Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 394 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Eintrumiger Bremsberg mit unterlaufendem Gegengewichte.
Textabbildung Bd. 263, S. 394K. W. Dinnendahl in Huttrop bei Steele und A. Achepohl in Rüttenscheid bei Essen (* D. R. P. Kl. 5
Nr. 36460 vom 1. December 1885) schlagen für eintrumige Bremsberge mit Gestellwagen
für den Hund und mit unterlaufendem Gegengewichte eine Einrichtung vor, welche den
Betrieb bei Verwendung nur eines Geleises und einer
Weiche an der Wechselstelle ermöglicht. Die Anordnung der letzteren ist
nachstehend durch einfache Linien ersichtlich gemacht. Die Räder des Gestelles sind
mit zwei äuſseren Spurkränzen versehen und auf den entsprechend verlängerten Achsen
leicht verschiebbar, so daſs dieselben in der Wechselstelle dem äuſseren
geschlossenen Geleise aba folgen können. Die Räder des
Gegengewichtes haben einen mittleren Spurkranz und laufen vom Hauptgeleise a mittels der Leitschiene c über das Schienenstück d in gerader Linie
weiter.
Ueber die Feuerbeständigkeit eiserner Tragsäulen.
Prof. J. Bauschinger hat die früher angestellten
Versuche über das Verhalten schmiedeiserner und guſseiserner Säulen im Feuer und bei
Abkühlung (vgl. 1885 256 325) durch weitere Versuche
ergänzt, welche mit stärker belasteten guſseisernen und besser construirten
schmiedeisernen Säulen gemacht sind. Ueber die Ergebnisse hat Bauschinger auf der Wanderversammlung des Verbandes
deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine 1886 in Frankfurt a. M. einen Vortrag
gehalten, welchem folgender Auszug entnommen ist.Vgl. Centralblatt der Bauverwaltung, 1886 S. 353
bezieh. Heft XV der Mittheilungen aus dem
mechanisch-technischen Laboratorium der technischen Hochschule in
München.
Zwei sorgfältigst gegossene Säulen von 4m Länge,
17,75 bezieh. 15cm,60 mittlerem äuſserem
Durchmesser und 2,66 bis 2,90 bezieh. 2,20 bis 2cm,86 Wandstärke wurden mit 77 bezieh. 52t
belastet. Die Säulen trugen diese Belastung im Feuer bei Rothglühhitze und während
des Anspritzens, wobei sie sich zwar ausbogen, doch nicht soviel, daſs der Bestand
darauf ruhender Bauwerkstheile gefährdet worden wäre; Risse und Sprünge bekamen die
Säulen nicht.
Die gegen früher sorgfältiger construirten schmiedeisernen Säulen mit kastenförmigem
Querschnitte widerstanden dem Feuer und dem Anspritzen ebenfalls, wenn auch nicht so
gut wie Guſseisensäulen, während Säulen, aus 4 Winkeleisen in Kreuzform hergestellt,
schon durch Erwärmung bis zur Dunkelrothglühhitze, noch mehr aber durch das darauf
folgende Anspritzen unaufhaltsam durchgebogen wurden, zuletzt unter einer Belastung,
welche nur noch einen geringen Bruchtheil der ursprünglichen betrug.
Aus diesen Versuchen folgert Bauschinger, daſs gut
construirte schmiedeiserne Säulen dem Feuer und dem Anspritzen widerstehen können,
wenn auch nicht so gut wie Guſseisensäulen. Er glaubt, daſs zu einer solchen guten
Construction die Kastenform des Querschnittes und durch die ganze Länge hindurch
ununterbrochene Nietreihen gehören, daſs aber die endgültige Entscheidung hierüber
nur durch weitere Versuche gewonnen werden könne, da für Rechnungen bis jetzt die
nöthigen Grundlagen fehlen.
