Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 140 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Der höchste Schornstein.
Auf der Bleihütte des Mechernicher
Bergwerks-Aktien-Vereins wurde, wie die Kölnische
Zeitung mittheilt, im Sommer vorigen Jahres mit dem Baue eines neuen
Schornsteines begonnen, welcher vor Eintritt der Herbststürme die Höhe von 23m erreichte. Am 14. April d. J. wurde der
Weiterbau wieder aufgenommen und am 19. September bei einer Gesammthöhe von 134m,6 beendet. Derselbe ist in folgenden Abmessungen
ausgeführt: Der Grundbau aus Bruchsteinen, 11m im
Quadrat, hat die Höhe von 3m,5; der Sockel, 10m im Quadrat, nebst dem aus dem Vierecke ins
Achteck übergehenden Theile aus Ringofen-Ziegelsteinen bestehend, hat die Höhe von
10m und der Schaft, in runder Form aus
Radialsteinen ausgeführt, ist 121m,1 hoch; mithin
beträgt die Gesammthöhe 134m,6. Der äuſsere
Durchmesser des Schaftes beträgt unten 7,5, oben 3m,5; der innere Durchmesser unten 3m,5
und oben 3m. Da nun der berühmte Schornstein der
Chemischen Fabrik St. Rollox zu Glasgow eine Gesammthöhe von 132m,5 hat (vgl. 1867 185
* 441. 1885 256 517), so dürfte die Ehre des Besitzes des
höchsten Schornsteines nunmehr Deutschland zufallen.
Muffenverbindung für geschweiſste Rohre.
Für gröſsere Leitungen von 0m,5 Durchmesser und
darüber stellen Schulz, Knaudt und Comp. in Essen Rohre
aus Schweifseisen- und Fluſseisenblechen her, indem die gebogenen Bleche einfach
zusammengeschweiſst werden. Da solche Rohre weder gezogen, noch in Kaliberwalzen
oder freihändig über einem Dorne geschweiſst werden können, so sind dieselben weder
im Durchmesser ganz gleich groſs, noch genau rund zu erhalten, so daſs ihre
Verbindung durch gewöhnliche einfache oder Doppelmuffen, Flanschen oder Laschenringe
nicht gut durchführbar ist. Die genannte Maschinenfabrik walzt deshalb an dem einen
Rohrende auf einem passenden Walzwerke einen Muff an, in Folge dessen das
eingeführte, unrunde und auch vielleicht im Durchmesser verschiedene Rohrende durch
eine Kegelfläche a zu einem dichten Anschlusse kommen
muſs. Diese Kegelfläche, welche ungleich widerstandsfähiger als das biegungsfähige
Rohrende ist, preſst letzteres zu einer allseitigen Anlage zusammen, welche auch
dann noch zu erreichen sein wird, wenn selbst der Muff nicht ganz rund ist, oder die
Achsen der zwei Rohre behufs Legung in Curven einen stumpfen Winkel mit einander
bilden. Die Ausfüllung des Muffes zur Dichtung erfolgt mit einem gewöhnlichen Mittel
auf bekannte Weise. (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 30757 vorn 31. Mai 1884.)
Textabbildung Bd. 258, S. 140
Zur Statistik der Schachtförderseile.
Die Deutsche Seilerzeitung, 1885 8. 297 bringt einen
Auszug aus der Seilstatistik des Oberbergamt-Bezirkes Dortmund für das J. 1884,
welchem die folgenden Zahlen entnommen sind. In den ausgegebenen Fragebogen sind mit
groſser Sachkenntniſs alle in Betracht kommenden Gesichtspunkte berücksichtigt und
die Antworten bieten in Folge dessen reiches Material für die Seiltechnik.
Von 2369 Schachtförderseilen, welche innerhalb der 13 Jahre 1872 bis 1884 abgelegt wurden, sind 186, also 7,85 Proc. während des
Betriebes gerissen. Es rissen nämlich:
von
207
Guſsstahlbandseilen
19,
d. s.
9,18 Proc.
„
147
Eisenbandseilen
19
„
12,9
„
74
Aloëbandseilen
6
„
8,11
„
8
Hanfbandseilen
–
„
–
„
1118
Guſsstahlrundseilen
42
„
3,75
„
815
Eisenrundseilen
100
„
12,3
Insgesammt sind plötzlich gerissen:
im J.
1872
von
114
abgelegten
Schachtförderseilen
22,
also
19,3 Proc.
