Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 332 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Abschleifbare Druckplatten zu dauernder Benutzung für ein
Muster ohne Nachgravirung.
Bei der Nachahmung von Marmor, Holzmaser u. dgl. auf Papier wird das in Stein geätzte Muster mit Farbe
gefüllt und von einer elastischen Walze abgenommen und auf die zu bedruckende Fläche
übertragen. Je geringer nun die Tiefe des Musters ist, je weniger Farbe dasselbe
also aufnehmen kann, desto feiner und zarter fällt die Uebertragung aus. Da sich
jedoch die erhabenen Stellen des Musters abnutzen, so ist es nicht gut möglich, die
Musterplatte für eine gröſsere Anzahl guter Uebertragungen zu verwenden. Es muſs
daher das Muster in der Platte von Zeit zu Zeit nachgravirt werden, wobei jedoch die
Umrisse sehr leiden und im Abdrucke dann unrein ausfallen. Um diese Uebelstände zu
vermeiden, bringt G. Großheim in Elberfeld (D. R. P. Kl.
15 Nr. 34066 vom 27. Mai 1885) Musterplatten in Vorschlag, welche das
Muster beliebig tief eingeätzt erhalten. Dieses tiefe Muster wird dann mit einer
Masse, welche weicher als die Platte ist, ausgefüllt. Durch ein Ueberstreichen der
Platte mit einem geeigneten Messer wird von dieser Masse so viel abgehoben, um eine
genügende Tiefe für die richtige Farbeaufnahme zu erhalten und diese Tiefe also auch
bei Abnutzung der Platte immer wieder herzustellen.
Ferrenholtz's Verfahren zur Herstellung furnürter
Bretter.
Nach dem Verfahren von J. Ferrenholtz in Wesseling
a. Rh. (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 34025 vom 25. Juni
1885) wird die Verblendung nicht nach Art einer Furnür auf die Unterlage
gelegt und geleimt, sondern es wird das Brett für die Verblendung zwischen zwei
Unterlagbretter gebracht, mit beiden verleimt und sodann mit der Säge auf die halbe
Stärke durchschnitten. Es werden also auf diese Weise zwei furnürte Bretter
erhalten. Gleichzeitig wird auf diesem Wege die Schwierigkeit der Verleimung der
bisher verwendeten Furnüre geringer Stärke, wie auch die Erzeugung dünner Furnüre
selbst umgangen.
Werden mehrere Schichten von Unterlaghölzern doppelter Stärke mit Verblendhölzern
abwechselnd auf einander geleimt und dann auf der Gattersäge die Verblendhölzer in
der Mitte in einem Durchgange getrennt, so stellt sich die Erzeugung der furnürten
Bretter noch billiger, da hier das Verleimen und Spalten mehrerer Bretter auf einmal
erfolgt.
Auch ist das Verfahren geeignet, parquettartige Muster darzustellen, etwa dadurch,
daſs die Zwischenlage (das Verblendholz) aus schmäleren Brettern gleicher oder
verschiedener Gattung gewählt, oder aus schräg oder rechtwinklig abgeschnittenen
Brettstücken gebildet wird.
Fernschreibapparat mit Preſswasserbetrieb.
Zur Uebertragung von mit der Hand ausgeführten Schrift- oder Zeichenbewegungen auf
einen entfernt befindlichen Schreibstift will Th. Thubini in
London (* D.
R. P. Kl. 15 Nr. 34533 vom 25. April 1885) die Unzusammendrückbarkeit von
Flüssigkeiten benutzen. Die von der Hand ausgeführten Bewegungen werden mittels
eines Hebels in die entgegengesetzt zu einander erfolgenden Verschiebungen zweier
durch Gelenkstange verbundener Kolben umgesetzt; mit den Cylindern dieser Kolben
stehen durch Rohrleitungen zwei gleiche Cylinder in Verbindung, deren Kolben somit
durch die zwischen denselben und den ersten Kolben geschaltete Flüssigkeit die
Bewegungen dieser letzteren Kolben in entgegengesetztem Sinne ausführen. Die zweiten
Kolben sind wieder unter einander mittels einer Gelenkstange verbunden und an dieser
sitzt an einem Arme der Schreibstift. Mit der Gelenkstange kann der Schreibstift
auch durch einen Storchschnabel verbunden werden.
