Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 207 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Post- und Telegraphen-Verkehr in Deutschland 1885.
Der Flächeninhalt Deutschlands umfaſst 539465,33qkm
(ohne die Wasserflache) mit 46840906 Einwohnern (nach dem vorläufigen Ergebniſs der
Zählung vom 1. December 1885) oder mit 87 Einwohnern auf 1qkm. (Siehe Weltbriefverkehr 1884, vgl. 1886 259 100.)
A) Postwesen.
Ende 1885
Postanstalten
17452
Eine Postanstalt entfallt auf
qkm
30,9
„ „ „ „
Einwohner
2684
Postbriefkasten
69232
Posthaltereien
1726
Postpferde
13324
Postwagen und -Schlitten (einschlieſslich der
Bahn- postwagen)
16035
Es wurden befördert im J. 1885:
Stück
Gesammtzahl der beförderten Sendungen
2034594710
nämlich:
Briefsendungen
1858241343
und zwar:
Briefe
815689030
Postkarten
243871890
Drucksachen und Geschäftspapiere
224382090
Waarenproben
19117350
Zeitungsnummern
524473250
Auſsergewöhnliche Zeitungsbeilagen
30707733
Packet- und Geldsendungen
176353367
und zwar:
Packete ohne Werthangabe
92743870
Packete mit „
4975760
Briefe „ „
8578660
Postanweisungen
61453065
Postauftragsbriefe
4793012
Postnachnahmebriefe
3309000
Gesammter Werthbetrag der Geldsendungen. M.
18296431587
und zwar:
Packete mit Werthangabe
4611610150
Briefe „ „
9537088310
Postanweisungen
3635715470
Postauftragsbriefe
436491657
Postnachnahme-Briefe und Packete
75526000
B) Telegraphenwesen.
Ende 1885
Lange der Telegraphen-Linien
km
82991,14
„ „ „ Leitungen
„
296909,51
Telegraphenanstalten
13413
Apparate
19355
Zahl der im J. 1885 beförderten Telegramme
19141225
und zwar:
innerhalb Deutschlands
13622250
nach dem Auslande
2262330
aus dem Auslande
2541617
im Durchgange durch Deutschland
705028
Ende 1885 umfaſste das Gesammtpersonal für Post und Telegraphie 93845 Personen,
nämlich 33644 Beamte, 53461 Unterbeamte, 1356 Posthalter, 5384 Postillone.
Im Etatsjahre 1885/86 beliefen sich (gemeinschaftlich für Post und Telegraphie):
die Einnahmen auf
193607130
M.
die Ausgaben „
168976045
–––––––––––––
sonach der Ueberschuſs auf
24631085
M.
Bewegliches Gerüst für den Bau und die Ausbesserung von
Fabrikschornsteinen.
Brown und Porter in Leith Chambers, Moorfields bei
Liverpool, haben nach dem Engineer. 1885 Bd. 60 * S.
131 bei dem Baue eines groſsen Schornsteines der Liver
Alkali Company ein bewegliches Gerüst verwendet, welches wie das von Broussas angegebene (vgl. 1884 252 * 181) auf dem Festklemmen zweier Rahmen um den Schornstein beruht.
Zwei starke Holzbalken werden quer an zwei gegenüber liegenden Seiten des
Schornsteines gelegt und durch Schraubenbolzen mit einander verbunden und fest gegen
den Schornstein gepreſst. An diesen Balken hängen mittels je zwei Ketten zwei andere
Balken, welche in gleicher Weise wie die oberen festgestellt werden können. Diese
Balken sind aber mit den oberen noch durch zwei lange Schrauben von 50mm Durchmesser verbunden. Die unteren Balken
tragen die Laufbretter für die Arbeiter und die Winden zum Aufziehen des Materials.
Soll das Gerüst aufwärts gerückt werden, so werden die unteren Querschrauben etwas
gelöst, so daſs das eigentliche Arbeitsgerüst nur noch an den oberen Balken hängt
und mittels der beiden lothrechten Schrauben aufwärts gezogen werden kann. Ist dies
geschehen, so werden die unteren Balken durch ihre Querschrauben wieder am
Schornsteine festgeklemmt und dann die oberen Balken mittels der lothrechten
Schrauben gehoben, worauf wieder das Festklemmen erfolgt.
