Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 523 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Reckenzaun's, Chauer-Rabay's, Bailly's und Farbaki-Schenek's
Herstellung von Accumulator-Platten mit Bleigerüst.
Um billig recht widerstandsfähige Platten für Accumulatoren zu erhalten, legt Anthony Reckenzaun in London (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
39136 vom 7. Januar 1886) dünn ausgewalztes Blei in zwei oder mehr Lagen auf
einander, biegt sie an drei Seiten um, füllt den so gebildeten Behälter mit einer
entsprechenden Pasta (für die negativen Platten aus Mennige, für die positiven aus
Bleiglätte), legt je zwei so gebildete Platten mit der Pasta auf einander, treibt
das Ganze durch eine Walzenstraſse und sichert die Verbindung schlieſslich durch
umgelegte Isolirringe aus Gummi u. dgl.
Um der erregenden Flüssigkeit Zutritt zu der Pasta zu verschaffen, werden mit einem
spitzen Instrumente unregelmäſsige Löcher in die Bleilagen gerissen. Im Schnitte
sehen die schmalen und langen streifenförmigen Platten dann so aus, wie die
Abbildung es zeigt.
Textabbildung Bd. 265, S. 523Otto Chauer und Stephan Rabay in Schemnitz
(Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 25. Mai 1887) belegen in ihren Massenplatten
für Accumulatoren mit Leitungsnetz die aus geschlitzten Bleiplatten hergestellten
Netze mit einer Masse, welche für die positiven Platten aus 99 Theilen Minium und 1
Theil Kuhhaare, für die
negativen Platten aus 99 Theilen feingemahlener Bleiglätte und 1 Theil Kuhhaare
besteht, welche Theile mit 6procentiger Schwefelsäure zusammengerührt werden. Diese
Platten werden, durch wellenförmige, durchlochte Kautschukplatten getrennt, in
gerollter oder viereckiger Form in einem Behälter mit erwärmter 5procentiger
Schwefelsäure behandelt und darauf die abgelassene Säure durch 35procentige
Schwefelsäure ersetzt.
Philémond Bailly in Paris (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 38908
vom 5. Mai 1886) will zur Erzielung einer sehr groſsen Theilung der wirksamen Masse
und des nöthigen Vertheilungsvermögens die Elektroden so herstellen, daſs er etwas
starke Bleiplatten von dem einen Rande herein kämm- oder fransenartig anschneidet
und dann zwischen die so gebildeten Zinken oder Fransen Bleifasern oder Bleistreifen
regelmäſsig oder unregelmäſsig einflicht oder einwebt. An dem nicht angeschnittenen
Rande jeder Platte schlieſst sich der gemeinschaftliche Leitungsdraht an. Um eine
Kurzschlieſsung sowie ein Auseinanderfallen des wirkenden Materiales zu verhüten,
werden die Platten in Gefäſse eingesetzt und von den entgegengesetzten Elektroden
durch ein poröses Gefäſs, eine Scheidewand aus Filz, Terracotta, Porzellan o. dgl.
getrennt.
Um die Zerstörung der mit wirksamem Material gefüllten, gitterförmigen Bleirahmen zu
verhüten, welche durch das Dehnen und Strecken derselben in Folge der langsamen aber
stetigen Volumenzunahme des activen Materiales veranlaſst wird, verwenden Stefan Farbaki und Stefan Schenek in Schemnitz, Ungarn
(* D. R. P. Kl. 21 Nr. 39318 vom 10. September 1886), an Stelle der sich unter
rechten Winkeln kreuzenden geradlinigen Gitterstäbe kreisförmige, sich gegenseitig
durchschneidende Bleigitter. Nur die innerhalb jedes Kreises bleibenden gröſseren
Zellen werden mit wirksamem Materiale ausgefüllt, dem die kleineren linsenförmigen,
leer bleibenden Räume zwischen je zwei sich schneidenden Kreisen eine Ausdehnung des
Materiales gestatten. Ueber die Wirkung solcher Accumulatoren berichtet A. v. Waltenhofen in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887 S. 305, günstig.
Darstellung, Eigenschaften und Constitution des
Inosits.