Elektrische Beleuchtung von Eisenbahnzügen.
Nach den Mittheilungen, welche der Oberingenieur W.
Stroudley der London, Brighton and South Coast Railway in der Londoner Institution of Civil Engineers gemacht hat (vgl. Annales industrielles, 1886 Bd. 1 * S. 461), läuft auf
der genannten Bahn zwischen der Victoria-Station in London und Brighton schon seit
längerer Zeit ein Zug aus Pullman'schen Salonwagen,
welcher durch Accumulatoren mittels Glühlampen erleuchtet wird; die Accumulatoren
werden in der Station mit einer von einer Gasmaschine getriebenen Dynamomaschine
geladen. Wenn dies auch bei einem einzelnen Zuge zweckmäſsig ist, so läſst es doch
eine allgemeine Anwendung nicht zu. Daher haben Stroudley und der Elektriker Houghton der
Bahngesellschaft eine Einrichtung getroffen, daſs die Elektricität während der Fahrt
erzeugt wird. In einem Packwagen ist dazu eine Dynamomaschine angebracht und so viel
Accumulatoren, daſs dieselben während des Stillstandes des Zuges die Beleuchtung zu
unterhalten vermögen. Die Bewegung wird der Dynamomaschine von einer unter dem Wagen
befindlichen Welle aus ertheilt, welche von einer der Wagenachsen getrieben wird; um
störende Zufälle möglichst hintanzuhalten, wird jede der beiden Uebertragungen durch
zwei Riemen bewirkt. Um die Riemen entsprechend
gespannt erhalten zu können, ist die Welle parallel verstellbar gemacht und zwar
durch zwei Schrauben, welche mittels zweier an den Spindeln angebrachter
Schraubenräder von zwei auf einer und derselben Achse angebrachten Schrauben ohne
Ende zugleich umgedreht werden können und zwar von jeder Langseite des Wagens
aus.
Die Lichtkabel laufen auf dem Wagendache in einer mit zwei Längsfurchen versehenen
Holzleiste. An jedem Wagenende hängen sie entsprechend tief herab, so daſs sie
bequem mittels Feder- und Gleitkuppelungen verbunden werden können. Jede
Wagenabtheilung (Coupé) hat zwei Lampen, welche jedoch getrennte Zuleitungen
besitzen und dadurch von einander unabhängig gemacht sind.
Die jetzt benutzten Brush-Dynamomaschinen haben 45 Volt elektromotorische Kraft und
liefern höchstens einen Strom von 56 Ampère; ihre zwei Paar Bürsten sind auf einem
drehbaren Hebel angebracht und berühren in ihrer ordnungsgemäſsen Lage den
Stromsammler nicht. Das eine Paar nimmt den Strom bei der einen, das andere bei der
anderen Fahrtrichtung auf. Wenn die Achse der Dynamomaschine zu laufen anfängt,
ertheilt sie durch eine geeignete Hebel- und Riemenübertragung dem Hebel mit den
Bürsten eine kleine Drehung in dem einen oder dem anderen Sinne, so daſs gerade das
richtige Bürstenpaar zur Wirkung kommt.
Die selbstthätige Contactschlieſsung vermittelt ein Quecksilbergefäſs, welches an
jedem Ende eine aufsteigende Röhre besitzt; in dem Gefäſse befindet sich eine kleine
Schraube mit steilem Gange, welche von der Achse der Dynamomaschine aus in Umdrehung
versetzt wird, je nach der Drehrichtung das Quecksilber in der einen oder der
anderen Röhre emporsteigen macht, bis es bei ausreichender Geschwindigkeit eine
stellbare Contactschraube erreicht und dadurch den Nebenschluſs der Dynamomaschine
schlieſst; die nun eintretende Erregung des magnetischen Feldes veranlaſst mittels
des Ankers eines Elektromagnetes die schon erwähnte Drehung des Hebels mit den
Bürstenpaaren und schlieſst, wenn das betreffende Bürstenpaar den Stromsammler
berührt, den Haupt- oder Arbeitsstromkreis behufs Ladung der Accumulatoren.
Vermindert sich die Geschwindigkeit des Zuges und der Dynamomaschine, so sinkt das
Quecksilber, der Nebenschluſs öffnet sich, der Elektromagnetanker fällt ab, die
Bürsten gehen vom Sammler weg und der Hauptstromkreis wird unterbrochen.