Ueber die Beseitigung des Schnees in Städten.
Ueber die Kosten für die Schneeabfuhr früherer Jahre in der Stadt Paris gegen das in
neuerer Zeit daselbst eingeführte Schneeschmelzen durch
Salz bringen die Annales industrielles, 1886
Bd. 2 S. 677 folgende Angaben: Die Schneeabfuhr des Winters 1879/80 kostete rund
2400000 M., d. i. für lern Höhe der Schneedecke 48000 M. Das Schmelzen mit Kochsalz
hingegen kostete im Winter 1885/86 für lern hohe Schneedecke 16000 M., so daſs die
Ersparniſs 66 Proc. beträgt. Angenommen, daſs eine Schneeschicht von 0qm,83 Fläche und 1cm Höhe 1k wiege und zum Schmelzen
derselben 20g Salz gebraucht werden, so kommt das
Schmelzen von 1k Schnee auf 0,05 Pf. zu stehen,
sofern 1t Salz mit 24,80 M. in Rechnung gesetzt
wird.
Dagegen stellen sich die Kosten des in Anregung gebrachten Schneeschmelzens mittels Dampf erheblich höher. Vorausgesetzt, 1k Schnee von – 5° brauche 82c, 1k Kohle
schmelze 7500 : 82 = 91k Schnee und der
Wirkungsgrad betrage nur 20 Proc., so schmilzt 1k
Kohle nur 0,20 × 91 = 18k,2 Schnee. Kostet in
Paris 1k Steinkohle 2,8 Pf., so erfordert das
Schmelzen von 1k Schnee 2,8 : 18,2 = 0,15 Pf.
Salzstreuung darf allerdings nur auf gepflasterten und asphaltirten Straſsen
angewendet werden; auf Schotterung wirkt dieselbe zerstörend.
Gilbert's Fuſstritt für Telegraphen- und Signalsäulen.
Textabbildung Bd. 263, S. 209 Der beistehend veranschaulichte, von A. E.
Gilbert, dem Telegraphen-Vorstände der Highland Railway in Inverness,
angegebene, an Telegraphen- und Signalsäulen anzubringende Fuſstritt kann aus
schmiedbarem Guſseisen hergestellt oder auch aus Eisen- oder Stahlblech f ausgeschnitten werden. Zwei Ohren sind seitwärts
abgebogen, durch welche die Nägel in die Säule eingeschlagen werden. Die am unteren
Ende befindliche Spitze wird in die Säule eingetrieben; eine zweite abgerundete
Spitze am oberen Ende soll das Abrutschen des Fuſses verhüten. Selbst wenn dieser
Tritt aus Guſseisen gemacht wird, ist derselbe nach Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 522 noch sehr leicht.
Swinburne's Versuche an Secundärbatterien mit Bleifäden
u.s.w.
Am 2. December 1886 hat James Swinburne in der Sitzung
der Society of Telegraph Engineers and Electricians
über verschiedene von ihm angestellte Versuche mit Secundärbatterien berichtet. Nach
Engineering, 1886 Bd. 42 S. 599 begann er seine
Versuche mit Secundärbatterien mit Bleifäden, weil er auf diese Weise eine groſse
Bleifläche erlangen wollte. Die Bleifäden wurden in der Fabrik von Norman Cookson in Newcastle so hergestellt, daſs das
geschmolzene Blei in eine erwärmte Röhre gegossen wurde, welche in eine
„Brause“ endete; indem dann das Blei aus den Löchern der Brause ausfloſs,
erstarrte es in haarfeinen Fäden, so daſs eine Masse davon einige Aehnlichkeit mit
Moos besitzt. Der Preis der Fäden übersteigt den des Kaufbleies nur um 2 M. für die
Tonne. Die Platten der Secundärbatterien bestanden aus einer Art von Käfig aus
Bleitafeln, welcher mit den Fäden ausgestopft war, die Verbindungen wurden durch
Schmelzung hergestellt und ohne Loth.
