Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 567 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Explosion eines Galloway-Kessels.
Ueber eine Kesselexplosion in der Appretur von Thomas und
Kitson in Leeds, bei welcher 2 Menschen ihr Leben verloren, und eine dritte
Person schwer verletzt wurde, berichtet Engineering,
1885 Bd. 40 * S. 332. Die Untersuchung zeigte, wie da und dort noch Dampfkessel von unwissenden
und gewissenlosen Leuten behandelt werden. Ein sogen. Galloway-Kessel besaſs zwei
innere Feuerungen, welche in ein weites elliptisches Rauchrohr mündeten. Dieses
Rauchrohr, aus 5 Schüssen bestehend, war auf bekannte Weise durch 10 Querreihen
kegelförmiger Röhren versteift, derart, daſs abwechselnd in diesen Reihen je 2 und 3
Röhren standen. Als nach einiger Zeit die Flanschen des 3. Rohres in der 4. Reihe
(vom Kesselende aus gezählt) zu lecken begannen, wurde das Rohr einfach weggenommen,
und die Löcher im Rauchrohre mit runden Blechplatten verschlossen. Einige Zeit
später geschah das Gleiche mit dem 3. Rohre der 8. Reihe und wieder etwas später
auch mit dem 3. Rohre der 6. Reihe, so daſs nun an der betreffenden Seite die
Absteifung fast auf die ganze Länge des Rauchrohres fehlte. Der Erfolg war, daſs
sofort beim Anfeuern nach Vollzug der letzten Flickerei, als eben die Maschine
angelassen werden sollte, das Rauchrohr an dieser Seite zusammengedrückt wurde und
einen mächtigen Riſs erhielt, durch welchen das Wasser ausströmte, wodurch der
Kesselwärter nebst einem zweiten Manne sofort getödtet wurde. Nach Angabe eines
Zeugen hatte der Kesselschmied, als er nach Vornahme der Flickarbeit aus dem Kessel
kam, gesagt, beim Anlassen des Kessels würde Decke und Boden des ovalen Rauchrohres
sich ein- und auswärts bewegen wie ein Blasebalg; der Kesselwärter aber, welcher vom
Besitzer zur Vornahme aller Ausbesserungen ermächtigt war, legte hierauf kein
Gewicht und meldete auch dem Besitzer nichts davon. Der Kessel war versichert, aber
seit April 1881 nicht untersucht, auch die Abänderungen des Kessels der
Versicherungsgesellschaft nicht mitgetheilt worden. Bei der Herausnahme der ersten
Röhre hatte der Kesselschmied zwar darauf hingewiesen, es sei nöthig, die Röhren zu
ersetzen; allein diese Erklärung wurde nicht beachtet.
Ummantelte Schiffsschraube.
Um bei Schiffsschrauben eine Vergröſserung des Nutzeffectes herbeizuführen, wird nach
dem Vorschlage von O. L. Kummer und Comp. in Dresden (*
D. R. P. Kl. 65 Nr. 32622 vom 28. November 1884) die Schraube mit einem Mantel
umgeben, welcher auf der inneren Fläche mit sich verjüngenden Schraubengängen
versehen ist. Diese Gänge laufen der Schiffsschraube entgegen. Die durch diese Gänge
der Gegenschraube gebildeten, nahezu geradlinigen, nach Umständen sich verengenden
Kanäle sollen die Bewegung des Wassers beeinflussen, welches durch die Schraube in
tangentialer Richtung nutzlos fortgeschleudert wird, und je nach der Steigung und
Beschaffenheit der Gänge die so verloren gehende Kraft zerlegen, von welcher dann
Theile noch als nutzwirkend für die Fortbewegung des Schiffes zur Geltung kommen
können.
Nachweis von Beimengungen der Sisalfaser im
Manilahanfe.
