Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 236 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
A. Collmann's Verfahren zur Bearbeitung wagerecht liegender
Kolbenstangen.
Bekanntlich werden die Kolbenstangen wagerecht liegender Maschinen durch das
Kolbengewicht durchgebogen, was eine ungleichmäſsige einseitige Abnutzung der
Stopfbüchsenbohrungen an den Cylinderdeckeln und der Kolbenringe zur Folge hat (vgl.
Donkin 1870 196 7). Um
diesem Uebelstande abzuhelfen, hat Alf. Collmann in
Wien (* D. R.
P. Kl. 49 Nr. 34184 vom 26. April 1885) ein Verfahren angegeben, welchem
ein bereits in v. Reiche's Maschinenfabrikation, 1876 S. 368 unter „Kolbenstangen“ enthaltenes
Prinzip zu Grunde liegt. Dasselbe besteht darin, daſs man die Kolbenstangen von vorn
herein, nicht wie es bisher üblich war, gerade herstellt, sondern denselben eine
gebogene Form gibt und zwar derart, daſs sie erst im eingebauten Zustande durch ihre
Belastungskolben gerade gebogen werden. Die gebogene Form erhalten die Kolbenstangen
dadurch, daſs man sie während der Bearbeitung an der Stelle, welche der Kolben
später einnimmt, nach einer unveränderlichen Richtung hin mittels einer dem
Kolbengewichte entsprechenden Kraft belastet und dabei gerade dreht. Hebt man dann
diese Belastung auf, so biegen sich die Stangen krumm und werden erst wieder durch
ihren Kolben gerade gebogen, wenn man sie Zweck entsprechend eingebaut hat. Statt
dessen kann man die Kolbenstangen auch voraus im unbelasteten Zustande krumm
herstellen, indem man sie nach einer Leitschiene abdreht, deren Längskante nach
einer bereits fertigen, auf gewöhnliche Weise hergestellten, in ihrer Mitte durch
das Kolbengewicht belasteten und an beiden Enden frei aufliegenden Kolbenstange
geformt worden ist.
Das Abdrehen der Kolbenstangen in belastetem Zustande geschieht entweder in der Weise, daſs man die an
den beiden Enden unterstützten und mit den dazu gehörigen Kolben selbst oder mit
einem denselben entsprechenden Gewichte belasteten Kolbenstangen auf einer passenden
Drehbank fest lagert und den Drehstahl um die Stangen bewegt und dabei entlang der
Stangen vorschiebtVgl. Schönheyder's Drehbank 1876 221 * 210., oder in der Art, daſs man
die mittels eines drehbaren Ringes und mittels Stellschrauben oder Federn auf ihrer
Mitte mit einer dem Kolbengewichte entsprechenden Kraft immer nur nach einer ganz
bestimmten Richtung hin durchgebogene Kolbenstange zwischen dem Spindel- und
Reitstocke einer gewöhnlichen Leitspindeldrehbank dreht und dabei den Support mit
dem Drehstahle durch die Leitspindel geradlinig verschiebt.
Bei Anwendung der Leitschiene wird die Bearbeitung am
einfachsten mittels eines um die Stange herum laufenden Fräskopfes zu
bewerkstelligen sein.
Ueber die praktische Ausführung der Arbeit ist folgendes zu bemerken: Die im
Durchmesser etwas gröſser gehaltenen, roh abgedrehten und belasteten Kolbenstangen
werden entweder in geradem Zustande auf die Drehbank gebracht und fertig gedreht,
oder man gibt denselben, was vorzuziehen ist, um sie etwas dünner halten zu können,
von vorn herein eine gebogene Form, was durch Pressen o. dgl. leicht erreicht werden
kann. Beim Einspannen der zu bearbeitenden Stangen hat man darauf zu achten, daſs die
Richtung obiger Durchbiegung entgegengesetzt ist der Richtung, in welcher die
Kolbenstange durch den Kolben selbst oder eine künstliche Belastung während der
Arbeit durchgebogen wird. Die in erwähnter Weise vorgerichteten Kolbenstangen dreht
man dann auf passende Dicke fertig ab und läſst hierbei die Stangen in fester Lage,
wenn die Belastung durch Gewichte bewirkt wird; dagegen kann man dieselben umdrehen
lassen, wenn die Richtung der Durchbiegung dabei nicht geändert wird; in letzterem
Falle kann man die Durchbiegung der Stangen, wie schon oben angegeben ist, durch
Druckschrauben oder Federn in dem Futterringe einer Drehbankbrille hervorrufen.
