Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 235 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
F. Bechtold's elektrischer Feuermelder.
Der Telegraphenvorstand der österreichischen Nordwestbahn, F.
Bechtold in Wien, hat in der Sitzung des Elektrotechnischen Vereins in Wien am 16. April 1886 einen elektrischen
Feuermelder vorgeführt; über diesen und die Anschauungen, welche für seine
Einrichtung leitend gewesen sind, gibt Bechtold's
Vortrag (vgl. Zeitschrift für Elektrotechnik, 1886 * S.
479) folgende Auskunft.
Die mit Arbeitsstrom arbeitenden Feuermelder erscheinen als werthlos, weil sie selbst
bei regelmäſsiger Prüfung keine Bürgschaft dafür bieten, daſs sie im Momente der
Gefahr noch dienstfähig sind, und nicht etwa unbemerkt eine Unterbrechung der
Leitung eingetreten ist; deshalb wird meist Ruhestrombetrieb gewählt. In betreff
ihrer weiteren Einrichtung lassen sich die elektrischen Feuermelder in drei Gruppen
eintheilen, und zwar in solche, die auf Schmelzung von Metallen oder noch
leichtflüssigerer Substanzen, in solche, die auf der Ausdehnung von Metallen und
endlich in solche, die auf der Ausdehnung der erwärmten Luft in einem geschlossenen
Räume beruhen.
Die Apparate der ersten GruppeVgl. Heeren 1877 223
* 381. Fein 1877 226
427. Dupré 1882 244
* 140. Maxim 1883 248 301. Ziembinski 1884 252 * 322. Kaufhold
1884 253 * 329. sind, falls
Metalllegirungen angewendet werden, nur für höhere Temperaturen verwendbar, und
somit nicht empfindlich zu nennen, denn das leichtflüssigste, das Rose'sche Metall schmilzt erst bei etwa 900. Bei
anderen Constructionen dient das bei 50 bis 60° schmelzende Stearin dazu, die
Contacte des Feuermelders geschlossen zu halten, die sich beim Flüssigwerden des
Stearins trennen. Alle Apparate dieser Gruppe gleichen aber hinsichtlich ihrer
Verläſslichkeit den Feuerwerkskörpern, von denen man erst dann weiſs, ob sie gut
waren, wenn sie verbraucht sind.
Bei der zweiten Gruppe der FeuermelderVgl. Gaulne und Mildé 1877 224 * 163. Brasseur 1880 235 42. R. T. Brown
1881 240 160. Carré
1884 254 313. sind zwei verschiedene
Metalle, z.B. Neusilber und Stahl in Streifen zusammengelöthet und ein solcher
Streifen wird mit der Leitung verbunden und gegen einen Platincontact gedrückt,
Reicher die Fortsetzung der Leitung bildet. Die Ungleichheit der Ausdehnung uer
beiden Metalle bei deren Erwärmung bewirkt eine Krümmung des Streifens Und mithin
eine Unterbrechung des Stromkreises. Derartige Apparate können eine besondere
Genauigkeit nicht besitzen, und da, wo sie bei der ursprünglichen Herstellung
wirklich erreicht wurde, kann sie nach einigen Proben in Folge der durch die
mehrmalige Erwärmung der Metalle geänderten Spannung später nicht mehr gewährleistet
sein. Der mangelhafte Contact in diesen Apparaten veranlaſste übrigens, um einer
unbeabsichtigten Unterbrechung vorzubeugen, einen Stearinkeil zum Zusammenhalten der
Contacte zu verwenden. Es muſs demnach bei unzulässiger Temperaturerhöhung erst
dieser Stearinpfropf schmelzen, worauf sich dann die Metallfeder nach Belieben
ausbiegen, d.h. die Unterbrechung bewerkstelligen kann.
