Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 115 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Schleusen mit beweglichen Kammern.
Im Allgemeinen bilden die eigentlichen Schleusen das empfehlenswertheste
Zwischenglied zwischen den einzelnen Haltungen eines Kanales und es müssen schon
Gründe besonderer Art sein, welche die Vermeidung derselben wünschenswerth
erscheinen lassen. Insbesondere ist es aber der auch bei Schleusen mit Nebenkammern
oder mehrkammerigen Schleusen immer noch sehr bedeutende Wasserverbrauch beim
Durchschleusen eines Schiffes, welcher bei schwieriger Versorgung des Kanales mit
Wasser oft dazu zwingt, anstatt der Schleusen schiefe Ebenen oder sonstige Mittel zu
benutzen, um das Fahrzeug von einer Haltung in die andere befördern zu können, ohne
jedesmal eine Wassermenge von der oberen in die untere verfallen zu lassen, deren
Arbeitsvermögen die eigentliche Nutzarbeit beim Heben des Schiffes meistens so
auſserordentlich übersteigt, Wird hierbei das Fahrzeug ganz aus dem Wasser
herausgehoben, so tritt der Uebelstand auf, daſs dasselbe auf dem Wagen,
Hebegestelle o. dgl. sehr umständlich unterstützt werden muſs, wenn dasselbe nicht
Schaden leiden soll.
Dieser Umstand hat insbesondere zur Einführung der Schleusen mit beweglichen Kammern
geführt. Eine der ältesten derartigen Anlagen dürfte die von James Green für den Great-Western-Kanal in England gebaute Schleuse sein,
bei welcher zwei trogartige bewegliche Kammern mittels Ketten zu den beiden Seiten
einer wagerechten starken Achse sich gegenseitig ausgleichend aufgehängt sind. Beide
Haltungen des Kanales besitzen bei der Schleuse je zwei Schleusenthore derart, daſs
jede Kammer sich abwechselnd vor das obere oder untere Thor ihrer Seite legen kann.
Selbstverständlich ist jede Kammer an beiden Enden ebenfalls mit Schleusenthoren geschlossen.
Besondere Vorkehrungen sind getroffen, um jede Kammer fest vor die Kanalendung zu
pressen, vor welcher sich dieselbe gerade befindet. Nachdem nun das Thor der
Kanalendung und das anliegende Thor der Kammer geöffnet ist, laſst sich ein Fahrzeug
in dieselbe hineinbringen und nach Schluſs der Thore mit der Kammer bis vor die
Endung der anderen Haltung heben oder senken. Da hierbei die andere Kammer die
entgegengesetzte Bewegung ausführt, so findet., vorausgesetzt, daſs beide Kammern
gleich schwer und gleich gefüllt sind, eine vollständige Ausgleichung des Gewichtes
statt und zwar, wie leicht ersichtlich, einerlei, ob beide Kammern ein Schiff
enthalten oder nicht. Das nöthige Uebergewicht zur Ueberwindung der passiven
Widerstände kann in verschiedenster Weise erzielt werden, am einfachsten z.B. durch
Ablaufenlassen einer verhältniſsmäſsig unbedeutenden Wassermenge aus der aufgehenden
Kammer.
Auf ganz derselben Grundlage beruht die Anordnung der Schleuse mit beweglichen
Kammern, welche von S. Duer in Westminster (Erl. * D.
R. P. Kl. 65 Nr. 8484 vom 18. Juli 1879) vorgeschlagen wurde. Hier sollen nur die
Kammern, anstatt an Ketten zu hängen, auf den Kolben hydraulischer Preſscylinder
ruhen, welche letzteren derart in Verbindung gebracht sind, daſs ebenfalls eine
völlige Gewichtsausgleichung stattfindet. Auſserdem soll jede Kammer auf mindestens
zwei Pressen ruhen, was eigentlich selbstverständlich ist, aber vom Erfinder
ausdrücklich als zur Erreichung gröſserer Betriebsicherheit geschehen erwähnt wird.
Das Wasser läuft aus den Preſscylindern der sinkenden Kammer in das der steigenden
über und gleicht so deren Gewicht aus. Die Bewegung wird schlieſslich zu Ende
geführt dadurch, daſs Druckwasser aus einem Accumulator in die Preſscylinder der
steigenden Kammer eingeleitet wird und die Kammer völlig an ihren Platz hebt, wobei
natürlich die Verbindung mit den Cylindern der anderen Seite vorher unterbrochen
ist.
