Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 495 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Stellung der Wasserräder bei Aenderung des Hinterwasserstandes
(sog. Pansterzeug).
Um ein Wasserrad der wechselnden Stauhöhe im Hinterwasser möglichst anpassen zu
können, ist von v. Bergen in Crone a. d. Brahe (Erl. *
D. R. P. Kl. 88 Nr. 24677 vom 23. Februar 1883) die Einrichtung getroffen, daſs Rad
und Zufluſsgerinne entsprechend dem Stande des Hinterwassers selbstthätig gehoben
oder gesenkt wird. Zu dem Zwecke ist die Radachse auf zwei guſseisernen Trägern
gelagert, welche an 4 Stangen aufgehängt sind; die oberen Enden der letzteren sind
mit Gewinde versehen und die zugehörigen Muttern in Kegelrädern angebracht, welche
auf dem festen Gerüste drehbar aufliegen und unter sich durch Kegelräder und
entsprechende Wellen derart verbunden sind, daſs dieselben bei der
Bewegungseinleitung in eines der Räder sich sämmtlich drehen und eine gleichmäſsige
Hebung bezieh. Senkung des Wasserrades bewirken. An den erwähnten Trägern ist
gleichzeitig das Radgerinne und ein Theil des Hauptgerinnes aufgehängt; die Schütze
befindet sich in diesem beweglichen Theile des Gerinnes. Die Abdichtung des
letzteren gegen den festen Theil erfolgt durch Korkleisten, welche in dem letzteren
befestigt sind und auf denen der bewegliche Gerinnetheil schleift. Auf der
Wasserradwelle sitzen zwei eiserne kegelförmige Reibungsräder, zwischen welchen sich
auf einer stehenden Welle, deren Länge veränderlich ist, ein hölzernes Reibungsrad
befindet. Diese stehende Welle ist oben im festen Gerüste, unten jedoch in einem
Hebel A gelagert, dessen Drehpunkt wieder am Gerüste
sich befindet und welcher seitlich einen kleinen Ausschlag machen kann. Die Lagerung
der stehenden Welle läſst die kleine seitliche Bewegung ihres unteren Endes zu. Ein
in das Unterwasser tauchender groſser Schwimmer überträgt seine Bewegung durch eine
Stange auf einen Winkelhebel, welcher dann den seitlichen Ausschlag des Hebels A bewirkt, wodurch entweder das eine oder das andere eiserne
Reibungsrad mit dem hölzernen in Eingriff kommt, also dieses in Bewegung setzt. Der
Hebel A liegt hierbei stets auf einem der guſseisernen
Träger und, da dieser mit drei Einsattelungen versehen ist, so wird der Hebel A demgemäſs unter der Einwirkung des durch den
Schwimmer bethätigten Winkelhebels nur drei Stellungen annehmen. In der mittleren
Lage findet keine Berührung der Reibungsräder statt, der Apparat ist in Ruhe; in den
äuſseren Stellungen, also wenn der Schwimmer sich mit dem Unterwasserspiegel um ein
gewisses Stück gehoben oder gesenkt hat, kommt je eines der eisernen Reibungsräder
zum Eingriffe und überträgt die Bewegung auf die stehende Welle, von welcher aus die
erwähnten Kegelzahnräder betrieben werden, so daſs durch die Schraubenübertragung
entsprechend eine Hebung oder Senkung des Wasserrades eintritt.
Die Bewegungsübertragung von der in lothrechter Richtung sich also verschiebenden
Wasserradachse auf die Transmission kann durch Stirnräder erfolgen, wobei dann die
Vorgelegewelle wagerecht seitlich verschiebbar sein muſs; eine Verbindungsstange
hält dabei die Mittellinien beider Wellen in stets gleicher Entfernung. Die
Vorgelegewelle wird dann mit der eigentlichen Betriebswelle durch eine bewegliche
Kuppelung verbunden; oder es wird die Bewegung von der Wasserradachse unmittelbar
auf die Betriebswelle unter Vermittelung einer in ihrer Länge etwas veränderlichen,
mit Universalgelenken versehenen Zwischenwelle übertragen.