In einem im Architekten- und Ingenieurverein zu Bremen gehaltenen, in der Deutschen Bauzeitung, 1886 S. 250 mitgetheilten
Vortrage behandelt G. Runge die gleiche Frage, ob
guſseiserne oder schmiedeiserne Säulen feuerbeständiger seien. Nach Mittheilung von
Cluss in Washington sind bei einem Brande der
östlichen Zufahrt zur groſsen Mississippi-Brücke in St. Louis die schmiedeisernen
Tragsäulen fast unbeschädigt geblieben, während die guſseisernen Verbindungsstücke
zerstört worden waren; in Folge dieses und ähnlicher Fälle würden in Nordamerika bei
allen wichtigeren Hochbauten nur schmiedeiserne Stützen und Träger, geschützt durch
Umhüllung mit feuerfestem Material, benutzt. Runge
wendet sich gegen die Folgerung, daſs die schmiedeisernen Säulen im Gegensatze zu
den guſseisernen Theilen hierbei ihre gröſsere Feuerbeständigkeit bewiesen hätten,
da die Säulen selbst erst im unbelasteten Zustande glühend wurden, als der hölzerne
Fahrbahnunterbau nebst den kleinen Guſseisentheilen schon zerstört und zwischen die
Säulen gestürzt war. Der Vortragende hält es für zweifelhaft, ob die neuerdings
durch Polizeiverordnungen in gröſseren Städten bestimmte durchgängige Verwendung
schmiedeiserner Säulen die Feuersicherheit der Gebäude erhöht, und empfiehlt, durch
geeignete feuersichere Theilung groſser Gebäude, wie Lagerhäuser, die Entwickelung
der bedeutenden Gluthitze, welcher weder Eisen- noch Steinbauten widerstehen,
unmöglich zu machen. Hierzu sollen feuersichere abgewölbte und mit Holzcement
eingedeckte Dächer in gewissen Abständen sich wiederholend und von feuersicher
eingeschlossenen Treppenhäusern zugänglich angeordnet werden, welche zugleich auch
der Feuerwehr gesicherte Punkte zum Angriffe bieten; ferner wird empfohlen, ein in
dieser Weise abgedecktes Gebäude auch durchweg feuersicher mit Betongewölben und
Pfeilern von Klinkern und Cement auszuführen.
Auch H. Bücking (a. a. O. 1886 S. 343) ist der Ansicht,
daſs die neuerdings so lebhaft erörterte Frage, betreffend die Feuerbeständigkeit
guſseiserner oder schmiedeiserner Säulen, nicht zu Gunsten des einen oder anderen
Materials endgültig entschieden werden kann, da die örtlichen Verhältnisse auf das
Verhalten beider Eisenarten während eines Brandes einen Ausschlag gebenden, jedoch
nicht vorher bestimmbaren Einfluſs ausüben werden. Bücking empfiehlt, die eisernen Säulen durch stetige innere Kühlung vor
dem Glühend werden zu bewahren. Da Wasserkühlung (vgl. G.
Wright und Dewey 1886 250 52) zu kostspielig und schwer durchführbar sei, so empfehle sich, die
Säulen in den über einander liegenden Röhren auch als durchgehende Röhre zu bilden,
diese aber unten durch eine dichte Rohrleitung mit der Auſsenluft zu verbinden und
oben über Dach münden zu lassen. Der aufsteigende, mit der Erhitzung der Säule sich
verstärkende Luftzug würde wohl das Glühendwerden derselben nicht vollständig
verhindern, aber den Zeitpunkt des Eintrittes desselben möglichst
hinausschieben.
