Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 539 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Stehende Räderpresse mit Druckwasserbetrieb.
Textabbildung Bd. 263, S. 539 An stellenden Pressen zum Aufdrücken der
Eisenbahnräder u. dgl. auf die Wagenachsen haben Watson und Stillmann in New-York nach dem American
Machinist, 1886 Nr. 40 * S. 6 das Einlegen der Wagenachsen dadurch
wesentlich erleichtert, daſs das obere Querhaupt der Presse, wie nebenstehend
veranschaulicht, an der Druckstelle nabenförmig erweitert und das Loch für die Achse
seitlich aufgeschlitzt ist; in der dadurch hergestellten Mulde findet die seitlich
eingelegte; Achse genügenden Platz.
Der Druckkolben der dargestellten Presse hat 168mm
Durchmesser, einen Hub von 203mm und gibt eine
Pressung von 75t. Die unmittelbar an der Presse
mit angebrachte Pumpe hat 19mm Kolbendurchmesser
und das Gewicht der ganzen Maschine beträgt 1360k.
Scriven's Blechkanten-Hobelmaschine.
Eine von Scriven und Comp. in Leeds gebaute
Blechkanten-Hobelmaschine weicht nach Engineering, 1886
Bd. 41 * S. 593 insofern von der sonst üblichen Construction ab, als eine
Einrichtung vorgesehen ist, um gleichzeitig zwei winkelrecht
zu einander stehende Randseiten einer Blechplatte abzukanten. Zu diesem
Behufe besitzt die Maschine zwei selbstständige,
senkrecht zu einander liegende, für Vor- und Rücklauf mit offenen und geschränkten
Riemen versehene Antriebe. Jeder derselben hat eine
Festscheibe, welche zwischen zwei Losscheiben von doppelter Riemenbreite liegt und
die Schraubenspindeln für die Verschiebung der Stäbe bethätigt. Der
Werkzeugschlitten für die lange Blechseite läuft auf einer wagerechten Wange und
wird durch eine 100mm starke Stahlspindel, auf
deren Fortsetzung die Riemenscheiben stecken, bewegt. Die Wangenebene liegt bloſs
ein wenig tiefer als der Aufspanntisch. Die Bleche werden zwischen diesem und dem
Brückenträger mit Böckchen und Druckschrauben geklemmt. Die Querwange für die
Führung des Werkzeugschlittens zum Hobeln der kürzeren Seite der Blechplatten ist am
rechten Ständer in höherer Lage angegossen, so daſs der Stichelkasten des Schlittens
etwas herabhängt. Da ferner die Riemenscheibenachse des Antriebes dieses quer
bewegten Schlittens parallel zur Antriebsachse der Längsbewegung liegt, so müssen
Winkelräder den Antrieb der Schraubenspindel der Querstange vermitteln. Auf den
Ausrückstangen verstellbare Anschlagklötzchen veranlassen die Riemenverschiebung,
welche durch Schwunggewichte unterstützt wird, weil die lebendige Kraft der bewegten
Werkzeugschlitten zu gering ist, um die ganze Riemenverschiebung zu vollenden.
Maschinen, welche für das Abkanten der Bleche für den Schiffbau bestimmt sind, erhalten vollständige ausgebildete
Werkzeugsupporte.
Schanzenbach's Schalldämpfer für Klaviere.
Eine Einrichtung, welche namentlich die Belästigung der Mitbewohner oder Nachbarn von
Klavierspielern beseitigen soll, hat H. Schanzenbach in
Stuttgart (* D. R. P. Kl. 51 Nr. 35809 vom 11. Juli 1885) in einem Schalldämpfer
getroffen, welcher seiner Einfachheit, Billigkeit und der bereits erprobten sicheren
Wirkung halber Beachtung verdient. Dieser Schalldämpfer besteht aus einer Schiene,
welche unmittelbar über der Anschlagstelle der Klavierhämmer quer vor den Saiten
schräg zu denselben verschiebbar ist und zwar mit Hilfe des sonst unbenutzten linken sogen. Pedals,
wobei eine Feder die Schiene immer in ihre Ruhelage zurückzuziehen sucht. An der
Schiene hängen Streifen feinen Flanelles herab, welche beim Niedertreten des Pedals
zwischen die Hämmer und Saiten an der Anschlagstelle der ersteren kommen und den
hervorgebrachten Ton mildern. Die Flanellstreifen sind über einander so angeordnet,
daſs bei einem stärkeren Drucke auf das Pedal, also einer gröſseren Verschiebung der
Schiene mit gleichzeitiger Senkung, eine dickere Flanellschicht zwischen Hämmer und
Saiten tritt, also durch eine verschiedene Einstellung der Schiene der Dämpfungsgrad
der Töne geregelt werden kann.
