Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 447 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
A. Leupold's Construction von Solenoiden.
Anstatt für elektrische Lampen kegelförmige Eisenkerne in Solenoiden mit
cylindrischer Höhlung und Wickelung anzuwenden, oder gerade Kerne bei kegelförmiger
Wickelung, will A. Leupold in Dresden (* D. R. P. Kl.
21 Nr. 35812 vom 4. August 1885) gerade cylindrische Kerne in Solenoiden mit
kegelförmiger Höhlung und (in entgegengesetzter Richtung) kegelförmiger Wickelung,
oder in solchen mit kegelförmiger Höhlung und cylindrischer Wickelung benutzen.
A. Schanschieff's Erregungsflüssigkeit für galvanische
Elemente.
Für Kohle-Zink-Elemente benutzt Alex. Schanschieff in
Gipsy Hill, England (D. R. P. Kl. 21 Nr. 36415 vom 25. December 1885) als
Erregungsflüssigkeit basisch schwefelsaures Quecksilberoxyd. Durch Kochen von
metallischem Quecksilber mit Vitriolöl erhält man neutrales Quecksilberoxyd, setzt
auf 105 Th. desselben 300 Th. Wasser zu und tröpfelt zur Lösung des neutralen
schwefelsauren Quecksilberoxydes concentrirte Schwefelsäure von 1,8 sp. G. hinzu,
bis eine Trübung entsteht. Dann kühlt man ab, filtrirt und füllt mit der goldgelben
Flüssigkeit die Elemente. Bei Thätigkeit der Batterie scheidet sich das Quecksilber
wieder aus und erscheint metallisch am Boden der Zellen, oder fein vertheilt als
schweres graues Pulver.
Abführung der Gährungsgase aus Weinkellern.
Zur Abführung der bei der Gährung des frisch gekelterten Traubenmostes sich
entwickelnden Gase, welche das Arbeiten in den Weinkellern hindern und beschwerlich
machen, ordnet J. Schaeffer in Neustadt a. Haardt (* D.
R. P. Kl. 6 Nr. 34969 vom 27. August 1885) an der Decke des Kellerraumes ein
Abzugsrohr an, mit welchem die Spundlöcher der einzelnen Fässer durch Gummischläuche
verbunden werden. In die Spundlöcher werden Rohrstutzen getrieben, welche zwei
Kanäle besitzen; an den einen derselben wird der Schlauch gekuppelt, während der
andere mit einem Hahne versehen ist und zum Nachfüllen dient.
Ueber das Wachsthum der Rüben.
Nach Versuchen von H. Leplay (Journal des Fabricants de Sucre, 1886 Nr. 27) werden während des
Wachsthums der Rübe die in Form von Bicarbonaten im Boden vorhandenen Basen Kali und
Kalk von den Wurzeln aufgenommen und finden sich in den Wurzeln und Blättern dann in
Verbindung mit organischen Säuren. Unter dem Einflüsse ammoniakalischer Stoffe geht
die Kohlensäure in Oxalsäure über, während sich andererseits Nitrate und
Eiweiſsstoffe bilden. Die Oxalsäure gibt dann durch Aufnahme von Kohlensäure und
Wasser und Abgabe von Sauerstoff äpfelsaure Salze.
Basische Schlacke als Düngemittel.
Die Thatsache, daſs gemahlene basische Schlacke als Düngemittel viel wirksamer ist
wie gepulverte Phosphorite erklärt A. Stutzer (Repertorium der analytischen Chemie, 1886 S. 426)
damit, daſs der vierbasisch phosphorsaure Kalk im Boden unter Aufnahme von Wasser in
zweibasisch phosphorsauren Kalk und freien Kalk zerfalle: Ca3(PO4)2CaO + H2O = Ca2H2(PO4)2 + 2CaO. Eine
untersuchte Schlacke aus Horde hatte folgende Procent-Zusammensetzung:
Phosphorsäure
29,85
Calciumoxyd
53,58
Eisenoxyd
6,68
Thonerde
1,32
Manganoxyd
1,53
Magnesia
1,23
Kieselsäure
4,55
Schwefelsäure
0,44
Schwefel
0,64
Rechnet man die Phosphorsäure auf vierbasisch phosphorsauren Kalk um, so ergibt sich,
daſs vom Kalk 47,08 Proc. an Phosphorsäure gebunden sind, während der Rest des
Kalkes (6,50 Proc.) gröſstentheils mit der Kieselsäure in Verbindung getreten sein
dürfte.
