Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 466 |
Download: | XML |
[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen für gröſsere
Gebäude.
Das neue Rathhaus in Düsseldorf ist mit einer Central-Niederdruck-Dampfheizung versehen worden,
welche von Bechem und Post in Hagen i. W. nach ihrem
Systeme (vgl. 1882 245 * 55. 1883 247 * 25. * 292) ausgeführt wurde. Im Kellergeschosse sind 3 Kessel von je
7qm,5 Heizfläche aufgestellt, von deren
Dampfraum eine Hauptdampfleitung abgeht, von welcher lothrechte Rohrstränge zu den
in den einzelnen Geschossen möglichst über einander angeordneten Heizkörpern führen.
In diesen Rohrsträngen flieſst auch das Niederschlagswasser wieder zurück zu einem
Sammelrohre, das hierauf unter Einschaltung eines den Dampfeintritt sperrenden
Krümmers in die Kessel mündet. Der Wärmebedarf beträgt im höchsten Falle bei
angenommener zweimaliger Lufterneuerung in der Stunde 28650c;, es sind hierzu 534k Dampf von 0at,25 Ueberdruck
nothwendig. Die Frischluft-Zuführung findet unter Vermittlung der über die
Heizkörper gesetzten Gehäuse statt, in welche die frische Luft unmittelbar von
auſsen durch die Wand eingeleitet wird. Die Abluft zieht durch Schlote aus den
einzelnen Räumen nach Sammelkanälen im Dachraume, aus welchen Lockkamine über Dach
führen; zur Heizung der letzteren dienen Dampfheizkörper für deren Speisung im
Sommer einer der Kessel geheizt wird.
Für das neue städtische Krankenhaus in Antwerpen ist von
Gebrüder Sulzer in Winterthur und Ludwigshafen a.
Rh. eine Dampfluftheizung ausgeführt worden. Dieses
Krankenhaus ist nach dem sogen. Pavillonsysteme erbaut, indem 8 runde Einzelgebäude
mit je zwei über einander liegenden gemeinschaftlichen Krankensälen für zusammen 40
Betten und 24 andere Gebäude, darunter 8 für Einzelzimmer, 8 weitere für Bäder und
Küchen, das Kesselhaus, das Hauptbad, die Dampfkochküche, sämmtlich getrennt von
einander angeordnet und im Keller-, Erd- und Obergeschosse durch Gänge verbunden
sind. Für die Heizung der sämmtlichen genannten Einzelbauten, welche zusammen einen
Luftinhalt von 36000cbm besitzen, sind im
besonderen Kesselhause 3 Röhrenkessel aufgestellt, welche in der Stunde 3300k Dampf von 4 bis 5at Ueberdruck liefern. Dieser Dampf wird durch eine Hauptleitung in den
Kellergängen den einzelnen Gebäuden zugeführt; dort erfolgt durch geeignete Ventile
die Druckverminderung, so daſs die Dampfspannung in den Heizkörpern nicht mehr als
im Mittel 0at,5 beträgt. Als Heizkörper sind
schmiedeiserne Rohrspiralen in gut isolirten Heizkammern aufgestellt, welche in dem
Kellergeschosse der einzelnen Gebäude untergebracht sind. Das durch Selbstleerer aus
den Leitungen und den Heizkörpern abgeschiedene Niederschlagswasser wird in einer
Hauptleitung gesammelt, welche neben der Hauptdampfleitung zurück nach einem im
Kesselhause angeordneten
Behälter läuft, aus welchem die Speisung der Kessel erfolgt. Die einzeln
abstellbaren Heizkörper haben auſserhalb ihrer Heizkammern eine Abschlieſsung für
den Dampfeintritt und eine zweite für den Ablauf des Niederschlagswassers: kurz vor
letzteren ist ein Lufthahn angebracht, mit dessen Hilfe man, ohne die Heizkammer
selbst zu öffnen, erkennt, ob der zugehörige Heizkörper ganz mit Dampf gefüllt ist.
Zur Entfernung der Luft aus den Heizkörpern sind auch an denselben selbstthätige
Entluftungsventile angebracht. Die Einzelheizkammern sind von 3 Seiten mit isolirtem
Mauerwerk umgeben; die vierte vordere Seite wird von einer starken, aber leicht
beweglichen hölzernen Thür gebildet, welche mit einer 100mm dicken Schutzschicht von Schlackenwolle
ausgefüttert ist.