In der dritterwähnten GruppeVgl. Hase 1883 249
45. Ravaglia 1884 251 * 164. Ziembinski 1884 252 * 322. wird durch Erwärmen der
Luft eines geschlossenen Raumes die Meldung bewirkt, und zwar soll hierbei eine
plötzliche Temperaturzunahme die Alarmirung bewirken, wogegen die allmähliche
Temperaturerhöhung auf den Apparat keinen Einfluſs ausübt. Bei diesen Apparaten sind
zwei Glasgefäſse oben durch eine poröse Masse geschlossen und unten durch eine
U-förmig gebogene Glasröhre verbunden, in der sich Quecksilber befindet, welches die
metallische Verbindung zwischen einem in das Glasrohr eingeschmolzenen Platindrahte
und dem durch das eine Gefäſs von oben eingeführten anderen Platindrahte herstellt.
Letzterer Draht taucht nur sehr wenig in das Quecksilber ein. Das zweite Glasgefäſs
ist mit einem schlechten Wärmeleiter umhüllt, wogegen das erste Glas frei bleibt.
Eine Plötzliche Temperaturzunahme bewirkt nun in dem der Wärme mehr preisgegebenen
Gefäſse früher, als in dem umhüllten, eine Ausdehnung der darin befindlichen Luft,
was zur Folge hat, daſs das Quecksilber aus ersterem verdrängt wird und dadurch eine
Unterbrechung der Stromleitung zwischen dem Quecksilber und dem Platindrahte entsteht, während bei
langsamer Temperaturzunahme die Ausgleichung in beiden Gefäſsen durch die porösen
Deckel gleichmäſsig vor sich geht, daher auch keine Verschiebung des Quecksilbers
stattfindet und mithin keine Stromunterbrechung erfolgt. Eine plötzliche
Temperaturerhöhung tritt nun aber schon regelmäſsig ein, wenn in einem Lokale
gleichzeitig mehrere Gasflammen angezündet werden, dagegen ist es nicht sicher, daſs
ein Schadenfeuer im Entstehen, also zu einer Zeit, wo die rechtzeitige Alarmirung
dessen Unterdrückung leicht möglich macht, gerade eine rapide Temperaturzunahme
unbedingt zur Folge haben muſs.
In Bechtold's Feuermelder wird das bei der
Temperaturzunahme sich ausdehnende Quecksilber benutztVgl. auch 1877 224 *
162. W. Kaiser 1884 253 134., um bei einem im Voraus bestimmten Wärmegrade
die Contacte einer geschlossenen Leitung zu unterbrechen. In einem mit Gradtheilung
versehenen Quecksilber-Thermometer, dessen Quecksilbersäule ein ziemlich starkes
Caliber hat und welches Temperaturen von – 25° bis + 90° anzeigt, ruht auf der
Quecksilbersäule ein Glasschwimmer, dessen obere Kante die jeweilig herrschende
Temperatur angibt.
Oberhalb der Thermometerröhre besitzt der Apparat eine entsprechende Ausweitung und
in diese sind zwei Platindrähte eingeführt, deren obere Enden mit den beiden Enden
der Leitung in Verbindung stehen, und zwar das eine unmittelbar, das andere auf dem
Umwege durch das Quecksilber, während deren untere Enden in zwei, in wagerechter
Ebene liegende metallene Halbkreise enden, die durch Glaskugeln von einander isolirt
sind. In diesen beiden Halbkreisen ruht nun ein Platintrichter, an welchem unten ein
Glasstäbchen befestigt ist, welches in das Rohr hineinragt bis zu dem
Temperaturgrade, bei welchem „Feuer“ gemeldet werden soll, z.B. bis auf +
50°. Durch das Aufliegen des Platintrichters auf den beiden Platindrähten ist die
metallische Verbindung hergestellt und mithin die in den Stromkreis eingeschaltete
Batterie geschlossen und der betreffende Alarmapparat in der Ruhelage.
Steigt nun das Quecksilber im Rohre und erreicht den 50. Wärmegrad, so wird der
Contactstift durch den Schwimmer gehoben bezieh. die Leitung unterbrochen und
dadurch der Alarmapparat in Thätigkeit gesetzt.