Wenn der Zug fährt und die Lampen sollen brennen, so speist der Dynamostrom die
Lampen und die Accumulatoren dienen nur als Regulatoren; schaltet sich die
Dynamomaschine aus, so liefern die Accumulatoren den Strom für die Lampen; erzeugt
die Dynamomaschine Strom im Ueberflusse, so wird der Ueberschuſs in den
Accumulatoren aufgespeichert.
In einem aus 11 Wagen bestehenden Zuge der genannten Bahn sind 32 Glühlampen zu 16
Kerzen; dieselben verbrauchen 40 Ampère. Die Accumulatoren, geladen auf 500 Ampère, können
die Lampen 8 Stunden speisen. Der Zug ist seit December 1883 in Thätigkeit und hat
in den ersten 11 Monaten 2352 Fahrten gemacht und 43700km durchlaufen. Ein anderer in gleicher Weise ausgerüsteter Zug auf der
South Eastern Railway hat einen noch gröſseren Weg
zurückgelegt.
Der Betrieb ist ganz befriedigend: die Apparate arbeiten wochenlang ohne andere
Nachhilfe als Schmieren; schlieſslich muſs einmal die Bürstenstellung geregelt
werden, was in 5 Minuten geschehen ist. Die ganze Ausrüstung wiegt etwa 2t.
Hartmann und Braun's Mikrophoncontact.
Wenn die Politur der Berührungsstelle eines Mikrophons gelitten hat, so arbeitet das
Mikrophon nicht mehr gut. Um nun, wenn dies eintritt, durch eine kleine Drehung des
einen Contacttheiles eine frische, gut polirte Contactstelle unter den pendelnden
Contact bringen zu können, ordnen Hartmann und Braun in
Bockenheim-Frankfurt a. M. (*
D. R. P. Kl. 21 Nr. 34639 vom 28. Juli 1885) die
Contacte so an, daſs der an der schwingenden Platte befestigte Kohlencontact von dem
pendelnden Platin- oder Kohlencontacte excentrisch berührt wird und sich mittels
eines Schraubenkopfes drehen läſst.
Zusammensetzung einer Hochofenschlacke.
Hochofenschlacke vom Hüttenwerke Betlér in Ungarn enthielt nach F. Lipp (Berg- und
Hüttenmännisches Jahrbuch, 1886 S. 15):
Kieselsäure
50,13
Proc.
Thonerde
9,61
Manganoxydul
3,63
Eisenoxydul
1,35
Kalk
15,00
Magnesia
16,56
Kali
1,34
Natron
1,15
Lithion
Spuren
Schwefelcalcium
1,05
Kalkphosphat
0,11
Zur Lage der Rübenzuckerindustrie.
Die gesammte Zuckererzeugung aller Länder beträgt
abgerundet:
1885/86
1884/85
1883/84
Rohrzucker
2220000t
2162000t
2132000t
Rübenzucker
2080000
2557000
2361000
––––––––
––––––––
––––––––
4300000t
4719000t
4493000t
Dazu kommen 1884/85 noch etwa 26000t Ahornzucker und 2000t Sorghumzucker.
Im J. 1884/85 wurde fast die Hälfte des gesammten Rübenzuckers von Deutschland geliefert, wie nachfolgende
Zusammenstellung ergibt. Dieselbe zeigt die allmähliche Entwicklung der deutschen
Rübenzuckerindustrie und zwar wurden die Jahre ausgewählt, in denen die Rübensteuer
eingeführt bezieh. geändert wurde:
Betriebsjahr
Zahl derFabriken
Steuerfür 100kRüben
Rohzucker-erzeugung
1 Th. RohzuckererforderteRüben
Durchschnitt-lich lieferte
jedeFabrikRohzucker
Pf.
t
t
1836/37
122
0
1408
18,0
11
1840/41
145
5
14205
17,0
98
1841/42
135
10
15741
16,3
117
1844/45
98
30
12968
15,0
132
1850/51
184
60
53349
13,8
290
1853/54
227
120
71038
13,0
313
1858/59
257
150
144364
12,7
562
1869/70
296
160
217192
11,9
734
1884/85
408
160
1122030
9,2
2753
Anfangs wirkte somit die Besteuerung des Rübenzuckers hemmend auf die Entwicklung der
Industrie; dann aber war sie die Veranlassung, daſs an Zucker möglichst reiche Rüben gebaut und daſs die Erzeugung auf möglichst hohe Ausbeuten eingerichtet wurde. Dem
entsprechend fiel der Rübenbedarf von 18 auf 9 Th. für 1 Th. Zucker. (Vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1886 S.