Für sämmtliche Krankenräume ist eine stündliche Lufterneuerung von 100cbm für ein Bett angenommen und die Temperatur in
den Zimmern soll stets 17° betragen. Die Lufterneuerung geschieht bei den 8 Gebäuden
mit gemeinschaftlichen Krankensälen durch Einblasen frischer Luft und Absaugen der
verbrauchten Luft; für die übrigen Gebäude ist nur eine künstliche Entfernung der
Abluft vorgesehen. Das Einblasen frischer Luft in die Heizkammern der erwähnten 8
Gebäude erfolgt durch zwei zu beiden Seiten des Kesselhauses liegende
Schraubengebläse, zu welchen die Luft durch Einfall schachte tritt; von diesen
Gebläsen führen unterirdisch angelegte Kanäle die Frischluft nach den in der Mitte
des runden Gebäudegrundrisses angelegten ringförmigen Heizkammern. Es ist auch
vorgesehen, ohne künstliche Einführung von Luft lüften zu können; dann wird
Auſsenluft unmittelbar von den Gebäudewänden den Heizkammern zugeführt. Die in
diesen erwärmte Frischluft zieht durch 8 in einem Kreise nahe um die Mittelachse
stehende hohle Säulen von 0m,33 lichtem
Durchmesser aufwärts; dieselben sind Im unter der Decke durch einen ringförmigen
Kasten mit einander verbunden, aus welchen die warme Luft austritt. Dabei führen je
4 Säulen dem unteren bezieh. dem oberen Krankensaale die Heizluft zu. Zur Entfernung
der Abluft sind in der runden Auſsenmauer nahe dem Fuſsboden 20 Oeffnungen
angebracht, von welchen aus Kanäle zuerst abwärts und dann im Fuſsboden des
Erdgeschosses nach der Mittelachse des Gebäudes zu einem Sammelraume führen; in
letzterem ist ein Dampfheizkörper aufgestellt, der den zur Absaugung der Abluft
nothwendigen Auftrieb in einem Blechschlote erzeugt, welcher in der Achse aufwärts
bis über Dach führt und dort mit einer Wind ablenkenden Kappe gekrönt ist. Um diesen
Blechschlot ist ein zweiter angeordnet, welcher dazu benutzt wird, die verbrauchte
Luft aus den mittleren Theilen der Krankensäle abzuführen. Für die Sommerlüftung
erfolgt die Einführung der Frischluft auf demselben Wege; nur tritt sie dann, nach
Einstellung entsprechender Drehklappen, aus den Säulenfüſsen in die Säle ein; die
verbrauchte Luft wird dann durch nahe der Decke gelegene Oeffnungen, welche durch
lothrechte Kanäle nach den erwähnten Abluftkanälen der Winterlüftung führen,
abgeleitet; auch aus den mittleren Theilen der Säle wird die Abluft nahe der Decke
in den äuſseren Blechschlot geführt.
Bei den Gebäuden mit Einzelzimmern tritt, wie schon erwähnt, die frische Luft durch
die Kellerfenster in Kanäle, welche in den Heizkammern münden; die erwärmte Luft
zieht in gemauerten Zügen aufwärts und tritt in einer Höhe von 3m über dem Fuſsboden durch Klappenschieber in die
Zimmer ein. Diese Kanäle dienen auch zur Frischluftzuführung im Sommer. Die
Abluftkanäle sind für die Winter- und Sommerlüftung in gebräuchlicher Weise mit zwei
Einmündungen verseilen und im Dachboden zu Sammelkanälen zusammengeführt, in welchen
aufgestellte Dampfheizkörper den nothwendigen Auftrieb erzeugen. Diese Gebäude sind
auch noch mit Mischvorrichtungen versehen, welche von den Zimmern aus gestellt
werden können, um der zugeführten Frischluft eine gewünschte Temperatur zu
geben.
Bei den übrigen Gebäuden sind meist in den einzelnen Räumen selbst
Dampfheizungskörper zur Aufstellung gekommen, zu welchen frische Luft unmittelbar
von auſsen zugeführt wird.
