Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 138 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Die Wasserräder von Hamath.
Durch die Ebene von Hamath in Syrien flieſst der Fluſs
Nähr el Aasy, der alte Orontes, von den Wassern des Libanon gespeist; er ist die
Hauptwasserquelle der groſsen Ebene. Hunderte von Schöpfrädern, theils von dem
Strome selbst, theils durch Zugthiere in Bewegung gesetzt, sind an seinen Ufern
aufgestellt und heben die Wasser in die Leitungen, von deren Wirksamkeit die
landwirthschaftliche Blüthe der Gegend abhängt.
Die Stadt Hamath, das alte Eprphania, liegt 195km nördlich von
Damaskus an beiden Seiten des Orontes. Dieselbe wird durch 6 auſsergewöhnlich groſse
Schöpfräder, welche der Fluſs treibt, mit Wasser versehen; dieselben heben das
Wasser in hochgelegene Leitungen. Jedes Rad nebst Leitung ist Eigenthum einer
besonderen Gesellschaft. Die Räder sind unterschlächtig; der Fluſs ist theilweise
aufgestaut, um das erforderliche Gefälle zu erlangen; zwischen dem Ufer und einem
Mauerpfeiler zur Lagerung des Rades entsteht der nöthige Kanal und über diesem
thürmt sich das mächtige, fast 25m hohe Wasserrad
auf. Diese Wasserräder sind ganz von Holz gebaut und, wie zu erwarten, von sehr
unvollkommener Construction und von geringem Nutzeffect. Ein groſser Theil der durch
sie gewonnenen Einnahmen – die Bevölkerung von Hamath ist bezüglich ihrer
Wasserversorgung ganz von diesen Rädern abhängig – geht für Instandhaltung wieder
auf. An der Landseite tragen diese Räder eine Anzahl von Eimern, durch welche das
Wasser gehoben und in der Nähe des Radscheitels in eine Leitung ausgegossen wird,
die dasselbe in die Stadt führt. Doch ist diese Wasserversorgung eine durchaus
ungenügende, sowohl was die Wassermenge, als auch was den Druck anbelangt.
Der Scientific American, 1887 Bd. 56 * S. 63 bemerkt zu
dieser Mittheilung, daſs sich in Syrien, welches für ungemessene Wassermengen in
seiner Landwirthschaft Verwendung hat, ein gutes Feld für Wasseringenieure eröffne,
um daselbst, sei es mit Benutzung der Wasserkraft des Orontes durch gute Turbinen
oder Wasserräder, sei es mit Dampfpumpen oder hydraulischen Widdern eine
zweckentsprechende Wasserversorgung einzurichten. Daſs hierfür ein Bedürfniſs
besteht, geht aus der Thatsache am besten hervor, daſs die Bürger von Hamath selbst
– trotz der sprichwörtlichen orientalischen Gleichgültigkeit – über den Mangel an
Wasser klagen.
H. Büssing's Thürheber bezieh. Eisenbahnwagenschieber.
Es unterliegt keinem Zweifel, daſs das Schmieren der Thurangeln in vielen Fällen
deshalb unterlassen wird, oder nur in ungenügender Weise geschieht, weil das nicht
zu umgehende Ausheben der Thüren eine schwierige Arbeit ist, wenn man keine
besonderen Hilfsmittel hierzu besitzt. Diesem Miſsstande begegnet ein neuer, von H. Büssing in Braunschweig (vgl. * D. R. P. Kl. 35 Nr.
38277 vom 6. März 1886) construirter einfacher Apparat, welcher allen Haushaltungen
zu empfehlen ist. Derselbe ist, wie aus der Figur ersichtlich, aus zwei durch ein
Gelenk verbundenen Eisenplatten a und b gebildet, zwischen denen die Drehachse eines
Handhebels c liegt, welcher in umgelegter Stellung die
Platte b mittels eines Daumens um einige Centimeter
emporhebt. Der Thürheber wird in der angedeuteten Weise mit seinem zugeschärften
Vordertheil unter die zu schmierende Thür geschoben, welche zuvor so weit zu öffnen
ist, daſs sie
auſserhalb des Thurfalzes steht. Hierauf legt man den Hebel c um, wodurch die Thür gehoben und die Dorne der Angeln ein Stück
freigelegt werden, so daſs man dieselben bequem schmieren kann. Der Hebel c gestattet das Feststellen auch noch in einer
Zwischenstellung, damit ein vollständiges Ausheben selbst bei Angeln mit kurzem Dorn
nicht zu befürchten ist. Da das Hebelverhältniſs am Apparate ein sehr groſses ist,
kann man sogar eingerostete Thüren mit Leichtigkeit heben.
