Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 428 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
G. Booth's Stoſsmaschine.
An einer schweren Stoſsmaschine von G. Booth und Comp.
in Halifax, deren Einrichtung bereits 1885 258 * 62
beschrieben wurde, ist neuerdings nach dem Engineer,
1886 Bd. 61 * S. 65 eine Einrichtung getroffen, durch welche die Hubverstellung von außen leicht zu erreichen ist. In
den radialen Führungsschlitz, der Kurbelscheibe ist durch den Ansatz des
Kurbelzapfens eine Schraubenspindel gesteckt, welche durch Vermittelung von
Winkelrädchen von einer durch die Kurbelachse geführten, in einen Vierkant
endigenden Spindel gedreht wird und dadurch die Verstellung des Kurbelzapfens gegen
das Mittel der Kurbelscheibe bewirkt. Nach der Einstellung wird der Kurbelzapfen
durch Anzug einer auſserhalb der Schleifkurbel befindlichen Mutter sichergestellt.
Auf der in Rede stehenden Maschine können Werkstücke von 1980mm Durchmesser und 740mm Höhe bearbeitet werden. Der Tisch hat 1070mm Durchmesser, bei 1010mm Längs- und
760mm Querverschiebung. Das Gewicht der ganzen
Maschine beträgt 10t.
Ueber die Zunahme der Geschwindigkeit des Windes mit der
Höhe.
Mit der Entfernung von der Erdoberfläche nimmt auch die Geschwindigkeit der
Luftströmungen zu, wie aus verschiedenen neuerdings gemachten Versuchen hervorgeht.
Fines in Perpignan beobachtete nach dem Bulletin d'Encouragement, 1886 S. 55 die Angaben von
Anemometern, welche 7, 18 und 31m über dem
Erdboden befestigt waren. Die Zunahme der Geschwindigkeit des Windes auf freiem
Felde und in Städten drückt sich durch folgende Zahlen aus, welche Mittelwerthe
darstellen:
In der Stadt
Auf freiem Felde
In der Stadt
Höhe
7m
7m
18m
31m
GeschwindigkeitDie hier erwähnten Windgeschwindigkeiten sind selbstverständlich nur
ganz mäſsige. Bekannt ist, daſs bei Sturm die Geschwindigkeit des
Windes in der Secunde bis zu 36m
wächst, also für 1 Minute 2km,16.
Man hat z.B. folgende Windgeschwindigkeiten in der Secunde
beobachtet: in Greenwich am 8. December 1872 zu 22m,2, in Aberdeen am 27. Januar
1879 (Einsturz der Tay-Brücke) zu 31m,7, in Wien im März 1881 zu 35m,6 (vgl. 1881 241 73) und am 10. December 1884 zu 36m (vgl. 1885 255 43).
1
1,23
1,63
1,61
Die groſsen Unregelmäſsigkeiten der Dachvorsprünge in den
Städten bedingen also eine nicht unwesentliche Verringerung der
Windgeschwindigkeit.
Aehnliche Versuche hat auch P. Dechevreus auf dem
Observatorium von Zi-Ka-Wei in China vorgenommen und gefunden, daſs ein Anemometer
in 41m Höhe vom Erdboden eine 17mal gröſsere
Geschwindigkeit anzeigte als ein gleiches Instrument in nur 11m Höhe.
Nach dem Génie civil, 1886 Bd. 9 S. 159 hat Douglas Archibald der British
Association seine Beobachtungen über den gleichen Gegenstand vorgelegt.
Danach läſst sich das Gesetz der Windgeschwindigkeitszunahme mit der Höhe ausdrücken
durch die Formel (V : v) =
(H : h)x, wo V und v die
Geschwindigkeit des Windes in den Höhen H und h und x ein veränderlicher
Exponent ist. Versuche, welche gruppenweise mittels an Papierdrachen befestigter
Anemometer vorgenommen wurden, lieferten folgende Ergebnisse:
Nr.der Gruppe
Zahl derBeob-achtungen
Höhe desoberenAnemometers
Höhe desunterenAnemometers
MinutlicheWindgeschwindigkeit
MittlererWerth x
oben
unten
1
7
75m
13m
491m
357m
0,372
2
3
97
39
679
510
0,307
3
8
123
54
518
421
0,275
4
5
167
76
640
538
0,237
5
9
241
146
666
596
0,250
6
10
333
233
680
637
0,194
Diese Zahlen beweisen ebenso die Zunahme der
Windgeschwindigkeit mit der Höhe, ausgenommen die Gruppe 5, wo der Werth von x beeinfluſst wurde durch die Einführung des
auſsergewöhnlichen Werthes 0,576, entsprechend einer gleich ungewöhnlichen
Verminderung der Geschwindigkeit, welche 240m in
der Minute nicht überschritt. Dieses Gesetz der Geschwindigkeitszunahme erscheint
nachgewiesen bis zu einer Höhe von 550m über dem
Meeresspiegel, indem der Beobachtungsort 157m über
dem Meeresspiegel lag und bei einem Versuche der Gruppe 6 der Drachen 393m hoch gestiegen war.