Barret theilt in den Annales des
Ponts et Chaussées, Oktober 1886 mit, daſs bei einem im J. 1859 in
Antwerpen stattgehabten Speicherbrande die guſseisernen Säulen schmolzen, während
die angrenzenden, durch Brandmauern abgeschlossenen Gebäudetheile unversehrt
blieben; bei einem anderen im J. 1861 gleichfalls in Antwerpen ausgebrochenen
Speicherbrande wurde das durch Brandmauern nicht abgetheilte Gebäude, dessen obere
Geschosse auf 170 guſseisernen Säulen ruhten, durch Einsturz sämmtlicher Decken
vollständig zerstört; ferner ist bei Bränden in England mehrfach beobachtet worden,
daſs dunkelrothwarm gewordene Säulen und Träger aus Guſseisen in Stücke sprangen,
sobald sie angespritzt wurden. In Marseille suchte man die Säulen dadurch gegen die
Einwirkung des Feuers zu schützen, daſs man deren Hohlraume in den Geschossen mit
einander, sowie unten und oben mit der freien Luft in Verbindung setzte; jedoch
erwies sich diese Maſsregel erfolglos. Barret empfiehlt
nun – wie Bucking – die guſseisernen Säulen der
verschiedenen Geschosse mit einander dicht zu verbinden und unten an die städtische
Wasserleitung, oben an die Dachrinnen oder Abfallrohre anzuschlieſsen; ferner sollen
die Decken mit Hohlsteinen auf Eisenträger eingewölbt werden, welche letztere
thunlichst in das Gewölbemauerwerk einzubetten sind, so daſs nur die Unterfläche des
Untergurtes der Einwirkung eines etwa ausbrechenden Feuers ausgesetzt bleibt. Die
Enden der Träger sollen in den Umfassungsmauern und den etwaigen stützenden
Zwischenwänden auf guſseisernen Platten ruhen, welche eine freie Längenausdehnung
ermöglichen.
Zink als Mittel zur Verhütung von Kesselsteinbildung.
Ueber die Anwendbarkeit des metallischen Zinkes zur Verhütung oder Verminderung der
Kesselsteinbildung in Dampfkesseln sind nach der Revue
universelle, 1886 Bd. 20 8. 83 von C. Quehaut
auf der Hütte La Vieille-Montagne zu Levallois-Perret Versuche angestellt worden,
welche zu befriedigenden Ergebnissen geführt haben. Es wurde in jede Abtheilung des
zu den Versuchen dienenden Belleville'schen
Röhrenkessels, welcher mit an Kalk sehr reichem Wasser gespeist wurde, je eine
Zinkspirale eingeführt; dieselben bedeckten sich allmählich mit einem ungefähr 1mm dicken Ueberzuge und verringerten, besonders
wenn sie in Bewegung erhalten wurden, die Menge des Ansatzes an den Röhren in dem
Maſse, daſs erst nach 5 wöchentlichem Gebrauche sich eine Reinigung des Kessels
nothwendig machte, während solche früher alle 3 Wochen vorgenommen werden muſste.
Der während des 5 wöchentlichen Betriebes entstandene Absatz hatte folgende
Zusammensetzung:
Zinkoxyd
37,15
Proc.
Eisenoxyd
0,35
Kalk
20,66
Magnesia
2,24
Schwefelsäure
31,48
Silicium
1,60
Kohlensäure, Wasser u.s.w.
6,45
Ueber denselben Gegenstand berichtet L. Canon a. a. O.
S. 87. Hiernach gelingt es, durch Einführung des Zinkes auch die Corrosion der
Kesselwände zu verhüten, welche sich in hohem Maſse auf Seedampfern fühlbar macht
und der Wirkung von galvanischen Strömen zugeschrieben wird. Die Entstehung der
letzteren ist in jedem Dampfkessel durch das Vorhandensein von Eisen- oder
Stahlplatten verschiedener chemischer Zusammensetzung möglich; sie wird bei
Seeschiffen begünstigt durch die hohe galvanische Leitungsfähigkeit des zur Speisung
dienenden Salzwassers. Durch die Einführung eines elektro-positiveren Metalles, z.B.
