Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 37 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Versicherung des Widerlagers an der Schuylkill-Brücke in
Philadelphia.
Die über den Schuylkill-Fluſs in Philadelphia führende Straſsenbrücke besteht aus
zwei eisernen Bogenwerken, welche mittels eines Wasserpfeilers das eigentliche
Fluſsbett überspannen und aus beiderseits je zwei gemauerten Bögen, unter denen die
längs des Ufers hinziehenden Bahnlinien durchfahren. Die eisernen Bogenwerke von je
55m,5 Spannung ergeben einen Druck von etwa
2000t auf die Widerlager, welcher sich nach
beiläufig 20jährigem Bestände der Brücke an den westlichen Landpfeilern in einer
allmählich fortschreitenden Deformation geltend machte. Hier war nämlich der feste
Felsengrund erst 10m unter der Bodenfläche
angetroffen worden, über demselben eine 1m,5 hohe
Schicht Schotter und dann über 8m Schlammlage,
weshalb die Fundirung auf Piloten erfolgte. Dieselbe erwies sich auch vollkommen
stabil gegenüber der lothrechten Belastung, aber unfähig, dem Seitenschube zu
widerstehen, so daſs bei allmählichem Ausweichen derselben die Gefahr des
Herabstürzens der Brückenfelder vorlag. Die Verstärkung des Fundamentes für den
westlichen Landpfeiler war daher unumgänglich nothwendig, dagegen ein Abtragen
desselben wegen der dadurch bedingten vielmonatlichen Störung des Eisenbahnverkehres
durchaus unthunlich. In Folge dessen wurde endlich der Plan von Anderson und Barr aus
New-York angenommen und ist nun ohne jede Störung des Eisenbahn- und
Straſsenverkehres mit vollem Erfolge durchgeführt.
Das Wesen dieser Construction besteht darin, daſs der auf den Piloten zur Fundirung
des Pfeilers aufgesetzte Betonblock durch vier unter 45° nach abwärts dringende
Rohre gegen den gewachsenen Felsgrund verspreizt wird. Diese Rohre haben 2m,4 Durchmesser, sind 18 bis 20m lang, die einzelnen Trommeln je aus vier mit
einander verschraubten 13mm starken Blechplatten
aufgebaut und wieder, nachdem dieselben 1m tief in
den Felsen eingedrungen waren, mit Beton ausgegossen. Der Eintritt in die Rohre
erfolgte durch eine seitlich vom Schienengeleise angebrachte Luftschleuse und die
ganze Arbeit ging anstandslos und ohne jede Störung von statten.
R. K. Charles' Baumwollpflückmaschine.
Die mühevolle und zeitraubende Arbeit des Abpflückens der Baumwolle von den Pflanzen,
welche bisher nur von Hand geschah, soll nach dem Scientific
American, 1885 Bd. 52 * S. 287 in entsprechender Weise, also ohne die
Pflanzenstöcke zu verletzen, durch eine von R. K.
Charles in Darlington, Süd-Carolina, angegebene Maschine ausgeführt werden
können. Ueber die einzelnen Pflanzenreihen der Felder wird ein vierraderiger Wagen
gefahren, wobei zwei krumme geneigte Wände die Pflanzen zusammenbiegen, um sie der
Einwirkung von excentrischen, mit Kardenzähnen besetzten Scheiben, welche von den
beiden groſsen Hinterrädern des Wagens in Umdrehung versetzt werden, darzubieten.
Die excentrischen Scheiben sind auf gemeinschaftlichen Wellen mit ihren höchsten
Stellen versetzt gegen einander befestigt, um den Pflanzen immer den Durchgang von
dem niedrigen Theile einer Scheibe zur hohen Stelle der nächsten zu gestatten, und
sind 2 oder 4 Wellen mit solchen Scheiben vorhanden. Bei 4 Wellen liegen zwei davon
etwas höher als die anderen beiden und werden dann durch die unteren Scheiben die
niedrigeren Pflanzen abgepflückt. Die Scheiben, welche also quer zur Pflanzenreihe
stehen, drehen sich ziemlich schnell – das Uebersetzungsverhältniſs zwischen den
Hinterrädern des Wagens und den Scheibenwellen ist 5 – und wird die von ihren
Kardenzähnen aufgenommene Baumwolle durch noch schneller laufende Bürsten wieder
abgelöst und zu beiden Seiten endlosen Kratzentüchern zugeworfen, welche dieselbe
nach aufwärts in einen Behälter aus Drahtsieb befördern. Dieser Behälter läſst Sand
und andere Unreinigkeiten durchfallen und die abgepflückte Baumwolle wird aus
demselben von Zeit zu Zeit entfernt. Die Maschine, welche ungefähr 400k wiegt, soll 4 Ballen Baumwolle im Tage
abpflücken, also die Arbeit von 30 Personen verrichten.