Textabbildung Bd. 264, S. 139Der Apparat kann auch zum Lösen von Kistendeckeln verwendet werden, oder, in gröſserem Maſsstabe ausgeführt,
als Eisenbahnwagenschieber dienen, d.h. zum Fortbewegen
von beladenen Güterwagen von 10000 bis 20000k
Gewicht durch einen Mann auf wagerechter Bahn mit 3 bis 4m Geschwindigkeit in der Minute. (Als Thürheber
ist der Apparat im Einzelbezuge für 2 M. zu haben.)
Berliner Vorschriften über die Beanspruchung der
Baustoffe.
Die zulässige Beanspruchung der Baumaterialien wird nach einer im Centralblatt der Bauverwaltung, 1887 S. 89
veröffentlichten Bekanntmachung des Polizeipräsidenten von Berlin vom 21. Februar d.
J., welche derselbe auf Grund des § 19 der Bau-Polizei-Ordnung für den Stadtkreis
Berlin erlieſs, folgendermaſsen festgestellt:
Schmiedeisen auf Zug
750 k/qc
„ „ Druck
750
„ „ Abscherung
600
Guſseisen auf Zug
250
„ „ Druck
500
„ „ Abscherung
200
Bombirtes Eisenwellbech auf Zug
500
„ „ „ Druck
500
Eisendraht auf Zug
1200
Eichen- und Buchenholz auf Zug
100
„ „ „ „ Druck
80
Kiefernholz auf Zug
100
„ „ Druck
60
Granit auf Druck
45
Sandsteine je nach der Härte auf Druck
auf Druck
15 bis 30
Rüdersdorfer Kalksteine in Quadern
„
25
Kalksteinmauerwerk in Kalkmörtel
„
5
Gewöhnliches Ziegelmauerwerk in Kalkmörtel
„
7
Ziegelmauerwerk in Cementmörtel
„
11
Bestes Klinkermauerwerk in Cementmörtel
„
12 bis 14
Mauerwerk aus porösen Steinen
„
3 bis 6
Guter Baugrund
„
2,5
G. Geiger's Polirscheiben aus Papierblättern mit
Schmirgel.
Zur Herstellung von Polirscheiben klebt G. Geiger in
Bissingen a. Enz (D. R. P. Kl. 67 Nr. 38411 vom 10. Juni 1886) gelochte Papierblätter mit einer Mischung aus Leim und
Staubschmirgel zusammen. Die Lochung des Papieres bezweckt dabei, daſs der Schmirgel
besser hält und eine festere Verbindung der einzelnen Papierblätter erzielt wird,
wie auch die Scheibe beim Abarbeiten zackiger wird und einen besseren Angriff
bekommt. (Vgl. Laughton und Bishop 1886 260 93.)
Neuerung an Dampfkesselfeuerungen mit
Kohlenwasserstoffen.
Bei Anwendung von zerstäubten Kohlenwasserstoffen zur Feuerung von Dampfkesseln ist
man meistens gezwungen, behufs Erlangung des zur Zerstaubung nöthigen Dampfes, den Kessel
erst mit anderen Brennmaterialien anzuheizen. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat
bereits Burgess (vgl. 1885 258 * 419) einen besonderen Dampferzeuger in der Feuerung angebracht, der
es ermöglicht, den nöthigen Dampf zu erhalten, ohne den ganzen Kessel anzufeuern.
Auf derselben Idee beruht der Apparat von P. Tarbutt in
London (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 36826 vom 10. Januar 1886): An Stelle des Rostes
befindet sich ein Schlangenrohr, welches einerseits mit einem unter Druck
befindlichen Wasserbehälter, andererseits mit dem Kohlenwasserstoff-Behälter in
Verbindung gesetzt werden kann. Dieses Rohr wird durch ein kleines Holzfeuer
genügend erhitzt und hierauf aus dem Druckbehälter Wasser tropfenweise zugeführt,
welches sofort verdampft. Dieser Dampf strömt nun in den Feuerungsraum und reiſst
die Kohlenwasserstoffe mit, welche sich über dem Schlangenrohre entzünden und
dasselbe weiter erhitzen. Der Wasserzufluſs wird nun vermehrt und so lange
fortgesetzt, bis der Kessel Dampf abgeben kann, worauf die Verbindung mit dem
Druckbehälter abgestellt und Dampf aus dem Kessel in das Schlangenrohr geleitet
wird. (Vgl. auch Archer 1886 262 * 370. Key 1887 263 * 240.)