des Zinkes, in den Kessel wird die oxydirende Wirkung des galvanischen Stromes auf
das Zink übertragen. Hieraus ergeben sich von selbst die für die Wirkung des Zinkes
günstigsten Bedingungen: die Zinkplatten müssen eine möglichst groſse Oberfläche
besitzen, weshalb man sie spiralförmig aufrollt, und sie müssen in gutem,
metallischem Contact mit der Kesselwandung stehen. Die bei diesen Versuchen
beobachtete Thatsache, daſs bei gleicher Oberfläche das spiralförmig aufgerollte
Zink eine gröſsere Wirkung ausübt als ebene Platten, scheint nicht in der äuſseren
Form seine Ursache zu
haben, sondern beruht auf der gröſseren chemischen Reinheit, indem Zinkplatten sich
um so leichter aufrollen lassen, je mehr sie sich in ihrer Zusammensetzung dem
chemisch reinen Metalle nähern. Um die Abnutzung des Zinkes möglichst zu vermindern,
kann man nach Canon ohne Schaden für die Kesselwände
dasselbe in amalgamirtem Zustande anwenden. Ferner empfiehlt sich bei Wässern mit
reichem Gypsgehalte der Zusatz von Soda, indem der hierdurch bewirkte Absatz von
kohlensaurem Kalk auf dem Zink sich gegenüber dem sonst entstehenden, luftdicht
abschlieſsenden Gypsüberzuge durch seine gröſsere Porosität auszeichnet. Es bleibt
in Folge dessen das Metall während einer längeren Zeit in unmittelbarer Berührung
mit dem Speisungswasser, so daſs die Zahl der nothwendigen Reinigungen geringer
wird. Seit mehreren Jahren wird das Zink in der besprochenen Weise auf der
englischen Kriegsmarine mit gutem Erfolge angewendet. (Vgl. Uebersicht 1876 222 166.1879 231 58.1883 247 456).
Mechanischer Taktirstab für Orchesterleiter.
J. Carpentier construirte für Opernleiter einen
sinnreichen Apparat, welcher durch elektrische Uebertragung
den hinter der Bühne Stehenden das Taktgeben sichtbar macht. Die bisher zu
diesem Zwecke vorgeschlagenen Apparate haben sich nicht bewährt: die gewöhnlichen
elektrischen Klopfer werden leicht überhört, während mechanische, durch Elektricität
bewegte Taktirstöcke (Pendel) ihre Schwingungen nicht leicht und rasch genug ändern
lassen. Carpentier bringt nun nach den Comptes rendns, 1886 Bd. 103 S. 1005 in einer schwarzen
Platte zwei lange Schlitze an, welche zusammen ungefähr denjenigen Winkel bilden,
den ein Taktirstab gewöhnlich beschreibt. Hinter jedem dieser Schlitze befindet sich
ein doppelt gelagerter vierkantiger Stab, welcher sich durch einen Elektromagnet
leicht um 90° hin- oder herdrehen läſst. Von den beiden durch den Schlitz sichtbaren
Flächen des Stabes ist die eine weiſs, die andere schwarz. Die elektromagnetische
Bewegung der Stäbe ist nun so eingerichtet, daſs immer abwechselnd der eine Stab
seine weiſse, der andere die schwarze Seite nach auſsen kehrt, wenn der Gesangleiter
im richtigen Takte auf einen Knopf oder auf einen Fuſstritt drückt. Dieses
abwechselnde Erscheinen einer weiſsen Linie im einen oder anderen Schlitze macht den
Eindruck des Taktirens auf das Auge, welches unwillkürlich die zwischenliegenden
Stellungen ebenfalls zu sehen glaubt. Schaubilder dieser Einrichtung bringt Engineering, 1887 Bd. 43 * S. 33.
Induction in Telephonleitungen.
