Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 300 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
H. Studer's halbgeschränkter Treibriemen in doppelter Lage auf
den Rollen in zusammenhängender Länge.
Der Zweck der Treibriemenanordnung von H. Studer in
Zürich (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 38782 vom 11. December 1885) ist die wesentliche
Verringerung des Schleifens bei mäſsiger Spannung der Treibriemen (vgl. Wegmann
261 * 351). Der einfache offene Riemen wird zweimal
vollständig um seine Achse gedreht und in diesem gewundenen Zustande werden die
Enden verbunden. Der so hergestellte Riemen kann nun durch Zusammenlegen zu einem
scheinbar doppelten Riemen mit halber Schränkung gestaltet werden. Des dichteren Verständnisses halber
kann man sich die Herstellung des Riemens auch so denken, daſs zwei einfache,
offene, sich deckende Riemen an den offenen Enden einer halben Schränkung
unterworfen und alsdann die sich gegenüber liegenden Enden verbunden werden. Die
beiden Stränge des scheinbaren Doppelriemens können neben oder über bezieh. unter
einander laufen. Diese Anordnungen bedingen besondere Führungen.
Lees' Ausbesserung von Wasserbehältern ohne Entleeren
derselben.
Um insbesondere an Gasbehältern o. dgl. ohne vorheriges
Ablassen des Wassers Ausbesserungen vornehmen zu können, benutzt nach dem
Scientific American, 1886 Bd. 55 * S. 344 W. F. Lees, Ingenieur der Consolated Gas Company in New-York, einen eisernen Kasten, welcher mit der
offenen Seite gegen die Behälterwand gewendet herabgelassen und durch den
Wasserdruck luftdicht angepreſst wird, indem zu diesem Zwecke das Wasser aus dem
Kastenraume herausgepumpt wird und in dem Kastenrand Dichtungsschnüre eingelegt
sind.
Textabbildung Bd. 264, S. 301
Die obere mit einer Einsteigöffnung versehene Seitenwand des
Kastens ragt über den Wasserspiegel hervor und der Kasten erhält eine solche Weite,
daſs der Arbeiter bequem einsteigen und daselbst seine Arbeit gerade noch ordentlich
verrichten kann. Je nach der nöthigen Gröſse kann der Kasten auch aus mehreren
Theilen zusammengesetzt werden, welche einzeln nach und nach eingetaucht, auf
einander gesetzt und ausgepumpt werden. Für diesen Fall ist wiederholtes oder auch
stetiges Auspumpen nöthig, da in Folge der vermehrten Dichtungsstellen immer etwas
Wasser eindringt.
Gould und Eberhardt's neuer Einspanntisch für
Bohrmaschinen.
E. Gould und Eberhardt in Newark, N.-Y., Nordamerika
liefern nach dem Techniker, 1886/7 * S. 10 ein sogen.
„Circularfutter“, welches nach beistehendem Schaubild aus Lang- und
Querschlitten und Drehplatte mit vier (22mm
starken) Einspannschrauben besteht.
Textabbildung Bd. 264, S. 301
Das Ganze wird liegend auf den Tisch einer Bohrmaschine
angeschraubt und arbeitet wie der Supporttisch einer gewöhnlichen Stoſsmaschine,
kann also für die verschiedensten Zwecke nützlich verwerthet werden. Der
Grundschlitten hat einen Hub von 356mm, der
darüber Agende von 203mm senkrecht zu ersterem. Es
lassen sich Werkstücke bis zu 330mm Durchmesser
einspannen.
A. Köllner's Filterschichten für
Schmieröl-Reinigungsapparate.
Bei seinem Filtrirapparate zum Reinigen von abgetropftem Schmieröl u. dgl. (vgl. 1886
262 * 220) will A.
Köllner in Neumühlen bei Kiel (* D. R. P. Kl. 23 Nr. 38008 vom 28. Januar
1886 und Zusätze * Nr. 38009 vom 5. Juni 1886 und * Nr. 38010 vom 10. Juni 1886) die
Filterschichten aus Baumwolle, Asbest u. dgl. in dünnen Bogen, welche durch
gelochte, elastische Zwischenlagen aus einander gehalten werden, zusammenstellen.
Jede einzelne Lage der Filterschicht besteht aus einer gelochten Bodenplatte, den
elastischen Zwischenlagen aus Fasermaterial und einer gelochten Deckplatte. Die
elastischen Zwischenlagen verleihen der Filterschicht Federkraft, gestatten das
Filtermaterial mit einer beliebigen Druckvorrichtung nach Bedarf zusammenzupressen
und lockern dasselbe auf, sobald der Druck aufhört, womit das Durchdringen der
Flüssigkeit nach dem Grade der Pressung stärker oder schwächer geregelt werden
kann.
