Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 146 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Rogers' Stationsanzeiger.
Um den Reisenden innerhalb des Eisenbahnwagens jederzeit ersichtlich zu machen,
zwischen welcher oder auf welcher Station der Eisenbahnzug sich gerade befindet
(vgl. Dewey 1876 221 388),
bringt F. M. Rogers in London (Finsbury Pavement 21)
einen Stationsanzeiger zur Ausführung, welcher auf der Erfindungsausstellung in
London 1885 vorgeführt war. In allen Abtheilungen jedes Personenwagens wird an der
Decke oder sonstwo ein Zeigerwerk befestigt, auf dessen Blatte in radialer Richtung
die Namen aller Stationen, welche der Zug durchläuft, angebracht sind. Alle
Zeigerwerke stehen durch elektrische Leitungen mit einander in Verbindung und werden
somit alle Zeiger beim Einfahren in eine Station, indem durch Streichen eines
vorstehenden Bolzens ein Contact hergestellt wird, durch Elektromagnete gleichzeitig
bewegt. Dadurch werden die Zeiger immer an dem Namen eingestellt, dessen Station
gerade durchlaufen oder auf welcher gehalten wird. Die Stationsnamen sind doppelt
für die Hin- und Rückfahrt an den Zeigerblättern vorhanden und ist eine Einrichtung
getroffen, daſs der Zugführer an seinem Stande die Thätigkeit der Apparate
überwachen kann.
F. Schade's Herstellung von Holzwolle aus
Schleifholzabfällen.
Zur Umwandlung der bei der Holzschleiferei übrig bleibenden groben Holzsplitter in
Holzwolle (vgl. L. Baumann 1885 256 * 177) will F. G. Schade in Holzkirch bei Lauban (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 33370 vom 21. Mai 1885) eine mit Kratzern beschlagene
Trommel benutzen, welche die durch ein Cylinderpaar zugeführten Holzabfälle auflösen
soll. Die abgerissenen Holzspäne werden dabei über einen den Cylinder theilweise eng
umgebenden Rost aus Rundeisenstäben gestrichen. Zur feineren Aufarbeitung soll die
Kratzentrommel dann mit einer entgegenstehenden Kratzenhülle umgeben und die Späne
in einem Trichter an einer Stelle zwischen die beiderseitigen Kratzen zahne
eingeführt werden; an einer anderen Stelle der Umhüllung werden die wollartig
zerkleinerten Holzfasern ausgeworfen. – Da die Kratzen sehr bald unbrauchbar werden,
ercheint der Vorschlag von fraglichem Werthe zu sein.
Alte Byssusgewebe.
Nach den Untersuchungen von R. Kayser (Kunst und Gewerbe, 1885 S. 207) bestehen die alten
Byssusgewebe nicht aus Leinen- oder Baumwollfasern, sondern stammen von einer
Urticacee, wahrscheinlich von Urtica nivea.
H. W. Morrow's Herstellung von dickem Pergament.
Zur Herstellung von dickem Pergament zu Lagerschalen (vgl. Ulffers 1884 252 182), Treibriemen u. dgl.
zieht H. W. Morrow in Wilmington (Nordamerikanisches
Patent Nr. 322629 vom 21. Juli 1885, vgl. Papierzeitung, 1885 * S. 1624) Rollenpapier durch ein Bad von
Salpetersäure oder eines salpetersauren Salzes, bis dessen Oberfläche kleisterartig
geworden ist. Das noch feuchte Papier wird dann sofort auf einen erwärmten Cylinder
gewickelt, wo die einzelnen Lagen an einander haften; um dies zu befördern, wird
auch auf den Papierwickel während seiner Bildung ein geheizter Preſscylinder gelegt.
Ist auf diese Weise ein entsprechend dicker Hohlcylinder von Papier erreicht, so
wird derselbe aufgeschnitten und in reinem oder alkalischem Wasser, je nach dem
Grade der zu erlangenden Biegsamkeit, ausgewaschen. Die nach langsamer Trocknung und
Pressung erhaltenen Platten sind zu ihrer Verarbeitung fertig und sollen aus
denselben Gegenstände, welche jetzt aus Gummi o. dgl. gefertigt sind, hergestellt
werden können. Durch besondere Ueberzüge mit Glycerin, Gummi o. dgl. sollen die
Platten hart und hornartig oder biegsam und lederartig gemacht werden.
Ueber den Einfluſs der Genuſsmittel auf die
Magenverdauung.
