Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 188 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
F. Stürtz's Radreifen-Stärkemesser.
Der in Fig. 5
und 6 Taf. 11
dargestellte, von F. Stürtz angegebene Stärkemesser für
Radreifen besteht aus einem an den Reifen anzulegenden Bügel mit einer lothrechten
Führung für den Taststift; letzterer setzt sich auf den Reifen auf und eine an der
Führung angebrachte Theilung ermöglicht das unmittelbare Ablesen der
Radreifenstärke. Der Bügel mit Handgriff ist aus Rothguſs, der Stift aus Stahl
hergestellt. Dieser Stärkemesser ist in der Hauptwerkstätte der Main-Neckar-Bahn zu
Darmstadt seit Februar 1886 mit gutem Erfolge in Gebrauch. Die unmittelbaren
Herstellungskosten betragen etwa 8,50 M. (Nach dem Organ für
die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1887 * S. 8.)
Das mikroskopische Gefüge von verschiedenen
Eisensorten.
H. Wedding gibt in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes, 1886 auf Taf.
31 (S. 293) schön ausgeführte Farbenbilder von dem mikroskopischen Gefüge des
Schliffes einer Compound-Panzerplatte. Aus den Abbildungen geht hervor, daſs die
einzelnen Eisenarten unter dem Mikroskope ohne jede Schwierigkeit zu erkennen sind
und daſs die eigenartigen Merkmale der verschiedenen Sorten mit den von Wedding in Stahl und
Eisen, 1885 Taf. 26 gegebenen übereinstimmen.
Wedding hat ferner in neuester Zeit auch verbranntes Eisen mikroskopisch untersucht und theilt
die Ergebnisse an Hand vorzüglicher Abbildungen in Stahl und
Eisen, 1886 * S. 633 mit. Aus den vorderhand allerdings noch vereinzelten
Beobachtungen sind a. a. O. vorbehaltlich späterer Berichtigungen folgende Schlüsse
gezogen: Verbrannter Stahl läſst niemals das glänzende
Netzwerk von Homogeneisen hervortreten, welches das unverbrannte Eisen kennzeichnet.
Das Netzwerk verschwindet um so mehr, je Sauerstoff haltiger der Stahl wird. Weiſse,
der Regel nach glänzende Flächen treten (in unangelassenen Schliffen) um so häufiger
und deutlicher auf, je verbrannter der Stahl und je grobkörniger sein Gefüge
geworden ist. Sobald die Verbrennung bis zur Kieselsäurebildung vorgeschritten ist,
zeigen sich bei noch feinkörnigem Gefüge tropfenförmige Ausscheidungen an Stelle des
Krystalleisens. Stark verbrannter, grobkörnig gewordener Stahl läſst deutliche
Scheidungslinien der einzelnen in sich noch weiter zerklüfteten Körner erkennen.
Wiederbelebter, nicht Kieselsäure haltiger Stahl ist von
gesundem nicht zu unterscheiden. Wiederbelebter, Kieselsäure haltiger Stahl zeigt
zwar eine innigere Vereinigung der Körner, läſst aber noch deutlich die
Trennungslinien erkennen.
Die Fabrikationskosten der I-Träger in Belgien.
J. Wolters bespricht in einem längeren Aufsatze in der
Revue universelle des Mines, 1886 Bd. 19 S. 332 und
475 die Fabrikationskosten von I-Trägern in Belgien. Wenn, wie Stahl und Eisen, 1887 S. 289 bemerkt, der Verfasser
seinen Berechnungen nicht eine Reihe von Voraussetzungen zu Grande legte, welche auf
mehr oder minder beliebigen Annahmen begründet sind, so würde die Arbeit von
unbestreitbar hohem Werthe sein; immerhin verdient sie aber auch, so wie sie jetzt
vorliegt, die Beachtung der deutschen Eisenhüttenleute, da die belgischen Eisenwerke
bekanntermaſsen in der Erzeugung von I-Trägern und ähnlichen Handelseisen sehr
fortgeschritten und letztere auf allen ausländischen Märkten anzutreffen sind. Den
Engländern bereiten sie in ihrem eigenen Lande einen sehr fühlbaren Wettbewerb. Die
gesammte Erzeugung an I-Trägern belief sich in letzter Zeit jährlich auf etwa
20000t.