Swinburne meint, daſs die Verwendung der Bleifäden in
diesen Zellen zu einer störenden örtlichen Wirkung Anlaſs gibt. Wenn bei
elektrischer Verbindung von Blei und Bleisuperoxyd ein Theil der Bleifläche der
Säure ausgesetzt wird, so wird dieser Theil angegriffen und die sich bildende Haut
von schwefelsaurem Blei schützt die Oberfläche gegen weitere Angriffe. Das Blei ist
dann an einigen Stellen in Berührung mit Superoxyd, an anderen mit schwefelsaurem
Blei, wird aber nirgends von der Säure berührt. Wird dann die Zelle weiter geladen,
so oxydirt sich das schwefelsaure Blei zu Superoxyd, so daſs die Platte wieder nur
aus Blei und Bleisuperoxyd besteht. Das Superoxyd nimmt nun weniger Raum ein als das
schwefelsaure Blei, woraus es sich bildete; deshalb wird wieder ein kleiner Theil
der Platte der Säure ausgesetzt, aber sofort mit einer Superoxydhaut bedeckt. So
wird die ganze Oberfläche der Platte geschützt. Die geringste Bewegung scheint einen
Theil der Bleifläche der Säure auszusetzen.
Zuerst wurde verdünnte Schwefelsäure benutzt; andere Lösungen wurden versucht, aber
ohne bemerkenswerthen Erfolg. Für die beste der bei Formirung der Platten versuchten
Lösungen hält Swinburne eine Mischung aus verdünnter
Schwefelsäure und Essigsäure; die letztere kann leicht als Dampf ausgetrieben
werden.
Silber, Kohle und andere Stoffe wurden an Stelle der Bleisuperoxydplatte in
verschiedenen Lösungen versucht. Silber verhielt sich ganz ähnlich wie Blei, wird
aber nicht so leicht von der Schwefelsäure angegriffen. Das Bleisuperoxyd haftet gut
am Silber und, obgleich Swinburne das Silber für zu
theuer für den allgemeinen Gebrauch halt, meint er doch, es könne zu den
Verbindungen gebraucht werden, weil es nicht angegriffen wird. Kohlenplatten
erwiesen sich als nachgebend und erweichend in Berührung mit dem Superoxyd.
Swinburne versuchte harte Superoxydplatten, die aus
einem Teige von Bleiglätte und kaustischer Soda hergestellt waren, indem er den Teig
an einer Bleiplatte anbrachte und so zur Anode in einer Lösung von kaustischer Soda
machte. Wenn die ganze Glätte oxydirt war, wurde die Bleiplatte entfernt. Das entstehende
Superoxyd war sehr hart und schien ganz undurchdringlich. Wenn ein Stück davon auf
einer Platte in einer Zelle benutzt und die Zelle entladen wurde, so floſs es auf
einmal ab und das Superoxyd war mit einer ganz dünnen Haut schwefelsaueren Bleies
überzogen.
Eisenplatten in alkalischen Lösungen geben keinen vollständigen Erfolg. Beim
Zusammenschmelzen von Eisen und Zinn fand Swinburne
eine nahezu der Verbindung FeSn entsprechende Legirung von groſser Härte, welche er
für zweckmäſsig hält.
An diese Versuche reihten sich andere mit primären Batterien, von denen namentlich
derjenige, elektrolytisch Bleiweiß herzustellen,
erwähnenswerth ist. Swinbrune nahm Bleiplatten als
Anoden in Lösungen von einfach und doppelt kohlensaurem Natron, unter Benutzung ganz
schwacher Ströme. In vielen Fällen erhielt er weiſse Niederschläge, aber nicht in
genügender Menge. Bei stärkerem Strome überzog sich die Platte mit einer braunen
Verbindung.
Zinngewinnung auf der Insel Banka.
Der Zinnerzsand findet sich mit Quarzsand, Thon und Quarzgeschieben vermengt zwischen
1,5 und 3 oder zwischen 9 bis 12m und mehr unter
der Oberfläche. Das durch Grubenbetrieb bei groſsen Wasserzuflüssen gewonnene Erz
wird in einem Kanäle verwaschen, dann getrocknet und in Oefen von 1,5 bis 1m,8 Höhe, 2,5 bis 3m Länge und ungefähr halber Breite mit Holzkohlen zur Nachtzeit
verschmolzen. Auf der Sohle des nach unten kegelförmig sich verengernden Ofens
befindet sich eine den Abstich bildende Thonrohre, welche durch öfteres Einstoſsen
einer langen Stange immer offen erhalten wird. Hat sich der Stechherd vor dem Ofen
mit Metall angefüllt, so wird dasselbe nach abgezogenen Unreinigkeiten in Sandformen
gegossen. Die Schlacke wird nochmals geschmolzen und gibt dabei 4 Proc. Zinn. Das
roh construirte Gebläse wird mit Hand bewegt. Die Erzeugungskosten für 100k Zinn betragen etwa 35 M., während der Marktpreis