Um die Arbeitsfähigkeit der den Alarmwecker in Bewegung setzenden Lokalbatterie stets
untersuchen zu können, wird es sich empfehlen, dieselbe gleichzeitig als Batterie
für den Betrieb der jetzt beinahe in jedem Hause vorhandenen Haustelegraphen zu
verwenden.
Bechtold hat diese Apparate in zwei Typen hergestellt.
Bei der einen muſs man sich vor der Bestellung darüber klar sein, bei welcher
Maximal-Temperatur die Meldung erfolgen soll; wenn dieselbe z.B. mit + 30°
festgestellt wird, welche Temperatur in Wohnräumen normal nicht erreicht wird, so
ist einfach ein Contactstift einzusetzen, dessen Glasstäbchen mit seinem unteren
Ende bis zum 30.° reicht, u.s.w. Die zweite Type ist dagegen so eingerichtet, daſs
man durch Heben und Senken der ganzen Contactvorrichtung eine beliebige Einstellung
des Apparates von + 20° bis + 90° vornehmen kann. So hohe
Maximal-Temperatur-Einstellungen würden selbstverständlich nur in Trockenräumen u.
dgl. Anwendung finden.
Die Skala hat nach unten eine Gradtheilung bis – 25° erhalten, was wohl eigentlich
für einen Feuermelder überflüssig wäre. Wenn aber die Skala beispielsweise nur bis
0° reichen, bezieh. daselbst die Quecksilberkugel beginnen würde, so wäre die Gefahr
vorhanden, daſs beim Sinken der Temperatur unter 0° der kleine Glasschwimmer in dem
Quecksilberbehälter verschwinden und bei späterem Steigen des Quecksilbers seinen
Weg in die Glasröhre nicht mehr finden würde.
Einfluſs der Photometerlänge auf das Messungsergebniſs.
Für Diejenigen, welche durch Vertrag zur Lieferung von Gas verpflichtet sind, das bei
festgesetztem stündlichem Verbrauche in einem bestimmten Brenner eine
vorgeschriebene Helligkeit haben soll, ist es von Wichtigkeit, zu wissen, welchen
Einfluſs die Länge des zur Messung benutzten Photometers auf das Ergebniſs der Messung
hat. Inwiefern die Genauigkeit der Messung von der
Länge des Photometers abhängig sei, ist schon öfter untersucht worden; über den
Einfluſs dieser Länge auf die absolute Größe des
Messungsergebnisses hat H. Krüß in Hamburg eine Reihe
von Versuchen angestellt, über welche er im Journal für
Gasbeleuchtung, 1886 * S. 886, berichtet. Sämmtliche Versuche zeigen
übereinstimmend eine Abnahme der gemessenen Helligkeit
bei Abnahme der Entfernung zwischen Photometerschirm und Fledermausbrenner, d.h.,
je kürzer das Photometer ist, bezieh. je näher der
Fledermausbrenner dem Photometerschirme rückt, desto
geringer erscheint die Helligkeit des Brenners. Krüß begründet a. a. O.
diese Erscheinung durch eine für eine leuchtende Kreisscheibe durchgeführte
theoretische Untersuchung aus der seitlichen Erstreckung der Flamme des
Fledermausbrenners, indem die seitwärts von der optischen Achse gelegenen Theile der
Flamme die Mitte des Photometerschirmes weniger stark beleuchten als die centralen
Flammentheile. Er findet nämlich aus der Annahme, daſs die Stärke der Beleuchtung
des Photometerschirmes mindestens 5 Meterkerzen groſs sein solle, bei Anwendung von
nur einer Kerze eine Entfernung derselben vom Photometerschirme von
\sqrt{0^m,2}=0^m,447 als zweckmäſsig. Setzt man hiernach die
äuſserste Entfernung der Kerze vom Photometerschirme auf 0m,5 fest, so erhält man als Photometerlängen
für
10
Kerzenbrenner
2m,08
„
15
„
2m,44
„
20
„
2m,74
woraus also für die mittleren, in den Gascontracten
vorkommenden Lichtstärken eine Photometerlänge von etwa 2m,5 als die angemessenste hervorgehen würde.
