Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 236 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Der Staub in den Werkstätten.
Während der in Rouen 1884 abgehaltenen Industrieausstellung fand daselbst auch ein
Congreſs für Gewerbe-Gesundheitswesen statt, wobei u.a. Dr. H. Napias von Paris einen Vortrag über den Staub in den Werkstätten und
Maisregeln gegen denselben zum Schütze der Gesundheit der Arbeiter hielt, welchem
Nachstehendes nach dem Bulletin de Rouen, 1884 * S. 566
entnommen ist.
Unter den vorkommenden Staubarten von mineralischer oder organischer Abstammung
nehmen die ersteren in Bezug auf gesundheitsschädliche Wirkung bekanntlich die erste
Stelle ein. Metallische oder steinigte Staubarten (wie Staub von Feuerstein,
Sandstein, Thon, Schiefer, Kalk, Gyps, Schwefel, Schmirgel, was, Eisen, Kupfer und
Zink) haben alle eine sehr ernste Einwirkung auf die Athmungsorgane. Eine unter
Umständen giftige Wirkung hat der Staub von Krystallglas, Messing und Blei und gütig
ist der Staub von Bleisalzen, Arsenik und gewissen Kupfer- und Zinksalzen. Eine
besonders aufreizende Wirkung ist den Chrom- und Kalksalzen eigen. Die organischen
Staubarten sind im Allgemeinen weniger gefahrvoll, aber sie können die Uebertragung
der Ansteckungsstoffe vermitteln. Die hauptsächlichsten Staubarten organischen
Ursprunges, welche die Luft der Werkstätten verunreinigen, können eingereiht werden
unter: Kohlenstaub, pflanzlichen bezieh, thierischen Staub. Unter ersteren ist zu
rechnen der Staub von Holzkohlen, Steinkohlen, Rufs u. dgl. Die pflanzlichen
Staubarten kommen vor: zellenförmig, wie z.B. Tabak, Zucker, Stärke und Mehl,
holzig, wie z.B. Lohe, Sägespäne, Stroh, Spreu, Hanf und Flachs und medicinische
meist giftige Pulver, endlich faserförmig. wie z.B. Baumwolle und andere
Pflanzenfasern. Die thierischen Staubarten rühren her von Menschen und Thierhaaren,
Borsten, Seide, Leder, Federn, Hörn und Bein sowie von den Auswurfstoffen.
Ueber die Schädlichkeit der verschiedenen Staubarten hat der deutsche Arzt Dr. L. Hirt in seinem bekannten Werke: Die Staubinhalations-Krankheiten (Breslau 1871) eine
Reihe Tabellen zusammengestellt, welche in dem Vortrage vorgeführt wurden. Aus
diesen Uebersichten, in welchen noch einige der ungesundesten Gewerbe, wie die
Bleiweiſs-, Pulver- und Farbenfabrikation, nicht aufgenommen sind, ist der Schlafs
zu ziehen, daſs die mineralischen Staubarten als die gefährlichsten anzusehen sind;
unter diesen nehmen die Feuersteinklopfer, die in Pochwerken der Glashütten
beschäftigten Arbeiter und die Schleifer von zu Bauwerken benutzten Quarzsteinen die
erste Stelle ein; diese haben unter 100 Kranken 80 an Auszehrung Leidende. Ferner
ergibt sich auch die geringere Gefährlichkeit der organischen Staubarten.In Bezug auf die Papierfabrikation, für welche
sich in diesen Tabellen keine Angaben finden, seien hier die von der
Hygieinischen Commission des Vereins deutscher Papierfabrikanten
angestellten Erhebungen über den schädlichen Einfluſs des Lumpenstaubes auf die Gesundheit, worüber Dr.
Härlin in Gauting in der Papierzeitung, 1885 S. 1069 berichtet,
angeführt, welche folgendes Ergebniſs lieferten: Von 61 Erkrankungen der bei
Arbeitern mit trockenen Hadern beschäftigten
Männer kamen 24, also 38,1 Proc., auf Krankheiten der Athmungsorgane,
bezieh, bei 517 Frauenerkrankungen 175 oder 33,8 Proc.