Nach Versuchen, welche M. Ogata (Archiv für Hygiene, 1885 S. 204) mit Hunden ausführte, stören Wasser,
Kohlensäure haltiges Wasser, Thee und Kaffee in mäſsiger Menge die Verdauung nicht.
Bier, Wein und Schnaps verlangsamen im Anfange (bis sie resorbirt sind) die
Verdauung beträchtlich und zwar wirken beim Biere neben dem Alkohol die
Extractivstoffe, was damit stimmt, daſs Bier die Verdauung stärker verlangsamt als
eine Menge Wein von gleichem Alkoholgehalte. Zucker (sowohl Rohr- als Traubenzucker)
verzögern die Verdauung bedeutend; Kochsalz beschleunigt sie wesentlich.
Ob es für den Organismus einen gewissen Nutzen hat, daſs die Nahrungsstoffe langsamer
ihrer Verwendung zugeführt werden, oder ob diese Verzögerung der Verdauung vielmehr
als eine Schädigung des Organismus aufzufassen sei, welche zu pathologischen
Zuständen führen könne, läſst sich an der Hand der vorliegenden Thatsachen nicht
entscheiden. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, daſs der Hund nicht, wie der
Mensch, an diese Genuſsmittel gewöhnt ist.
Ueber das Altmachen von Liqueuren.
Bekanntlich haben frisch bereitete Liqueure, auch bei Verwendung der feinsten Stoffe
einen wenig angenehmen Geruch und Geschmack. Man schmeckt die einzelnen
Bestandtheile heraus und der Geschmack und Geruch des Fabrikates ist kein edler und
harmonischer; vielmehr bedarf es eines Monate bis Jahre langen Lagerns, um der Waare
die nöthige Reife zu geben. Welche Vorgänge diese Geschmacksverbesserung beim Lagern
bedingen, ist noch nicht bekannt. Nach Versuchen von J.
Bersch (Zeitschrift für landwirthschaftliche Gewerbe, 1885 S. 86) war ein
frisch bereiteter Liqueur nach 2 bis 3 Monate langem Lagern bei Zimmertemperatur
schon ziemlich gut. Dagegen war die Reifung beim Lagern im Keller bei 12 bis 14°
erst nach vielen Monaten vollendet. Sehr schnell erfolgt dieselbe bereits bei einer
Temperatur von 24 bis 30°. Kurzes, 10 bis 12 Stunden andauerndes Erhitzen auf 60 bis
70° gibt dem Liqueur eine solche Reife, daſs derselbe nur noch einige Wochen zu
lagern braucht, um zur feinsten alten Waare zu werden. Licht und Luft wirken während
des Erwärmens nachtheilig und sind deshalb völlig auszuschlieſsen.
Nachweis von Mineralöl in fetten Oelen und Walkfett.
Zum Nachweise von Mineralöl oder Harzöl in Oleïn oder Walkfett werden nach Focke (Repertorium der
Chemie, 1885 S. 350) 20g der Probe mit 8
bis 10g Kalihydrat und 50cc Alkohol versetzt; dann wird der Alkohol
verdampft, in Wasser gelöst und durch Salzsäure zersetzt. Sobald die ausgeschiedenen
Fettsäuren eine klare Schicht bilden, läſst man erkalten, zieht darauf die saure
wässerige Lösung mittels Heber möglichst weit ab, mischt die Fettsäuren von neuem
mit kaltem oder lauwarmem Wasser gut, läſst absetzen, entfernt das Wasser und
wiederholt dies so oft, bis das Wasser keine saure Reaction mehr zeigt. Die
Fettsäuren bezieh. das Gemisch derselben mit etwa vorhandenen Kohlenwasserstoffen
werden in Aether gelöst, die Lösung wird filtrirt, der Aether durch Destillation
oder Verdunsten entfernt und das Gewicht des Rückstandes bestimmt. Da kein völlig
gleichbleibendes Gewicht zu erzielen ist, so thut man gut, das Erwärmen zu
unterlassen, sobald die Gewichtsabnahme nach je ¼ stündigem Erwärmen sich nur noch
in Centigramm bewegt. Bei 01 einen erhält man gewöhnlich 97 bis 98 Procent der
angewendeten Substanz, bei den Walkfetten dem höheren Gehalte an neutralem Fett
entsprechend weniger. Etwa 10g des
Fettsäuregemisches werden nun in einem geräumigen Kolben gewogen und in 50cc Alkohol gelöst; der Lösung wird nach Zusatz von
etwas Phenolphtaleïn tropfenweise starke Natronlauge (1 : 3), bis ein kleiner
Ueberschuſs an Natron vorhanden ist, und dann, bevor sie erstarrt, 100cc leicht siedendes (bis 800) Benzin zugesetzt.