Die zum Düngen verwendeten Schlacken sollen so fein gemahlen werden, daſs das Pulver
gröſstentheils durch ein Sieb von 0mm,25 Lochweite
hindurchgeht. Für die Prüfung auf Mehlfeinheit geeignete gelochte Messingsiebe
liefert Universitätsmechaniker Apel in Göttingen.
Drahtsiebe sind bequemer, aber nicht so genau.
Faulbaumes Reinigung von Mineralölen mittels
Schwefligsäure.
Um Mineralöle, namentlich die aus Braunkohle gewonnenen, von den übelriechenden Schwefelverbindungen zu befreien, werden
sie nach A. Faulbaum in Halle a. S. (D. R. P. Kl. 23
Nr. 36765 vom 1. December 1885) im Destillirkessel bis zur Siedehitze erwärmt. Dann leitet man trockene Schweflig säure durch die Oele und destillirt langsam, bis die Einwirkung
eine genügende ist und Schwefligsäure in den Destillaten auftritt. Die Farbstoffe in
den Mineralölen werden hierdurch zerstört und die Schwefelverbindungen unter
Ausscheidung von Schwefelwasserstoff u. dgl. zersetzt. Die zur Verwendung gelangende
Schwefligsäure erhält man aus den Säurerückständen der Mineralölraffinerie durch
Vermischen mit kleinen Kokesstücken und Erhitzen dieser Mischung. Ist die Einwirkung
der Schwefligsäure vorüber, dann wird der Kesselinhalt mit überhitztem Wasserdampf
schnell abdestillirt.
Schädlichkeit der Phosphorzündhölzchen.
Ris schlieſst aus verschiedenen Beobachtungen, daſs
nicht nur die Arbeiter in Phosphorzündholzfabriken von der Phosphornekrose befallen
werden, sondern daſs es schon gefährlich ist, Phosphorzündhölzchen im Zimmer
aufzubewahren. Ihm selbst sind zu einer Zeit, wo er gewohnt war, stets ein oder
mehrere Büschel Zündholz offen neben dem Bette liegen zu haben, in Zeit von wenig
Monaten 8 Backenzähne abgebröckelt und haben die Stümpfe Eiterung in den Zahnfächern
unterhalten, bis er dieselben hat ausziehen lassen. Verfasser glaubt, daſs das
Vorhandensein einer geringen Menge von Phosphordunst in der Luft bezieh. dessen
Aufsaugung durch die Mundflüssigkeiten das Gedeihen desjenigen Pilzes befördert,
welcher die Zahncaries verursacht. (Nach Schweizer Blätter
für Gesundheitspflege, 1886, durch Industrieblätter, 1886 S. 260.)
Ueber die Einwirkung von Schmierölen auf Metalle.
I. J. Redwood führte zahlreiche Versuche über die
Einwirkung von Oelen auf Metalle aus, deren Ergebnisse im Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S. 362 mitgetheilt sind.
Die Stücke der zu untersuchenden Metalle wurden gut gereinigt, mit Aether gewaschen,
getrocknet und nachher gewogen. Dann brachte man sie in Röhren, welche je 15cc Oel enthielten, und überlieſs sie während 12 Monaten sich selbst.
Im Sommer wurden die Röhren auf einer Temperatur von 27°, im Winter auf 10 bis 13°
gehalten. Nach einem Jahr wurden die Metallstücke nach gründlicher Reinigung wieder
gewogen und der procentische Gewichtsverlust berechnet. Redwood benutzt bei seinen Versuchen oft Metallstücke verschiedener
Schwere zur Prüfung der Einwirkung verschiedener Oele. Er macht gar keine Angaben
über die Form und Oberfläche der Stücke. Eine genaue Vergleichung seiner Versuche
ist dadurch leider nicht möglich.