Ueber die Entwickelung der elektrischen Straſsenbahnen.
In der American Street Railway Association hat kürzlich
T. C. Robbins in Baltimore als Berichterstatter
eines besonderen Ausschusses einen Vortrag über die Entwickelung der elektrischen
Straſsenbahnen gehalten, über welchen im Scientific American
Supplement. 1886 S. 9118 ausführlichere Mittheilungen gemacht werden.
Nach Erwähnung des im J. 1834 auf der Newa angestellten Jacobi'schen Versuches mit elektrischer Fortbewegung überspringt der
Vortragende als unbedeutend alle zwischenliegenden Anläufe bis zum J. 1860, wo Prof.
Page in Washington durch eine Straſsenlocomotive
einen mit Personen besetzten Wagen trieb und 32km
Geschwindigkeit in der Stunde erreicht haben soll. Page
benutzte dabei eine Kohlen-Zink-Batterie. Darauf wird der Versuchsbahn von Siemens und Halske während der Berliner
Gewerbe-Ausstellung von 1879 (vgl. 1879 233 171) erwähnt
und im Anschlusse daranDazwischen liegt B. Egger's Versuch in Wien im
J. 1880 (vgl. 1880 238 498).die Bahn
in Lichterfelde (vgl. 1881 241 * 368. 1882 243 265. 1883 248 103). Einige
kleinere VersucheVgl. Paris 1882 244 164. Charlottenburg 1882 244 462. 1883 248 *
103. Zandvoort 1882 245 44. Verschiedene kleinere
Bahnen 1882 246 367. 1883 249 161. 250 550. Zaukeroder Grubenbahn
1883 247 45. 248
103.übergehend, erwähnt der Vortragende Th. E. Edison's Bahn in Menlo Park, New Jersey, im Sommer 1882, auf
welcher in wagerechter Strecke 64km
Geschwindigkeit in der Stunde erreicht worden sein sollen (vgl. 1882 246 367). Dann werden die LocomotivenDie Locomotiven von Dupuy bezieh. von der Electrical Power Storage Company und von der
West Metropolitan Tramways Company (vgl.
1883 248 104. 105).berührt, welche Leo Daft noch im J. 1882 baute und auf einer
Bahnstrecke in den Werken der Daft Electric Light
Company zu Greenville, New Jersey, in Gang setzte. Dabei vermochte eine
kleine Locomotive von 204k Gewicht auf trockenen
Schienen 136k Zugkraft zu entwickeln. Im Herbst
1882 wurde in Chicago während der Ausstellung eine Weston'sche Maschine einer Prüfung unterzogen (vgl. 1883 250 552. 1884 251 334). Im
Februar 1883 wurde ein Motor von 136k Gewicht von Ch. J. van
Depoele und in den Werken der Daft Company
probirt. Im Mai 1883 begann der Bau einer elektrischen Locomotive („Ampère“)
für die 16km lange Saratoga und Mc
Gregor-Eisenbahn; dies war die erste Benutzung elektrischen Betriebes auf einer
gewöhnlichen Dampf-Eisenbahn; die Locomotive zog einen Wagen von 10t Gewicht mit 68 Personen. Diesem gelungenen
Versuche folgten viele von Anderen angestellte ProbenUeber Smith's Versuch bei Manchester ist
berichtet 1885 255 305. Vgl. ferner Reckenzaun bezieh. Daft 1886 260 * 305. Elieson 1886 261 *
65. Julien 1886 262
235., welche zwar meist ohne bleibenden Erfolg verliefen, jedoch 1884 zu der
Gründung der American Electric Railway Company
führten.
Im Mai 1884 entstand ferner die Massachusetts Electric Power
Company als die erste Gesellschaft für elektrische Kraftvertheilung und
seitdem sind viele andere in Amerika ihr gefolgt und arbeiten ganz befriedigend.
