Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 234 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
Leistung der Baldwin'schen Locomotivfabrik in
Philadelphia.
Nach dem Scientific American, 1886 Bd. 55 S. 177 hat die
seit 1832 arbeitende Baldwin'sche, Locomotivfabrik
soeben ihre 8000ste Locomotive abgeliefert. Bei dieser Gelegenheit werden folgende
statistische Zahlen bekannt. Geliefert wurden je 500 Stück Locomotiven in dem Zeiträume 1832 bis
1852, 1852 bis 1860, 1860 bis 1866, 1866 bis 1869, 1869 bis 1871, 1871 bis 1872,
1872 bis 1873, 1873 bis 1876, 1876 bis 1878, 1878 bis 1879, 1500 Stück in dem
Zeiträume von 1879 bis 1882, 1000 Stück von 1882 bis 1884 und 500 im J. 1884 bis
September 1886.
Das Baldwin'sche Unternehmen, heute im Besitze der Firma
Burnham, Parry, Williams und Comp., ist bekanntlich
weitaus die gröſste Locomotivfabrik der Welt und kann jetzt im Jahre 600 Locomotiven
liefern, unter welchen sich allerdings ein gewisser Theil schmalspurige Maschinen,
besonders für Südamerika und die englischen Colonien, befindet.
Julien's elektrischer Straſsenbahnwagen.
Von den elektrischen Straſsenbahnwagen, System Julien
(vgl. Reckenzaun bezieh. Ch.
Elieson 1886 260 * 305. 261 * 65), welchem auf der Antwerpener Ausstellung bei der für
Straſsenbahnwagen ausgeschriebenen Preisbewerbung das groſse Ehrendiplom zuerkannt
wurde (vgl. 1886 261 272), sind von der Direktion der
Hamburger Straſsenbahngesellschaft zunächst zwei Stück probeweise in den Betrieb
eingestellt worden. Die Probefahrt ist ausgezeichnet verlaufen; die Bewegung des
Fahrzeuges war wesentlich ruhiger und angenehmer, als man bei Pferdebahnen gewohnt
ist. Der erste dieser beiden Wagen enthält nach dem Centralblatte für Elektrotechnik, 1886 S. 285 33 Plätze und wiegt mit
voller Ausrüstung 4830k; hiervon kommen 1200k auf die Accumulatoren. Dieselben bestehen aus 96
Zellen, von denen je 3 in einem dreizelligen Behälter vereinigt sind. Wegen der
Zerbrechlichkeit muſste von Glas und Hartgummi abgesehen werden; die Zellen sind aus
einer neuen, dem Hartgummi ziemlich ähnlichen, aber ein wenig biegsamen Masse
hergestellt. Jede Zelle enthält 15 Platten, 7 positive und 8 negative. Die Platten
haben eine Fläche von nur 134mm × 147mm und sind etwa 4mm dick. Die Ladung nimmt ungefähr 8 Stunden in Anspruch. Die
Accumulatoren sind in 8 niedrige hölzerne Kästen vertheilt, von denen je 4 auf jeder
Seite des Wagens in einem Räume unter den Sitzbänken Platz finden. Um diesen Raum zu
gewinnen, muſste der Wagen höher gestellt werden, denn sonst wird derselbe von den
Radkästen eingenommen. Durch die Umänderung hat übrigens auch das Aussehen des
Wagens wesentlich gewonnen. Die Kästen bewegen sich auf mit Seife o. dgl.
geschmierten Gleitbahnen und können nach Oeffnung von zwei langen, in den Flanken
des Wagens angebrachten Klappen leicht nach auſsen auf die in dem Wagenschuppen
aufgestellten Ladetische herausgezogen werden, zwischen welche der Wagen gefahren
wird. Befindet sich der Wagen an der richtigen Stelle, so kann man die Kästen bequem
auf entsprechende Gleitbahnen des Ladetisches hinüberziehen. Die Schaltung der
Kästen sowohl im Wagen, als auf dem Ladetische geschieht selbstthätig durch eine von
J. L. Huber, dem Licenzträger der Electrical Power Storage Company in London, construirte
einfache und sichere Contactvorrichtung. An beiden Seiten der Kästen sind kupferne
Contacte angebracht, welche sich auf entsprechend starke Contactfedern schieben und
auf diese Weise sowohl auf dem Ladetische, als im Wagen die erforderlichen
Verbindungen herstellen.