„
1873
„
198
„
„
22
„
14,1
„
1874
„
156
„
„
19
„
9,64
„
1875
„
226
„
„
19
„
8,40
„
1876
„
227
„
„
15
„
6,91
„
1877
„
178
„
„
16
„
8,98
„
1878
„
202
„
„
19
„
9,40
„
1879
„
172
„
„
9
„
5,32
„
1880
„
170
„
„
8
„
4,70
„
1881
„
165
„
„
8
„
4,85
„
1882
„
194
„
„
15
„
7,73
„
1883
„
187
„
„
8
„
4,27
„
1884
„
190
„
„
6
„
3,16
Diese Zusammenstellung zeigt, daſs die Zahl der während des Betriebes plötzlich
gerissenen Förderseile innerhalb der bezeichneten 13 Jahre mit wenigen
Unterbrechungen abgenommen hat.
Verlust an Baumwollgewicht durch Verpackung und
Verunreinigung.
Beim Einkaufe von roher Baumwolle nach dem Ballengewichte muſs der durch
Unreinigkeiten und fremde Beimengungen (Ballenhülle und Schnürung oder Reifen)
verursachte Gewichtsverlust berücksichtigt werden, über welchen auf einer kürzlich
stattgehabten Versammlung amerikanischer Baumwollspinner folgende dem Engineering, 1885 Bd. 40 S. 183 entnommene Angaben
gemacht wurden. Dieselben sind von einer Spinnerei, welche wöchentlich 300 Ballen
Baumwolle verspinnt, aufgestellt und zeigen die nachstehenden Zahlen die
Gewichtsverluste von 1000 untersuchten guten und schlechten Ballen:
Beste
Schlechteste
Gewichtsverlust
durch
Schnürung u. dgl.
1,34 Proc.
1,40 Proc.
„
„
Packhüllen
2,34
2,31
„
„
Sand u. dgl
2,78
32,38
––––––
––––––
Der Gesammtverlust
6,46 Proc
36,09 Proc.
Der Gesammtgewichtsverlust betrug in 7 auf einander folgenden
Zeitabschnitten von je 6 Monaten: 14,74, 15,91, 13,75, 14,70, 13,76, 12,47, 13,10,
also im Durchschnitte 14,06 Proc.
Hutchinson's Verfahren zur Herstellung von Gummirohren.
Die beim Verlassen der Preſsmaschine noch weichen und klebrigen Gummirohre müssen
sehr behutsam behandelt werden, um dieselben nicht auszudehnen, da sie in die
ursprüngliche Länge nicht mehr zurückgehen. Bisher werden die Gummirohre daher mit
Seifensteinpulver bestreut, welches hängen bleibt, und nach dieser Vorbereitung zur
Vulkanisirung in einen Kessel gebettet und der Wirkung von Kesseldampf ausgesetzt.
Bei diesem Verfahren bleiben nun die Gummirohre staubig und matt. Zur Erzielung
eines in- und auswendig glatten Gummirohres für Gasleitungen u. dgl. bringt deshalb Myron H. Hutchinson
in Mannheim (* D. R. P. Kl. 39 Nr. 32983
vom 4. März 1885) in der Rohrwandung der Länge des Rohres noch Drähte
oder Fäden an, welche das Rohr hindern, sich auszudehnen, und erlauben, daſs man
dasselbe senkrecht aufhängt. In dieser Stellung wird das Rohr dann innen und auſsen
gefirniſst und bei trockener Hitze vulkanisirt. Die
Herstellung solcher Rohre kann auf der bekannten Maschine zum Decken von
Kabeldrähten erfolgen.
Elektrische Beleuchtung von Spinnereien und Webereien.
Auf einer kürzlich stattgehabten Versammlung amerikanischer Baumwollfabrikanten
berichtete Th. Livermore über die elektrische
Beleuchtung der Amoskeag Mill. Es brennen in derselben
500 Bogenlampen zur einen Hälfte Brush'schen, zur
anderen Hälfte Weston'schen Systemes. In dem 377
Baumwollkarden mit den zugehörigen Streckwerken enthaltenden Saale von 5760qm Bodenfläche brennen 14 Lampen täglich 1 Stunde
10 Minuten; der Spinnsaal von 4180qm Bodeniläche mit
44000 Spindeln besitzt 26 Lampen mit gleicher täglicher Brennzeit, ein Websaal von
gleicher Bodenfläche mit 800 Webstühlen, welche durch Riemen von unterirdisch
liegender Transmission ihren Antrieb erhalten, wird mit 50 Lampen, die täglich 5
Stunden 10 Minuten brennen, erleuchtet u.s.f. Während eines Jahres wurden 22825
Kohlenstifte mit einer Brenndauer von je 7 Stunden 8 Minuten und einem Preise von
9,5 Pf. das Stück verbraucht. Die durchschnittliche Brenndauer aller Lampen der
Fabrik beträgt 3 Stunden 40 Minuten und die durchschnittlichen Kosten jeder Lampe
stellen sich, wenn für Bedienung der Beleuchtungsanlage, Schmiermittel u. dgl. 10
Proc., für Abnutzung der Betriebseinrichtung 210 M. für le jährlich und 5 Proc.