Nach Mittheilungen, welche W. H. Preece bei Gelegenheit
der letzten Versammlung der British Association in
Birmingham gemacht hat, ist in Grays Inn Road in London ein durch die Luft geführter
Telephondraht der United Telephone Company von einem
der Postverwaltung gehörigen Telegraphenkabel gestört worden, das 25m unter jenem im Boden lag. Man konnte leicht die
Morse-Telegramme im Telephon lesen. Bei den in Newcastle angestellten Versuchen
wurde eine Induction auf 920m Entfernung
beobachtet. Darauf folgten Versuche in gröſserem Maſsstabe: Es wurden drei ziemlich
parallele Linien gewählt; die 6 Drähte der mittleren Linie Durham-Darlington von
29km Länge wurden zu einer Gruppe verbunden
und die darin an einem Sonntage gegebenen Signale konnten an den vier Enden der
parallelen und isolirten Linien, von denen die einen 16km nach Osten, die andere 8km nach
Westen ablag, gehört werden. Weitere Versuche mit zwei im Abstande von 65km annähernd parallelen Linien hielt Preece nicht für zuverlässig, weil die Erde als
Rückleitung benutzt wurde. Auf zwei Linien, welche an der Grenze zwischen Schottland
und England in 65km Entfernung von einander laufen
(die eine bei Jedburg, die andere bei Gretna), wurden deutliche Störungen zufolge
der Induction bemerkt.
M. Zingler's Isolirmaterial für elektrische Leitungen.
Ein Isolirmaterial zum Umhüllen elektrischer Leitungen, welches einer Temperatur bis
176° widerstehen, von Temperaturschwankungen nicht beeinfluſst werden, immer
geschmeidig bleiben, keine Neigung zum Rissigwerden zeigen und nicht von Säuren angegriffen
werden soll, stellt Max Zingler in London (D. R. P. Kl.
21 Nr. 37824 vom 22. December 1885) durch inniges Mischen von 768 G.-Th.
afrikanischem Kautschuk, 166 Th. Schwefelantimon, 58 Th. Schwefel, 195 Th. Kreide,
130 Th. Magnesit und 922 Th. kohlensaurer Magnesia her. Die Beimengung der letzteren
soll den Schwefel und die metallischen Bestandtheile neutralisiren. Aas dieser Masse
werden Blätter gewalzt, diese je nach dem Grade der gewünschten Formbarkeit der
Masse mit Naphta (auf 450k Blätter ungefähr 280l Naphta) behandelt und dann die zu isolirenden
Drähte mit der Masse umkleidet. Die Drähte, vorher mit Baumwollband überzogen,
werden in einem Vulkanisirkessel bei einer Temperatur von 121 bis 140° etwa ½ bis ¾
Stunden lang erhitzt. Das umwickelte Baumwollband kann dann wieder abgenommen
werden.
Zur Herstellung von Isolirblättern zum Ueberziehen von Batterien o. dgl. soll die Masse noch mit chinesischem Gummilack, dessen
Säure- und Oelgehalt durch Kochen mit kohlensaurem Kali neutralisirt worden ist,
versetzt werden. Die aus der Masse geformten Blätter werden zwischen Zinktafeln in
einer Presse unter starkem Drucke bei der oben angegebenen Temperatur vulkanisirt;
dabei soll auch noch bei bis zu 176° gesteigerter Temperatur ein Einpudern der
gerollten Blätter mit Talk o. dgl. vorgenommen werden können.
Smith's Dynamo-Inductor für Sprengzwecke.
Nach dem Scientific American, 1887 Bd. 56 * S. 19 ist
für H. Julius Smith in Mountain View, N.-J., eine
Dynamo-Inductionsmaschine für Sprengzwecke patentirt worden, deren (Siemens'sche) Inductorrolle durch eine Zahnstange in
Umdrehung versetzt wird, welche ein Arbeiter kräftig von oben nach unten drückt. Die
Zahnstange greift in ein Getriebe auf der Inductorachse ein, das jedoch mit der
Achse nur durch ein solches Gesperre verbunden ist, daſs sich beim Emporziehen der
Zahnstange das Getriebe allein dreht, ohne den Inductor in Drehung zu versetzen.
Zufolge beschleunigter Niederbewegung der Zahnstange wächst die Stärke des Stromes,
welcher zunächst nur die Feldelektromagnete durchläuft, rasch auf ihren Höchstwerth
an. Kurz bevor die Zahnstange in ihrer tiefsten Stellung ankommt, trifft ein am
oberen Ende aus ihr vorstehender Stift auf eine Contactfeder, unterbricht den Strom
und führt den entstehenden kräftigen Extrastrom in den äuſseren Stromkreis nach den
Zündern und veranlaſst deren Entzündung.