Von den in 4 Gruppen geschalteten Accumulatoren im Wagen führen 4 Doppelleitungen
nach den Julien'schen Umschaltern, von denen je einer
auf jeder Bühne angebracht ist. Durch Drehung des zu einer Kurbel ausgebildeten
Schlüssels des Umschalters können demselben 6 verschiedene Stellungen gegeben
werden, nämlich: 1) daſs keine Verbindung zwischen den Accumulatoren und dem Motor
besteht (nur in dieser Stellung des Umschalters kann der Schlüssel, von denen für
jeden Wagen nur einer vorhanden ist, aufgesetzt werden); 2) alle 4 Gruppen der
Accumulatoren werden parallel geschaltet und mit dem Motor in Verbindung gesetzt; 3)
2 und 2 Gruppen werden parallel und diese hinter einander geschaltet mit dem Motor
verbunden; 4) 2 Gruppen werden parallel und dann hinter die beiden anderen
geschaltet; 5) alle 4 Gruppen werden hinter einander geschaltet; 6) alle 4 Gruppen
werden unter sich parallel geschaltet, stehen aber nicht mit dem Motor in
Verbindung; in dieser Stellung steht der Umschalter mit aufgesetztem Schlüssel in
den Ruhepausen.
Ein Hauptvorzug dieser Anordnung besteht darin, daſs verschiedene Geschwindigkeiten
ohne Anwendung
irgend welcher Stromregulatoren oder Widerstände erzielt werden. Die in den
Accumulatoren angesammelte Energie wird also ohne Verlust durch Erwärmung von
Widerständen, vielmehr in günstigster Weise verwendet.
Den Stellungen des Schlüssels 2 bis 5 entsprechend wirken auf den Motor 48, 96, 144
oder 192 Volt und dem entsprechend ist auch seine Geschwindigkeit. Der regelmäſsige
Stromverbrauch beträgt etwa 18 Ampère; bei Steigungen und Curven kann die
Stromstärke indessen zeitweise bis auf 80 Ampère wachsen. Der Motor ist eine Siemens'sche „Serien-Maschine“, Modell D2, mit etwa 0,6 Ohm Widerstand, welche unter dem
Wagen aufgehängt ist und ihre Kraft mittels Hanfseilen auf eine zwischen beiden
Laufachsen befindliche Blindachse abgibt; von hier aus wird die Kraft mittels Ketten
auf die Laufachse abgegeben. Die Hanfseile sind durch eine besondere Zubereitung
gegen Witterungseinflüsse möglichst geschützt und die Ketten haben die Besonderheit,
daſs ihre Glieder in der ganzen Breite der Kette gelagert sind, um die Abnutzung
möglichst gering zu machen. Die Umkehrung der Drehrichtung der Maschine wird durch
Veränderung der Bürstenstellung bewirkt; es sind zwei besondere, um etwa 90°
verdrehte Bürstenpaare vorhanden, von denen zur Zeit immer nur ein Paar anliegt. Die
einmalige Ladung genügt, um den Wagen 50km
vorwärts zu treiben. Da ein solcher Wagen täglich 100km zurückzulegen hat, so genügt eine einmalige Auswechselung der
Accumulatoren.
Die Ladung der Accumulatoren wird auf dem Bahnhofe Schürbeck besorgt. Hier ist in
einem kleinen angebauten Maschinenhause ein Lilienthal'scher Motor (vgl. 1886 261 * 97) von 10
Pferd an der Wand angebracht; er treibt gegenwärtig eine, später zwei
Nebenschluſsmaschinen von Schwerd in Cannstatt. Die
Geschwindigkeit wird von einem Tachometer, System Buß,
angegeben, während die elektrischen Gröſsen durch Instrumente von Paterson und Cooper, Bréguet, Ayrton und Perry, Hummel
stets beobachtet werden können. Diese Instrumente weichen allerdings um 20 bis 30
Proc. von einander ab, wodurch der Werth ihrer Angaben einigermaſsen zweifelhaft
erscheint.
Elektricitätsentwickelung beim Abteufen eines
Schachtes.
