Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 94 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Létang's elektrische Bogenlampe.
In der elektrischen Bogenlampe, welche Létang der
französischen Akademie der Wissenschaften vorgelegt hat, ähnelt der einfache und
starke Regulator des Abstandes der Kohlenstäbe in seiner Einrichtung sehr einer
elektrischen Klingel. Nach den Annales industrielles,
1887, S. 130 befindet sich ein Elektromagnet in einem Nebenschlusse zu den
Kohlenstäben und zieht seinen Anker nur dann an, wenn der Strom im Nebenschlusse zu
Folge zu groſs gewordenen Abstandes der Kohlenspitzen von einander eine gewisse
Stärke erreicht hat. Bei Anziehung des Ankers wird der Stromweg durch den
Elektromagnet unterbrochen und die Abreiſsfeder führt den Anker wieder zurück und
schlieſst den Strom von Neuem. Die so erzeugte schwingende Bewegung überträgt sich
auf eine Bremse, welche die Kohlen in einer vorgeschriebenen Entfernung erhält und
sie schrittweise einander nähert.
Eine solche Lampe mit kleinem Bogen gibt 12 Carcel ungefähr bei einem Strom von 3
Ampère und 50 Volt elektromotorischer Kraft; das macht etwa 1,56 Watt auf 1 Kerze.
Die Leistung ist am gröſsten bei Hintereinanderschaltung der Lampen, nämlich nahezu
1,13 Watt auf 1 Kerze. Die Lampe ist vorzüglich für schwache Lichtstärken bestimmt,
arbeitet aber auch gut mit groſsem Bogen und starken Strömen.
J. Popper's Daniell-Normalelement.
Mit dem in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887 * S.
498 ausführlich beschrieben (Daniell-)Normalelemente will Ingenieur Joseph Popper in Wien folgende Bedingungen
erfüllen:
Das Element soll so constant sein, daſs wenn es mit groſsen äuſseren Widerständen
geschlossen wird, die einmal gemessene elektromotorische Kraft bis auf Bruchtheile
von Procenten für alle Messungen als identisch angesehen werden kann.
Es soll ein zufälliger kurzer Schluſs keine Störung in der Anwendbarkeit
hervorbringen.
Es soll das Element durch sich selbst controlirt werden können, falls man bezüglich
einer vorgenommenen Benutzung desselben irgendwelche Befürchtung einer Ungenauigkeit
hegt.
Der Temperaturcoëfficient soll möglichst gering sein.
Die Herstellung des Elementes soll möglichst einfach und nicht von mit kleinlicher
Strenge auszuführenden chemischen Verfahren bei der Zubereitung der dasselbe
zusammensetzenden Substanzen abhängig sein; die Stoffe selbst sollen möglichst
gangbare, leicht zu beschaffende sein.
Endlich, als eine seiner wichtigsten Eigenschaften, soll das Element, ohne alle
Gefahr des Verderbens oder Zerbrechens, tragbar und klein sein.
Um nun einen geringen Temperaturcoëfficienten zu bekommen, wählte Popper eine Daniell-Anordnung; um eine genau bestimmbare Zusammensetzung der Flüssigkeiten
(Zink- und Kupfervitriol) zu erhalten, wählte er (wie v.
Beetz vgl. 1885 258 497) concentrirte Lösungen;
um jede Aenderung der Beschaffenheit der Flüssigkeiten im Laufe der Zeit, bezieh.
des Gebrauches, hintanzuhalten, construirte er das Element derart, daſs überhaupt
nie mehr als ein einmaliger Gebrauch einer bestimmten (sehr kleinen) Menge der
Flüssigkeiten ins Auge gefaſst, also der Grundgedanke durchgeführt wird, für jede
einzelne Messung ein neues Element aufzubauen, das mit Sicherheit aus stets gleichen
Bestandtheilen besteht, um es sofort nach vollzogener Messung zu vernichten und für
eine spätere Messung abermals ein neues derartiges Element herzustellen.