Nachdem man die Flüssigkeiten durch kräftiges Schütteln gemischt hat, läſst man sich
die Alkohol- und die Benzinätherlösungen trennen, setzt, sobald dies geschehen, etwa
500cc Wasser zu, mischt die Flüssigkeit durch
Schwenken und gelindes Schütteln einige Male und stellt dann zur Klärung bei Seite.
Ist dieselbe erfolgt, so wird die wässerige Seifenlösung mittels Heber fast vollständig
abgezogen und die Benzinätherlösung nochmals in gleicher Weise mit etwa 300cc Wasser behandelt. Die ätherische Lösung wird
sich jetzt meist nicht vollständig klären; um eine klare Lösung zu erhalten,
entfernt man mittels Heber den gröſsten Theil der wässerigen Lösung und läſst dann
in dünnem Strahle unter kreisender Bewegung 10cc
Alkohol in die ätherische Lösung laufen. Nach 5 bis 10 Minuten hat sich die
Benzinschicht vollständig geklärt, so daſs man den gröſsten Theil derselben klar
abgieſsen, den Rest mittels Scheidetrichter von der wässerigen Seifenlösung trennen
kann. Statt der zugefügten 100cc Benzin wird man
gewöhnlich 80 bis 85cc klare Lösung erhalten; man
bringt dieselbe in ein groſses, hohes Uhrglas, welches man in ein weites flaches
stellt, und verdunstet den Benzin durch gelindes Erwärmen. Diese Titration der
Fettsäuren bietet zugleich eine Prüfung der Mineralölbestimmung, da die Summe der
erhaltenen beiden Gewichtsmengen annähernd 100 sein muſs. Für die vollständige
Untersuchung der Oleïne, namentlich aber der Walkfette, ist das Auswaschen
unerlaſslich, da beide Produkte (namentlich die Walkfette) neben Fettsäuren oft
nicht unerhebliche Mengen neutraler Fette enthalten. Den Procentgehalt an letzteren
bestimmt man in der Weise, daſs man auch in der ursprünglichen Substanz durch
Titration den Gehalt an Fettsäure bestimmt, die erhaltene Menge von derjenigen
abzieht, welche man durch Titration der abgeschiedenen Fettsäuren erhält, und den
Unterschied durch 95 dividirt. 100 Th. verschiedener von Tuchfabrikanten zum
Einfetten der Wolle verwendeter Baumöle gaben nämlich annähernd 95 Th.
Fettsäuren.
Verfahren zum Aufschlieſsen der Silicate.
Nach F. Stolba (Sitzungsberichte
der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vom 16. Oktober 1885) wird
das Silicat mit etwa 4 Th. kohlensaurem Natrium innig gemischt und in bekannter Art
behandelt, bis es bei Glühhitze keine weitere Einwirkung erleidet. Alsdann
überschichtet man die glühende Masse mit seinem halben bis gleichen Volumen vorher
abgeknisterten Chlornatriums und erhitzt bei bedecktem Platintiegel, bis es ruhig
flieſst. Sobald der Inhalt des Platintiegels eine dünnflüssige Masse darstellt, wird
derselbe auf eine passende Unterlage entleert und, wenn hinreichend erkaltet, mit
heiſsem Wasser gekocht. Die Masse zergeht bis auf die vorhandenen, im Wasser
unlöslichen Stoffe, ungemein rasch und wird hierauf in bekannter Art mit Salzsäure
behandelt, zum Trocknen abgedampft u.s.w.
Ueber Brannten.
J. Jäger in Niederdorf hatte bei günstiger Witterung vom
19. Juni bis 16. Juli 1884 850cbm Heu eingebracht.
Zur Vorsicht waren zwei 50cm weite
Lüftungsschächte gelassen, welche am Boden mit einem Luftzuführungskanale verbunden
waren. Ende August machte sich ein brenzlicher Geruch bemerkbar, welcher eine Selbstentzündung befürchten lieſs. Nach längerem Suchen
fand man die Glut am Luftzuführungskanale bis in die Mitte des Heustockes hinein.
Das Holz dieses Kanales war überall angebrannt und fing bei vermehrtem Luftzutritte
stets Feuer. Die beim Ausschachten des Heues verwendeten Arbeiter konnten es wegen
Hitze und starkem Gerüche nur wenige Minuten lang aushalten. In der Mitte des
Heustockes befanden sich nun am Boden Heukohle, dann
schwärzlich gebräuntes, gebräuntes und zu oberst
grünes Heu.