Da die Durchbiegung der Kolbenstangen mit ihrer abnehmenden Dicke während der Arbeit
wächst, so müssen natürlich gegen das Ende der Bearbeitung hin sehr dünne Späne
genommen werden. Es empfiehlt sich deshalb auch, die Stangen durch Schleifen statt
durch Drehen oder Fräsen fertig abzurichten.
Die nachtheilige Wirkung des Eigengewichtes der Kolbenstangen kann man dadurch
annähernd beseitigen, daſs man die künstliche Belastung der Werkstücke um die
Wirkung des Eigengewichtes der Stangen vermehrt.
In manchen Fällen kann es sich empfehlen, solche Kolbenstangen unter der mittleren
Temperatur zu bearbeiten, in welcher dieselben bei ihrer Anwendung in
Dampfmaschinen, Pumpen, Gebläsen o. dgl. sich befinden. Dies kann man durch eine
passend angebrachte Feuerung oder bei hohlen Kolbenstangen auch durch Dampfheizung
erreichen.
Zur Verwendung von Abdampf für Heizungszwecke.
Die im Abdampfe der Dampfmaschinen enthaltene Wärme kann in zweckmäſsiger Weise zur
Beheizung von Werkstätten und Fabrikräumen
Verwendung finden; es muſs aber bei der Anordnung der betreffenden Heizungsanlage
ganz besonders darauf Rücksicht genommen werden, daſs der die Heizleitungen und
Heizkörper durchströmende Dampf in denselben so wenig als möglich Widerstände
findet, da sonst derselbe sich als so groſser Gegendruck auf den Kolben der Maschine
äuſsert, daſs der dadurch entstehende Arbeitsverlust den Vortheil der Ausnutzung der
Wärme des Abdampfes mehr als aufwiegt. Die gewöhnliche Anordnung der Abdampfheizung
besteht darin, daſs an das Auspuffrohr der Dampfmaschine eine Rohrleitung mit
gleichem oder gröſserem Durchmesser angeschlossen und diese bis in das oberste
Stockwerk des zu beheizenden Gebäudes hochgeführt wird, von wo aus die Leitung in
entsprechender Länge mit Gefälle in der Richtung der Dampfbewegung als ein
ununterbrochenes Schlangenrohr durch alle Stockwerke weiterzieht, um unten ins Freie
zu münden. Der Abdampf wie auch das Niederschlagswasser nehmen auf diese Weise den
Weg durch sämmtliche Stockwerke in einer einzigen Rohrleitung von stets gleichem
Durchmesser. Diese Anordnung bedingt aber in der Regel die für die Erwärmung der
Räume durchaus unzweckmäſsige Aufhängung der Röhren über Kopfhöhe; auch entstehen
viele Rohrkrümmungen und der Weg des Abdampfes wird so lang, daſs die
Leitungswiderstände bedeutend ausfallen.