Ueber künstliche Rubine.
Im Journal of the Franklin Institute, 1886 Bd. 122 S.
379 berichtet G. F. Kunz über neue künstlich
hergestellte Rubine, welche von Genfer Firmen im Anfange des letzten Sommers als von
einer neuen Fundstelle herrührend in den Handel gebracht sein sollen. Kunz untersachte mehrere Proben derselben und gelangte
dabei zu folgenden Ergebnissen. Diese künstlichen Steine zeichnen sich hauptsächlich
durch die Anwesenheit einer groſsen Anzahl von kugeligen, seltener birnförmigen
Bläschen aus, oder sie zeigen faserige Stellen, welche offenbar von der Bewegung der
Bläschen herrühren. Die letzteren scheinen mit Luft oder einem Gase gefüllt zu sein;
einige von denselben schlieſsen ein zweites Bläschen ein. Im Gegensatze hierzu
besitzen die im natürlichen Rubin vorhandenen Höhlungen eine eckige, Krystall
ähnliche Gestalt und sind gewöhnlich mit einer Flüssigkeit gefüllt. Als ein zweites
Hauptunterscheidungsmerkmal ist das Fehlen der Seidenstructur zu betrachten, welche
sich bei vielen echten Rubinen findet und die von der parallelen Anordnung einer
Menge von kleinen, keil- oder nadelförmigen, wahrscheinlich aus Rutil bestehenden Krystallen herrührt. Ebenso fehlt der
durch die letzteren bei den echten Steinen hervorgerufene sternförmige Lichtschein.
Die Härte der untersuchten Proben war dieselbe wie die von echtem Rubin, mit dem
einzigen Unterschiede, daſs die künstlichen Steine eine etwas gröſsere Sprödigkeit
besaſsen. Das specifische Gewicht wurde zu 3,93 bis 3,95 gefunden, während das des
natürlichen Rubins zwischen 3,98 und 4,01 schwankt, welcher geringe Unterschied
zweifellos durch das Vorhandensein der mit Gas gefüllten Bläschen in den künstlichen
Steinen hervorgerufen wird. Bei der Untersuchung mit dem Dichroskope zeigte sich, ebenso wie bei
natürlichem Rubin gleicher Färbung, das gewöhnliche Bild von cardinalrother, das
aufs ergewöhnliche von gelblichrother lachsähnlicher Farbe, während im Spectroskope
wie bei den echten Steinen die rothe Rubinlinie sichtbar war. Die Untersuchung im
polarisirten Lichte gab wegen der ungünstigen Form der Steine, welche nicht
zerschnitten werden durften, keinen sicheren Anhalt. Die Farbe der untersuchten
Proben war dieselbe wie die der echten Steine von mittlerem Werthe, während
allerdings der Glanz sehr feiner Rubine nicht erreicht
wurde.
Eine Anzahl Proben wurde auf Ersuchen des Pariser Syndicat
des Diamants et des Pierres Prériéuses von Friedel untersucht, welcher in Bezug auf die Harte, das specifische
Gewicht und die Anwesenheit der Bläschen zu denselben Ergebnissen gelangte wie Kunz. Bei der Analyse zeigte sich, daſs die Steine aus
Thonerde bestanden mit einer Spur von Chrom als
färbender Substanz. Bei der Untersuchung von entsprechend geschnittenen Steinen im
polarisirten Lichte zeigten sich die concentrischen Ringe; die Auslöschung war
jedoch nicht immer vollkommen, was Friedel der
Anwesenheit der Bläschen zuschreibt. Friedel berichtet,
daſs er durch Schmelzen von Thonerde im Knallgasgebläse kleine rothe Kügelchen mit
denselben Einschlüssen erhalten hat, und ist der Ansicht, daſs die Steine künstlich
durch Schmelzen hergestellt sind. Im Gegensatze hierzu glaubt Kunz aus der Untersuchung schlieſsen zu müssen, daſs
die Proben nach der Methode von Fremy und Feil (vgl. 1878 229 395)
durch Schmelzen eines Bleialuminates mit Kieselsäure hergestellt sind, wobei die
Thonerde als Korund in der Form von hexagonalen Platten mit einem specifischen
Gewichte von 4,0 bis 4,1 und der Härte des Rubins erhalten wird. Die Farbe dürfte
durch den Zusatz eines Chromsalzes hervorgerufen sein. Die Herstellung durch
Schmelzen von amorpher Thonerde im Knallgasgebläse nach Gaudin (vgl. 1870 196 60) ist deshalb
unwahrscheinlich, weil hierdurch ein Product von dem niedrigeren specifischen
Gewichte 3,45 erhalten wird. Aus demselben Grunde verwirft Kunz die Annahme, daſs die Steine durch Zusammenschmelzen von kleineren
Rubinen erhalten wurden.
