Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 173 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
Elektricitätserregung durch Treibriemen.
H. Bähr, Beleuchtungsinspector am Hoftheater in Dresden,
macht im Civilingenieur, 1884 S. 67 auf eine
Erscheinung bei schnell gehenden Riemen aufmerksam, welche vielleicht schon Ursache
von Selbstentzündung des Mehlstaubes in Mühlen gewesen
ist.
Wie man sich leicht überzeugen kann, werden beim Reiben des Riemens an der Scheibe
nicht unbedeutende Elektricitätsmengen erzeugt und dieselben von den Metalltheilchen
aufgenommen. Stehen die Metalltheile, wie gewöhnlich, in leitender Verbindung, so
wird die Elektricität unschädlich abgeleitet. Bei Mahlsteinen, welche aus Stücken
zusammengesetzt und durch Eisenreifen zusammengehalten sind, fehlt zwischen den
Reifen gewöhnlich jede leitende Verbindung; es kann sich dann nach dem Vorgange der
Leidener Flaschen in dem einen Ringe positive, in dem anderen negative Elektricität
ansammeln und bei genügender Spannung tritt die Neutralisation beider in Form eines
Funkens ein, wobei der feine Mehlstaub leicht entzündet wird. Man soll daher bei
Mühlsteinen, wie auch bei anderen Anlagen darauf achten, daſs in der Nähe der
Treibriemen alle Metalltheile in leitender Verbindung sind, sowie auch vermeiden,
daſs leicht entzündbare Stoffe in der Nähe des Riemens aufgestellt werden.
De Kabath's elektrische Zündvorrichtung für
Gasmaschinen.
N. de Kabath in Paris hat nach Engineering, 1884 Bd. 37 * S. 516 ein englisches Patent Nr. 5042 vom 23.
Oktober 1883 auf eine elektrische Zündvorrichtung für Gasmaschinen erhalten, welche
durch die Inductionswirkung eines permanenten Hufeisenmagnetes (oder eines solchen
Elektromagnetes) bethätigt wird. Ueber die Schenkel des Hufeisens sind zwei Spulen
gesteckt, deren Bewickelungsdrähte mit zwei in den Explosionsraum hineinragenden, in
geringem Abstande sich gegenüber stehenden Metallspitzen verbunden sind. Wird nun
eine durch einen Daumen nach oben gedrückte lothrechte Stange von dem Daumen frei
gelassen, so wird dieselbe durch eine Blattfeder nach unten geschnellt und reiſst
dabei den Anker von den Polen des Hufeisens ab. Dies erzeugt in den Spulen einen
Magnetinductionsstrom, welcher zwischen den beiden Spitzen einen Funken überspringen
läſst und dadurch den Gasstrom entzündet.
Jablochkoff's galvanisches Natrium-Element.
Zur Herstellung von galvanischen Elementen von hoher elektromotorischer Kraft hat Jablochkoff nach den Annales
industrielles, 1884 Bd. 1 S. 548 seine Zuflucht zum Natrium als negativer
Elektrode genommen. Er verwendet dasselbe in Form von sehr kleinen Platten mit
Elektroden aus gepreſster Kohle, wie letztere in vielen anderen Elementen benutzt
werden. Das Element kann in einer Metallkapsel untergebracht und mit grob
zerstoſsener Kohle umgeben werden. Die elektromotorische Kraft ist unter der Wirkung
der Feuchtigkeit der Luft 4 Volt; bei Anwendung gewisser Metalloidlösungen kann
dieselbe auf 6 Volt
gebracht werden; doch ist dies wegen des hohen Preises dieser Lösungen und der
Schwierigkeiten in der Anwendung minder vortheilhaft. Natrium und Kupfer geben 3
Volt.
Weil das Natrium gierig das Wasser zersetzt, muſs das Element, während es nicht
benutzt wird, in einem Naphthabade aufbewahrt oder mindestens luftdicht verschlossen
werden. Doch behauptet Jablochkoff, die Verluste durch
Verbrennen des Natriums während der Ruhe seien geringfügig. Zu dem hohen Preise des
Natriums kommt die Gefahr von Explosionen in unerfahrenen Händen. Jablochkoff hat sich auch ein neues Verfahren zur
Herstellung des Natriums patentiren lassen.
Verwendbarkeit des Holzes der Krummholzkiefer für
Flechtarbeiten.
In den Mittheilungen des Technologischen Gewerbemuseums,
Section für Holzindustrie, 1884 S. 74 empfiehlt A. W.