Diese Verwendung zweier Kammern ist stets wünschenswerth, wenn einigermaſsen starker
Verkehr zu bewältigen ist. Um aber einen Gewichtsausgleich in der beschriebenen
Weise auch für einkammerige Hebewerke zu ermöglichen, schaltet Duer (Erl. * D. R. P. Zusatz Nr. 10169 vom 31. Januar
1880) für die zweite Kammer einen Accumulator ein; derselbe besteht aus ebenso viel
hydraulischen Pressen, wie zum Heben der Kammer erforderlich sind. Beide
Pressensysteme werden neben einander aufgestellt und in derselben Weise – wie oben
erklärt – verbunden. Diese Nebenpressen haben beim Niedergehen der Kammer einen
Träger, welcher mit einem entsprechend belasteten Kasten versehen ist. Der Ausgleich
wird dann in gleicher Weise wie beim zweikammerigen Systeme stattfinden können.
Ebenfalls einen Ausgleich der zu hebenden bezieh. zu senkenden Last, d.h. der
Schleusenkammer sucht A. Harder in Magdeburg (* D. R.
P. Kl. 65 Nr. 30150 vom 9. Mai 1884) durch Anwendung eines Schwimmers
herbeizuführen, dessen Auftriebskraft dem Gewichte der belasteten Kammer
gleichkommt. Dieser aus Blech hergestellte hohle Schwimmer ist mit der beweglichen
Schleusenkammer durch zwei Säulen von einer Länge etwa gleich der Höhe, auf welche
die Kammer gehoben werden muſs, fest verbunden und bewegt sich in einer mit Wasser
gefüllten Grube unterhalb der Kammer, ohne aus demselben heraus zu treten. Hierdurch
soll die Kammer in jeder Höhenlage im Gleichgewichte gehalten werden, derart, daſs
zur Bewegung der Kammer ein verhältniſsmäſsig geringer Druck der hydraulischen
Pressen ausreicht. Da aber die Stangen beim Niedersinken beständig mehr Wasser
verdrängen und somit die Auftriebswirkung des Schwimmers beeinflussen würden, so
sind dieselben nach unten verlängert und in mit der Atmosphäre in Verbindung
stehende Tauchrohre hineingeführt. Die beim Eintauchen der Stangen verdrängte Luft
entweicht durch ein Luftrohr, welches mit einer Abschluſsvorrichtung versehen werden
soll, um ein schnelleres oder langsameres Auf- bezieh. Niedersteigen von Schwimmer
und Kammer zu bewirken.
Dronsfield's Kardenschleifapparate.
Für das seitliche Anschleifen beim Nachschleifen der Kratzenbeschläge auf den
Krempeln fertigen Gebrüder Dronsfield in Oldham
Schleifwalzen, deren Oberfläche ringsum laufende Spuren hat (vgl. W. Decker bezieh. Uhlhorn 1884 253 348). In gleicher Weise führen dieselben auch die
Oberfläche der Schleifscheibe des bekannten Horsſall'schen Apparates aus. Die Herstellung solcher Schleifflächen bedarf
besonderer dafür construirter Maschinen und muſs jede stumpf gewordene Schleifwalze,
um wieder mit neuem Schmirgel belegt zu werden, immer an die betreffende Fabrik
zurückgeschickt werden. Um nun dieses umständliche Hin- und Herschicken der
Schleifwalzen zu umgehen, liefert neuerdings das genannte Haus nach dem Textile Manufacturer, 1885 * S. 41 mit Schmirgel
belegte Bänder zum Aufziehen auf die Schleifwalzen. Diese Bänder erhalten auch die
Spurrinnen in schrägen Linien, so daſs die Spurrinnen beim schraubengangförmigen
Aufwickeln des Bandes auf die Schleifwalze genau in einander zeigen und eine glatte
Ringspur ergeben. Das Schmirgelband wird an den beiden Enden auf der Walze durch an
der Stirnseite innerhalb der Wandung angebrachte Klemmplatten gehalten und gelangt
das Band durch einen Schlitz in der Wandung zu diesen Platten. Da das harte Band zum
Aufziehen nicht geeignet ist, so muſs es erst durch Liegenlassen an einem feuchten
Orte durch Erweichung des den Schmirgel verbindenden Leimes geschmeidig gemacht
werden. Nach dem Aufziehen ist natürlich die Walze an einem trockenen Orte
aufzubewahren.