Verfahren zur Gewinnung von Blutalbumin.
Thorsten Nordenfelt in Westminster-London (D. R. P. Kl.
12 Nr. 37955 vom 25. März 1886) gibt ein verbessertes Verfahren zur Gewinnung von
Blutalbumin an. BisherVgl. Witz 1876 219
84. Gehe 1875 218
531. Gintl 1874 214 226. Dollfuß-Galline 1869 193 * 245. wurde das frische Blut in kleine Gefäſse
eingegossen, in welchen es 20 bis 30 Stunden zum Zwecke des Coagulirens und
Abscheidens des Serums stehen blieb. Bei der Abscheidung gehen indessen viele rothe
Blutkörperchen mit in das Serum über, welche sich am Boden des Gefäſses absetzen.
Das klare Serum wird dann sorgfältig abgegossen; indessen genügt schon die geringste
Erschütterung, um die Blutkörperchen aufzurühren, und diese ertheilen dann dem Serum
eine röthliche Farbe. Wegen der leichten Zersetzlichkeit des Albumins kann auch das
Absitzenlassen nicht wiederholt und nicht völlig klares Serum immer nur auf Albumin
von geringerer Güte verarbeitet werden. Auch soll sich nach diesem Verfahren die
Ausbeute an Serum nicht über 20 bis 30 Proc. stellen. Das Eintrocknen der erhaltenen
Flüssigkeiten wird gewöhnlich in kleinen Metalltrögen vorgenommen, welche in gut
gelüfteten Trockenräumen aufgestellt sind; da aber dieser Trockenprozeſs lange Zeit
erfordert, so findet man häufig, daſs das getrocknete Albumin sich in einem mehr
oder minder vorgeschrittenen Zustande der Zersetzung befindet, wodurch dessen Werth
bedeutend verringert wird.
Nach dem neuen Verfahren wird das zur Gewinnung von Blutalbumin bestimmte Blut
zunächst durch Rühren oder Peitschen vom Fibrin befreit und hierauf filtrirt. Wenn
man schönes und fast farbloses Albumin wünscht, so vermengt man 100 bis 1000g in Blut gelösten Zuckers und eine gleiche Menge
eines möglichst reinen, flüchtigen Oeles mit 100k
Blut; der Zucker, welcher die Reinheit des Productes in keiner Weise beeinträchtigt,
erleichtert die Abscheidung des Serums und verhindert die Zersetzung und Fäulniſs
desselben während der
nachfolgenden Behandlung. Das flüchtige Oel macht das Serum klar und fast farblos
und verflüchtigt sich wieder während des Trockenprozesses.