Ueber die Heizung und Lüftung des Palmengartens zu
Hannover hielt Prof. Herm. Fischer im
Hannoverschen Bezirksverein einen Vortrag, welcher in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 * S. 834 auszugsweise
wiedergegeben ist. Die
Temperatur des Gartens soll bei Musikaufführungen, Bällen o. dgl. 18 bis 19°
betragen und kann während der übrigen Zeit bis zu 10° herabsinken. Für die Heizung
entstanden Schwierigkeiten, indem das groſse Glasdach bedeutende Wärmeverluste
verursacht, das zur Erhaltung einer angemessenen. Luftfeuchtigkeit täglich zu
verspritzende Wasser zu seiner Verdampfung eine groſse Wärmemenge erfordert und die
gesammte auſserordentlich groſse Wärmemenge von den Heizflächen und der sie
bespülenden Luft abgegeben werden soll, ohne daſs in Rücksicht auf die kostbaren
Palmen lebhafte Luftströmungen entstehen dürfen. Die von Gebrüder Körting in Hannover ausgeführte Heizungs- und Lüftungsanlage soll
nun diese Schwierigkeiten überwunden haben und sich bestens bewähren.
Im Keller eines an das eigentliche Palmenhaus angebauten kleinen Gebäudes ist ein Büttner'scher Dampfkessel aufgestellt, von welchem der
Dampf nach dem Palmengarten geleitet wird und dort unter dem Fuſsboden in zwei bis
unter das Dach aufsteigende Stränge tritt; letztere laufen bis an das
entgegengesetzte Ende des Gartens und fallen dann zu den in unterirdischen Kanälen
befindlichen Heizrohren nieder, welche ihr Niederschlagswasser mittels Püschel'scher Selbstleerer an das Kesselhaus
zurückliefern. Diese Dachleitung ist angeordnet, um den Schweiſs der Glasflächen zu
mindern. Als Heizkörper sind Rippenröhren verwendet, welche paarweise in den beiden
langen unterirdischen Kanälen liegen; denselben wird die kalte Luft durch die über
den Fuſsboden vertheilten vergitterten Oeffnungen und zugehörigen Kanäle zugeführt,
während die warme Luft aus vergitterten Oeffnungen entweicht, welche an den Kanten
der Grotten über den Kanälen angebracht und durch vorgesetzte Felsen bezieh.
Gewächse vor dem Betreten geschützt sind. Zur Regelung der Wärmeabgabe ist jeder der
Röhrenstränge für sich abstellbar. Bei strengerer Kälte werden noch zwei gröſsere
Röhrenbündel benutzt, welche in einem an einer Langseite des Hauses angeordneten
schmalen Gange aufgestellt sind. Diesen Röhren wird die kalte Luft vermöge
unmittelbar über dem Fuſsboden liegender Oeffnungen der Grotten zugeführt, während
die warme Luft über den Kamm der Felswände hinweg in den Garten tritt. Oertliche
Verhältnisse bestimmten, die frische Luft an zwei Stellen über Dach zu schöpfen; in
zwei besonderen Heizkammern wird diese Luft auf die Temperatur des Gartens gebracht,
ehe dieselbe in den Garten tritt. Die Abluft wird im Saume des Daches durch mit
Klappen versehene Oeffnungen entfernt. Der Ueberdruck des Dampfes im Kessel beträgt
7at; derselbe wird vor seinem Eintritte in den
Garten mittels eines Druckreglers auf 2at
gemindert.