Die groſsen Abnehmer von belgischem I-Eisen sind im Ganzen nicht sehr wählerisch
hinsichtlich der Güte des Materials; sie begnügen sich mit einer Bruchfestigkeit von
31k/qmm, ohne
in Bezug auf Dehnung und Zusammenziehung Bedingungen zu stellen. Verfasser ist daher
der Ansicht, daſs zur Herstellung ein unter Verwendung von Puddelschlacke erblasenes
Roheisen geringerer Güte genügt. Bei ausschlieſslicher Verwendung von Luxemburger
Minette kann der Schlackenzusatz 25 bis 30 Procent der Beschickung erreichen. Ohne
Zusatz von Puddelschlacke enthält das Luxemburger Puddelroheisen 0,63 Schwefel, 1,76
Phosphor und 0,49 Silicium. Bei Zusatz von 15 Proc. Puddelschlacke ändert sich die
Zusammensetzung in 0,53 Schwefel, 2,49 Phosphor und 0,94 Silicium. Die
Herstellungskosten einer Tonne von solchem Puddelroheisen berechnet Wolters auf 28,98 M.
Aus einer vom Verfasser gegebenen Darstellung, wie die das Eisen verunreinigenden
Bestandtheile sich während der verschiedenen Verwandlungsprozesse verhalten,
entstammt folgende Uebersicht:
Roheisen
Luppenstab
Fertigfabrikat
Nr. 1
Silicium
0,21
0,20
0,17
Schwefel
0,82
0,58
0,07
Phosphor
1,79
0,97
0,78
Nr. 2
Silicium
–
0,08
Spur
Schwefel
0,53
0,10
0,07
Phosphor
2,40
1,10
0,36
Nr. 3
Silicium
0,35
–
0,14
Schwefel
0,53
0,04
0,02
Phosphor
2,04
0,34
0,31.
Was die Herstellungskosten der Luppenstäbe anbelangt, so berechnet Wolters dieselben unter der Annahme, daſs zur Erzeugung
von 1000k Luppenstäben 1149k Roheisen nothwendig sind und daſs wir es mit
einem Werke zu thun haben, welches zwei Hochöfen von 200t täglicher Erzeugung und ein Puddel- und Walzwerk mit 26 Puddelöfen und
einer Leistungsfähigkeit von monatlich 2400t
besitzt, insgesammt auf 51,82 M. Als Kosten für die Tonne fertig gewalzten
Formeisens erhält Verfasser schlieſslich 72,75 M.
Verfahren, um die Schweiſsstelle von Eisen und Stahl über die
gewöhnliche Zeit hinaus auf Schweiſshitze zu erhalten.
Dieses von C. Kipper in Eckesey bei Hagen i. W. (D. R.
P. Kl. 49 Nr. 38345 vom 20. April 1886) angegebene Verfahren besteht darin, daſs man
gegen den schweiſswarmen Gegenstand, nachdem derselbe aus dem Feuer genommen worden
ist, gepreſste, an Sauerstoff reiche Luft strömen läſst, wodurch die äuſseren
Flächen, anstatt zu erkalten, an Schweiſshitze gewinnen, geschmeidig bezieh. saftig
werden sollen. Die gepreſste Luft wird von der Windleitung irgend eines Gebläses zu
der Arbeitstelle geleitet und aus geringer Entfernung dem betreffenden Werkstücke
von zwei oder mehreren Seiten her zugeführt. Die Düsenöffnung ist der Gröſse der
Schweiſsstelle jedesmal anzupassen. Durch dieses Verfahren soll beim Schmieden auf
dem Ambosse oder unter mechanischen Hämmern, sowie auch beim Walzen von
Schweiſseisen oder Stahl bei vielen Gegenständen eine Schweiſshitze gespart
werden.