Das in dieser Weise vorbereitete Blut läſst man sodann langsam in eine Schleuder
laufen, während dieselbe in raschem Gange ist. Die verhältniſsmäſsig schweren
Blutkörperchen bleiben am Umfange der Trommel, während das Serum, zu Folge seines
geringen specifischen Gewichtes, der Rotationsachse näher bleibt. Die Blutkörperchen
und das Serum werden durch verschiedene Kanäle oder Oeffnungen nach auſsen geleitet
und von einander getrennt gesammelt. Die verwendete Maschine ist dieselbe, welche
man zur Trennung von Milch und Rahm benutzt (vgl. 1882 244 373). Sollte das Serum nicht vollkommen klar sein, oder eine rothliche
Farbe haben, so wird nochmals flüchtiges Oel zugesetzt und das Ganze 5 bis 15
Minuten gut umgerührt. Die Lösung wird dann im Vacuum concentrirt. Die schlieſsliche
Trocknung der Masse kann in flachen Gefäſsen vorgenommen werden; doch ist sehr
sorgfältig darauf zu achten, daſs die Temperatur niemals 45 bis 50° übersteigt; auch
ist eine möglichst vollkommene Durchlüftung des Trockenraumes von groſser
Wichtigkeit, wenn man gutes Albumin erzielen will.
Nach dem vorstehend beschriebenen Verfahren kann man 80 Procent des Serums gewinnen,
das Albumin von durchaus erster Güte liefert.
Bestimmung der organischen Substanz in Brunnenwässern.
A. Köbrich hat die gewöhnliche Methode der Bestimmung
der organischen Substanz in Brunnenwässern mittels Permanganatlösung nach der Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 4 in folgender Weise
etwas abgeändert: Zur Darstellung der Normallösung werden 0g,5 übermangansaures Kali in 1l destillirten Wassers gelöst, 150g reine concentrirte Schwefelsäure (von 1,80 sp.
G.) zugegeben und diese Mischung 3 Stunden auf 90° erhitzt, ohne daſs man das
verdampfende Wasser ersetzt. Von dieser Chamäleonlösung setzt man 50cc zu 100cc des
zu untersuchenden Wassers, mischt mit 15g
concentrirter Schwefelsäure und erhitzt abermals 3 Stunden lang auf 90° in einem
geräumigen Kolben, dessen Mündung man, um Einfallen von Staub zu verhüten, mit einer
durchlochten Glastafel bedeckt hat. Den Titer der Chamäleonlösung bestimmt man mit
einer Lösung von 0g,5 Oxalsäure in 1l Wasser in bekannter Weise vor jedesmaliger
Verwendung; indessen hält sich so zubereitete Chamäleonlösung ziemlich lange
unverändert. Die durch das Erhitzen mit dem zu untersuchenden Wasser nicht zersetzte
Chamäleonlösung wird mit der Oxalsäure zurücktitrirt und auf diese Weise die Anzahl
der Cubikcentimeter Oxalsäurelösung in Erfahrung gebracht, welche der im Wasser
vorhandenen organischen Substanz entsprechen. Multiplicirt man diese Anzahl mit
0,0005, so erhält man die Gewichtsmenge der Oxalsäure,
welche der organischen Substanz äquivalent ist. Köbrich
schlägt vor, hierfür den Namen Oxalsäure-Aequivalent
einzuführen und die Menge der organischen Substanz in Form ihres
Oxalsäure-Aequivalentes bei den Analysen anzugeben.
Wenn Chlorverbindungen zugegen sind, so werden dieselben mit Silbernitrat
ausgeschieden und das Filtrat zur Bestimmung der organischen Substanz verwendet. Bei
Anwesenheit salpetrigsaurer Salze versetzt man 100cc des zu untersuchenden Wassers oder das Filtrat vom Chlorsilber mit 3g concentrirter Schwefelsäure und tropfenweise so
lange mit der Chamäleonlösung, bis die rothliche Färbung 5 Minuten bestehen bleibt.
Die durch Salpetrigsäure bewirkte Reduction des Permanganates tritt sofort und schon
bei gewöhnlicher Temperatur ein. Hierauf gibt man wiederum 15g concentrirte Schwefligsäure zu und verfährt im
Uebrigen, wie besprochen. Man kann die Menge der Salpetrigsäure vor der organischen Substanz mit für technische Zwecke
hinreichender Genauigkeit bestimmen, wenn man die Chamäleonlösung mit einer Lösung
von 1g salpetrigsaurem Kali in 1l Wasser titrirt. (Vgl. Herzfeld 1886 262 432.)