329.)
Die Zuckerfabrik Soest erzielte 1884/85, auf Rüben
berechnet, 13,5 Proc. Füllmasse. Die Ausbeute betrug an erstem Product 9,12 Proc.
und 1,95 Proc. an Nachproducten, so daſs 100 Th. Rüben 11,07 Th. Zucker ergaben. Die
Polarisation des ersten Productes nach den Ausfallproben beim Verkaufe ergab als
Durchschnitt 95,15 Proc., mit einem Aschengehalte von 1 Proc. Insgesammt wurden
2448t,6 Zucker verkauft und dafür 975215,15 M.
gelöst, so daſs sich ein Durchschnittspreis für 100k von 39,82 M. (baar nach Abzug des Sconto) ergibt. Die Verluste an
Zucker, auf Rüben berechnet betrugen in den ausgelaugten Schnitzeln 0,33 Proc., im
Druckwasser der Diffusion 0,04 Proc., im Absüſswasser der Filtration 0,03 Proc., im
Scheideschlamm 0,04 Proc., zusammen 0,44 Proc Die verarbeiteten Rüben wurden im
Durchschnitte mit 198,106 Pf. bezahlt. Die eigentlichen Betriebsunkosten
einschlieſslich der Abschreibungen gibt der Bericht auf 50k Rüben folgendermaſsen an:
Feuerung
12,482
Pf.
Uebertrag
39,105
Pf.
Knochenkohle
1,353
Courtage
1,109
Kalk
1,327
Agio
0,032
Betriebsunkosten
4,807
Krankenkasse
0,335
Lohn
10,091
Fastage
0,129
Gehalte
3,253
Delcredere
0,094
Zinsen
4,791
Oekonomie
0,343
Kleine Unkosten
1,001
Abschreibungen
6,477
–––––––––
–––––––––
39,105
Pf.
47,624
Pf.
Somit für
100k
Rüben
100k
Zucker
Fabrikation
95,25
Pf.
8,60
M.
Rüben
198,11
17,90
Steuer
160,00
14,45
–––––––––
–––––––––
453,36
Pf.
40,95
M.
Da bei der Ausfuhr 18 M. Steuer für 100k Zucker
vergütet werden, so erhielt das Ausland, als im December 1884 der Preis des
Rohzuckers auf 37,9 M. fiel, 100k Zucker für 20
M., d.h. weit unter Herstellungskosten.
Im laufenden Betriebsjahre haben meist bedeutende Betriebseinschränkungen stattgefunden; für die Zeit vom 1. August bis Ende
März ergaben sich nach einer Zusammenstellung in der Deutschen Zuckerindustrie. 1886 S. 711:
1884/85
1885/86
Deutschland,
Rüben
10401168t
7064983t
Oesterreich
„
4354301
2655287
Frankreich,
Zucker
260521,3
246594,5
Niederlande
„
31814,0
18884,0
Belgien
„
83831,1
46475,0
Ruſsland
„
273073,8
378856,9
Ueber Lactina und Restorina.
Nach den Mittheilungen der kgl. technischen Versuchsanstalten
in Berlin, 1886 S. 12 besteht das im Handel vorkommende Lactina aus einem Gemenge von gemahlenem Weizen, Gerste
und Johannisbrod, gewürzt durch Bockshornsamen und Altheewurzelmehl.
Die Restorine besteht aus Getreidemehl mit
beträchtlichen Mengen von Bockshornsamen und geringen Mengen von Johannisbrod-Mehl,
nebst Spuren von Salmiak.
Ueber das Hopeïn.
Nach Versuchen von A. Ladenburg (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 783) erscheint das
von Williamson aus dem wilden Hopfen gewonnene Alkaloid
Hopeïn (vgl. 1886 259
474) als ein Gemenge von Morphium mit einer leicht löslichen Base,
welche im Ueberschusse von Natron nicht löslich ist.