In den heiſsen Tagen vom 5. bis 8. Juni d. J. ist nach den Annales Industrielles, 1886 Bd. 1 S. 738 in einem bereits bis 52m Tiefe in Wasser führenden Schichten abgeteuften
Schachte in den Kohlengruben von Perrecy eine sehr starke Elektricitätsentwickelung
beobachtet worden. Dieselbe wird daraus erklärt, daſs sowohl der Auspuffdampf, als
auch der aus den schlecht gedichteten Dampfzuleitungsrohren ausströmende Kesseldampf
Reibungselektricität entwickelte und an die demselben beigemischte Luft abgegeben
habe, während die Wasserhaltungspumpen und Röhren bei ihrer guten Verbindung mit der
Erde unelektrisch geblieben seien. Da aber bei der groſsen Hitze die Luft nur
ungenügend sich erneuerte, trat eine Ausgleichung zwischen der beständigen
Elektricitätserzeugung und der schlechten Luftabführung ein und es bildete sich eine
feuchte, warme und elektrische Zone in der Nähe der Pumpen.
E. Fischinger's Bogenlampe mit doppelter Bewegung der
aufgehängten Kohlenträger.
Emil Fischinger in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35390
vom 11. März 1885) hängt in seiner Bogenlampe die beiden innerhalb der 4 Säulen c untergebrachten Kohlenträger an einer Schnur oder
Kette einfach (vgl. dagegen 1886 259 311) über eine Rolle
und macht den oberen Träger i schwerer als den unteren
h; an diesem ist eine Zahnstange angebracht, welche
in ein Getriebe n auf der Achse a eines Zahnrades o eingreift; der als Lager
für die Achse a dienende Rahmen p ist um die im Gestelle der Lampe festliegende Achse q drehbar und trägt an der Achse x den Kern s eines
Differentialsolenoids, auf welchen die Ströme der Haupt- und Nebenspirale und eine
den Kern s nach oben ziehende Spiralfeder wirken.
Textabbildung Bd. 262, S. 236Die Zähne von o fangen sich an einer
feststehenden Schneide, bis die Achse a in eine gewisse
Höhe gekommen ist. Istkein Strom in der Lampe, so senkt sich i und hebt h,
bis die Kohlen sich berühren. Der auftretende Strom senkt durch die Wirkung der
Hauptspirale den Kern s, dieser nimmt h mit nach unten, hebt dagegen i und bildet so den Lichtbogen. Bei zu groſs werdendem Lichtbogen bewirkt
der stärker werdende Zweigstrom in der Nebenspirale ein Heben des Kernes s und damit eine lediglich der Hebung des Kernes s und des Rahmens p
entsprechende Wiederannäherung der Kohlen an einander. Ist aber endlich durch s der Rahmen p so hoch
gehoben worden, daſs die Zähne des Rades o sich auſser
dem Bereiche der Schneide befinden, so kann sich o und
deshalb auch n drehen und jetzt kann, weil die
Zahnstange an h zu folgen vermag, der obere Träger i noch eine von der Stellung und Bewegung des Rahmens
p ganz unabhängige Bewegung der beiden Träger und
der Kohlen gegen einander veranlassen und dadurch die letzteren rascher einander
näher bringen.
Giraud und Née's elektrischer Gaszünder.
Nach dem Centralblatte für Elektrotechnik, 1886 * S. 111
hatten F. Giraud und E. Née auf der Arbeitsausstellung
in Paris einen Gaszünder ausgestellt, von welchem nebenstehend eine neuere Anordnung
dargestellt ist. An dem Körper des Gashahnes ist eine Stahlfeder f isolirt befestigt und am Küken ein Draht d, welcher beim Auf- und Zudrehen des Hahnes die Feder
f greift, eine Strecke weit mitschleppt und dann
losläſst. Der beim Loslassen entstehende Oeffnungsfunke entzündet das Gas. Als
Stromquelle dienen einige Leclanché-Elemente, in deren Stromkreis eine einfache
primäre Inductionsrolle mit Drahtbündel eingeschaltet ist. Der Contactmechanismus
ist in der Abbildung weiter unten angebracht. Während des Aufdrehens wird durch das
sichtbare kleine Röhrchen ein wenig Gas ausgelassen, welches, durch den
Inductionsfunken entzündet, in die Höhe steigt und die Hauptflamme entzündet. Eine
Rückleitung ist nicht erforderlich; der eine Pol der Batterie wird unmittelbar mit
der Gasleitung in Verbindung gesetzt.