Herstellung von Leder zu Schlagriemen u. dgl.
Zu Schlagriemen für Webstühle u. dgl., wozu ein Leder erforderlich ist, welches nicht
trocknet und stets gleichmäſsig biegsam bleibt, schlägt Herm. Möbus in Haynewalde bei Zittau, Sachsen (D. R. P. Kl. 28 Nr. 38434
vom 8. Juni 1886) ein besonders zubereitetes Leder aus Kuh-
oder Ochsenhaut, sogen. „künstliches Schweinsleder“ vor: Die rohen
Häute werden zuerst 24 Stunden mit Kalk behandelt, wobei man auf 100 Häute etwa
50k Kalk nimmt. Die darauf entfleischten und
enthaarten Häute kommen zum Ausspülen durch 3 Tage in flieſsendes Wasser und hierauf
zum Aufgehen 24 Stunden in weiches reines Wasser. Die abgetropften Häute werden nun
in der Walke mit einer Mischung von etwa 2k,5
reines Glycerin und 51 ungekochte Kuhmilch täglich 2 mal während ½ bis 1 Stunde
bearbeitet. Hierbei sollen die Leimbestandtheile der Haut, welche das Brüchigwerden
der letzteren verursachen, gründlich entfernt werden. Die behandelten Häute läſst
man abtropfen, trocknen und tränkt dieselben dann mit Thran, worauf wieder eine 5
bis 6stündige Behandlung in der Hammerwalke erfolgt. Nach abermaligem Trocknen wird
das Einfetten und Walken wieder vorgenommen, worauf die Häute zur Verwendung fertig
sind.
Eisenmann's galvanisches Element mit Wolframsäure.
Als erregende Flüssigkeit für galvanische Elemente empfiehlt Richard Eisenmann in Berlin (D. R. P. Kl. 21 Nr. 37832 vom 11. Mai 1886)
Wolframsäure, welche ähnlich wie Chromsäure wirkt, aber nach ihrer Reduction durch
die Metallelektroden (namentlich Zink) schon durch den Sauerstoff der Luft wieder in
Säure umgewandelt wird, während zugleich durch einen geringen Zusatz von
Phosphorsäure die wolframsauren Salze in der sauren Flüssigkeit in Lösung erhalten
werden. Die Anwendung der Wolframsäure empfiehlt sich daher namentlich bei Elementen
mit in Umdrehung erhaltenen Elektroden, bei denen durch die Umdrehung beständig Luft
zugeführt wird. 30g wolframsaures Natron und 5g phosphorsaures Natron sollen in 350cc Wasser gelöst und ein wenig Schwefelsäure
zugesetzt werden. Elektromotorische Kraft und innerer Widerstand entsprechen denen
der Chromsäure-Elemente.
Verhalten von Eisen und Stahl beim Erwärmen und
Wiederabkühlen.
Von Osmond sind neue Untersuchungen über die beim
Erwärmen und Wiederabkühlen von Eisen und Stahl sich zeigenden Unregelmäſsigkeiten
angestellt worden. (Vgl. 1886 262 544.)
