalle werden rasch durch Pressen zwischen
Flieſspapier und endlich durch kurzes Stehen über Schwefelsäure getrocknet. Beim
längeren Stehen über Schwefelsäure verwittern dieselben, indem sie allmählich bis zu
20 Proc. an Gewicht verlieren.
Um Natriumdisulfid herzustellen, löst man in einer so
erhaltenen Lösung von Monosulfid die erforderliche Menge Schwefel auf. Im Wasserbade
löst sich der Schwefel bald auf und aus der in der Wärme dunkelbraunen, beim
Erkalten heller werdenden Lösung scheiden sich beim Erkalten schwefelgelbe, in
strahligen Drusen gruppirte Krystalle aus. Dieselben wurden zuerst durch Pressen
zwischen Flieſspapier und dann durch Stehen über Schwefelsäure getrocknet. Sie
verwittern über Schwefelsäure nicht; ihre Zusammensetzung entspricht der Formel
Na2S2.5H2O.
Natriumtrisulfid, in entsprechender Weise hergestellt,
gibt bei – 10° dunkelgoldgelbe Krystalle von Na2S3.3H2O.
Natriumtetrasulfid, ebenfalls durch Lösen von Schwefel
in Natriummonosulfid erhalten, krystallisirte bei – 15° in orangerothen Krystallen
von Na2S4.8H2O. Die Krystalle verwittern leicht über
Schwefelsäure und verlieren schon bei 40° einen Theil des in ihnen enthaltenen
Krystallwassers. Im Wasserstoffstrome bei 100° verlieren sie keinen Schwefel; bei
höherer Temperatur entweicht aber ein Theil ihres Schwefelgehaltes als
Schwefelwasserstoff.
In Natriummonosulfid, bereitet aus 183g einer 8,2
Proc. Natrium enthaltenden alkoholischen Natronlösung wurden die zur Bildung des Pentasulfides erforderlichen 42g Schwefel gelöst. Aus der Lösung schieden sich
nach einigen Tagen bei Winterkälte Krystalle von Natriumtetrasulfid ab und erst,
nachdem aus der Mutterlauge derselben die Hälfte des Alkoholes durch Abdestilliren
entfernt war, wurden bei einer durchschnittlichen Temperatur von – 5° dunkel
orangegelbe Krystalle des Pentasulfides erhalten, für welches die Analyse die
Zusammensetzung Na2S5.8H2O ergab. Das Natriumpentasulfid
verliert bereits bei 100° im Wasserstoffstrome einen Theil seines Schwefels; bei
höherer Temperatur tritt vollständige Zersetzung ein, unter Entwickelung von
Schwefelwasserstoff. Es vermag, wie schon Berzelius
bemerkt, überschüssigen Schwefel aufzulösen, welcher sich beim Erkalten in kleinen
Krystallen wieder ausscheidet.
Ueber Wachsuntersuchungen.
Zur Bestimmung des Molekulargewichtes und der Atomigkeit
höherer Fettalkohole wird die Probe nach C. Hell
(Liebig's Annalen, 1884 Bd. 223 * S. 269) mit Natronkalk erhitzt und die
Menge des nach folgender Zersetzungsgleichung entwickelten Wasserstoffes gemessen:
R.CH2OH + NaOH = R.COOR + 2H2.
H. Stürcke (daselbst S. 283) hat mit Benutzung dieses
Verfahrens die Bestandtheile des Carnaubawachses
untersucht. Dasselbe bildete eine harte, spröde, amorphe, strohgelbe Masse, welche
bei 83 bis 83,5° schmolz. Das Wachs wurde verseift, ausgesalzen, getrocknet, die
trockene Masse mit Petroleumäther fractionirt ausgezogen. Auſser einem bei 59°
schmelzenden Kohlenwasserstoffe wurden 3 Alkohole und 3 Säuren isolirt:
Ein Alkohol C26H53.CH2OH vom Schmelzpunkte 76°, ferner
Myricylalkohol C29H59.CH2OH vom Schmelzpunkte 85,5°, aus
welchem die Melissinsäure C29H50.COOH vom Schmelzpunkte 90° dargestellt wurde,
sowie ein zweisäueriger Alkohol C23H46(CH2.OH)2 vom Schmelzpunkte 103,5 bis 103,8°; aus diesem
Alkohole wurde die Säure C23H46(CO2H)2 vom Schmelzpunkte 102,5° erhalten.