Anstatt das Filtermaterial zwischen ausgebauchte Scheiben zu legen, welche beim
Zusammenpressen flach werden, können auch elastische, gerade Zwischenlagen, die beim
Zusammendrücken sich ausbauchen, in Anwendung kommen. Solche Filterschichten mit
Holzwolle u. dgl. können zum Filtriren von Säuren u.
dgl. verwendet werden.
Köllner empfiehlt ferner eine Filterschicht mit auf
Spiralfedern ruhenden und dadurch elastisch wirkenden Zwischenlagen, die ein
Zusammendrücken der Filterschicht gestatten und welche dieselbe lockern, sobald die
Druckschraube, die zum Zusammenpressen der Filterschicht dient, gelöst wird.
Hopkinson's elektrischer Aufzug.
Textabbildung Bd. 264, S. 302Der nachstehend abgebildete, von Siemens
Brothers in London ausgeführte elektrische Aufzug von J. Hopkinson (vgl. auch 1883 249 162) besteht nach dem Telegraphic
Journal, 1886 Bd. 18 * S. 515 aus einer gewöhnlichen Siemens'schen Dynamomaschine, von deren Ankerwelle aus
mittels Rädervorgelege das Kettenrad bewegt wird. Die Dynamomaschine ist mit einer
Einrichtung zum Umkehren der Stromrichtung sowie der Bürstenstellung versehen, so
daſs sie rechts oder links umlaufen kann. In der Mittelstellung, wenn die
Dynamomaschine still steht, sind die Bärsten vom Stromsammler abgehoben. Sobald die
Dynamomaschine ruht, wird die Kettenscheibe durch eine Reibungskuppelung
selbstthätig gebremst, damit die etwa angehängte Last nicht niedergehe. Von den in
der Abbildung sichtbaren Klemmschrauben der Maschine gehen die Leitungen nach dem
Stromerzeuger.
Elektrische Aufzüge oder Krahne erweisen sich besonders für solche Raume einer
gröſseren Fabrikanlage vortheilhaft, welche weit entfernt von der Betriebskraft
liegen, wo also kostspielig Transmissionen erforderlich sein würden. (Vgl. auch Siemens und Halske 180 239 *
22. Freißler 1883 250 471.
Uebersicht 1886 260 * 499.)
Burstyn's Erregermasse für Trockenelemente.
Um eine Erregermasse für Trockenelemente zu erhalten, welche den bei der
Stromerzeugung entwickelten Wasserstoff vollständig von der positiven Platte abhält,
also eine vollkommene Depolarisation sichert, will M. M.
Rotten Berlin (D. R. P. Kl. 21 Nr. 38126 vom 29. Mai 1886) nach M. Burstyn in Pola gesättigte Lösungen von Salmiak und
von Seesalz (oder gewöhnlichem Kochsalz in gleichen Theilen zusammengieſsen und auf
je 10l 450g
(rohes) Chlorcalcium und 300g fein gepulvertes
doppelt chromsaures Kali zusetzen. Bei Herstellung der Erregermasse werden auf 10l dieser Lösung 500g Schieſsbaumwolimei gleichmäſsig eingerührt; darauf werden 9,5 bis 10k Alabastergyps hineingeruhrt, bis keine Knollen
mehr vorhanden sind, und während des Durchmischens 300g fein gepulvertes chlorsaures Kali eingestreut, damit der Gypsbrei eine
halbfeste Masse bleibe und nicht erhärte und zugleich die depolarisirende Wirkung
erhöht werde.
Natürliche Wismuth-Gold-Legirung.
Nach R. W. Emerson Mac hör (Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 191) besteht das in den Granitadern des „Nuggety Reef“ bei Maldon (Victoria) gefundene und als „schwarzes
Gold“ bezeichnete Mineral im Wesentlichen aus einer Wismuth-Gold-Legirung,
welche 64,211 Proc. Gold, 34,398 Proc. Wismuth und 1,391 Proc. Silicat enthält.
Berücksichtigt man bei der Zusammensetzung den Silicatgehalt nicht, so gelangt man, wie sich aus den folgenden Zahlen ergibt, zu der
Formel Au2Bi für das Mineral:
Gefunden
Berechnet für Au2Bi
Gold
65,117
65,322
Wismuth
34,883
34,678.