E. Pabst's Mischhahn.
Ein einfaches Mittel, um aus Vorrathsbehältern für Milch dieselbe bis auf den Grund
stets in gleicher Güte abzulassen, bringt E. Pabst in
Hannover (* D. R. P. Kl. 45 Nr. 35907 vom 16. December 1885) in Vorschlag. Es ist
bekannt, daſs bei Milchgefäſsen, wenn dieselben durch einen gewöhnlichen Bodenhahn
abgelassen werden, wegen des stattfindenden Rahmens zuerst ganz magere und zuletzt
fette Milch oder Rahm durch den Hahn ausläuft. Zur Verhinderung dieses Uebelstandes
läſst man den Ablaſshahn nicht mehr frei am Boden des Gefäſses münden, sondern in
ein senkrecht in letzterem aufsteigendes Rohr, das den verschiedenen
Flüssigkeitsschichten entsprechend in seiner Wandung Oeffnungen besitzt. Durch diese
gelangt also beim Oeffnen des Ablaſshahnes aus den verschieden guten Schichten die
Milch gleichzeitig zum Abflüsse.
Siemens und Halske's Regulator für elektrische
Beleuchtung.
Bei Beleuchtung von den Masten der Kriegsschiffe, sowie
im Felde von den dem feindlichen Feuer ausgesetzten
Stellen aus wird es wünschenswerth, die elektrische Lampe nicht nur als
selbstthätigen Regulator zu benutzen, sondern sie auch aus gröſserer Entfernung im
Falle des Versagens bedienen zu können, da dieser Gefahr Regulatoren namentlich bei
Stöſsen niemals gänzlich entzogen werden können. Dazu wenden Siemens und Halske in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35818 vom 4. Oktober
1885) zur Regulirung des Kohlenabstandes einen Elektromotor an und ordnen zwei von einander unabhängige Windungen für den
Haupt- und Nebenschluſsstrom sowohl auf den Anker des Motors, wie auf den
Feldmagneten dieses Motors an zu dem Zwecke, die Lampe: 1) als Handregulator, 2) als
selbstthätige Lampe und 3) als von gröſserer Entfernung aus stellbaren
Lichtregulator benutzen zu können.
Um die Lampe als Handregulator benutzen zu können, ist es nur nothwendig, mittels
eines Umschalters die Regulirvorrichtung auszuschalten und die Einstellung kann dann
von Hand aus mittels Kurbel und Schraube geschehen. Wird dagegen der gesammte
Elektromotor mit Haupt- sowie Nebenschluſsstromkreisen eingeschaltet, so arbeitet
die Lampe selbstständig als Regulator in der im Eingange erwähnten Weise. Soll
endlich die Lampe aus gröſserer Entfernung bedient werden, so wird durch einen
geeigneten mechanischen oder elektrischen Mechanismus entweder der Hauptstromkreis
des Elektromotors allein, oder aber der Nebenschluſsstromkreis allein eingeschaltet,
wobei in einem Falle
durch rechtsläufige Drehung des Ankers die Kohlenspitzen von einander entfernt, im
zweiten Falle dagegen durch linksläufige Drehung einander genähert werden.
Hartmann und Braun's Sprechtelephon.
Textabbildung Bd. 262, S. 430In ihrem Sprechtelephon wollen Hartmann und
Braun in Bockenheim-Frankfürt a. M. (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35995 vom 15.
December 1885) eine erhöhte Wirkung durch die Anwendung von einem oder zwei Paar
Hufeisenmagneten hervorbringen, wobei die Pole jedes Magnetes zu verschiedenen
Seiten der schwingenden Platte P liegen und auf der
einen Seite derselben die Spulen m, auf der anderen
kräftige Polschuhe A1
und A2 aus weichem
Eisen tragen.