Wie viel Zeit und Arbeit gewissen Gebieten der Chemie in rastloser Forschung gewidmet
wurden, so sehr sind wieder solche andere, mitunter naheliegende, recht
stiefmütterlich behandelt worden. War es doch erst der allerneuesten Zeit
vorbehalten, in die so zahlreichen und verbreiteten Zuckerarten einiges Licht zu
bringen. Kiliani, E. Fischer u.a. sind in dieser
Richtung bahnbrechend thätig gewesen. In Frankreich gebührt Maquenne das Verdienst, zur Aufhellung dieses so wenig geklärten Gebietes
beigetragen zu haben, indem er uns über Darstellung,
Eigenschaften und Constitution des Inosits das
Resultat seiner eingehenden Untersuchungen mittheilt (Comptes rendus 1887 Bd. 104 S. 297). Zur Darstellung des Inosits erschöpft der Verfasser trockene
Wallnuſsblätter mit heiſsem Wasser, fällt siedend mit concentrirter Kalkmilch, dann
mit Bleiacetat und schlägt in dem Filtrate den Inosit
mit Bleisubacetat nieder.
Der Niederschlag wird nach tüchtigem Waschen mit Wasser durch Schwefelwasserstoff
zersetzt, worauf man bis zur Syrupconsistenz eindampft. Durch Zufügen von
concentrirter Salpetersäure (7 bis 8 Proc. des Volumens) zu dem siedenden Product
werden unter heftiger Reaction die meisten fremden Stoffe zerstört, ohne daſs der
Inosit angegriffen wird. Durch ein Gemisch von
Alkohol und Aether wird dieser alsdann gefällt. Man reinigt ihn durch
Umkrystallisiren aus Eisessig, abermalige Behandlung mit Salpetersäure und Fällen
mit Alkohol und Aether. Schlieſslich entfernt man stets vorhandenes Calciumsulfat
mit Barytwasser, fällt den Ueberschuſs des letzteren mit kohlensaurem Ammoniak,
verdampft zur Trockne und krystallisirt nochmals aus Wasser um. Man erhält so ein
vollkommen reines, farbloses Präparat von folgender Zusammensetzung: C6H12O6 + 2H2O; bei 110°
entweicht das Wasser. Der Inosit löst sich schwer in
kaltem, leicht in heiſsem Wasser, von Alkohol und Aether wird er nicht aufgenommen.
Der Schmelzpunkt des wasserfreien Präparates liegt bei 217°, im Vacuum siedet es bei
319°, bei normalem Drucke verkohlt dasselbe, ohne zu sieden. Optisch ist der Inosit inactiv. Kupferlösung wird von ihm nicht reducirt, ebenso
wenig wird derselbe von Natriumamalgam verändert, auch verbindet er sich nicht mit
Natriumbisulfit. Haloide wirken in der Kälte nicht auf ihn ein. Eine Säure mit 6
Atomen Kohlenstoff konnte aus ihm nicht erhalten werden, ebenso waren durch
Oxydation keine Oxysäuren der Fettreihe aus ihm zu gewinnen.
Hiernach ist der Inosit weder ein Aldehyd noch Keton,
besitzt keine doppelte Bindung und enthält keine Seitenketten, in Folge dessen nimmt
Verfasser an, daſs derselbe nur ein sechsfach secundärer sechswerthiger Alkohol,
d.h. das Hexahydrür des Hexaoxybenzols von nachstehender Constitution
Textabbildung Bd. 265, S. 525
sein kann.
Die Richtigkeit dieser Formel beweist Maquenne durch das
Studium der Oxydations- und Reductionsproducte des Inosits. Concentrirte Salpetersäure wirkt bei 100° auf Inosit unter Bildung von Oxalsäure und Tetraoxychinon C6O2(OH)4 ein. Dieses
wird weiter von concentrirter Salpetersäure zu dem hydratirten Trichinon C6O6 + 8H2O
umgewandelt, das beim Behandeln mit reducirenden Mitteln leicht wieder in Tetraoxychinon übergeht. Das Trichinon geht beim Eindampfen mit Wasser, nachdem man es mit wenig Kali
neutralisirt, in Krokonsäure über. Da nun das Tetraoxychinon, das Trichinon, sowie die Krokonsäure unter
gleichen Bedingungen einerseits aus Inorit,
andererseits, wie Nietzki und Benkiser gezeigt haben, aus Hexaoxybenzol
C6(OH)6 erhalten
werden, so dürfte über die vom Verfasser angegebene Formel des Inosits kein Zweifel mehr obwalten. – In einer weiteren
Mittheilung in den Comptes rendus 1887 Bd. 104 S. 1853
weist Maquenne, auf eine Mittheilung von Girard bezugnehmend, welcher Dambonit in Kautschuk fand und aus ersterem durch Einwirkung von
rauchender Jodwasserstoffsäure Dambose erhielt, die
Identität von Dambose und Inosit nach. Der Name Dambose ist somit aus
der chemischen Nomenclatur zu streichen. Dambonit ist
nichts anderes als der Dimethyläther des Inosits.