Leistung der Th. Bauer'schen Kokesöfen.
Das bekannte Hüttenwerk von Schneider und Comp. zu
Creusot hat nach Glaser's Annalen, 1887 Bd. 20 S. 28, seit Mai 1886 eine Batterie von 40 Bauer'schen Kokesöfen (vgl. 1885 257 * 413) im Betriebe, welche bei Verwendung von 50 Proc. Anthracitstaub
und 50 Proc. Backkohle von St. Etienne in 24 Stunden 60t Kokes von vorzüglicher Beschaffenheit erzeugen. Die Nässe der
gewaschenen Kohle in Rechnung gebracht, betrug das Ausbringen 75 Proc. Kokes
einschlieſslich des Aschengehaltes, welcher sich auf 5¾ Proc. belief. Demnach
berechnet sich die Tonne Kokes, unter Berücksichtigung der in Frankreich bestehenden
Preise, folgendermaſsen:
87530k Kohle St. Etienne zu
16 M.
1400,48 M.
87530k Anthracit zu 4,80
M.
420,14
––––––––
1820,62 M.
––––––––
Hiervon ab für Asche
69,18
––––––––
Erzeugung = 134t,5
Kokes
1751,44 M.
––––––––
Der Preis für 1t Kokes
stellt sich also auf
13,02 M.
Kosten des Ofens, Tilgung und Arbeitslohn
0,77
Allgemeine Auslagen
0,40
––––––––
Zusammen
14,19 M.
Die Werke zu Creosot arbeiten zur Zeit sogar mit 45 Proc. Backkohle und 55 Proc.
Anthracit.
Verfahren zum Verhüten von Glühspan auf Draht.
Nach dem Vorschlage von G. Printz jun. in Aachen (D. R.
P. Kl. 7 Nr. 37998 vom 8. April 1886) wird der Draht von Fett gereinigt durch ein
Bad von verdünnter Salzsäure und hierauf durch einen mit Borax angefüllten Trog hindurchgezogen, dann in einem stellbaren Gasfeuer
unter Luftzutritt bis zur Rothglut erwärmt und behufs langsamer Abkühlung durch
einen längeren Kasten geleitet, in welchem beständig ein Strom heiſser Luft oder
eines erhitzten Gases umläuft. Die am Draht noch haftende Schicht kann nun durch
Hin- und Herbiegen oder auf der Polterbank vollständig beseitigt werden. Statt des
Borax können auch saure borsaure Alkalien oder die Cyanverbindungen der
Schwermetalle benutzt werden.
Stögermayr und Glassner's magnet-elektrischer
Stromerzeuger.
In ihrem magnet-elektrischen Stromerzeuger wenden Fr. Ph.
Stögermayr und Victor Glassner in Wien (* D.
R. P. Kl. 21 Nr. 37909 vom 30. März 1886) 3 Spulen an, deren Kerne in einer Geraden
hinter einander liegen, wie es die nebenstehende Figur zeigt.
Textabbildung Bd. 264, S. 189
Die beiden äuſsersten Spulen A
und C werden in den Stromkreis einer Batterie
geschaltet, zugleich mit einem Stromunterbrecher, welcher in der Minute 10000- bis
15000 mal den Strom unterbricht. Bei jeder Stromschlieſsung treten in den Kernen A und C die Magnetpole N und S auf und erzeugen
in dem Kerne A der mittleren Spule die Magnetpole n und s, welche bei der
Stromunterbrechung wieder verschwinden. Das Auftreten und Verschwinden der Pole n und s erzeugt in der
mittleren Spule, welche in die Nutzleitung eingeschaltet ist, elektrische
Wechselströme, welche durch einen Stromwender in einen Gleichstrom in der
Nutzleitung umgewandelt werden können.