Seit mehreren Jahren wird von Sisal, dem Seehafen von
Yutacan am Golfe von Mexiko, der Bast der groſsen amerikanischen Agave oder Aloe
unter dem Namen Sisal eingeführt, welcher eine dem
Manilahanfe auſserordentlich ähnliche Faser liefert und die vielfach dem letzteren
bei der Herstellung von Seilen u.s.w. beigemengt wird, da sie billiger ist als
dieser. Die Sisalfaser soll aber nur etwa halb so fest sein als Manilahanf und auch
den Witterungseinflüssen weniger widerstehen. Nach dem Iron, 1885 Bd. 26 S. 343 kann man Beimengungen von Sisal im Manilahanfe
dadurch nachweisen, daſs man einen Theil des betreffenden Taues auffasert und dann
verbrennt. Reiner Manilahanf hinterläſst eine dunkle,
grauschwarze Asche, reiner Sisal dagegen einen hellen,
weiſslich grauen Rückstand; bei dem Gemenge beider hat man daher beide Farben in
einer Art neben einander, welche im Aussehen an einen grau werdenden schwarzen Bart
erinnert.
A. Cally und R. Carroy's Schuſszähler für mechanische
Webstühle.
Zur Bestimmung der auf einem Webstuhle eingetragenen Schuſsfadenzahl werden meist
einfache Hubzähler benutzt, deren Schalthebel mit einem bei jedem Schützenschlage
eine Bewegung ausführenden Hebel des Webstuhles verbunden wird. Man erhält damit
aber kein genaues Ergebniſs, da auch die Schützenschläge, wenn der Stuhl leer
arbeitet, mitgezählt werden. Um nun für die durch den Hubzähler erhaltene Schuſszahl eine
Controle zu haben, lassen A. Cally und R. Carroy in Elbeuf (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 32358 vom
23. August 1884) in den Stoff einen andersfarbigen Kettenfaden mit einweben, welcher
fast immer im Oberfache bleibt und nur nach einer bestimmten Anzahl Schuſs gebunden
wird.
Wird also bei Bewegung des Webstuhles kein Schuſs eingetragen, so wird auch dieser
Faden nicht gebunden und derselbe bleibt frei oben am Gewebe Hegen, obwohl der
Hubzähler weiter steuert. Man hat also durch einen Vergleich mit den Ziffern am
Hubzähler und dem Verlaufe des Controlfadens sofort ein Mittel, die Zeit des
Leerganges des Webstuhles zu beurtheilen. Dieser farbige Controlfaden läuft durch
eine Litze, welche für sich besonders an einem mit der Schaftmaschine in Verbindung
stehenden Hebel angehängt ist, so daſs der Weber die Thätigkeit des Controlfadens
nicht gut beeinflussen kann. Der Controlfaden wird entweder in der Randleiste
eingewebt, in welcher er verbleiben kann, oder an sonst einer Stelle, wo er dann aus
dem fertigen Gewebe ausgezogen wird. (Vgl. Elektrischer Controlapparat 1883 250 * 258.)
Herstellung von Wachspapier.
Zur Herstellung des zum Einschlagen von fetten und feuchten Körpern benutzten sogen.
Wachspapieres führt Josiah
Jowitt in Stanley (Nordamerikanisches Patent Nr. 318911) das von einer
Rolle kommende Papier durch einen Trog mit geschmolzenem Paraffin u. dgl. und nach
Abstreifung des überschüssigen aufgenommenen Fettes zwischen einem beständig
gekühlten Hohlwalzenpaare durch, wo das Fett erhärtet und geglättet wird. In dem
Troge wird das Fett durch eine Dampfschlange flüssig erhalten und die Kühlung der
Hohlwalzen erfolgt durch gepreſste Luft, welche zur Wärmeentziehung durch eine von
Leitungen einer Kälteerzeugungsmaschine durchzogene Kammer getrieben wird. Nach dem
Austritte aus dem Fettbade und vor dem Eintritte in die Kühlwalzen wird das Papier
auch über eine mit Dampf geheizte Walze geleitet, wodurch ein besseres Eindringen
des Fettes in das Papier befördert werden soll.
Abweichend hiervon ist ein von E. G. Sparks in Brooklyn
(Nordamerikanisches Patent Nr. 326688) angegebener Apparat
zum Auftragen des Wachses u. dgl. auf das Papier, bei welchem dem letzteren
namentlich ein glänzendes Aussehen gegeben werden soll.