Dieser sog. Wasserradregulator unterscheidet sich wesentlich von den eigentlichen
Regulatoren dadurch, daſs derselbe nicht den Wasserzufluſs entsprechend der
augenblicklich nothwendigen Arbeitsleistung regelt, sondern die schädliche
Einwirkung eines sehr veränderlichen Wasserstandes auf den Nutzeffekt aufzuheben
sucht. Für niedrige Stauwerke und sehr veränderlichen Wasserstand wird diese
selbstthätige Vorrichtung wohl nützlich sein können; jedoch dürfte die nicht
besonders einfache Einrichtung eine gute Wartung erfordern.
B. Neumann's Verfahren zur Herstellung von Röhren.
Dünnwandige Röhren, cylinderische Gefäſse u. dgl. für hohen inneren Druck werden nach
dem von Bernh. Neumann in Konstanz (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 27792 vom 25. Januar 1884) angegebenen
Verfahren auf folgende Weise hergestellt: Aus verzinntem Bieche werden Hohlcylinder
mit einer aus zwei oder mehreren Blechlagen bestehenden Wandung zusammengerollt und
durch Drahtbänder zusammen gehalten. Hierauf kommen diese Cylinder in waagerechter
Lage in eine ihrer Länge entsprechende Wanne mit geschmolzenem Zinn, in welches
dieselben auf ungefähr die Hälfte ihres Durchmessers eingetaucht und mehrere Male um
ihre Längsachse herumgedreht werden, bis das Zinn die Zwischenräume zwischen den
einzelnen Blechlagen durchdrungen hat, worauf die aus dem Zinnbade herausgenommenen
Cylinder noch bis zur Erkaltung des Zinnes wagerecht um ihre Längsachsen gedreht
werden. Nachdem schlieſslich die Drahtbänder entfernt und durch Abschleifen der
Ränder etwaige Grathe beseitigt sind, erhält man Röhren, welche – gutes
Zusammenlöthen der Blechlagen vorausgesetzt – viel widerstandsfähiger in Bezug auf
die gefährlichen Längsrisse sein werden als gleich bemessene Röhren, die durch
Ziehen, Walzen, Schweiſsen oder gar durch Löthen nach dem bisherigen Verfahren
gebildet worden sind. Ganz besonders wird dies der Fall sein, wenn die zur
Herstellung der Röhren verwendeten Weiſsbleche in ihrer Walzrichtung zusammengerollt
werden. (Vgl. Gisborne und Allman's Herstellung von Röhren aus schraubenförmig gewundenen und dann
verzinnten Blechstreifen 1870 196 87.)
Kühlungsanlage für das neue Leichenhaus in Paris.
In Rücksicht auf gerichtlich-medicinische Untersuchungen wird die Erhaltung der
Leichen für die Ausstellung in dem neuen Leichenhause in Paris, der sogen. Morgue, nicht durch chemische Mittel, sondern durch
starke Abkühlung und Aufbewahren in einer unter dem Gefrierpunkte liegenden
Temperatur bewirkt. Wie im Centralblatt der
Bauverwaltung, 1884 * S. 399 mitgetheilt ist, werden die Leichen nach
geschehener Entkleidung in halb mit Sägespänen gefüllte Holzkasten gelegt und hierauf in Zellen während
24 Stunden einer Kälte von – 10° bis – 15° ausgesetzt; solcher Zellen sind 4
vorhanden. Die Leichen werden dann in vollständig gefrorenem Zustande auf eisernen,
mit kleinen Rädchen versehenen Platten, welche auf dreirädrige Wagen gestellt
werden, in anderen Zellen aufbewahrt, oder in einem Saale zur Besichtigung
ausgestellt; diese Zellen, von welchen 10 vorhanden sind, und der Saal werden auf
einer Temperatur von 0° bis – 2° gehalten. Die gemauerten Wände der genannten Räume
sind gegen Wärmedurchgang von auſsen durch eine innere Holzverkleidung mit
Strohpackung von 8cm Dicke sowie durch eine
Luftschicht zwischen Verkleidung und Wand von 6cm
Stärke geschützt. Zur Abkühlung der Zellen und des Saales auf die genannten
Temperaturen ist eine Carré'sche Ammoniakmaschine
aufgestellt, welche durch eine Gaskraftmaschine getrieben wird und 500k Eis in der Stunde erzeugen kann. Durch diese
Maschine wird Chlorcalciumlösung in einem Bottiche auf – 20° abgekühlt, diese
Kälteflüssigkeit dann mittels einer Pumpe zuerst nach den vier erwähnten Zellen und
in diesen durch Röhren gedrückt, welche an der Decke und den Wandseiten angeordnet
sind; hierauf gelangt die Lösung zu einem an der Decke des Saales aufgestellten
Dache, dessen Flächen treppenförmig aus Blechstreifen gebildet sind, auf welchen die
Lösung herabrieselt; aus Sammelrinnen flieſst sie dann noch durch die Kühlröhren der
übrigen 10 Zellen und gelangt schlieſslich nach dem Bottiche zurück. Von diesem
Kreislaufe können Saal und Zellen einzeln abgeschlossen werden. Wie in der
angegebenen Quelle berichtet wird, bewährt sich die Anlage selbst bei einer
Auſsentemperatur von 35° und wird durch die kräftige Abkühlung jede Verwesung
unterbrochen und die weitere Entwickelung der Fäulniſskeime verhindert, so daſs in
den Räumen kein unangenehmer Geruch sich bemerkbar macht, trotzdem eine
Lufterneuerung nicht vorgesehen ist.