Textabbildung Bd. 262, S. 237
Die beschriebene Einrichtung hat vor anderen Gaszündern (vgl. Uebersicht 1881 242 * 360. Naret 1884 254 228), welche mit Funkeninductoren arbeiten, den
Vorzug, daſs sie niedere Spannung und deshalb auch geringere Vorsicht bei der
Isolation erfordert.
Entzinnung von Weiſsblechabfällen auf elektrolytischem
Wege.
Nach dem Vorschlage von W. Beatson in Rotherham, Yorks
(Englisches Patent 1885 Nr. 11067) werden die Weiſsblechabfälle zerkleinert in eine
Drehtrommel gegeben, welche um eine eiserne Achse sich bewegt; der Mantel besteht
aus einem Gewebe von Eisendraht. Diese Trommel dreht sich langsam in einem Bade von
kaustischer Soda oder Potasche und Cyankali o. dgl. Das Bad wird bis nahe zum
Siedepunkte erhitzt und darauf ein elektrischer Strom hindurch geleitet, indem die
Trommel mit der Anode einer galvanischen Batterie oder einer Dynamomaschine
verbunden wird, während die Kathode an einer Platte befestigt ist, die zur Aufnahme
des niedergeschlagenen Zinnes dienen soll; die letztere wird zweckmäſsig in der Form
von sich langsam drehenden Walzen ausgeführt, welche gegen einander schleifen und
dadurch das Zinn in den festen, metallischen Zustand überführen. (Vgl. J. Smith 1885 258 328.)
Strahlschirme aus mit Nickel plattirtem Stahlblech für
Laternen u. dgl.
Die Strahlschirme der verschiedenen beim Eisenbahnbetriebe nöthigen Laternen, die
bisher meist aus versilbertem Kupferblech hergestellt wurden, sollten des theueren
Preises wegen bei der französischen Ost- und bei der Paris-Lyon-Mittelmeer- und
Orleansbahn durch solche aus einer Legirung von 70 Th. Kupfer, 20 Th. Nickel und 10
Th. Zink ersetzt werden. In Bezug auf das Rückstrahlungsvermögen kamen nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1886 S. 311
solche Schirme denen aus galvanisch vernickeltem Kupferbleche gleich. In Bezug
auf die Herstellungsweise und die Dauerhaftigkeit standen jedoch solche Schirme
denen aus versilbertem Kupferblech gegenüber zurück und Sartiaux von der französischen Nordbahn brachte deshalb in Vorschlag,
Strahlschirme aus mit Nickel plattirtem Stahlblech von der Société de laminage du Nickel in Paris herzustellen. Diese Bleche, welche
durch Zusammenschweiſsen von Nickel- und Stahlblech unter dem Dampfhammer oder im
Walzwerke erhalten werden, lassen sich leicht in die verschiedenen Formen der
Strahlschirme bringen und zeigen eine groſse Dauerhaftigkeit der Politur.
Photometrische Messungen ergaben, daſs während versilberte Kupferschirme nach einer
Jahresbenutzung etwa 20 Proc. Nickel plattirte Schirme nur 10 Proc. an
Rückstrahlungsvermögen verloren hatten. In Betreff des billigeren Preises der
letzteren Schirme gibt nachstehende Tabelle Aufschluſs. Es kostet ein
Strahlschirm:
In versilbertenKupfer
In Neusilberoder galvanischvernickeltem
Kupfer
In NickelplattirtenStahlblech
Für
Locomotivkopflaternen
10,20 M.
7,20 M.
5,60 M.
„
kleinere Erdöllaternen
6,60
5,60
4,00
„
Zugführerlaternen
0,60
0,44
0,32
W. Fox's Radreifen mit seitlichen Vorsprüngen für
Fuhrwerke.
Zur Verhinderung des Eintretens der Radreifen von Fuhrwerken in die Schienenrillen
der Straſsenbahngeleise, aus welchen dieselben oft schwer und meist mit Beschädigung
von Schiene oder Rad herauszubringen sind, empfiehlt Will.