Zur Verstärkung des durch den in rascher Folge unterbrochenen elektrischen Strom
erzeugten Magnetismus sind die drei Spulen noch von je einem hohlen
Weicheisencylinder umschlossen, welche mit einem von der Nutzleitung zwischen Spule
und Stromwender abgezweigten Leitungsdrahte umwickelt sind; eben derselbe
Leitungsdraht ist auch um die drei Kerne gewickelt. Die Wickelungsrichtung ist so
gewählt, daſs der Zweigstrom dem Batteriestrome parallel verläuft und diesen in der
Erzeugung der Magnetpole unterstützt. Im Augenblicke der Unterbrechung des
Batteriestromes entsteht der Oeffnungs-Inductionsstrom, dessen Richtung der des
Schlieſsungs-Inductionsstromes entgegengesetzt ist, und dieser wird durch die
Wirkung des Zweigstromes wesentlich verstärkt, weil letzterer jetzt auch die Richtung gewechselt und
deshalb entgegengesetzte Magnetpole hervorgerufen hat, während ohne den Zweigstrom
bloſs einfach die früher vom Batteriestrome erzeugten Magnetpole verschwunden sein
würden.
Livschitz's elektrische Bogenlampe mit unveränderlichem
Brennpunkte.
In seiner Nebenschluſs-Bogenlampe erhält Nachum
Livschitz in Zürich-Oberstraſs (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 36256 vom 24. Juli
1885) den Brennpunkt dadurch beständig an derselben Stelle, daſs er die beiden
Kohlen an Schnuren aufhängt, welche an Scheiben von verschiedenem Durchmesser
befestigt sind. Wird die gemeinschaftliche Achse der beiden Scheiben gedreht, so
senkt sich die an der groſsen Scheibe hängende positive Kohle um doppelt so viel,
als sich die negative hebt. Auf der Achse sind zwei Magnete oder Elektromagnete
unter rechtem Winkel gegen einander befestigt, welche innerhalb zweier Spulen liegen
und bei gewisser Stärke des Stromes im Nebenschlusse von den Spulen aus in gleichem
Sinne gedreht werden, bis zu Folge der dadurch bewirkten Verkürzung des Lichtbogens
der Strom im Nebenschlusse wieder unter jene gewisse Stärke herabsinkt. Damit die
Drehung aber eine stetige werde, wird nach jeder Vierteldrehung der Achse die
Stromrichtung in den Elektromagneten bezieh. in den Spulen umgekehrt.
Bernstein's Sicherheitsstöpsel mit Quecksilberoxyd für
Glühlampen.
Um bei hinter einander geschalteten Glühlampen die Unterbrechung der Leitung durch
die Zerstörung eines Kohlenbügels zu verhüten, wendet A.
Bernstein nach Engineering, 1887 Bd. 43 * S.
15 bei jeder Lampe einen Stöpsel an, welcher in seinem Inneren eine kleine Menge
Quecksilberoxyd enthält, das mit Kohlenpulver vermengt ist, damit es leitend wird.
Das Gemenge befindet sich in einem metallenen Näpfchen, zu welchem die von unten in
den Stöpsel eingeschraubte Schraube geformt ist; vom oberen Theile des Stöpsels ragt
in das Gemenge die Spitze einer anderen Schraube herab und durch Veränderung des
Druckes läſst sich der Widerstand des Gemenges reguliren. Der Stöpsel mit dem
Gemenge bildet einen Nebenschiuſs zu dem Kohlenbügel. Versagt früher oder später der
Bügel, so geht der ganze Strom durch das Gemenge und erhitzt dasselbe so stark, daſs
das Oxyd augenblicklich zu metallischem Quecksilber reducirt wird. Dadurch sinkt der
Widerstand von 500 Ohm auf 1 Ohm herab und die übrigen Lampen brennen ungestört
weiter.
Flieſsbach's Filter mit carbonisirten Faserstoffen und
Herstellung der letzteren.