R. Böttcher's Kokesausdrückmaschine.
Die von Rud.
Böttcher in Herne, Westfalen (* D. R. P. Kl. 10 Nr. 26083 vom 21. August 1883) angegebenen
Neuerungen an Kokesausdrückmaschinen betreffen zunächst eine möglichst unmittelbare
Uebertragung des beträchtlichen Arbeitsdruckes von der Zahnstange auf die Schienen
des Maschinengeleises, sodann den stoſsfreien Antrieb und schlieſslich die
Construction der Zahnstange.
In der ersten Absicht sind an den Längsträgern, welche zwischen sich die Zahnstange
führen und auf denen die ganze Maschine aufgebaut ist, guſseiserne Stühle
verschraubt, welche schmiedeiserne Querträger tragen; letztere greifen über die nach
hinten verlängerten Laufachsen weg, welche sich von beiden Seiten mittels
Doppelmuttern gegen die Querträger stützen. Der Druck wird somit von den
Längsträgern auf kürzestem Wege auf die Tragachsen übermittelt, ohne daſs die Lager
der letzteren irgend welche achsiale Beanspruchung auszuhalten hätten. Die Achsen
müssen sich nach beiden Richtungen hin gegen die Querträger stützen können, da
erfahrungsmäſsig das Druckschild auch beim Zurückziehen aus dem Ofen unter Umständen
beträchtlichen Widerstand findet. Die Zahnstange selbst besteht aus Guſsstahl und
ist auf dem aus zwei U-Eisen mit Ober- und Untergurte mit versenkten Nieten
kastenförmig zusammengenieteten Zahnstangenträgern verschraubt. Die Nieten sind auch
in der Untergurte versenkt, um den Träger über Leitrollen führen zu können. Diese
hohle Form des Zahnstangenträgers soll eine gröſsere seitliche Steifigkeit gewähren,
eine solidere Befestigung der Zahnstange ermöglichen und durch innere Luftströmung,
welche durch einige nahe unter der Gurtung anzubringende Löcher verstärkt werden
kann, zur Kühlhaltung der Zahnstange beitragen. Um ein weniger stoſsweises Anlaufen
der Maschine bei der Verschiebung auf dem Geleise zu bewirken, ist anstatt eines
mittels Steuerhebels ein- und ausrückbaren Klauenmuffes ein Reibungsgetriebe
angewendet, um die Bewegung von der Schwungradwelle der Maschine aus auf die
Laufachsen zu übertragen.
Englands Förderung und Verbrauch von Kohlen im J. 1882.
Gelegentlich einer Sitzung der Institute of Mechanical
Engineer zu Cardiff hat J. L. Bell Englands
Kohlenförderung im J. 1882 zu 159003000t
(156499000 Tons engl.)
angegeben, wovon 100776000t (99189100 Tons) zu
technischen Arbeitszwecken und 58227000t (57309800
Tons) nur zur Heizung verwendet wurden. Die einzelnen Verwendungsarten sind nach dem
Engineer, 1884 Bd. 58 S. 327 schätzungsweise
folgende:
Verhältniſszahl
Kohlenverbrauch
Papierfabriken und Gerbereien
6
954000t
Kupfer-, Blei-, Zinn- und Zinkhütten
8
1272000
Wasserwerke
14
2226000
Brauereien und Brennereien
18
2862000
Chemische Fabriken
19
3021000
Eisenbahnen
20
3180000
Dampfschiffe
30
4770000
Thon-, Glas- und Kalköfen
31
4929000
Textilindustrie
42
6678000
Gasanstalten
60
8540000
Bergwerkszwecke
67
10653000
Kohlenausfuhr
92
14629000
Dampfmaschinen
121
19239000
Hauszwecke
172
27349000
Eisen- und Stahlwerke
300
47701000
–––––
––––––––––
1000
159003000t.