Fox in Leeds (* D. R. P. Kl. 63 Nr. 36 936 vom 30. März 1886) die Radreifen
mit seitlichen Vorsprüngen zu versehen. Die einfachste Art der Herstellung eines
solchen Reifens ist das wellenförmige Ausbiegen eines gewöhnlichen flachen
Reifens.
Shoults' Entwässerungs- und Kanalröhrenschützer gegen
Ratten.
Um Ratten u. dgl. den Zugang in Entwässerungs- und Kanalröhren zu erwehren (vgl. Weiner 1885 257 233), bringt
A. L. Shoults in Bloomingburg nach seinem
nordamerikanischen Patente Nr. 344141 an den Enden aus einander gespreizte Drahtbündel in Vorschlag, welche in die Röhren
eingelegt werden. Die aus einander stehenden Drähte der Bündel sind in der Mitte
durch Löthung zusammen gehalten und die Enden auf einer Seite rechtwinkelig
umgebogen, um sich damit zwischen die Verbindungsstellen der Rohre einlegen zu
können. Die Drahtbündel, welche der Flüssigkeit Durchgang gestatten und mit ihren
Enden sich federnd dicht an die Rohrwandung anlegen, werden durch die umgebogenen
Enden festgehalten.
Verzierung von Glas mittels Glimmer.
In Frankreich benutzt man neuerdings den Glimmer zur
Verzierung von Glaswaaren. Das an der Glaspfeife sitzende Kölbchen wird auf dem
Marbelsteine oder einer Guisplatte über das ausgestreute Glimmerpulver gewälzt,
welches an dem heiſsen Glase fest haftet und durch das Aufwärmen sich noch mehr mit
dem Glase vereinigt. Man kann dann eine aufgeblasene Haube über das mit dem Glimmer
besetzte Kölbchen stülpen, oder das Kölbchen in den Glashafen eintauchen. Nach
diesen Vorarbeiten wird das Glimmerglas aufgeblasen und in der Form oder auf dem
Stuhle fertig gemacht. (Sprechsaal, 1886 S. 721.)
Herstellung poröser Thonwaaren mittels Naphtalin.
Eine Neuerung in der Herstellung poröser Thonwaaren besteht nach S. Stein in Bonn (vgl. D. R. P. Kl. 80 Nr. 23947 vom 1.
December 1882) darin, daſs man der Thonmasse, anstatt fein geriebene Korkabfälle o.
dgl., Naphtalin zusetzt. Man rührt das Naphtalin in Wasser ein, bis ein dicker Brei
entsteht, welchen man innig mit der Formmasse mischt. Dann werden die Stücke
geformt, getrocknet und in besonderen Gestellen in einer Heizkammer langsam, aber so
weit erhitzt, bis das Naphtalin ausgetrieben ist. Dasselbe wird aufgefangen und kann
von Neuem verwendet werden. Der Hauptvortheil des Naphtalins besteht darin, daſs
dasselbe keine Aschenrückstände hinterläſst, auch etwa im Inneren dicker Steine zurückgebliebenes
Naphtalin nicht nachtheilig auf die Porosität der Thonwaaren wirkt.
Verfahren zur Entfettung von Leder.
G. Held in Paris (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl.
28 vom 6. Juli 1886) hat ein Verfahren zur Entfettung von Leder ausgearbeitet,
welches ermöglicht, das Leder bei der Herstellung von Schuhen entsprechend schweifen
zu können. Es soll folgendermaſsen verfahren werden: Fettes Leder, gleichgültig
welcher Art und Herkunft, wird je nach seinem Fettgehalte längere oder kürzere Zeit
in Erdöl oder Benzin gelegt, wodurch der gröſste Theil des Fettes herausgelöst, ein
anderer Theil so dünnflüssig gemacht wird, daſs er leicht ausgezogen werden kann.
Das aus dem Bade kommende Leder wird mit Walkerde überzogen, welche bekanntlich die
Eigenschaft besitzt, Fette um so leichter aufzunehmen und festzuhalten, je
dünnflüssiger dieselben sind. Nachdem das Leder dann einige Tage mit der Walkerde in
Berührung gewesen ist, wird es gereinigt und ist nun zum Verkaufe fertig.