Respirationskrankheiten. Bei den übrigen Arbeiten der Papierfabrikation
kamen entsprechend auf 1272 Gesammtzahl von Erkrankungen der Männer 21,6
Proc., von 112 Krankheitsfällen bei Frauen 22,7 Proc. auf
Respirationskrankheiten. Während also im Durchschnitte bei den Arbeiten mit
den trockenen Lumpen 34,3 Procent der Erkrankungen auf die Athmungsorgane
kommen, ist die entsprechende Zahl bei den übrigen Arbeiten 21,9 Proc., so
daſs der Unterschied zu Ungunsten der mit Staubentwickelung verbundenen
Arbeiten sich auf 12,4 Proc. stellt.
Die Maſsregeln, welche zum Schütze gegen den Fabriksstaub zu ergreifen sind, können
verschiedene sein und müssen sich nach der Art des Staubes richten. Eine allgemeine
Lüftung der Fabriksräume wird stets erforderlich und nur in besonderen Fällen könnte
dieselbe eher mit Gefahren verknüpft sein; die Luft in Fabriksräumen soll 3 mal in
der Stunde erneuert werden. Die Zuführung frischer Luft und gleichzeitige Abführung
der Raumluft wird den Staubgehalt der von den Arbeitern einzuathmenden Luft
vermindern. Besser sind jedoch stets die Einrichtungen, den Staub unmittelbar an der
Erzeugungsstelle abzusaugen. Bei leichtem Staube kann die durch Sammelkappen und
Kamine erzeugte natürliche Lüftung genügen; bei schwerem Staube und besonders auch
dort, wo durch Uebertreten des Staubes in die Luft des Fabrikraumes dieselbe
gefährlich würde, muſs die Abführung des Staubes durch kräftige Saugapparate
vorgenommen werden. In jenen Fällen, wo das Fabrikat selbst in der Staubform
gewonnen wird, wie in Pochwerken und Mühlen, sind die Maschinen gut zu verschlieſsen
und nur nach Stillstand zugänglich zu machen.
Ein in manchen Fällen sehr erfolgreich anzuwendendes Mittel ist das Wasser,
einestheils um durch Anfeuchtung der Luft die Staubbildung einzuschränken., wie z.B.
in Spinnereien und Webereien, anderentheils die Staubbildung aufzuheben zuheben, indem man beim
Schleifen Wasser gebraucht, oder beim Pulverisiren von Massen durch Wasserzuführung
einen Teig bildet und das Zerreiben einführt, wie z.B. bei der Bleiweiſsfabrikation.
In welcher hervorragenden Weise die Benutzung von Wasser schützend auf die
Gesundheit wirkt, geht aus dem beigegebenen Diagramme hervor, in welchem das
wahrscheinliche Alter der Schleifer mit dem entsprechenden wahrscheinlichen Alter
der ganzen Bevölkerung in England verglichen ist. Die verschiedenen Linien stellen
die einem gegenwärtigen Alter entsprechenden Wahrscheinlichen Alter der ganz °der
theilweise mit Wasser oder ganz troeken arbeitenden Schleifer dar und auffällig ist
die tiefe Lage des Linienzuges für die letzteren im Vergleiche mit ersteren.
Textabbildung Bd. 258, S. 237Linienzug für das entsprechende
wahrscheinlichste Alter bei:Als letztes Schutzmittel ist noch die Benutzung von Brillen, Masken und
sogen. Respiratoren zu nennen, welche jedoch allgemeiner nicht zu empfehlen sind;
dieselben sind oft schwer Und unbequem zu tragen und die Respiratoren, welche ans
der Athmungsluft den Staub zurückzuhalten haben, erwärmen die Luft, erschweren
dadurch das Athmen, werden deshalb ungern von den Arbeitern benutzt und bald bei
Seite gelegt.