Selbstthätig mit der abzuziehenden Flüssigkeit sich senkender
Heber.
Um mittels eines Hebers immer nur die oberste Schicht einer Flüssigkeit absaugen zu
lassen, versieht L. Opländer in Dortmund (* D. R. P.
Kl. 64 Nr. 30662 vom 30. Juli 1884) denselben am Ende des eintauchenden Schenkels
mit einem Schwimmer und hängt zur geraden Führung den ganzen Heber an ein über
Rollen geführtes, mit einem dem Auftriebe durch den Schwimmer entsprechend schweren
Gegengewichte versehenes Seil. Auch erhält die Ansaugeöffnung, um eine ruhige
Einströmung in der oberen Schicht zu sichern bezieh. ein Aufrühren der Flüssigkeit
durch senkrechte Strömungen oder Wirbel zu verhindern, mehrere wagerecht angeordnete
Zufluſsröhrchen. Bei dem entsprechend dem Fallen des Flüssigkeitsspiegels
erfolgenden Senken des Hebers kann man durch Aufhalten des Gegengewichtes das
Absaugen unterbrechen, ehe der Bodensatz erreicht ist. (Vgl. Pohl's Abziehapparat 1885 256 * 37.)
Parrish und Munn's Einrichtung zum Signalisiren zwischen
Eisenbahnfahrzeugen während der Fahrt.
M. F. Parrish und Schuyler J.
Munn in Niles, Mich. (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 31199 vom 20. April 1884)
wollen längs des Geleises auf Stangen an Tragarmen, die dem Geleise zugewendet sind,
einen Leitungsdraht spannen, auf welchen sich ein am Dache der Locomotive
befestigter Contactarm auflegen soll. Der Contactarm ist drehbar, damit derselbe von
einer Geleisseite nach der anderen gelegt werden kann; er ist schwengelartig und
mittels Spiralfedern an einer hohlen Säule befestigt, so daſs eine gute Berührung
mit dem Drahte gesichert ist. Vom Contactarme führt ein Draht nach Telephon mit
Hörrohr und Glocke. Als Stromquelle kann eine kleine Dynamomaschine benutzt werden,
deren zweiter Pol durch die Locomotive an Erde gelegt ist. Fahren hierbei zwei
Locomotiven auf derselben Strecke, so ertönen die Glocken auf beiden und machen die
Gefahr erkennbar. In ähnlicher Weise sollen an Geleisekreuzungen auf 2km Entfernung zu beiden Seiten der Kreuzung
Nebendrähte gespannt werden, welche mit den Hauptdrähten auſser Verbindung stehen,
dagegen an den Kreuzungspunkten mit einander leitend verbunden sind, damit, wenn die
Contactarme zweier Züge auf den Nebendrähten gleiten, wiederum ein Warnungssignal
selbstthätig ertöne.
Jablochkoff's Autoaccumulator.
Unter der Benennung „Autoaccumulator“ hat Jablochkoff wieder ein kleines, leichtes und billiges und keine
Flüssigkeit enthaltendes galvanisches Element (vgl. auch 1884 253 173) angegeben. Nach Engineering, 1885
Bd. 39 S. 534 wird in eine vierkantige (mit je 100mm Seite und 25mm Höhe) Zelle aus Kohle,
welche mit Paraffin getränkt ist, damit sie der polarisirend wirkenden Luft keinen
Durchgang gestattet, eine Anzahl von Metallstücken (Zink, Eisen) gelegt, darüber
eine Schicht Sägespäne oder ein billiger Webstoff, getränkt mit Chlorcalcium zur
Erhaltung beständiger Feuchtigkeit, gebracht und endlich darüber poröse
Kohlenstücke. Eine beliebige Anzahl solcher Zellen wird auf einander gebaut; auf die
oberste wird eine Kohlenplatte mit Klemmschraube gelegt; die unterste steht auf
einer Metallplatte und diese beiden Platten bilden die beiden Pole der Batterie. Bei
einem inneren Widerstände zwischen 0,25 und 0,50 Ohm soll jede Zelle eine
elektromotorische Kraft von 1,1, 1,6, 2,2 Volt besitzen, je nachdem als Metall
Eisen, Zink, Natriumamalgam gewählt wird, und sich der Preis einer
Stundenpferdestärke auf 20, 20 bis 24 bezieh. 100 Pf. stellen, wenn der Preis der
drei Metalle der Reihe nach zu 4 Pf., 40 Pf. und 5 M. angenommen wird. Anstatt der
Kohlenzelle hat Jablochkoff ursprünglich eine Bleizelle
in Vorschlag gebracht; doch ist die Kohlenzelle leichter und läſst sich bequemer
reinigen, was durch Waschen in Wasser geschieht. Die Zelle mit dem leicht
oxydirbaren Metalle bildet unter dem Einflüsse der Feuchtigkeit ein galvanisches
Element, die Zelle, an welcher sich Wasserstoff in groſser Menge ansetzt, wird polarisirt, das Metall
oxydirt und die auf letzterem liegende Kohle bildet den positiven Pol, die Zelle den
negativen Pol einer secundären Batterie; verbindet man die Zelle mit der porösen
Kohle, so erhält man einen kräftigen secundären Strom.