Verwendet werden von denselben namentlich die Motoren von Sprague (vgl. auch 1886 262 * 216), C. van de Poele (1886 262
60), Edgerton (1886 264 *
405), Baxter, D'hul u.a. Im August 1885 betrieben Knight und Bentley eine
kleine Bahn in der Stadt Cleveland mit unterirdischem Stromleiter, bei welcher zum
ersten Male eine solche Stromzuführung in Amerika zur Anwendung gebracht worden ist,
auch gut gelungen sein soll. Die im J. 1885 von C. J. van de
Poele gebaute und in Betrieb genommene Locomotive soll im Herbst 1885 auf
der Ausstellung in Toronto gut gearbeitet haben, ebenso an anderen Orten, namentlich
in Montgomery, Ala., und South Bend, Ind. Die Stromzuleitung führt van de Poele oberirdisch. Die „Baltimore und Hampten
Electric Railroad“ ist die einzige gewerbliche Anlage in Amerika, welche
lange genug in Betrieb gewesen ist, um statistische Vergleiche mit dem Betriebe mit
Pferden und anderen Zugkräften zu ermöglichen. Die Betriebsergebnisse, welche in 12
Monaten einen für jene Gegenden auſserordentlich strengen Winter einschlieſsen, sind
für diese bezüglich der Steigungen und Strömungen durchaus nicht in ausgesuchtem
Boden angelegte Bahn sehr günstig. Die als gewerbliches Unternehmen angelegte Bahn
hält sich nicht nur, sondern sie wird auch erweitert.
Um dieselbe Zeit war die Daft Company mit dem Baue eines
groſsen elektrischen Motors „Ben Franklin“ (vgl. 1886 260 * 318) beschäftigt, welcher in New York auf der Ninth-Avenue-Hochbahn
versuchsweise zur Verwendung kommen sollte. Derselbe kam später auf einer kurzen
Strecke der Fourteenth Street zur Verwendung und zog 4 Wagen auf 3km,2 dieser Straſse. Es stellte sich heraus, daſs
zu vollständiger Befriedigung der Bedürfnisse ein noch kräftigerer Motor
erforderlich sein würde, und bald werden die Versuche in gröſserem Maſsstabe wieder
aufgenommen werden.
Inzwischen hat F. J. Sprague eine Locomotive gebaut und
auf einer kurzen Strecke der Third-Avenue-Hochbahn in Betrieb gesetzt; die noch
nicht abgeschlossenen Proben damit sollen ganz erfolgreich sein und werden
wahrscheinlich zu einer ausgedehnten Verwendung dieses Motors führen.
Der Vortragende wendet sich schlieſslich zur Widerlegung einiger mit Unrecht gegen
den elektrischen Betrieb erhobenen Bedenken. Daſs die Verwendung der Elektricität
gefährlich sei, kann nur beim Betriebe mit hoher Spannung zugegeben werden. Bei der
an der Baltimore-Hampten-Bahn angewendeten Spannung hat der täglich 18 stündige
Betrieb von der Dauer eines Jahres dargethan, daſs er, soweit das menschliche Leben
in Betracht kommt, vollkommen harmlos ist. Wenn gesagt wird, der Betrieb sei
unsicher, so kann aus den Erfahrungen eines Jahres nachgewiesen werden, daſs er bei
jedem Wetter so sicher wie jede andere mechanische Beförderungsweise gewesen ist,
nachdem einmal im ersten oder in den beiden ersten Monaten die kleinen
Schwierigkeiten beseitigt waren, welche jeder Neuanlage anhaften. Auch besonders
geübte Bedienung erfordert der elektrische Betrieb nicht. Auf der genannten Bahn
sind Leute angestellt, welche ganz unbewandert in den Anwendungen der Elektricität
waren, und diese Leute bilden die einzige Hilfe für alle nöthigen Verrichtungen;
dennoch sind Unterbrechungen auf dieser Bahn jetzt ebenso selten wie bei einer
gewöhnlichen Eisenbahn. In dem am 1. September 1885 endenden Jahre beförderte die
Bahn mit 3 Wagen und mit Pferden 227155 Personen zu je 5 Cents (20 Pf.). In dem am
1. September 1886 endenden Jahre beförderte die Bahn mit 2 von Daft'schen Motoren bewegten Wagen 311141 Personen zu
ebenfalls je 20 Pf. In jedem elektrisch getriebenen Wagen wurden in einem Jahre
155570, in jedem von Pferden gezogenen 75718 Personen befördert. Die Roheinnahme bei
einem elektrisch getriebenen Wagen betrug 32670 M., die bei einem von Pferden
gezogenen Wagen 15900 M. Die durchschnittlichen Kosten des Pferdebetriebes für 1
Wagen und 1 Tag werden auf 27,30 M. geschätzt, die durchschnittlichen Kosten der
elektrischen Kraft betragen: 1t,5 Kohlen zu je
6,30 M. macht 9,45 M., Maschinist 8,40 M., Feuermann 6,30 M., Oel und Abnutzung 2,10 M.,
Zinsen für die Anlage- und Ansbesserungskosten 11,55 M., Gesammtbetrag 37,80 M. für
1 Tag. Die dabei gelieferte Betriebskraft reicht auf dieser Bahn für 3 Motoren und
Wagen aus, so daſs die elektrische Kraft für 1 Wagen täglich auf 12,60 M. zu stehen
kommt. Unter günstigeren Verhältnissen würde sie noch weniger kosten.