Kubelka als Ersatz auſsereuropäischer Korbflechtmaterialien das Holz der
Legföhre (Krummholzkiefer), welches in groſsen Mengen zu haben ist und von dem sich
leicht sehr biegsame, zähe Späne abtrennen lassen. Zu diesem Vorschlage wird
bemerkt, daſs auch Späne von der gemeinen Kiefer in Galizien seit langer Zeit zum
Flechten von Verpackungskörben benutzt und ebenso dort und im Böhmerwalde aus den
Wurzeln der Kiefer verschiedene Flechtarbeiten (Möbel und Körbchen) hergestellt
werden.
Hektographenmasse.
Die vom französischen Ministerium für öffentliche Arbeiten verwendete sogen.
Hektographenmasse, welche nach der Papierzeitung, 1884
S. 974 vorzügliche Resultate liefern soll, wird aus 100g gewöhnlichem Leim, 500g Glycerin,
25g feinem Bariumsulfat oder Kaolin und 375g Wasser hergestellt. Als Copirdinte wird eine
concentrirte Lösung von Anilinviolett (Pariserviolett) empfohlen. Um die alte
Schrift von der Masse ohne groſsen Substanzverlust zu entfernen, setzt man dem
Wasser etwas Salzsäure zu und wäscht mit kaltem Wasser nach, um auch die letzte Spur
der Säure wieder zu entfernen. Das Besondere an dieser letzteren Vorschrift – der
Kaolinzusatz – soll wesentlich zur Erhöhung der
Dauer der Masse beitragen. (Vgl. Wartha und Kwaysser 1879 232 81 bez.
233 88.)
Kieselsäure als Düngemittel.
Nach Versuchen von C. Kreuzhage und E. Wolff (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1884
Bd. 30 S. 161) über die Bedeutung der Kieselsäure für die Entwickelung der
Haferpflanze wird unter sonst geeigneten Verhältnissen bei den Halmfrüchten durch
die Aufnahme von Kieselsäure oft eine bessere Ausnutzung der übrigen oder
eigentlichen Nährstoffe bewirkt; namentlich ist aber eine vollkommene Ausbildung der
Körner und somit der ganzen Pflanze mehr gesichert, als wenn eine solche Aufnahme in
ausreichendem Maſse nicht stattfinden kann. Andererseits ergaben frühere in
Hohenheim ausgeführte Versuche, daſs die einseitige Steigerung des Gehaltes der
Nährstofflösung an Phosphorsäure ebenfalls günstig
wirkt für Quantität und Qualität der erzeugten Körner, namentlich dann, wenn die
Vegetation eine verhältniſsmäſsig üppige ist.
Diese Thatsachen dürfen aber nicht ohne weiteres und direkt auf die
landwirthschaftliche Praxis, wie dieselbe unter normalen Verhältnissen sich
gestaltet, übertragen und daraus vielleicht gefolgert werden, daſs die Kieselsäure
im Dünger gleichsam die Phosphorsäure ersetzen kann und daſs auch die erstere unter
allen oder doch vorherrschend vorhandenen Umständen günstig wirken muſs für die
Körnerbildung der Halmfrüchte. Dies kann höchstens bei einem stark humosen oder
überhaupt an Stickstoffnahrung übermäſsig reichen Boden der Fall sein und auch dann
ist die Nothwendigkeit einer gleichzeitigen reichlichen Zufuhr von Phosphorsäure
nicht vermindert, auſserdem aber noch völlig unbekannt, in welcher Form oder
Verbindung etwa die Kieselsäure in praktisch lohnender Weise dem Acker zugeführt
werden könnte. Als völlig verfehlt ist der Versuch zu bezeichnen: sogen. Kieselsäurepoudrette in den Handel zu bringen.
Ueber die Zersetzung Stickstoff haltiger Düngemittel.
Bei der Fäulniſs Stickstoff haltiger organischer Stoffe findet bekanntlich ein
Verlust an Stickstoff statt und zwar durch Entbindung von freiem, gasförmigem
Stickstoff. A. Morgen berichtet in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1884 Bd. 30 S.