Eine zweckmäſsigere Anordnung, welche im Maschinenbauer,
1885 S. 412 empfohlen wird, besteht darin, daſs das Abdampfrohr senkrecht durch
sämmtliche Stockwerke geführt wird; in jedem derselben zweigen mittels Stutzen zwei
Heizrohrleitungen ab, welche am Fuſsboden die zu erwärmenden Räume mit Gefälle nach
dem Ende hin durchziehen, woselbst ein Wassersack angebracht wird. Beide Stutzen
werden mit Drosselklappen versehen und auch im Standrohre muſs für jedes Stockwerk
eine solche Regelungsvorrichtung angebracht sein. Die Leitungen müssen mit
Entluftungs- und Beluftungsventilen versehen werden, damit beim Anlassen der Heizung
die Luft aus den Röhren entfernt, beim Absperren des Dampfzutrittes Luft eingelassen
werden kann. Ferner wird empfohlen, für die Verbindung der einzelnen Rohrlängen
Flanschen und nicht Muffen anzuwenden, da die Dichtung der letzteren nicht haltbar
ist.
Die Verlegung der Röhren dicht über dem Fuſsboden ist für die Erwärmung der Räume
nothwendig; bei Kreuzungen von Durchgangsthüren müssen aber dann Durchkröpfungen
der Leitung eintreten, welche schwer zugängliche Wassersäcke bilden. Crusius empfiehlt daher im Gesundheitsingenieur, 1885 * S. 661 die Verwendung von Dampföfen und
hierzu folgende Anordnung: Ein weites Abdampfrohr wird von der Maschine aus durch
die einzelnen Räume in deren Längsachse und in passender Höhe so geführt, daſs die
Leitung den Verkehr nicht hindert; nach beiden Seiten werden Leitungen von etwas
gröſserer Weite als die des Hauptrohres abgezweigt und diese führen nach den an den
beiden Längswänden und je nach Bedarf auch innerhalb des Raumes aufzustellenden
Dampföfen, als welche Crusius Rippenheizkörper für
Dampf- und Dampfwasserheizung (vgl. 1883 249 * 502)
empfiehlt. Das Niederschlagswasser wird in einer im Fuſsboden verlegten Leitung
gesammelt und mit Gefälle nach einem Behälter geführt, welcher mit der
Entwässerungsanlage in Verbindung steht. Diese Niederschlagswasserleitung kann
bedeutend kleineren Durchmesser als die Dampfleitung erhalten, da sie nur Wasser
abzuführen hat.
Ein groſser Uebelstand der gebräuchlichen Abdampfheizungen besteht darin, daſs
Morgens, wenn die gröſste Wärmeabgabe zur schnellen Erwärmung der während der Nacht
abgekühlten Räume nothwendig ist, von der Maschine noch kein Abdampf geliefert wird,
oder dieser nicht ausreicht, alle Heizkörper zu speisen. Crusius schlägt deshalb vor, zum Anheizen der Räume frischen Dampf zu
verwenden und diesen hierzu in die Abdampfleitung und damit in die Heizkörper
strömen zu lassen, wobei der Anschluſs an das Auspuffrohr der Maschine durch ein
Ventil gesperrt wird. Die Verwendung der erwähnten Crusius'schen Rippenheizkörper hat den Vortheil, daſs durch theilweise
oder vollständige Füllung derselben mit Niederschlagswasser die Heizung dem Bedarfe
entsprechend geregelt werden kann, indem die Heizkörper mit voller Dampffüllung,
oder theils mit Dampf und theils mit Warmwasser, oder auch nur mit letzterem wirken
können. Es braucht somit an weniger kalten Tagen die Zuführung von Abdampf nur
während einiger Stunden zu geschehen; in der übrigen Zeit gibt das in den
Heizkörpern angesammelte Niederschlagswasser genügend Wärme ab und der Abdampf kann
zu anderen Zwecken, wie z.B. zur Vorwärmung des Kesselspeisewassers, verwendet
werden.
Eine andere Anordnung der Abdampfheizung empfiehlt A. v.