J. Rademacher's oberschalige Balkenwage.
Von J.
Rademacher in Berlin (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 28791 vom 1. April 1884) ist eine
oberschalige Balkenwage angegeben worden, bei welcher je ein Ende der beiden Brücken
G und L an das eine
oder andere Ende des gleicharmigen Oder ungleicharmigen Wagebalkens A angeschlossen ist. Die Parallelführung der Brücken
vermitteln je ein Paar Parallelstangen H. Ihrem Wesen
nach stellt diese Wage eigentlich nur eine Verdoppelung des George'schen Wagesystemes dar (vgl. 1844 93 *
196), wenn man sich die Brücke desselben über der Hebelverbindung angeordnet denkt.
Die Ausführung zeigt den Wagebalken A doppelt
angeordnet derart, daſs die beiden Schilde desselben seitlich neben dem Wagegestelle
liegen und die Lenkerstangen H an den inneren Seiten
derselben untergebracht sind. Diese Anordnung soll die Starrheit des Gestelles
erhöhen bezieh. einer Veränderung der Drehpunktlagen vorbeugen, da dadurch
sämmtliche feste Drehpunkte in die Gestellwangen verlegt werden.
Textabbildung Bd. 254, S. 498
Gutensohn's galvanisches Element.
In dem von A. Gutensohn in London (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 28344 vom 16. December 1883)
angegebenen galvanischen Elemente dient als Erregungsflüssigkeit für die entweder
ganz, oder bis auf einen schmalen Streifen am unteren Ende mit Blei überzogene
Zinkelektrode salpetersaures Bleioxyd, während die (positive) Kohlenelektrode in
eine poröse, mit genügend starker Salpetersäure gefüllte Zelle taucht. Anstatt des
Bleiüberzuges kann man die Zinkelektrode auch mit einem Breie aus Zinkoxyd und
verdünnter Schwefelsäure umgeben und in ähnlicher Weise die Kohlenelektrode mit
einer Masse aus Zinkoxyd und verdünnter Salpetersäure.
Zenger's Regenerativ-Accumulator.
Prof. Dr. K.
W. Zenger in Prag (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 26819 vom 24. Oktober 1883) stellt die
negativen Elektroden einer Secundärbatterie aus geschlossenen, porösen Thonzellen
her, welche erbsengroſse Kohlenstückchen, ein Halogen (Chlor, Brom, Jod) und einen
durch den eingekitteten Deckel der Zelle reichenden Kohlen- oder Platinstab
enthalten; die positiven Elektroden werden aus Platin- oder Kohlenplatten gebildet,
welche zur Erzielung einer groſsen Oberfläche in mehreren spiralartigen Windungen die negative Elektrode
umgeben. Beide Elektroden tauchen in verdünnte Säure, in welche Zink zur
Wasserstoffgas-Entwickelung hineingehängt ist.
Ueber Manganstahl.
F. Gautier berichtet im Génie
civil, 1884 Bd. 5 S. 245 über neue Stahlsorten mit 9 bis 15 Proc.
Mangangehalt nach Mittheilungen von Hadfield und Weekes.
Hiernach erfolgt die Darstellung dieser Mangan haltigen Stahlsorten in der Weise,
daſs man dem ruhig schmelzenden Stahle 80procentiges Ferromangan in solcher Menge
hinzufügt, wie es dem gewünschten Mangangehalte entspricht, dann schmilzt und
gieſst. Um Stahl mit einem Gehalte von 9 Proc. Mangan darzustellen, fügt man 11 bis
12 Hunderttheile des 80procentigen Ferromanganes mit 5,5 bis 6 Proc. Kohlenstoff
hinzu, so daſs der fertige Stahl 0,6 bis 0,7 Proc. Kohlenstoff enthalten wird. Will
man Stahl mit 13,75 Proc. Mangangehalt gewinnen, so müssen 17 bis 18 Procent der
Legirung zugefügt werden; der Stahl enthält dann 0,9 bis 1 Proc. Kohlenstoff.