Tilgung gerechnet werden, auf 72,2 Pf. täglich. Die Anzahl der in einer Stunde
Ocbm.112 Kohlengas verbrauchenden Gasflammen auf eine Bogenlampe waren 13,7, so daſs
die Kosten jeder Bogenlampe gleich denen von 5cbm,3154 täglichem Leuchtgasverbrauche gleichkommen.
Weiter gibt H. F. Lippitt in Moonsocket zum Vergleiche
die jährlichen Kosten der verschiedenen Beleuchtungen von drei Spinnereien mit
verschiedener Spindelzahl:
54000
Spindeln bei aus Erdöl erzeugtem Leuchtgas = 10740 M.
41000
Spindeln bei Kohlengas von 33 Pf. für 1cbm = 11684 M.
26000
Spindeln bei Glühlampenbeleuchtung = 9400 M.
Jedoch ist dabei zu berücksichtigen, daſs in der letzten
Spinnerei bedeutend höhere Nummern gesponnen werden, also eine gute Beleuchtung
erfordert wird. Hiernach gibt Lippitt die Ersparniſs
bei der elektrischen Beleuchtung zu 30 Proc. gegenüber dem Gaslichte an. Für die Boston Manufacturing Company in Waltham, eine Fabrik,
welche mit zuerst die elektrische Beleuchtung einführte, gibt Lippitt an, daſs die Kosten des elektrischen Lichtes
denen der Gasbeleuchtung, wo 1cbm Gas 15 Pf.
kostet, gleich seien, ein Ergebniſs, welches dem oben angeführten der Amoskeag Mill ungefähr gleich kommt. (Nach Engineering, 1885 Bd. 40 S. 183.)
Elektrisirung metallener Capillarröhren beim Durchflieſsen von
Flüssigkeiten unter hohem Druck.
Krouchkoll hat durch Versuche, welche in den Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 1213 erwähnt sind,
festgestellt, daſs metallene Capillarröhren, wenn sie von Flüssigkeiten durchflössen
werden, erst dann elektrisirt werden, wenn der Druck in der Flüssigkeit 15at übersteigt. Die Elektrisirung tritt aber nicht
ein, wenn die Flüssigkeit eine Salzlösung desselben Metalles ist, woraus die Röhre
besteht.
Verhalten der flüssigen atmosphärischen Luft.
Nach Versuchen von S. v. Wroblewski (Monatshefte für
Chemie, 1885 S. 240 und 621) entweicht beim Sieden der atmosphärischen Luft
zuerst wesentlich Stickstoff. Dem entsprechend steigt bei 741mm Druck die Temperatur von – 191° auf – 187°. Reiner Sauerstoff siedet bei – 181,5°, Kohlenoxyd
bei – 190°.
Ueber Feuerlöschgranaten.
Die neuerdings vielfach angepriesenen Feuerlöschgranaten sollen meist gewaltige
Mengen von Gasen entwickeln, welche Zimmerbrände u. dgl. löschen. E. Geißler (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S. 447)
hat nun bei Untersuchung von 3 Sorten Granaten folgende Zusammensetzungen
gefunden.
Hayward's Original-Feuer-Lösch-Hand-Granate. Eine kugelige Flasche aus schwach
grünem Glase, welche sammt Inhalt 1120g wiegt; das
Gewicht des Inhaltes, welcher eine gelbliche, schwach trübe Flüssigkeit darstellt,
beträgt 750g. Die Flüssigkeit ist eine wässerige
Lösung, welche 15,7 Proc. Chlorcalcium und 5,6 Proc. Chlormagnesium neben den
gewöhnlichen Verunreinigungen dieser Salze enthält.
Harden's Feuerlösch-Granate. Eine nicht ganz kugelige Flasche von blauem Glase.
Gesammtgewicht 900g. Der 555g schwere Inhalt, eine gelbliche, schwach trübe
Flüssigkeit, ist eine wässerige Lösung von 19,46 Proc. Chlornatrium und 8,88 Proc.
Chlorammonium. (Von Branddirektor Kayser in Essen am
12. August 1885 mit
diesen Löschgranaten ausgeführte Versuche ergaben nach dem Feuerwehrmann, daſs dieselben fast gar keine Wirkung besitzen.)