Fragstein im Metallarbeiter, 1885 S. 383,
welcher eine schnelle Verdichtung des Dampfes und damit den möglichst geringsten
Gegendruck auf den Kolben der Dampfmaschine dadurch zu erreichen sucht, daſs das
Abdampfrohr von Kupfer gemacht und in ein möglichst weites Rohr von Guſseisen oder
Schmiedeisen gesteckt wird; der Raum zwischen beiden Röhren wird nun mit Wasser
gefüllt, welches durch den Dampf erhitzt wird und so als Wasserheizung wirkt; für letztere können in den zu heizenden Räumen
guſseiserne Röhren mit und ohne Rippen oder Oefen angeordnet werden. Diese
Heizungsanlage ist allerdings der Gefahr ausgesetzt, daſs bei Unterbrechung des
Betriebes an Sonn- und Feiertagen ein Einfrieren der Leitungen stattfinden kann. Für
solche Fälle wird eine Dampfluftheizung empfohlen.
Hierzu soll das möglichst weit herzustellende Abdampfrohr durch einen senkrechten
Kanal geführt werden, der in Mauerwerk, aus Eisenblech oder auch aus mit Zinkblech
ausgeschlagenen Brettern gebildet werden kann. Diese Luftheizkammer wird unten mit
der Auſsenluft in Verbindung gebracht, die Luft erwärmt sich am Abdampfrohre und
wird darauf nach den Räumen geleitet, in welche sie in Kopfhöhe austritt. Die Abluft
soll hierbei vom Fuſsboden ab durch Schlote über Dach geleitet werden. Endlich wird
auch noch vorgeschlagen, den Abdampf für die Erwärmung von
Bädern zu verwerthen, deren Anlage neuerdings in Fabriken vielfach Aufnahme
findet.
Gasmotor mit gekuppelter Dynamomaschine.
Für die Bedürfnisse der elektrischen Beleuchtung einzelner Räume bringen Crossley Brothers in Manchester nach Engineering,. 1886 Bd. 41 * S. 334 kleine stehende Otto'sche Gasmotoren zur Ausführung, deren Gestell
gleich eine Dynamomaschine nach Jones' Anordnung (vgl.
1885 257 * 280) trägt. Die Drehung des Ankers erfolgt
unmittelbar von dem Schwungrade des Gasmotors durch Reibung. Um dabei stetig die
nöthige Kraft zur Erzeugung der Reibung zu erhalten, ist die Dynamomaschine in einem
drehbaren Bügel gelagert, auf welchem auf einer Seite eine kräftige Schraubenfeder wirkt, so daſs die andere
Seite, wo sich die Antriebsrolle befindet, in die Höhe und dadurch diese Rolle fest
nach oben an das Schwungrad gedrückt wird. Der Gasmotor mit einem Kolben von 114mm Durchmesser und einem Hube von 152mm ergibt bei 200 Umdrehungen in der Minute 1,3
indicirte und 0,98 Bremspferd, bei 250 minutlichen Umdrehungen 1,15 Bremspferd. Die
Dynamomaschine, welche im Mittel 2000 Umdrehungen in der Minute macht, vermag 6 bis
8 Glühlampen von 20 Normalkerzen Leuchtkraft zu speisen. Es ist anzuführen, daſs
eine solche Leistung auch für die Beleuchtung einer ganzen Wohnung ausreichen würde,
da nicht immer in allen Räumen gleichzeitig beleuchtet wird und nur Einrichtungen
zur jeweiligen Einschaltung der Lampen der verschiedenen Räume zu treffen wären.
L. Clerc's selbstthätiger Umschalter für Glühlampen.
Um bei Glühlampen beim Brechen des Kohlenfadens plötzliche und dauernde Verfinsterung
des zu erleuchtenden Raumes auszuschlieſsen, will L.