Das Mineral ist hämmerbar, nicht kristallinisch und zeigt auf
der frischen Bruchfläche silberweiſsen Glanz, welcher beim Liegen an der Luft
allmählich matt wird, bis die Bruchfläche schlieſslich fast schwarz erscheint. Beim
Erhitzen auf Kohle schmilzt es leicht und gibt in der oxydirenden Flamme den
Wismuthbeschlag unter Zurücklassung eines Goldkornes; es ist löslich in Königswasser
unter Abscheidung der Silicate.
Zucker aus Rüben und aus Zuckerrohr.
Bei Gelegenheit eines kürzlich in der Society of Chemical
Industry in Manchester (vgl. deren Journal,
1887 Bd. 6 S. 21) gehaltenen Votrages über Methoden, Zucker zu raffiniren, war
mitgetheilt worden, daſs die Ansicht noch vielfach ausgesprochen werde, der
vollkommen raffinirte Colonialzucker (Rohrzucker) sei von süſserem Geschmack als der
ebenso behandelte Rübenzucker Und man sei im Stande, die Herkunft solcher Zucker
nach dem Geschmack zu erkennen. Um diese unbestimmten Angaben auf ihren Werth
zurückzuführen, legte ein Mitglied in der Sitzung vom 5. Januar 1887 mehrere Proben
raffinirten Zuckers, welche in der gleichen Weise aus beiden Arten Rohzucker
hergestellt waren, zur Prüfung vor. Auch Proben dieser verschiedenen Rohzucker
gleichen Zuckergehaltes wurden vorgelegt, von welchen natürlich die aus Rohr einen
angenehmen, die aus Rüben einen unangenehmen Beigeschmack zeigten. Zwischen den
beiden Arten raffinirten Zuckers konnte jedoch ein Unterschied nicht erkannt werden.
Nach stattgefundener Geschmacksprüfung zeigte es sich, daſs die meisten anwesenden
Mitglieder, nämlich ⅘ derselben, den Zucker aus Colonialzucker für solchen aus Rüben
hielten.
Eigenschaften der Stickstoffverbindungen einiger
Metalle.
Von H. N. Warren wurden Versuche angestellt über die
Aenderungen, welche die physikalischen Eigenschaften der Metalle durch einen Gehalt
an Stickstoff erleiden. Die Einführung des Stickstoffes wurde bei Eisen und Kupfer
in der Weise bewirkt, daſs die Metalle in Form von Stäben in starken Thonröhren auf
Hellrothglut erhitzt wurden unter Ueberleiten eines Stromes von trockenem
Ammoniakgas. Die Einwirkungsdauer betrug von 2 bis 12 Stunden; der Gehalt an
Stickstoff bewegte sich dem entsprechend beim Eisen von 0,004 bis über 0,5 Proc. Die
Metalle zeigten, nachdem man sie im Ammoniak-Strome hatte erkalten lassen, eine
deutlich krystallinische Oberfläche, welche beim Eisen von hochweiſser Farbe war,
verbunden mit krystallinischem Bruch, ferner erhöhte Härte und auſserordentliche
Sprödigkeit, welche Eigenschaften mit dem Wachsen des Stickstoffgehaltes an Stärke
zunahmen. Wurde das Metallische Eisen durch wasserfreies Eisenchlorür ersetzt, so
erhielt man unter Entweichen von Salmiaknebeln eine silberweiſse schwammige Masse,
welche über 4 Proc. Stickstoff enthielt und sich an der Luft in 1 bis 2 Tagen
vollständig in Eisenoxyd umwandelte. Eine amorphe, grün gefärbte
Stickstoffverbindung des Kupfers wird gebildet durch
Erhitzen von trockenem Kupferoxyd im Ammoniakstrome; sie zersetzt sich jedoch schon
bei Dunkelrothglut mit Heftigkeit, während eine in ähnlicher Weise hergestellte
Quecksilberverbindung bereits etwas über 204° mit groſser Gewalt explodirt und in
mancher Beziehung dem Knallquecksilber ähnlich ist. In derselben Weise lassen sich
mittels der Oxyde des Chroms, Nickels, Kobalts und Mangans, beim Chrom allerdings
vortheilhafter durch Anwendung des Chlorides, ganz entsprechende Verbindungen herstellen, welche
sich ebenfalls durch leichte Zersetzlichkeit bei höherer Temperatur sowie groſse
Sprödigkeit auszeichnen; dagegen verbinden sich Zinn und Zink bei gleicher
Behandlung, ob man sie nun als Metall oder als Oxyd anwendet, nicht mit Stickstoff.