Nach den Versuchen von Barrett (Philosophical Magazin, Band 46 S. 472) tritt beim langsamen Abkühlen einer
Eisenstange, welche bis zur Weiſsglut erhitzt war, ungefähr bei Rothglut eine
plötzliche Wärmeentbindung ein, welche mit einer starken Aenderung der magnetischen
Eigenschaften verbunden ist. Dieselbe Beobachtung machte Brinell (vgl. 1886 261 341). Andererseits haben
Le Châtelier (Comptes
rendus, 1886 Bd. 102 S. 819) und Pionchon (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 675 und 1454) bei ihren
Untersuchungen, welche nach verschiedenen Methoden angestellt wurden, gefunden, daſs
das Eisen bei einer Temperatur von ungefähr 700° eine molekulare Veränderung
erleidet. Um die Frage zu entscheiden, ob die von Barrett beobachtete Temperaturerhöhung auf einer durch die molekulare
Veränderung hervorgerufenen Wärmeentbindung beruht, oder ob sie hiervon unabhängig
und durch einen gröſseren oder geringeren Gehalt des Stahles an Kohlenstoff bedingt
ist, untersuchte Osmond
Stahlsorten von
verschiedenem Kohlenstoffgehalte und gelangte dabei zu folgenden Ergebnissen:
Beim Abkühlen von Fluſseisen mit 0,16 Proc. Kohlenstoffgehalt zeigen sich 3 Perioden,
in denen sich die Abnahme der Temperatur verlangsamt; zwischen 863 und 820° (am
meisten zwischen 845 und 839°), sodann zwischen 775 und 736° (am meisten zwischen
763 und 749°) und endlich zwischen 693 und 669°. Die beiden ersten Perioden
kennzeichnen den Uebergang des Eisens aus der bei höheren Temperaturen bestehenden
Form β in die gewöhnliche Form α. Es wird also dieser Uebergang selbst durch einen sehr geringen
Kohlenstoffgehalt verlangsamt. Beim Erwärmen des Eisens gehen die beiden Perioden 2
und 3 in eine einzige über.
Bei einem Kohlenstoffgehalte von 0,57 Proc. fallen beim Abkühlen des Stahles die
beiden Perioden der Wiedererwärmung 863 bis 820° und 775 bis 736° in eine einzige
zusammen, welche jetzt bei 736 bis 690° liegt. Bei 675° macht sich dann die zweite,
der Beobachtung von Barrett entsprechende Steigerung
der Temperatur bemerklich, indem das Thermometer plötzlich auf 681° steigt; dies
beruht nach der Ansicht des Verfassers auf einer Veränderung der Form des
Kohlenstoffes. Bei der Erwärmung des Stahles fallen beide Perioden zusammen und
zeigen sich durch eine Verlangsamung der Temperaturzunahme zwischen 719 und 714°
an.
Bei Stahl mit 1,25 Proc. Kohlenstoff gehen beide Erscheinungen in eine einzige über.
Beim Erwärmen zeigt sich die Verzögerung der Temperaturzunahme zwischen 723 und
743°, während beim Abkühlen ein plötzlicher Stillstand bei 694° eintritt, worauf die
Temperatur auf 704° steigt.
Es geht aus diesen Versuchen hervor, daſs mit wachsendem Kohlenstoffgehalte die
Temperatur, bei welcher die molekulare Veränderung des Eisens vor sich geht, sich
erniedrigt, während die zweite (von Barrett
beobachtete) Wiedererwärmung erst bei höherer Temperatur eintritt, bis endlich beide
beim gehärteten Stahl zusammenfallen.
Um den etwaigen Einfluſs der Gase, in welchen der Stahl erhitzt wurde, in Beziehung
auf diese Erscheinungen zu studiren, wurden von Osmond
Versuche mit Wasserstoff und Verbrennungsgasen angestellt. Bei Eisen mit 0,16 Proc.
Kohlenstoff zeigten sich bei Anwendung von Wasserstoff keine abweichenden
Erscheinungen, während hingegen bei 1,25 Proc. Kohlenstoffgehalt die Wiedererwärmung
bei den verschiedenen Temperaturen sehr abgeschwächt wurde, wenn man von 800° an
abkühlte. Verfasser sucht dies durch die Annahme zu erklären, daſs durch die schon
von Fourquignon beobachtete Vereinigung des
Wasserstoffes mit dem im Eisen enthaltenen Kohlenstoff der Theil des letzteren,
welcher sich mit dem Eisen verbindet, verringert wird. Bei einer Wiederholung dieses
Versuches, nur mit dem Unterschiede, daſs das Eisen vorher bis auf 1100° erhitzt
wurde, konnte diese Abweichung aber nicht beobachtet werden. Bei Anwendung von
Verbrennungsgasen waren die Erscheinungen dieselben wie sie bei den früheren in
einer Stickstoffatmosphäre angestellten Versuchen sich ergaben. (Nach den Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 743 und 1135.)