Seel's Glühlampenhalter.
Die Glühlampe von C. Seel in Charlottenburg (* D. R. P.
Kl. 21 * Nr. 36910 vom 24. Februar 1886) ist an ihrem unteren Ende mit gebogenen
Contactfedern versehen und kann durch dieselben mit den die Zuleitungsdrähte
haltenden Contactschrauben r in und auſser Berührung
gebracht werden. Die Lampe wird in dem ⊥-förmigen
Bajonettschlitze t einer Hülse l befestigt.
Textabbildung Bd. 264, S. 142
Diese Hülse ist drehbar auf dem Kopfe a und wird durch Schlitze i und Schräubchen
c geführt. In einen senkrechten Schlitz g1 der Hülse faſst ein
Stift s, welcher an einem um den Bolzen b drehbaren Knopfe d
sitzt; durch einen wagerechten Schlitz g der Hülse
hindurch ist b in den Kopf a eingeschraubt. Beim Drehen des Knopfes d um
180° nach der einen Richtung wird die Hülse mit der Lampe so bewegt, daſs ihre
Contactfedern in leitende Verbindung mit den Schrauben r kommen und die Lampe eingeschaltet wird; bei einer gleich groſsen
entgegengesetzten Drehung wird die leitende Verbindung aufgehoben, also die Lampe
ausgeschaltet.
Zipernowsky, Deri und Blathy's Regulirung elektrischer
Wechselströme.
In verwandter Weise, wie Zipernowsky und Deri (vgl. 1886 260 188)
eine Selbstregulirung bei Wechselstrommaschinen erreichen wollen, streben C. Zipernowsky, M. Deri und O.
T. Blathy (D. R. P. Kl. 21 Nr. 37780 vom 31. Januar 1886) auch eine
Regulirung zwischen mehreren derselben Wechselstromquelle entstammenden Zweigströmen
zu erreichen. Um bei Vertheilung von Wechselströmen mit unveränderlicher Stromstärke das gegenseitige Verhältniſs der Stärken
von zwei oder mehreren Zweigströmen derselben Elektricitätsquelle constant zu
erhalten, werden die von einer gemeinsamen Elektricitätsquelle stammenden
Zweigströme durch die Bewickelung von Inductionsspulen oder
Wechselstromtransformatoren derartig geleitet, daſs der Eisenkern jeder einzelnen
der Inductionsspulen von zwei der Zweigströme oder von 2 Gruppen solcher Zweigströme
in entgegengesetzter Richtung umkreist wird, um durch die in den Inductionsspulen
auftretenden Inductionswirkungen diese Zweigströme zu regeln.
Handelt es sich um die Vertheilung von Wechselströmen mit constanter Stromspannung in dem Leitungssysteme, so wird der an
einer Stelle von der Hauptleitung abzweigende Theilstrom oder der von diesem
Theilstrome in einem Transformator erzeugte Secundarstrom durch die eine Bewickelung
einer Inductionsrolle geleitet und durch die zweite Bewickelung dieser Rolle der an
der Abzweigungsstelle in der Hauptleitung selbst vorhandene Strom derart geführt,
daſs diese beiden Ströme den Eisenkern der Inductionsrolle in entgegengesetztem
Sinne umkreisen. Die beiden Enden der von dem localen Theilstrom durchflossenen
Bewickelung werden durch einen Widerstand mit einander verbunden, um die durch die
Leitungswiderstände bedingten Aenderungen der Stromspannung an den verschiedenen
Stellen der Leitung bei veränderlicher Stromstärke in derselben auszugleichen, d.h.
die Verbrauchsstellen trotz veränderlicher Stromentnahme mit Strömen von
unveränderlicher Spannung zu versehen.