Die Heizungs- und Lüftungs-Anlagen, welche von der Actien-Gesellschaft Schäffer und Walcker in Berlin für das neue Gebäude
der technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg
sowie für das Chemische Laboratorium dieser Anstalt
ausgeführt wurden, finden sich kurz beschrieben in der Deutschen Bauzeitung, 1884 S. 547; eingehendere Angaben enthält das von
dem Direktor Hausding der genannten Gesellschaft
herausgegebene Buch: „Die Heizungs-, Ventilations- und
Trockenanlagen u.s.w. der Actien-Gesellschaft
Schäffer und Walcker in Berlin.“ Die Erwärmung des neuen Hauses der
technischen Hochschule, des gröſsten Gebäudes Deutschlands, erfolgt durch Dampf-
bezieh. Dampfluftheizung und zwar werden die einzelnen Räume mit Ausnahme des
groſsen Treppenhauses lediglich durch Zuführung vorgewärmter Luft und innerhalb
derselben aufgestellte Dampföfen, die Hallen und der Haupteintrittsraum durch in dem
Fuſsboden liegende und mit Gittern abgedeckte Rippenrohre erwärmt. Die Lüftung wird
in künstlicher Weise dadurch erreicht, daſs die Zuluft durch Bläser im Sommer
unmittelbar, im Winter nach einer Vorwärmung auf 15° den einzelnen Räumen zugeführt
wird; die Abluft wird unmittelbar aufwärts über Dach geleitet. Das Kesselhaus liegt
auſserhalb des Gebäudes und enthält 5 Dampfkessel von je 70qm Heizfläche und 3at Betriebsdruck für die Heizungsanlage, 2 Kessel von je 35qm Heizfläche und 5at Betriebsdruck. In einem besonderen Maschinenhause sind 2 Bläser von je
80000cbm stündlicher Leistung bei einer
Pressung des erzeugten Luftstromes von 50mm
Wassersäule und eine 30 bis 40pferdige liegende Dampfmaschine zum Betriebe der
Bläser aufgestellt. In einer im Sockelgeschosse des Hauptgebäudes angebrachten
Ventilkammer erfolgt die Vertheilung der vom Kesselhause unterirdisch zugeführten Hauptdampfleitung für die
Heizkammerleitung und für die Stränge der einzelnen Heizsysteme.
Es sind im Ganzen 12 Heizkammern im Sockelgeschosse angeordnet, in welchen die
Lufterwärmung durch Rippenröhren erfolgt. Die Luftentnahme findet am Maschinenhause
statt, welches hinter der Rückseite des Gebäudes in dem dort angelegten Parke
errichtet ist. Zwei Bläser von 2m,1 Durchmesser,
welche bis 275 Umdrehungen in der Minute machen, saugen die frische Luft durch
engmaschige Drahtsiebe an und pressen sie durch einen unterirdischen. Kanal in den
in der kurzen Hauptachse des Gebäudes angeordneten Hauptkanal. Aus diesem wendet
sich die Hälfte der Luft nach rechts, die andere Hälfte nach links, um theils und je
nach Stellung von Regelungs- und Mischklappen durch die 6 gröſseren Heizkammern,
oder unmittelbar durch die Mischkammern nach den Haupt-Luftvertheilungkanälen zu
gelangen. In diesen Heizkammern erfolgt, wie erwähnt, die Vorwärmung der Frischluft;
hinter denselben wird je nach Bedürfniſs eine Mischung erwärmter und kalter Luft
eingeleitet. Diese Mischluft durchzieht rechts und links im Sockelgeschosse
angebrachte Kanäle, aus welchen lothrechte Schlote die Luft in die einzelnen Räume
führen. Zur Befeuchtung der Zuluft sind zwischen den Heizröhren der 6 Heizkammern
Dampf brausen angebracht. Von den erwähnten weiteren 6 Heizkammern dienen 4 für die
Erwärmung des groſsen Treppenhauses, 2 für diejenige der Aula, welche durch
Dampföfen sowie durch Dampfluftheizung erwärmt wird. Die in den Zimmern
aufgestellten Heizkörper sind guſseiserne Rippenregister, welche mit Vorsetzern aus
Eisenblech versehen sind; letztere lassen unten die Zimmerluft zu den Heizkörpern
treten, welche sich erwärmt und oben wieder ausströmt. Diese Umlaufheizung kann
durch eine obere Stellklappe behufs Regelung der Wärmeabgabe des Heizkörpers gehemmt
werden; über dieser Klappe befindet sich die Ausströmung der durch die erwähnten
lothrechten Schächte zugeführten, auf 150 vorgewärmten Frischluft. Dieselbe wird für
gewöhnlich durch Mischung mit der erwärmten Umlaufluft des Raumes mit mäſsig hoher
Temperatur in die Zimmer strömen und kann bei fast geschlossener Ofenklappe
wesentlich zur Abkühlung der Räume beitragen. Für die Luftabführung aus den Zimmern
dienen über Dach gehende Schlote, welche in gebräuchlicher Weise mit zwei regelbaren
Ausmündungen in den Zimmern versehen sind. Die Erwärmung der Gänge erfolgt durch
Einführung vorgewärmter Luft und durch besondere Heizkörper.