Zusammensetzung französischer Eisenerze.
Raseneisenstein von Puy-en-Velay, Haute-Loire, hatte, wie Baroulier in den Annales des Mines, 1885 Bd.
7 S. 162 mittheilt, folgende Procentzusammensetzung:
Glühverlust
13,600
Eisenoxyd
66,800
Thonerde
7,022
Kalk
4,500
Magnesia
Spur
Kieselsäure
1,850
Schwefelsäure
1,020
Phosphorsäure
0,108
Mangan ist nicht vorhanden.
Eisenerz von Tenikrent hatte nach Poncelet (daselbst S.
175) folgende Zusammensetzung auf 100 Theile:
Wasser
9,30
Kieselsäure
0,60
Kohlensäure
4,02
Kalk
1,41
Eisenoxyd
81,63
Mangan
2,35
Schwefelsäure war nur in Spuren vorhanden, Thonerde und
Phosphorsäure fehlten.
Fortschritte im Kartoffelbaue.
Nach Versuchen von G. Andrä und von Mann (Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1885 S. 137 bezieh. 179) ist das von Wollny empfohlene Anwelken der
Saatkartoffeln vortheilhaft.
Nach fortgesetzten Anbauversuchen von F. Heine (daselbst
S. 194 und 273) lieferten auch im J. 1884 die Kartoffelsorten Eos, Alkohol und
Lippische Rose die höchsten Erträge an Stärke (vgl. 1883 248 381).
Die bisherigen Versuche zeigten, daſs Kartoffeln auf Moorboden weniger Stärke enthalten als auf Sandboden. Neuerdings hat sich
aber gezeigt, daſs dieser geringere Stärkegehalt der Kartoffeln nicht dem Moorboden,
sondern der Kainitdüngung zuzuschreiben ist. Nach
Versuchen von Fleischer (daselbst S. 279) zeigten
Kartoffeln, welche neben Phosphat und Chilisalpeter auch Kainit zu verschiedenen
Zeiten erhalten hatten, folgende Stärkeprocente:
Kainitdüngung am
12. Nov. 1881.
23. Dec. 1881.
19. April 1882.
Stärkeprocente
16,0
13,4
12,0.
Es ist also bei den Kartoffeln, für welche Kainit bereits im
Herbste ausgestreut war, der Stärkegehalt um beinahe 5 Proc. höher als dort, wo die
Kainitgabe erst im Frühjahre erfolgte.
O. Saare (daselbst S. 454) untersuchte die Veränderungen des Stärkegehaltes von Kartoffelproben
beim Lagern in einem Zimmer bei mittlerer Temperatur. Von 5 Proben zeigte nach 14
Tagen nur eine 0,8 Proc. Stärke weniger, die übrigen 0,4 bis 1,0 Proc. Stärke mehr,
dabei einen Gewichtsverlust von 1,3 bis 6 Proc. Es ergibt sich aus diesen Versuchen,
daſs es nicht rathsam ist, beim Kartoffelhandel nach dem Stärkegehalte auf Proben
sich zu berufen, welche mehr oder weniger Zeit nach der Probenahme gelagert haben,
da Aenderungen in ihrem Stärkegehalte eingetreten sein können und das Ergebniſs
ihrer Untersuchungen immerhin ein anfechtbares bleibt.
Nachweis von Rohrzucker im Milchzucker.