170 M. ist. (Glückauf, 1886 Nr. 79.)
Ueber die Luftreinigung in Schul- und Wohnhäusern.
Nach einer an der letztjährigen Jahresversammlung der British
Association in Birmingham vorgetragenen Arbeit von Carnelly, Haldane und Anderson in Dundee
(vgl. Journal of the Society of Chemical Industry, 1886
S. 543) sind die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Schulbesuches auf viele Kinder
weniger Folge von wirklicher Ueberarbeitung als von schlechter Lüftung in den
Schulräumen. Aus diesbezüglichen Versuchen geht hervor, daſs die Luft in den
Schulhäusern der Stadt Dundee und wahrscheinlich auch in anderen Städten sehr unrein
ist. Eine wirklich gute Lufterneuerung in Schulräumen läſst sich nur durch
mechanische Lüftung erreichen. Allerdings kann auch durch Oeffnen der Fenster
theilweise Reinigung der Luft erzielt werden; aber im Winter sind die Nachtheile
dieses Verfahrens wohl gröſser als ihre Vortheile. Am vortheilhaftesten ist es, wenn
Luft durch Gebläse in die Raume eingepreſst wird und die verdorbene Luft durch
senkrechte Schlote entweichen kann. Auch durch Heraussaugen von Luft aus den Räumen
läſst sich Lufterneuerung erzielen. Dieses Verfahren hat aber den Nachtheil, daſs
leicht verdorbene Luft von Wasserableitungs- oder anderen Kanälen in die Zimmer
gesaugt wird. Wenn warme Luft in die Raume eingeblasen wird, so läſst sich im Winter
eine sehr gleichmäſsige, von der äuſseren Lufttemperatur unabhängige Heizung
erzielen.
Für Wohnhäuser ist mechanische Lüftung in den meisten Fällen ausgeschlossen. Bei
groſsen mehrstöckigen Häusern läſst sich befriedigende Lüftung erreichen, wenn durch
Anbringung von mit Drahtgeflecht geschlossenen Fensteröffnungen auf jedem Stockwerke
für guten Luftzug im Treppenhause und in den Gängen gesorgt wird. Die reine Luft
tritt dann bei jeweiligem Oeffnen der Thüren aus den Gängen in die einzelnen Zimmer
ein. Die vielfach verbreitete Gewohnheit, während der Nacht ein Licht brennen zu
lassen, ist zu verwerfen, weil dadurch die Luft bedeutend verunreinigt wird.
Reinlichkeit von Körper und besonders auch von Wohnung und Schule sind zur Erhaltung
einer von Organismen freien Luft von höchster Wichtigkeit.
Lüftung durch einfache Diffusion der Luft sollte nie als genügend erachtet werden, denn trotzdem
dadurch eine theilweise Entfernung der Kohlensäure bewirkt wird, übt sie wenig
Einfluſs auf die in der Zimmerluft enthaltenen organischen Stoffe und
Mikroorganismen aus. Es ist sehr wichtig, daſs man die Fenster in Wohn- und
Schulräumen weit öffnen kann, damit von Zeit zu Zeit, wenn die Räume unbenutzt sind,
ein starker Luftzug erzeugt werden kann, weil es dadurch möglich ist, die in der
Zimmerluft enthaltenen organischen Stoffe und Mikroorganismen zu entfernen.
Herstellung von Klebgummi für Photographien u. dgl.
J. M. Eder empfiehlt in der Photographischen Correspondenz, 1886 S. 553 zur Herstellung eines guten,
namentlich auch zum Aufziehen von Photographien verwendbaren Klebgummi zu 250cc einer concentrirten Lösung von arabischem Gummi
(2 Th. Gummi auf 5 Th. Wasser) eine Lösung von 1g
Thonerdesulfat in 20cc Wasser zuzusetzen; der
Zusatz von schwefelsaurer Thonerde verhindert, daſs dieser Gummi durch schwach
geleimtes Papier schlägt. Auch kann mit diesem Gummi Holz auf Holz geklebt werden.