Clerc in Paris jeder Lampe noch eine Ersatzlampe beigeben, welche durch
einen in Frankreich patentirten selbstthätigen Umschalter in den Stromkreis
eingeschaltet werden soll, wenn der Strom in der zugehörigen Lampe unterbrochen
wird. Dieser Umschalter enthält nach Portefeuille économique
des Machines, 1886 * S. 45 einen Elektromagnet (Solenoid) in aufrechter
Stellung, in dessen Innerem eine leichte Röhre aus dünnem Eisenblech frei spielt und
in die Elektromagnetrolle hinein gezogen bleibt, so lange der Strom die Rolle
durchläuft. Beim etwaigen Bruche des Kohlenfadens in der Hauptlampe läſst der
Elektromagnet die Blechröhre los, diese fällt herab und taucht mit zwei
streifenförmigen Fortsätzen, die durch Ausschneiden an ihrem unteren Ende
hergestellt worden sind, in zwei Quecksilbernäpfchen ein, wodurch der Strom durch
die Ersatzlampe geschlossen wird. Wird die Lampe absichtlich ausgelöscht, so tritt
bei der Unterbrechung des Stromes dasselbe ein, beim Wiederherstellen des Stromes
verzweigt sich dann aber derselbe durch beide Lampen zugleich, bis der Elektromagnet
die Blechröhre aus den Quecksilbernäpfchen herausgehoben hat. Zum Schütze gegen
Verdunstung des Quecksilbers sind die Näpfchen mit einem Deckel verschlossen und
durch einen Spalt des Deckels tritt der streifenförmige Röhrenfortsatz in die Röhre
ein; zugleich kann das Quecksilber durch den Spalt eingegossen werden.
Ueber die Verwitterung der Sandsteine.
Ein Sandstein mit kalkigem Bindemittel hatte nach J.
Stocklasa (Landwirthschaftliche
Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 203) folgende Procentzusammensetzung:
In ClH löslich
In ClH unlöslich
K2O
9,200
0,325
Na2O
0,473
0,344
MgO
0,722
0,915
CaO
21,340
0,834
Fe2O3 + Al2O3
3,255
4,300
SiO2
4,052
45,130
––––––
SO3
0,178
51,848.
CO2
16,800
P2O5
0,062
–––––––
47,082
Der Glühverlust betrug 2 Proc. Bei der Verwitterung wird der
Sandstein durch Bildung von Ferrihydrat dunkelgelb, ein Theil der Silicate in
Salzsäure löslich, dann Calciumcarbonat ausgelaugt, Kali und Phosphorsäure werden in
leicht lösliche Verbindungen übergeführt und schlieſslich zerfällt der
Sandstein.
Verhalten von Kupfer und Messing gegen Meerwasser.
W. A. Tilden zeigt, im Journal
of the Society of Chemical Industry, 1886 S. 84, daſs namentlich das
Kochsalz derjenige Bestandtheil des Meerwassers ist, welcher bei Luftzutritt das
Angreifen von Metallen verursacht. Chlormagnesium wirkt merkwürdigerweise viel
weniger auf Metalle ein. Bei allen diesen Einwirkungen spielt aber die Luft eine
groſse Rolle. Selbst bei lange fortgesetztem Kochen von Messing mit Kochsalzlösung
unter Luftabschluſs läſst sich gar keine Einwirkung wahrnehmen. Die Wirkung der Luft
zeigt sich auch im groſsen Maſsstabe an den Schiffsplatten, welche immer in der Nähe
der Wasserlinie des Schiffes zuerst zerstört werden.