Zum Reinigen von Wasser für Zwecke, wo dasselbe wie in Bleichereien, Papierfabriken u.s.w., möglichst farblos sein soll, schlägt
P. Fließbach in Kurow bei Zelasen, Pommern (* D. R.
P. Kl. 12 Nr. 37082 vom 17. November 1885) einen Filtrirapparat mit carbonisirten
Faserstoffen vor. Derselbe besteht aus einem länglichen Behälter, welcher durch
Querwände in mehrere Abtheilungen getrennt ist; in dem beistehend veranschaulichten
Apparate sind nur zwei solche Abtheilungen angenommen. Die Querwände lassen unten
eine Oeffnung zum Durchtritte des Wassers, welches durch eine zweite niedrigere Wand
gezwungen wird, nach dem Durchdringen der Filterschicht der einen Abtheilung sich
auf die Filterschicht der nächsten Abtheilung zu ergieſsen.
Textabbildung Bd. 264, S. 190
Zum Tragen der Filterschicht, welche nach einander einfach,
doppelt und dreifach angeordnet ist, dienen mit Gazegewebe belegte Siebplatten, die
auf Leisten an den Abtheilungswänden ruhen. Nachdem in den Behälter Wasser mit den
vorher in dem letzteren fein vertheilten Faserstoffen gelassen worden ist, lagert
sich eine Schicht derselben auf den Gazegeweben der Siebplatten ab.
Zur Herstellung carbonisirter Faserstoffe werden
Papierzeug, Holzfasern, entfettete Woll- und Baumwollabfälle. Asbestfasern u.s.w.
mit etwa 2 Theilen überoxalsaures Kali, Alaun, Thonerde und mit etwa ⅔ der
Fassermasse mit fein zertheilter Kohle gemischt und das Gemenge in einem
Mischholländer 30 bis 50
Minuten bearbeitet und dann 1 bis 2 Stunden der Ruhe überlassen. Der erhaltene Brei
wird hierauf entwässert, wobei ein Theil der zugesetzten Kohle mit dem Wasser
fortgeht, während der andere Theil derselben an den Fasern haftet. Diese mit Kohle
behafteten Fasern werden dann im Holländer nochmals bearbeitet und auf
Pappenmaschinen zu Platten geformt und diese getrocknet. Die Platten werden hierauf
in einer Retorte bei Luftverdünnung so geglüht, daſs die organischen Bestandtheile
wohl vollkommen verkohlen, aber nicht verbrennen. Letzteres Verfahren wird
namentlich bei Gegenwart von Asbestfasern angewendet, während man die nur aus
organischen, mit Kohle behafteten Fasern hergestellten Filterplatten auch ohne
weiteres benutzt bezieh. die Masse derselben zur Bildung der Filterschicht im
Apparate dem in dasselbe gegossenen Wasser zusetzt.
Ueber Gewinnung der Saturationskohlensäure in
Zuckerfabriken.
Fast die Hälfte der russischen Zuckerfabriken ist darauf
angewiesen, die zur Saturation der Säfte erforderliche Kohlensäure den
Feuerungsgasen zu entnehmen, da der Kalk billiger in gebranntem Zustande bezogen
wird. Die Feuergase enthalten aber nur 8 bis 12 Proc. Kohlensäure, was für die jetzt
gebräuchlichen groſsen Kalkmengen ungenügend ist. Seit etwa 5 Jahren hat nun Jelinek gelehrt, ein viel reicheres Gas durch
Verminderung des Luftzutrittes zu erzielen, welcher beim Oeffnen der Feuerthüren in
zu hohem Verhältnisse stattfindet. Es soll das Saturationsgas zu diesem Zwecke nur
von einem Kessel entnommen werden, der mit dem
gemeinsamen Rauchkanale nicht verbunden ist, bei welchem also das Oeffnen der Thür
nur selten stören wird. Ferner soll das Saugrohr der Kohlensäurepumpe vor dem Rauchschieber münden und endlich dieser so weit
wie möglich geschlossen gehalten werden. Ist die Pumpe kräftig genug, um die Gase
abzusaugen, so reicht ein Schlitz von 10 bis 12cm
Höhe vollkommen zur Verbrennung aus. Werden alle diese Bedingungen erfüllt, so
erreicht das Gas einen Gehalt von 15 bis 16 Proc., unter günstigen Umständen sogar
einen solchen von 18 Proc. Kohlensäure. Man bestimmt gewöhnlich nach J. Weisberg in Gembloux (vgl. Sucrerie belge, 1887 Bd. 16 S. 190) zwei
Dampfkessel zur Benutzung auf Kohlensäure, welche passend so verbunden werden, daſs
immer der Rauchkanal eines derselben zur Pumpe führt und keine Störung im Betriebe
vorkommt. Ein Kessel von 70 bis 80e liefert
hinreichend Gas für eine tägliche Verarbeitung von 160000 bis 170000k Rüben bei 4 Proc. Kalk. Die Pumpe hat dann 700
bis 720mm Durchmesser und 500mm Hub. Gröſsere Fabriken richten zwei Paar Kessel
hierfür ein.