Als Sammelstelle der Regelungsvorrichtungen ist die erwähnte Ventilkammer gewählt, in
welcher auch die nothwendigen Meſsinstrumente, Anzeiger für die Wärme hervorragender
Räume, sowie für die Feuchtigkeit der Luft angebracht sind. Der zu beheizende Raum
des Gebäudes beträgt rund 260000cbm, die stündlich
zuzuführende Luftmenge 160000cbm; der Wärmeaufwand
durch Abkühlung sowie Erwärmung der Zuluft ist berechnet zu 3824000c. Die Kosten der ganzen Anlage, natürlich
abgesehen von den baulichen Anordnungen, betragen 385000 M. Während des verflossenen
Winters war die Anlage zum ersten Male in richtigem Betriebe, hat aber wenig
befriedigt; namentlich lieſs die Gleichmäſsigkeit der Erwärmung der verschiedenen
Räume viel zu wünschen übrig und machte sich beim Einlassen des Dampfes in die
Heizkörper ein sehr störendes starkes Knattern bemerkbar.
Die Erwärmung des Chemischen Laboratoriums dieser
Hochschule erfolgt durch Dampfheizung, die Lüftung
durch Einführen frischer Luft mittels eines Bläsers sowie durch Entfernen der Abluft
mittels zweier Sauger. Diese Maschinen haben nebst der dazu erforderlichen
Betriebsdampfmaschine im Keller bezieh. Erdgeschosse des Mittelbaues Aufstellung
gefunden; dortselbst befindet sich auch der Ausgangspunkt aller Dampfleitungen, der
Sammelpunkt der Niederschlagswasser- und Lüftungsleitungen und sind auch dort die
Meſs- und Ueberwachungsinstrumente aufgestellt. Der Lüftungsbedarf für alle Räume
beträgt stündlich 32000cbm, die Berechnung des
Wärmebedarfes hat rund 800000c ergeben. Die
frische Luft wird an der Rückseite des Gebäudes entnommen und durch einen Kanal dem
Bläser zugeführt, welcher die Luft rechts und links in je eine Heizkammer zur
Vorwärmung auf 15° treibt; gleichzeitig erfolgt eine Befeuchtung der Luft. Nach
Bedarf kann dann eine Mischung der vorgewärmten Luft mit kalter eingeleitet
werden. Diese Mischluft bezieh. die vorgewärmte Zuluft wird im Keller in Kanälen
durch das ganze Gebäude geleitet; aus diesen führen lothrechte Schächte nach den
einzelnen Räumen, wo dieselben 1,8 bis 2m über dem
Fuſsboden münden. Die Abluft wird durch lothrechte Schlote abwärts in einen
gleichfalls im Kellergeschosse angeordneten Umfangskanal geleitet, welcher mit 2
Kanälen gegen den Mittelbau führt, woselbst die erwähnten Sauger aufgestellt sind.
Dieselben saugen die Abluft auf dem beschriebenen Wege an und blasen sie in zwei mit
Windkappen versehene Schlote von 25m Höhe. Auſser
den Abluftkanälen sind noch zahlreiche Absaugerohre von den Digestoren, Sandbädern
u.s.w. vorhanden. Zur Erwärmung der Räume sind in denselben guſseiserne Rippenkasten
aufgestellt, welche mit Vorsetzern aus Guſseisen und Eisenblech versehen sind. Der
zur Heizung und zum Betriebe der Dampfmaschine erforderliche Dampf wird von dem oben
erwähnten Kesselhause durch ein unterirdisch verlegtes Hauptrohr zugeführt, Die
Abzweigung der Rohrleitungen für die Heizung der Räume und der Heizkammern erfolgt
von zwei Dampfvertheilern. Der gesammte zu heizende und zu lüftende Rauminhalt
beläuft sich auf 26000cbm; die Kosten der Anlage,
abgesehen von den baulichen Anordnungen, betragen rund 100000 M.
K. H.
Allen's Verkuppelung elektrischer Leiter auf
Eisenbahnzügen.