Der Horsfall'sche Schleifapparat wird von Dronsfield neuerdings auch mit zwei Schleifscheiben
ausgeführt, welche gemeinschaftlich in einer Entfernung gleich der halben
Beschlagbreite der Krempel von einander auf einem Rohre sitzen. Dieses Rohr braucht
dann auch nur um die Hälfte der Beschlagbreite hin- und herbewegt zu werden und
schleift also gleichzeitig eine Scheibe von der Seite nach der Mitte, während die
andere auf der anderen Hälfte von der Mitte nach der Seite schleift, wodurch das
Schleifen in ungefähr der Hälfte der sonst erforderlichen Zeit bewerkstelligt wird.
Die beiden Scheiben müssen aber dann von genau gleichem Durchmesser sein, wobei
jedoch zugegeben werden kann, daſs mit Hilfe eines gleich starken Bandbezuges, wie
beschrieben, derselbe leichter zu erreichen ist.
Heizung und Lüftung der Tabakfabrik in Mans.
Die Tabakfabrik in Mans wird, wie im Portefeuille
économique, 1885 * S. 1 mitgetheilt wird, durch eine Dampfheizung erwärmt. Die Kessel sind in einem
besonderen Hause aufgestellt. In die Hauptdampfleitung ist zuerst ein
Dampfdruckverminderungsapparat eingeschaltet, welcher den absoluten Dampfdruck auf
2at herabzieht. Hierauf geht die Dampfleitung
durch ein Gebäude, in welchem das Cigarrentrocknen mittels Oefen erfolgt, welche mit
Dampf von der Hauptleitung aus geheizt werden; letztere theilt sich dann in zwei
Rohrstränge, welche nach den zu beiden Seiten des Kesselhauses stehenden groſsen
Fabrikgebäuden laufen. Hier zweigen von den Hauptröhren die einzelnen nach den
Heizkörpern führenden Leitungen ab. Als Heizkörper sind in denjenigen Arbeitsräumen,
welche mit geringerer Zahl von Arbeitern besetzt sind, cylindrische Dampföfen
aufgestellt, in jenen Räumen, in denen an zahlreichen Tischen viele Personen
arbeiten, sind guſseiserne Röhren verwendet und unter den Tischen längs derselben
auf dem Boden verlegt und mit einem Holzgehäuse umgeben, welches weite Oeffnungen
hat; dieses Gehäuse dient zugleich als Fuſsbank. Ferner sind in denjenigen
Arbeitsräumen, in welchen die vorerwähnten Heizröhren hinderlich sein würden, längs
der Mauern Heizröhren angebracht. Das gesammte, in den Heizkörpern und den Leitungen
sich bildende Niederschlagswasser wird nach dem Kesselhause zurück durch mit
entsprechendem Gefälle verlegte Leitungen nach einem tiefer liegenden zylindrischen
Behälter geführt, aus dem es von Zeit zu Zeit nach Abschluſs der Zuleitung durch
Dampfdruck in einen höher gelegenen Behälter gehoben wird, aus welchem die
Kesselspeisung erfolgt.
Für die Lufterneuerung in den Arbeitsräumen ist eine Zuführung frischer Luft
unmittelbar von auſsen durch kurze Kanäle zu den genannten Heizkörpern angeordnet,
so daſs sich die frische Luft an diesen erst erwärmt, ehe sie in die Arbeitsräume
zieht. Die Abluft wird durch senkrecht aufsteigende, an den Wänden angebrachte
Kanäle nach dem Dachboden in Sammelkanäle geleitet, die an einem über Dach führenden
Saugschlote anschlieſsen. Für gewöhnlich genügt der Temperaturunterschied der
äuſseren und inneren Luft, um einen Luftzug und damit eine Lufterneuerung zu
erzielen; in Ausnahmsfällen wird ein im Saugschlote angebrachtes Körting'sches Dampfstrahlgebläse in Thätigkeit gesetzt
und dadurch die Abluft abgesaugt. Die Frischluft- und Abluftkanäle sind zur Regelung
der Lüftung mit geeigneten Schiebern und Klappen versehen.
Elektrische Beleuchtung der Eisenbahnzüge.