Nach Analysen von E. Mach (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 S. 263) hatten diese
Heuproben folgende Procentzusammensetzung:
Wasser
Trocken-substanz
Asche
Stickstoff
Proteïnstoffe
Rohfett
Rohfaser nachAbzug der Ascheund der
Stick-stoff haltingenSubstanz
Stickstoff freieExtractivstoffeohne Fett
undAsche
Unzersetztes grünes Heu
7,88
92,13
5,25
1,77
11,10
3,79
25,58
46,80
Schwach gebräuntes Heu
7,75
92,25
6,50
1,66
10,36
3,71
23,20
49,48
Stark gebräuntes Heu
6,23
93,77
7,44
1,79
11,17
3,80
23,47
47,89
Heukohle
6,97
93,03
7,93
1,83
11,45
4,14
33,73
35,78
Auf gleichen Aschengehalt bezogen, ergaben daher 100 Th. trockenes Heu in Folge der
Selbstentzündung:
Trocken-substanz
Stickstoff haltigeSubstanz
Fett
Rohfaser be-rechnet frei vonAsche und
Stick-stoff haltigerSubstanz
Stickstoff freieExtractivstoffe
Unzersetztes Heu
100,00
12,05
2,67
27,77
50,82
Schwach braunes Heu
80,82
9,07
3,25
19,44
43,35
Braunes Heu
71,75
8,54
2,92
17,97
36,93
Heukohle
66,86
8,22
2,97
24,21
25,73
Diese Analysen zeigen, welch starke Verluste an
Nährstoffen das Futter bei der Braunheu-Erzeugung erleiden kann.
Ueber die Humusverbindungen des Torfes.
L. Sostegni (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 9) hat Torf mit
Natronlauge gekocht, die Lösung mit Schwefelsäure versetzt und die gefällte
Huminsäure mit Alkohol behandelt. Der in Alkohol lösliche Theil enthielt im Mittel
62,9 Proc. Kohlenstoff und 5,1 Proc. Wasserstoff, der unlösliche 57,6 Proc.
Kohlenstoff und 4,9 Proc. Wasserstoff. Der Stickstoffgehalt beider schwankte
zwischen 2,1 bis 2,2 Proc.
Zur künstlichen Herstellung der Alkaloide.
Nach A. Ladenburg (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 2957) kann man Trimethylencyanür
in Pentamethylen verwandeln, wenn man die Lösung des Cyanürs in absolutem Alkohole
zum Sieden erhitzt und dann Natrium möglichst rasch einträgt. Nach dem Versetzen mit
Wasser wird der Alkohol abdestillirt, mit welchem etwas Ammoniak und Piperidin übergeht. Dann wird das Pentamethylendiamin mit überhitztem Wasserdampf
übergetrieben, das Destillat mit verdünnter Salzsäure schwach übersättigt und die
Lösung zur Trockne verdampft, wodurch das Chlorhydrat des Pentamethylendiamins, C5H14N2.2HCl, als fast farblose, krystallinische Masse und
nahezu rein zurückbleibt.
Die Abscheidung der reinen Base aus diesem Salze gelingt sehr leicht, wenn man das
Chlorhydrat in wenig Wasser löst, dann Kalilauge und festes Kali hinzufügt und nun
wiederholt mit gröſseren Mengen von Aether, in welchem die Base nicht sehr leicht
löslich ist, ausschüttelt. Nach dem Trocknen über festem Kali wird der Aether
abdestillirt und der Rückstand mehrfach fractionirt. Man erhält so die wasserfreie
Base. Eine Hydratbildung, wie sie bei dem Aethylendiamin stattzufinden scheint,
wurde hier nicht beobachtet.
Das Pentamethylendiamin, C5H14N2, ist eine
farblose, syrupöse Flüssigkeit von sehr ausgesprochenem Piperidin- und Spermageruch.
Der Siedepunkt liegt zwischen 175° und 178°. Das specifische Gewicht, auf Wasser von
4° bezogen, beträgt 0,9174 bei 0°. Die Base raucht an der Luft und scheint
Kohlensäure und Wasser begierig aufzunehmen. In Wasser und Alkohol ist sie leicht,
in Aether schwerer löslich.
Piperidin ist hiernach Pentamethylendiamin und entsteht nach der Gleichung: NC(CH2)3CN + 4H2 = NH(CH2)5 + NH3.
A. Liebrecht (daselbst S. 2969) erhielt durch Reduction
von Nicotin mit Natrium und Alkohol: Dipiperidyl, (C5H10N)2.