Die Verkuppelung der einzelnen Theile einer über einen Eisenbahnzug hinzuführenden
elektrischen Signalleitung bewirkt P. B. Allen in
Lambeth, England (* D. R. P. Kl. 21
Nr. 27211 vom 15. April 1883) mittels zweier cylindrischer Stücke oder
Gehäuse, welche bei ihrer Verbindung mit ihren Innenflächen an einander gelegt und
durch eine Verdrehung nach Art eines Bajonnetverschlusses mit einander vereinigt
werden. Die eigentlichen Verbindungscontacte stellen dabei je ein oder mehrere
isolirt in die Gehäuse eingelegte und mit den Leitungsdrähten verbundene
Contactkolben her, welche von Spiralfedern nach auſsen gedrückt werden, so daſs
dieselben über die Innenfläche der Gehäuse vortreten. Der Contact wird also
wesentlich ganz so gemacht, wie bei den von Siemens und
Halske für Vorpostentelegraphen benutzten Kabeln (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
7629 vom 13. April 1879, vgl. D. p. J. 1879 232 279. 1880 236 84).
Langdon's Regulirvorrichtung für den Gaszufluſs bei
Eisenbahnwagen.
W. E.
Langdon in Derby (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 30525 vom 12. Juli 1884) sucht den
Gasverbrauch auf Eisenbahnzügen möglichst zu beschränken, indem er den Zugführer in
den Stand setzt, den Gaszufluſs nach den Lampen auf elektrischem Wege abzusperren.
Das Gaszuleitungsrohr mündet in einen Kasten aus Holz, Ebonit o. dgl., von welchem
das zu dem Brenner führende Rohr ausgeht. Die Mündung des letzteren kann durch ein
Ventil geschlossen werden, das am oberen Ende eines aus magnetischem Stahl
bestehenden zweiarmigen Hebels sitzt. Dieser Hebel bildet den Anker eines
Hufeisenmagnetes, liegt mit seinem oberen Ende zwischen dessen beiden Polen und wird
durch einen vom Zugführer durch den Elektromagnet gesendeten positiven Strom in die
eine das Abfluſsrohr nach dem Brenner offen lassende, durch einen negativen in die
andere das Abfluſsrohr verschlieſsende Lage gebracht. Wenn die Kerne des
Elektromagnetes aus weichem Eisen bestehen, so wird vor seinen Polen noch ein Anker
aus weichem Eisen angebracht, an welchem ein Messingarm so befestigt ist, daſs
derselbe bei angezogenem Anker dem magnetischen Hebel freie Bewegung gestattet, bei
abgefallenem Anker dagegen sich so vor bezieh. hinter den Hebel legt, daſs derselbe
in seiner dermaligen Lage unbeweglich festgehalten wird. Der letzteren Anordnung
entsprechende Einrichtungen finden sich auch in manchen
Eisenbahnsignaleinrichtungen, so z.B. bei Preece's
Zugdeckungssignal mit bloſs einem Leitungsdrahte (vgl. W. E.
Langdon: Application of Electricity for Railway Working, London 1877 S.
110. Zetzsche: Handbuch der elektrischen Telegraphie,
Bd. 4 S. 689).
Ueber die Ausdehnung des Kautschuks.
Die Zusammenziehung des gedehnten Kautschuks bei der Erwärmung erklärte Govi dadurch, daſs die Kautschukmasse voller runder
Poren ist, welche mit
Gas angefüllt sind. Wenn nun der Kautschuk gedehnt wird, verlängern sich auch die
runden Poren, und wenn nun die Masse erhitzt wird, so dehnt sich das in den Poren
enthaltene Gas aus und sucht dieselben aus der elliptischen in die kreisförmige
Gestalt zurückzuführen.
Nach Govi's Theorie verändert also das Gas in den Poren
die Spannung durch den Druck der molekularen Kräfte und die umgebende Atmosphäre.
Wenn man nun aber nach N. Hesehus (Journal der russischen physikalischen Gesellschaft,
1884 S. 103) den durch ein Gewicht gedehnten Kautschuk unter die Glocke einer
Luftpumpe bringt und diese auspumpt, so müſste eine Verringerung der Länge des
Kautschuks eintreten. Der Versuch beweist aber das Gegentheil, der Kautschuk
verändert seine Länge nicht, ebenso wenig wie nach dem Zulassen von Luft.