Hierüber wäre dann aber eine Festsetzung in den betreffenden Contracten von nicht zu
unterschätzender Wichtigkeit.
Einen weiteren Beitrag zu der Frage liefert Dr. Strecker
in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1887 * S. 17. Er
gelangt für den von Dr. Krüß behandelten Fall zu einer
anderen Formel, nach welcher die beobachteten Abweichungen nicht aus der schwächeren
Wirkung der seitlichen Flammentheile erklärt werden können, behandelt dann einen
anderen Fall (Glühlampe, feuchtende Linie mit leuchtendem Endpunkte) und prüft die
Rechnung durch eine Reihe von Beobachtungen, in welchen sich auch ein
auſserordentlicher Einfluſs der räumlichen Ausdehnung der Lichtquelle nicht zeigt.
Es müſste hiernach die von Dr. Krüß beobachtete
Erscheinung einen anderen Grund haben.
Selbstthätiger Ausschalter zum Laden von Accumulatoren mittels
Nebenschluſsmaschinen.
Zwischen einer Nebenschluſs-Dynamomaschine und den von dieser zu ladenden
Accumulatoren, will die Elektrotechnische Fabrik
Cannstatt (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 39846 vom 16. September 1886) zur
Verhütung eines Rückstromes aus den Accumulatoren nach der Maschine einen Umschalter
anbringen, der wesentlich aus einem Elektromagnete (bezieh. Solenoide) mit
doppelter, gleichförmiger Bewickelung besteht. Sobald die Maschine angeht, wird
durch den die eine Wickelung durchlaufenden Magnetisirungsstrom der Anker des
Elektromagnetes angezogen und dadurch der Stromkreis für den Hauptstrom nach den
Accumulatoren geschlossen, der die zweite Wickelung durchläuft und den Ankerhebel
fester auf den Contact aufdrückt. Vermindert sich die Geschwindigkeit der Maschine,
so daſs der Ladestrom auf Null herabsinkt, so wird entweder der Anker bereits
abgerissen und die Verbindung nach der Maschine unterbrochen, oder es geschieht dies
wenigstens gleich nach dem Beginne des Rückstromes.
De Meuron und Cuénod's Regulirung von Lichtbogenlampen.
Der Gedanke, welchen A. de Meuron und Cuénod in Genf (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 39860 vom 25. Mai
1886) zur Regulirung des Lichtbogens verwerthen, stützt sich auf die Anwendung
zweier auf die Kohlen wirkender Motoren eines Gewichts- oder Federmotors und eines
Elektromotors. Letzterer liegt zugleich mit einem Elektromagnete im Nebenschlusse
zum Lichtbogen. Wird der Lichtbogen zu lang und somit sein Widerstand gröſser, so
wird der Zweigstrom durch den Motor stärker, der Elektromagnet zieht seinen Anker an, schlieſst den
Elektromagnet kurz und zu Folge der dadurch bewirkten Widerstandsverminderung
gewinnt der Elektromotor das Uebergewicht über den Gewichts- oder Federmotor und
bringt die Kohlen wieder in die normale Entfernung von einander.
Mikrophon der Gebrüder Siemens.
Um dem elektrischen Strome im Mikrophon einen Weg von groſsem Querschnitte zu
beschaffen, gestalten Gebrüder Siemens und Comp. in
Charlottenburg (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 38938 vom 15. September 1886) die beiden
Elektroden als runde Platten, die mit ihren Grundflächen auf einander ruhen, zu
Folge einer eigenthümlichen Aufhängung der zweiten Platte. Durch die erste in
lothrechter Lage in einer Metallfasung ruhende Platte geht nämlich eine Achse in die
zweite dazu entsprechend ausgehöhlte Platte, welche mittels zweier quer über die
Aushöhlung gespannter Seidenfäden an dieser Achse aufgehängt ist und mittels zweier
auf die Achse aufgeschraubter Muttern der ersteren Platte möglichst nahe gebracht
werden kann.
Zusammensetzung von Berlinerblau und Turnbull's Blau.