Schönberg's Feuertodt
(Feuerlöschflasche). Eine kugelige Flasche von halbweiſsem Glase mit
Gesammtgewicht von 700g. Die schwach trübe, fast
farblose, 440g wiegende Flüssigkeit enthält 1,66
Proc. Soda und 6,43 Proc. Kochsalz.
Von nennenswerthen Gasentwickelungen kann also keine Rede sein, so daſs die Wirkung
dieser Granaten nur gering ist (vgl. 1882 245 37). Einzig
zu loben ist das elegante Aussehen der Granaten, dieses aber lassen sich die
„Erfinder“ in einer Weise bezahlen, daſs man wohl von Schwindelpreisen
sprechen kann. Es kosten nämlich das Dutzend der Granaten 46 M., das Dutzend der
Löschflaschen 20 M., während die betreffenden Salze kaum ebenso viel Pfennig werth
sind.
Die als „Cyanit“, als einzig wahre feuerfeste angepriesene Anstrichmasse ist
lediglich rohes Wasserglas.
Ueber die Löslichkeit des Kalkes in Wasser.
Nach einer Mittheilung in der Pharmaceutischen
Centralhalle, 1885 S. 442 wird die Löslichkeit des Kalkes in Wasser um so
geringer, je länger die Berührung von Kalk und Wasser dauert. Beim Löschen von 50g gebranntem Marmor mit 25g Wasser und Schütteln mit 11 Wasser enthielt 11
des Filtrates nach 2 Minuten 1g,37, nach einem Tag
1g,288 und nach 3 Tagen 1g,249 CaO. Beim Schütteln von ungelöschtem Kalk
mit Wasser lösten sich bei 0° bis 2g,4 CaO, bei
12° bis 1g,8. Es scheint somit, als ob sich das
Calciumoxyd als solches gelöst habe.
Zur Verwerthung von Schlacken.
Nach F. W. Martino in Sheffield (Englisches Patent 1884
Nr. 2354) soll die bei der Entphosphorung erhaltene basische Schlacke gepulvert, mit
1 bis 4 Proc. saurem Alaunkuchen gemischt und geglüht werden. Dieses saure Pulver
wird in Abwässer gerührt, das durch Absetzen geklärte Wasser soll dann nochmals mit
gepulverter Schlacke erhitzt und nach dem Abziehen von dem Niederschlage unter
Zusatz von Schlacke und Kalk gekocht werden, um das Ammoniak zu gewinnen. Die
Niederschläge aus den 3 Behältern sollen schlieſslich mit Schwefelsäure
aufgeschlossen zum Düngen verwendet werden.
R. Bosse (Stahl und Eisen, 1885 S. 447) empfiehlt
Thonerde haltige, in Wasser abgeschreckte und dann gemahlene Schlacke mit Kalk
gemischt als so genannten Puzzolancement. 100 Th.
Schlacke mit Luftkalk, oder Wasserkalk gemischt, sollen folgende Zugfestigkeiten
gegeben haben:
0
Luftkalk
0k/qc
0
Wasserkalk
0k/qc
25
„
11
25
„
5,75
50
„
17
50
„
12,53
75
„
13,5
75
„
17,35
100
„
9,5
100
„
14,04
Die Zusammensetzung dieser Hochofenschlacke wird nicht angegeben, sondern nur
bemerkt, daſs mit den in Deutschland vorherrschenden, an Thonerde armen Schlacken
kein brauchbarer Cement herzustellen sei. So lange nicht nähere Angaben über diese
Schlacke vorliegen, wird man die angeblichen Vorzüge dieses Productes dem
Portlandcemente gegenüber mit Vorsicht aufzunehmen haben.
Maſsanalytische Bestimmung des Phenoles mit Brom.
Nach C. Weinreb (Monatshefte für Chemie, 1885 S. 506)
bildet sich bei Einwirkung von Bromwasser auf Phenol nicht Tribromphenol, wie Landolt (1871 202 277)
angibt, sondern Tribromphenolbrom, C6H2Br3OBr. Daſs Koppeschaar (1876 221 466)
bei der Titration richtige Zahlen erhält, erklärt sich daraus, daſs das
Tribromphenolbrom beim Zusätze von Jodkalium Tribromphenolkalium bildet: C6H2Br3OBr + 2KJ = C6H2Br3OK + KBr + J2. Dennoch ist die Titration des Phenols mit Brom
für reines Phenol brauchbar und würden bei Anwendung des von Koppeschaar vorgeschlagenen Salzes (5 NaBr + NaBrO3) anstatt Bromwasser genauere Zahlen erhalten werden. Für
rohe Carbolsäure oder Theeröl ist diese Titrationsmethode nicht anwendbar. Abgesehen
davon, daſs das Theeröl auſser Phenol Homologe desselben und andere Verbindungen,
welche auf Brom einwirken, enthält, gelingt es nicht leicht, das Phenol dem Theeröle
mittels Wasser vollkommen zu entziehen. Läſst man hingegen das Theeröl als solches
auf Bromwasser einwirken, so wirkt letzteres nur oberflächlich auf die
Theerölkügelchen ein.