Eisen wird am wenigsten angegriffen durch Robbenthran,
am meisten durch Talgöl. Auf Messing hat Rüböl keine,
Robbenöl wenig und Olivenöl am meisten Einwirkung. Zinn
wird durch Rüböl nicht, durch Olivenöl wenig und durch Baumwollsamenöl am meisten
angegriffen. Blei wird nicht verändert durch Olivenöl,
stark dagegen durch Walfischöl, Schweinefett und Spermöl. Mineralisches Schmieröl
hat keine, Spermöl wenig und Talgöl starke Einwirkung auf Kupfer.
Die Wirkungen der Oele auf verschiedene Metalle stellt Redwood folgendermaſsen zusammen: Mineralisches
Schmieröl hat keine Wirkung auf Zink und Kupfer, wenig auf Messing, am
meisten auf Blei. Olivenöl wirkt am wenigsten auf Zinn,
am meisten auf Blei. Rüböl hat keine Wirkung auf
Messing und Zinn, wirkt wenig auf Eisen, am meisten auf Kupfer. Talgöl wirkt am wenigsten auf Zinn, am meisten auf
Kupfer, Schweinefett am wenigsten auf Zink, am meisten
auf Kupfer. Baumwollsamenöl hat die geringste Wirkung
auf Blei, die stärkste auf Zinn, Spermöl die geringste
Wirkung auf Messing, die stärkste auf Zink. Walfischöl
wirkt auf Zinn gar nicht, auf Messing wenig und auf Blei am meisten. Robbenthran hat die geringste Wirkung auf Messing, die
stärkste auf Kupfer.
Aus Redwood's Versuchen ergibt sich, daſs mineralische
Schmieröle im Allgemeinen die geringste, Spermöl dagegen die stärkste Wirkung auf
Metalle ausüben. Zum Schmieren schwerer Maschinen ist Rüb- oder Spermöl, gemischt
mit mineralischem Schmieröl, am besten geeignet, da dieses Gemisch geringe Wirkung
auf Eisen und Messing hat. Talgöl sollte so wenig wie möglich zum Schmieren
gebraucht werden, da es bedeutend auf Eisen wirkt.
Herstellung reinen Methylalkohols aus rohem Holzgeist.
Um aus rohem Holzgeiste reinen Methylalkohol zu gewinnen, wird derselbe nach R. Piper und M. Rotten in
Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 36827 vom 22. Januar 1886) zunächst mit Kalk destillirt
und auf dem Colonnenapparate so weit gereinigt, daſs er nur noch etwa 1 bis 2 Proc.
Aceton enthält. Zur Entfernung dieses Acetongehaltes wird der Methylalkohol nun in
einem mit Rückfluſskühler verbundenen Gefäſse zum Sieden erhitzt und trockenes Chlor
eingeleitet. Von Zeit zu Zeit wird eine Probe der Flüssigkeit genommen, von den
gebildeten Chloracetonen abdestillirt und das Destillat nach bekannter Methode auf
Aceton untersucht. Sobald kein Niederschlag von Jodoform mehr entsteht, wird mit dem
Einleiten von Chlor aufgehört. Der Methylalkohol wird sodann durch fractionirte
Destillation von den gebildeten schwer siedenden Chlorsubstitutionsproducten des
Acetons getrennt und durch Destillation über Kalk von den letzten Resten von
anhängendem Chlor gereinigt.
Auf diese Weise gelingt es, einen von Aceton völlig freien Methylalkohol
herzustellen; das gewonnene Chloraceton kann durch geeignete Zersetzung wieder in
Aceton verwandelt werden. Dieses Verfahren der Chloreinleitung kann auch bei rohem
Holzgeist angewendet werden; nur ist hierbei längeres Einleiten erforderlich. Es
werden dann aber zugleich andere Verunreinigungen durch das Chlor mitzerstört und
ist die Reinigung des Holzgeistes eine leichtere.