Wenn das Element aufgebaut ist, so besteht es aus einer kleinen Kupferplatte, darüber
einer vorher in das Kupfervitriol getauchten – nicht zu dünnen – Leinwandscheibe,
einer auf dieser liegenden, im Durchmesser beträchtlich gröſseren Scheibe von
Pergamentpapier, sodann einer auf dieser liegenden, vorher in das Zinkvitriol
getauchten Leinwandscheibe von gleicher Gröſse mit der ersten, aus einer sehr dünnen
amalgamirten Zinkplatte und endlich aus einer dicken Zinkscheibe. Bei jeder Messung
kommen 2 frische Leinwandscheiben, 1 neue Pergamentpapierscheibe und 1 neue
amalgamirte Zinkscheibe
zur Verwendung. Das Element wird zwischen dem Mittel- und Obertheile einer
Holzbüchse aufgebaut, in deren Untertheile sich drei Höhlungen für die beiden
concentrirten Vitriollösungen und reines Wasser enthaltende Probirgläschen und zwei
Höhlungen für einen Kupfer- bezieh. Zinkdraht und einer Kupfer- bezieh. Zinkpincette
befinden, welche zum Eintauchen der Scheiben und dem Glattstreichen derselben auf
den Platten benutzt werden.
Case's galvanisches Platin-Kohle-Element.
In dem Elemente von Case in New-York bildet die Kohle
nach Annales industrielles, 17. Oktober 1887 S. 490 die
positive, lösliche Elektrode. Sie steht in einem porösen Gefäſse, innerhalb des
äuſseren Glas- oder Steingutgefäſses, in welchem sich eine Platinplatte befindet.
Das innere Gefäſs enthält noch Kohlenstücke, die im Voraus mit Schwefelsäure
getränkt sind. Auch das äuſsere Gefäſs ist mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt.
Setzt man letzterer Säure Kalichlorat zu, in kleineren Mengen auf einmal, so bildet
sich auſser andern auch Chlorsuperoxyd, ein orangefarbenes Gas, das sich in der
Flüssigkeit nach und nach löst und sie färbt. So wie die Flüssigkeit deutlich roth
geworden ist, hört man mit dem Zusetzen auf. Das Superoxyd dringt allmählich durch
das poröse Gefäſs und oxydirt die Kohle; es entfärbt sich dabei und nun muſs neues
Kalichlorat zugesetzt werden. Das Chlorsuperoxyd zersetzt sich im Licht und
explodirt bei 600 C. Daher wählt man dunkles Glas zum äuſseren Gefäſs und schlieſst
das Element. Die elektromotorische Kraft soll 1,25 Volt sein.
Elieson's Elektromotorantrieb für Straſsenbahnwagen
u.a.
Die sich durch ihre eigenthümliche Antriebsvorrichtung (1886 261 * 65) auszeichnende elektrische Locomotive Elieson's ist nach Engineering, 14. Oktober
1887 Bd. 44 S. 413 mehrere Wochen auf der von Manor Park nach Stratford führenden
Linie der North Metropolitain Tramways Company in
Betrieb gewesen. 6 solche Locomotiven haben seit Anfang August ohne Störung täglich
Dienst gethan und jede wöchentlich ungefähr 8000km
zurückgelegt; die Zahl der wöchentlich beförderten Fahrgäste beträgt über 5000. Die
Gesellschaft schätzt die Beförderungskosten für jeden Wagen auf 32 Pf., gegenüber 40
Pf. bei Pferdebetrieb.
Auſserdem ist eine elektrische Yacht „Countess“ gebaut und von R. E. Crompton und Co. mit einem elektrischen Motor
ausgerüstet worden, der 60e leisten kann, während
die ihn treibenden Batterien zur Zeit nur 20e
liefern. Die Yacht miſst 27m,5; Geschwindigkeit
11km in der Stunde, Der Anker macht 1000
Umdrehungen in der Minute, die lothrechte Welle des Motors 100 Umdrehungen, die
Welle der Schiffsschraube 200.
E. Mercadier's Radiophonempfänger aus Selen.
Der Empfänger, welchen E. Mercadier 1881 für die Zwecke
der Radiophonie (vgl. 1881 240 318. 241 313. 1882 243 * 83 in den Comptes rendus vorgeschlagen hatte, enthielt eine sehr
dünne Lage Selen, die während der Schmelzung auf die Schnittfläche zweier dünner,
durch einen Papierstreifen getrennter Metallbänder aufgebracht wurde. Dabei konnte
der Schicht weder eine gleichmäſsige, noch eine genau bestimmte Dicke gegeben
werden, weshalb unter gleichen Umständen hergestellte Apparate sehr verschiedenen
Widerstand besaſsen; auch schuppte sich das Selen leicht ab und dadurch veränderte
sich wiederum der Widerstand.