Verfahren zur Herstellung von Nitrozimmtaldehyd.
Trägt man, wie L. Diehl und A.
Einhorn in den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1885 S. 2335 mittheilen, in ein Gemisch von 500g Schwefelsäure und 20g Salpeter tropfenweise 25g Zimmtaldehyd
unter Umrühren ein und sorgt dabei durch Abkühlung des Gefäſses dafür, daſs die
Temperatur nicht zu hoch wird, so findet vollständige Auflösung des Zimmtaldehyds
statt und beim Eingieſsen der Lösung in Wasser scheidet sich ein Gemenge von o- und
p-Nitrozimmtaldehyd in Flocken aus. Zur Reinigung saugt man dasselbe ab und
krystallisirt es aus heiſsem Alkohol nach vorheriger Behandlung mit Thierkohle um.
Das Gemenge der Nitrozimmtaldehyde wird in absolutem Alkohol bei Siedetemperatur
gelöst und der heiſs gesättigten Flüssigkeit ungefähr das gleiche Maſstheil
Natriumbisulfitlösung unter Umrühren zugegeben. Man vermeidet nunmehr jedes Erwärmen
und läſst sofort erkalten, was deshalb nothwendig ist, weil die Bisulfitverbindungen
gegen Wärme äuſserst empfindlich sind und die des o-Nitrozimmtaldehyds dadurch sogar
mit Leichtigkeit vollständig in Chinolin übergeführt werden kann.
Beim Erkalten der Lösung fällt ein groſser Theil der Bisulfitverbindung des
p-Nitrozimmtaldehyds von selbst aus. Die vollkommene Abscheidung derselben erreicht
man jedoch nur durch Eintragen von recht viel Kochsalz. Die hiermit versehene Lösung
läſst man vortheilhaft 12 Stunden stehen und saugt dann die Mutterlauge von der
vollständig ausgefällten Bisulfitverbindung des p-Nitrozimmtaldehyds und dem
überschüssigen Kochsalze ab; sie enthält jetzt nur noch die Bisulfitverbindung des
o-Nitrozimmtaldehyds, welche ungewöhnlich leicht in der alkoholischen Flüssigkeit
löslich ist. Die Bisulfitverbindungen werden in wässeriger Lösung durch Zusatz von
Schwefelsäure zersetzt, wobei sich die gröſste Menge des Zimmtaldehyds in Flocken
abscheidet. Der Rest wird der sauren Flüssigkeit durch Benzol entzogen.
Zur Herstellung von Orthonitroacetophenon.
Nitrirt man nach C. Engler (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1885 S. 2238) Acetophenon bei 30 bis 40°, so erhält man einen
Syrup, aus welchem nach dem Waschen mit Wasser und Sodalösung nach einiger Zeit
m-Nitroacetophenon auskrystallisirt. Das zurückbleibende Oel besteht wesentlich aus
Orthonitroacetophenon.
Dibromacetophenon erhält man am bequemsten durch
allmählichen Zusatz der berechneten Menge Brom zu dem in Eisessig gelösten
Acetophenon, Erwärmen der vorher kalt gestandenen Mischung auf 65 bis 70° und
Einguſs in kaltes Wasser. Die zuerst als ölige Masse sich ausscheidende
Bromverbindung erstarrt nach kurzer Zeit zu krystallinischen Kuchen und kann durch
Umkrystallisiren aus Petroleumäther leicht rein erhalten werden.
Dibrommetanitroacetophenon C6H4(NO2).CO.CHBr2, stellt man durch Eintragen
der Dibromverbindung in Salpetersäure von mindestens 1,4 sp. G. dar; da die Reaction
sehr leicht weiter geht, namentlich sehr leicht Nitrobenzoesäure gebildet wird, so
nimmt man die Einwirkung am besten in kleinen Mengen vor. Das Product wird in kaltes
Wasser gegossen und erstarrt nach einiger Zeit zu einer krystallinischen Masse,
welche nach dem Umkrystallisiren aus Alkohol in schönen, gelblich gefärbten,
tafelförmigen, bei 59° schmelzenden Krystallen erhalten wird.