Zu beiden Seiten des senkrecht laufenden Papieres sind Behälter für das Wachs
angeordnet, in denen das letztere wieder durch Dampfröhren flüssig erhalten wird.
Gegen das Papier zu erhalten die Behälter über und neben einander vertheilt kurze
Auslaufröhrchen, in welche Pinsel gesteckt werden. Die Pinsel saugen das Wachs an
und übertragen es an das Papier, welches hierauf von schnell umlaufenden Bürsten
walzen behandelt wird, um die bereits geronnene Wachsschicht zu glätten. Zur
Regelung der Dicke der Wachsschicht pressen in den Auslaufröhrchen auf die Pinsel
genau einstellbare Keile.
An Maschinen zum Wachsen oder Oelen von Papier hat die Patent
Waxed and Oiled Paper Company in London (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 33506 vom
14. Juni 1885) ein heizbares Abstreichmesser
angebracht. Bei der benutzten Maschine geht das aus dem Fettbade kommende Papier
durch ein geheiztes Preſswalzenpaar und dann über das Abstreichmesser zur Kühlung.
Das Abstreichmesser lenkt das Papier etwas aus seiner Bahn ab, so daſs das letztere
in einem stumpfen Winkel über dasselbe zu liegen kommt, und besteht das
Abstreichmesser aus einer Stahlschiene, welche in den Schlitz eines vom Dampfe
durchströmten Rohres eingesetzt ist.
Herberts' Apparat zur Verwerthung flüssiger
Kohlensäure.
Bei einem neueren Apparate zur Verwendung flüssiger Kohlensäure zum Treiben von
Motoren von H. Herberts in Barmen (* D. R. P. Kl. 12
Zusatz Nr. 33626 vom 15. März 1885, vgl. 1885 258 * 181)
geht die Kohlensäure aus dem mit kohlensaurem Kalium oder Natrium gefüllten
liegenden Kessel mit Rührwerk durch ein mit kochendem Wasser gefülltes Gefäſs zum
Motor und durch ein Rohr in den Kessel zurück, um hier Bicarbonat zu bilden. Dieser
Apparat ist leichter als der frühere. Auſserdem wird nach Herberts' Angabe auch noch eine gröſsere Wirkung durch den Motor erzielt,
da durch die kochende
Flüssigkeit in dem Wärmegefäſse die Kohlensäure sehr stark erwärmt wird und sich
dadurch weiter ausdehnt. Durch die kochende Flüssigkeit werden keine besonderen
Unkosten verursacht; denn an den Endstationen, wo das Bicarbonat wieder zersetzt und
die Kohlensäure zu flüssiger Kohlensäure verdichtet wird, wobei Wärme frei wird,
kann kochendes Wasser oder eine andere warme Flüssigkeit in genügender Menge
gewonnen werden. Dieser Apparat läſst sich angeblich sowohl für Straßenbahnbetrieb, als auch in Bergwerken u.s.w. mit Vortheil anwenden.
Nach weiteren Vorschlägen soll das Wärmegefäſs wegfallen und zwischen dem
Kohlensäurebehälter und dem liegenden Kessel ein Rohrsystem eingeschaltet werden,
welches an den Wänden eines Theaters, Concertsaales, Wohn- oder Schlafzimmers
angebracht ist, um die Luft in diesen Räumen zu kühlen. – Dieser Vorschlag wird
praktisch kaum ausführbar sein, da entweder die beabsichtigte Kühlung im
Verhältnisse zu den Anlagekosten zu unbedeutend ist, oder sich auf den Röhren Wasser
niederschlagen wird, welches dann abtropft, was keinesfalls angenehm sein kann.