Ein neues Antisepticum.
Ein desinficirendes und antiseptisches Mittel, welches die vortrefflichen
Eigenschaften der Carbolsäure ohne deren giftige und bei ungeschickter Anwendung
zerstörende Eigenschaften besitzt, scheint endlich gefunden worden zu sein. Wie das
Illustrirte österreichisch-ungarische Patentblatt
mittheilt, ist es in England gelungen, aus schwerem,
ganz besonderem Steinkohlentheeröl einen Creolin
genannten Körper zu gewinnen, welcher nahezu giftfrei, auſserdem Wesentlich billiger
als Carbol sein soll, und dem vorzüglich desinficirende, Bacillen, Bacterien u.s.w.
absolut tödtende Eigenschaften nachgerühmt werden.
Dieses Desinfectionsmittel, welches in England bereits
eine siegreiche Concurrenz gegen das Carbol entfaltet hat, wird neuerdings durch die
Firma Pearson und Comp. in Hamburg in Deutschland eingeführt, und wird es sich wohl bald zeigen, ob
die an dasselbe geknüpften Erwartungen sich erfüllen werden oder nicht. Erwähnt sei
noch, daſs eine der gröſsten Verkehrsanstalten, der Norddeutsche Lloyd in Bremen, das Creolin behufs Desinfection und Reinigung der Maschinen
und aller Metallgegenstände auf seiner ganzen Flotte schon jetzt in Gebrauch
genommen hat.
Preisermäſsigung von Kraft- und Heizgas.
Bekanntlich wird in vielen Gaswerken ein besonderer Rabatt für geliefertes Motoren-,
Heiz- oder Kochgas gewährt und dadurch dieser Verbrauch wesentlich gefördert. So
gestatten von 128 Gaswerken, welche in der „Statistischen Zusammenstellung der Betriebsresultate von dem Deutschen
Verein von Gas- und Wasserfachmännern angehörigen Gasanstalten für 1885
bezieh. 1885/86“ ihre bezüglichen Preise angeben, 92 eine
Preisermäſsigung für Motorengas im Betrage bis zu 38 Procent des Gaspreises für Beleuchtungszwecke,
während im Ganzen nur 36 Werke noch keine derartige Ermäſsigung zugestanden
haben.
Eine interessante Zusammenstellung von Stawitz über das
Wachsen des Gasconsums für Motoren-, Koch- und Heizzwecke in Tilsit seit der Einführung einer Gaspreisermäſsigung für genannte Apparate
gibt das Journal für Gasbeleuchtung, 1887 Bd. 30 S. 433
wie folgt:
Betriebsjahr seitErmäſsigungdes
Preises fürKochgas
Betriebsjahrvom ¼ bis ¼
Gesammt-Production
Gesammt-Privatconsum
Koch-, Heiz-Motoren
undGartengas
Procent desPrivatconsums
Motorengas
Procent desPrivatconsums
Motoren
Gas
Koch- undHeizgas
Procent desPrivatconsums
Anzahl derKochleitung
Consum proKochleitung
Gartengas
Procent desPrivatconsums
Anzahl
Pferdekräfte
pro Meter
pro Pferdekraft
cbm
cbm
cbm
cbm
cbm
St.
cbm
cbm
–
1882/83
274906
187370
10929
5,83
9922
5,29
3
9
3307
1102
–
–
–
–
1007
0,54
I
1883/84
294848
208956
27779
13,29
24862
11,90
5
23
4972
1081
1901
0,91
22
87
1016
0,48
II
1884/85
335442
241253
48037
19,91
34827
14,43
6
27
5805
1290
12297
5,10
95
129
913
0,38
III
1885/86
342762
249477
59950
24,03
36291
14,54
8
33
4536
1100
22997
9,21
171
134
687
0,28
IV
1886/87
390944
289931
82473
28,45
43403
14,96
10
36
4340
1206
38021
13,12
236
162
1049
0,36
Nichtexistenz des Antimonoxychlorides.