Daher stellt Mercadier Selenempfänger mit groſsem
Widerstand nach Comptes rendus, 1887 Bd. 105 S. 801
jetzt so her: Auf zwei dünne Messingplatten wird ein Asbeststreifen gewickelt, dann
legt man dieselben neben einander und befestigt sie in ihrer Lage gegen einander
mittels zweier kleiner Querstücke aus Ebonit oder Elfenbein; darauf wickelt man, mit
Hilfe einer Schraube mit doppeltem Gewinde, über den so gebildeten Block zwei
Messing- oder Platindrähte, die zwei in einem Abstande von etwa 1mm neben einander laufende schraubenförmige
Bewickelungen bilden; die Enden der Drähte werden an zwei Messingplatten befestigt.
Der Apparat wird dann so stark erhitzt, daſs ein über seine Oberfläche geführter Selenstift ohne
Schwierigkeit schmilzt und zwischen die beiden Drähte eine Lage Selen von genau
bestimmter Dicke ablagert, die auf dem isolirenden Asbestgrunde ruht und der durch
die Drähte die nöthige Festigkeit gegeben wird. Das Ganze kommt in eine durch eine
Glasplatte geschlossene Büchse.
Der erste 1881 von Duboscq hergestellte derartige
Apparat ist seitdem zu allerlei Radiophon-Versuchen benutzt worden und hat seinen
Widerstand von etwa 300000 Einheiten in diesen 6 Jahren auffallend unveränderlich
erhalten. Andere in gleicher Weise hergestellte Apparate desgleichen. Bei Verwendung
von Schrauben mit anderer Ganghöhe kann man bequem andere Widerstände erlangen,
nicht gut aber unter 100000 Einheiten.
Diese Radiophon-Empfänger eignen sich daher für Schlieſsungskreise mit ebenfalls
groſsem Widerstand. Mercadier erhielt z.B. mit einem
solchen Empfänger gute Ergebnisse, als er ihn mit einem Telephon und einigen Daniell-Elementen in eine Telegraphenleitung von 800km Länge einschaltete.
Ueber die Bestimmung von Ammoniak.
J. M. Milne erwähnt im Journal
of the Society of Chemical Industry, 1887 Bd. 6 S. 423, daſs er die von der
deutschen Commission vorgeschlagene Methode zur Bestimmung von Ammoniak durch Kochen
mit Magnesia statt Aetznatron seit längerer Zeit mit
bestem Erfolg angewendet habe.
P. N.
Bücher-Anzeigen.
Die Maschinen und Geräthe für
Weinbereitung und Kellerwirthschaft. Ein Rathgeber bei deren Wahl und
Gebrauch für den Praktiker von Antonio dal Piaz. Wien.
Carl Gerold's Sohn. 176 Seiten.
An der Hand guter Illustrationen erläutert der Verfasser den Gebrauch der Geräthe für
1) Weinlese, 2) Kellerei, 3) Flaschenweine, 4) Schaumweine. Eingehender sind
besonders die Geräthe für die neueren Methoden beschrieben und ist zum Schluſs ein
Verzeichniſs empfehlenswerther Bezugsquellen mitgetheilt.
Astronomischer Wandkalender für das
Jahr 1888, gezeichnet von Manojlovits, Text
von Zelbr. Verlag von Carl Gerold Sohn. Wien.
Neben dem Kalendarium für die Stellung der Himmelskörper unseres Sonnensystem es wird
in 3 gröſseren Buntdruckfiguren der scheinbare Lauf derselben und die Stellung des
Voll- und Neumondes gezeigt.
Das Locomotivführer-Examen, ein
Fragebuch aus: „Die Schule des Locomotivführers.“ Von J. Brosius und R. Koch. Sechste Auflage. Wiesbaden. J.
F. Bergmann. 50 Seiten. (0,8 Mark.)
Das Werkchen kann dem Locomotivführer als Prüfstein dienen, ob er den Stoff der
„Schule“ verstanden und im Gedächtniſs hat. Die hinter jeder Frage
befindliche Zahl weist auf die Seite der Schule hin, welche die Antwort enthält. Wir
halten den Gebrauch dieses Hilfsmittels für sehr fördernd.