Bei Ausführung dieses Telephons nach der Textfigur ist bloſs
ein Paar Magnete N1
S1 und N2
S2 vorhanden, deren
entgegengesetzte Pole neben einander liegen. Werden zwei Paar Magnete angewendet, so
sind von den vier an einander liegenden Polen die benachbarten entgegengesetzt, die
gegenüber liegenden gleichnamig. Der Abstand der Spulen von der Platte P wird mittels je eines von dem einen Magnetschenkel
zum anderen reichenden Gewindebolzens K1, K2 mit Muttern regulirt.
Ueber elektrische Erdströme.
J. J. Landerer macht in den Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 489 Mittheilungen über Erdströme, welche
er in einem Telegraphendrahte beobachtete, während er gleichzeitig die Schwankungen
des elektrischen Potentials in der Umgebung des Telegraphendrahtes mit einem
Elektrometer messend verfolgte. Trotz starker Potentialdifferenzen in der umgebenden
Luft, beim Vorbeiziehen oder Entstehen und Verschwinden von Wolken, konnte Verfasser
keine regelmäſsigen Schwankungen der Erdströme nachweisen und, da auch das Telephon
keine fühlbaren Wirkungen erkennen lieſs, glaubte Landerer schlieſsen zu dürfen, daſs die oft sehr beträchtlichen Erdströme
sich nicht von inducirten Strömen herleiten lassen, die
im Inneren des Erdbodens unter dem Einflüsse eines darüber befindlichen Inductors
entstehen. Ueberdies kann sich Verfasser nicht vorstellen, wie ein immerwährender
inducirender Strom von so auſserordentlicher Wirkungsfähigkeit in den höchsten
Schichten der Atmosphäre kreisen sollte. Der starke Erdstrom, welcher nach seiner
Meinung auf unserem ganzen Weltkörper die Magnetnadel beherrscht, ist demzufolge
kein Inductionsstrom, sondern er entsteht, der von Landerer früher aus einander gesetzten Theorie gemäſs, aus den
Unterschieden der negativen elektrischen Potentiale, wie solche durch die Winde
erzeugt werden.
Sehr lehrreich wäre es, an verschiedenen Orten in je zwei senkrechten Richtungen die
Erdströme zu beobachten, daraus die Gröſse und Richtung des jeweiligen resultirenden
Erdstromes zu berechnen und an Hand von gröſserem Beobachtungsmaterial zu
untersuchen, ob wirklich Erdströme in der Aequatorialrichtung in so bedeutendem
Grade vorherrschen und Beständigkeit zeigen, daſs daraus der Erdmagnetismus, seine
Stärke und Richtung, sowie seine regelmäſsigen Schwankungen erklärt werden
könnten.
W. Galloway's Sicherheitspfropfen für Bohrlöcher.
Der von Will. Galloway in Cardiff (* D. R. P. Kl. 5 Nr.
36847 vom 3. März 1886) angegebene Sicherheitspfropfen hat den Zweck, die Gefahr der
Entzündung von schlagenden Wettern oder Kohlenstaub durch die Schuſsflamme beim Wegthun von
Sprenglöchern wesentlich zu vermindern. Nachdem die Patrone nebst Zündschnur mit
wasserdichtem Ueberzuge in das Bohrloch eingebracht ist, soll zunächst ein mit
Flüssigkeit getränkter Besatz und erst auf diesen der übliche Lettenbesatz
eingebracht, oder auch die Patrone allseitig mit dem getränkten Besätze umgeben und
das Sprengloch dann in üblicher Weise besetzt werden. Der feste Bestandtheil des
Sicherheitspfropfens kann ein faseriges, poröses oder schwammiges Material sein,
welches mit Wasser, einer Salzlösung, einer gelatineartigen Flüssigkeit oder einer
halbflüssigen Masse getränkt wird.
Beim Wegthun derart besetzter Löcher wird die Flüssigkeit des Sicherheitspfropfens
durch den Druck der Explosionsgase fein zerstäubt und hierdurch eine Uebertragung
der Schuſsflamme auf etwa in den Grubenräumen vorhandene Schlagwetter oder auf
Kohlenstaub durch Abkühlung der Explosionsgase und Mischung der umgebenden
Grubenluft mit der zerstäubten Flüssigkeit wesentlich erschwert.
Einfluſs eines Zuckerzusatzes auf die Festigkeit von
Cement.