Eine Säure C23H47.COOH vom Schmelzpunkte 72,5°, isomer mit der Lignocerinsäure, dann eine
Säure C26H53.COOH
vom Schmelzpunkte 79°, identisch oder isomer mit der Cerotinsäure, schlieſslich eine
Säure C19H38.CH2OH.COOH, eine Oxysäure bezieh. ihr Lacton, C19H38CH2.O.CO vom Schmelzpunkte 103,5°; daraus wurde die
Dicarbonsäure C19H38(COOH)2 vom Schmelzpunkte 90°
dargestellt.
Beize für Faserstoffe.
F. Chevalier in Paris (D. R. P. Kl. 29 Nr. 27 486 vom
26. September 1883) empfiehlt zum Waschen und Reinigen von Wolle, Seide, Flachs, Ramie und anderen
Gespinnststoffen, sowie zum Entschälen der Seide bei gewöhnlicher Temperatur die
Verwendung eines Bades folgender Zusammensetzung; Man nimmt auf 20hl gewöhnlichen Wassers 70k Salzsäure; zu dieser Mischung setzt man 3k eines Oel haltigen Kalksteines, zu den
Kimmeridschichten der Juraformation gehörig, welcher reich an Kohlenwasserstoffen
ist und auſserdem kohlensauren Kalk, kohlensaure Magnesia u. dgl. enthält, ferner
5k wohl aussortirte Thon oder Kalk haltige
Erde, 3k kohlensauren Kalk, ebenfalls so rein wie
möglich, und 3k Phosphat, gleichfalls gut sortirt.
Um diese Substanzen zu ersetzen und zu vervollständigen, benutzt man Knochen, welche
in einem offenen Gefäſse calcinirt wurden.
Diese Flüssigkeit wird, nachdem sie abgesetzt und abgezogen ist, folgendermaſsen
verwendet: Auf 20hl Flüssigkeit nimmt man 200k Wolle bezieh. andere Faserstoffe, welche bereits
vorher durch ein Wasserbad von den Alkali haltigen Substanzen gereinigt sind, und
läſst die Wolle etwa ½ Stunde darin bezieh. länger, wenn es sich darum handelt, die
Kletten anzugreifen. Hierauf nimmt man die Wolle aus dem Bade und setzt das Waschen
in den gewöhnlichen Seifen- und Sodabädern fort. Hierdurch werden alle der Wolle
schädlichen Substanzen angegriffen, während die nützlichen, wie z.B. namentlich die
öligen Substanzen, unangegriffen bleiben, wobei diese Bäder unbegrenzt oft benutzt
werden können und nur die Menge zu ersetzen ist, um die das Bad durch den Absatz der
unreinen Stoffe, welche entfernt werden müssen, kleiner wird.
Dieses langen Patentanspruches kurzer Sinn ist die Verwendung einer Salzsäure,
Phosphorsäure und etwas Bitumen (Erdöl) haltigen Chlorcalciumlösung, deren
angebliche Wirkung doch wohl zu bezweifeln ist.
Zur Herstellung von Wasserstoff.
Berard lobt im Bulletin
d'Encouragement, 1884 Bd. 11 S. 197 das von Egasse angegebene Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff aus Zink und
Salzsäure (vgl. 1882 244
* 54). Der Wasserstoff wird namentlich zum Füllen von
Luftballons angewendet, welche wegen des viel geringeren Eigengewichtes desselben
erheblich kleiner und folglich auch handlicher sind als für Leuchtgasfüllung, 1cbm Wasserstoff kostet etwa 0,80 M.; doch kann man
auch das erhaltene Chlorzink zur Desinfection, Holzimprägnirung u. dgl.
verwenden.