Tilden hat die Einwirkung von Meerwasser auf
verschiedene Metalle untersucht. Messing, welches mehr als 60 Proc. Kupfer enthält,
wird bedeutend schneller zerstört als solches mit höherem Zinkgehalte. Verfasser
macht es sich zur Aufgabe, die eigenthümliche Zerstörung von Kupfer- und
Messingröhren, welche mit Salzwasser in Berührung kommen, zu erklären. Diese Röhren
erhalten narbige Vertiefungen und, wenn die Corrosion weiter schreitet, Löcher. Das
ungleichmäſsige Angreifen der Oberfläche läſst sich nicht allein durch ungleiche
Beschaffenheit des Metalles erklären. Tilden kommt zum
Schlusse, daſs galvanische Wirkung eine der Ursachen der Corrosion ist. Am meisten
aber scheint die bei der Zersetzung des Metalles sich bildende grüne Kruste von
Oxychlorid zur weiteren Zerstörung beizutragen. Wenn die Röhren nach einander oft
mit Salzwasser gefüllt und dann entleert, sonach mit Luft in Berührung gebracht
werden, bilden sich Flecken von Oxychlorid, welche nun, während die Röhre gefüllt
ist, elektro-chemisch, nach dem Entleeren aber chemisch wirken und Sauerstoff
aufnehmen. Die Löcher in den Röhren können auch durch schon ursprünglich auf der
Röhrenoberfläche vorhandene fremde Stoffe, wie Eisen, verursacht werden sein. Tilden schlieſst aus seinen Versuchen, daſs die Röhren
immer möglichst rein gehalten werden müssen. Die
Oberfläche derselben muſs glatt sein und Berührung mit fremden Metallen vermieden
werden.
Ueber den Zuckergehalt von Gerste und Malz.
Nach C. O. Sullivan (Journal of
the American Chemical Society, 1886 S. 58) kann man aus Gerste und Malz mit
Alkohol bei 40° allen Zucker ausziehen. Trockene Gerste und Malz enthielten:
Gerste I
Malz
Gerste II
Malz
Rohrzucker
0,9 Proc.
4,5 Proc.
1,39 Proc.
4,5 Proc.
MaltoseDextroseLävulose
1,1
1,23,10,2
0,62
1,981,570,71
Zur Kenntniſs der Lävulose.
Nach Versuchen von A. Herzfeld und H. Winter (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 390) entspricht die
Zusammensetzung der aus absolutem Alkohol krystallisirten Lävulose der Formel C6H12O6. In wässeriger 20 procentiger Lösung bei 20° lenkt
sie den polarisirten Lichtstrahl um α(D) = – 71,40 ab. Eine Lösung in absolutem Alkohol,
welche 7,78 Proc. Lävulose enthielt, ergab für α(D) – 4,80. Es ist also eine bedeutende Verminderung des
Drehungsvermögens eingetreten und damit nachgewiesen, daſs die Angabe Horsin-Déon's, die Drehung der Lävulose bleibe in
alkoholischer Lösung dieselbe wie in wässeriger, wenigstens für die absolut
alkoholische Lösung nicht richtig ist.
Es wurde ferner Lävulose untersucht, welche aus Invertzucker ohne Anwendung von Kalk
mittels absoluten Alkoholes dargestellt war. Durch häufiges Lösen in absolutem
Alkohol und fractionirte Fällung wurde dieselbe von der Glucose möglichst befreit,
trotzdem aber für α(D) nur
die niedrigen Werthe von – 45,13 bezieh. – 40,18 erhalten. Es folgt daraus, daſs es
entweder nicht möglich ist, mittels absoluten Alkoholes ein Gemenge von Glucose und
Lävulose zu trennen, oder daſs der Invertzucker eine Zuckerart von so niederer
Linksdrehung enthält; für letzteren Umstand spräche die Thatsache, daſs die frisch
bereitete Lösung der festen Krystallmasse keine Birotation zeigte, wie sie durch
einen Gehalt an Glucose hätte hervorgerufen werden müssen.