P. Ehrhardt (Vertreter von Jul.
Blancke in Merseburg) beschreibt in der Deutschen
Zuckerindustrie, 1887 Nr. 3 I. Beilage * S. 78 zwei ununterbrochen arbeitende Kalköfen für die Gewinnung der
Saturationskohlensäure (und zum Brennen des Kalkes). Der eine ist ein Hochofen, wie
derselbe in französischen Fabriken gebräuchlich, in deutschen aber nur erst in
wenigen Fabriken eingeführt wurde. Es ist keine besondere Feuerung vorhanden,
sondern Steine und Brennstoff werden gemeinschaftlich durch die Gicht eingegeben.
Die Ausnutzung der Wärme (durch Vorwärmen der oberen Schichten) ist eine sehr gute,
die abgesaugten Gase sind von nicht zu hoher Temperatur und mithin der Verbrauch an
Brennstoff ein geringer. In Trotha (bei Halle) werden, während sonst westfälische
Kokes bei den Kalköfen erforderlich sind, gewöhnliche Gaskokes gebraucht und zwar in
einem Gewichtsverhältnisse von 7 Kalkstein auf 1 Kokes, d.h. also 14 Proc.
Brennstoff. Die abgezogene Kohlensäure zeigt selten unter 30 Proc. Es scheint
dennoch, als ob der zu befürchtende Uebelstand, daſs die unten gebildete glühende
Kohlensäure im oberen Theile des Ofens durch die dort vorhandenen Kohlen eine
Reduction zu Kohlenoxyd erfahren, wenigstens nicht in störender Weise auftritt. Der
Betrieb eines solchen Ofens ohne besondere Feuerung ist jedenfalls einfacher und
auch wohl sicherer als derjenige der gebräuchlichen mit 2 und mehr eigenen
Feuerschächten.
Ehrhardt beschreibt noch einen sogen. Etagenofen von C. Dietzsch
in Saarbrücken (vgl. * D. R. P. Kl. 80 Nr. 23919, 26699, 27742, 27891, 28430 und
38384), in welchem die Räume für Vorwärmung, Garbrennen und Abkühlen getrennt
angeordnet sind, um möglichst gut ausgenutzt werden zu können. Dieser Ofen dürfte aber nach den in
Zuckerfabriken allgemein gemachten Erfahrungen nur schwierig im Gange, im
„Rutschen“, zu erhalten sein, da der Kalk (wenigstens bei der
Ofenconstruction D. R. P. Nr. 28430) zweimal durch ein knieförmiges und einmal durch
ein wagerechtes Kanalstück sich fortbewegen soll und für Zuckerfabriken jeder
Aufenthalt im Gange des Kalkofens schr störend und
empfindlich ist, daher immer thunlichst vermieden werden muſs.
St.
Vorkommen einer Gerbsäure in den Vogelbeeren.