Dieses Entfettungsverfahren ermöglicht auch die Verwendung des entfetteten Leders zur
Erzeugung von Absätzen. Hat man mit dünnem, nicht sehr fettem Leder zu thun, so
verfertigt man daraus die Absätze und entfettet diese, wobei beträchtliche
Ersparungen an Material, Zeit und Arbeit erzielt werden. Ist das Leder hingegen dick
und sehr fett, so zerschneidet man dasselbe in Absatzflecke, entfettet diese und
macht dann die Absätze daraus. Das Leder wird auf diese Weise genügend entfettet, um
die demselben gegebene Schweifung durch längere Zeit beizubehalten.
Trennung thierischer Fasern von Pflanzenfasern mittels
Fluorwasserstoffsäure.
Die Trennung der Wolle von beigemengten pflanzlichen Stoffen wird seither entweder
durch Maschinen, wie beim Entkletten, oder durch Carbonisation, wie bei der
Wiedergewinnung von Seide- oder Wollbeimengungen, oder durch Anwendung von Salzsäure
oder Schwefelsäure in beiden angeführten Fällen bewerkstelligt. Sowohl
Carbonisation, wie Säuren greifen die thierische Faser aber bis zu einem gewissen
Grade an, theils durch die beim Carbonisiren nothwendige hohe Temperatur, theils
durch die übrigen chemischen Behandlungen, denen die Fasern unterzogen werden
müssen. Beide Verfahren sind auch nicht geeignet zur Wiedergewinnung der
beigemengten Seide aus Stoffen, in welchen die Seide mit Pflanzenfasern, wie
Baumwolle, Nessel u.s.w., vermischt ist.
A. Bielefeld in Paris (D. R. P. Kl. 29 Nr. 36784 vom 26.
Januar 1886) bedient sich zur Trennung der Flußsäure in
gasförmigem oder flüssigem Zustande. Die Säure, welche sehr stark Wasser entziehend
wirkt, carbonisirt die Pflanzenfasern, während sie in genügender Verdünnung die
thierische Faser in keiner Weise angreift. Bei Anwendung gasförmiger Säure bringt
man die vorher stark mit Wasser durchtränkten Gewebe in Kammern, welche aus einem
von Fluſssäure nicht angreifbaren Materiale hergestellt oder wenigstens damit
gefüttert sind, z.B. Bleiplatten. Die Säure stellt Bielefeld aus Kryolith und Schwefelsäure her und gewinnt dabei als
Nebenprodukt Alaun. Die gasförmige Fluſssäure löst sich
rasch in dem die Stoffe durchtränkenden Wasser und carbonisirt die Pflanzenfaser,
ohne die Thierfaser zu beschädigen. Es genügt gewöhnlich, die Säure eine Stunde
einwirken zu lassen; dann nimmt man die Stoffe aus der Kammer, wäscht sie mit Wasser
gut aus, trocknet sie rasch in einer Trockenkammer und behandelt sie in einer
Schlagmaschine zur Absonderung der nun in Staub zerfallenden Pflanzenfaser.
Bei Anwendung der Fluorwasserstoffsäure in flüssigem Zustande bedient man sich
hölzerner, mit Bleiplatten ausgeschlagener Kufen, gibt eine bestimmte Menge Wasser
hinein und zersetzt darin Fluſsspath bezieh. Kryolith mit der genau berechneten
Menge Schwefelsäure. Man bringt die Stoffe in dieses Bad, läſst sie 1 bis 2 Stunden
darin und hält die Temperatur auf 70°. Dann folgt starkes Ausspülen, Ausschleudern,
rasches Trocknen und Schlagen.
Das Verfahren eignet sich zum Entkletten roher, gewaschener oder gewebter Wolle, zum
Wiedergewinnen von Wolle oder Seide aus Stoffen oder Lumpen, oder zur Trennung von
thierischen Fasern, wie Haare, welche mit Pflanzenfasern untermengt sind.
Ueber das Verhalten des Krystallwassers beim Lösen von
Salzen.