Ein Ersatz der schwefelsauren Thonerde durch Alaun ist nicht rathsam.
Gerbverfahren mittels Catechu, Dividivi und Talg.
Bei dem von Graf V. de Nydprück in Brüssel (D. R. P. Kl.
28 Nr. 37035 vom 20. Februar 1886) geschützten Gerbverfahren wird zuerst 1k Catechu mit 25g Talg in einer geringen Wassermenge zum Kochen gebracht, dann Wasser bis
auf 1hl zugegossen und in dieses Bad die zu
gerbenden Häute gelegt. In dem Maſse. als der Catechu auf die Häute wirkt, wird
immer wieder Catechu und Talg zugesetzt, so daſs die Stärke des Bades beständig
zunimmt, bis das Gerben vollendet ist. Darauf bringt man die Häute in ein Bad,
welches auf 1hl Wasser eine Auflösung von 25g Dividivi, gekocht mit 10g Talg, enthält. Die Wirkung dieses Bades soll das
Gerben vervollkommnen und den Häuten, welche durch die Wirkung des Catechu eine zu
dunkle Farbe angenommen haben, eine hellere Färbung geben. Die Häute werden dann in
gewöhnlicher Weise ausgeschwemmt. Die Bäder kommen bei dem beschriebenen
Gerbverfahren lauwarm zur Anwendung und kühlen ab, oder werden auch gleich in kaltem
Zustande benutzt. Statt des Talges soll auch Leinöl oder ein ähnlicher Fett haltiger
Stoff verwendet werden können.
Herstellung haltbarer Butter aus Schleuderrahm.
Die Butter, welche aus dem durch Ausschleudern der Milch gewonnenen Rahm hergestellt
wird, schmeckt zwar frisch recht gut, hält sich jedoch nur kurze Zeit und wird
leicht ranzig oder talgig. W. Wüstenberg in Burow bei
Clempenow (D. R. P. Kl. 53 Nr. 37100 vom 4. Februar 1886) schreibt dies der innigen
Mischung des Rahmes mit der atmosphärischen Luft zu, welche bei dem Ausschleudern
stattfindet und auf eine Bildung von flüchtigen fetten Sauren in der Butter
hinwirkt, da sich die einmal von dem vertheilten Butterfett aufgenommene Luft schwer
wieder entfernen lasse, wie denn auch solche Butter mehr ein schwammiges Aussehen
habe. Zur Vermeidung dieses raschen Verderbens der aus Schleuderrahm gewonnenen
Butter wird deshalb vorgeschlagen, den frisch und schaumartig aus der Schleuder
entnommenen Rahm auf irgend eine Art zu entlüften.
Ueber basisch schwefelsaure Thonerde.
K. J. Bayer hat eine neue basische Verbindung von
Thonerde mit Schwefelsäure aufgefunden, welche bei der Darstellung der
schwefelsauren Thonerde im Groſsen entsteht. Wird durch Kohlensäure gefälltes
Thonerdehydrat in Schwefelsäure gelöst und diese Lösung längere Zeit mit einem
Ueberschusse von Thonerdehydrat gekocht, so gelingt es nicht mehr, selbst unter
Anwendung von concentrirter Schwefelsäure, diese
überschüssige Thonerde in Lösung zu bringen. Das Thonerdehydrat hat sich mit
Schwefelsäure verbunden, ohne aber dadurch löslich zu werden. Auch in Säuren ist der
durch Waschen mit Wasser gereinigte Niederschlag schwer oder unlöslich. Nach Bayers Analysen kommt diesem basischen Thonerdesulfat
die Formel 3Al2O3.2SO3 + 9H2O zu. (Nach der Chemikerzeitung. 1887 Bd. 11
S. 38.)
Ueber die Zusammensetzung und Zersetzung von
Redondaphosphat.