Die so erzeugten Stahlsorten sind leicht flüssig; die Guſsstücke besitzen eine
beträchtliche Widerstandsfähigkeit gegen Stoſs, weshalb sie Hadfield zur Anfertigung von Geschossen und Schanzbekleidungen empfiehlt.
Derselbe hat aus diesen Stahlarten Aexte gegossen, welche, ohne vorher gehärtet zu
sein, Eisen von 15 bis 20mm Dicke zerspalteten.
Die meisten dieser Stahlarten sind mittels Bohrer und auf der Drehbank, ja selbst
auf der Schmirgelschleife schwer zu bearbeiten.
Hämmern und Strecken härten diese Stahlsorten; Anlassen ist, wie bei dem
Wolframstahle, zu der Darstellung von Werkzeugen nicht erforderlich. In groſsen
Stücken ist dieser Stahl nicht magnetisch, wohl aber die Feilspäne.
Ueber ein absolutes Lichtmaſs.
Violle (Comptes rendus,
1884 Bd. 99 S. 1032) nimmt als absolute Lichteinheit die Ausstrahlung von 1qc Platin im Augenblicke der Erstarrung an (vgl.
Siemens 1884 252 529.
254 * 122).
Die Carcel'sche Lampe hat nach Violle einen Werth im Vergleiche zu seinem absoluten Lichtmaſse wie 1 :
2,08. Mit Rücksicht auf die Oberflächen entsprechen 11 Lichteinheiten der Carcel'schen Lampe einer Lichteinheit des Violle'schen Lichtmaſses.
Violle verglich sein Lichtmaſs mit den Lichtstrahlen
einer Glühlampe von Swan, welche durch eine Batterie
von 30 Kabath'schen Accumulatoren gespeist wurde. Ein
in den Leitungsdraht eingeschalteter Widerstand gestattete, die Stromstärke zu
regeln. Zwischen beiden etwa 4m von einander
entfernten Lichtquellen wurde ein Bunsen'sches
Photometer aufgestellt. Die von dem Platin in lothrechter Richtung ausgesendeten
Lichtstrahlen wurden mittels eines Spiegels von 45° wagerecht zurückgeworfen. Die
photometrischen Bestimmungen ergaben für die Carcel'sche Lichteinheit 1 : 207, somit einen dem auf direktem Wege gefundenen
sehr nahe stehenden Werth.
Ueber die Bestimmung von Phosphorsäure in Ackererden.
Lechartier weist in den Comptes
rendus, 1884 Bd. 98 S. 817 nach, daſs die von P. de
Gasparin (1883 248 348) mitgetheilte Methode zur
Bestimmung der Phosphorsäure in Ackererde fehlerhaft sei, da der mit Ammoniak
bewirkte Phosphorsäure haltige Niederschlag nach dem Glühen vermöge seines hohen
Eisenoxyd- und Thonerdegehaltes einen Theil der Phosphorsäure beim Behandeln mit
kalter verdünnter Salpetersäure (1 : 50) ungelöst zurückhält. Selbst beim Behandeln
des geglühten Niederschlages mit Salpetersäure von 1 : 20 in der Wärme ging nicht
alle Phosphorsäure in Lösung.
Lechartier schlägt daher vor, den sauren Auszug der
Ackererde mit überschüssiger Kalkmilch zu versetzen, den Niederschlag, in welchem
sich sämmtliche Phosphorsäure befindet, zu glühen, zu pulverisiren, dann bei 50 bis
60° mit 1procentiger Salpetersäure auszuziehen. Die sämmtliche Phosphorsäure geht
selbst bei einem 80fachen Gehalte an Eisenoxyd in Lösung; verwendet man hingegen 0,25procentige
Salpetersäure in der Kälte, so geht nicht sämmtliche Phosphorsäure in Lösung. In
sehr verdünnter und stark saurer Lösung wird dann die Phosphorsäure mit
Molybdänlösung gefällt.