Zusammensetzung der Eisenerze von Cuba.
Die in der Provinz Santiago auf Cuba vorkommenden Erze sind rother Magnetit und
Hämatit. Die Juragua-Actiengesellschaft besitzt daselbst 17 Gruben. Die Erze
enthalten bis 67 Proc. metallisches Eisen; die übrige Zusammensetzung geht aus
folgenden 8 Analysen hervor:
Eisen
Schwefel
Phosphor
Silicium
58,2
0,062
0,496
2,17
62
0,040
0,035
2,08
64,6
0,037
0,061
1,97
66,3
0,032
0,012
0,89
65,9
0,123
0,043
1,24
67,2
0,096
0,069
2,34
67,1
0,087
0,037
2,28
67,1
0,071
0,031
3,41
(Nach der Rerista minera durch Stahl und Eisen, 1887 S. 288.)
Scott's Feuerlösch-Handgranate.
Die Handgranate für Feuerlöschzwecke von J. Ph. Scott in
New-York (* D. R. P. Kl. 61 Nr. 37158 vom 22. September 1885) weist mehrere
Eigenthümlichkeiten auf. Zunächst ist die Granate mit einem Ringe E aus Eisen oder hartem Material umgeben, welcher
mittels Streben e1 aus
Draht oder Schnüren an der Flasche der Granate befestigt und durch leichte Federn
e in dem gewünschten Abstande erhalten wird.
Dadurch soll die Glasflasche der Granate, wenn dieselbe auf einen noch so weichen
Gegenstand geschleudert wird, unter allen Umständen an dem Ringe E zerschellen. Bei Temperaturwechsel liegt die Gefahr
einer unzeitigen Explosion in Folge Gasbildung im Inneren der Granate nahe; es ist
daher in dem Flaschenverschlusse ein offenes dünnes Rohr C als Sicherheitsventil angebracht. Dieses Rohr ist bei c1 gebogen und
erweitert sich nahe der äuſseren Oeffnung c, um ein
Heraustropfen durch Uebersprudeln und dadurch verursachtes Entleeren der Flasche zu
verhüten.
Textabbildung Bd. 264, S. 143
Steigt die Temperatur in der Flasche, so wird eine kleine
Menge Gas durch die sehr enge Oeffnung c
herausgedrängt; bei Abnahme der Temperatur condensirt sich das Gas wiederum zu
Flüssigkeit. Wäre nun C eine gerade Röhre, so würde
sich der Tropfen Flüssigkeit an der Oeffnung c
ansetzen; die weitere Gasentwickelung in der Flasche würde denselben durch neue
aufsteigende Gase verdrängen und so allmählich eine Entleerung der Flasche
herbeiführen. Um dies zu vermeiden, ist die blasenartige Erweiterung des Rohres C geschaffen und das letztere umgebogen. Bei
eintretender Temperaturerhöhung füllen die aufsteigenden Gase zunächst die Blase des
Rohres C; sinkt nun die Temperatur wieder, so bildet
sich durch die Condensation der Gase bei der Biegung q
ein Wasserabschluſs, wodurch ein weiteres Entleeren der Flasche unmöglich gemacht
wird. Durch die Condensation der in der Blase befindlichen Gase entsteht eine
Luftverdünnung, welche den Tropfen, der sich sonst an der Oeffnung c festgesetzt hätte, zurücksaugt und auf diese Weise
letztere stets trocken hält. Eine plötzliche Erhöhung der Temperatur um mehrere
Grad, wie sie bei Ausbruch eines Feuers eintritt, würde eine derartig starke
Gasentwickelung zur Folge haben, daſs die enge Oeffnung c zum Entweichen der Gase nicht genügen und so eine selbstthätige
Explosion der Granate bewirken würde. (Vgl. Uebersicht 1885 258 142.)
Darstellung geschwefelter Kohlenwasserstoffe aus ungesättigten
Kohlenwasserstoffen.