200, daſs ein Zusatz von Gyps zwar in den meisten Fällen, aber nicht überall
vermindernd auf diesen Stickstoffverlust bei der Fäulniſs von Blut, Knochenmehl oder
Hornmehl wirkt. Ein Zusatz von Boden vermochte in keinem Falle den Stickstoffverlust
zu beseitigen; im Gegentheile wurde der Verlust durch den Zusatz von Boden bis um
das 4fache vergröſsert. Nur bei dem Knochenmehle zeigte sich bei Zusatz von
Ackererde eine Verminderung, jedoch nicht vollständige Aufhebung des Verlustes. Die
Menge des bei der Fäulniſs gebildeten Ammoniaks steht in gewisser Beziehung zu dem
Stickstoffverluste. Je gröſser der Verlust, um so gröſser war auch die Menge des
gebildeten Ammoniaks. Ein Zusatz von Kainit vermochte beim Hornmehle den
Stickstoffverlust zu vermindern, und zwar waren 10 Proc. Kainit zur vollständigen
Beseitigung des Verlustes ausreichend. Ueberall, wo gröſsere Verluste an Stickstoff
stattgefunden hatten, zeigte die gefaulte Masse eine alkalische oder neutrale
Reaction, während in den Fällen, wo der Verlust nur gering war oder gar nicht
beobachtet wurde, die Reaction eine schwach saure war.
Dietzel fand, daſs bei der Fäulniſs Salpetrigsäure und
zwar in freiem Zustande auftritt, und führt den
Stickstoffverlust auf die bekannte Umsetzung der Salpetrigsäure mit Ammoniak und
Amiden unter Entbindung von freiem gasförmigem Stickstoff zurück. Es ist klar,
vorausgesetzt, daſs diese Beobachtung sich bestätigt, daſs die Salpetrigsäure nur
durch Oxydation entstehen kann und daſs demnach, wie dies auch schon andere Forscher
vermuthet haben, Oxydationsprozesse als die erste
Ursache des Stickstoffverlustes anzusehen sind. Nehmen wir dies als erwiesen an, so
ist es aber verständlich, daſs der Stickstoffverlust um so gröſser wird sein müssen,
je gröſser die Porosität der faulenden Masse ist, sowie
daſs derselbe von dem Feuchtigkeitsgrade der Masse
abhängt.
Verfahren zur Herstellung von Superphosphat.
Zur Herstellung von Superphosphaten mit wechselndem Phosphorsäuregehalt aus den Schlacken des basischen Eisenprozesses und aus
natürlichen Phosphaten werden nach R. Schliwa in
Dortmund (D. R. P. Kl. 16 Nr. 27 924 vom 17. November 1883) diese gröblich
gepulverten Rohstoffe mit so viel Schwefelsäure gemischt, daſs deren gesammte
Phosphorsäure in wasserlöslicher Form frei wird. Die Masse wird nun mit wenig Wasser
ausgelaugt und die verdünnte Phosphorsäure vom Rückstande getrennt. Aus demselben
wird Eisen und Mangan durch Behandlung mit Königswasser und Auswaschen der
Chlorverbindungen mit Wasser entfernt. Die nunmehr von Eisen und Mangan freie Masse
wird, je nachdem man ein höher- oder minder hochprocentiges Superphosphat
herzustellen beabsichtigt, mit der vorhin gewonnenen Phosphorsäure wieder gemischt
und getrocknet.
Zur Kenntniſs des Kümmelöles.
Nach F. A. Flückiger (Archiv der Pharmacie, 1884 Bd. 222
S. 361) hat das Carvol von H. Hänsel in Pirna ein
specifisches Gewicht 0,960 bei 18,75°, siedet bei 224° und zeigt im Wild'schen Polaristrobometer bei einer Säulenlänge von
50mm eine Ablenkung nach rechts um 29,1° bei
18,5° Temperatur, während völlig reines Carvol um 29,4° nach rechts dreht (vgl. 1883
249 393), Carven aber um 53° bei einer Temperatur von
20°. Carven siedet bei 174° und hat 0,849 sp. G. bei 15°, mit Wasser von gleicher
Temperatur verglichen. Werden 5 Th. Carven nach und nach mit 1 Th. Schwefelsäure von
1,55 sp. G. vermischt und dann mit Wasser gemischt, so erhält man ein polymerisirtes
Carven als syrupartige Flüssigkeit, welche die Polarisationsebene nicht mehr dreht.
Schüttelt man das Carven kürzere Zeit mit geringeren Mengen jener Schwefelsäure, so
nimmt es einen etwas feineren Geruch an, welcher sogar einigermaſsen an Citronenöl
erinnert. Schon das unveränderte Carven besitzt durchaus nicht den gemeinen Geruch des rohen
Kümmelöles; man möchte fragen, was bei der Rectification aus diesem Gerüche wird, da
ja auch das Carvol in noch höherem Grade einen feinen Geruch darbietet.