Nach Williamson (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1846
Bd. 57 S. 225) besitzen das Berlinerblau und das Tumbull's Blau die Zusammensetzung C7(CN)18 bez. C5(CN)12, während Reindel und Andere ihre Zusammensetzung für identisch halten. Von E. F. Reynolds (Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 270 nach
der Sitzung der Chemical Society vom 2. Juni 1887) sind
neuerdings Analysen beider Körper ausgeführt worden, durch deren Ergebnisse die
Ansicht von Williamson bestätigt wird. (Vgl. auch W. Gintl 1880 235 248.)
Ueber die Beziehung zwischen Erdmagnetismus und
Sonnenflecken.
Nach Engineering 1887 S. 21 haben neuere Beobachtungen
auf der Lyoner Sternwarte zu einigen interessanten Resultaten bezüglich der
Störungen des Erdmagnetismus geführt. Die nach diesen Beobachtungen aufgezeichneten
Curven zeigen, daſs jedes Maximum der Störung mit dem Vorübergange einer Gruppe von
Sonnenflecken oder Sonnenfackeln an der dem Mittelpunkte der Sonnenscheibe
nächstliegenden Stelle zusammenfällt. Eine Beziehung zwischen der Intensität der
Störung und dem Durchmesser der Flecken scheint nicht statt zu finden. Marchand kommt zu dem Schlusse, daſs eine direkte
Beziehung zwischen den Störungen des Erdmagnetismus und den Ortsveränderungen
gewisser, die Flecken und Fackeln begleitenden Sonnenelemente anzunehmen ist. Wir
fügen hinzu, daſs die Periode zwischen dem Oktober und December des verflossenen
Jahres durch Abwesenheit von Sonnenflecken sich auszeichnete, indem vom 31. Oktober
bis zum 11. November, vom 18. bis zum 25. November und vom 27. November bis zum 7.
December, also zweimal während 11 Tagen und einmal während 8 Tagen kein Flecken auf
der Sonnenscheibe sichtbar war.
Darstellung von Fluorstickstoff.
Beim Durchleiten des elektrischen Stromes von 7 Eisenchloridelementen durch eine
concentrirte Lösung von Fluorammonium erhielt H. N.
Warren einige ölige Tropfen, welche er für Fluorstickstoff hält. Dieser
Körper soll noch explosiver sein als Chlorstickstoff; er zersetzt sich schon in
Berührung mit Glas, Kieselsäure und organischen Substanzen. (Nach dem Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 289. Vgl. auch Moissan 1886 262 486.)
Volumetrische Bestimmung von Thonerde.
Um die Thonerde in kaustischer Soda zu bestimmen, titrirt Richard Gatenby zuerst mit Salzsäure und Phenolphtaleïn als Indicator das
vorhandene Aetznatron. Darauf setzt er Methyl orange als zweiten Indicator hinzu und
erhält durch weitere Titration mit Salzsäure bis zur bleibenden Rothfärbung den
Betrag an Alkalisalzen und Thonerde zusammen. Gibt man jetzt Lackmuslösung zu, so
wird dieselbe geröthet und man kann nun durch Rücktitrirung mit Normalnatronlauge
bis zur entschieden blauen Färbung die gesuchte Menge an Thonerde finden. Jedem
Cubikcentimeter Normalnatronlauge entsprechen 0g,0257 Thonerde.
(Nach dem Chemical News. 1887 Bd. 55 S. 289. Vgl. auch
H. Prunier 1885 255
78.)
Zur Darstellung von Leuchtgas aus Steinkohlentheer.