Die kgl. Eisenbahn-Direktion in Frankfurt a. M. hat, wie Baurath Stock in der Versammlung des Vereins für Eisenbahnkunde
(vgl. Centralblatt für Bauwesen, 1885 S. 13) berichtet,
ihre schon früher angestellten Versuche in letzter Zeit in gröſserem Umfange wieder
aufgenommen. Es wurde ein Zug benutzt, welcher aus einem Gepäckwagen, zwei
Personenwagen I. und II. Klasse und einem Personenwagen III. Klasse bestand. In dem
Gepäckwagen, welcher zugleich als Apparatwagen dient, befindet sich an dem einen
Ende in einem besonderen Verschlage die von der Firma Möhring in Frankfurt a. M. hergestellte Dynamomaschine, an dem anderen
Ende ein Kasten mit den Accumulatoren. Während der Fahrt erzeugt die
dynamo-elektrische Maschine den zur Ladung der Accumulatoren nöthigen Strom; während
des Stillstandes des Zuges und während einer Fahrt mit geringerer Geschwindigkeit
als 30km in der Stunde wird selbstthätig die
Dynamomaschine ausgeschaltet. Auf der unter der Dynamomaschine befindlichen und der
dieser gegenüber liegenden Achse des Wagens sitzt je eine kugelförmige Trommel,
deren Abmessungen nebst den Durchmessern der Riemenscheiben so gewählt sind, daſs
bei einer stündlichen Fahrgeschwindigkeit von 30 bis zu 70km die Dynamomaschine stets die gleiche
Umdrehungszahl von 760 in der Minute macht. Die Kraft wird auf die Dynamomaschine
und den für die wechselnde Geschwindigkeit erforderlichen Regulator durch ein
Wechselgetriebe und entsprechende Riemenscheiben übertragen.
Während der vollen Fahrt des Zuges werden die Accumulatoren bei eingeschalteten
Lampen geladen. Bei Fahrgeschwindigkeiten unter 30km werden die Lampen von den Accumulatoren gespeist; die hierzu
erforderliche Veränderung des Stromlaufes bewirkt ein sich selbstthätig
verschiebender Moment-Umschalter, auf dessen Platinen 4 Bürsten abwechselnd
aufliegen. Bei der Tagesfahrt sind die Lampen ausgeschaltet und es kann alsdann die
Ladung der 26 Accumulatoren stattfinden. Die Gesammtbelastung des Wagens durch die
unter demselben befindlichen, mit einem staubdichten Holzkasten geschützten
Vorrichtungen, die Maschine und die Accumulatoren beträgt 600k. Die Einrichtung kostet etwa 2500 M.
Die Zahl der in dem Zuge befindlichen Glühlampen beträgt 12, von denen Sich je 2 in
dem Apparatwagen und im Personenwagen III. Klasse und je 4 in den beiden
Personenwagen I. und II. Klasse befinden. Mit der Dynamomaschine und den
Accumulatoren könnten aber noch zwei weitere Personenwagen betrieben werden. Die
Einrichtung eines Personenwagens für die elektrische Beleuchtung kostet 65 bis 80
M.
Mit diesem Versuchszuge wurden Fahrten auf der 106km langen Eisenbahnstrecke zwischen Fulda und Sachsenhausen ausgeführt.
Dabei erwies sich die Beleuchtung der Wagen sowohl während der Fahrt bei wechselnden
Fahrgeschwindigkeiten, als auch während des Aufenthaltes auf den Stationen (in einem
Falle bei 35 Minuten) als gut und gleichmäſsig. Nur vor und nach der Einfahrt
bezieh. Ausfahrt in und aus einer Station, auf welcher der Zug zum Halten gebracht
wurde, war in Folge des eintretenden Wechsels zwischen Maschinen- und
Accumulatorlicht ein zeitweises Zucken in den Lampen bemerkbar, welches jedoch nicht
als störend empfunden wurde. Wegen des Umstandes, daſs alle Regelungen und
Umschaltungen durch den Mechanismus selbstthätig ausgeführt werden, bedarf die
Beleuchtung auſser der vor Beginn der Fahrt vom Zugführer durch Umlegen einer Kurbel
zu bewirkenden Einschaltung keinerlei weiterer Bedienung. Die Accumulatoren haben in
ihrer jetzigen Einrichtung während einer 6monatlichen Benutzung weder an
Ladungsvermögen, noch an Leistung eine Einbuſse erlitten; bei einer Versuchsfahrt
dienten dieselben nach
vorhergegangener 4stündiger Ladung 55 Minuten lang zum Betriebe der Lampen und
lieferten nach 24stündigem Stehen des Zuges abermals eine Stunde und am nächsten
Tage nochmals 45 Minuten lang ausreichenden Strom zur Beleuchtung des Zuges. Die
Betriebskosten der elektrischen Beleuchtung werden zu 0,8 Pf. für Lampe und Stunde
angegeben.