De Gasparin (daselbst S. 963) gesteht zu, daſs Lechartier's Einwand begründet sei; er räth das Glühen
des Niederschlages ganz zu unterlassen und sogleich die salpetersaure Lösung
desselben mit Molybdänlösung zu lallen. Bei Proben jedoch mit hohem Gehalte an
alkalischen Erden sei ein Glühen zu empfehlen und erfolge in diesem Falle
vollständige Lösung der Phosphorsäure in der kalten, verdünnten Salpetersäure.
A. Carnot (daselbst S. 917) empfiehlt den sauren Auszug
der Ackererde nach dem Verfahren von Chancel zu
behandeln. Die saure Lösung wird mit Aluminiumchlorid versetzt, beinahe mit Ammoniak
gesättigt, Natriumcarbonat bis zum Eintritte eines Farbenwechsels hinzugefügt und
dann rasch unter Umrühren eine Lösung von Natriumhyposulfit zugesetzt, wodurch die
Flüssigkeit sich vorübergehend violett färbt, aber bald farblos wird. Nach
nochmaligem Zusätze einer Lösung von Natriumhyposulfit und Natriumacetat erhitzt man
zum Kochen und wäscht heiſs aus. Die Thonerde, welche sämmtliche Phosphorsäure
enthält, wird geglüht, in einigen Cubikcentimeter Salpetersäure gelöst, der
Ueberschuſs derselben verdampft, mit Wasser verdünnt und nach dem Filtriren mit
Ammoniummolybdat gefällt. Ist der Niederschlag sehr gering, so wird derselbe
unmittelbar als molybdänphosphorsaures Ammonium gewogen, im anderen Falle, wenn es
die Menge desselben erlaubt, in ammoniakalischem Wasser gelöst und als
Magnesiumpyrophosphat zur Wägung gebracht. Man kann auch die Phosphorsäure nach der
von Chancel angegebenen Methode als Wismuthphosphat,
BiPO4, bestimmen.
Trennung und Bestimmung des Methylalkoholes in Gegenwart von
Aethylalkohol.
C. de Poncy beschreibt im Génie
civil, 1884 Bd. 5 S. 353 folgendes Verfahren, um in einem Gemische von
Methylalkohol und Aethylalkohol den Gehalt an ersterem zu bestimmen. Beide Alkohole
verbinden sich in Gegenwart gasförmiger Chlorwasserstoffsäure leicht mit
Oxalsäure.
Das Methyloxalat ist leicht löslich in Wasser; dagegen löst sich das Aethyloxalat nur
schwierig; beide Aether, in Wasser oder in Alkohol gelöst und mit Ammoniak versetzt,
bilden in Wasser gänzlich unlösliche Amide. Auf letzterer Eigenschaft beruht die
Bestimmung des Methylalkoholes.
Man löst in 10cc des zu prüfenden Alkoholes 10g,8 Oxalsäure und sättigt die Lösung mit
gasförmiger Chlorwasserstoffsäure. Man läſst in gut geschlossenem Kolben 24 Stunden
stehen, nimmt dann 2cc dieser Lösung, versetzt
dieselbe mit 10cc Wasser, schüttelt um und
filtrirt die Flüssigkeit ab. Da das Methyloxalat vollständig löslich in Wasser ist,
so wird man beim Versetzen des wässerigen Filtrates mit Ammoniak mehr Oxamid
erhalten als bei Verwendung einer gleichen Menge reinen Aethyloxalates. Durch eine
Reihe von Versuchen läſst sich die Menge des Oxamides bestimmen, welche sich in dem
Waschwasser des Aethyloxalates bildet. Für absoluten Alkohol ist das Mittel 6,6
Proc. Für Methyloxalat liegt die Zahl zwischen 14,65 und 15 Procent der Menge des
Methylalkoholes.
Wenn man statt reinen Alkoholes nach obigem Vorgange ein Gemisch von Aethylalkohol
und Methylalkohol verwendet, dasselbe ätherificirt, mit Wasser ausschüttelt und die
wässerige, zuvor filtrirte Lösung mit Ammoniak versetzt, um die Amide zu fällen, so
läſst sich der Gehalt an Methylalkohol aus der Menge des gefundenen Oxamides
berechnen; für je 1 Proc. Methylalkohol erhält man 0,14 bis 0,15 Proc. mehr als 6,6
Proc.