In Glaser's Annalen, 1886
Bd. 19 S. 187 ist eine Mittheilung von Th. Hankey
wiedergegeben, wonach ein Gemenge von Zucker und Kalk beim Vermischen mit Wasser
einen stark bindenden Cementmörtel von bedeutender Festigkeit liefern soll. Wenn man
gleiche Theile fein gepulverten gewöhnlichen Kalkes und braunen Zuckers mit Wasser
mischt, so erhält man einen guten Mörtel zur Verbindung von Steinen und selbst von
Glas. Hierbei muſs sorgfältig auf gehörige Mischung geachtet werden, da sonst
verbleibende Kalktheilchen treiben. Versuche sollen ergeben haben, daſs die
Festigkeit dieses Mörtels dem Portlandcement gleich kommt und daſs man Cement durch
geringe Zusätze von Zucker verbessern kann.
Nach Angabe von R. Cornish ist es in Indien seit langen
Zeiten gebräuchlich, dem Kalkmörtel ungereinigten Zucker zuzusetzen. Im letzten
Theile des vergangenen Jahrhunderts wurde eine Befestigungsmauer für die neue
Ansiedlung in Madras erbaut, welche bis zum J. 1859 stand und deren Abbruch sich als
auſserordentlich schwierig erwies, weil es fast unmöglich war, den Mörtel von den
Steinen zu lösen. Später wurden die Vorschriften für die Erbauung der Mauer
ermittelt und es fand sich darin die Anordnung, daſs der Mörtel aus Muschelkalk und
Sand einen bestimmten Zusatz von ungereinigtem Zuckersaft erhalten hatte. Auch wird
berichtet, daſs die berühmten polirten Chunam-Mauern in Madras aus einem Cemente mit
Zuckerzusatz hergestellt sind. Ein anderer Schriftsteller erwähnt den Gebrauch von
Goor, einer Art Rohzucker, als Zusatz zum Mörtel in Indien und gibt an, daſs
Mauerwerk, welches mit derartigem Mörtel hergestellt ist, fast nur durch Sprengen
zerstört werden kann.
Zusammensetzung eines sogen. Biskuit-Honigs.
Ein unter dem Namen „Beschuithonig“ aus Holland eingehendes Kunstproduct hat
sich bei der Untersuchung durch Prof. Finkener nach den
Mittheilungen aus den kgl. technischen
Versuchsanstalten, Berlin 1886 S. 142 im Wesentlichen als ein Gemenge von
Rohrzuckersyrup mit Oleomargarin herausgestellt. Die Analyse ergab in
Hunderttheilen: 30 Oleomargarin, 29 Rohrzucker, 4 Traubenzucker (wasserfrei), 7
Dextrin, 0,5 Sand und Holztheilchen, 29 Wasser, 0,5 kohlensaures Natron.
Prüfung von japanesischem Pfefferminzöl.
Bei der Untersuchung von Pfefferminzöl kommt es sehr darauf an, entscheiden zu
können, aus welchem Lande das Oel stammt, da für Pfefferminzöl verschiedener
Herkunft auch sehr verschiedene Preise bezahlt werden. B. C
Niederstadt theilt im Repertorium der analytischen
Chemie* 1886 S. 575 seine Beobachtungen über die Eigenschaften des
japanesischen Pfefferminzöles mit.
Das japanesische Oel hat ein specifisches Gewicht von 0,960 bis 0,961 bei 15°, ist
von schwach gelblicher Farbe, neutral, klar, ohne Absatz, Geruch durchdringend nach
Pfefferminze, Geschmack gewürzhaft brennend, löst sich in 1 bis 2 Th. Alkohol von
0,85 sp. G. Gegen Jod ist es indifferent. Während das englische Oel (50 Tropfen) mit
1 Th. Salpetersäure von 1,2 sp. G. versetzt, eine charakteristisch blauviolette
Färbung gibt, welche lange Zeit bleibt, tritt dieselbe bei japanischen
Pfefferminzölsorten nicht deutlich auf, vielmehr gibt das Oel eine stärkere
tiefgelbe Färbung, wenn es auf gleiche Art behandelt wird. Die Drehung des Oeles
beträgt im Soleil Ventzke'schen Apparate – 105° bis –
106°. Einen Zusatz von Alkohol oder Glycerin enthält das Oel nicht. Auch wurde mit
Hilfe der Heppe'schen Nitroprussidkupfer-Reaction (Chemisch-technischer Centralanzeiger, 1884 Nr. 7) die
Abwesenheit von Terpentinöl dargethan. (Vgl. Trimble
1886 260 480.)
Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes der organischen Substanz im
Wasser.