Verfahren zum Färben von Glas.
Nach A. H. Simpson in Nottingham (D. R. P. Kl. 32 Nr.
31841 vom 22. Juli 1884) wird das Glas mit einer aus Fluoresceïn und Collodium
bestehenden Lösung überzogen und, wenn die erwähnte Schicht trocken ist, erhitzt. Es
werden so besonders die Kugeln der elektrischen
Glühlichtlampen für den Bühnengebrauch gefärbt.
Verfahren zur Herstellung eines Schleifmittels.
Nach Angabe der Société anonyme internationale du fil
hélicoidal et des agglomérés métalliques pour l'exploitation et le travail des
roches et minerais in Brüssel (D. R. P. Kl. 80 Nr. 31712 vom 20. November
1884) wird das zum Schleifen oder Poliren bestimmte Pulver in ein flüssiges Gemenge
von Blei und Antimon gebracht und umgerührt, dann das auf diese Weise mit einem
dünnen Metallüberzuge versehene Schleifpulver mit dem geschmolzenen metallischen
Bindemittel vermengt und das Ganze in heiſsen Metallformen mittels Druckstempel bei
groſsem Drucke gepreſst.
Verfahren zur Herstellung von Perlmosaik.
Nach F. Hecken in Berlin (D. R. P. Kl. 80 Nr. 31574 vom
27. Februar 1884) wird Perlmosaik mit gelochten Perlen dadurch hergestellt, daſs man
das Mosaik zunächst als Perlstickerei ausführt, diese mit der Vorderseite entweder
mit Kitt oder Email auf die zu verzierenden Gegenstände aufklebt und sodann bei
Anwendung von Kitt nach Erhärten desselben das Gewebe und die Fäden der Stickerei
wegsengt, bei Anwendung von Email durch Brennen die Perlen mittels des Emails
anschmilzt und dabei das Gewebe und die Fäden der Stickerei verbrennt. Es sollen auf
die Weise namentlich Glas- und Thonwaaren verziert werden können.
Verfahren zur schnellen Erhärtung von Magnesiagüssen.
Nach Th. Grundmann in Hirschberg (D. R. P. Kl. 80 Nr.
31698 vom 31. August 1884) werden die noch in der Form befindlichen Magnesiagüsse in
angefeuchtetem Zustande in besonderen Behältern der Einwirkung gasförmiger
Kohlensäure ausgesetzt. Nach Herausnahme aus der Form wird die Befeuchtung und
Behandlung mit Kohlensäure zu gröſserer Erhärtung beliebig oft wiederholt.
Ueber Technisches in der Malerei der Alten.
Entgegen den Angaben von C. HenryL'encaustique et les autres procédés de peinture
chez les anciens, histoire et technique par Henry Cros, statuaire et peintre, et Charles Henry, bibliothécaire à la
Sorbonne. (Paris 1884. J.
Rouam). zeigt O. Donner in
den Technischen Mittheilungen für Malerei, 1885 S. 37,
daſs sich die Alten vorwiegend des sogen. punischen
Wachses zur Malerei bedienten, d. i. gelbes Wachs, welches an der Luft
gebleicht, dann mit Meerwasser und etwas natürlicher Soda gekocht wurde, um es
geschmeidig und zähe zu machen. Während das nur natürlich gebleichte Wachs, mit etwas Olivenöl zusammen geschmolzen, eine
unangenehm schlüpfrige, coagulirende Masse gibt, erhält man bei Olivenölzusatz zu
dem punischen Wachse eine angenehm geschmeidige, gleichmäſsige, weich-ziehbare
Masse, welche sich ganz vortrefflich für die Ueberziehung der Schreib- und
Zeichnentafeln eignet, also auch ebenso gut für farbige Wachse bezieh. für Malereien
mittels Wachsfarben.
Verwendung der Melasse als Bindemittel für Erze, Kohlenklein
u. dgl.
J. Saltery in Wien (D. R. P. Kl. 1 Nr. 31715 vom 6.
December 1884) will zerkleinerte Erze mit Melasse mengen, in Formen pressen und
trocknen. Die erhaltenen
Stücke sollen ebenso wie gattirtes Erz auf Metall verarbeitet werden. Auch soll sich
die Melasse als vorzügliches Bindemittel für Kohlenklein, Kohlenstaub und Sägespäne behufs Herstellung von Kohlenziegel
(Briquettes) eignen.