J. Cauderay's Meſsapparat für Ampère und Volt.
Um die Ungenauigkeiten zu umgehen, welche in gewöhnlichen Galvanoskopen die Wirkung
von elektrischen Strömen und Magneten- auf einander verursacht, will Jul. Cauderay in Lausanne, Schweiz (* D. R. P. Kl. 21
Nr. 34100 vom 23. April 1885) als Meſsinstrument für Ampère und Volt eine kleine
Dynamomaschine von besonderer Construction verwenden, die, je nachdem Ampère oder
Volt gemessen werden sollen, mit dickem oder dünnem Draht bewickelt wird. Sobald der
zu messende Strom durch die Maschine geht, wird sich der Anker der letzteren drehen;
dabei muſs er aber eine Schnur um die Ankerachse wickeln und so eine mit der Schnur
verbundene Spiralfeder spannen. Schlieſslich wird die Federspannung dem Zugvermögen
des Stromes im Anker gleich werden, die Maschine steht dann still und ein an der
Feder befestigter, auf einer Skala spielender Zeiger gibt jetzt die Stromstärke
an.
M. Müthel's Neuerungen an Zink-Kohlen-Elementen.
In den Zink-Kohlen-Elementen von M. Müthel in Berlin (*
D. R. P. Kl. 21 Nr. 34581 vom 1. Mai 1885) ist zunächst durch Weglassung der
Thonzelle der innere Widerstand vermindert. Die Kohlenelektrode ist hohl und aus
zwei mittels Chatterton-Mischung fest an einander gekitteten flachen Kästchen
gebildet; sie steht aufrecht auf einem H-Porzellansteg und ihr zu beiden Seiten je
eine gut amalgamirte Zinkplatte. Durch zwei Oeffnungen im oberen Rande der
Kohlenelektrode sind zwei Röhrchen eingesetzt, ein bis zum Boden reichendes, durch
das ein Gemisch von Salz- und Salpetersäure zuflieſst, und ein ganz kurzes, durch
das die Flüssigkeit wieder abflieſst, aber langsamer, so daſs in dem Hohlraume der
Elektrode immer ein gewisser Druck herrscht. Durch die stete Erneuerung der
depolarisirenden Flüssigkeit im Hohlraume ist eine Abscheidung von Wasserstoff
verhindert. Durch die Poren der Kohle hindurch dringt die Säure zum Zink in der zur
Oxydation des Zinkes erforderlichen Menge. Es wird hauptsächlich eine Chlor
entwickelnde Flüssigkeit benutzt, da diese leicht selbst durch eine 3 bis 5mm dicke Kohle diffundirt. Auch reines Chlorgas
könnte in ganz gleicher Weise durch die Kohlenelektrode geleitet werden, wobei dann
der Hohlraum mit einer gut leitenden Flüssigkeit, z.B. Salzsäure, zu füllen wäre. In
ähnlicher Weise kann man auch die Kohle und das (zweckmäſsig amalgamirte) Zink ohne
Scheidewand in ein mit einer Erregungsflüssigkeit (verdünnte Schwefelsäure,
Bichromatlösung u. dgl.) gefülltes luftdicht geschlossenes Gefäſs stellen und in die
Kohle umgebende Flüssigkeit einen ganz mäſsigen Chlorstrom einleiten.
Verbinden von Kesselwänden mit Bleiplatten für
Sulfitstoffkessel u. dgl.
Nach E. Baron Ritter und C.
Kellner in Podgora bei Görz (D. R. P. Kl. 48 Nr. 34074 vom 18. December
1884) werden die Kesselwände zunächst mit einer unter 170° schmelzenden Legirung
überzogen und dann mit Bleiblech bekleidet, welches mit dergleichen Legirung
überdeckt ist, Das Blech wird fest angeschlagen, mit der Legirungsseite gegen die
gleichfalls mit Legirung überzogene Gefäſswand, worauf die Ränder verlöthet
werden.
Hierauf wird das Gefäſs geschlossen und trockener, am besten überhitzter Dampf von
wenigstens 5at eingeleitet und einige Stunden
darin gelassen. Der Dampf soll das Blei noch geschmeidiger machen und dasselbe
vermöge seiner Spannung fest gegen die Wandungen des Gefäſses pressen, so daſs die
jetzt schmelzende Legirung der Bleifläche mit derjenigen der Eisenfläche
zusammenflieſst. (Vgl. Suckow bezieh. Makin 1885 256 142. 258 318.)
Ueber die Werthbestimmung von Gaskohle.