Ausdehnung und Härte des Eises.
In den Proceedings of the Royal Society in London theilt
P. Andrews einige Beobachtungen über das Verhalten
von Eis und Schnee hinsichtlich Leitungsfähigkeit, Ausdehnung und Härte bei
verschiedenen Temperaturen mit. Verfasser fand, daſs die Wärmeleitungsfähigkeit des
Eises zwischen – 17° und 0° 2,25 mal so groſs ist als diejenige von Schnee. Die
lineare Ausdehnung des Eises ist für jeden Grad Erwärmung:
Zwischen
– 9°
und
0°
= 0,000073577
„
– 17,8
„
– 9
= 0,000050476
„
– 29,5
„
– 17,8
= 0,000036871
„
– 34,4
„
– 29,5
= 0,000035539.
Die Härte des Eises bei verschiedenen Temperaturen zwischen –
37° und 0° wurde durch die verschiedene Tiefe gemessen, bis zu welcher ein mit 82k belasteter Stahlkegel in dasselbe eindrang,
wobei sich zeigte, daſs das Eis bei – 37° fast undurchdringlich war; bei – 12° drang
die Spitze des Kegels nur 6mm,3, bei – 6,6° 16mm,9 ein, während von da an mit zunehmender
Temperatur die Härte rasch abnahm.
Ueber die chemischen Eigenschaften der Seife.
Um die Einwirkung von Salzlösungen und von Wasser auf Seifenlösungen zu studiren,
haben C. R. A. Wright und C.
Thompson eingehende Untersuchungen angestellt, über welche sie im Journal of the Society of Chemical Industry, 1885 S.
625 berichten.
Die Umsetzung von Kaliseifen mit Kochsalzlösung in die entsprechenden Natronseifen
wurde lange Zeit an Orten, wo Kali als billigstes Verseifungsmittel vorhanden war,
zur Herstellung von harten Natronseifen benutzt. Die Umsetzung ist ein Beispiel des
Gesetzes, daſs bei chemischen Reactionen die stärkere Säure sich mit der stärkeren
Basis verbindet. Wie die Verfasser gefunden haben, sind aber die Verhältnisse nicht
immer so einfach. Wenn zwei Alkalien und zwei Säuren in Reaction treten, so
entstehen vier verschiedene Verbindungen, deren Mengen je nach den Bedingungen und
dem Verhältnisse der Basen und Säuren wechseln. Bei Anwesenheit von Kalium und
Natrium als Basen bilden sich in gewissen Fällen gröſstentheils Natronseifen. Durch
Aenderung der Mengenverhältnisse können aber umgekehrt vorzugsweise Kaliseifen
gebildet werden. In gleicher Weise entsteht bei Behandlung von Fettsäuren mit einem
Ueberschusse von Kali und Natron nicht, wie zu erwarten, ausschlieſslich Kaliseife,
sondern zu gleichen Theilen Kali- und Natronseife. In Lösung bleibt eine Mischung
von gleichen Theilen Kali und Natron. Die Affinität der zwei Basen ist also in
diesem Falle völlig gleich. Bemerkenswerth ist nun, daſs bei allen gewöhnlich
benutzten Fettsäuren die gleichen Verhältnisse obwalten. So wurde aus Stearin,
Oleïn, Talg, Palmöl und Cocosnuſsöl durchschnittlich ein Gemisch von 50,3 Proc.
Natronseife und 49,7 Proc. Kaliseife erhalten. Wie aus diesen Versuchen zu
schlieſsen ist, entsteht beim Schmelzen von Natronseife mit der entsprechenden Menge
Kali oder umgekehrt aus Kaliseife mit Natron eine Seife, in welcher die eine Hälfte
der Säure an Natron, die andere an Kali gebunden ist, und eine Lösung von Kali
bezieh. Natron.