In dem Safte der Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) ist
auſser Sorbin und Glukose ein Bestandtheil von herbem Geschmack enthalten, der von
Vincent und Delachanal
(Bulletin de la Société chimique de Paris, 1887 Bd.
47 S. 492) isolirt und als eine Gerbsäure erkannt
wurde. Nach Vergährung des Saftes, zur Beseitigung der Glukose, wurde durch
Bleiacetat ein gelber Niederschlag erhalten, welcher, in Wasser vertheilt, durch
Schwefelwasserstoff zersetzt wurde. Das Filtrat, eingedampft und mit Alkohol
aufgenommen, ergab eine syrupöse Masse, deren wässerige Lösung folgende
Haupteigenschaften aufwies: Von Alkalien wird eine lebhafte goldgelbe Färbung
hervorgerufen, welche an der Luft sowie beim Ansäuern sich verändert. Alaun-, Leim-
und Chininsalzlösungen werden nicht gefällt. Silbersalze werden in der Hitze
reducirt, Eisensalze dunkelgrün gefärbt. Bei der Destillation geht eine braune
Flüssigkeit über, deren
Hauptbestandtheil Brenzcatechin ist. Durch Einwirkung
von geschmolzenem Kalihydrat entsteht ein Gemenge von Protocatechusäure und
Phloroglucin, welch letzteres durch Ueberführen in Azobenzolphloroglucin, einem
charakteristischen zinnoberrothen Niederschlage, nachgewiesen wurde.
Herstellung von Harzsäureestern zum Ersatze der gebräuchlichen
Lackharze bei Fabrikation von Lacken und Firnissen.
Eugen Schaal in Feuerbach bei Stuttgart (D. R. P. Kl. 23
Nr. 38467 vom 5. Mai 1886, Zusatz zu Nr. 32083) hat zur Herstellung von
Harzsäureestern ein verbessertes Verfahren angegeben, nach welchem man die
Harzsäuren mit Alkoholen oder Phenolen durch Erhitzen mit oder ohne Druck und mit
oder ohne Zusatz die Reaction begünstigender Stoffe zu Estern condensirt, dann das
erhaltene Gemisch durch Destillation in weichere und härtere Ester und in ölige
Theile scheidet.
Verzierung von Flächen mittels eines Leimanstriches.
Osw. Lindner in Wien (D. R. P. Kl. 8 Nr. 38597 vom 16.
März 1886) will Flächen der verschiedensten Gegenstände (aus Papier oder aus Gewebe,
z.B. Stöcke, Griffe u. dgl.) in der Weise verzieren, daſs er die betreffende Fläche
mit einer mäſsig concentrirten Leimlösung bestreicht, welche sich beim raschen
Trocknen derart zusammenzieht, daſs Risse und Sprünge in diesem Leimüberzuge
entstehen, die in ihrer Unregelmäſsigkeit eine eigenthümliche, der Textur des
Krokodilleders ähnliche Zeichnung bilden sollen. Wie leicht begreiflich, werden bei
sehr raschem Trocknen die Risse dichter gedrängt ausfallen als bei etwas langsamerem
Trocknen und je dicker die Lösung ist, um so rascher wird sie bei sonst gleichen
Umständen trocknen. Um diese Verzierung haltbar zu machen und ihr das Aussehen von
Leder zu geben, überzieht man die behandelte Fläche, am besten in halbtrockenem
Zustande, mit Kastanienextract. Der Leimüberzug kann durch Anwendung von etwas
Chromsäure, Gerbsäure o. dgl. gegen Wasser und
Feuchtigkeit unempfindlich gemacht werden. Auch zur
Verzierung von Porzellan- und Thonwaaren soll sich das
Verfahren eignen, man vermengt zu diesem Behufe die Leimlösung mit den betreffenden
Mineralfarben, bestreicht die Gegenstände damit und brennt dieselben gerade so, wie
dies sonst geschieht. Statt thierischem Leim kann, wenn auch mit weniger günstigem
Erfolge, jede andere Art von Leim oder Gummi verwendet werden.