Galloway's Zweicylinder-Expansions-Dampfmaschine.
In der Erfindungsausstellung in London hatten W. und J.
Galloway und Söhne zu Manchester eine Dampfmaschine aufgestellt, welche
nach dem Textile Manufacturer, 1885 S. 387 viel
Aufmerksamkeit erregte. Die Maschine, eine liegende Woolf'sche Dampfmaschine, hat zwei über einander, mit den Achsen zu
einander geneigt liegende Cylinder; der obere Hochdruckcylinder besitzt 355mm, der untere Niederdruckcylinder 610mm Bohrung, bei 915mm Hub. Die beiden Pleuelstangen greifen an ein und derselben Kurbel an.
Die beiden Kreuzköpfe sind einseitig von unten bezieh, von oben geführt; letzteres
ist bekanntlich bei amerikanischen Locomotiven gebräuchlich. Die Dampfwege sind, der
Lage der Cylinder wegen sehr kurz. Die Steuerung arbeitet mit getrennten Schiebern
für beide Cylinderenden and mit Präcisionsmechanismus für den scharfen
Dampfabschluſs. Die ganze Anordnung ist eine sehr gedrungene und solide und für den
Fall, daſs nur beschränkter Raum zu Gebote steht, sehr beachtenswerth.
Herstellung der Preſscylinder für Schiffshebungen.
Nach dem Wochenblatt für Baukunde, 1885 S. 378 hat die
Firma Cockerill in Seraing nach mehrfachen Versuchen,
die zum Heben ganzer Schleusenkammern erforderlichen groſsen Preſscylinder genügend
fest herzustellen, diesen Zweck in der Weise erreicht, daſs sie auf gegossene
Eisencylinder Stahlringe warm aufzog, welche nach Art der Radreifen ohne Schweiſsung
gewalzt waren. Dasselbe Verfahren ist bekanntlich auch bei den groſsen
Ringgeschützen angewendet Und ebensolche Ringe sind auch, mit einer Kupferhaut
ausgekleidet, von Cail und Comp. in Paris für die
Preſscylinder in Fontinettes benutzt worden (vgl. 1885 256 57). In Seraing wurde ein 2m langer
Cylinder von 2m,06 Durchmesser, in der angegebenen
Weise hergestellt, einem Drucke von 131at
ausgesetzt und zeigte keine bleibende Formänderung. Der Anordnung von Cail
gegenüber ist die Cockerill'sche jedenfalls wohlfeiler, die letztere
erfordert jedoch gröſsere Sorgfalt in der Ausführung, damit in den Ringen nach dem
Erkalten nicht von vorn herein beträchtliche Spannungen vorhanden sind.
Schutzvorrichtung gegen Weiterverbreitung eines
Fabrik-Schadenfeuers durch Transmissions-Mauerlöcher.
Beim Ausbrechen eines Schadenfeuers in einem durch gemauerte Scheidewände
abgetrennten Fabrikraume kann dasselbe leicht durch die für die Durchführung der
Transmissionswellen nöthigen Mauerlöcher weiter verbreitet werden. Es ist dies
namentlich in Spinnereien u. dgl. der Fall, wo die
ganze Fabrikluft mit kleinen, leicht brennbaren Fäserchen angefüllt ist, und vermag
darum in solchen Fabrikräumen der einfache Abschluſs des Mauerloches durch eine für
den Durchgang der Welle mit einem Loche versehene Blechtafel als Schutz nicht zu
genügen. E.