Einen charakteristischen Unterschied von der Glucose zeigt die Lävulose in ihrem Verhalten gegen
salpetersaures Wismuth. Setzt man dieses Salz in Pulverform zu einem Glucosesyrup,
so zersetzt es sich unter Abscheidung von basischem Wismuthnitrat gerade wie beim
Zusätze von Wasser, während Lävulosesyrupe bedeutende Mengen davon zu lösen
vermögen. Diese erhaltene Lösung von Lävulose-Wismuthnitrat erweist sich als eine
ziemlich schwer zu behandelnde Flüssigkeit, welche sich schon beim Erwärmen auf dem
Wasserbade explosionsartig entzündet. Alkohol fällt daraus beim Erhitzen explosives
Lävulose-Wismuth, welches wechselnde Mengen Wismuthnitrat angelagert enthält,
C. L. Müller's Verfahren zur Herstellung von Bonbons.
Nach C. L.
Th. Müller in Berlin (D. R. P. Kl. 53 Nr. 34973 vom 12.
September 1885) wird das zur Herstellung leicht löslicher Bonbons mit
Essenzen u. dgl. verriebene Zuckerpulver, mit wenig verdünntem Alkohol schwach
befeuchtet, in stark erhitzte Metallformen gefüllt und mit gleichfalls stark
erhitzten Metallstempeln schwach gepreſst. Formen und Stempel müssen dabei so heiſs
sein, daſs der Zucker zu schmelzen anfängt. Nach ganz kurzer Zeit werden die
gebildeten Bonbons herausgenommen und erscheinen mit einem schützenden Zuckerschmelz
umgeben.
Verfahren zur Herstellung von Zinnverbindungen.
R. Tamine in Mons und E. de Cuyper in
Charleroi (D.
R. P. Kl. 12 Nr. 35220 vom 16. Juli 1885) hängen in eine verdünnte
Kochsalzlösung eine Platte von Kohle, Platin, Silber o. dgl. als negative, Zinn als
positive Elektrode. Es soll sich dann Zinnoxyd in gallertartigem Zustande, beim
Erwärmen krystallinisch niederschlagen. In ähnlicher Weise lassen sich auch die
Verbindungen des Zinnes mit dem Chlore darstellen, indem man als Elektrolyt
hinreichend concentrirte Chlorwasserstoffsäure anwendet, die positive Elektrode
wiederum aus Zinn bestehen läſst und als negative Elektrode einen durch Salzsäure
nicht angreifbaren Körper nimmt, am zweckmäſsigsten Kohle.
Zur Kenntniſs des Schwefelantimons.
Nach Versuchen von Berthelot (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 22 und 86) beträgt die Bildungswärme von
Sb2, S3 + 34,2
Cal., die des Natriumsulfantimoniats, Na3SbS3, in wässeriger Lösung etwa 11 Cal. Die Fällung von
Schwefelantimon durch Schwefelwasserstoff aus salzsaurer Lösung hört bei etwa
derselben Concentration auf, bei welcher ein Luftstrom keine merklichen Mengen von
Chlorwasserstoff mehr entführt.
Nach A. Ditte (daselbst S. 168 und 212) entspricht das
durch Schwefelwasserstoff gefällte orangefarbene Antimonsulfid nach dem Trocknen im
luftleeren Raume der Formel Sb2S3.2H2O; erst über
100° wird es wasserfrei und nimmt die bekannte metallgraue Farbe an. Durch Lösen von
Schwefelantimon in Schwefelkaliumlösung erhält man die krystallisirbaren
Verbindungen 2K2S.Sb2S3 und K2S.Sb2S3.
A. Müller's Verfahren zur Herstellung eines
Schmiermittels.
Nach A.
Müller in Moskau (D. R. P. Kl. 23 Nr. 35141 vom 6.
September 1885) wird ein Gemisch von 100 Th. Erdöl und 25 Th. Ricinusöl
mit 60 bis 70 Th. Schwefelsaure von 66° B. gut durchgerührt und dann mit der 2- bis
3 fachen Menge Wasser durchgearbeitet. Nach einigem Stehen zieht man die untere
wässerige Schicht ab, läſst dann wieder einige Tage stehen und neutralisirt
sorgfältig mit Natron- oder Kalilauge. Das „Bakurin“ genannte Product wird in Fässer oder Kisten verpackt.