W. L. Wright bespricht in einer längeren Abhandlung im
Journal of the Society of Chemical Industry, 1885
S. 656 die Prüfung von Gaskohlen und unterscheidet: 1) Laboratoriumsanalyse zur
Bestimmung von Feuchtigkeit, flüchtigen Bestandtheilen, Koke und Schwefel und 2)
praktische Untersuchung durch Destillation in einer kleinen Eisenretorte oder in
Thonretorten, welche mit den nöthigen Kühlapparaten versehen sind.
Die einfache Bestimmung der Bestandtheile der Kohlen gibt wenig Anhaltspunkte über
die aus der Kohle im Groſsen zu erwartende Gasausbeute. Von gröſserer Wichtigkeit
für den Leuchtgasfabrikanten ist die Prüfung der Kohle durch Destillation. Wenn
dieselbe im Kleinen in eisernen Retorten ausgeführt wird, so sind die Ergebnisse
aber auch nur annähernd richtig.
Da bei diesen Versuchen aller Verlust leicht vermieden werden kann, sind die
Ausbeuten gewöhnlich etwas höher als die nachher im Groſsen erhaltenen. Man bestimmt
das Volumen des Leuchtgases, dessen Leuchtkraft und die Kokesausbeute. Da die Gase
in den Röhren nicht vollkommen von Ammoniak und Theer befreit werden, lassen sich
letztere nicht genau bestimmen. Für groſse Gasfabriken ist eine noch genauere
Kenntniſs der Kohlen, als sie obiges Verfahren liefert, von höchster Wichtigkeit.
Die Gasfabrik in Nottingham hat deshalb eine eigene kleine Gasfabrik zu
Destillationsversuchen im gröſseren Maſsstabe errichtet. Mehrere Retortenöfen wurden
mit eigenen Waschthürmen, Gasreinigern und einem Gasometer verbunden. Während der
Zeit, in welcher keine Versuche ausgeführt wurden, können die Gase wie früher durch
die groſsen Absorptionsapparate in den groſsen Gasometer geleitet werden. Die
einzelnen Versuche dauern durchschnittlich eine Woche. Die Leuchtgasmenge, Kokes,
Theer und Ammoniak werden täglich bestimmt. Die so erhaltenen Ausbeuten stimmen sehr
genau mit den nachher beim regelmäſsigen Arbeiten erhaltenen Ausbeuten überein.
Zur Behandlung von Kartoffelpreſslingen.
Nach L. Virneisel in Miltenberg (D. R. P. Kl. 89 Nr.
34211 vom 27. Juli 1884) werden die zur Herstellung von Dextrose bestimmten
Kartoffeln gewaschen, gerieben, in einer Filterpresse abgepreſst und mit einer
dünnen Lösung von Calciumbisulfit ausgewaschen. Die so erhaltenen Preſskuchen werden
getrocknet aufbewahrt.
Ueber Gerbholzextracte.
Die Extracte von Kastanienholz und Eichenholz
unterscheiden sich, wie J. Meerkatz im Gerber, 1885 S. 193 angibt, dadurch, daſs ersteres mit
schwach gelbem Schwefelammonium einen Niederschlag und eine bläulich rothe
Flüssigkeit, Eichenholzextract aber einen helleren Niederschlag und eine gelbe
Flüssigkeit gibt. Gegen Brom verhalten sich beide Extracte gleich.
Nach W. Eitner (daselbst S. 205) wird in der
Gerbholzextractfabrik in Zupanje, Slavonien, Eichenholz in der bei Farbhölzern
gebräuchlichen Art zerkleinert, dann in 10 offenen Bottichen von je 4m Durchmesser und 3m Höhe, wovon je 5 zu einer Batterie vereinigt sind, heiſs ausgelaugt. Das
ausgelaugte Holz dient zum Heizen der Dampfkessel, die Lösung wird mit Ochsenblut
geklärt und unter Luftverdünnung eingedampft.
Ueber die Einwirkung der Düngemittel auf die Keimung.