Schmelzer in Werdau (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 32997 vom 11. März 1885) bringt deshalb
einen Verschluſs in Vorschlag, bei welchem das Feuer gezwungen wird, einen langen
engen Weg zurückzulegen, so daſs dasselbe dabei ersticken muſs. Auf der
Transmissionswelle wird innerhalb des Mauerloches eine mit Rand versehene Scheibe
aufgekeilt, welche auf beiden Seiten von an der Mauer befestigten Ringen überall eng
umschlossen wird. Durch die Nabe und den Rand der Scheibe mit den zwischen diese
tretenden Vorsprüngen der Ringe ist somit ein langer enger Kanal geschaffen, welchen
das auf der einen Seite etwa ausgebrochene Feuer erst durchziehen müſste, um nach
der anderen Seite zu gelangen.
Elektrischer Betrieb auf der Hochbahn in New-York.
Nach 6 monatlichen Vorbereitungen ist die Company Daft
am 26. August zu den ersten Versuchen mit dem von Cyrus
Field thatkräftig befürworteten elektrischen Betriebe auf den Hochbahnen in
New-York (vgl. 1885 257 297) geschritten. Die dazu
ausgewählte Bahnstrecke von 3200m Länge hat eine
ziemlich starke Steigung. Nach der Revue industrielle,
1885 S. 397 wird der Strom dem Motor auf dem Zuge durch eine Mittelschiene
zugeführt, welche zwischen den beiden Fahrschienen auf hölzernen Langschwellen mit
isolirenden Unterlagen ruht. Die Stromerzeuger stehen etwa 75m von der Bahn; eine Wright'sche Dampfmaschine treibt 3 Dynamomaschinen. Die erste elektrische
Locomotive, Benjamin Franklin, ist 4m,35 lang, wiegt 9t und ist auf 75e berechnet; bei
normalem Dienste würde sie 28 bis 29km
Geschwindigkeit geben. Die Achse des Ankers, überträgt die Bewegung mittels zweier
Reibungsscheiben von 225mm auf zwei andere
Scheiben von 900mm und auf die Achse der Räder.
Mittels eines Handrades und einer Schraube läſst sich der ganze Motor heben und
senken und dadurch der Reibung zwischen den Scheiben die rechte Gröſse geben, so
daſs selbst bei sehr schwerer Ladung ein Gleiten nicht eintritt. Ein 370mm Durchmesser haltendes Bronzerädchen stellt den
Contact mit der Mittelschiene her; dasselbe wird einfach gehoben, wenn man den
Zutritt des Stromes zum Motor abbrechen will. Zwei Paar Bürsten, entsprechend den
beiden Bewegungsrichtungen der Locomotive, führen den Strom der Maschine zu; mittels
einer Schraube läſst sich das eine oder das andere Paar auf den Commutator auflegen.
Die Versuchsergebnisse werden als befriedigend bezeichnet. Gleichzeitig wurden auch
mit zwei anderen Motoren von Daft auf der elektrischen
Eisenbahn in Baltimore Versuche angestellt.
Maisonneuve und Bonfante's Accumulator.
Um die mehr oder weniger rasch auftretende, aber unvermeidliche Zerstörung der
Elektroden der Accumulatoren zu verhindern, haben nach den Annales industrielles, 1885 Bd. 2 S. 502 Maisonneuve und Bonfante in Paris versucht,
in den Elektroden das aus Blei bestehende Innere durch Kohle zu ersetzen. Die bisher
allerdings nur kurze Erfahrung mit derartigen Accumulatoren läſst hoffen, daſs
dieselben nicht nur nahezu vollständig dauerhaft sein werden, sondern daſs bei ihnen
auch, das Gewicht der activen Stoffe auf deren mathematisches Gewicht, vermehrt um
das Gewicht der durchbohrten Kohlen und der elektrolytischen Flüssigkeit,
herabgebracht ist.
Der Bergwerks- und Hüttenbetrieb Oesterreichs.
Nach dem Statistischen Jahrbuch des k. k.