Zur Entscheidung der Frage, ob in wässerigen Salzlösungen das Krystallwasser der
ursprünglichen festen Salze als solches vorhanden oder
ob es nicht von dem Lösungswasser unterschieden ist,
sucht W. W. J. Nicol (Scientific American Supplement,
1886 S. 8964) einen Beitrag durch den Hinweis auf die Neutralisationswärmen der
Alkalien und Erdalkalien zu liefern. Nach den Versuchen von Thomson liegen die Neutralisationswärmen der löslichen Salze der Alkalien
und Erdalkalien mit Schwefelsäure sehr nahe bei einander; der mittlere Werth beträgt
ungefähr 31150c. Die gleiche Erscheinung zeigt
sich bei der Neutralisation mit Salzsäure und Salpetersäure, wo die gebildete Wärme
im Mittel gleich 27640c ist. Im Allgemeinen kann
man also sagen, daſs die Oxyde der Alkalien und Erdalkalien gleich groſse
Neutralisationswärmen besitzen. Die so gebildeten Salze sind im festen Zustande
theilweise wasserfrei, theilweise enthalten sie bis zu 10 Mol. (Na2SO4 + 10 H2O) Krystallwasser. Nicol schlieſst aus diesen Thatsachen, daſs das Krystallwasser nicht als
solches in der Lösung vorhanden ist, da man sonst die Gleichheit der Bildungswärmen
auf einen Zufall zurückführen müsse.
Ueber die Phosphorescenz des Schwefelcalciums.
A. Verneuil beschreibt in den Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 600 ein Verfahren zur Herstellung von
Schwefelcalcium mit violetter Phosphorescenz. 20g
fein gepulverter, gebrannter Muschelkalk werden mit 6g Stangenschwefel und 2g Stärke gut
gemischt, dann nach und nach 8cc einer Lösung von
0g,5 basisch salpetersauerem Wismuthoxyd in
100cc mit einigen Tropfen Salzsäure
angesäuertem Alkohol hinzugefügt. Nachdem der Alkohol verdunstet ist, wird die Masse
in einem bedeckten Tiegel 20 Minuten auf helle Kirschrothglut erhitzt. Man läſst sie
darauf erkalten, pulverisirt und calcinirt noch einmal ¼ Stunde bei der gleichen
Temperatur. Ist der Prozeſs des Glühens richtig geführt, so erhält man die Substanz
in kleinen, leicht zerdrückbaren Körnern.
Verneuil hat auch Versuche mit anderen Schwefelmetallen
angestellt und gefunden, daſs Antimon, Kadmium, Quecksilber, Zinn, Kupfer, Platin,
Uran Zink, Molybdän keinen wesentlichen Einfluſs auf die Stärke der Phosphorescenz
ausüben, sondern nur die Farbe von grüngelb bis grünblau verändern. Durch die
Schwefelverbindungen von Kobalt, Nickel, Eisen und Silber wird dieselbe stark
heruntergedrückt; Braunstein dagegen erzeugt eine schön orange Farbe. Auch die Menge
der Metallsalze ist zu berücksichtigen; fügt man zu einer Mischung von 100g Kalk, 30g
Schwefel und 10g Stärke 0g,035 Bleiacetat in alkoholischer Lösung, so
erhält man eine starke grüngelbe Phosphorescenz; bei einem Gehalte von 0g,4 Bleiacetat geht dieselbe in weiſsgelb über und
wird wesentlich schwächer; bei 1g,60 verstärkt
sich die gelbe Farbe, bis sie bei Anwendung von 3g,5 orange wird und bei noch gröſseren Mengen von Acetat vollständig
verschwindet.
Absolut reines Schwefelcalcium besitzt keine
bemerkenswerthe Phosphorescenz; dieselbe kann jedoch schon durch kleine Mengen von
Silicium, Magnesia, Phosphaten oder Alkalien hervorgerufen werden.
100 Th. Strontiumcarbonat, 30 Th. Schwefel und 5 Th. arsenige Säure geben eine
lebhafte, blaugrüne Phosphorescenz, wenn das Strontiumcarbonat aus Chlorstrontium
und Ammoniumcarbonat erzeugt ist; war es dagegen aus Chlorstrontium und
Natriumbicarbonat hergestellt, so ändert sich die Farbe in gelbgrün durch die darin
noch enthaltenen Spuren (schon bei Gegenwart von 0,002) von doppelt kohlensaurem
Natrium.