Daubrawa hat in Liebig's
Annalen, 1877 Bd. 186, S. 118, das
Antimonoxychlorid beschrieben, welches nach folgender Gleichung entstanden sein
soll:
SbCl3 + H2O = SbOCl3 + 2HCl,
während Weber schon viel früher
zeigte (Poggendorff's Annalen, 1865 Bd. 125 S. 86), daſs durch Einwirkung von Wasser auf
Antimonpentachlorid ein Körper von der Zusammensetzung SbCl3 + 4H2O sich
bildet.
Richard Anschütz und P. Norman
Evans (Liebig's Annalen, 1887 Bd. 239 S. 285)
haben nun die Arbeiten Daubrawa's controlirt und
bewiesen, daſs unter den von letzterem angegebenen Bedingungen kein
Antimonoxychlorid entsteht, sondern der Körper SbCl5
+ H2O, welchen sie Antimonpentachloridmonohydrat
nennen. Leichter läſst sich derselbe noch gewinnen, wenn man 1 Mol.
Antimonpentachlorid in gut gekühltem Chloroform löst und langsam 1 Mol. Wasser
hinzutropfen läſst. Bei Anwendung von 4 Mol. Wasser entsteht der schon von Weber beschriebene Körper SbCl5 + 4H2O.
Um nun Antimonoxychlorid zu gewinnen, lieſsen Verfasser, analog der Darstellung des
Phosphoroxychlorides, wasserfreie Oxalsäure auf Antimonpentachlorid einwirken, dabei
verlief aber die Reaction folgendermaſsen:
COOH |COOH
+ 2SbCl5 =
COOSbCl4 |COOSbCl4
+ 2HCl
Dieser Körper wird Ditetrachlorstiboniumoxalat genannt.
Verarbeitung der Rio-Tinto-Kiesabbrände auf Kupfer, Silber und
Blei.
Die neben 77 bis 78 Proc. Eisenoxyd und gegen 4 Proc. Schwefeleisen noch etwa 3 Proc.
Kupferoxyd, 1,75 Proc. Schwefelkupfer, bis ½ Proc. Blei und geringe
Mengen von Silber enthaltenden Abbrände des Rio-Tinto-Kieses werden zum gröſsten Theile auf nassem Wege
verarbeitet, da die Menge des darin enthaltenen Kupfers so gering ist, daſs ein
Schmelzproceſs in den wenigsten Fällen sich lohnen würde. Die Abbrände werden fein
gemahlen und der chlorirenden Röstung unterworfen (auf 100k Abbrände kommen 10 bis 15k Salz). Durch Condensation der Röstofengase
erhält man ein Gemenge von Schwefel- und Salzsäure von 3 bis 5° B., welches im Laufe
des Processes Verwendung findet. Das direkt von den Oefen kommende, noch heiſse
Röstgut wird nun in groſsen Auslaugekästen mit 7 bis 10gradiger Lauge behandelt)
wobei dieselbe eine sehr hohe Temperatur annimmt und die Einwirkung in Folge dessen
eine sehr energische ist. Nach etwa 3 Stunden läſst man die Lauge, deren Gehalt
nunmehr bis auf 40° B. gestiegen ist, in darunter stehende Klärkästen flieſsen und
behandelt noch 3mal nach einander das Röstgut mit schwacher Lauge, die nun bezieh.