H. Hager (Pharmaceutische
Centralhalle, 1886 * S. 175) findet dagegen, daſs Hopeïn und Morphium zwar
ähnlich, keineswegs aber gleich sind, so daſs hier doch zwei verschiedene Alkaloide vorliegen,
welche sich namentlich gegen Silber- und Goldsalze verschieden verhalten.
Zur Untersuchung von Pfeffer.
Nach Versuchen von F. Ditzler (Archiv der Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 105) enthält Pfeffer kein
eigentliches Fett. Wenn somit bei einer Pfefferuntersuchung Glycerinnester
nachgewiesen werden können, so ist auf eine Verfälschung mit Preſsrückständen u.
dgl. zu schlieſsen.
Verfahren zur Herstellung von Stärke.
Die Davenport Glucose Manufacturing Company in Davenport
(Oesterreich-Ungarisches Patent Kl. 89 vom 27. Oktober 1885) erzeugt in der aus den
Sieben kommenden und in Gefäſsen gesammelten Stärkemilch durch Zusatz von 0,1 bis
0,2 Proc. Schwefelsäure einen Niederschlag. Der Säurezusatz hemmt sofort jede
ammoniakalische Gährung und das Absetzen der festen Stoffe erfolgt in einer weit
kürzeren Zeit als bei den bisher üblichen Verfahren. Das angesäuerte Wasser, welches
den gröſsten Theil der löslichen Bestandtheile der Getreidekörner enthält, wird
abgezogen und der Rückstand in Wasser mit 0,1 bis 0,2 Proc. Schwefelsäure
aufgerührt. Hierauf läſst man die Flüssigkeit über eine Rinne laufen, woselbst sich
die Stärke als harte Masse absetzt, welche beinahe frei von Kleister und anderen
Verunreinigungen ist.
Die nach diesem Verfahren hergestellte Stärke enthält eine geringe Menge
Schwefelsäure, welche jedoch ganz ohne schädlichen Einfluſs ist, wenn die Stärke zur
Erzeugung von Traubenzucker verwendet wird. Falls die Säure irgendwie störend sein
sollte, kann sie mittels Natron oder Kali leicht neutralisirt werden, worauf man die
Sulfate auf bekannte Weise auswaschen kann.
Zur Bildung von Bittersalz.
Die Ausblühungen auf Felswänden aus Phyllit am Brenner in Tirol enthielten nach E. Priwoznik (Berg- und
Hüttenmännisches Jahrbuch, 1886 S. 3) 17,43 Proc. Magnesia, 35,71 Proc.
Schwefelsäure und 45,81 Proc. Wasser, nebst Spuren von Kali, Natron, Kohlensäure und
Chlor. Die Zusammensetzung dieses Epsomites entspricht der Formel MgSO4.6H2O, während das
künstlich hergestellte Bittersalz MgSO4.7H2O ist. Bemerkenswerth ist, daſs 1 Mol. des
Krystallwassers selbst beim Erwärmen auf 246° nicht entweicht.
Ein zur Gewinnung von Bittersalz besonders geeignetes Material ist bekanntermaſsen
der Serpentin von Ramasso bei Genua; derselbe enthält viel Magnetkies und Kupferkies
und gibt, nachdem er geröstet und mit Wasser befeuchtet wurde, beim darauf folgenden
Liegen an der Luft gleichfalls Auswitterungen von Bittersalz.
Sogen. Doppelsoda.
Unter dem Namen Doppelsoda, garantirt chlorfrei, und unter einer Handelsmarke, welche
die Inschrift: Providentiae memor trägt, wird von der
Firma Hoffmann und Schmidt in Leipzig, Hamburg und
London ein Präparat in den Handel gebracht, das beim Waschen ganz unvergleichliche
Vorzüge vor der gewöhnlichen Soda besitzen, Seife ersparen, wollene Sachen nicht
angreifen soll u.s.w. und von dem 1k auſserdem 2
bis 3k gewöhnliche Soda ersetzen soll.
Nach Analysen von E. Geißler (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 S. 184) enthält diese Doppelsoda aber
10 Proc. Wasser, 34 Proc. kohlensaures Natrium, 53 Proc. Chlornatrium und 3 Proc.
sonstige Verunreinigungen, ist also offenbar absichtlich mit Kochsalz gefälscht.
Taverne's Bestimmung des Indigos auf Wolle.