Ackerbauministeriums für 1884 (Wien 1885) lieferten die österreichischen
Hütten im J. 1884:
Gold
0,027t
Silber
34,857
Quecksilber
498,82
Kupfer
681,4
Frischroheisen
476431,6
Gieſsereiroheisen
63189,4
Blei
8511,3
Glätte
3599,3
Zink
4535,7
Zinn
39,6
Wismuth
0,985
Antimon
168,59
Uranpräparate
3,201
Schwefel
256,7
Schwefelkohlenstoff
19,5
Kupfervitriol
2,5
Eisenvitriol
2111,4
Vitriolstein
4349,1
Schwefelsäure und Oleum
11241,6
Alaun
1916,6
Mineralfarben (ohne Uran)
1026,2
Golderze wurden in Salzburg und Böhmen (bei Eule), Sibererze nur in Böhmen gewonnen;
Przibram lieferte 34707k Silber. Von
Quecksilbererzen wurden zwar 27t,3 zu Kotschna in
Karaten gefördert; dieselben liegen aber noch unverwerthet bei der Grube, so daſs
nur Krain Quecksilbererze liefert; Idria förderte 55300t, St. Anna und Littai 1769t. An
metallischem Quecksilber wurden in Idria 481853k,
in St. Anna 12293k und in Littai 4674k gewonnen; von der Erzeugung in Idria wurden
44000k zur Zinnoberfabrikation verwendet.
Zur Herstellung von Lichtpausen.
Nach J.
Schenkenhofer in Hamburg (D. R. P. Kl. 57 Nr. 32978 vom 12. Februar 1885) wird
Papier, welches mit einer Lösung von Jod in Jodkaliumlösung getränkt ist – sogen.
Schieferpapier – mit einer Lösung von Natriumthiosulfat beschrieben, bezeichnet oder
bedruckt; die so in Weiſs auf grauem Papier erhaltene Zeichnung dient als Negativ
zur Erzeugung von Lichtpausen.
Zur Darstellung von Phosphorsäure.
Nach G. A. Ziegeler (Pharmaceutische Centralhalle, 1885
S. 421) braucht man bei der Herstellung von Phosphorsäure aus Phosphor nur die
theoretisch erforderliche Menge Salpetersäure zu verwenden, wenn man etwas Jod
zusetzt. Als z.B. 20g Phosphor in einem sehr
geräumigen Kolben mit 135g Salpetersäure von 1,335
sp. G. übergossen wurden, trat bei einer Lufttemperatur von 5° bei Zusatz von 0g,2 Jod nach einer halben Stunde starkes Schäumen
ein. Ein Ueberschäumen konnte nur durch Einstellen in kaltes Wasser verhindert
Werden. Der Phosphor war nach Verlauf einer Stunde gelöst. Bei Zusatz von 0g,1 Jod stieg die Temperatur im Verlaufe einer
Stunde auf 50 bis 60° und sank dann wieder auf Lufttemperatur. Die völlige Lösung
des Phosphors geschah erst am dritten Tage.
Die erhaltenen Lösungen wurden vereinigt, die geringe Menge vorhandener Salpetersäure
abgedampft, mit Wasser verdünnt, erwärmt, Schwefelwasserstoff eingeleitet und die
Phosphorsäure auf die gewöhnliche Weise fertig gestellt. Jod konnte weder als
Wasserstoff-, noch als Sauerstoffverbindung in dem auf 500cc eingedampften Filtrate nachgewiesen werden.
Diese Darstellung der Phosphorsäure dürfte sich auch für Fabrikation im Groſsen
eignen. Der Zusatz von Jod hat sich nach Concentration der Säure, wie nach der herrschenden
Lufttemperatur zu richten und dürfte zwischen 0,3 bis 0g,6 auf 100g Phosphor betragen.
Ueber destructive Destillation.
Die Destillation von Calciumhydrat, Calciumcarbonat, Kaliumacetat o. dgl. liefert
immer gleiche und bestimmte Ergebnisse. Wie Mills im
Journal of the Society of Chemical Industry, 1885
S. 325 ausführt, zeigt auch die destructive Destillation von Kohle, bituminösen
Schielern, Wolle o. dgl. ähnliche immer wiederkehrende Regelmäſsigkeiten und ist
nicht von so unbestimmter Natur wie gewöhnlich angenommen wird.