auf 30 bis 35°, 20 bis 25° und 15 bis 20° B. steigt. Die Lauge von 40° B. wird
direkt weiter verarbeitet, während diejenigen von geringerem Gehalte nochmals durch die Auslaugekästen
geschickt werden, Um die letzten Spuren von Kupfer zu gewinnen, leitet man die Säure
der Condensationsthürme auf das Röstgut, wodurch dieselbe auf 7 bis 10° B. steigt
und nun, wie oben erwähnt, als erste schwache Lauge Verwendung findet. Der
hinterbleibende, durch Waschen mit Wasser völlig erschöpfte Rückstand besteht
hauptsächlich aus Eisenoxyd. Aus den Auslaugekästen läſst man als dann die Lauge in
Klärkästen flieſsen, in welchen sich nach etwa 12stündigem Absitzen ein ziemlich
bedeutender Schlamm abscheidet, der in der Hauptsache aus schwefelsaurem Blei,
verunreinigt durch schwefelsauren Kalk, besteht. Von diesem Niederschlage zieht man
die Lösung in weitere Behälter ab und scheidet aus ihr zunächst das Silber als Jodsilber aus.
Die erhaltene klare Flüssigkeit läſst man wiederum in tiefer liegende Kästen
flieſsen, welche mit altem Eisen am besten wendet man recht dünnes Eisenblech an –
gefüllt sind. Man erhitzt so lange mit direktem Dampfe, bis alles Kupfer
ausgeschieden ist, wascht und trocknet. Dieser Kupferniederschlag enthält gegen 75
Proc. Kupfer, wenig verunreinigt durch Eisenoxyd und Blei. Eine gut geleitete
englische Fabrik erzielte im J. 1886 nach diesem Verfahren folgende Resultate:
Erhalten:
Abbrändeverarbeitet
MetallischesKupfer.
SchwefelsauresBlei.
Silber-niederschlag.
Flugstaub etwa
10000000k
158000k
71000k
3109
30000k
(28 Proc. Blei)
(26 Proc. Silber)
(20 Proc. Kupfer.)
(0,031 „ Gold.)
Der Flugstaub, der sich in den Kanälen zwischen Röstöfen und
Säurecondensationsthurm absetzt, wird mit Wasser behandelt. 75 Proc. des darin
befindlichen Kupfers wird als schwefelsaures Kupfer erhalten. Im Rückstande hat sich
nun der Gehalt an schwefelsaurem Blei genügend erhöht, um als solches weiter
verarbeitet werden zu können. (Aus der Chemiker-Zeitung. Bd. 11 S. 753 und 785., vgl. auch K. F. Föhr, 1884 252
516.)
Zuschriften an die Redaktion.
Preisausschreiben
betreffend das Trocknen entzuckerter Diffusionsschnitzel.Zeitschrift des Vereins für die
Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reiches, 1887 Bd. 37 S.
290
Der unterzeichnete Verein hatte im J. 1884 einen Preis von 15000 M. ausgesetzt
für die vollkommene Lösung der Aufgabe des Entwässerns entzückerter
Diffusionsschnitzel. Im vergangenen Jahre wurde das Preisausschreiben
wiederholt. Indessen ist auch dadurch eine völlig befriedigende Lösung nicht
erreicht worden, wohl aber Aussicht darauf eröffnet, daſs bei fortgesetzten
Bemühungen ein Verfahren gefunden werde, welches die Zuerkennung des Preises
ermöglicht. Der Verein hat daher beschlossen, noch einmal den Preis von 15000 M.
auszusetzen für die Lösung der Aufgabe des Entwässerns frischer entzuckerter und in der zur Zeit üblichen Weise abgepreſster
Diffusionsrückstände Bewerbungen müssen spätestens am 15. November 1887 eingehen
und wird die Ertheilung des Preises an folgende Bedingungen geknüpft:
1) Der Wassergehalt der getrockneten Rückstände darf denjenigen guten, ebenen
Heues – also 14 Proc. nicht übersteigen.
2) Die Vorrichtung muſs die Sicherheit gewähren, daſs bei gewöhnlicher
Aufmerksamkeit die Rückstände als ein gutes Futter, mithin namentlich weder
verbrannt noch behaftet mit fremden Beimischungen oder Gerüchen gewonnen
werden.