Um die Menge des auf gefärbter Wolle niedergeschlagenen Indigos zu bestimmen, wird
nach Taverne entweder eine bestimmte Fläche des Stoffes
im Soxhlet'schen Extractionsapparate mit Chloroform
erschöpft und der Auszug zur Trockene verdunstet, wo dann der Rückstand gewogen, oder auch in Schwefelsäure
gelöst und colorimetrisch bezieh. durch Titration mit Chlorkalklösung seine Menge
ermittelt wird, oder aber man löst den ganzen Stoff in etwas verdünnter Nordhäuser
Schwefelsäure und titrirt die verdünnte Lösung mit einer Nitratlösung von bekanntem
Gehalte. (Nieuw Tijdschrift voor Pharmacien Nederlands,
1885 S. 369 durch das Archiv der Pharmacie, 1886 Bd.
224 S. 224.)
Zur Erkennung von Steinkohlentheeröl.
Nach den Mittheilungen aus den kgl. technischen
Versuchsanstalten in Berlin, 1886 S. 11 gaben gleiche Volumen eines
gelblichen Steinkohlentheeröles von 0,887 sp. G. bei 150 und eines 90procentigen
Alkoholes eine milchige Flüssigkeit, welche die gröſste Menge des Oeles gelöst
enthielt. Die Trübung verschwand auch nicht auf Zusatz einer gröſseren Menge von
absolutem Alkohol. Die fractionirte Destillation ergab:
Zur Lösung Alkohol erforderlich
Destillat
opalisirt
klar
163 bis
170°
27 Proc.
0,46
1,06
173
33
0,48
1,12
175
14
0,56
1,26
185
19
0,64
1,42
195
4,5
0,70
1,50
Rest
2,5
–
–
Während somit 1cc des ersten
Destillates mit 0cc,46 90procentigen Alkoholes
eine opalisirende Lösung gab, waren zur klaren Lösung 1cc,06 erforderlich.
Der Destillationsrückstand ist auch in absolutem Alkohol und Petroläther nicht
löslich und wird von verdünnten Säuren oder alkalischer Kalilauge nicht angegriffen.
Salpetersäure von 1,45 sp. G. wirkt auf jedes der Destillate heftig ein.
Zu berücksichtigen ist, daſs der niedrigst siedende Kohlenwasserstoff keineswegs
immer der leichteste ist. Benzol siedet bei 80° und hat 0,899 sp. G., Mesitylen
siedet bei 163° mit 0,865 sp. G. bei 20°.
Fixation von Farbentönen auf Schafwolle durch Anwendung von
Bleiacetat und Kalkhydrat; von Emil C. F. Rzehak, Färbermeister in Guben.
Wird Schafwolle in einer verdünnten wässerigen Lösung von Bleiacetat und Kalkhydrat
kochend behandelt, so schlagen sich auf der Faser gewisse Farbentöne nieder, welche
nicht nur der Einwirkung der Luft, sondern auch verdünnten Alkalien Widerstand
leisten. Durch Aenderung der Mengenverhältnisse dieser beiden Stoffe erzielt man
hellere oder dunklere Farbentöne, welche zwischen hellem Drapp und dunklem Olive
liegen. Starke oder gar concentrirte Lösungen sind nicht rathsam anzuwenden, da die
Wolle angegriffen, d.h. spröde und brüchig wird. Die auf diese Weise hergestellten
Farben lassen sich im frischen Bade auch mit anderen Farbstoffen tönen.
Für mittlere und ordinäre Wollsorten, welche zu billigen Artikeln bestimmt sind,
eignet sich dieses Verfahren vorzüglich, da sich die Herstellung solcher Farben,
z.B. einer Drappfarbe (Wolle mit 0,5 Proc. Bleiacetat und 0,5 Proc. Kalkhydrat ½
Stunde lang in der entsprechenden Menge Wasser gekocht), auf 2 Pf. für 1k Wolle zu stehen kommt.
Mittel gegen Schnupfen.
Rabow empfiehlt in der Deutschen
medicinischen Wochenschrift, 1886 Nr. 5 als gutes Schnupfmittel ein Gemenge
von 2 Th. Menthol, 50 Th. gebrannten Kaffee und 50 Th. Zucker, welches in der Form
einer Prise geschnupft wird.