Andere Ergebnisse wurden bei der Verwendung von Soda und Potasche statt der Hydroxyde
erhalten. Es entstanden zwar ebenfalls Kali- und Natronseife neben einander; wenn
aber Natronseife mit einer dem in der Seife vorhandenen Alkali entsprechenden Menge
Potasche behandelt wurde, so bildete sich größtentheils
Kaliseife. Auch bei Einwirkung gröſserer Mengen Soda auf Kaliseife entstand nur
wenig Natronseife. Diese Beobachtungen scheinen den Einfluſs von Potaschelösung auf
das Korn und die Harte von Natronseife zu erklären. Es bildet sich bei dieser
Behandlung zum Theile Kaliseife und freie Soda, welch letztere ein stärkeres
Erhärten der Seife zur Folge hat. Der Nachtheil so hergestellter Seifen ist ihr
hoher, oft 10 bis 12 Proc. betragender Gehalt an freiem Alkali.
Ein Zusatz von Alkalichloriden statt Carbonaten zu Seifen hat gerade entgegengesetzte
Wirkung. Die stärkere Salzsäure läſst hauptsächlich Natronseife und Chlorkalium und
nur geringe Mengen Kaliseife entstehen. Zahlreiche Versuche über Zersetzung von
Kaliseife mit einer entsprechenden Menge Kochsalz ergaben, daſs, je nach den
verwendeten Fettsäuren, 1½ bis 6 Mol. Natronseife auf 1 Mol. Kaliseife gebildet
werden. Ueberschüssiges Kochsalz verursachte die Bildung von noch mehr Natronseife.
War hingegen mehr Kali vorhanden, so vermehrte sich allerdings die Ausscheidung von
Kaliseife, aber in geringerem Verhältnisse.
Die Verfasser haben auch Versuche über die Einwirkung von Chlorammonium auf Seife und
über das Verhalten von Kalium- und Natriumchlorid zu Ammoniakseifen ausgeführt und
gefunden, daſs bei Einwirkung von 1 Mol. Natron- oder Kaliseife, gelöst in 200 Mol.
Wasser, auf 20 Mol. Chlorammonium unter Bildung von Ammoniakseife Natrium- oder
Kaliumchlorid entsteht. Umgekehrt kann Ammoniakseife mit Natrium- oder Kaliumchlorid
völlig in die entsprechende Kali- oder Natronseife übergeführt werden.
Avis sämmtlichen Versuchen läſst sich der allgemeine Schluſs ziehen, daſs bei Behandlung von Seifen mit
einem neutralen Alkalisalze immer vier Verbindungen neben einander entstehen, deren
relative Menge abhängig ist von dem Molekularverhältnisse der in Reaction getretenen
Alkalien und Säuren. Immer bleibt aber die Neigung bestehen, daſs sich die stärkere
Säure mit der stärkeren Base verbindet und die durch die Mengenverhältnisse
ermöglichte Verbindung schwacher Säure mit schwacher Base vollzieht sich nur in
untergeordneter Weise.
Durch zahlreiche Versuche über Zersetzung von Seife durch
Wasser sind die Verfasser zum Schlusse gekommen, daſs die Zersetzung
hauptsächlich von der Art der die Seife bildenden Fettsäure bedingt ist. Bei
Verwendung gröſserer Wassermengen nimmt die Zersetzung zu, verlangsamt sich jedoch
stetig. Zusatz von freiem Alkali (20 bis 25 Procent des von der Fettsäure gebundenen
Alkalis) verhindert die Zersetzung durch kleine Wassermengen vollständig.
Alkohol von nur 90 bis 95 Proc. zersetzt Seife gar nicht; bei Zugabe von Wasser aber
tritt theilweise Zersetzung ein. Eine alkoholische Lösung von neutraler Seife gibt
daher, wenn mit Wasser verdünnt, mit Phenolphtaleïn eine Farbänderung. Die Verfasser
geben zahlreiche Diagramme über die Zersetzung von Seifen, welche aus verschiedenen
Fettsäuren hersgestellt wurden, mit wechselnden Mengen Wasser. Seifen aus Oelsäure,
Cocosnuſs- und Baumwollsamen-Oel zersetzen sich am stärksten mit Wasser;
Ricinusölseife zersetzt sich bedeutend weniger als Oelsäureseife, aber in höherem
Grade als Palmöl- und Stearinseife.