Ueber die Verarbeitung von vegetabilischem Talg.
Der seit Jahresfrist in den Handel kommende vegetabilische Talg, der Hauptsache nach
ein Tripalmitin, verseift sich nach B. Lach (Chemikerzeitung, 1885 S. 941) mit Kalk unter Hochdruck
zwar recht schön; doch sind die erhaltenen Wandelmassen unansehnlich und lassen sich
nicht pressen. Die Preſstücher verschmieren sich, platzen und, wenn es gelingt,
feste Fettsäuren zu erhalten, so sind und bleiben diese grau, trotz aller Wäscherei.
Nicht viel besseren Erfolg erzielt man, wenn man die derart gewonnenen Fettsäuren
der Destillation unterwirft. Das Destillat ist zwar von schönerem Ansehen, jedoch
weich, läſst sich nicht pressen und kann nur als Zusatz verwendet werden. Wenn man
jedoch den vegetabilischen Talg als Zusatz bei der Verarbeitung anderer Talge
benutzt, so wirkt er fast wie ein Preſstalg. Knochenfett, zur Hälfte mit
vegetabilischem Talge gemischt, gibt eine schöne Wandelmasse, welche sich leicht
pressen läſst und, der Destillation unterworfen, ein gut preſsbares Destillat
liefert, wenn man einige Kunstgriffe anwendet. Der vegetabilische Talg liefert, für
sich verarbeitet, 10 Proc. Glycerin von 28° B. Man thut gut, denselben vor der
Verarbeitung einer wiederholten Wäsche mit verdünnter Schwefelsäure zu
unterwerfen.
Der Schmelzpunkt des Neutralfettes, immer weit unter jenem der Fettsäure gelegen,
schwankt sehr bedeutend und geht bis auf 35° herab. Die Fettsäure tropft meist bei
55° ab; doch steigt bei hellgelber Waare die Temperatur bis nahezu 60° und bei
grünem Talge sinkt sie bis 49° herab. Wasser ist in dem Talge oft viel vorhanden;
hauptsächlich muſs man jedoch auf den Schmutz in den Kanistern Acht haben, welcher
häufig in erstaunlicher Menge vorliegt. Erwähnenswerth ist noch der Umstand, daſs
das auf oben angeführte Weise erhaltene Stearin von geringerem specifischem Gewichte
ist, so daſs die Kerzen davon gröſser gehalten werden müssen.
Eine neue Methode zur Analyse von Pyriten.
Nach C. Fahlberg und M. W.
Iles (vgl. 1878 229 302) wird beim Schmelzen von
Sulfiden mit einem groſsen Ueberschusse von Natron aller Schwefel in Natriumsulfit
und Natriumsulfat umgewandelt. Wenn man dem Natron beim Schmelzen etwas Magnesia
zusetzt, so läſst sich der Schwefel auch mit wenig mehr als der theoretischen Menge
Natron vollkommen zu Natriumsulfat oxydiren und nachher als solches in Lösung
bringen.
J. Clark (Journal of the Society
of Chemical Industry, 1885 S. 329) gründet auf diese von ihm gemachte
Beobachtung ein neues Verfahren zur Analyse von Pyriten: 1 bis 1g,5 getrocknete, fein pulverisirte Pyrite werden
im Platintiegel mit 4g einer Mischung von Natron
und Magnesia (erhalten durch Zusammenpulvern von reinstem aus Natrium dargestelltem
Natron und Magnesia) in einer Muffel auf dunkle Rothglut erhitzt. Nach ¾ Stunden
wird der Tiegel abgekühlt, wobei der Inhalt zu Pulver zerfällt; letzteres wird
mehrere Male durch Kochen mit Wasser ausgewaschen, wobei man Kohlensäure in die
Lösung leitet, um Blei u. dgl. zu fällen. Zuletzt bringt man etwas Soda auf das
Filter und wäscht mit heiſsem Wasser. Das Filtrat wird nach Neutralisation mit 3cc Salzsäure angesäuert, gekocht und der Schwefel
als Bariumsulfat gefällt. Nach einigen Stunden wird filtrirt, der Niederschlag
getrocknet und gewogen. Das Verfahren nimmt nicht länger Zeit in Anspruch als die
gewöhnlich angewendete nasse Auſschlieſsung der Pyrite. Die auf diesem Wege
erhaltenen Endzahlen sind etwas höher (0,5 Proc.) als diejenigen bei Anwendung der
nassen Auſschlieſsung.