Zur Prüfung von kohlensaurem Kalium.
Bei der Prüfung des reinen kohlensauren Kaliums mit salpetersaurem Silber auf Sulfid,
Unterschwefligsäure, Kaliumhydrat u. dgl. ist nach E.
Bohlig (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S.
381) zu berücksichtigen, daſs ein erd- bis hellbrauner Niederschlag von Ag6C2O7 entsteht, wenn die Silberlösung zu der von
Bicarbonat freien Carbonatlösung gesetzt wird. Man gieſst daher in eine Lösung von
3g Silbernitrat in 100cc Wasser eine Lösung von 0g,5 Kaliumcarbonat in 20cc Wasser. Der Niederschlag sei reinweiſs. Eine
weitere Probe der Kalilösung behandelt man mit unzureichender Silberlösung; ist auch
hierbei der entstehende Niederschlag weiſs, so enthält das Präparat Bicarbonat. Man
überzeuge sich durch Wiederholung dieser Reaction mit neuer Probe, welche zuvor im
bedeckten Platintiegel eine Zeitlang in schwacher Rothglut erhalten worden war.
Zur Bestimmung des Kalis in Düngemitteln.
Von der Association of Official Agricultural Chemists
werden nach der Chemical News, 1885 Bd. 51 S. 29 zur
Bestimmung des Kalis in Handelsdüngern 10g der
Probe mit 5cc Salzsäure und 350cc Wasser 10 Minuten lang gekocht. Nach dem
Abkühlen wird zum Liter aufgefüllt und filtrirt. Nun werden 50 oder 100cc des Filtrates auf 150cc verdünnt, heiſs mit Chlorbarium und
Bariumhydrat gefällt, das Filtrat mit kohlensaurem Ammon von Baryt befreit,
eingedampft und schwach geglüht. Der Rückstand wird mit Ammoniumcarbonat haltigem
Wasser ausgezogen, das Filtrat eingedampft, schwach geglüht und nunmehr das Kalium
mit Platinchlorid bestimmt.
Zur Nachweisung von Chlor, Brom und Jod.
Nach E. Hart (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1885 * S. 182) erhitzt man die gelöste Probe mit etwas
Ferrisulfat und fängt die übergehenden Joddämpfe in. Stärkekleister auf. Ist das Jod
übergetrieben, so kocht man mit übermangansaurem Kalium und fängt das
überdestillirende Brom in Chloroform auf. Chlor bleibt im Rückstande.
E. Bergland (daselbst S. 184) will Chlor und Brom
dadurch quantitativ scheiden, daſs er die Lösung mit einem Gemische von saurem
Kaliumsulfat und Kaliumpermanganat versetzt und einen kräftigen Luftstrom
hindurchtreibt, wodurch sämmtliches Brom ausgetrieben wird, während Chloride nicht
zersetzt werden.
Verfahren zur Darstellung von aromatischen
Nitroaminbasen.
Nach J.
Levinstein in Manchester (D. R. P. Kl. 22 Nr. 30889 vom 26. Februar 1884) gehen die
salpetersauren Salze der aromatischen Amine durch Behandeln mit kalter concentrirter
Schwefelsäure in Nitroamine über. Es scheint, daſs hierbei fast ausschlieſslich
Metanitroverbindungen gebildet werden. Nachgewiesen wurde dies beim Anilin, welches
hauptsächlich ein bei 107° schmelzendes Product liefert, dessen Acetverbindung bei
143° schmilzt und das nach der Reduction ein Phenylendiamin gibt, welches in
bekannter Weise mit Salpetrigsäure behandelt, Bismarckbraun liefert, Orthotoluidin gibt ein bei 106° schmelzendes, aus
Alkohol in langen Nadeln, aus Toluidin in derben Prismen krystallisirendes Nitrotoluidin.
Auch dieses gibt nach der Reduction ein Toluylendiamin, welches bei der Behandlung
mit Salpetrigsäure braune Farbstoffe erzeugt. Dieser Verbindung kommt wahrscheinlich
die Constitution
\mbox{C}_6\mbox{H}_3\,(\overset{1}{\mbox{CH}}_3)\,(\overset{2}{\mbox{NH}}_2)\,(\overset{4}{\mbox{NO}}_2)
zu.