Zur Bestimmung des freien Alkalis in Seife finden Wright und Thompson die
Alkoholprobe am genauesten. Die Titrirung der Fettsäure ergab bis auf 3 Proc.
abweichende Versuchszahlen und auch die Aussalzprobe ist nach den Versuchen der
Verfasser nicht zuverlässig.
Im Anschlusse an ihre Untersuchungen erwähnen die Verfasser auch zwei patentirte
Verbesserungen in der Seifenfabrikation: Um den Abfall beim Schneiden von Seife in
rechteckige Stücke zu vermeiden, wird heiſse flüssige Seife durch Kühlröhren
geleitet, verläſst dieselbe in halb festem Zustande als endloser Strang und wird
dann in Formen gepreſst. Eine andere Verbesserung besteht darin, daſs zur Entfernung
des freien Alkalis aus Toiletteseifen ein Ammoniaksalz
zu der heiſsen flüssigen Seife gefügt wird. Das frei werdende Ammoniak entweicht aus
der geschmolzenen Seife mit Leichtigkeit, so daſs dieselbe sofort nach dieser
Behandlung fertig verarbeitet werden kann.
Nachweis von Nitriten in Wasser.
Eine einfache Methode zum Nachweise von salpetrigsauren Salzen in Wasser beschreibt
Zambelli in den Annali di
Chimia e di Farmacologia, 1886 S. 231 bezieh. im Archiv für Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 89. Es werden zu 200cc des betreffenden Wassers in einem Glascylinder
einige Tropfen einer mit Schwefelsäure angesäuerten Sulfanilsäurelösung zugegeben, etwa 10 Minuten verschlossen stehen
gelassen, dann mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaction versetzt und nun rasch
einige Tropfen wässerige Phenollösung zugefügt. Bei Anwesenheit von Nitriten tritt
Gelbfärbung ein, welche nach Zambelli noch bei einer Verdünnung von 1 Th. Nitrit in
40 Millionen Th. Wasser wahrnehmbar sein, soll und durch Vergleichung mit gleich
behandelten Lösungen von bekanntem Nitritgehalte eine colorimetrische Bestimmung
gestattet. (Vgl. Green und Rideal bezieh. Meldola 1884 252 343. 390. E. W. Davy
1883 248 38.)
Darstellung von Diamidothiobenzoësäuren und von
Tetraalkyldiamidothioketonen.
W. Michler bezieh. W.
Michler und A. Gradmann haben in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876
Bd. 9 S. 400, 716 und 1900 nachgewiesen, daſs durch Einwirkung von Phosgen auf tertiäre Amine einerseits Diakylamidobenzoësäurechloride erhalten werden können,
welche leicht in die entsprechenden Benzoësäuren überzuführen sind, andererseits Tetraalkyldiamidoketone entstehen, wenn man auf die
Dialkylbenzoësäurechloride noch weiter tertiäres Amin einwirken läſst. A. Kern in Basel (D. R. P. Kl. 22 Nr. 37730 vom 18.
März 1886) hat nun Versuche in ganz gleicher Richtung mit dem
Kohlenstoffsulfochlorid angestellt und gefunden, daſs sich diese Einwirkung noch leichter
vollzieht als mit Chlorkohlenoxyd und daſs auch die Einwirkungsproducte die
vollkommen entsprechenden sind:
2\,\mbox{C}_6\mbox{H}_5\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2\,+\,\mbox{CSCl}_2=\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<
{{\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2}\atop{\mbox{CSCl}}\ \ \ \
\right\,+\,\mbox{C}_6\mbox{H}_5\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2.\mbox{HCl} und
2\,\mbox{C}_6\mbox{H}_5\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2\,+\,\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<
{{\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2}\atop{\mbox{CSCl}}\ \ \ \ \
\right=\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2.\mbox{C}_6\mbox{H}_4-\mbox{CS-C}_6\mbox{H}_4.\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2+\mbox{C}_6\mbox{H}_5\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2.\mbox{HCl}.