Die verschiedenen Versuche, welche gemacht sind, den Gastheer in gleicher Weise wie
fette Oele durch Ueberhitzen in Leuchtgas überzuführen, sind bisher daran
gescheitert, daſs der Theer bei seinem Eintropfen in die glühende Retorte in kurzer
Zeit die Ausfluſsröhren verstopfte und die so erzielten Zersetzungsproducte zu einem
groſsen Theile aus condensirbaren Dämpfen bestanden. Der ersten Schwierigkeit läſst
sich dadurch begegnen, daſs man den Theer vorher einer Destillation bei gelinder
Wärme unterwirft, wobei der die Verstopfungen bedingende fein vertheilte Kohlenstoff
zurückgehalten wird, während das Destillat jetzt durch Eintropfen in eine glühende
Retorte auf Gras verarbeitet werden kann. Die geringe Ausbeute an Destillat sowie
der groſse Brennstoffverbrauch, welcher durch die 2malige Verdampfung des Oeles
bedingt ist, stehen einer Anwendung dieser Methode entgegen. Versucht man die
Condensation der Theerdämpfe zu umgehen und leitet dieselben so wie sie sich bei der
Destillation entwickeln, durch glühende Röhren, so erhält man, falls letztere
genügend stark erhitzt werden, daſs auch die schweren Dämpfe zersetzt werden, ein
Gas von nur geringer Leuchtkraft, da die zuerst übergehenden leichten Dämpfe bei
dieser Temperatur unter Kohlenstoffabscheidung zersetzt werden. Werden die Röhren
hingegen auf niedrigerer Temperatur gehalten, so resultirt eine bedeutend geringere
Menge Gas, da die schwereren Dämpfe unzersetzt hindurchstreichen. W. Burns will sehr gute Resultate durch Anwendung des
folgenden Verfahrens erhalten haben. Er destillirt den Theer unter Einblasen eines
Dampfstromes bis zur Trockene und sammelt das Gemenge von Wasser- und Theerdämpfen
in einer erhitzten Kammer, woselbst eine vollständige Durchmischung der Dämpfe
stattfindet. Von dort werden dieselben durch rothglühende, mit Holzkohlen beschickte
Röhren geleitet, in denen die Zersetzung zu Leuchtgas erfolgt. Je nach der Menge des
eingeleiteten Dampfes hat man es in der Hand, ein Gas von groſser bezieh. geringer
Leuchtkraft, im letzteren Falle aber hoher Heizkraft zu erzeugen. Bei der
Verdampfung von 1 Gallone (4l,54) Theer und 2
Gallonen Wasser sollen 700 Cubikfuſs Gas (1 Cubikfuſs =
0cbm,283) von 16 Lichtstärken entstehen. Burns schlägt ferner vor, die Steinkohle bei niedriger
Temperatur unter Druck in Theer und Ammoniak überzuführen und dann den Theer,
welcher auch ganz frei von Schwefel- und Ammoniakverbindungen sein soll, nach seinem
Verfahren zu Erarbeiten. Aus lt Steinkohle mittlerer Sorte will er 21000 Cubikfuſs
Gas von 16 Lichtstärken und aus 1t Cannelkohle
30000 Cubikfuſs Gas erhalten haben; nach seinen Angaben ist diese Ausbeute doppelt
so groſs als die nach dem alten Verfahren. (Iron, 1887
S. 383, vgl. übrigens H. Bunte, 1886 262 141).
Zur Analyse der Handelsbenzole.