Kleine Mengen von Stickstoffzink wurden von Warren
durch elektrolytische Lösung von Zink bei Anwendung eines Ammoniaksalzes als
Lösungsmittel erhalten. (Nach der Chemical News, 1887
Bd. 55 S. 155.)
Nachweis von Sulfiten neben Hyposulfiten und Sulfaten.
A. Villiers gibt im Bulletin de
la Société chimique de Paris, 1887 Bd. 47 S. 546 ein Verfahren zum
qualitativen Nachweise von Sulfiten neben Hyposulfiten und Sulfaten mittels
Chlorbarium an, welches darauf beruht, daſs eine Sulfitlösung beim Behandeln mit
Chlorbarium Bariumsulfit ausscheidet, wobei die vorher alkalisch reagirende
Flüssigkeit neutral wird, während Bisulfitlosung ebenfalls Bariumsulfit bildet, aber
gleichzeitig Schwefligsäure entwickelt. Es folgt daraus, daſs, wenn man ein Gemisch
von Alkalisulfit und Bisulfit, welches auch bei schwachem Gehalte an Sulfit
alkalisch reagirt, mit Chlorbarium lallt, die Lösung durch Ausscheidung der
Schwefligsäure sauer wird. Villiers gründet nun darauf
einen raschen und bequemen Nachweis von Sulfiten neben Hyposulfiten. Man
neutralisirt mit Salzsäure das Gemenge, falls es alkalisch ist, und fällt sodann mit
Chlorbarium aus. Die Flüssigkeit wird der Destillation unterworfen, wobei in den
zuerst übergehenden Destillaten die Schwefligsäure nachgewiesen werden kann. (Vgl.
auch De Koninck 1887 263
448.)
Herstellung neutraler und überneutraler Seife durch Zusatz von
sulfoleїnsaurem Ammoniak bezieh. Sulfoleїnsäure.
Zur Herstellung einer neutralen Seife nimmt man nach W.
Kirchmann in Ottensen (D. R. P. Kl. 23 Nr. 38457 vom 9. April 1886)
ungefähr 1k Cocosol und 0k,5 Aetznatronlauge von etwa 1,38 sp. G. Das
Cocosol wird geschmolzen, filtrirt und auf 32° abgekühlt, dann die Lauge allmählich
unter beständigem Umrühren zugesetzt. Sobald der Verseifungsprozeſs oder die
Verdickung ziemlich weit vorgeschritten, wird destillirtes Wasser (die 2 fache Menge
des Ganzen) hinzugefügt und das Gemisch im Dampfbade erwärmt. Sowie die ganze Masse
gleichförmig flieſst, gieſst man in kleinen Posten sulfoleїnsaures Ammoniak hinzu,
läſst das sich bildende Ammoniak entweichen, ehe man von Neuem sulfoleїnsaures
Ammoniak hinzugibt, und setzt dieses Verfahren fort, bis beim erneuten Zusätze kein
Ammoniak mehr entbunden wird. Dann notirt man den Verbrauch des sulfoleїnsauren
Ammoniaks und weiſs somit für die angewendete Lauge und das angewendete Cocosol die
Procentzahl, welche erforderlich ist, um vollständige Neutralität zu erzielen.
Um sogen. überneutrale Seifen herzustellen, rechnet man dieselbe gefundene Menge
Sulfoleїnsäure als Zusatz für den gleichen Seifensatz, welche der Probeversuch an
sulfoleїnsaurem Ammoniak erforderte. Die überneutralen Seifen sind sehr geeignet,
Quecksilbersublimat o. dgl. unzersetzt in sich aufzunehmen.
Im Fabrikationsprozeſs wägt man die im Versuche gefundenen Mengen Sulfoleїnsäure
bezieh. sulfoleїnsaures Ammoniak ab und fügt dasselbe, wenn das
Cocosol-Laugengemisch anfängt, sich zu verdicken, rasch hinzu. Es tritt dann eine
Verflüssigung ein, welche eine Zeit lang anhält und wieder aufhört, wenn die
reichliche Ammoniakentwickelung zu Ende geht. Bleibt noch etwas Ammoniak in Blasen
zurück, so wird dies durch Pressen der fertigen Seife entfern Ueberschuſs von
sulfoleїnsaurem Ammoniak bezieh. Sulfoleїnsäure erhöht das Reinigungsvermögen der
Seifen und schadet nicht.