Zur Darstellung dieser Körper verfährt man nach folgenden Vorschriften:
1) Alkylirte Amidothiobenzoësäurechloride bezieh.
Säuren: 20 Th. Dimethylanilin, verdünnt mit 100 Th. Schwefelkohlenstoff, werden
in einem geschlossenen Rührapparate durch äuſsere Kühlung mit Eiswasser auf eine
Temperatur von 0 bis 10° gebracht und nun 9,5 Th. Kohlenstoffsulfochlorid, verdünnt
mit 20 Th. Schwefelkohlenstoff, so langsam zulaufen gelassen, daſs die angegebene
Temperatur erhalten bleibt. Nach dem Vermischen der beiden Flüssigkeiten fährt man
zur Beendigung der Reaction mit Kühlen und Rühren noch einige Stunden fort. Der
Verbrauch des Kohlenstoffsulfochlorides ist leicht am Verschwinden des Geruches zu
erkennen. Hierauf destillirt man den Schwefelkohlenstoff mit Wasserdämpfen ab, macht
alkalisch und treibt das unveränderte Dimethylanilin ab. Die zurückbleibende
Flüssigkeit enthält das Salz der Dimethylamidothiobenzoësäure:
\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<
{{\mbox{N}(\mbox{CH}_3)_2}\atop{\mbox{CSOH}\ \ \ }. Das Natronsalz
z.B. ist leicht löslich und krystallisirt aus Lösungen erst bei starker
Concentration in glänzenden Schuppen. Uebersättigt man eine Salzlösung mit
Essigsäure, so entsteht ein Niederschlag, der – abfiltrirt und getrocknet – die
freie Säure darstellt. Die Reindarstellung der alkylirten Diamidothiobenzoësäurechloride ist bis jetzt noch nicht gelungen.
2) Alkylirte Diamidothioketone: 50 Th. Dimethylanilin
werden in einem geschlossenen Rührapparate durch äuſsere Kühlung auf eine Temperatur
zwischen 0 und 10° gebracht; hierauf läſst man in etwa 3 bis 4 Stunden unter
beständigem Rühren eine Lösung von 10 Th. Kohlenstoffsulfochlorid in 30 Th.
Schwefelkohlenstoff einlaufen. Nachdem alles Kohlenstoffsulfochlorid eingetragen,
unterbricht man das Kühlen; zur Beendigung der Reaction setzt man jedoch das Rühren
noch ungefähr 10 bis 12 Stunden fort.
Zur Aufarbeitung dieser Schmelze kann man in zweierlei Weise verfahren: Entweder man
fügt die zur vollständigen Neutralisation des Dimethylanilins nöthige Menge
Salzsäure in starker Verdünnung hinzu und destillirt den Schwefelkohlenstoff ab; das
gebildete Keton ist in der erkalteten Flüssigkeit in krystallinischer Form
ausgeschieden und kann daher durch unmittelbares Filtriren und Auswaschen gewonnen
werden. Oder man übersättigt die Schmelze mit Alkali und destillirt
Schwefelkohlenstoff und Dimethylanilin zusammen ab. Das Thioketon ist in der
zurückbleibenden Flüssigkeit wiederum in krystallinischer Formvertheilt. Das auf die
eine oder andere Weise gewonnene Tetramethyldiamidothioketon C6H4N(CH3)2–CS–C6H4N(CH3)2 stellt in reinem
Zustande stahblauglänzende, in durchfallendem Lichte rothgefärbte, spieſsige
Krystalle dar.
Dieses Verfahren gestattet die Herstellung gemischter Ketone durch Combination der
Säurechloride mit anderen tertiären Basen.
––––––––––
Berichtigung: In der Mittheilung von Lieven über Cementmörtel
ist S. 343 beim 3. Versuche (Z. 5 v. o.) zu lesen „frischer“ statt „feinster“ Cement.