Das Paratoluidin, in obiger Weise behandelt, liefert ein bei 77 bis 78° schmelzendes
Orthonitrotoluidin:
\mbox{C}_6\mbox{H}_3\,(\overset{1}{\mbox{CH}}_3)\,(\overset{2}{\mbox{NO}}_2)\,(\overset{4}{\mbox{NH}}_2).
Dieses reducirt, ergab ein Metatoluylendiamin.
Es werden z.B. 10k Anilinnitrat möglichst fein
gepulvert und in sehr kleinen Abschnitten in 40k concentrirter Schwefelsäure
eingetragen, welche auf – 50 abgekühlt ist. Es ist dafür Sorge zu tragen, daſs gut
gerührt wird und daſs die Temperatur nicht über + 50 steigt. Die Lösung wird in
400l Wasser gegossen und vorsichtig mit
Natronlauge gefällt. Der Niederschlag wird ausgewaschen, gepreſst und in Salzsäure
gelöst. Dann läſst man entweder nach dem Filtriren das in langen, schwach gelb
gefärbten Nadeln sich ausscheidende Chlorhydrat auskrystallisiren, oder man fällt
die Base und reinigt durch Krystallisation aus Toluol oder irgend einem anderen
Lösungsmittel.
Ueber Nitrosoabkömmlinge aromatischer Diamine.
Löst man nach O. N. Witt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 877) rohes
Tetramethylmetaphenylendiamin, welches durch Erhitzen von salzsaurem
Metaphenylendiamin mit überschüssigem Methylalkohol auf 160 bis 170° dargestellt
wurde, in überschüssiger verdünnter Salzsäure und tröpfelt zu dieser Lösung unter
guter Kühlung eine mäſsig verdünnte Auflösung von Natriumnitrit, so färbt sich die
Flüssigkeit dunkelbraunroth und scheidet einen krystallinischen, aus feinen Nadeln
bestehenden Niederschlag ab, welcher abgesaugt, mit kaltem Wasser gewaschen und aus
heiſsem, etwas angesäuertem Wasser umkrystallisirt wird. Nach einmaliger
Wiederholung dieses Verfahrens ist das Salzsäure Salz des
Mononitrosotetramethylmetaphenylendiamins, C6H3N2(CH3)4NO.HCl, rein und bildet lebhaft glänzende, tief
granatrothe Nadeln, welche in Wasser mit weinrother Farbe löslich sind. Auf Zusatz
von Natronlauge wird die Lösung orangegelb. Aether nimmt daraus die freie Nitrobase
auf.
Mit Aminen und Phenolen gibt die neue Nitrosoverbindung Farbstoffe. Die Abkömmlinge des Naphtolins, der Naphtole und des Resorcins
sind durch starke Fluorescenz ausgezeichnet.
Zur Auffindung von Orthodiketonen.
Um nach E. Bamberger (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 865) den Nachweis der
Orthostheilung zweier Carbonylgruppen in Orthodiketonen möglichst schnell zu
erbringen, löst man eine Spur der zu untersuchenden Verbindung in Alkohol und fügt
zu der heiſsen Lösung einen Tropfen Alkalilauge, indem man den Zutritt der Luft
möglichst zu verhindern sucht; es tritt eine dunkelrothe, bei concentrirten Lösungen
fast schwarze Farbe auf, welche beim Schütteln mit Luft wieder verschwindet. Diese
Reaction zeigen Phenanthrenchinon, Retenchinon, Dibromretenchinon, Chrysochinon und
Benzil.
Zur Prüfung von Chlorwasserstoffsäure.
Nach F. Schröder (Archiv der
Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 386) werden jetzt bei der Farbenfabrikation als
Nebenproduct groſse Mengen Chlorwasserstoffsäure gewonnen, welche Chlortoluol und
sonstige organische Stoffe enthalten und dadurch wegen ihres unangenehmen Geruches
und Geschmackes für medicinische Zwecke unbrauchbar sind. Auch durch Verwendung von
schlechtem Brunnenwasser bei der Destillation kann die Chlorwasserstoffsäure durch
organische Stoffe unangenehm verunreinigt werden.