E. Jacobsen in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 38416 vom 9.
Januar 1886) hat beobachtet, daſs sich Mineralöle und Paraffine beim Erhitzen mit
Schwefel sehr verschieden verhalten, je nachdem sie ungesättigte Kohlenwasserstoffe
enthalten oder nicht, insofern der Schwefel auf ungesättigte Kohlenwasserstoffe unter Abspaltung von Schwefelwasserstoff
einwirkt, während er gesättigte selbst bei
Siedetemperatur unverändert läſst.
Um diese geschwefelten Kohlenwasserstoffe, Thiole
genannt, darzustellen, läſst E. Jacobsen Schwefelblumen
(10g) auf z.B. Gasöl (100g) von 0,87 sp. G., welches auf 215° erhitzt ist,
derart einwirken, daſs die Schwefelblumen nach und nach eingetragen werden, wenn
jeweils die Schwefelwasserstoffentwickelung beendigt ist. Die Menge des Schwefels
richtet sich danach, ob man mehr oder minder geschwefelte Thiole erhalten will. Das
Einwirkungsproduct behandelt man mit Alkohol, wobei die unverändert gebliebenen
Grenzkohlenwasserstoffe sowie überschüssiger Schwefel ungelöst bleiben, während die
Thiole in die alkoholische Lösung gehen und nach dem Abdestilliren des Alkohols
zurückbleiben.
Die Thiole sind je nach dem angewendeten Ausgangsproducte (Solaröle, Paraffine)
flüssige oder feste, meist gelblich gefärbte Körper, leicht löslich in Alkohol,
Aether, Benzol, Ligroin u.s.w., unlöslich in Wasser; sie enthalten chemisch
gebundenen Schwefel, der äuſserst schwer und z.B. nur durch Erhitzen mit rauchender
Salpetersäure unter Zerstörung der Substanz ausgeschieden werden kann. Beim
Destilliren tritt unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff theilweise Dissociation
ein. Mit concentrirter Schwefelsäure oder Chlorsulfonsäure in der Kälte gemischt,
entstehen wasserlösliche Sulfosäuren, im ersteren Falle unter Abscheidung von
schwefliger Säure. Diese Sulfosäuren können aus dem rohen Schwefeleinwirkungsproduct
auch unmittelbar dargestellt werden, ohne daſs eine Isolirung der Thiole nöthig
ist.
Den Thiolen, ihren Sulfosäuren und deren Salzen, sowie den Halogensubstituten der
Thiolsulfosäuren kommen nach Jacobsen antiseptische
Eigenschaften zu; sie sollen als Heilmittel Verwendung
finden.
Verfahren zur Herstellung einer Anstrich- und
Isolirmasse.
Die Anstrichmasse von Ph. Cornely in Köln (D. R. P. Kl.
22 Nr. 38221 vom 17. Februar 1886) besteht aus Steinkohlentheer mit solchen
Zusätzen, von welchen der eine Theil geeignet ist, den Wassergehalt des Theeres
aufzunehmen und zu erhärten, der andere aber in Kitten besteht, welche fest werden
und die ganze Masse in sich binden. Als Wasser aufnehmende, erhärtende Masse wird
Cement benutzt, als Kitt Kalk mit weichem Käse (Quark), auſserdem der Rückstand,
welcher bei der Fabrikation der schwefligen Säure aus Schwefelsäure und Holzkohle in
den Retorten verbleibt und eine beim Trocknen sehr fest zusammenbackende Masse
bildet. Der Kalk und der Käse werden zusammen vermählen und mit dem ebenfalls
gemahlenen vorerwähnten Rückstande sowie dem gemahlenen Cement dem Steinkohlentheere
zugesetzt und mit diesem verrührt. Als passende Mengenverhältnisse sollen sich auf
1000k Steinkohlentheer empfehlen: 20k Cement, 125k
Kalk, 12k,5 Käse und 20k des genannten Rückstandes. Der Anstrich wird
auſserordentlich hart und läuft angeblich bei stärkerer Erwärmung, namentlich in der
Sonnenhitze, nicht ab; er schützt – und darin bestünde ein groſser Vorzug – die
damit bedeckten Gegenstände in hohem Grade vor Fetter;
die mit der Masse getränkten Dachpappen verkohlen nur bei andauernder Einwirkung
groſser Hitze, ohne aber mit Flamme zu brennen, und die Gefahr der Fortpflanzung des
Feuers würde damit sehr vermindert.