Nach Versuchen von M. Jarius (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 161) sind die
Salze, welche in den gebräuchlichen künstlichen Düngemitteln enthalten sind, schon dadurch
nützlich, daſs sie die Keimung des Samenkornes wesentlich begünstigen. Die
verwendeten Düngesalze werden stets eine günstige Wirkung äuſsern, wenn nur
vermieden wird, daſs die Samen mit den ausgestreuten Salzen in unmittelbare
Berührung kommen, da dann leicht eine stärkere Lösung entsteht und diese die Samen
in der Keimkraft schädigt. Deshalb sind die Salze nach dem Ausstreuen zunächst mit
dem Boden durch Eggen zu mischen und alsdann erst die Samen auszusäen.
Ueber Lanolin.
Bekanntlich besteht Wollfett nach den Untersuchungen von F.
Hartmann (1874 214 174) und E. Schulze (1879 232 578)
wesentlich aus Cholestearin und Isocholestearin nebst freien Fettsäuren. Neuerdings
wird nun von Jaffé und Darmstädter in Charlottenburg gereinigtes, völlig neutrales Wollfett unter
dem Namen „Lanolin“ in den Handel gebracht, welches namentlich für Pomaden, Salben u. dgl. verwendet wird. – Löst man eine
Probe in Essigsäureanhydrid und fügt einige Tropfen Schwefelsäure zu, so färbt sich
die Lösung schön grün.
Zur Prüfung auf Flüchtigkeit.
Um Wasser, Lösungen u. dgl. auf etwaigen Gehalt an nichtflüchtigen Stoffen zu prüfen,
erhitzt G. A. Ziegler (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 S. 31) einen Platintiegeldeckel zum
Glühen und läſst dann mittels einer Pipette die zu untersuchende Probe so
auftropfen, daſs sie in Form des Leidenfrost'schen
Tropfens verdunstet. Da die nichtflüchtigen Stoffe auf einer kleinen Stelle
zurückbleiben, so ist dieses Verfahren sehr empfindlich.
Ueber die Werthbestimmung roher Steinkohlentheernaphta.
Die Steinkohlentheernaphta wird gewöhnlich durch Destillation aus tubulirten Retorten
mit in die Flüssigkeit eintauchendem Thermometer geprüft. Der bis 120° destillirende
Theil beträgt durchschnittlich 30 Proc. und wird diese Zusammensetzung daher
gewöhnlich auch als Grundlage für Kauf und Verkauf von Naphta angenommen. G. E. Davis macht im Journal of
the Society of Chemical Industry, 1885 S. 645 darauf aufmerksam, daſs diese
Prüfungsweise nicht befriedigend ist. Der Werth der Rohnaphta ist bedingt durch
ihren Gehalt an Benzol, Toluol und Solvent naphta. Die einfache Destillation gibt
aber weder Aufschluſs über den verhältniſsmäſsigen Gehalt an diesen Verbindungen,
noch über die nachher im Groſsen erzielte Ausbeute an nieder siedenden
Kohlenwasserstoffen. Viele derselben werden durch das im Groſsen vorgenommene
Waschen mit Alkali und Säure entfernt. Davis beschreibt
folgendes Verfahren, welches genaue Zahlen liefert: 200cc Rohnaphta werden mit 20cc
concentrirter Schwefelsäure in einem 300cc
haltigen Scheidetrichter 5 Minuten lang geschüttelt. Dann läſst man nach dem
Absetzen die Säure sorgfältig ablaufen und wäscht zwei Mal mit je 30cc Wasser. Nachher fügt man 30cc Aetznatronlauge (1,06 sp. G.) zu der Naphta und
wäscht wieder mit Wasser aus. Durch Messen der rückständigen Naphta bestimmt man die
in Säure und Alkalien löslichen Bestandtheile. Dann wird die Hälfte der gereinigten
Naphta in einem mit einer Henninger'- oder Glinsky'schen Röhre versehenen Kolben destillirt. Dabei
wird die Destillation so geleitet, daſs alle 2 Secunden ein Tropfen fällt. Der bis
120° übergehende Theil wird getrennt aufgefangen und ebenso der Theil von 120 bis
1700. Die erste Fraction besteht wesentlich aus Benzol und Toluol, die zweite ist
sogen. Solvent naphta. Dieses Verfahren gestattet eine bedeutend sicherere Schätzung
des Werthes von Rohnaphta.