Die deutsche Pharmacopoea schreibt dem Carvol, d.h. ihrem Oleum Carvi, die Eigenschaft zu, nach Verdünnung mit gleich viel Weingeist
auf Zusatz eines Tropfens Eisenchlorid violett oder röthlich gefärbt zu werden.
Diese Eigenschaft nimmt das Carvol erst beim Aufbewahren an.
Zur Untersuchung der Benzoësäure.
Da es nur eine einzige Benzoesäure gibt, so ist bei reiner Benzoesäure ein Nachweis ihres Ursprunges unmöglich. Das Verhalten
der sublimirten Harzbenzoesäure gegen übermangansaures Kalium (vgl. 1883 247 143) hat nur einen sehr beschränkten Werth, da es
leicht ist, einer Benzoesäure beliebigen Ursprunges durch Zusatz passend gewählter
Stoffe genau die gewünschte reducirende Wirkung zu ertheilen, um sie für
Harzbenzoesäure ausgeben zu können.
O. Jacobsen (Archiv der Pharmacie, 1884 Bd. 222 S. 366)
hat nun, da die arzeneiliche Wirksamkeit der officinellen Benzoesäure nicht ihrem
Hauptbestandtheile, der reinen Benzoësäure, sondern nur den Beimengungen derselben
zuzuschreiben ist, das bei der Behandlung der aus Siambenzoë sublimirten Benzoësäure
mit Sodalösung zur Gewinnung von Natriumbenzoat abgeschiedene Brenzöl untersucht.
Dasselbe bildete ein dunkelbraunes, dem Perubalsam ähnliches, aber etwas
dünnflüssigeres, in Wasser untersinkendes Oel von dem angenehmen, zugleich vanille-
und phenolartigen Gerüche, welcher der empyreumatischen Harzbenzoësäure eigen ist.
Die specielle Untersuchung ergab folgende Bestandtheile: Benzoësäure-Methylester,
Benzoësäure-Benzylester oder Peruvin, Vanillin, Guajacol oder Methylbrenzcatechin,
Brenzcatechin, Acetylguajacol, Benzoylguajacol und Benzophenon;
Zimmtsäure-Abkömmlinge waren nicht nachzuweisen.
Mit Bezug auf die arzeneiliche Wirksamkeit der mit jenen Substanzen imprägnirten
Harzbenzoësäure wird man wohl dem Brenzcatechin und dem Guajacol die gröſste
Bedeutung beizulegen geneigt sein. Von allen genannten Substanzen ist zweifellos
auſser dem Vanillin nur der Benzoësäure-Benzylester schon fertig in der Benzoë
vorhanden; die übrigen verdanken den beim Erhitzen der Benzoësäure stattfindenden
Zersetzungen ihren Ursprung. Guajacol und Brenzcatechin werden, wenigstens zum
Theile, als Zersetzungsproducte des Vanillins zu betrachten sein. Die Hauptmenge des
in Wasser leicht löslichen Brenzcatechins geht natürlich nicht in das Brenzöl,
sondern in das Natrium benzoicum über.
Das Vorkommen des Benzoësäure-Benzylesters in der Harzbenzoësäure ist in so fern
bemerkenswerth, als bei seiner Oxydation durch Chromsäure oder übermangansaures
Kalium Benzaldehyd entstehen kann. Der Bittermandelölgeruch liefert also keinen
absolut sicheren Beweis für eine Verunreinigung der officinellen Benzoesäure mit
Zimmtsäure. Brenzcatechin ertheilt der Harzbenzoesäure die Fähigkeit,
ammoniakalische Silberlösung zu reduciren; der Gehalt an derselben ist aber meist so
gering, daſs bei der ohnehin bräunlichen Farbe der ammoniakalischen Lösung die
Silberreduction nicht deutlich erkannt wird. Stets läſst sich das Brenzcatechin
nachweisen, indem man aus der Benzoesäure das Natronsalz darstellt, dieses trockne
Salz mit Aether behandelt und den ätherischen Auszug verdunsten läſst. Die wässerige
Lösung des Verdunstungsrückstandes reducirt schon in der Kälte sofort die
ammoniakalische Silberlösung und zeigt auch die übrigen charakteristischen
Reactionen des Brenzcatechins.
Dieses Verfahren ist etwas umständlich und verlangt die Anwendung einer
verhältniſsmäſsig groſsen Menge Benzoesäure; sonst bezeichnet Jacobsen dasselbe für jetzt, d.h. so lange kein
Fabrikant seine Benzoesäure mit Brenzcatechin versetzt, als die beste Methode zur
Unterscheidung der sublimirten Harzbenzoësäure von anderer Benzoësäure.