C. Häußermann macht in der Chemiker-Zeitung Bd. 11 S. 803 darauf aufmerksam, daſs die in manchen
Fabriken übliche Titrirung der Handelsbenzole mit Brom zur Feststellung des Gehaltes
an Olefinen keinen Schluſs auf die Natur der begleitenden Verunreinigungen gestattet
und leicht Veranlassung zu Irrthümern geben kann. Die Menge des von den
Handelsbenzolen absorbirten Broms richtet sich nämlich überwiegend nur nach dem
Gehalte derselben an Pyridinbasen, Pyrrol, Körpern der Thiophengruppe und dann nach
etwaigen Olefinen, nicht aber nach dem an werthlosen Kohlenwasserstoffen, welche
selbst nach der Behandlung von Benzol mit Schwefelsäure neben den eigentlichen
aromatischen Kohlenwasserstoffen zurückbleiben und Bromwasser erst nach Engerer
Berührung entfärben. Die Beurtheilung von technischem Toluol, welches häufig von
ersteren, minderwerthigen Kohlenwasserstoffen begleitet ist, auf Grund der
Bromreaction gibt daher falsche Resultate, indem dasselbe frei von Olefinen
erscheint, dabei aber andere, seinen Werth herabsetzende Beimengungen enthält. Beim
Arbeiten im gröſseren Maſsstabe – im Kleinen ist die Isolirung der geringen Menge
halber kaum möglich – gelingt es, fraglichen Kohlenwasserstoff in greifbarer
Quantität abzuscheiden. Man verfährt zur Gewinnung desselben in der Art, daſs man die nicht
nitrirbaren Antheile des Toluols und die etwas höher siedenden Fractionen mit
überflüssiger Salpeterschwefelsäure behandelt, das der Nitrirung Entgangene mit
Wasserdampf übertreibt und die mit übergehenden Oele abermals nitrirt. Das
Nitrirungsgemenge scheidet sich alsdann in drei Schichten ab, von denen die oberste
den fraglichen Kohlenwasserstoff repräsentirt, welcher abgehoben und durch Waschen
gereinigt wird. Derselbe stellt eine wasserhelle Flüssigkeit von 0,728 sp. G. und
dem Siedepunkt 119 bis 124° dar und besteht, nach seinem Verhalten gegen
Schwefelsäure sowie gegen Brom zu urtheilen, aus einem gesättigten Kohlenwasserstoff
(Octan?). Eine bereits unternommene Untersuchung des Körpers, welcher jetzt
kiloweise gewonnen wird, dürfte wohl in Bälde über seine Natur und Zusammensetzung
aufklären. Bemerkt mag schlieſslich noch werden, daſs das Verhalten von
Handelsbenzol gegen Brom einen sicheren Schluſs nur zuläſst auf die mehr oder
weniger vollkommene vorhergegangene Reinigung durch Schwefelsäure, nicht aber auf
die Menge vorstehend beschriebener, nicht zu den Olefinen zählender
Kohlenwasserstoffe.
Zuschriften an die Redaktion.
Zuschriften an die Redaktion.
Preisausschreiben: Im Anschlüsse an die S. 144 erwähnte Ausstellung von
Beleuchtungsgegenständen und der Naphtaindustrie in St. Petersburg wird eine
Preisbewerbung ausgeschrieben. Es sind sechs Preise ausgesetzt und zwar
a) seitens des Ministeriums der Reichsdomänen:
1) R. 2500 für die beste Construction einer billigen und einfachen Lampe zum
Brennen von schweren Naphtaölen und für den Gebrauch auf dem Lande geeignet.
2) R. 1000 für die handlichste und bequemste Form einer, wenn auch etwas
theureren Lampe, für schwere Naphtaöle.
Diese Preise werden nur in dem Falle zuerkannt, wenn die vorgestellten Lampen
ihrem Zweck vollkommen entsprechen.
b) Seitens des Kriegsministeriums:
3) R. 500 für einen mit Naphtarückständen zu speisenden Ofen für
Zimmerbeheizung.
4) R. 500 für eine praktische galvanische Batterie für elektrische Beleuchtung
mittels Glühlampen.
5) R. 1000 für einen zu Tages- und Nachtzeit verwendbaren Signalapparat.
6) R. 500 für phosphorescirende Stoffe.
An sämmtlichen obenerwähnten Aufgaben können sowohl russische, wie auch
ausländische Erfinder theilnehmen. Die Gegenstände müssen in der Gestalt, in
welcher dieselben, der Absicht des Erfinders nach, zur Verwendung gelangen
sollen, und nicht in Gestalt von Modellen oder Zeichnungen vorgestellt werden.
(Letztere können nur zur näheren Erläuterung beigefügt werden.)
Die Theilnahme an der Bewerbung schlieſst nicht das Recht aus, ein Patent für
Ruſsland zu erwerben. Die Erfindungen sind dem „Organisations-Comité der
Ausstellung im Lokale der Kaiserlich Russischen
Technischen Gesellschaft (St. Petersburg, Panteleimonskaja, Nr.
2)“ während der Zeit vom 15. bis 27. August bis zum 15. bis 27. November
d. J. zuzustellen.