Vermischt man nach Lorin (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, Bd. 17 S. 372) gleiche Theile
Oxalsäure und Milchzucker und erwärmt diese Mischung im Wasserbade, so schmilzt
dieselbe und färbt sich zuerst spurweise, beim längeren Erhitzen ein wenig dunkler. Befindet sich auch
nur 1 Proc. Rohrzucker in der Mischung, so wird dieselbe beim Erwärmen sehr rasch
dunkler; sind mehrere Procente Rohrzucker vorhanden, so wird sie grünbraun bis
schwarz.
E. Geißler bestätigt in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1885 S. 244 die Brauchbarkeit dieser
Reaction.
Zur Kenntniſs des Saccharins.
Nach Versuchen von P. Herrmann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1333) entsteht aus
Saccharin, welches aus Invertzucker mit Kalk dargestellt war, beim Schmelzen mit
Kali bei 205 bis 220° Milchsäure. Hiernach ist das Saccharin als Zwischenproduct
zwischen Dextrose und Milchsäure zu betrachten.
Verfahren zur Wiedergewinnung der Schwefelnatriumlaugen bei
Herstellung von Zellstoff.
Um die bei der Darstellung von Zellstoff abfallenden Laugen wieder auf
Schwefelnatrium zu verarbeiten, werden dieselben nach Angabe des Oesterreichischen Vereins für chemische und metallurgische
Production in Auſsig a. E. (D. R. P. Kl. 55 Nr. 31747 vom 14. Oktober 1884,
Zusatz zu Nr. 25485) zum Syrup eingedampft und dieser wird mit Kalkabfällen und
Kohlenklein zu Rohsoda verschmolzen. Ein Zusatz von etwa 100 Th. Kalkstein und
ungefähr 25 Th. Kohlenklein auf je 100 Th. in der Lauge enthaltener fester
Bestandtheile, deren Menge durch Eindampfen und Calciniren bestimmt wird, liefert
gute Erfolge. Die so erhaltene Schmelze wird in Stücke zerschlagen, in einen
eisernen Kessel eingetragen und darin mit Wasser oder dünner Waschlauge, von der
Cellulose- oder Schwefelnatriumfabrikation herrührend, unter einem Drucke von etwa
3at gekocht. Bei richtiger Beschaffenheit der
rohen Soda ist das Product dieser. Behandlung eine Schwefelnatriumätzlauge, welche
nach dem Klären sofort zum Kochen von neuen Mengen zerkleinerten Holzes geeignet
ist.
Um auch hierbei mit möglichster Oekonomie zu arbeiten, drückt man nach beendigter
Kochung, welche etwa 3 Stunden Zeit erfordert, den gesammten Inhalt des
Schwefelnatriumkessels in einen Klärbehälter, zieht die abgeklärte Lauge in ein
anderes Gefäſs ab und behandelt den Schlamm, nachdem dieser vorher durch ein Sieb
getrieben ist, um Schlacken zurückzuhalten, in einer Filterpresse; dadurch erhält
man fast alle darin enthaltene Lauge als starke Lauge. Die in der Presse
verbleibenden Kuchen können nun entweder unmittelbar entleert werden und als Zusatz
im Schmelzofen für rohe Soda dienen, da sie wesentlich aus Kalk und Kokes bestehen,
oder man süſst die Kuchen möglichst vollkommen aus und wirft sie dann weg.
Ueberführung primärer Amine in Mononitrophenole.
E. Nölting (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1338) löst 93g Anilin in 150 bis 200g Schwefelsäure von 66° B. und 2l Wasser, gibt zu der mit Eis
gekühlten Lösung 69g Natriumnitrit, läſst einige
Zeit stehen, fügt dann 119g Salpetersäure von
1,335 sp. G. (= 63g
Salpetersäure) hinzu und erhitzt am Rückfluſskühler, bis die Stickstoffentwickelung
aufgehört hat. Sodann kehrt man den Kühler um und destillirt das Orthonitrophenol
mit den Wasserdämpfen ab; im Rückstande bleibt das Paranitrophenol, welches durch
einmaliges Umkrystallisiren aus Wasser rein erhalten wird. Die beiden Isomeren
bilden sich ungefähr in gleichen Mengen. Die Reaction verläuft nach folgender
Gleichung: C6H5N2SO4H + HNO3 = C6H4(NO2)OH + N2 + H2SO4. Das Verfahren dürfte sich zur praktischen Darstellung der Phenole eignen. –
Paratoluidin gibt in entsprechender Weise Metanitroparakresol.