3) Die Vorrichtung muſs einfach zu handhaben und zu controliren und Anlage und
Betriebseinrichtung so beschaffen sein, daſs dieselben ohne besondere Schwierigkeiten
und Gefahren, sowie ohne Beeinträchtigung des Rübenbetriebes auf jeder
hinsichtlich des verfügbaren Raumes, sowie der Betriebsverhältnisse nicht
geradezu unter abnormen Verhältnissen sich befindenden Zuckerfabrik ausgeführt
werden können. Verfahren, bei deren Anwendung Gase entstehen, welche die
Gesundheit der dabei beschäftigten Arbeiter gefährden, kann der Preis nicht
zuerkannt werden.
4) Der Verlust an Nährstoffen darf 8 Proc. der Trockensubstanz nicht
übersteigen.
5) Die Kosten des gesammten zur Entwässerung der Rübenschnitzel gehörenden
Verfahrens, einschlieſslich angemessener Unterhaltung und Amortisation, dürfen
20 Pf. für 50k abgepreſster Schnitzel mit 10
Proc. Trockensubstanz nicht übersteigen, unter Annahme durchschnittlicher
Preisverhältnisse für Löhne und Materialien.
6) Zur Preisbewerbung können nur in gröſserem Betriebe vorgeführte Ausführungen
in Frage kommen, deren Einrichtung und Betrieb das Resultat sowohl bezüglich
Quantität der Leistung und. Qualität der Schnitzel als auch bezüglich der Kosten
unzweifelhaft erkennen läſst.
7) Die Bewerbungsschriften müssen in deutscher Sprache abgefaſst sein, eine
genaue Beschreibung des Verfahrens enthalten und mit den zur Erläuterung
erforderlichen Zeichnungen versehen sein. Sie müssen ferner eine ausdrückliche
Erklärung darüber bringen, ob und in welchen Fabriken das Verfahren bereits
versucht worden oder zur Anwendung gekommen, unter welchen Verhältnissen dies
geschehen und welche Ergebnisse dabei erzielt sind.
8) Die Bewerbungsschriften müssen spätestens am 15. November 1887 an das
Direktorium des Vereins z. H. des Vorsitzenden, Geheimen Raths Kieschke, Berlin W., Maaſsenstraſse Nr. 34
eingereicht werden und ist dabei die verbindliche Erklärung abzugeben, daſs das
Verfahren in der Zeit vom 1. bis 24. December 1887 in einer ausdrücklich namhaft
zu machenden Fabrik, behufs eingehender Prüfung durch die Mitglieder des
Vereins-Ausschusses und des Vereins-Direktoriums oder durch deren Delegirte,
praktisch vorgeführt werden solle. Die Kosten dieser Vorführung fallen dem
Bewerber zur Last.
9) Von der Preisbewerbung ausgeschlossen sind alle nur theoretischen
Ausarbeitungen, Entwürfe, Skizzen und Modelle, ferner alle Versuche, welche nur
im Kleinen und nicht in wirklichen Fabriken gemacht sind und vorgeführt
werden.
10) Den Bewerbern bleibt überlassen, ob sie bei Einreichung der
Bewerbungsschriften ihren Namen nennen oder sich eines Motto bedienen wollen.
Geschieht das Letztere, so ist der Name in einem versiegelten Couvert
niederzulegen, dessen Eröffnung nur bei Zuertheilung eines Preises erfolgen
würde.
11) Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises erfolgt durch den Ausschuſs
und das Direktorium des Vereins in einer dazu anberaumten gemeinschaftlichen
Sitzung. Denselben bleibt überlassen, ob sie vor der Entscheidung eine Abhörung
von Sachverständigen anordnen wollen. Die Entscheidung wird bis zum 1. April
1888 erfolgen und durch die Vereins-Zeitschrift veröffentlicht werden.
12) Wenn von den eingegangenen Preisbewegungen zwei oder mehrere die sämmtlichen
für die Preisvertheilung gestellten Bedingungen erfüllen, so bleibt der
Entscheidung des Ausschusses und Direktoriums des Vereins vorbehalten, entweder
den Preis demjenigen Bewerber zuzuerkennen, welcher die günstigste Lösung
gebracht hat, oder den Preis unter diese Bewerber zu theilen, sofern nicht eine
Erhöhung desselben beliebt wird.
Berlin, 31. März 1887.
Verein für Rübenzucker-Industrie des Deutschen
Reiches.
Das Direktorium.
Kieschke. Lingner. Dr. Sickel.