Es steht wohl sicher, daſs Kohle aus Holzsubstanz oder unreiner Cellulose, nC6H10C5, unter Einfluſs
von Hitze, Druck und Zeit entstanden ist. Aus Violett's
Ergebnissen über Destillation von Holz geht hervor, daſs die Hitze hauptsächlich
Wasser abspaltend wirkt und es entspricht nC6H8O4 einer Temperatur von etwa 185° und nC6H6O3 von 220°; bei
etwa 430° ist der Destillationsrückstand nC6H2O. Der Endzustand
wäre jedenfalls nC6
oder 2nC3. Es kann dies
aber nicht durch gewöhnliche Versuchsbedingungen erreicht werden.
Auch aus Versuchen von Foster (Proceeding of the Institute of
Civil Engineers, April 1884) geht hervor, daſs wahrscheinlich den
organischen Substanzen, welche verschiedene Arten Kohle zusammensetzen, eine
fundamentale Einheit C3 zu Grunde liegt und daſs bei
der Destillation wahrscheinlich ein einfaches Verhältniſs des im Theere, im Gase und
im freien Zustande abgeschiedenen Kohlenstoffes besteht. Wenn die organischen
Substanzen nach nC3
zusammengesetzt sind, also C3 als Einheit besitzen,
so kann die Vertheilung des Kohlenstoffes in Theer, Gas und rückständiger Kohle nur
nach dieser Einheit oder Vielfachen derselben geschehen. Mills zeigt durch eigene zahlreiche Versuche, daſs auch Destillation von
Cellulose, Cannose und Wolle immer mit ziemlicher Regelmäſsigkeit nach dieser C3-Einheit oder Vielfachen derselben vor sich geht.
Eine Ausnahme hiervon fand sich nur bei der Destillation von Jute, wahrscheinlich
weil letztere ziemlich viele aromatische Bestandtheile enthält.
Mills verfolgte die destructive Destillation von Harz,
indem er die von einer 4000l haltenden Blase
kommenden Destillate auf das specifische Gewicht und mit Brom untersuchte. Es zeigte
sich, daſs mit der Zunahme des specifischen Gewichtes während des Verlaufes der
Destillation die Bromabsorption ziemlich regelmäſsig abnimmt. Für die zwischen
0,9068 und 1,0308 liegenden Destillate entspricht 1 Proc. Brom dem specifischen
Gewichte 0,000585.
Darstellung von Vanillin aus dem Harze des
Olivenbaumes.
Nach A.
Scheidel in Mailand (D. R. P. Kl. 53 Nr. 33229 vom 17. Januar 1885) wird das
Harz des Olivenbaumes oder das durch Umkrystallisiren desselben aus Alkohol daraus
dargestellte Olivil durch Oxydationsmittel in Vanillin
übergeführt. 10k Olivenbaumharz werden mit 10k Aetznatron behandelt; hierauf läſst man 25k Permanganat in 2500l Wasser gelöst einflieſsen, indem man beständig umrührt und Sorge trägt,
daſs nie ein groſser Ueberschuſs des Oxydationsmittels vorhanden ist. Nach
vollendeter Einwirkung des übermangansauren Kaliums und Uebersättigen mit
Schwefelsäure wird das gebildete Vanillin mit Dampf abgetrieben. Statt des Olivils
kann man auch die sehr beständige, in Aether leicht lösliche Acetylverbindung C14H15O5C2H3O = C16H18O6 zur Darstellung
des Vanillins anwenden, indem man das in Wasser fein zertheilte Acetylolivil mit
Permanganat im Verhältnisse von 1 : 2,5 bei einer Temperatur von 50 bis 60° unter
fortwährendem Umrühren oxydirt; nach dem Eindampfen mit Soda und Uebersättigen mit
Säure wird dann das entstandene Vanillin in bekannter Weise gewonnen.