Das rohe Redondaphosphat enthält Phosphorsäure entsprechend 84 Proc., das getrocknete
aber entsprechend 107 Proc. Tricalciumphosphat. Dieses Mineral wäre daher eine sehr
billige Quelle für Phosphorsäure, wenn nicht der Umstand, daſs die Phosphorsäure in
sehr unlöslicher Verbindung mit Eisen und Aluminium vorhanden ist, das Material bis
jetzt völlig werthlos gemacht hätte. W. Tate gibt im
Journal of the Society of Chemical Industry, 1886
Bd. 5 S. 570 folgende durchschnittliche Zusammensetzung des Mineral es:
Phosphorsäure (P2O5)
38,50
Proc.
Thonerde
22,00
Eisenoxyd
10,50
Unlösliche Silicate
6,50
Nicht bestimmte Bestandtheile
1,00
Wasser
21,50
Williams (vgl. 1885 256 278)
hat als Zusammensetzung des Redondaphosphates die Formel AlPO4 + 2FePO4 + SiO2 aufgestellt. Nach obiger Analyse ist aber die
richtige Formel 3AlPO4 + FePO4
+18H2O.
Zur Zersetzung von Redondaphosphat wurden neben Schwefelsäure auch Kochsalz,
kohlensaures, schwefelsaures, salpetersaures und Aetz-Natron vorgeschlagen. Bis
jetzt nimmt man allgemein an, daſs zur Zersetzung des Minerales eine der Bildung von
Natriumtriphosphat und Natriumaluminat entsprechende Menge Alkalisalz nothwendig
sei. W. Tate zeigt aber, daſs schon mit einer der
Bildung von Natriumphosphat entsprechenden Menge Salz fast alle Phosphorsäure des
Minerales in Lösung gebracht werden kann. Wie aus der Zusammensetzung des Minerales
hervorgeht, können daher mindestens 43 Procent des Alkalisalzes erspart werden. W. Tate theilt in seiner Arbeit Versuche über die
Zersetzung von Redondaphosphat mit Kochsalz und Dampf mit. Das Mineral wurde mit der
zur Trinatriumphosphatbildung nöthigen Menge Salz sowie auch mit Sand gemischt, mit
Wasser zu Kuchen geformt und unter Durchleiten von überhitztem Wasserdampf zur
Rothglut erhitzt. Bei 3 Versuchen wurden durchschnittlich 86,6 Procent der im
angewendeten Materiale enthaltenen Phosphorsäure in Lösung gebracht, hingegen lösten
sich nur Spuren von Thonerde. Beim Erhitzen von Redondaphosphat mit Natriumsulfat
und Kohle wurden 91 Proc. und bei Verwendung von Salpeter 96,4 Proc. Phosphorsäure
und 38 Proc. Thonerde gelöst.
Aus dem Trinatriumphosphate läſst sich mit Leichtigkeit durch Fällen mit Kalk
Tricalciumphosphat erzeugen. Ob aber die Ersparniſs an Alkalisalz die Verarbeitung
von Redondaphosphat im Groſsen zu einer vortheilhaften gestaltet, kann der Verfasser
nicht entscheiden.
Darstellung von Kalium- und Natriumcarbonat.
Nach W. Bramley in Middlesborough (Englisches Patent
1886 Nr. 1050) wird Bariumsulfat durch Glühen mit Kohle
oder Kokes zu Bariumsulfid reducirt und dieses in
Salzsäure gelöst. Der dabei entweichende Schwefelwasserstoff soll auf Schwefel oder
Schwefelsäure verarbeitet werden. Die Lösung von Bariumchlorid wird nach dem
Versetzen mit Magnesia mit Kohlensäure behandelt, welche mittels durchlöcherter
Röhren eingeführt wird, und darauf zur Entfernung der überschüssigen Kohlensäure
erwärmt. Das so erhaltene Bariumcarbonat führt man hierauf durch Zusatz einer Lösung
von Kaliumoder Natriumsulfat unter Einleiten von Kohlensäure in schwefelsauren Baryt
über, unter Bildung von Alkalibicarbonat, welches letztere durch Zusatz von Magnesia
in Carbonat verwandelt werden soll. Das hierbei sich ausscheidende Gemenge von
kohlensaurer Magnesia und Magnesiaoxydhydrat soll zur Zersetzung einer neuen Menge
Bariumchlorid verwendet werden.