A. Herzfeld (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1886 S. 2618) hat gefunden, daſs die von Degener bezieh. Maercker
(Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie, 1882 S. 62 und Beilage
zum Augustheft 1884) angegebene Methode zur Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes der
organischen Substanz im Wasser dann zu hohe Werthe liefert, wenn das Wasser
Chlorverbindungen enthält, insofern das Gemisch von Schwefelsäure und Kaliumchromat
aus den Chlormetallen das Chlor frei macht, welches dann mit der Kohlensäure
entweicht und im Kaliapparate absorbirt und mit gewogen wird. Auch bei Anwendung von
Chromsäure allein konnte Herzfeld beobachten, daſs
wenigstens ein Theil des Chlores frei gemacht wird. Es ist einleuchtend, daſs bei
Wässern, welche viel Chlorverbindungen enthalten, wie z.B. die Abwässer vom
Knochenkohlenhause der Rohzuckerfabriken, die nach den erwähnten Verfahren
enthaltenen Versuchszahlen vollständig werthlos sein können. Man beugt diesem
Uebelstande nun dadurch vor, daſs man in das zum Trocknen der Kohlensäure dienende,
vor dem Kaliapparate angeordnete Chlorcalciumrohr eine Schicht gepulvertes Antimon
in der Art einfügt, daſs das Metall nach beiden Seiten hin durch
Chlorcalciumschichten geschützt ist. Auf diese Weise wird mit ausgetriebenes Chlor
vom Antimon zurückgehalten und gleichzeitig verhindert, daſs gebildetes
Antimontrichlorid aus der Luft Wasser anziehen und Salzsäure abgeben kann. Diese
Verbesserung erfüllt ihren Zweck vollkommen, wenn nicht zu rasch gearbeitet wird und
stets genügend frisches Antimon vorhanden ist. Es empfiehlt sich, das Metall zuerst
anzuätzen und dann zu trocknen.
Darstellung von Kalium-Magnesiumcarbonat.
G. Borsche und F. Brünjes
in Leopoldshall-Staſsfurt (D. R. P. Kl. 75 Nr. 37060 vom 5. Juli 1885) empfehlen
eine neue Methode zur Darstellung von kohlensaurem Kali aus Chlorkalium oder
schwefelsaurem Kali. In die Lösung irgend eines Magnesiumsalzes oder auch in Wasser
vertheilte Magnesia, kohlensaurer Magnesia oder deren Hydrate wird Ammoniak und
Kohlensäure oder kohlensaures Ammoniak eingeleitet, worauf sich nach einiger Zeit
sämmtliche Magnesia in Form eines Magnesium-Ammoniumdoppelsalzes (MgCO3, NH4HCO3 + 4aq) ausscheidet. Dieses Doppelsalz wird mit
etwas mehr als der äquivalenten Menge Chlorkalium oder schwefelsaures Kali und mit
soviel Wasser versetzt, um diese Salze in Lösung zu bringen. Zur Beschleunigung der
Umsetzung kann in die Mischung auch noch Kohlensäure und Ammoniak oder kohlensaures
Ammoniak eingeleitet werden. Es findet dann Ausscheidung von triklinen Krystallen
eines Doppelsalzes von Magnesium-Kaliumcarbonat von folgender Zusammensetzung statt:
2MgCO3 + KHCO3 +
8aq, während Salmiak oder schwefelsaures Ammoniak mit dem etwa vorhandenen
überschüssigen Kalisalze in der Mutterlauge sich befindet. Das
Kalium-Magnesiumdoppelsalz, welches in der Salzlösung aus der es abgeschieden wurde,
sehr schwer löslich ist, wird von derselben getrennt und durch Digeriren mit einer
beliebigen, aber nicht zu kleinen Menge kalten oder warmen Wassers in der Weise
zerlegt, daſs kohlensaures Kali in Lösung geht, während kohlensaure Magnesia
zurückbleibt, die man wieder in den Prozeſs einführt. Statt des
Ammonium-Magnesiumcarbonates kann auch das Doppelsalz Ammonium-Zinkcarbonat zur
Umwandlung von Chlorkalium oder schwefelsaurem Kali benutzt werden.
Die beiden besprochenen Umwandlungsweisen kann man dadurch vereinigen, daſs man z.B.
in eine Lösung von Carnallit oder in eine Lösung von Kalium-Magnesiumsulfat u. dgl.
zuerst kohlensaures Ammoniak und Kohlensäure einleitet, nach einiger Zeit
Chlorkalium hinzufügt und wiederum Kohlensäure zuführt. Man erhält dann ebenfalls
Krystalle des triklinischen Systemes, welche aus Kalium-Magnesiumcarbonat
bestehen.